Das unermessliche Universum und die zahllosen Welten - Bruno Giordano - E-Book

Das unermessliche Universum und die zahllosen Welten E-Book

Bruno Giordano

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Beschreibung

Der Naturphilosoph Giordano Bruno (1548-1600) wagte es, der herrschenden Meinung seiner Zeit zu widersprechen, dass um eine feststehende Erde Kristallschalen kreisen, an denen die Sterne befestigt sind. Er sagte, dass die Fixsterne Sonnen sind, die frei im Raum schweben, dass der Raum unendlich ist, und dass es unendlich viele Sonnen und Planeten gibt, die wie unsere Erde bewohnt sind. Diese Vision stellte er in seinem Werk "Das unermessliche Universum und die zahllosen Welten vor", das in acht Bücher unterteilt ist. Mehr über die Bücher Giordano Brunos unter https://erikarojas.de/GiordanoBruno/GB.html

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Das unermessliche Universum und die zahllosen Welten

Vorwort1. Buch2. Buch3. Buch4. Buch5. Buch6. Buch7. Buch8. BuchImpressum

Vorwort

Autorenname

Im Buch „De Immenso“ widerlegte Giordano Bruno die in seiner Zeit herrschende Vorstellung vom Universum. Die Erde sollte unbeweglich im Zentrum des Universums ruhen, und die Sonne, die Planeten und die Fixsterne an Kristallschalen befestigt sein, die einmal täglich die Erde umkreisen.  Vor allem die katholische Kirche verteidigte das von Aristoteles überlieferte Weltbild. Wer es in Frage stellte, musste mit einer "peinlichen Befragung" rechnen.

Mit beißendem Spott wehrte sich Giordano Bruno gegen dieses Denkverbot und entwickelte die Vision eines unendlichen Universums. In seiner Auseinandersetzung mit dem geozentrischen Weltbild, mit den sich ewig um die Erde als Mittelpunkt drehenden Kreisschalen, an denen die Sterne wie Lampions festgeklebt sein sollten, ließ Giordano Bruno kaum eine sarkastische Verspottung oder witzige Ironie aus. Die Doktoren, die in ihren Talaren von den Lehrstühlen herab den Leuten Albernheiten erzählten, die höchstens als Märchen für kleine Kinder zu gebrauchen waren, die Kuttenträger, die aus lauter Geldgier die Menschen verdummten und ihnen mit ihren Dogmen von Hölle und Gericht Angst einjagten, wurden ebenso zum Gespött wie Aristoteles selbst, der als unantastbare Autorität herrschte, oder die Macht, die all dies zementierte, die schwarzen Henker der Inquisition, die jede Kritik im Keim erstickten.

Obwohl Giordano Bruno viele Gedanken der Moderne vorwegnahm, entspricht sein Bild vom lebendigen, von Spiritualität erfüllten Weltall, in dem die Götter tanzen, sicher nicht dem rationalen und materialistischen Weltbild der modernen Naturwissenschaften. Andererseits sind die in diesem Buch behandelten Grundfragen, wie die Endlichkeit oder Unendlichkeit des Weltalls, die Beziehung zwischen Raum und Materie oder das Wesen der Schwerkraft, auch heute noch unbeantwortet. Vor allem ein Aspekt des Universums wird jedoch in diesem Buch deutlich, dessen wir uns heute kaum noch bewusst sind, obwohl er unser Leben zentral steuert, denn das Universum war und ist für den Menschen das Spiegelbild seiner Transzendenz, was oder wie er sie sich auch immer vorstellt. Das Bild der glänzenden, wandernden Sterne, des leuchtenden Mondes in der Nacht und der Sonne, die jeden Morgen die Dunkelheit der Nacht besiegt, war für den Menschen seit Urzeiten ein Sinnbild seiner eigenen Einbindung in einen größeren, transzendenten Zusammenhang.

Transzendenz jedoch gibt nicht nur Sinn und Identität, sondern war auch stets ein Mittel, um Macht über Menschen zu erlangen. Seit den sumerischen und babylonischen Astrologen, Stonehenge und den Pyramiden ist deshalb das Reich der Sterne eine Staatsangelegenheit. Die unveränderliche, festgefügte Endlichkeit kosmischer Ordnung spiegelte nicht nur den absoluten Machtanspruch babylonischer Herrscher wider, sondern auch den absoluten Anspruch auf religiöse Autorität des Papstes. Wie die Sterne, die Planeten, der Mond und die Sonne am Himmel innerhalb eines starren Systems um die Erde kreisten, sollten gemäß der Ordnung und Norm eines für alle Zeiten festgelegten kollektiven Gefüges die Menschen um das Zentrum der Macht kreisen, und es galt als subversiv, diese Ordnung in Frage zu stellen und sich als denkendes Individuum dem gläubigen Kollektiv gegenüberzustellen. 

Diese finsteren, grausamen und unfreien Zeiten haben wir modernen Menschen hinter uns. Heute herrscht Meinungsfreiheit und Demokratie, so klopft man sich auf die Schulter. Bei dieser Freude bleibt allerdings ein schaler Nachgeschmack. War da nicht noch was? Ist es überhaupt vorstellbar, dass heute ein Mensch nur wegen seiner Meinung über Astronomie verurteilt wird? Ist Inquisition heute überhaupt noch nötig? Ist der moderne Mensch wirklich freier oder sind die Methoden der Unterdrückung nur subtiler geworden?

Wenn Giordano Bruno schreibt, dass schon die Jugend lernt, nicht selbst zu sehen, sondern mehr den Augen anderer als den eigenen zu vertrauen, könnte man dies für eine Beschreibung der modernen Mediengesellschaft halten. Wenn er schreibt, dass die Menschen dazu angehalten werden, nachzuplappern, was bereits vor ihnen gedacht und für wahr gehalten wurde, so erinnert das an unsere Schulen und Universitäten. Von Kindesbeinen an lernen die Menschen damals wie heute, nicht zu denken, sondern die Gedanken anderer zu wiederholen, nicht zu erkennen, sondern die Erkenntnisse anderer auswendig zu lernen. Sie werden konditioniert auf die Abhängigkeit von einer Wirklichkeit aus zweiter Hand. „Wirklich“ ist nicht, was der Mensch erlebt, erfährt und empfindet, sondern was andere erlebt, erfahren und empfunden haben, was man im Fernsehen, Internet oder Kino sieht, im Radio hört oder in der Zeitung liest. Die eigene Wirklichkeit wird mehr und mehr als langweilig, minderwertig, ergänzungsbedürftig und irreal empfunden.

Aber was hat das mit dem Weltall zu tun und mit unserer Vorstellung vom Universum? Wie oben, so unten, sagte Hermes Trismegistus. Wenn im modernen All öde Gesteinsbrocken mehr oder weniger sinnlos durch eine noch ödere Leere rasen, dann sieht sich darin auch der moderne, individualisierte Mensch, der mit aberwitziger Geschwindigkeit und viel PS durch die fragmentierte Wirklichkeit der modernen Gesellschaft rast, um nur ja nicht den Anschluss zu verpassen. Wenn die Astronomen heute vom Urknall erzählen, von einem Universum, das sich in rasender Geschwindigkeit ausdehnt, um sich entweder im Nichts zu verlieren und einen Kältetod zu sterben oder mit einem großen Knall zu implodieren, wenn sich der Prozess umkehrt, lässt Rückschlüsse auf des Bild zu,  das die Menschheit von ihrem eigenen Schicksal hat.

Was aber unterscheidet die leere und öde Entgrenztheit des modernen Weltalls vom unendlichen Universum Giordano Brunos, in dem die Götter tanzen? Da es zum Wesen der Entgrenzung gehört, den Menschen auf seine individuelle Existenz zurückzuwerfen, hängt der Unterschied davon ab, ob er dies als Verlust oder Befreiung empfindet, und ob Individualismus zu Individualität führen kann. An diesem Punkt steht sowohl die Religion als auch das wissenschaftliche Weltbild dem Menschen im Weg, denn für die Kirchen ist Individualität immer suspekt und vom Ansatz her „sündig“, und für die Wissenschaft mit ihrer Forderung nach der Wiederholbarkeit jedes Experiments ist das Individuelle ein nach Möglichkeit zu eliminierender Störfaktor. Deshalb bleibt der moderne Individualist trotz aller Neuzeitlichkeit und allen Fortschritts ein verwaister Kollektivmensch ohne Kollektiv, der nach Ersatzbefriedigungen sucht für den Verlust verbindlicher Normen und Hierarchien.

Wer dagegen nicht ein mehr oder weniger zufälliges kulturelles Kollektiv als Medium von Sinn und Transzendenz betrachtet, sondern das eigene Sein, seine eigene individuelle Spiritualität oder seine Seele, die für Giordano Bruno in Beziehung zur Weltseele stand, wird diese Entgrenzung als Befreiung empfinden. Auf diese Weise ist jede Mystik im Grunde ein Akt der Rebellion, ist „antiautoritär“, denn sie achtet wie Giordano Bruno nur die Autorität der eigenen inneren Erfahrung. Dieser Prozess der mystischen Individuation als ein Dialog zwischen Mensch und Unendlichkeit, Mensch und Universum und letzten Endes Mensch und Gott ist das eigentliche Thema dieses Buches.

1. Buch

Giordano Bruno

Das unermessliche Universum und die zahllosen Welten

(DE IMMENSO ET INNUMERABILIBUS

SEU DE UNIVERSO ET MUNDIS)

Übersetzt von

Erika Rojas

_____

JORDANUS BRUNUS NOLANUS

Das Unermessliche und Unzählbare

oder das Universum und die Welten

Dem edlen und ehrwürdigen Helden Heinrich Julius,

Herzog von Braunschweig und Lüneburg,

Bischof von Halberstadt, etc.

______

WIDMUNGSSCHREIBEN UND AUFSCHLÜSSELUNG

_____

DEM EDLEN UND EHRWÜRDIGEN FÜRSTEN

HEINRICH JULIUS, HERZOG VON BRAUNSCHWEIG

UND LÜNEBURG, BISCHOF VON HALBERSTADT

JORDANUS B.N.S.

Zuerst bei den Ägyptern, dann aber auch bei den Persern und Römern (der Beste als der Erste) war es Brauch, dass Weise Könige wurden und Könige Priester waren. Wer sich durch Wissen, Macht und Einfluss auszeichnete, wurde deshalb Trismegistus genannt. Dort unterdrückte der arme Philosoph nicht wegen schmählicher Furcht vor den Mächtigen seine Wahrnehmung der Natur und das Licht des Denkens, um als Heuchler unrühmlich für den Applaus von Würdenträgern die Wahrheit zu verfälschen. Der König brachte nicht die Verhältnisse in Unordnung, zersplitterte das Königreich und setzte sich selbst der Schmach aus, weil er auf die Stimme eines einzigen dreisten und geschmacklosen Schmeichlers hörte und in der Hoffnung auf den Himmel und aus Furcht vor der Hölle zum Götzen, Arm und Werkzeug von Ruhmlosigkeit, Dummheit und Bosheit wurde. Die Gesetze, die Religion und die Kultur, die in Übereinstimmung mit der Auffassungsfähigkeit, dem Nutzen und der Abwehr jedes Volkes der Stabilität, dem Wachstum und der Verteidigung des Staates dienten, gleichgültig ob sie erfunden, erforschtoder offenbart waren, wurden daraufhin nicht durch die Vorspiegelungen verschiedener Arten von Betrügern zum Brennstoff von Täuschungen, zum Zunder des Missbrauchs und zum Feuer des allgemeinen Aufruhrs. Hervorragend, ausgezeichnet und unübertroffen wirkten so als gleichsam dreifaches Band die Klugheit in der Staatsführung, die Macht zu handeln und die Vernunft in der Durchführung zum Ruhme des Fürsten, zum Nutzen des Staates und waren ein Beispiel für ihr Zeitalter. So denke ich, dass er als Weiser, der Dinge mächtig oder auch sie verachtend, nicht aus Habsucht für Lohn die Unwahrheit sagte. Als Priester täuschte er nicht aus unwürdigem Ehrgeiz, denn er besaß selbst die Ehre des Adels. Als König war er begabt mit dem Licht der Wahrheit, der Glut der Frömmigkeit und edler Würde, um Weisheit und Güte in die Brust der Menschen einzupflanzen. Er zeigte sich als wahres Abbild der Göttlichkeit unter den Menschen, denn keinem war er in irgendetwas unterlegen.

Wird man nun unter einem Kopf voller Dummheit und einer Brust (oder einem Aufbewahrungsort) voller widersinniger Einflüsterungen als Arm der Macht eine bessere Figur machen als ein einzelner, sehr starker Dummkopf, der durch Glück und Zufall inmitten eines einfachen, zitternden und wehrlosen Volkes ein tödliches, zweischneidiges Schwert schwingt? Diesem lehrte nämlich eine gemeine Herde Bauern die Sitten, von akademischen Grammatikkünstlern wurde er in unverschämten Verfänglichkeiten unterrichtet, und in einer schläfrigen Höhle der Melancholie voller Blendwerk wurde ihm von einem Verkünder des Geheimen und armseligen Emissär eines zürnenden Gottes seit seiner Jugend der Becher der Unbildung, der Dummheit und der Gottlosigkeit bis zur vollkommenen Trunkenheit gereicht.

Was nun das Vorliegende betrifft, so habe ich ein einfacheres Gemüt als die Redner nach den Regeln der Rhetorik oder Eure nicht minder begabte und durch einen gewissen inneren Genius erstarkte edle Hoheit, deren Fähigkeiten, Wohlwollen und Gaben von einem anderen Ort erworben sein mögen. Dies beweist durch ihren auserlesenen Glanz auch Eure vornehme und erfahrene Kurie, die aus den wichtigsten Vertretern des Adels und der Intelligenz besteht, jedes Zeichen von Ruhm besitzt (und die Euch immer so diente, wie sie Euch jetzt dient). So treffen in der Tat in Eurer Hoheit die Natur, die Begabung und das Glück zusammen, so dass Ihr durch die glückliche Natur des Volkes, die geistige Bestimmung des Priesters und durch die natürliche Veranlagung mit Recht der Leiter der Universität seid, die in diesem Jahrhundert wahrscheinlich die beste ist. So seid Ihr durch göttlichen Rat aus dreifachem Grund ein Würdenträger, denn Ihr legt weise vorausdenkend fest, führt machtvoll aus und bewahrt und verteidigt ohne Tadel. Mir, dem sich in Deutschland wie in einer friedlicheren Region Europas in dieser wechselhaften Zeit nicht so sehr auf Grund von Berichten, sondern durch eigene Wahrnehmung und verbürgte Erfahrung der leuchtende Ruhm des Herzogs zeigte, würde es ein unmenschliches, profanes und unwürdiges Benehmen erscheinen, wenn ich dieses Ebenbild des Göttlichen nicht durch irgendeine mögliche Widmung ausdrücklich beschenken, hochachten und verehren könnte. Dreimal also biete ich Euch, dreimal großer Fürst, das Geschenk aus der Schatulle meiner Wenigkeit an, erstens dem Gelehrten und Weisen, zweitens dem Bischof und Eingeweihten des Heiligen und drittens dem Fürsten und Hirten des Volkes.

Es liegt als erstes das Buch vom Kleinsten, vom Großen und vom Maß bei, dessen Lehre, Erkenntnis und Unterweisung das Verständnis der ersten Prinzipien betrachtet. Im zweiten Buch über die Monade, die Zahl und die Gestalt werden durch die Offenbarung, den Glauben und die Prophezeiung gewisse Grundlagen oder Merkmale der Vorstellungskraft, der Meinungen und der Erfahrungen erkannt. Der dritte Teil des Buches vom Unermesslichen, Unzählbaren und Ungestaltbaren im Universum stellt auf klare, sichere und unumstößliche Weise dar, wie die Gemeinschaft der Welten geordnet ist, dass ein einziges, unendliches Reich einer unendlichen Macht unterstellt ist, und dass sich die Ordnung der Natur auf logisch begreifbare und nicht logisch begreifbare Weise offenbart. Im ersten Buch streben wir eifrig, im zweiten fragen wir ohne Gewissheit, und im dritten forschen wir mit klarer Erkenntnis. Im ersten überwiegen die Sinne, im zweiten die Worte, im dritten die Realität. Das erste bezieht sich auf das uns Angeborene, das zweite auf das Gehörte, das dritte auf das Erforschte. Das erste folgt sicher der mathematischen Methode, das zweite der göttlichen (soweit möglich), das dritte in Wahrheit der natürlichen. 

Das erste hat einfache Objekte, das zweite abstrakte, das dritte zusammengesetzte. Im ersten hat das Wissen einen Körper, im zweiten einen Schatten, im dritten eine Seele. Im ersten Buch sind die Teile die Begrenzung, das Minimum und die Größe, die Grundlagen sind die Linie, der Winkel und das Dreieck, und die Lehrer sind die Tempel Apolls, Minervas und der Venus, die aus sich berührenden, durchdringenden und enthaltenden Kreisen erbaut sind. Diese umfassen, untersuchen und erklären kraft der Definitionen, Axiome und Theoreme alle Gestalten, Zahlen und Maße. Im zweiten ist die Monade die Substanz des Seienden, die Zahl ist seine innere Qualität oder sein spezifisches Unterscheidungsmerkmal, die Gestalt ist äußeres Akzidens und Zeichen. Die Monade sehen wir im Kreis, die Zahl in der dreifachen Triade der übrigen Archetypen, die Gestalt grundsätzlich zwar im Einzelnen, in der Realität jedoch in allem. Durch die Monade stimmt alles überein, durch die Zahl unterscheidet es sich voneinander, durch die Gestalt steht es im Gegensatz zueinander. Denn die Monade ist die unteilbare Substanz des Seienden, die Zahl ist eine gewisse Entfaltung der Substanz, die Gestalt jedoch breitet sich von der Lage und Ordnung des entfalteten Ursprungs her aus. Durch die Monade ist jedes absolut wahr, durch die Zahl ist es auf seine eigene Weise gut, durch die Gestalt ist es durch ein bestimmtes Maß schön. Denn die Wahrheit zeigt sich an jedem Ort auf andere Weise, das Gute ist für jeden und an jedem Ort etwas anderes, das Schöne zeigt sich für jeden, an jedem Ort und zu jeder Zeit auf andere Weise. Was sich gut verhält, lehrt die Monade zu bleiben, was sich schlecht verhält, den Ort zu wechseln, die Zahl gibt den Namen und die Gestalt den Habitus. 

Im dritten Buch wird von der Dunkelheit durch die Farben der Zugang zum Licht eröffnet. Die Unterscheidung zwischen dem Ende, dem Endlichen und dem Unendlichen wird betrachtet, andererseits zwischen dem Bewirkenden, dem Element und der Wirkung, sodann zwischen der Bewegung, der Ruhe und der Unbeweglichkeit. Es wird gezeigt, dass im Universum die wichtigsten Elemente das Wasser, das Licht und die Luft sind, die wichtigsten Seinsformen (unter einem einzigen existierenden und von jeder Ordnung losgelösten Schöpfer) Sonne, Erde und Himmel. So ist es ein Hindernis für die Naturwissenschaften und der hauptsächliche Grund für Unwissenheit, dass die Übereinstimmung des Seienden in der Substanz, in der Bewegung und in der Kraft nicht erkannt wird. Die Vollkommenheit des Universums beruht auf der Einheit, der Wahrheit und der Güte, auf der Wirksamkeit der aktiven Potenz, auf der Bereitschaft der passiven Potenz und auf der Vorzüglichkeit der Wirkungen. Diese Vollkommenheit kann nur in der unzählbaren Vielheit, in der unermesslichen Größe und in der geschauten Schönheit der harmonischen Ordnung wahr sein. So wird alles Wissen erforscht, gelenkt und angewandt. Auch wird es auf einer einzigen Stufenleiter in einer dreifachen Ordnung unterteilt, so dass sich mit der Kürze die Einfachheit, mit der Einfachheit die Wahrheit und mit der Wahrheit die Gewissheit verbindet. In der Tat wird im Seienden die Vorzüglichkeit, in der Verschiedenheit des Dargestellten die Ordnung und in der geringen Zahl der Mittel die Kraft betrachtet, durch welche die Natur sich zeigt, die Vernunft abwägt, und Gott alles in allem bewirkt. Dies halten die meisten, die es von weitem sehen, für hässlich und absurd. Wenn man es jedoch näher betrachtet, ist es schön und wahr, aus nächster Nähe ist es das Schönste und zugleich auch am sichersten Erwiesene. Vor seiner Gewissheit und Klarheit entfliehen jene dunklen Erdichtungen, die für wahr und schön gehalten werden, weil die Gewohnheit zu glauben es erzwingt. Sie werden durch die Waagschale des Denkens oder durch ihre Unhaltbarkeit als ungewiss und unschön erkannt und erweisen sich schließlich im Licht der Natur, das aus unseren Gedanken und Beweisen hervorleuchtet, als hässlich und unmöglich, wie weit sie auch fliehend davor zurückweichen mögen. Deshalb bitte ich Euch, Ehrwürdige Hoheit, dass Ihr es wie ein Weiser erkennend prüft, wie ein Bischof aufrichtig beurteilt, und wie ein Fürst mit Macht vor Verachtung, Ignoranz, Bosheit und Gemeinheit, vor Verleumdungen und Gewalt verteidigt. Als ich selbst die Dunkelheit mit Wagemut, dem Wort und der Feder bekämpfte, bezwang und vernichtete, so tat ich dies durch das Licht des Denkens, das mir beistand, durch die Sonne der Natur, die mir zustimmte, und durch die Gunst des höchsten Gottes, der mich dazu bestimmte. Ihn bitte ich, dass er unseren Geist mehr und mehr für die Wahrheit erleuchtet, darüber hinaus das Herz für die Güte entflammt und den Arm Eurer Edlen Hoheit weiter und herrlicher erhöht. Vale.

______

I. BUCH

______

I. KAPITEL

Es ist der Geist, der mich belebt

und der Brust die Empfindung einhaucht,

der an den Schultern Flügel wachsen lässt

und in edler Ordnung mein Herz

für das vorgezeichnete Ziel entflammt.

Nun können Schicksal und Tod verachtet werden.

Weit öffneten sich die geheimen Tore,

die wenige nur durchschreiten,

und zerbrochen sind die Ketten,

von denen wenige nur sich lösen.

Jahrhunderte, Jahre, Monate, Tage und ihre vielen Erben,

die Waffen der Zeit, viel härter noch als Stahl und Diamant,

vergeblich soll ihr Wüten bei uns sein.

Es zerteilt der Furchtlose

den unendlichen Raum mit den Flügeln,

erhebt sich, und kein Gerücht bewirkt,

dass ich an Kreisbahnen stoße, die der Irrtum

aus falschem Beginnen als wahr errichtet hat,

so dass die Erdichtung wie ein wirklicher Kerker uns umschließt,

als ob alles von diamantenen Mauern umgeben wäre.

Ein besserer Geist steht mir bei und zerstreut

den ausgebreiteten Nebel, der andere einschließen mag,

zertrümmert die Himmelsschalen und lässt ihr Bild vergehen,

so dass von allen Seiten leicht durchdringbare Luft sich zeigt.

Während ich so durch Glück und uraltes Streben,

auf einem sicheren Weg hoch oben wandere,

werde ich zum Führer, Ordner, Licht,

zum Propheten, Vater, Urheber, Weg.

Doch wenn ich aus dieser Welt mich erhebe

und die ätherischen Felder von allen Seiten durchstreife,

lasse ich andere, die sich bemühen,

erstaunt und verwundert weit hinter mir zurück.

Dass alles seinem Wesen gemäß zu dem ihm bestimmten Ziel hinstrebt, ist ein altbekannter Satz. Jedes aber sucht desto stärker und wirkungsvoller nach dem Guten, je vollkommener es von der Natur ausgestattet wurde. Deshalb bemüht sich das Einfache Einfaches, das Körperliche Körperliches und das Göttliche Göttliches zu erlangen. Unter allem richtet sich nur das Verlangen des Menschen auf ein zweifaches und gegensätzliches Gut, weil er entsprechend seiner Kräfte und Auffassungsfähigkeit bestmöglich mit Körper und Seele ausgestattet wurde. So erfreut er sich an allem, was um ihn in der großen Welt existiert, weil er es benötigt oder genießt. Aber er betrachtet auch die Ordnung, die Grundlagen und die Natur von allem, um seinen Adel zu verwirklichen und zu ergänzen. Er befindet sich in einem Grenzbereich zwischen der Ewigkeit und der Zeit, zwischen dem Archetypus und seinem Abbild, zwischen der intelligiblen und der sinnlich wahrnehmbaren Welt. So hat er am Wesen beider Welten teil, steht zwischen den Extremen und ist auf einer Mittellinie zwischen beiden angesiedelt. Er wendet sich jedoch desto mehr dem Geist als dem Körper zu, je mehr sein Wesen der inneren Natur entspricht, und er das Äußere als etwas Hinzugefügtes betrachtet. Denn das Geistige bleibt ewig als eines bestehen, das Körperliche ist nach beliebigen Gewichtungen auf immer wieder andere Weise zusammengesetzt und gestaltet. Das Geistige existiert völlig in sich selbst, das Körperliche aber existiert in Bezug auf anderes. Das Geistige ist das platonische Unteilbare, ist unbeeinflussbar, bewegt sich aus sich, hat Bestand durch seine Substanz, verweilt beim Göttlichen, ist Herr der Materie, frei von Materie, nicht zusammengesetzt, lebt aus sich, ist überall als Ganzes, hat unendliche Kraft, ist das Subjekt der ewigen Wahrheit, durch den göttlichen Geist formbar, es bewirkt und überwindet alles. Das Körperliche befindet sich unter allem, leidet durch alles, kann sich nur in sinnlich wahrnehmbarer Form verwirklichen, ist das Subjekt von Meinungen, seine Kraft ist überall endlich, es ist nirgendwo, es sei denn als Ganzes am ganzen Ort, es ist das Subjekt des Lebens, ein Werkzeug des Lebenden, es ist zusammengesetzt, der Materie zu eigen und der Form unterworfen, es ist fern vom Göttlichen, fluktuiert durch die Substanz, wird durch anderes bewegt, ist beeinflussbar und teilbar. Außerdem eilt und strebt es zu jedem Gut, was oder wie es auch sei. Wenn der Mensch deshalb nicht durch das Schicksal, sondern durch die Vernunft geleitet zu werden wünscht und ein besseres Los als die tierischen Lebewesen haben will, muss er seine Augen und seinen inneren Sinn dem Himmel um uns und den Welten – denn so nenne ich die Gestirne – zuwenden. Sie sind für ihn ein Gemälde, ein Buch oder auch ein Spiegel, in denen er die Zeichen, das Gesetz und das Sinnbild des höchsten Gutes erblicken, lesen und betrachten kann. In ihrer Ordnung und Gesetzmäßigkeit kann er im Gleichnis jene intelligiblen Eindrücke hervorrufen, in denen er wie sinnlich wahrnehmbar die höchsten Harmonien vernehmen kann, und er kann sich wie auf einer Leiter entsprechend der Stufen der Eindrücke zur Betrachtung einer anderen, himmlischen Welt erheben. So durchstreift er wie im Raum, in den er sich selbst versetzt, in Gedanken das Universum.

 Während er sich all diesem zuwendet und es ausführt, muss er sich in erster Linie davon leiten lassen, dass der Geist im ersten Wahren und der Wille im ersten Gut zur Ruhe kommen. Denn das menschliche Bewusstsein und Verlangen ist auf der Suche nach dem Guten niemals mit einem erreichbaren Gut zufrieden. Dies beweist, dass er nicht nach dem einzelnen Guten und Wahren strebt und verlangt, von dem es immer wieder anderes gibt, sondern nach dem universalen Guten und Wahren, außer und über dem es nichts Wahres und Gutes gibt. Denn sooft wir glauben, dass es darüber hinaus eine andere Wahrheit zu erkennen und ein anderes Gut zu erlangen gibt, suchen wir immer nach einem anderen Wahren und haben immer Verlangen nach einem anderen Gut. Solange also in der erkannten Wahrheit keine Grenze und im erreichten Gut nicht auch das Ende enthalten ist, bleiben das Forschen und Wünschen bestehen. Allem und jedem einzelnen ist dieses Verlangen eingepflanzt, damit alles entsteht. Alles verlangt immer zu sein, was es manchmal ist, überall zu sehen, was es an einem Ort sieht, im Ganzen zu besitzen, was es im Einzelnen besitzt, als Ganzes zu genießen, was es zu einem Teil genießt, alles zu beherrschen, als ob es dies auch könnte, und zugleich verlangt es auch, allem unterworfen zu werden. Es ist mit dem Erreichten nicht zufrieden, solange noch irgendetwas zu erreichen bleibt. So findet das Streben der Einzelwesen, gleichgültig ob sie körperlich oder unkörperlich sind, niemals eine Erfüllung, und durch die von Ewigkeit her erlangten einzelnen Formen sind sie doch in Ewigkeit nicht zufrieden und begehren die noch zu erlangenden Formen. Die Wahrnehmung begrenzt sich nicht selbst, denn in welche Richtung sie auch blickt, sieht sie immer und überall, dass sie sich in der Mitte des Horizonts befindet, auf der Erdoberfläche ebenso wie bei allem, was das Universum enthält, und sie wendet sich anderen zu betretenden Welten und anderen ausersehenen Orten zu. Die Phantasie und das Bewusstsein gehen über jede festgelegte Zahl und Größe und über jeden festgelegten Raum hinaus und machen weder bei einem mathematischen noch bei einem physischen Objekt jemals Halt. Denn sie sind Kinder des Unendlichen, und ebenso wie sie ein unendlicher Raum umgibt, sind auch ihre Möglichkeiten, ihr Fassungsvermögen, ihre Empfänglichkeit, ihre Formbarkeit und ihre Materie unendlich. Wenn also die universale Natur nicht weniger großartig sein soll als die Natur jedes einzelnen in ihrer Auffassungsfähigkeit, dann muss die universale Natur in ihrer Unermesslichkeit diesem Verlangen gleichkommen. Völlig unangemessen aber wäre es, wie klar zu erkennen ist, wenn man glaubt, dass die Intention und die Empfindung, die jedem einzelnen und allem angeboren und eingepflanzt wurden, untrennbar mit ihm verbunden sind und zu seinem Wesen gehören, sinnlos und vergeblich wären, weil sie sich auf ein falsches und unmögliches Objekt beziehen. Denn auf der anderen Seite würden sich die Natur und jenes universale Bewirkende (welchen Namen man ihm auch immer geben mag) mit einem endlichen Wahren und Guten zufriedengeben, und dadurch das unendliche Streben der Einzelwesen unredlich beschneiden, es unterdrücken und enttäuschen. Dann würden tatsächlich die Prinzipien des endlichen Guten, Wahren und Seienden dem schlechten, falschen und leeren Unendlichen gegenüberstehen. Auch würde es uns kaum durch das Erkennen dieses Lichts in Verwirrung stürzen, weil dann auch das Bestreben des gegenwärtigen Lebens getäuscht wäre. Denn jedes Einzelwesen will in der gegenwärtigen Form fortdauern. Der Grund dafür ist, dass die einzelne Materie nicht alle Verwirklichungen zugleich annehmen kann, sondern sie der Reihe nach und einzeln ergreift. Deshalb kennt und begehrt es nur die gegenwärtige Form. Durch das Gebot der Natur also will es immer existieren, durch diese Unwissenheit aber, die aus der Einschränkung der Form auf eine bestimmte Materie und der Materie auf eine bestimmte Form entsteht, will es immer sein, was es ist. Denn es kennt nicht das Andere, woher es kommt und wohin es geht. Wenn deshalb die Seele, der ein Pferdekörper gegeben wurde, wüsste, dass ihr auch ein menschlicher Körper und alles Übrige der Reihe nach verbleibt, wenn auch in einer gewissen unsicheren Ordnung, würde sie nicht traurig sein über die Beendigung des gegenwärtigen Lebens, die zu einem zukünftigen, nachfolgenden Leben entsprechend unzähliger Erscheinungsweisen führt. Die wissende Seele fürchtet den Tod nicht, ja sie wünscht ihn sich sogar manchmal und kommt ihm entgegen. So verbleiben für jede Substanz eine ewige Dauer, ein unermesslicher Raum und die Verwirklichung in allen Formen.

Meine Betrachtung folgt also keiner seichten oder gehaltlosen Richtung, sondern einer sehr wichtigen und eines vollkommenen Menschen würdigen. Dabei suche ich den Glanz, die Ausbreitung und die Offenbarung des Göttlichen und der Natur nicht in einem ägyptischen, syrischen, griechischen oder römischen Individuum, nicht in einer Speise, einem Trank oder, gemeinsam mit diesem Jahrhundert von Verwirrten, in noch wertloseren Dingen. Auch erfand ich das Ergebnis nicht oder träumte es, sondern ich betrachte es im erhabenen Palast des Allmächtigen, im unermesslichen Ätherraum und in der unendlichen Potenz der zweifachen Natur, die zu allem wird und alles hervorbringt. Deshalb können wir so viele Sterne, Welten oder, wie ich sie nenne, große Lebewesen und Götter betrachten, die ohne Zahl und Ende überall in ihren eigenen Bereichen und Ordnungen für den einen Höchsten zusammenklingen und tanzen. So zeigt sich durch das Ewige und Unermessliche des Sichtbaren und die Verwirklichung von Unzählbarem jene ewige und unermessliche Majestät und Güte unserem Bewusstsein. Zu seinen Ehren und für die Verkündigung seines Ruhms wird er durch die Existenz und die Harmonie zahlloser Götter oder Welten sogar für die Augen deutlich sichtbar verherrlicht. Diesem Unermesslichen entspricht kein Wohnsitz oder Tempel, der ein bestimmtes Maß hätte, und für das Erkennen und Verehren der Fülle seiner Majestät kann es keine zählbare Ordnung von Dienern geben. So wollen wir denn unsere Augen auf das alle Formen wiedergebende Bild des Gottes richten, der alle Formen enthält, und sein lebendiges und großartiges Gleichnis bewundern. Hier, wo gleichsam die Seele am Bug steht, das Leuchtfeuer der Sinne vorauseilt, und das Denken im Heck das Ruder hält, erhebt sich das Licht des Bewusstseins zum Aussichtspunkt, um den ganzen Horizont zu überblicken, das Vergangene in die Erinnerung zurückzurufen, das Gegenwärtige zu betrachten und die Zukunft vorherzusehen. Deshalb nannte Trismegistus den Menschen ein großes Wunder, der sich in Gott verwandeln kann, als ob er selbst Gott wäre, und der es wagt, alles zu werden, wie Gott alles ist. Er strebt nach dem Unendlichen, obgleich ihm überall Endliches begegnet, wie Gott unendlich, unermesslich und überall als Ganzes ist. 

II. KAPITEL

Die Trennung zwischen Licht und Finsternis, Tag und Nacht

Wie der an die Finsternis gewöhnte Gefangene,

der plötzlich aus tiefer Höhle hervorkommt ans Licht,

mit bestürztem Blick sich beklagt,

dass die Sonne mit ungewohnter Kraft ihn verletzt,

so wird, wen alltägliches Wissen bindet und fesselt,

und zu lange der Brauch törichter Rede betäubte,

nicht fähig sein, den glänzenden Strahl zu ertragen,

und du siehst ihn verwirrt vom Anblick der leuchtenden Sonne.

Doch deshalb darf nicht das Licht getadelt werden,

denn je mehr es strahlt, desto mehr ängstigt es ihn,

und je schöner es ist, desto heftiger verfolgt es

das wütende Kind der Nacht

mit dem immer grimmigen Blick einer Eule.

Die hohe, schwierige, seltene Müh‘ zu ertragen,

befiehlt mir der Geist, wenn er heilig,

während der blinde zum Abgrund treibt,

und die gefangenen Geister durch die heilige Ordnung

zum lieblichen Anblick des erhabenen Strahlens zu führen,

mit der die Natur den Olymp ausschmückt,

den keine Grenzen fesseln und der das Unermessliche fasst.

Es gibt keine Zahl, um die göttliche Macht zu preisen,

und sein Haus ist so groß wie die Kurie, die ihm dient.

Seinem Thron entspricht es, alles zu überragen,

und zu seiner unermesslichen Majestät

muss ein Tempel ohne Grenzen gehören.

Obwohl die Erde bis jetzt viele Arten

von lebenden Wesen hervorgebracht hat,

ist nur wenigen Menschengestalt gegeben,

und es gibt nur sehr wenig wahre Menschen,

die unter den vielen es wert sind, durch ihren hohen Sinn

mit den Göttern die Speisen zu teilen.

Nicht anders wird man es bei Maulwürfen sehen,

wenn sie irgendwo den freien Luftraum erblicken

und voll Schreck in die alten Höhlen zurückkehren wollen,

um von neuem den Rücken von Mutter Erde zu durchwühlen.

Und sobald der nächtliche Uhu,

den Sterblichen ein Omen des Unheils,

im Osten die erste Morgenröte erblickt,

und die sich öffnenden Tore zeigen, dass Mutter Erde

in schnellem Kreisen Vater Phöbus entgegeneilt,

flieht er und erträgt die strahlende Sonne nicht.

Der Herde ist es auferlegt, den Acheron zu verehren.

Den Leib zum Orkus gebeugt darf sie nicht

den Blick zum erhabenen Antlitz erheben

und auch nicht zum Bild einer leuchtenden Fackel.

Mit gebogenem Horn treibt ihre Gebieterin,

die Erinnys, diesen wiederum an und ruft jenen zurück.

Doch die glücklichen, sonnenverwandten Wesen,

die in dunkle Höhlen fliehen vor den Schatten der Nacht

und in den finsteren Schoß ihrer Mutter Erde,

blicken nach oben, und ihr Geist belebt sich von neuem,

wenn ihre Umdrehung

die Zeit der beschwerlichen Nacht beendet.

Sie atmen und danken dem gütigen Wechsel

und verehren mit klopfendem Herzen die Hallen des Ostens,

aus deren goldenen Stall der gelockte Apoll

den Wagen hervorlenkt, die Pfeile des Tages emporträgt

und am hohen Himmel willkommen als Mahner zum Werk

durch den Raum unseres Olymps seine Bahn zieht.

Dort versammelt er so viele Augen zu einem einzigen Auge,

dass Merkur mit der Kraft des Phöbus den Argus vernichtet.

Dazu bitte ich, wie es Euch auch immer auf den ersten Eindruck erscheinen mag – wenn ihr die Bezeichnung eines ungerechten Urteils für unangemessen haltet – betrachtet es zuerst, damit Ihr kennenlernt, was Euch als verrückt erscheint, oder was zumindest durch seine Begründungen verrückt sein könnte. So verbergen sich auch wohlschmeckende Kastanien unter einer stacheligen Schale, und unter Geheimwissen wurden zuweilen sehr wertvolle Schätze versteckt.

Oh schöner Knabe, glaube nicht zu sehr an das Äußere!

Dies ist ein Satz, der auf den ersten Blick und aus der Ferne dumm wirkt, und den ich nicht einer Erwiderung wert hielt, der näher besehen jedoch als möglich und aus nächster Nähe als wahr erfahren wird. Wenn er schließlich genauer geprüft wird, erweist er sich als ebenso notwendig wie äußerst offenkundig. 

Die Weisheit und die Gerechtigkeit begannen die Länder zu verlassen, als Sekten dazu übergingen, mit Meinungen Geld zu verdienen. Denn daraufhin bekämpfte man für die Meinung einer Partei den Gegner bis zur völligen Vernichtung, als ob es für das eigene Leben oder das Leben der Kinder wäre. Durch solche Siege wurden die Religion und die Philosophie zerstört, und Staaten, Königreiche und Regierungen zusammen mit ihren Weisen, Herrschern und dem Volk verwirrt, verdorben und vertrieben.

Hier wird nicht eine Philosophie vorgelegt, auf welche die Elendsten der Elenden ihre Blicke richten, die für den Broterwerb philosophieren, sondern diese Philosophie wendet sich nur an den edlen Sinn derer, die entweder ihren eigenen Anteil verbrauchen können oder auf eine andere Weise, als einer Meinung, einem Glauben oder einer Behauptung zu dienen, ihren Lebensunterhalt verdienen und die Erhabenheit der Wahrheit um ihrer selbst willen verehren und sie nicht verächtlichen Interessen unterwerfen.

Es ist nötig, zuerst reich zu werden und dann zu philosophieren. Reich ist, wer vieles besitzt, reicher, wer wenig benötigt, am reichsten, wer dies alles verachtet. Wer den Reichtum liebt, der trägt an dem Reichtum, den er hat, und ist unglücklich über den Reichtum, den er nicht hat. Seht deshalb auf welche Weise es nötig sein kann, zuerst ein Reicher und dann ein Philosoph zu werden! So bitte ich Euch, sich nicht durch die Geschichten von Plato und Aristoteles enttäuschen zu lassen. Denn Aristoteles bot für unveröffentlichte Schriften des verstorbenen Philosophen Speusippus drei attische Talente an, das sind in römischen Zahlen 72000. Plato dagegen kaufte drei Bücher des Pythagoreers Philolaus, nach denen er jenen berühmten Dialog Timaios geschrieben haben soll, für den Preis von zehntausend Denar. Man muss also zuerst reich werden und dann philosophieren. So entnehmen wir den Handlungsweisen dieser beiden berühmten Weisen, dass wir beliebig viele Reichtümer verschwenden sollten, um wahre Weisheit zu erlangen, nicht jedoch für Ruhm oder Ansehen.

III. KAPITEL

Die Verteilung der Weltengemeinschaften im Universum. Die Unterscheidung zwischen selbstleuchtenden und anderen Sternen. Warum Planeten, die um andere Sonnen kreisen, nicht gesehen werden.

Wie hier die Erde, der Mond, der geflügelte Merkur,

Saturn, Venus, Mars und Jupiter um die Sonne kreisen,

und – ich verrate – noch mehr an der Zahl,

doch die anderen sind nur manchmal oder niemals zu sehen,

so geschieht es auch um jede andere Sonne,

denn nach dem Gesetz der Natur muss die Flamme

ihre Linderung aus den Fluten erhalten.

Wie hier will der Größte, dass rund um ihn viele Kleinere kreisen,

um die fördernden Kräfte hin- und zurückzusenden,

wobei die richtige Entfernung den Frieden bringt,

denn ihr Leben und auch ihre Nahrung,

kommen aus Gegensätzen hervor, so dass sie

von ferne in harmonischem Abstand zusammenwirken,

und die sanfte Bewegung mäßigend ist für ihre Glut.

So kreisen viele Nymphen

um jeden singenden, spielenden Phöbus

und strömen zum Tanz herbei,

was mit lebhaftem Sinn und klarem Verstand wir sehen können,

denn ein Gesetz verbindet das Nahe und Ferne.

Die Ordnung der ersten Prinzipien ändert sich nicht,

auch wenn sie nicht immer zum selben Bild sich vereinen.

So macht sich nicht auf, die läuternde Wirkung

mit Übermut frevelhaft zu entweihen,

wer den Sinnen zeigen will, was sie nie sahen,

denn sie lassen uns nur eine einzige Sonne erkennen,

nur einen einzigen Mond und auch nur eine einzige Erde.

So sollen keine weiteren Planeten kreisen,

weil sie nicht sichtbar sind, und es soll

nur eine einzige Sonne mit größerem Körper geben,

weil unsere schwachen Sinne nur eine einzige sehen.

Durch dieses grobe Denken wird unterdrückt,

dass es unter den Fixsternen nicht nur eine einzige Sonne gibt,

sondern dass wir ebenso viele Sonnen wie Fixsterne sehen,

und dass ihren funkelnden Anblick

das rötliche Gelb des Feuers bewirkt.

Als ob sich die Entfernung verringern würde,

sieht man die Größeren durch ihre Masse,

doch nicht die Monde, die sie umkreisen.

So sehen wir, dass um ein Schiff in der Nähe

viele kleinere Kähne das Meer befahren,

und können jeden erkennen an seinem Ort,

jedoch nicht, wenn sie weiter entfernt sind.

So sehen wir Ähnliches auch auf ähnliche Weise.

Wirst du im Wald in der Ferne nicht schlecht unterscheiden,

ob um einen Lorbeerbaum mehrere Vögel kreisen?

Und doch lässt die oft gemachte Erfahrung dies glauben

oder zumindest dem stumpfen Sinn nicht vertrauen.

Du lernst vorher, damit nicht die Grenzen deiner Sinne

die Erkenntnis auf diesen Ort hier

und auf diesen Körper beschränken,

und so die Quelle für das Begreifen der Welt sind.

Denn wenn die Welt so wäre,

wie sie uns hier zu sein scheint, dann würde man

von den Höhen des Mondes auf uns herabsehen.

Am Anfang also würde ich fragen und zweifeln

und nicht die fruchtbaren Pforten

dem Licht des Geistes verschließen,

um nicht mit den Sinnen vergeblich zu suchen,

was mir als uraltes Erbe gegeben.

Wie ich sehe, dass viele Welten um unsere Sonne kreisen,

so tauchen ringsumher im Universum unzählige Welten empor.

Denn wo sichtbare Sonnen sind, würde ich folgern,

dass es ebenso ist, oder doch mich fragen, ob ich

wegen der geringeren Masse

nicht fähig bin, die Kleineren zu erkennen.

Denn sie leuchten nur wie ein Spiegel im fremden Licht

und können nur in eine Richtung und in der Nähe

und nicht mit allen Teilen und überallhin

das empfangene Bild des göttlichen Lichts versenden.

Deshalb ist zuerst zu lernen, den Sinnen nicht zu vertrauen,

wie es der Beginn der Erkenntnis sein muss,

mehreres zu vergleichen und zu Einem zusammenzufassen,

denn das Licht des Wahren leuchtet in vielen Dingen

und erstrahlt wie von einem Kreis aus Dunkelheit.

Es ist der wichtigste Punkt der Philosophie, durch den sie unempfänglich wird für verschrobene Ignoranz und sich von Trugschlüssen fernhält, die Unermesslichkeit des Universums von der Einheit der Welt zu unterscheiden und die Endlichkeit der Welt, der Materie, der aktiven göttlichen Potenz und der passiven natürlichen Potenz zurückzuweisen.

Schau, ob die Gestirne dieselbe Substanz haben und aus denselben Elementen zusammengesetzt sind wie die Erde oder aus anderen?

Ob der Mond, die Sonne und alle Gestirne sich wie die Erde inmitten der Luft oder des Äthers befinden, oder ob die Erde als Mitte ihre Befestigung verursacht. Denn sie alle sollen an dauerhaften Kreisbahnen befestigt sein, auf denen sie durch ein gewisses kreisförmiges Stoßen und Ziehen angetrieben werden.

Ob ihre tägliche Bewegung und die Veränderungen in deren Achsen, aus denen der Wechsel zwischen der Sonnenwende und den Punkten der Tag- und Nachtgleiche folgt, ihre Ursache auf der Erde oder außerhalb der Erde haben.

Wie gut die Peripatetiker die Natur des Schweren und des Leichten definierten, wie sie auch für gewöhnlich aufgefasst werden kann, und wie richtig die alten Philosophen die natürliche Bewegung von ihrem Ursprung und ihrer Ursache unterschieden.

Wie der Natur jene berühmte Ordnung der Elemente entspricht.

Wie gut sie das Universum in seinen Gliedern und Teilen anordnen. Mehr noch, was aus ihren Hauptthemen und aus ihren dargestellten und immer wieder zur Sprache gebrachten Grundlagen folgt.

Wir setzen fest, was wir mit größter Evidenz beweisen werden: Im Universum gibt es zwei hauptsächliche Arten von ersten Körpern, nämlich Sonnen und Erden.

Von der ersten Art sind die sogenannten Fixsterne. Unsere Sonne wäre von jedem einzelnen von ihnen aus nicht größer oder anders, als dieser von unserer Sonne aus und von unserem Bereich her zu sehen ist.

Von der zweiten Art sind der Mond, der Merkur und die übrigen Planeten, die sowohl in jährlichen als auch in täglichen Bewegungen um die Sonne kreisen. Wir erkennen, dass sich alle ebenso wie die Erde in ein und demselben Ätherraum, Himmel, Bereich oder Firmament befinden und sich durch ihre eigene Schwere im Gleichgewicht halten.

Mit Blick auf das Universum kannst du von keinem sagen, dass er sich mehr in der Mitte befindet als irgendein anderer. Denn es steht fest, dass sich um alle gleichermaßen von allen Seiten ein unermesslicher Raum erstreckt, der unzählige Gestirne oder Welten enthält.

Eine Gattung der ersten Körper kann ohne die andere nicht existieren. Dies ist daraus ersichtlich, dass die Natur das Zusammentreffen von Unterschieden und Gegensätzen für die Bewegung, die Fortpflanzung und das Bestehen der Welt vorsieht.

Wer nur Augen hat und nicht auch Talent und Verstand, verneint, dass um andere Fixsterne oder Sonnen Planeten kreisen, da sie ja nicht sichtbar sind. Doch wer überlegt, muss erkennen, dass sowohl wegen der Kleinheit ihrer Körper als vor allem auch wegen der Schwäche ihres Lichts, das nur reflektiert wird und nur eine Widerspiegelung und ein Abbild des Lichts und nicht das Licht selbst ist, von jedem anderen Fixstern aus die Erden, die sich um diesen Fixstern befinden, nicht sichtbar sein können. Dabei muss sich, was von gleicher Art ist, in demjenigen völlig gleichen, das die spezifische Natur seiner Art begründet. Auch glaube ich, dass es kein Märchen ist, sondern zu dem Wissen gehört, das unter jenen Mysterien verborgen ist, dass der Dämon oder die homerische Leidenschaft Jupiter und die anderen Götter oder Gestirne veranlasst, in eben diesem Universum die Äthiopier zu verspeisen. Die Äthiopier sind die Planeten mit dunklen Körpern, in denen das Element Wasser vorherrscht und die wegen ihrer gastlichen Bedingungen auch als göttliche Wesen verehrt werden. Die feurigen Gestirne aber haben den Namen von Göttern und Verzehrenden inne, denn sie werden aus den zu zeigenden Gründen wegen ihrer vorrangigen Bedingungen eher als Götter bezeichnet. Die Art, wie sie sich durch das Wasser ernähren, muss anders als gewöhnlich aufgefasst werden, was ich im Folgenden genauer darlegen werde.

IV. KAPITEL

Das Unendliche wird durch die Sinne ebenso sehr bewiesen, wie die Sophisten glauben, dass durch sie das Endliche offenkundig wird. Ein großer, dunkler Körper verschwindet zwischen zwei kleinen, leuchtenden, als ob sich nichts zwischen ihnen befinden würde. Die Welten und Weltengemeinschaften verkleinern sich in der Entfernung zu einem Punkt und lösen sich in Nichts auf.

Die Sinne heben das Urteil nicht auf,

das für das Unermessliche zeugt,

noch stützen sie es, als ob sie es sehen könnten,

da ihnen dies ja auch nicht entspricht.

Mit ungebührlichem Lärm wird der Sophist

dem Törichten zu bedenken geben,

dass nur wahr sei, was sich deutlich den Sinnen zeigt.

Doch nicht alles Wahrnehmbare ist immer zu sehen,

sondern es lässt stets ein übriges zu,

in dem es darüber hinaus sich noch fortsetzen kann,

um dich zu ganz ähnlichen Formen zu führen,

so dass im Vorwärtsschreiten auch deine Sinne dir

für dein Zeugnis stets ohne Ende Neues und Neues zeigen.

So wirst du gewahr, dass von einem hohen Turm

der sichtbare Horizont im Halbrund

eine bestimmte Ebene zu umgeben scheint.

Doch wenn es nicht möglich wäre, darüber hinaus zu eilen,

dann hätte Mutter Natur ihn mit Mauern befestigt.

Da man aber zur Grenze gelangen kann,

setzt sich das Gegenwärtige fort,

und du wirst Neues erblicken,

und es wird Fernes und Nahes sich zeigen,

das auf allen Seiten vergeht und entsteht.

Ebenso erstreckt sich für dich die ganze gebogene Linie,

wenn sie das sternenübersäte Himmelsgewölbe umschließt,

und all diese Wesen mit ihren Banden umgibt,

die mit verschiedener Leuchtkraft in der Ferne erglänzen.

Wenn du dich in Gedanken bewegen kannst,

dann geh zu den Orten, wohin dich die Füße nicht tragen,

geh zu entfernten Sternen und lerne all ihre Welten kennen.

Sie bestehen aus den gleichen Substanzen,

und du kannst dort Erden und Sonnen sehen,

welchen die verehrungswürdigen Alten

die Namen Ceres und Bacchus gaben.

Wenn du unsere Welt hier verlassen könntest,

um der Bewohner einer anderen Sonne zu sein,

dann ist unsere Sonne dort nicht größer als für uns jene hier,

und man sieht die sie umkreisenden Planeten

nicht einmal mehr als ganz kleinen Punkt.

Denn unsere Sinne können uns lehren, dass das Bild

tausend dunkler Körper vergeht, bevor man

durch die Entfernung eine brennende Fackel

nicht mehr wahrnehmen kann.

Das Bild eines dunklen Körpers, wie groß er auch ist,

dessen gewaltige, kugelförmige Masse

zwischen einem hellen Stern

und dem Auge eines Sehenden schwebt,

wird für ihn nicht mehr sichtbar sein,

wenn beide sich weit genug voneinander entfernen,

auch wenn er auf direkter Linie zwischen ihnen ist.

Doch sie quälen und schwächen einander, wenn sie

im eigenen Gebiet sich begegnen,

wie durch die Nähe der Mond und die Erde

sich im Lauf ihrer Bahnen stören.

Wenn also der Glanz der Sonne

sich um so vieles weiter ausbreiten kann,

als der Glanz einer so großen Zahl von Planeten,

die sie umkreisen, warum fragst du dann

wegen der geschwächten Kraft des erhabenen Lichts:

Soll eine Sonne sein, was nicht größer ist als ein Basilisk?

Wenn vom Herzen des Löwen oder vom Auge des Stiers

jeden Stern du erkennen kannst,

würde ich eher fragen,

warum bei diesem geschwächten Abglanz einer Sonne

von dieser Masse kein Körper mehr zu sehen ist.

So siehst du, dass nicht nur unseren Apoll,

sondern alle Sonnen eine Gemeinschaft umgibt.

Doch die Wahrnehmung, dass auf ihren Bahnen im Raum

um jeden Stern so viele Planeten wie um unsere Sonne kreisen,

wird vermindert, geschwächt und verlischt.

Zwei Lichter, die kaum einen Faden breit getrennt sind,

werden als ein einziges wahrgenommen.

Da jedoch eine Sonne von der anderen eine Distanz haben muss,

ist die Sonne dort von uns aus nicht größer als der Basilisk.

Man muss tiefer blicken, um dies zu begreifen,

und um glauben zu können,

dass sich all dies unseren Augen zeigt.

Aber nicht nur die Erde, die Sonne und ihre große Gemeinschaft,

sondern alle, die sich im unendlichen Raum bewegen,

können nicht als dessen Teile bezeichnet werden,

denn sonst würdest du sie Teile des Unendlichen nennen

und wie ein Törichter sinnlose Worte sprechen.

Denn obgleich es gewiss unzählige Sonnen gibt,

und viele Planeten um jede einzelne kreisen,

kannst du doch nicht eine Zahl größer als die andere nennen,

denn zu zahllosen Sonnen gehören Planeten ohne Zahl,

weil das zahllose Eine gleich zahllosen Zweien oder Dreien ist.

Niemand wagt deshalb, im Unendlichen

mehr Ellen als Schritte oder Meilen zu messen.

Du brauchst keine Zahl und keine Zahlen,

keine Grenze oder Grenzen,

denn hier, wo es weder Zahlen noch Grenzen gibt,

kannst du keine Zahl mit der anderen vergleichen.

Wer sagt, das Ende des Universums stehe durch die Wahrnehmung fest, weil es jenseits jener äußersten Kreisbahn der Fixsterne kein Zeichen für ein Licht gibt, das es zeigen könnte, ist nicht weniger töricht als jemand, der sagt die Grenze eines Waldes stehe für jeden durch die Sinne fest, weil jenseits der Bäume keine anderen zu sehen seien. Ich dagegen sage, die Unendlichkeit des Universums zeigt sich durch die Sinne, denn wenn jemand zu den Grenzen seines Horizonts geht, dann lassen ihn seine Sinne immer im Zentrum des Horizonts sein, und jeder beliebige Punkt an der Peripherie wird das Zentrum sein, sobald er sich dorthin begibt. Hier lehren uns die Sinne auch, dass wir uns ebenso im Zentrum befinden würden, wenn wir auf irgendeinem anderen Stern wären, und dass wir die Erde von dort aus ebenso an der äußeren Grenze sehen würden.

So wird man auch nicht durch das Urteil der Sinne getäuscht, wenn man behauptet, dass manche der Fixsterne sich gegenseitig näher sind, wie sich der Mond und die Erde, die Sonne und die Erde, die Erde und der Saturn nahe sind. So scheint es bei den Plejaden zu sein, obgleich es doch die Natur nicht duldet, dass eine Sonne der anderen, das heißt ein Fixstern dem anderen näher ist als unsere Sonne der Sonne, von der wir auf Grund der Größe wissen, dass sie uns am nächsten ist. Bevor wir dies später auf andere Art beweisen werden, steht auch so fest, dass dies für die sinnliche Wahrnehmung möglich ist. So scheint von der Burg von Calais aus das eine Ende eines Hauses vom anderen Ende weiter entfernt zu sein als in der Ferne das eine Ende Britanniens vom anderen. Wenn man dann von Britannien nach Calais zurückblickt, scheint die Fläche dieses riesigen Gebietes kaum größer zu sein als eine Hand. Auf Grund dessen kann man auch beginnen, an dem zu zweifeln, was sich durch die Sinne und die Instrumente unserer Gegner als völlig sicher erweist.

Alchazeles, ein arabischer, muslimischer Theologe, von dem auch einige Christen lernten, bezog im Buch der Widerlegung gegen diejenigen, die an die Ewigkeit glauben, seine unwiderlegbaren Argumente daraus, dass die unendlichen Jahre zwölf Mal länger sein müssten als die unendlichen Monate, die Monate ungefähr dreißig Mal länger als die Tage, und überdies die Tage vierundzwanzig Mal länger als die Stunden. Daraus entsteht ein ähnliches Argument gegen die Unermesslichkeit des Universums und gegen die Zahllosigkeit der Himmelskörper, weil es mehr Erden geben müsste als Sonnen und so fort tausend weitere. Zu diesen kindischen und völlig abwegigen Argumenten – denn sie beziehen sich auf Unpassendes und wurden aus etwas entnommen, das nicht zur Sache gehört – arbeitete Averroes in seinem Buch „Widerlegung der Widerlegung“ eine unsagbar gute Lösung aus. Ich aber werde diese inhaltslosen und ohne Überlegung ausgesprochenen Dummheiten leicht abwehren.

V. KAPITEL

Im Universum ist die Mitte überall, und deshalb befinden sich die Welten überall in der Mitte des Äthers, ebenso wie wir zu sehen glauben, dass sich die Erde in der Mitte befindet. Alle Sterne kreisen, auch die Fixsterne, zu denen die Sonne gehört. Die Kometen unterscheiden sich nicht von den Planeten, es sei denn durch ihre Lage zu unserem Blickfeld. Deshalb wird uns ihr Licht wie von einem schrägen Spiegel nur manchmal zurückgeworfen.

Das Zentrum des unermesslichen Raumes

kann überall festgelegt werden,

denn von allen Seiten und in jede Richtung

ist die Ausdehnung unendlich groß.

Es gibt keine Grenzen für die Bewegung der Himmelskörper,

sondern wohin sie auch ziehen, zeigt sich ihrem Sinn

und ihrem Geist, die allem eingepflanzt sind,

ein Lebensraum, der ihnen entspricht.

So muss nicht alles durch die Leere des Raums

einer ungewissen Rückkehr entgegenwandern,

sondern unaufhörlich ziehen die kreisenden Welten

in der Weite des Universums auf ihrer Bahn,

wobei die Sonnen auf kleineren,

oder vielleicht auch auf keiner Bahn kreisen.

Apoll zeigt sich uns beständig in wechselndem Abstand,

nicht weil die Erde um ihn auf einer exzentrischen Bahn kreist,

sondern weil die Seele mit ihrer Kraft will,

dass sich alles bewegt,

und dass die Körper immer in der eigenen Bahn ziehen.

Denn dies ist eine Wirkung des Lebens,

ist sein Zeichen, sein Ursprung und auch seine Begleitung.

Deshalb sagen wir, dass die Fixsterne funkeln,

denn sie erscheinen feurig verglichen mit den Planeten.

Denn wenn jemand ihre Körper genauer betrachtet,

als es gewöhnlich geschieht,

kann er sehr leicht erkennen,

dass nicht alle Sterne außer den sieben Planeten

stets den gleichen Abstand von jener Kreisbahn haben.

Vergleiche nämlich einen der kleinsten Sterne der Jungfrau

oder irgendeinen großen, der weiter entfernt ist,

mit dem Stern Spica,

und du wirst im Wechsel der Zeiten ihn

in wechselnder Entfernung erblicken!

Dies zeigte mir vor einiger Zeit auf physische Weise,

was mein innerer Sinn bereits erkannt hatte,

und schließlich bestätigte dies auch die Beobachtung

des gelehrten Dänen Tycho,

dessen scharfsinniger Geist vieles entdeckte,

das mit meiner Wahrnehmung übereinstimmt.

Also verschwindet der Himmel,

der mit seinen vielen Klammern die Fixsterne hält,

und der sich alleine bewegen und alles mit sich fortziehen soll,

was sich nicht aus eigener Kraft und von selbst bewegt,

wie sich Astlöcher im Holz beständig

mit dem Holz gemeinsam bewegen.

Verbanne das erbärmliche sophistische Trugbild

und begreife:

Wie könnte der Äther zerteilt anstatt stetig sein,

denn es besteht kein Zweifel, dass er zerteilt wäre.

Meine Sicht beweisen in unserer Zeit die Kometen,

von denen Aristoteles glaubte, dass sie nur innerhalb

der konkaven Schale des Mondes entstehen,

und nicht in der oberen Welt existieren können,

denn er meinte, dass der Himmel nicht veränderlich sei,

weil er nicht spaltbar ist, nicht weicht, nicht durchdrungen wird.

Aber diese wandernden Körper existieren über dem Mond,

und eben noch fliegen sie auf die Erde zu,

und schon entfernen sie sich weiter und weiter.

Also wird der Raum durchdrungen und ist nicht leer.

Er ist jedoch auch nicht völlig ausgefüllt,

aber vielleicht füllt eine Substanz

den Raum von Anfang an aus,

die für alle Körper durchlässig ist,

so dass in ihr in Ewigkeit die Körper des Himmels

den Gesetzen von Bewegung und Ruhe folgen können.

Es gibt keinen konstanten Ort der Schwere oder Leichtigkeit, durch den die Erde und die anderen Welten im Ätherraum nicht ruhen könnten, sondern mehr zu einem Gebiet hineilen, stürzen und drängen müssten als zu einem anderen. Denn die Ursache für die Bewegung und die Ruhe liegt nicht im Ort oder im Raum, der nur existiert, um zu enthalten und zu empfangen, sondern in anderen Gründen, welche aus der Natur ihrer Zusammensetzung entstehen. Diese gestatten auch keine unbestimmte Bahn der Himmelskörper, so dass sie sich ohne Gesetz bewegen würden, da ja der Raum in jede Richtung gleichermaßen weicht. Der Ort allerdings gehört nicht zu allem, aber er trägt nur als eine der Ursachen zur Bewegung bei.

Leicht kann erschlossen werden, dass sich auch die Fixsterne bewegen, denn zu einer Jahreszeit wird zwischen zwei beliebigen Fixsternen der ersten Größe eine andere Entfernung beobachtet als zu einer anderen, wenn auch aus offenkundigen Gründen kein sehr großer Unterschied besteht. Auch wissen wir, dass sich die Sonne selbst in einem Zeitraum von zwölf Monaten in der Mitte zwischen den Kreisen der Planeten auf einem Kreis bewegt, dessen Durchmesser durch die beiden Wendepunkte begrenzt wird. Währenddessen kreist die Erde abgesehen von jener kopernikanischen Inklination gleichmäßig in ihrer täglichen und jährlichen Bewegung. Nicht deshalb lassen wir davon ab, mit den alten Philosophen zu denken, dass sich die Sonne im Mittelpunkt befindet, und wir bezeichnen sie wie andere Gestirne als stetig. Denn nach der Sonne benennen wir die eigentlichen Fixsterne, weil ihre Bewegung für die Sinne wenig oder kaum wahrnehmbar ist.

Von den Kometen, die ich als verborgene Erden oder Gestirne auffasse, weil sie selten zu der reflektierenden, gegenüberliegenden Seite gelangen, so dass sie sich in einem Winkel befinden, in dem sie durch die Sonne für uns sichtbar werden, berichten und bezeugen die Astronomen unserer Zeit, von denen der Däne Tycho der beste und erste ist, dass sie nicht weiter bei der gewöhnlichen Meinung verbleiben können, die besagt, dass die brennbare Materie zwischen jener feurigen Region und der unteren luftigen Region entzündet wird. Aber über sie werden wir später an anderer Stelle ausführlicher berichten. Nun ist es genug, dass jener nicht teilbare, nicht durchdringbare Himmel verschwindet, und damit für einen einzigen Stern die Hüllen so vieler Sphären mit ihren Nebenkreisen und wieder damit verbundenen Nebenkreisen. Jene Methode beginnt durch uns anstößig zu werden, und wir öffnen den Zugang, der jene Ansammlung der acht Beweglichen mit der Wahrnehmung ihrer Bewegung, die eigentlich unsere eigene als Bewohner dieses Gestirns ist, zunichtemacht, so dass das herrliche Antlitz der Natur allmählich hervorzuleuchten beginnt.

VI. KAPITEL

Verschiedene Behauptungen führender Peripatetiker über die Lokalisierung des Universums und über seine Grenze, die weder ein Ort noch ein Raum sein soll.

Obwohl er dem Raum eine Grenze geben wollte,

konnte der Stagirite doch nichts zeigen,

das fähig wäre, dort Mauern zu errichten,

und wenn man fragt, wo dort oben

die Wölbung der Achse sein soll

ohne irgendeine Form und durch keinen Körper gehalten,

weder im Raum noch im Leeren

noch in etwas, das ergreifen oder umfassen könnte,

antwortet er auf kindische Weise,

dass der Ort in sich abgeschlossen sei.

Wenn es keinen Endpunkt hat, sagte der scharfsinnige Averroes,

dann muss an Stelle der ganzen Maschine

ein Mittelpunkt sein, auf den es sich stützt,

oder ein großer doppelter Drehpunkt, der die Achse beendet.

So verneint er das wichtigste Merkmal eines Orts

und zeigt, dass unsere Welt im Nirgendwo ist.

Ja, er sucht sogar den Grund darüber hinaus

und sagt, die erste Wölbung befinde sich dort

wie Teile, die in Teilen enthalten seien,

wechselseitig also sei dieses in jenem,

und jenes in diesem enthalten.

Weiter jedoch will ich wissen,

was außerhalb von all diesem ist,

und der Sophist antwortet ohne Vernunft:

Ein göttliches Seiendes, Einziges,

unveränderlich und unendlich glücklich,

der sich selbst genügende Geist,

der nichts benötigt und alles lenkt.

Nachdem er so zum weisen Propheten wurde,

verwickelt sich plötzlich sein Faden,

und er verirrt sich im Labyrinth.

Kann man denn auf irgendeine Weise sagen,

die Grenze eines Körpers sei kein Körper,

etwas sei eine Fläche ohne Fläche,

geräumig durch das nicht Geräumige?

Begreife deshalb, dass das Unendliche

nicht zu diesen Ordnungen gehört,

denn es ist kein „Wieviel“,

noch gibt es in seiner Ordnung ein Ende des „Wieviel“,

durch das wir eigentlich physisch zu forschen pflegen.

Gott ist in seinem Wesen auch innerhalb des Ganzen,

er ist innen und außen auf gleiche Weise,

denn er kann kein Ort sein noch an einem Ort.

In seiner unermesslichen Erhabenheit ist er deshalb zu verehren

und teilt sich uns doch in seinem körperlichen Abbild mit.

Inmitten von Reigen spiritueller Wesen

und zahlloser göttlicher Welten,

die der Heilige Geist seine Diener

aus Flammen und Fluten nennt,

erhellen die Gestirne in ewiger Harmonie

die zahllosen Bereiche des unermesslichen Tempels,

denn ein so großer Fürst muss eine ebenso große Kurie haben.

Zu Gott kann keine Grenze der Zahlen gehören,

und ich glaube, es gibt so viele göttliche Wesen wie Welten,

die man wegen ihrer heiligen Gestalt

Vögel des Himmels und erhabene Jupiter nennt.

Es kann keine bestimmte Zahl für sie geben.

Wie es deshalb nicht gut wäre,

wenn dieser Raum nicht erfüllt wäre

und es diese erhabene Größe nicht gäbe,

so wäre es auch schlecht, wenn das Ganze

nicht ebenso prächtig wäre.

Denn überall ist die Natur des Raumes sich gleich,

ist derselbe Wille des Bewirkenden

und die sichtbare Form und Schöpfung.

Wer könnte hier jene Possen der Peripatetiker aufzählen? Aristoteles sagte in seinen esoterischen Schriften, der Himmel sei akzidentell an seinem Ort. Aber du sollst sehen, wie er für dieses „akzidentell“ verschiedene Erklärungen anführt. Gemäß Aristoteles wird zuerst der Himmel in seiner Bedeutung vom Einfachen unterschieden, da er erstens das Universum bezeichnet. Zweitens trennt er den Rest von den Sphären seiner Teile ab. Drittens umfasst der äußerste Himmel alles übrige. Durch die erste Bedeutung ist er akzidentell an seinem Ort, das heißt durch seine Teile, nämlich die Himmel und deren Teile. In der zweiten Bedeutung ist er durch seine Kreisbahnen akzidentell an seinem Ort, von denen eine die andere begrenzt. Auf die dritte Weise ist er weder an sich noch akzidentell an seinem Ort, sondern an sich ist er der erste Ort, denn dort ist er die Oberfläche des Körpers, der alles enthält. Gilbertus Porretanus behauptet, dass er akzidentell an seinem Ort sei, das heißt durch die konvexe Oberfläche des eigenen Körpers. Er wurde deshalb von allen Peripatetikern geschmäht, weil jene Oberfläche mit dem eigenen zugrundeliegenden Körper äußerst beweglich sein müsste, nach Aristoteles aber der Ort überall unbeweglich ist und sich nicht im Subjekt, das er unmittelbar berührt, sondern außerhalb des Subjekts befindet. Der Spanier Avempace, der mit Aristoteles dachte, dass die achte Kugelschale als der letzte Himmel die Fixsterne mit sich führe, sagte, er sei akzidentell an seinem Ort, das heißt, durch die konkave Oberfläche des eigenen Körpers, wodurch er die siebte, das heißt die Sphäre des Saturns, unmittelbar enthalte und der Mitte des Universums zugewendet sei. Ihn kritisierten sie anfangs aus demselben Grund wie Gilbertus, denn diese konkave Oberfläche ist nicht weniger beweglich als jene konvexe. Daraufhin definierte er ihn als den Ort der sekundären Beweglichen, nicht des ersten und Ganzen, wenn er nicht sogar seine Zuflucht zur Umkehr seiner Darstellung nahm, dass das einzige an sich und jedes andere akzidentell an seinem Ort sei, woraufhin sie ihn nicht mehr schmähten, sondern als nicht der Beachtung wert in Frieden ließen. Averroes sagte, jeder Körper sei an sich in seinem Ort enthalten, das heißt gemäß der wahren und unmittelbaren Definition eines Lokalisierten, nämlich was durch die Oberfläche des enthaltenden Körpers umschlossen ist. Das Universum aber ebenso wie der letzte Himmel seien akzidentell an ihrem Ort, nämlich nicht durch etwas, das sich außerhalb von ihnen befindet, sondern durch dasjenige, das sich in ihnen befindet. So stimmte er offen mit Avempace und Themistius überein, die behaupten, dass der Himmel entsprechend der dritten Bedeutung unmittelbar durch die äußere Oberfläche des Ganzen, das er umfasst, an seinem Ort sei, mittelbar jedoch durch das Zentrum des Universums. Er dachte jedoch, dass sich der Himmel gemäß seiner ersten Bedeutung an einem unbeweglichen und unveränderlichem Ort im Mittelpunkt des Ganzen befindet, auf den er sich entsprechend aller seiner Teile bezieht und von dem er gehalten wird. Thomas behauptete, der letzte Himmel sei nicht an sich an seinem Ort, das heißt, durch die äußere, umfassende Oberfläche, und auch nicht akzidentell, das heißt unmittelbar durch die innere, umfasste Oberfläche oder mittelbar durch das Zentrum das Ganzen. Ähnlich behauptete er, das Universum befinde sich nicht durch sein Zentrum akzidentell an seinem Ort, vielleicht weil das Zentrum nicht das Merkmal einer quantitativen Ausdehnung hat, und deshalb weder an sich noch akzidentell, weder entsprechend seiner Gattung noch seiner Art ein Ort sein kann, sondern es habe eher etwas mit dem Prädikament „Wo“ gemeinsam und beziehe sich auf anderes, respektiv jedoch auf dessen Lage, und zwar eigentlicher als das Zentrum auf die quantitative Ausdehnung. Doch es befinde sich akzidentell an seinem Ort, durch dasjenige, durch das es verbunden und vervollständigt wird, und das es in seinen Teilen enthält, insofern sich diese durch ihre Teilbarkeit potentiell, das heißt wenn sie geteilt worden wären, durch die mögliche oder nicht mögliche Teilung tatsächlich an ihrem Ort befinden würden. Ich glaube, er dachte, das Universum sei so an seinem Ort, wie ich mich außerhalb des Universums trotzdem akzidentell an meinem Ort befinden würde, weil mein Kopf sich auf meinem Hals befindet, das Gehirn im Kopf, der Nacken am Gehirn, das heißt mit dem Gehirn, und von allen Seiten und überall der Teil am Teil haftet bis ins Unendliche, so dass sich die äußeren Teile nicht irgendwann entsprechend der ganzen Oberfläche an ihrem Ort befinden, sondern nur entsprechend derjenigen, mit der sie andere Teile berühren. Diese sind nun unter den Peripatetikern die wichtigsten, unter deren Fahnen alle übrigen kämpfen.

Was sie sich außerhalb jener konvexen Oberfläche vorstellen, darüber wird ausführlicher am Ende gesprochen werden.

VII. KAPITEL

Hier wird eine Diskussion seiner Definition des Ortes aus Teilen eingefügt, durch die der Ort sowohl eine Oberfläche als auch etwas Unbewegliches sein müsste

.

Der Raum, der seinen Körper enthält,

würde zur gleichen Zeit mehrere

und nicht nur einen Körper enthalten.

und es wäre der Körper in diesem Raum

nicht zugleich in mehreren Räumen.

Es bezieht sich nicht immer wieder

auf andere Weise der Körper auf den Raum

und der Raum auf den Körper,

denn das Vakuum lässt nichts Widerstrebendes zu,

aber es schließt nicht das Tätige aus

oder die empfangende Kraft, und niemals

kann es das unendlich Gute mit Grenzen umschließen.

So zeigte sich mir,

dass die Materie der Welt unendlich sein muss,

und dass sie nicht begrenzt wird durch die Schale des Mondes

oder die messbare Gestalt eines gestirnten Firmaments.

Doch sie füllt den Raum aus,

der weiter und immer weiter zahllose Gestirn enthält,

jene kreisenden Welten,

die du dir fruchtbar wie die Erde vorstellen musst,

da sie aus den gleichen Elementen bestehen.

Der unermessliche Raum erglänzt voller Sterne,

das Licht verströmt in die grenzenlose Weite,

und was Feuer oder Fluten umgibt,

vollendet, erhält und erfüllt das Spirituelle.

Doch wie das Unendliche ein Gleichnis sein kann,

ein Reich ohne Grenzen,

ein unermesslich geräumiger Tempel,

um den Herrn und Vater zu verehren,

so ist es töricht zu glauben, dass es Körper gebe,

die so groß seien, wie dieser Anblick in seiner Weite sich zeigt.

Denn auch wenn sie geschaffen ist würdig göttlicher Kraft,

ist sie nicht einmal so groß wie ein Punkt,

der immer noch als Wirkliches bezeichnet werden kann,

wenn du sie mit dem Anblick des Wahren vergleichst.

Wie gewaltig die Größe eines Körpers auch ist,

sie ist kein Zeichen göttlicher Macht,

denn diese muss, wie gesagt, alles überragen.

Der Ursache entspricht es nicht, eine Grenze zu haben,

und jede endliche Zahl dieser lebenden Welten,

die in bestimmten Abständen kreisen,

ist vor der Gottheit gleich Nichts,

die niemals durch eine Zahl erreicht werden kann,

und durch die unzählbare Zahl

die Namen der Unzählbaren nennt.

Auch die Worte der Propheten lehren uns, dies zu glauben,

denn sie sagen, die Gottheit habe so viele Diener,

dass ihre Zahl nur sie alleine begreifen kann.

So verlässt du also den Himmel und gehst zum Altar?

Vergeblich freilich führst du uns zu anderen Gründen.

Denn zeigt sich das Spirituelle in seiner Einfachheit

nicht jedem, wenn es als Ganzes

den ganzen unermesslichen Raum durchströmt?

Warum, so frage ich dich, willst du das göttliche Wesen

durch den verwirrenden Begriff einer Grenze

töricht und falsch verstehen,

wenn doch Anfang und Ende, Mitte, Zentrum

und das Ganze beständig überall sind?

Den Altar, zu dem du geflohen,

zerstörst du nun voller Klagen,

denn durch diese Trennung

setzt du das Wesen der Gottheit außerhalb dieser Welt,

und wenn dort Raum und Vakuum, die verworfen wurden,

sich wieder ergänzen, endet dort auch, was du erreicht

durch das Opfer von Körper, Raum und Gestalt,

denn nur dem Namen nach bleibt der Raum aufgehoben.

Du verkündest, Gott sei in allem innen wie außen,

und seine verborgene Natur rechtfertige

die unfähigen Sinne, denn er ist allmächtig.

Und doch bin ich sicher, ihn bedrängen zu können,

wenn die Kraft dem heiligen Altar entspricht,

denn sage mir: Wenn der Epikureer

zur äußersten Grenze gelangen könnte,

und vom äußersten Rand einen Pfeil schleuderte,

würde dieser dann nicht nach außen getragen?

Vielleicht würde er nur hineingebohrt, doch auch,

wenn er abweicht vom Ziel, fliegt er hinüber,

und es muss dort ein anderer Raum sein.

Wenn du ihn verschließt, öffne ich ihn

mit den gleichen Argumenten.

Wenn der Pfeil nicht hinübergelangt, dann ist dort etwas,

das abwehren kann und widersteht,

etwas ebenso Ausgedehntes, das nach allen Seiten verschließt.

Ist dieses andere Ausgedehnte nicht tatsächlich etwas

wie der umschlossene Körper der Lebewesen,

wie wirkliche Form und Materie?

Doch ich weiß, was du sagst: