Das Vermächtnis der Highlands - Barbara Cartland - E-Book

Das Vermächtnis der Highlands E-Book

Barbara Cartland

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Beschreibung

Gerettet aus tiefster Armut – verurteilt zu einem Leben ohne Liebe …? London, 1822: In dem Waisenhaus, in dem sie aufwuchs, kümmert die junge Tara sich um einsame Kinder. Die Welt außerhalb ist ein Mysterium für Tara – so ist sie völlig unvorbereitet, als Duke Arkcraig, der Gönner des Heims, sie auf sein Schloss in Schottland beordert. Dort angekommen stellt sie fest, dass sie nicht seine Bedienstete sein soll, sondern seine Braut! Ehe sie es sich versieht findet Tara sich mitten in einem Konflikt zwischen den verfeindeten Clans McCraig und Kildonnon wieder, über denen ein dunkler Fluch zu hängen scheint. Hilflos verliert sie ihr Herz an ihren geheimnisvollen Gatten, für den sie jedoch nur ein Mittel zum Zweck ist – oder?  Ein atemberaubender historischer Liebesroman von der Schöpferin des Genres – Barbara Cartland ist ein Must-Read für Outlander-Fans!

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Über dieses Buch:

 

London, 1822: In dem Waisenhaus, in dem sie aufwuchs, kümmert die junge Tara sich um einsame Kinder. Die Welt außerhalb ist ein Mysterium für Tara – so ist sie völlig unvorbereitet, als Duke Arkcraig, der Gönner des Heims, sie auf sein Schloss in Schottland beordert. Dort angekommen stellt sie fest, dass sie nicht seine Bedienstete sein soll, sondern seine Braut! Ehe sie es sich versieht findet Tara sich mitten in einem Konflikt zwischen den verfeindeten Clans McCraig und Kildonnon wieder, über denen ein dunkler Fluch zu hängen scheint. Hilflos verliert sie ihr Herz an ihren geheimnisvollen Gatten, für den sie jedoch nur ein Mittel zum Zweck ist – oder?

eBook-Neuausgabe August 2025

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 1977 unter dem Originaltitel »Curse of the Clan« bei Bantam Books. Die deutsche Erstausgabe erschien 2021 unter dem Titel »Die einsame Frau des Herzogs« bei Barbara Cartland E-Books Ltd.

Copyright © der englischen Originalausgabe by Barbara Cartland E-Books Ltd. 2017; Copyright Cartland Promotions 1977

Copyright © der deutschen Erstausgabe by Barbara Cartland E-Books Ltd. 2021; Copyright Cartland Promotions 1977

Copyright © der Neuausgabe 2025 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock / shutterstock AI

eBook-Herstellung: IGP (mm)

 

ISBN 978-3-98952-877-2

 

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dotbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, einem Unternehmen der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt: www.egmont.com/support-children-and-young-people . Danke, dass Sie mit dem Kauf dieses eBooks dazu beitragen!

 

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Dieses Buch wurde ursprünglich 1977 veröffentlicht und verwendet eine Sprache, die diese Ära widerspiegelt.

 

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Barbara Cartland

Das Vermächtnis der Highlands

Schottland-Roman

Aus dem Englischen von Eva Wagner

 

Kapitel 1

1822

 

»Ich freue mich, Sie zu sehen, Mr. Falkirk. Seit Ihrem letzten Besuch ist zwar viel Zeit vergangen, sieben Jahre, um genau zu sein, aber ich vergesse nie das Gesicht eines Freundes. Als solchen habe ich Sie aber immer betrachtet.«

Der Schotte verbeugte sich leicht.

»Es ist mir eine Ehre, Mrs. Barrowfield.« Er räusperte sich, bevor er in geschäftsmäßigem Ton fortfuhr: »Dann werden Sie sich sicher wundern, warum ich heute hier bin.«

»Wenn ich mir auch nicht schmeichle, daß es um meiner schönen Augen willen ist, so sollten wir unser Wiedersehen doch feiern«, erklärte die dicke und unordentliche Frau lachend. Sie holte aus einem Schränkchen eine Portweinflasche und zwei Gläser. Beides stellte sie auf ein Tablett, das sie auf einem ziemlich wackeligen Tischchen neben ihrem Besucher platzierte.

Die Wände des Zimmers hätten dringend eines frischen Farbanstriches bedurft, und die Möblierung war mehr als spärlich. Woran es jedoch nicht mangelte, war eine Menge billigen Krimskrams, wie ihn eine ältere Frau im Laufe ihres Lebens zu sammeln vermocht hatte. Ein Feuer im Kamin verbreitete eine gewisse Atmosphäre von Gemütlichkeit.

»Würden Sie wohl das Einschenken übernehmen?« fragte Mrs. Barrowfield.

Dabei zeigte sie einen Augenaufschlag, der der Koketterie nicht entbehrte.

Er betrachtete nicht ohne Mißtrauen das Etikett der Portweinflasche, bevor er ihr Glas voll schenkte, sein eigenes dagegen kaum bis zur Hälfte füllte.

»Sind Sie immer so genügsam?« wollte Mrs. Barrowfield wissen.

»In meiner Stellung ist es angebracht, stets einen klaren Kopf zu behalten.«

Sie nahm diese Bemerkung mit einem Nicken zur Kenntnis.

»Und wie geht es Seiner Gnaden?« erkundigte sie sich dann.

»Auf seine Veranlassung hin bin ich hier.«

»Und ich hatte schon gehofft, daß Sie uns eine Spende der Herzogin bringen würden«, sagte sie seufzend.

Seine erstaunte Miene veranlaßte sie zu einer Erklärung: »Wie Sie sicherlich wissen, hat Herzogin Anne, die Mutter Seiner Gnaden, reges Interesse an unserem Waisenhaus gezeigt. Wir wurden zu Weihnachten mit Geschenken und Truthahnbraten bedacht, und es verging selten ein Jahr, ohne eine mildtätige Gabe aus ihrer Hand. Ihr Tod hat dem leider ein Ende bereitet.«

»Ich muß gestehen, daß diese Zuwendungen meiner Aufmerksamkeit entgangen sind«, bemerkte Mr. Falkirk.

»Das habe ich mir gedacht«, entgegnete sie mit mildem Vorwurf in der Stimme. »Ich wog mich lediglich in der Hoffnung, daß die neue Herzogin diese Tradition fortsetzen möge.« Nach einem kräftigen Zug aus ihrem Glas fuhr sie fort: »Schließlich liegt das doch im Interesse der Familie. Das Waisenhaus wurde von Herzogin Harriet, der Großmutter Seiner Gnaden, gegründet, als diese eines Tages feststellte, daß ein Küchenmädchen in anderen Umständen war. Anstatt sie auf die Straße zu jagen, wie das jede andere getan hätte, richtete sie ein Waisenhaus ein, das Heim der Namenlosen genannt. Das waren noch Zeiten, als es noch großzügige Menschen gab, denen es auf ein paar Pfunde nicht ankam.«

Mr. Falkirk schüttelte den Kopf.

»So einfach liegen die Dinge heutzutage nicht mehr, wie Sie selbst wissen.«

»Wem sagen Sie das«, war die scharfe Antwort. »Obwohl ich an allen Ecken und Enden spare, reicht das Geld nicht hin und nicht her. Die Einkünfte des Waisenhauses sind gleich geblieben, während die Preise ununterbrochen steigen. Das Essen kostet doppelt so viel wie zu meiner Mädchenzeit.«

»Das dürfte so ungefähr hinkommen«, murmelte Mr. Falkirk.

»Als ich mit fünfzehn als Assistentin der Oberin herkam, hatte ich bereits drei Jahre in einem anderen Heim hinter mir und glaubte, mich zu verbessern.« Mrs. Barrowfield stieß ein rauhes Lachen aus. »Ich hatte nicht die Absicht, meine Tage hier zu beenden; doch es hat sich so ergeben und läßt sich auch nicht mehr ändern. Jetzt bin ich selbst Heimleiterin und habe so gut wie gar keine Hilfe, weil wir keine bezahlen können.«

»Von dieser Entwicklung hatte ich keine Ahnung«, warf Mr. Falkirk ein. »Warum haben sich die Treuhänder des Hauses nicht an Seine Hoheit gewandt?«

»Ach, die«, rief sie wegwerfend. »Sie sind entweder tot, oder es ist ihnen gleichgültig, was mit uns geschieht. Colonel McNab ist vor drei Jahren gestorben, Mr. Cameron an die achtzig und sehr krank. Von Lord Hirchington, der auf dem Land lebt, habe ich seit dem Tod der Herzogin Anne nichts mehr gehört und gesehen.«

»Ich werde dem Herzog Ihre Lage zur Kenntnis bringen, sobald ich wieder in Schottland bin.«

»Dafür wäre ich Ihnen sehr verbunden«, erwiderte Mrs. Barrowfield. »Ist Ihnen eigentlich bekannt, wie viele Kinder im Augenblick hier leben?«

»Neununddreißig«, rief sie, als er den Kopf schüttelte. »Und außer meiner Person gibt es praktisch niemanden, der sich um die armen Würmer kümmert. Das ist nicht recht, zumal ich auch nicht mehr die Jüngste bin und mir die Arbeit nicht mehr so leicht von der Hand geht wie früher.«

Sie leerte ihr Glas in einem Zug und griff erneut zur Flasche. Ihr hochrotes Gesicht mit den Tränensäcken unter den Augen und dem Doppelkinn ließ keinen Zweifel an der Art aufkommen, wie sie sich Trost verschaffte. Mr. Falkirk, dessen unbewegte Miene nichts von seinen Gedankengängen verriet, fand es an der Zeit, zum Zweck seines Besuches zu kommen.

Er war ein hochgewachsener Mann, der in seiner Jugend hervorragend ausgesehen haben mußte. Mit den grauen Schläfen und der schlanken Gestalt, an der sich nicht ein Gramm überflüssiges Fett angesammelt hatte, wirkte er höchst distinguiert und wurde nicht nur seiner Stellung wegen - er war Rechnungsprüfer und rechte Hand des Herzogs von Arkcraig - allseits geschätzt und bewundert.

»Ich werde Ihre Probleme unverzüglich dem Herzog vortragen«, versprach er noch einmal, »aber ...«

Mrs. Barrowfield ließ ihn nicht weiterreden.

»Sie können Seiner Gnaden ferner ausrichten, daß wir dabei sind, unseren Ruf zu verlieren, kräftige und gesunde Mädchen und Jungen aufzuziehen, die gute Lehrlinge abgeben. Erst letzte Woche suchte mich der Inhaber einer großen Schneiderei auf und beklagte sich. ›Ich möchte zwei Ihrer besten Burschen‹, sagte er, ›aber verschonen Sie mich mit diesen blutarmen Geschöpfen, die Sie mir letztes Jahr überlassen haben. Diese ewig kränkelnden und jammernden Kerle habe ich schließlich ohne Referenzen weggeschickt‹.«

Mr. Falkirk machte ein ernstes Gesicht.

»Das dürfte allerdings bei einem Waisenhaus nicht geschehen, das seit über dreißig Jahren unter dem Patronat der Familie Arkcraig steht.«

»Das sage ich ja«, erwiderte die Heimleiterin, »es ist eine Schande, und deshalb hoffe ich auch, daß Sie die neue Herzogin überreden können, uns einen Besuch abzustatten.«

»Die Herzogin ist tot.«

Mrs. Barrowfields Mund blieb offen stehen, was ihr das Aussehen eines erstaunten Karpfens verlieh.

»Ihre Gnaden ist vor wenigen Wochen in Frankreich gestorben«, setzte er hinzu.

»Um Himmels willen, sie kann doch kaum ein Jahr verheiratet gewesen sein.«

»Zehn Monate genau«, sagte Mr. Falkirk trocken.

»Und da mußte die arme Frau schon zu ihrem Schöpfer zurück? Das ist ja entsetzlich, wirklich, und ich habe sie nie zu Gesicht bekommen.«

Um sie daran zu hindern, Fragen zu stellen, kam Mr. Falkirk mit seinem Anliegen heraus: »Kurz bevor der Herzog in den Norden reiste, hat er mir aufgetragen, mit einer Ihrer Waisen nachzukommen«, sagte er.

Mrs. Barrowfield konnte ihre Überraschung nicht verbergen.

»Vermutlich hat er an einen Burschen für die Küche oder den Stall gedacht...«

»So lauten meine Instruktionen nicht«, fiel er ihr ins Wort. »Es geht um ein Mädchen, das allerdings das sechzehnte Lebensjahr überschritten haben muß.«

»Soll das ein Scherz sein?« rief Mrs. Barrowfield. »Sie wissen doch so gut wie ich, daß wir niemanden behalten, der älter als zwölf Jahre ist. Wenn möglich, schicken wir sie sogar schon früher ins Leben hinaus.« Sie machte eine Pause, bevor sie weitersprach: »Vor allem die Mädchen sind für ihre guten Manieren bekannt. Sie benehmen sich älteren und hochgestellten Personen gegenüber sehr respektvoll, was man von dem jungen Volk heutzutage nicht mehr behaupten kann.«

»Da haben Sie leider nur zu recht«, stimmte Mr. Falkirk zu. »Seine Gnaden glaubte, in Ihrem Falle sicher sein zu können, daß Sie die richtige Wahl treffen.«

»Ich habe von Herzogin Harriet immer nur gehört, daß in Schottland kein Mangel an Personalnachwuchs besteht. Als ihr Haus in London noch auf war, nahm sie einmal zwei meiner Mädchen mit.« Sie lächelte befriedigt. »Eine davon hat mich ein paar Jahre später besucht. Sie war inzwischen mit einem Diener verheiratet. Ein hübsches Ding, dem ich von jeher zugetraut hatte, einen Mann zu finden, der die unglücklichen Umstände ihrer Geburt übersehen würde.«

»Haben Sie tatsächlich niemanden in dem gewünschten Alter?« Mr. Falkirk kam zum Thema zurück.

»Niemand«, war die Antwort. »Alle Kinder sind noch klein, und der Himmel weiß, wie schwer es ist, sie sauber zu halten. Was ich anfangen sollte, wenn ich Tara nicht hätte, ist mir unerfindlich.«

»Ist das das Mädchen, das mich eingelassen hat?«

»Das ist Tara. Sie sorgt für die ganz Kleinen, wenn sie sie auch schrecklich verwöhnt, wie ich meine.« Die Heimleiterin lachte. »Unter meiner Vorgängerin ging es hier anders zu. Sie war der Überzeugung, daß man Kinder nur durch Schläge ruhig halten könnte, und ich denke oft, daß ihre Methode wirkungsvoller war als meine. Ich bin zu nachgiebig, das ist meine Schwäche.«

»Daß Sie den unglücklichen Kindern gegenüber Milde walten lassen, gereicht Ihnen zur Ehre, aber wir sprachen gerade über Tara«, sagte Mr. Falkirk.

»Ich wollte nur sagen, daß sie...«, begann Mrs. Barrowfield, als sie auch schon abrupt verstummte. »Oh nein, Sie schlagen doch nicht etwa vor... Sie meinen doch nicht...« Klirrend stellte sie ihr Glas auf den Tisch. »Nein, Mr. Falkirk, Tara dürfen Sie mir nicht wegnehmen. Sie ist die Einzige hier, auf die ich mich verlassen kann. Wen habe ich denn sonst außer ein paar altersschwachen Frauen, die sonst nirgends Arbeit finden und mehr Schwierigkeiten machen, als sie wert sind. Nehmen Sie jedes der Kinder, die ganze Bande, wenn Sie wollen, aber nicht Tara.«

»Wie alt ist sie?« fragte Mr. Falkirk.

»Beinahe achtzehn. Man schrieb das Jahr 1804, als sie herkam. Ich kann mich noch gut daran erinnern, weil in diesem furchtbaren Winter die Preise für Nahrungsmittel und Kohlen ins Uferlose stiegen.«

»Wenn Tara das einzige Mädchen im entsprechenden Alter ist, bleibt mir zu meinem Leidwesen nichts anderes übrig, als sie mit nach Schottland zu nehmen.«

»Nur über meine Leiche«, fuhr Mrs. Barrowfield hoch. »Ich lehne es ab, mich allein mit neununddreißig schreienden und ungebärdigen Kindern herum zu ärgern, von denen die meisten noch nicht selbst auf sich achtgeben können.«

Als sie Atem holte, lief ihr Gesicht so rot an, daß der Schotte befürchtete, sie könnte jeden Augenblick einen Schlaganfall bekommen.

»Wenn Tara geht, gehe ich auch«, versicherte sie.

Ihre Beine schienen sie nicht länger zu tragen, sie sank in einen Sessel und wedelte sich mit einem Zeitungsblatt, das auf dem Tisch gelegen hatte, Luft zu.

»Ich bedaure, Ihnen Unannehmlichkeiten bereiten zu müssen, aber gegen den Wunsch Seiner Gnaden gibt es keinen Widerspruch.«

»Es ist nicht fair.« Mrs. Barrowfield war den Tränen verdächtig nahe. »Da schuftet man und müht sich ab, ohne daß eine Menschenseele sich einen Deut um das eigene Wohlbefinden schert. Seine Gnaden kann sich in Schottland unzählige junge Mädchen beschaffen. Warum muß er mir die Einzige nehmen, die mir in diesem Waisenhaus, das dem Andenken seiner toten Großmutter geweiht ist, hilfreich zur Seite steht?«

Da ihre Stimme zu brechen drohte, füllte Mr. Falkirk hastig ein Glas mit Portwein und reichte es ihr.

»Eine kleine Entschädigung kann ich Ihnen versprechen«, beruhigte er sie. »Ich lasse Ihnen genügend Geld hier, daß Sie bessere Hilfskräfte engagieren können als Sie im Augenblick haben. Und sobald ich wieder in Schottland bin, werde ich dafür sorgen, daß der Herzog ihnen größere Zuwendungen bewilligt, um den Betrieb des Waisenhauses aufrechtzuerhalten.«

Obwohl seine Worte bis zu einem gewissen Grade ihren Zweck erfüllt hatten, starrte sie immer noch unglücklich ins Feuer.

»Vielleicht könnten Sie mir alles über das Mädchen erzählen, was Sie wissen«, schlug Mr. Falkirk vor. »Hat sie auch einen Familiennamen?«

»Einen Familiennamen?« wiederholte Mrs. Barrowfield. »Ist Ihnen entfallen, daß man dieses Haus das Heim der Namenlosen nennt? Natürlich hat sie keinen, genausowenig wie die anderen armseligen Geschöpfe, die man uns Woche für Woche auf die Schwelle legt.« Sie schnaubte verächtlich, bevor sie weitersprach: »›Ich habe da wieder einen kleinen Bastard für Sie‹, sagte Dr. Harland erst vor ein paar Tagen zu mir. ›Den können Sie behalten‹, habe ich erwidert. ›Bei uns ist nicht einmal ein Winkel frei, der groß genug ist, um eine Maus zu beherbergen, geschweige denn ein Kind.‹ ›Aber, aber, Mrs. Barrowfield‹, wollte er mich beschwichtigen, ›Sie sind als herzensgute Frau bekannt und wollen doch sicher nicht, daß der kleine Wurm im Fluß endet.‹ ›Wo es landet, kümmert mich nicht, solange es nicht bei uns ist‹, entgegnete ich, ›und nichts, was Sie sagen, bringt mich dazu, meine Meinung zu ändern.‹«

»Hat er es wieder mitgenommen?« fragte Mr. Falkirk.

»Nein«, erwiderte sie resigniert, »das hat Tara nicht zugelassen. Sie war der Meinung, daß das Baby das Bett mit einem anderen teilen könnte. Sie hat es dann auch so eingerichtet. ›Du bist eine Närrin, dir freiwillig zusätzliche Arbeit aufzuhalsen‹, habe ich sie gescholten.«

»Ihr machte das wohl nichts aus?«

»Mir schon, weil ich einen weiteren Mund stopfen mußte. Und das ohne einen Penny Extrageld.«

Mr. Falkirk holte aus der Innentasche seines eleganten Reisemantels eine Brieftasche und entnahm ihr ein paar Banknoten, die er vor Mrs. Barrowfield auf den Tisch legte.

»Hier haben Sie zwanzig Pfund, die nur so lange reichen müssen, bis ich von Schottland aus Vorkehrungen für eine bessere Versorgung des Waisenhauses getroffen habe.«

Das gierige Funkeln in den Augen der Frau ließ bei dem Mann starke Zweifel aufkommen, ob das Geld auch für die Kinder und nicht hauptsächlich für Getränke verwandt wurde. Im Augenblick konnte er jedenfalls nichts anderes tun als zu versuchen, die aus der Fassung geratene Frau versöhnlich zu stimmen.

»Ehe Sie Tara rufen lassen, sollten Sie mir erzählen, was Sie über sie wissen«, sagte er.

»Dann wollen Sie das Mädchen also wirklich mitnehmen?«

»Bedauerlicherweise bleibt mir keine andere Wahl, falls Sie sonst kein Mädchen im passenden Alter wissen.«

Sie tat das mit einer hilflosen Handbewegung ab.

»Was möchten Sie wissen?« fragte sie mürrisch.

»Zum Beispiel den genauen Termin von Taras Ankunft. Sie führen doch sicher Buch über Ein- und Abgänge.«

Ihrem flackernden Blick entnahm er, daß dieses Buch, falls es überhaupt geführt wurde, sicher nicht auf dem Laufenden war, daß er vermutlich auch wenig genug daraus erfahren würde.

Hastig, um von dieser Nachlässigkeit abzulenken, wie er vermutete, begann Mrs. Barrowfield zu reden.

»Tara unterscheidet sich von allen anderen Kindern hier«, erklärte sie, »weil sie in diesem Haus geboren ist.«

»Wie kommt das denn?«

»Es war im Sommer des Jahres 1804, ein bißchen später als jetzt, so Anfang Juli denke ich. Ich saß hier in meinem Sessel, als an der Vordertür ein lautes Hämmern erklang, das Tote hätte aufwecken können. Ich sprang auf die Füße - damals war ich noch jünger und konnte mich schneller bewegen - und lief zur Tür, um mich nach der Ursache des Lärms zu erkundigen. Draußen hatten sich viele Leute versammelt, und zwei Männer beugten sich über eine Frau, die entweder tot oder bewußtlos war. Ein Wagen hatte sie auf der Straße angefahren, ein Rad hatte sie überrollt. Der Kutscher war weitergefahren, ohne anzuhalten.«

Mrs. Barrowfield hielt ihm auffordernd das leere Glas entgegen, das er gehorsam vollschenkte.

»Erzählen Sie weiter«, bat er.

»Sie trugen die Frau herein, und ich schickte einen Jungen nach dem Arzt, der nur drei Straßen weit wohnt. Ein Dr. Weber behandelte damals die Waisen, ein unangenehmer Mann, den ich nicht ausstehen konnte.«

»Und die Frau?« fragte Mr. Falkirk, der sich bemühte, Mrs. Barrowfield beim Thema zu halten.

»Ich hielt sie zunächst für tot, bis sie sich in Krämpfen wand und stöhnte. Ihre Wehen hatten begonnen, wie ich spät aber richtig feststellte.«

»Haben Sie nicht sofort bemerkt, daß sie in anderen Umständen war?«

»Leider nein«, mußte sie zugeben. »Damals hatte ich noch kein so geschultes Auge wie heute. Sie war sehr schlank und trug ein loses Gewand, so daß sich ihr Zustand nicht so deutlich zeigte wie bei einer größeren Frau.«

»Was geschah weiter?«

»Es dauerte Stunden, bis der Arzt eintraf. Entweder war er nicht zu finden, oder er hatte keine Lust gehabt, uns zu besuchen. In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um die Frau, so gut ich es verstand«, fuhr sie fort. »Der Arzt benahm sich so gleichgültig, wie Leute das tun, die wissen, daß sie kein dickes Honorar zu erwarten haben.«

Mrs. Barrowfield trank einen Schluck.

»Da ich noch nie einer Entbindung beigewohnt hatte, bedeutete alles einen ziemlichen Schock für mich. Ich habe keine eigenen Kinder, bin nicht einmal verheiratet gewesen«, setzte sie hinzu.

Mr. Falkirk wußte, daß es Sitte war, die Leiterin eines Waisenhauses mit »Mrs.« anzureden, auch wenn ihr dieser Titel nicht zustand.

»Der Arzt legte das Baby auf den Tisch«, berichtete Mrs. Barrowfield weiter. »›Wenn Sie sich darum kümmern, wird es leben; die Mutter ist tot‹, stellte er fest.«

»Konnte er sie nicht retten?«

»Wenn Sie mich fragen, hat er es gar nicht versucht«, schnaubte sie. »Als die Mutter abgeholt wurde, weil man sie unter die Erde bringen wollte, merkte ich erst, daß sie noch sehr jung war und daß ich sie wahrscheinlich falsch eingeschätzt hatte.«

»In welcher Beziehung?«

»Obwohl es anscheinend niemanden gab, dem ihr Wohl und Wehe am Herzen lag, hätte ich sie für eine Lady gehalten. Sie war sehr hübsch mit rotblonden Haaren, weißer Haut und Kleidern, die ohne Zweifel eine Menge gekostet hatten.«

»Haben Sie davon etwas aufbewahrt?«

Mrs. Barrowfield schüttelte den Kopf.

»So etwas ist hier unmöglich, weil die Kinder, wenn sie frieren, alles nehmen, was sie in die Hände bekommen können. Falls sie einen Unterrock getragen hat, was ich annehmen möchte, wurde er in Streifen gerissen, um Verbände daraus zu fertigen. Eines dieser kleinen Unglückswürmer blutet immer an irgendeiner Stelle.«

»Gab es denn keinen Hinweis darauf, wer sie gewesen ist?«

»Soviel ich weiß, hat der Doktor überall in der Nachbarschaft Erkundigungen nach einer vermißten Person eingezogen, vermutlich um sein Honorar zu kassieren. Da sich jedoch niemand nach dem Baby erkundigt hat, nehme ich an, daß seine Nachforschungen ohne Erfolg geblieben sind.«

»Warum haben Sie die Kleine Tara genannt?«

»Darauf wollte ich gerade kommen. Sie haben gefragt, ob die tote Frau nichts bei sich trug, was ihre Identität ermöglicht hätte. Sie besaß nicht einmal eine Handtasche, vielleicht ist sie ihr auch bei dem Unfall auf der Straße gestohlen worden.«

Mrs. Barrowfield machte eine Pause, um der dramatischen Wirkung willen.

»Ich kann noch etwas aufzählen, was fehlte«, sagte sie, »nämlich ein Ehering. Vielleicht war es Vorbestimmung, daß sie mit ihrem namenlosen Kind den richtigen Ort fand.«

»Und warum haben Sie sie Tara genannt?« fragte er noch einmal.

»Einen Augenblick Geduld, dann wissen Sie es«, erwiderte die Heimmutter. »Die tote Frau trug an einer Kette ein Medaillon um den Hals. Sie werden mich vielleicht für sentimental halten, weil ich es nicht verkauft habe, obwohl ich das hätte tun müssen, wenn ich nur einen Funken gesunden Menschenverstand besessen hätte. Es gab Zeiten, da war das Essen so knapp, daß uns schon ein paar Shilling geholfen hätten.«