Das Versprechen - Comran (Pseudonym) - E-Book

Das Versprechen E-Book

Comran (Pseudonym)

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Beschreibung

Klappentext Der Lebenstraum von Stefan Schneider, einem Künstler und Aussteiger, war immer der eines eigenen Bootes, um seine Freiheit zu genießen und etwas Geld zu verdienen. Als ihm der Makler Bernhard Jung ein Geschäft in Spanien vermittelt, scheint dieser Lebenstraum zum Greifen nah. Doch ein raffiniert eingefädelter Betrug sorgt dafür, dass Schneider am Schluss nicht nur sein neues Leben, sondern auch alle Ersparnisse verliert. Nun muss er ganz von vorne anfangen und arbeitet Jahre auf eigene Faust daran, den Hintermännern auf die Schliche zu kommen und sein Geld zurückzuerhalten. Sein Weg führt dabei über die mysteriöse wie attraktive Assistentin des Yachten-Maklers Jung, Cindy, hinter der mehr zu stecken scheint, als er ursprünglich dachte. Er erschleicht sich das Vertrauen dieser Blondine und ist zunehmend fasziniert vom hemmungslosen wie freimütigen Lebensstil, was in mehr als einer prickelnden Begegnung der beiden mündet. Im ganzen Strudel aus sexueller Hingezogenheit und der Gefahr aufzufliegen, behält Schneider stets das Versprechen im Auge, welches er sich selbst gegeben hat: den Betrug von damals auflösen und die Täter von damals für den ganzen Schaden zur Verantwortung zu ziehen. Wie wichtig Cindy für diesen Plan ist, das geht ihm erst nach und nach auf. Cover-Hinweise Das Cover dieses eBooks ist eine Arbeit aus folgenden Werken: Böhringer Friedrich, "Yachten_im_Hafen_von_Zadar_4.JPG", CC-BY-SA Lies Thru a Lens & Model Natasha, CC-BY Die gesamte Coverarbeit steht unter der Lizenz CC-BY-SA zur Verfügung und kann unter diesen Bedingungen verwendet und geändert werden.

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Veröffentlichungsjahr: 2016

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Das Versprechen

Comran, 2014/2015

Cover-Hinweise

Das Cover dieses eBooks ist eine Arbeit aus folgenden Werken:

Böhringer Friedrich, "Yachten_im_Hafen_von_Zadar_4.JPG", CC-BY-SA

Lies Thru a Lens & Model Natasha, CC-BY

Die gesamte Coverarbeit steht unter der Lizenz CC-BY-SA zur Verfügung und kann unter diesen Bedingungen kostenlos verwendet und unter gleichen Bedingungen geändert werden.

Klappentext

Der Lebenstraum von Stefan Schneider, einem Künstler und Aussteiger, war immer der eines eigenen Bootes, um seine Freiheit zu genießen und etwas Geld zu verdienen. Als ihm der Makler Bernhard Jung ein Geschäft in Spanien vermittelt, scheint dieser Lebenstraum zum Greifen nah. Doch ein raffiniert eingefädelter Betrug sorgt dafür, dass Schneider am Schluss nicht nur sein neues Leben, sondern auch alle Ersparnisse verliert. Nun muss er ganz von vorne anfangen und arbeitet Jahre auf eigene Faust daran, den Hintermännern auf die Schliche zu kommen und sein Geld zurückzuerhalten. Sein Weg führt dabei über die mysteriöse wie attraktive Assistentin des Yachten-Maklers Jung, Cindy, hinter der mehr zu stecken scheint, als er ursprünglich dachte. Er erschleicht sich das Vertrauen dieser Blondine und ist zunehmend fasziniert vom hemmungslosen wie freimütigen Lebensstil, was in mehr als einer prickelnde Begegnung der beiden mündet. Im ganzen Strudel aus sexueller Hingezogenheit und der Gefahr aufzufliegen, behält Schneider stets das Versprechen im Auge, welches er sich selbst gegeben hat: den Betrug von damals auflösen und die Täter von damals für den ganzen Schaden zur Verantwortung zu ziehen. Wie wichtig Cindy für diesen Plan ist, das geht ihm erst nach und nach auf.

1: 2010, Tarragona

Stefan Schneider schwitzte, als sich sein Taxi durch den wohl nie endenden Feierabendverkehr in Tarragona ruckelte. Wiederholt fiel ihm auf, dass im sonnigen Süden die Tage nicht länger sind, sondern tatsächlich kürzer. Die untergehende Sonne brannte wie ein Glutball zum Seitenfenster hinein und Stefan schärfte sich selbst den Vorsatz ein, sich bei der Rückfahrt nach Barcelona zuerst der Funktionstüchtigkeit der Klimaanlage zu vergewissern, bevor er wieder in ein Taxi steigen würde. Der Kontrast zum Flug hätte stärker nicht sein können und er wünschte sich in die klimatisierte Röhre des Fliegers zurück. Kein Schweiß, selbst dann nicht, als sich die rothaarige Flugbegleiterin mit dem frechen Kurzhaarschnitt beim Absetzen des Biers stärker vornüber beugte als nötig. Der Einblick auf ihre künstlich angehobenen Möpse stand Stefan noch vor dem geistigen Auge und überlagerte kurz die Trostlosigkeit des glühenden Asphalts mit seiner Blechkarawane im typisch südländischen Zustand. Vom blinkend weißen Mietwagen bis zu Rostlaube und Moped tummelte sich alles vor seinem Taxi, um das Ankommen weiter zu erschweren. Während er es sich im Flieger noch hätte vorstellen können, die Dame zum Happy End mit ins Hotel nehmen zu können und direkt nach dem Flug den Slip unter ihrem Uniform-Rock zu entfernen, um mit einem anonymen Quicky den Tagtraum zu perfektionieren, war er nun alles andere als geil. Welche Frau würde sich schon spontan mit jemandem einlassen, dem das Shirt am Leib klebt und der längst verschwitzte Biotope zwischen Schwanz und Sack entwickelt hat? Nein, ohne Dusche würde ihn keine Frau der Welt anschauen. Und danach würde er keine Zeit mehr haben, großartig mit frischem Look auf die Piste zu gehen, weil die Zeit bis zu seinem Termin mit Jung langsam ohnehin knapp wird.

Das Taxi bog endlich auf die Rambla ein, die zu seinem Hotel führen muss. Verdammt, von hier war es nur noch ein Kilometer bis zum Bahnhof. ›Warum zum Teufel habe ich nicht den Zug genommen?‹, ärgerte er sich innerlich und fantasierte sich das Bild eines klimatisierten Zugs zusammen, der idealerweise zu dieser Rush Hour auch noch kaum besetzt wäre, und dann käme da diese kecke Flugbegleiterin in sein leeres Abteil ... und er würde sich ausgiebig praktisch mit der Frage auseinandersetzen, wie zum Teufel ihre Prachtdinger der Schwerkraft trotzen.

Der Ruck des Taxis holte ihn zurück in die Realität.

»80 Euro por favor!«, erinnerte ihn der Fahrer an den vereinbarten Pauschalpreis. Stefan drückte ihm vier Zwanziger in die Hand, nahm seine abgewetzte Lederjacke von der Rückbank und der Taxifahrer half ihm aufdringlich beim Ausladen des ohnehin spärlichen Gepäcks. Stefan ignorierte die Aufforderung zum Trinkgeld und wollte nur noch auf sein Zimmer. Ob die Nächte am Meer wirklich abkühlen sollten? Aber er liebte diese Jacke einfach, und sie begleitete ihn immer dahin, wohin er ging.

Nach dem Einchecken ging er direkt aufs Zimmer und stellte mit Genugtuung fest, dass hier die Klimaanlage funktionierte. Mit missmutigem Gesicht streifte er sich das nasse Shirt vom Leib, arbeitete sich aus der Hose, warf alles achtlos in die Ecke und ging schnurstracks unter die Dusche, ohne seinen kleinen Koffer auch nur einmal zu öffnen. Das angenehme Wasser brachte seine Lebensgeister schnell zurück und Stefan genoss nach dem Einseifen noch lange den Strahl der Tropfen, der immer kühler über ihn hereinbrach. In der Hoffnung, dass er am Abend vielleicht doch nicht alleinbleiben würde, galt am Schluss nochmal seine ganze Aufmerksamkeit seinem Schwanz, den er einer peniblen Extra-Wäsche unterzog und sorgfältig seine Vorhaut nach hinten stramm zog, um bloß keine Falte zu übersehen. Sein kleiner Freund bedankte sich für die angenehme Behandlung durch eine leichte Schwellung. So, nun war er wieder auf dem Weg, ein Mensch zu sein. Er widerstand dem Gedanken, das ausbaufähige leichte Kribbeln in seiner Eichel aufzugreifen und sich selbst zu befriedigen, denn er wusste, dass der Terminplan heute abend ohnehin schon knapp wird.

2: Bernhard Jung

Pünktlich um 20 Uhr betrat Stefan das Restaurant. Da sein Spanisch nicht sonderlich gut war, begrüßte er den Empfang auf Englisch.

»You should have got a reservation for Jung. Dinner for two ...«

»Jung ... yes! Please follow me!«, antwortete die hübsche Dame, die im mittleren Alter dank ihrer Latino-Kurven noch angenehm straff aussah. Die schwarzen Haare des perfekten Pferdeschwanzes wippten im Takt, als sie ihn zu einem Tisch in der Ecke des Restaurants führte. Dieser lag direkt neben dem Terrassenbereich und man konnte von hier durch einen kleinen Garten zwischen den fernen Häusern das Meer glitzern sehen.

»Take your seat! Anything to drink, any canapes or starters?«, lächelte ihn die Bedienung an. Er war sichtlich zuerst zur Verabredung eingetroffen, denn der Tisch war noch leer.

»Cervesa, por favor ...«

Hunger hatte er nach der Hitze noch keinen und er würde warten, bis er mit seiner Verabredung aus Höflichkeit ein Essen bestellen müsste. Das Bier war schnell zur Stelle und das kühle Getränke war wie Balsam in seinem Körper. Stefan zwang sich, langsam zu trinken, denn er hätte geradezu einen Liter austrinken können. Vielleicht würde er sich danach erst einmal Wasser kommen lassen. Dies erschien ihm angesichts des wichtigen Termins sinnvoller, bevor der Alkohol zu stark seine Sinne benebeln würde.

»Sie müssen Schneider sein!«, dröhnte eine laute Stimme rechts neben ihm. Als Stefan Bier nippend und träumend durch den Garten in die Ferne schaute, hatte die gleiche freundliche Empfangsdame den fehlenden Teilnehmer des Treffens zum Tisch geführt. Als sich Stefan zu den beiden umdrehte, waren die Brüste der Dame exakt in Augenhöhe. Auch wenn es versehentlich war, verharrte sein Blick sofort für einen Moment auf der weißen Bluse, unter der sich diese fantastischen Rundungen abzeichneten. Peinlich betreten rasten seine Augen dann schnell zu ihrem Gesicht, er zwang sich zu einem verlegenen Lächeln, welches sie ganz professionell und glaubwürdig wie unverbindlich erwiderte. Erst dann nahm Stefan den Mann neben ihr wahr und sprang auf.

»Stefan Schneider, ja. Sehr angenehm!«

»Jung. Schön, dass wir uns heute endlich treffen.«

Bernhard Jung war ein typischer Playboy Ende 40. Marke Mallorca-Immobilienmakler. Weißes Dauergrinsen, nach hinten gegelte Haare, das Hemd lässig herabhängend. Der feste Händedruck und die dröhnende Stimme verrieten, dass er nicht in vergoldeten Kissen geboren wurde, sondern durchaus rustikaler Abstammung war. Die Dame ließ die beiden allein und brachte kurz darauf eine große Flasche Wasser und zwei frische Gläser. Stefan Schneider und Bernhard Jung starteten mit Smalltalk wie zwei Menschen, die sich erst einmal kennenlernen müssen und arbeiteten sich durch den Standardthemenkatalog wie Wetter, Anreise und Speisekarte. Stefan entschied sich für einen Salat mit Calamar. Leicht und frisch war an diesem Abend das Wichtigste. Beim Weißbrot kamen die beiden Männer dann zum eigentlichen Thema, weswegen sie sich getroffen hatten.

»Herr Schneider, ich habe für morgen alles vorbereitet. Die 'Stella' ist gestern eingetroffen, meine Assistentin hat sich vom vereinbarten Zustand überzeugt und die Vollständigkeit der Papiere bereits mit dem Notar geprüft. Die Bank meines Klienten auf Jersey hat den Eingang der Anzahlung bestätigt. Die Überführung kann in zwei Wochen starten, sobald Sie nach Besichtigung und den nötigen Papieren die Restzahlung geleistet haben. Ihr Liegeplatz in Santander ist bis dahin hoffentlich bereit?«

»Ja, selbstverständlich. Ich freue mich schon jetzt darauf und bin sicher, dass alles gut verläuft.«, antwortete Stefan.

»Ich würde vorschlagen, wir kombinieren morgen das Angenehme mit dem Nützlichen! Seien Sie mein Gast auf der 'Stella' und ich lasse einen Brunch dort anrichten. Wäre 10:00 Uhr in Ordnung?«

Stefan schlug ein. Morgen würde ein spannender Tag werden. Sein Lebenstraum würde einen entscheidenden Schritt näherrücken. Als freier Mensch und Herr über sich selbst wollte er in Santander mit dem Boot Geld verdienen, endlich auswandern und mehr Zeit für das Malen haben. Interessante Leute treffen und ausfahren, üppige Trinkgelder und ein angenehmes Lebensumfeld. Und Frauen, natürlich Frauen. Was wirkt bei hübschen Frauen besser, als sie zu einer Bootstour einladen zu können? Am besten direkt gleich mehrere. Wenn das Geschäft gut laufen würde, würde er mit drei Frauen einfach mal paar Tage Richtung Portugal fahren und eine geile Zeit an Bord haben. Aber dazu müsste es erst einmal laufen. Und nun war er gerade mitten dabei, die Grundlage für seinen Traum zu schaffen.

3: Die 'Stella'

Stefan lief die Straße zum Hafen hinab. Der Wind vom Meer machte die Sonne erträglich. Das Treffen mit Jung war gestern Abend erst spät ausgeklungen. Dieser hatte vom Handy noch eine gewisse Cindy angerufen, um das Frühstück organisieren zu lassen. Zu spät, um sich noch ein wenig in der Stadt zu vergnügen. Dafür war er froh, sich heute endlich ausgeschlafen und frisch zu fühlen. Schon beim Anblick der verschiedenen Piers ließ Stefan seine Blicke schweifen, ob er irgendwo die 'Stella' liegen sehen könnte. Es waren aber zu viele Boote, um sich einen schnellen Überblick zu verschaffen, und manche sahen wirklich beeindruckend aus, waren aber sicher fernab seines Budgets. Aber wer weiß, vielleicht läuft es ja gut, und er würde eines Tages auch den Sprung in die nächsthöhere Liga schaffen?

In dem Meer aus weißem Holz, Karbon und Kunststoff verlor sich sein Blick und er orientierte sich an den Piernummern und denen der Landestege. Er musste noch bis zum Seitenausläufer des Hafens laufen, um den benannten Anlandeplatz zu finden. Zuerst sah er einen Bug inmitten der anderen hervorblitzen, der ihm von den Fotos bekannt vorkam. Er könnte auch an der genannten Position liegen. Beim Näherkommen entdeckte er sie dann zwischen den anderen Schiffen: die 'Stella'. Baujahr 1990, und für 150000 Euro nahezu ein Schnäppchen für die gebotene Ausstattung. Vor allem sah man dem Modell das Alter nicht an – und das war ihm besonders wichtig. Kunden fragen nicht nach dem Baujahr, sie wollen auf und mit dem Boot cool aussehen und eine schöne Zeit haben.

Sein Herz schlug schneller, als er die letzten Meter zum Anleger zurücklegte. Oben auf der kleinen Yacht bemerkte er eine Bewegung. Eine blonde Frau mit beeindruckenden Beinen stieg aus der Kabinenluke und lief geschäftig über Deck in Richtung Heck. Sie schaute immer wieder aufmerksam über das Pier, wirkte fast ein wenig nervös. Der Minirock, den sie trug, war zwar für die Temperaturen angemessen, aber gerade so an der Grenze, um noch als seriös und außerhalb des Schlafzimmers vorzeigbar zu gelten. Ihre gewellten Haare reichten beinahe bis zur unteren Naht ihrer Bluse und liefen schmal zu. Trotz der Temperaturen trug sie feine helle und beinahe durchsichtige Seidenstrümpfe, wie er an der leicht glitzernden Naht feststellen konnte, die den Blick von den Füßen bis in das verbotene Reich führten. Vom Anleger aus hatte Stefan aber eine vorteilhafte Position und konnte die Blicke höher fahren lassen als von der Trägerin geplant – solange diese nicht freimütig provokant auf eine Leiter steigen würde. Er konnte im Schatten des Minirocks noch erahnen, dass sie einen Slip im knappen Hotpants-Schnitt trug, der aus feinem schwarzen Netzstoff war. Stefan befand, dass diese Frau trotz der grenzwertigen Aufmachung eine gewisse Klasse besitzen müsse, denn vom inflationären String in der Arschritze hatte er längst genug und ein luftiges Höschen wie dieses erschien ihm in diesem Klima praktisch und ästhetisch gleichermaßen.

Vor den zwei Stufen der Bootsleiter verharrte er kurz und schaute sich um. Die Blonde stand bereits am Heck des Schiffes, da entdeckte er Bernhard Jung oben auf dem Führersitz.

»Hallo! Keine falsche Scheu, treten Sie ruhig näher! Bald bestimmen nur Sie, wer an Bord darf!«

Stefan winkte kurz, sprang die zwei Stufen an Deck und erklomm sofort den Führersitz.

»Prächtiges Gefühl, was?«, dröhnte Jung und klopfte Stefan beim Händeschütteln kräftig auf die Schulterseite. »Wir können auch direkt hier oben anfangen, und ich zeige Ihnen die wesentlichen Dinge. Herr Marques ist auch schon da und wartet unten in der Kabine auf uns. Dann können wir auch direkt zum Frühstück schreiten!«

Bernhard Jung erklärte Stefan ein paar Einzelheiten der Steuerung, die er mit technischen Kennzahlen wie eine Werbebroschüre ergänzte. Sein protziges Goldarmband flog am Handgelenk auf und nieder, als er hier und dort auf die Instrumente zeigte. Immer wieder lenkte Stefan seinen Blick in Richtung Bootsheck, wo die Blondine lässig an der Fahnenstange lehnte. Durch ihre Sonnenbrille konnte man nicht sehen, wohin sie blickte, und sie tat so, als würde sie die Sonnenstrahlen genießen, solange es nicht zu heiß wird. Dabei merkte Stefan, dass ihre Aufmerksamkeit nicht den Menschen an Bord, sondern dem Hafen galt. Von vorne konnte er feststellen, dass dies keine der dämlich-nuttigen Assistentinnen war, denn ihr Auftreten war so stilsicher wie es ihr Slip versprach. Die Balance aus Attraktivität und Verruchtheit konnte diese junge Dame verdammt gut halten, und das äußerst selbstbewusste Auftreten war vielleicht eine Spur frivol, aber keineswegs ordinär. Mit 6cm waren die Absätze ihrer Highheels noch im Rahmen, dafür waren sie knallrot und mit schmalen Riemchen, die den Blick auf die gebräunte Haut freigaben. Und selbstverständlich trug sie BH – soviel Anstand musste auf einem Geschäftstreffen schon sein.

Als die beiden Männer die Treppe zu Deck herabstiegen, sprang sie auf und schritt auf die beiden zu.

»Cindy Marnow, meine Assistentin!«, stellte sie Jung vor. »Das ist Herr Schneider, der Käufer des Boots.«

»Sehr angenehm. Ich beneide Sie jetzt schon um die schöne Zeit, die Sie auf diesem Schiff verbringen werden!«, antwortete sie in charmantem Ton. Sie war schätzungsweise Anfang 30 und von beeindruckender Gesamterscheinung. Selbst von Angesicht zu Angesicht konnte Stefan keinen Makel an ihrem Körper erkennen, der Händedruck war sicher und fest, aber immer noch weiblich. Außer ihrem perfekt aufgetragenen Lippenstift trug sie kein sichtbares Makeup, wobei Stefan ihre Augen nicht erkennen konnte, die sich immer noch hinter der großen Sonnenbrille verbargen.

Herr Jung führte Stefan noch um das Boot herum und erklärte den Stand der verschiedenen Erneuerungen. Cindy verschwand hingegen unter Deck. Zum Schluss gingen sie in den Kabinenbereich. Cindy war über einen heruntergeklappten Seitentisch aus Echtholz gebeugt und richtete das kleine Buffet aus ausgewählten leichten Speisen. Ihr Hintern zeichnete sich dabei deutlich im Minirock ab und schien genauso perfekt zu sein wie der Rest. ›Verdammt, jetzt hätte ich aber Hunger auf was Anderes!‹, dachte er bei dem einladenden Anblick. Am gegenüberliegenden Tisch der Sitzgruppe saß ein hochnäsiger Herr im Anzug – wie reingeschossen und verplombt. Das augenscheinlich maßgeschneiderte Modell saß vom Saum bis zum Kehlkopf präzise wie ein Katalogfoto. Das musste der Notar sein, der augenscheinlich alle Konzentration damit aufbrachte, in seinen Blätterwald auf dem Tisch zu starren und die scharfe Frau ihm gegenüber keines Blickes zu würdigen.

»Fabien, darf ich Ihnen Herr Schneider vorstellen? Herr Schneider, das ist der Notar aus Luxemburg, der im Auftrag unseres Mandanten den Kaufvertrag abschließen möchte.«

Der Herr mit der beherrschten Körperspannung nickte ihm distanziert und langsam zu und schritt mit hörbarem Dialekt, aber perfektem Hochdeutsch zum förmlichen Teil.

»Herr Schneider, mein Mandant ... ich meine: UNSER Mandant, von Herrn Jung und mir, hat mich bevollmächtigt, den Kauf in seinem Namen abzuschließen. Auf diesen Dokumenten befindet sich jeweils bereits eine Blankounterschrift für die Freigabe des Bootes. Eine Originalunterschrift befindet sich zudem auf Ihren Durchschlägen. Hier sehen Sie die Bescheinigung des Eigentumsübergangs für die Behörden, die mit meiner und Ihrer Unterschrift Rechtsgültigkeit erlangen. Und in dieser Mappe finden Sie den Kaufvertrag, den wir Ihnen bereits zur Ansicht zugeschickt haben. Ich hoffe, mit dem Vertrag und mit dem Boot ist aus Ihrer Sicht soweit alles in Ordnung und die Leistungen meines Mandanten somit erfüllt? Ich bitte Sie dann nun, ebenfalls zu unterzeichnen und den Restbetrag innerhalb 10 Tagen auf Jersey anzuweisen.«

Wie ein Oberlehrer musterte Herr Marques Stefan, der gerade versuchte, sich geistig durch den Papierwald zu arbeiten, ob alles vollständig war. Aber dazu hat man ja Notare und somit würde wohl alles in Ordnung sein, befand er, während er davor kapitulierte, jedes mögliche Detail nochmal prüfen zu können. Außerdem gab es immer noch Cindy, die in seinem Augenwinkel am Buffet-Tisch dafür sorgte, dass 70% seines Verstands mit anderen Themen als nüchternem Papierkram beschäftigt waren. Kurzerhand überflog er jeweils die Fußenden der Dokumente, ob alle Unterschriften vorlägen, dann griff er beherzt zum Stift und unterzeichnete. In zwei Wochen würde ein neues Leben beginnen.

»Ich gratuliere!«, rief Bernhard Jung aus und griff nach Stefans Hand, während der Notar alle Unterlagen konzentriert sortierte und seine Mappen damit füllte. Ein Knall von der Seite zeugte vom Öffnen einer Champagnerflasche. Cindy schenkte eifrig vier Gläser ein und noch bevor das Buffet geplündert wurde, stießen alle miteinander an. Die Köstlichkeiten vom Tisch mundeten anschließend hervorragend, und die Männer begaben sich für ein paar weitere Gläser Champagner an Deck, wo sie im Schatten des Führerstandes die Aussicht genossen. Stefan konnte es gar nicht fassen, dass er auf seiner eigenen Yacht stand. Er war so verwirrt in seinem Glück, dass er selbst für Cindy im Moment keine Augen hatte. Bis zum vierten Glas, welches Jung im Anflug seiner immer überschwänglicheren Kumpeleien dazu veranlasste, Cindy plötzlich an der Hüfte zu greifen und an sich zu ziehen, wobei seine Hand zwangsläufig ihren Arsch berühren musste. Cindy ließ sich nichts anmerken und setzte ihren Smalltalk charmant lächelnd fort. ›Verdammt, sie ist entweder sehr abgebrüht, oder deutlich mehr als seine Assistentin. Oder beides...‹, dachte Stefan bei sich.

4: 2013, Cindy

Drei Jahre seit dem Treffen in Tarragona waren vergangen. Stefan Schneider lehnte, auf dem Fahrrad sitzend, an der Straßenlaterne und hatte die Lederjacke bis obenhin geschlossen. Das Haus von Jung war ein beeindruckend großer, aber nicht unbedingt schöner Bau aus den frühen 80er Jahren. Lediglich die Bruchsteinmauer, das automatische Gittertor und die lange Kieseinfahrt zeugten davon, dass hier Kapital zuhause ist. Für einen Morgen im Juni war es noch relativ frisch. Es war gegen 09:15 Uhr, als das Taxi die Straße hinaufgefahren kam. Dieses Ritual wiederholte sich zweimal im Monat, jeden ersten Dienstag und Freitag. Darauf war Verlass, seit Stefan das Haus beobachtete. Das Taxi hielt vor dem Haus. Neben der Einfahrt öffnete sich die Haustür, und heraus kam sie. Wie immer Dienstags und Freitags. Das waren die Tage, an denen Jung über Nacht weg war. Auch soviel hatte Stefan schon herausgefunden. Der 7er BMW verließ immer am Tag davor das Haus und kehrte erst am nächsten Abend wieder zurück.

Cindy Marnow trug eine knappe Jacke und darunter eine figurbetonende Hose aus schwarzem Kunstleder. Sie hatte außer einer Umhängetasche nichts dabei. Sie trug Pumps mit praktischen breiteren Absätzen und schwebte in einer Art Model-Schritt in Richtung Straße. Auch wenn sie nicht so aufreizend gekleidet war wie seinerzeit in Tarragona sah sie dennoch fantastisch aus. Sie stieg hinten ins Taxi ein, wobei ihre langen Haare über das Leder der Kopfstützen streiften. Seit er und Jung sich zuletzt gesehen hatten – das war vor Gericht, als Stefans Klage gegen Jung abgewiesen wurde – verging kein Tag, an dem Stefan nicht an seinen Schwur dachte: ›Ich nehme dir etwas, was dir weh tun wird.‹ Rache kann das Geld nicht ersetzen, aber es lag ihm viel daran, Bernhard Jung zu zeigen, was es heißt, wenn ein Traum zerstört wird. Und irgendwie war sich Stefan Schneider sicher, dass sein Weg über diese Frau führen könnte. Doch zuerst musste er eine Prüfung bestehen, ob er offen handeln könnte oder nicht. Er stieß sich mit dem Fahrrad ab, wendete und folgte dem Taxi. Hier in der Tempo 30-Zone war es nicht schwer, Schritt zu halten. Dazu war er gut genug in Form. Er hatte auch viel Zeit dafür gehabt. Nachdem das Erbe seines Onkels in dubiosen Kanälen auf Jersey verschwunden war, hatte er sich weiter drei Jahre mit Malerei über Wasser gehalten. Immerhin reichten ein paar regelmäßige Galerieverkäufe dafür aus, seinen Wohnsitz hierhin zu verlegen. Und er hatte Zeit. Viel Zeit.

Am Ende der Straße wartete das Taxi mit Cindy Marnow an der Kreuzung. Jetzt kam der anstrengende Teil, denn Stefan musste ca. 100 Meter Schritt halten und hoffen, dass die Ampelanlage weiter hinten auf Rot steht und sich der übliche Stau entwickelt. Er trat in die Pedale und registrierte nervös, wie ihn vier, fünf Autos überholten und sich zwischen ihn und das Taxi schoben. Doch er hatte Glück, es war wieder Stop-and-Go. Am Rand der Straße arbeitete er sich vorsichtig wieder nach vorn, indem er langsam zwischen den geparkten und rollenden Autos durchradelte. Er schlängelte sich bis zum Taxi durch und blieb dann direkt am Fenster von Cindy stehen. Erst wartete er eine Weile, dann schaute er beiläufig nach links in den Wagen rein. Seine und Cindys Blicke trafen sich. Bei ihr war keine Überraschung zu sehen – kein Zeichen eines Wiedererkennens. Das hatte er gehofft. Schließlich hatte sie ihn damals in Tarragona gerade mal drei Stunden gesehen. Es war drei Jahre her, und mittlerweile trug er seine Haare auch lang. Etwas, was ihm zu seiner Verwunderung klare Vorteile bei den Frauen brachte, die offenbar auf seine früh graumelierten, aber wenigstens vollen Haare standen. Er riskierte es, einen Gang höher zu schalten. Während sich die Blicke noch trafen, versuchte er ein kurzes, diskretes Lächeln. Zu seiner Verwunderung behielt Cindy den Blick bei und hob auch etwas die Mundwinkel. Diese Prüfung hatte er klar bestanden – sie erkannte ihn nicht wieder. Der Verkehr setzte sich wieder in Bewegung, er verlor Cindy aus den Augen, aber er wusste, welches Taxiunternehmen sie immer wählte.

Er war Künstler, er hatte Zeit. Und Taxifahrer werden meistens gesucht. Es wurde Zeit für den nächsten Schritt, entschied er, und bog mit dem Rad in Richtung Stadtmitte ein, in welchem das Taxiunternehmen seinen Sitz hatte. Dort angekommen war es eine Sache von 10 Minuten. Ein Knebelvertrag mit Bezahlung nach Bedarfszeiten, aber er dürfe anfangen. Nur darum ging es ihm. Und bis zum Juli würde er den Fahrgastschein noch erworben haben und sich auf der Straße als Taxifahrer verdingen dürfen.

5: Eine Taxifahrt

Es war Dienstag, der 2. Juli. Stefan Schneider hatte schon um Fünf Uhr morgens eine unbeliebte Schicht begonnen, die ihm aber die Garantie gab, zur wichtigen Zeit im Taxi zu sitzen. Er hatte gegen Sieben noch einen Kunden Richtung Flughafen, was ihn schwitzen ließ, aber auch genug Zeit gab, seinen Rückweg künstlich zu verlängern. Mit klopfendem Herzen arbeitete er sich einen Umweg um die verstopfte Innenstadt, um rechtzeitig in Botnang anzukommen. Dort parkte er den Wagen im Auweg und schaute auf die Uhr. Es war 08:20 Uhr. Er hatte keine Ahnung, wann sich Cindy einen Wagen bestellt, und er musste rechtzeitig vor Ort sein. Zur Not müsste er sie abfangen, bevor der eigentliche Wagen kam. Dieses Risiko musste er eingehen. Da kam er auf eine Idee. Er griff zum Funk.

»Wagen 23, Fahrgast von Karlshöhe bis Kräherwald.«, gab er durch. Um nicht aufzufallen musste er noch diesen Preis aus eigener Tasche drauflegen. Aber für die Zentrale war er nun in der Region verfügbar und er würde sich später keine Ausrede einfallen lassen müssen. Er schaltete das Taxometer ein und drehte eine weitläufige Leerfahrt durch Botnang. Ständig war sein Blick dabei auf der Uhr. 08:40 war es mittlerweile. Für etwas mehr Zeit könnte er sich eine Ausrede einfallen lassen, z.B. Hilfe beim Einladen von Einkäufen. Nachdem das Taxometer die nötige Kilometerzahl erreicht hatte, schaltete er es wieder ab und fuhr zurück zum Auweg. Kurz darauf kam eine neue Funkdurchsage:

»Einen Wagen nach Botnang in den Buchenweg 3 für Neun Fünfzehn. Wer kann das machen? 23 oder 12?«

Buchenweg 3. Das war das Haus von Jung! Hastig griff Stefan nach dem Funk, um zuerst zu sein.

»23 hier, muss nur noch kassieren, dann fahr ich direkt rüber.«

Jetzt war er einen großen Schritt weiter. Er hatte zwar noch keine klare Idee, wie Cindy Marnow ihn näher an Jung heranbringen könnte, aber es war ihm jetzt egal. Die Gefahr, dass Jung ihn erkennen könnte, war zu groß. Um 09:10 Uhr lenkte er dann das Taxi aus dem Auweg in Richtung Buchenweg und parkte vor der Nummer 3. Sein Herz schlug bis zum Hals und er hatte ständig die Tür im Blick. Nach zwei Minuten ging diese auf. Cindy Marnow kam heraus und trug eine Tasche – wie immer. Sie trug heute an diesem Sommertag einen schräg geschnittenen Faltenrock, keinen Mini, auch wenn die kürzere Seite beim Gehen durchaus den Blick auf ihren Oberschenkel freigab. Elegante High Heels in schwarz passten zum weißen Rock und zum schwarzen engen Top wunderbar und der Kontrast wurde durch ihre blonde Mähne perfektioniert. Heute trug sie keinen BH, was Stefan an den wippenden Brüsten erkannte, die sich fest und wohlgeformt unter dem Stretch-Top abzeichneten. In seine Aufregung mischte sich eine kribbelnde Erregung angesichts dieser traumhaften Frau.

Sie öffnete die Tür und ließ sich auf den Rücksitz fallen. Wieder schwangen ihre blonden Haare über die Kopfstützen.

»Wagnerstraße, zur SBBL-Filiale bitte!«

»Wagen 23, fahre zur Wagnerstraße.«