Das Weihnachtsgeheimnis - Terri Brisbin - E-Book
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Das Weihnachtsgeheimnis E-Book

Terri Brisbin

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Beschreibung

Wer ist die betörende Elizabeth wirklich? Diese schöne Dirne mit den Manieren einer Edelfrau … Als Lord Gavin Macleod über Weihnachten nach England reist, gerät er unversehens in ihren sinnlichen Bann. Leidenschaftlich schwört er, ihr Geheimnis aufzudecken …

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IMPRESSUM

Das Weihnachtsgeheimnis erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2004 by Theresa S. Brisbin Originaltitel: „Love At First Step“ erschienen bei: Harlequin Books Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL WEIHNACHTENBand 3 - 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Umschlagsmotive: Harlquin Books S.A.,Talangart/GettyImages, phokin/GettyImages

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733715847

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Erlaube, dass ich sie dir heute Abend schicke.“

„Machen dich die kürzer werdenden Tage närrisch im Kopf, Mann?“

Gavin MacLeod funkelte seinen Gastgeber wütend an. Dann hob er den Becher an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck. Das Heidebier floss angenehm durch seine Kehle und brachte ihn dazu, alle weiteren missmutigen Erwiderungen hinunterzuschlucken. Wenn er eine Frau fürs Bett brauchte, musste niemand ihm helfen, eine zu finden.

Seit Jahren stattete er nun schon Orrick of Silloth zur Wintersonnwende einen Besuch ab. Und er konnte sich nicht daran erinnern, dass Orrick je Interesse an weiblichen Leibeigenen oder Bediensteten gezeigt, ja, dass er sie überhaupt wahrgenommen hätte. Allerdings war es Gavins erster Besuch nach dem Tod seiner Frau. Vielleicht fiel es Orrick jetzt deshalb leichter, mit ihm über Frauen zu sprechen. Vielleicht war es aber auch das kommende Fest, das ihm Lust auf dieses Thema machte?

„Schau, Gavin, sie ist genauso wenig eine wirkliche Hure, wie ich König von England bin“, meinte Orrick leise.

„Bist du jetzt nicht nur mein Pflegebruder, sondern auch noch mein Kuppler?“

Gavin betrachtete die Frau genauer. Wie hätte er es auch nicht tun sollen? Orricks Worte zwangen ihn geradezu, ihr seine Aufmerksamkeit zu schenken. Er sah, dass sie in verschwenderischer Fülle mit allen weiblichen Attributen ausgestattet war. Volle, üppige Brüste, eine schmale Taille, wohlgerundete Hüften und lange Beine machten sie zu einer sehr anziehenden Erscheinung. Doch anstatt ihre Vorzüge ins rechte Licht zu rücken, wie es eine Frau tut, die sich ihren Lebensunterhalt auf dem Rücken liegend verdient, verbarg diese hier sie unter einem derben Gewand und einem Schleier. Und sie gab sich obendrein auch noch eher bescheiden.

„Du bist doch ihr Herr, Orrick. Weißt du etwa nicht, wie sie sich ihren Lebensunterhalt verdient?“

Orrick brummte nur und nahm einen Schluck aus seinem Becher. Gavin beobachtete die Frau einige Zeit, während sie an den unteren Tischen bediente. Sie zeigte ein liebenswürdiges Lächeln und sprach leise mit all jenen, denen sie Bier einschenkte. In ihrem Benehmen den Männern gegenüber lag nichts Aufreizendes, und keine der Frauen an den Tischen antwortete mit Feindseligkeit auf ihr Betragen. Orrick führte seinen Besitz und seine Ländereien in der Tat auf ganz andere Art und Weise als die meisten der englischen Lords.

„Ich weiß, wie sie sich ihren Lebensunterhalt verdient, Bruder. Ich weiß aber nicht, wie es dazu kam, dass sie ihn sich auf diese Weise verdienen muss.“

Orricks Worte verblüfften Gavin. Orrick hatte seine ganz eigene Methode, mit der es ihm immer gelang, die Wahrheit herauszufinden. Trotzdem hatte diese Frau es geschafft, ihre Vergangenheit vor ihm zu verbergen. Das war erstaunlich. Und sehr interessant. Zum ersten Mal seit langer Zeit regte sich wieder etwas in Gavin.

Es war die Neugier.

Er ließ sich tiefer in den hochlehnigen Sessel zurücksinken und sah sich die Frau genauer an. Er schätzte sie auf ungefähr fünfundzwanzig Jahre. Anscheinend besaß sie noch alle Zähne. Gavin konnte es sehen, wenn sie lächelte. Und er sah auch, dass keine Pockennarben oder sonstigen Schönheitsfehler ihre Haut entstellten. Aufrecht und mit geradem Rücken stand sie da. Ihr Körper ließ keine Missbildungen erkennen. Das hier war keine der üblichen Dorfhuren.

„Spielt es überhaupt eine Rolle, warum sie es tut, Orrick? Macht sie dir irgendwelchen Ärger?“

Orrick beugte sich näher zu ihm, damit keiner seine Worte hören konnte. Besonders seine Frau Margaret nicht, die auf seiner anderen Seite saß. „Ich mag keine offenen Fragen. Wer weiß, was für Übel sie über uns bringen kann, falls jemand sie hier bei uns sucht?“

Gavin fühlte sich wie eine Marionette, an deren Schnüren man zog. Er erkannte sehr wohl das listige Spiel seines Pflegebruders und beschloss, es ihm gleichzutun. Was sein Bruder konnte, konnte er schon lange.

„Dann wirf sie doch hinaus. Als Herr über diesen Besitz hast du schließlich das Recht dazu.“

Die Art, wie Orrick das Gesicht verzog, und auch sein finsterer Blick verrieten Gavin die Wahrheit. Die Frau hatte Orricks Interesse geweckt, er wollte ihre Geschichte kennenlernen. Doch niemals würde er eine hilflose, arme Seele, die keine andere Zuflucht besaß, von seinen Ländereien vertreiben. Ganz besonders nicht so kurz vor dem Fest der Geburt unseres Herrn und den Neujahrsfeierlichkeiten. Es war eine alte Schwäche von ihm. Orrick saß in der Klemme, und darüber musste Gavin lachen.

„Du täuschst dich in mir. Und du versuchst vergebens, mich zu manipulieren. Aber ich habe Mitleid mit dir und der Zwickmühle, in der du steckst. Ich werde dir trotzdem die gewünschten Informationen über deine Dorfhure bringen.“ Während er sprach, deutete er mit dem Kopf zu der Frau hinüber. Und dabei wäre ihm beinahe der schmerzliche Ausdruck entgangen, der über Orricks Gesicht huschte. Beinahe.

Ob der Burgherr wohl ein persönliches Interesse an der Frau hatte? Gavin glaubte es eigentlich nicht. Aber wie sonst war sein Benehmen zu erklären? Gavin reckte den Hals, um zu sehen, ob Margaret ihnen ihre Aufmerksamkeit schenkte. Er sah, dass sie in ein angeregtes Gespräch mit der Frau neben ihr vertieft war. Jetzt war die beste Gelegenheit, seine Frage zu stellen.

„Möchtest du sie gern zu deiner Bettgenossin machen? Ist es das, was hinter alledem steckt?“

„Bettgenossin?“, fragte Orrick und verschluckte sich beinahe an dem Wort.

„Aye. Wenn du sie als Bettgenossin haben willst, kann ich herausfinden, ob sie verheiratet ist oder ob es sonst irgendein Hindernis für dich gibt.“

So ungewöhnlich war ein solches Ansinnen unter Adligen gar nicht. Aber Gavin hatte das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Er hätte nie geglaubt, dass Orrick sich eine andere Frau ins Bett holen würde, solange er mit Margaret vermählt war. Wenn sich die Dinge zwischen den beiden so verändert hatten, dann war zwischen Gavins Besuchen zu viel Zeit verstrichen.

„Ich will keine andere Frau als meine Margaret, du dickschädeliger Esel“, flüsterte Orrick ihm wütend zu. „Es geht nur darum, einem Freund etwas Beschäftigung zu verschaffen. Ich glaubte, so hättest du in der Zeit, die du bis zur Ankunft des neuen Jahres bei uns bleibst, etwas zu tun. Das ist alles.“

Erleichtert atmete Gavin auf. Er würde also nicht in irgendetwas verwickelt werden, wodurch er Orricks Frau verletzen könnte. Sie konnte einem wirklich Angst einjagen, wenn sie in Wut geriet, und er verspürte keine Lust, in diesem Fall derjenige zu sein, auf den sich ihre Aufmerksamkeit richtete. Auch war er von Herzen froh darüber, dass Orrick seiner Margaret immer noch treu war. So treu wie er seiner Frau Nessa, als sie noch lebte.

„Gut denn. Schicke sie zu mir, und ich werde ihr Geheimnis für dich lüften.“

„Sei vorsichtig“, flüsterte Orrick ihm warnend zu. „Zwar darf man die Bedürfnisse eines Gastes nicht so einfach ignorieren. Aber selbst während dieser langen, dunklen Wintertage mag Margaret es nicht sonderlich, wenn in ihrer Burg die Dienste einer Hure in Anspruch genommen werden.“

„Bring mich bei deiner Gattin ja nicht in Schwierigkeiten, Orrick. Und lass auch diese Frau da“, er deutete mit dem Kopf in Richtung ihres Opfers, „nicht wegen deiner Neugier Verdruss mit der Burgherrin bekommen.“

Orrick wischte seine Bedenken mit einer Handbewegung fort. „Man wird sie in dein Gemach schicken, damit sie dir beim Baden behilflich ist. Dem wird selbst Margaret zustimmen. Was von da an zwischen euch geschieht, geht nur dich und sie etwas an“, meinte er und nickte in die gleiche Richtung.

Gavin lehnte sich zurück und trank noch einen Schluck Bier, während er die ganze Zeit die graziösen Bewegungen der jungen Frau beobachtete, von der die Rede war.

„Und ihr Name? Du hast mir noch gar nicht ihren Namen genannt.“

„Elizabeth.“

Elizabeth. Das klang ziemlich hochtrabend für eine Hure. Ihre Kunden nannten sie wahrscheinlich „Lizzie“ oder „Betsy“. Ein Name, der besser zu einer Frau passte, die sich für Männer auf den Rücken legte.

Elizabeth.

Da! Schon wieder sah er zu ihr herüber. Aus den Augenwinkeln beobachtete Elizabeth, wie Lord Orricks Freund sie aufmerksam betrachtete. Bewusst ging sie bis ans Ende der langen Tischreihe, um herauszubekommen, ob er den Blick auf jemand anderen richtete. Er tat es nicht.

Während sie den Gedanken an das, was seine Aufmerksamkeit bedeuten mochte, zu verdrängen versuchte, wurde ihre Unruhe immer größer. Selbst wenn Lady Margaret ihr verboten hatte, in der Halle oder der Burg ihrem Gewerbe nachzugehen, so wurde doch von ihr erwartet, dass sie die Bedürfnisse eines geehrten Gastes erfüllte. Und jemandem, der so hoch in der Gunst des Lords stand, würde jeder Bewohner von Orricks Burg auch noch die kleinste Laune erfüllen.

Sie hatte es schon mit anderen getan und würde es auch wieder tun. Doch jetzt spürte sie eine wachsende Unsicherheit in sich. Als wäre sie ein unerfahrenes Mädchen. Sie lächelte dem Sohn des Müllers zu, während sie seinen Becher mit Bier füllte und versuchte, den Gast des Lords zu ignorieren. Doch bei seiner Größe und seinem Platz am hohen Tisch neben Orrick war das fast unmöglich. Also beschloss Elizabeth, die Herausforderung unverhohlen anzunehmen, hob den Kopf und begegnete seinem Blick.

Selbst aus dieser Entfernung konnte man sehen, wie er die Stirn runzelte. Hatte sie schon jetzt etwas getan, was ihm missfiel? Sie fuhr fort, ihn anzusehen und war überrascht, als sie sah, wie sein Mund sich zu einem Lächeln verzog. Wenn er lächelte, wirkte er nicht mehr annähernd so Furcht einflößend.

Elizabeth lief ein Schauer über den Rücken. Sie war sich sicher, dass er mit Lord Orrick über sie gesprochen hatte. Zu welchem Ergebnis sie wohl gekommen waren? Dieser Mann reiste allein, hatte noch nicht einmal einen Schildknappen oder einen Bewaffneten zum Schutz bei sich. Die Köchin hatte ihr erzählt, dass Lord Gavin jedes Jahr um diese Zeit Lord Orrick besuchte und üblicherweise bis nach der Sonnwende und den Neujahrsfestlichkeiten blieb. Dann kehrte er wieder auf seine Ländereien in Schottland zurück.

Wollte er ihre Dienste als Hure? Vielleicht. In seinen eindringlichen Blicken konnte sie sehr wohl die Begierde erkennen. Elizabeth musste sich eingestehen, dass sie keine gute und erfahrene Hure war. Das Gewerbe war immer noch ein wenig neu für sie. Sie war noch dabei, die Verführungskunst zu meistern und auch zu lernen, wie sie die Blicke ihrer Kunden zu deuten hatte. Eines Tages würde sie ihr Gewerbe sicher besser ausüben.

Eines Tages.

Sie seufzte und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer augenblicklichen Aufgabe. Die Leute hier waren freundlich zu ihr. Selbst die Männer, die sie in ihrer Hütte besuchten, waren nie grob oder respektlos, wenn sie bei ihr lagen. Und dafür war sie dankbar. Sie war für vieles dankbar – besonders für den Tag, an dem sie dieses Dorf und die Burg von Lord Orrick of Silloth betreten hatte. Er hatte ihr einen Ort angeboten, wo sie bleiben konnte, und ihr damit an diesem Tag das Leben gerettet. Wenn sie, um ihre Schuld zurückzuzahlen, seinem Freund beiliegen musste, dann würde sie das klaglos tun.

Jetzt stand Lord Orricks Freund auf. Er nickte dem Burgherrn zu und verabschiedete sich auch von Lady Margaret. Er war groß, größer als der Lord, und der war doch schon mindestens vier Zoll über sechs Fuß groß. Es musste an seinem schottischen Blut liegen. Elizabeth hatte sagen hören, er stamme aus dem barbarischen Hochland, wo die Männer Riesen seien und für ihre Wildheit bekannt waren. Sie konnte sich gut vorstellen wie er sich, ein gewaltiges Schwert schwingend, in der Schlacht seinen Feinden entgegenstellte. Wieder überlief es sie kalt.

Als ihr Bierkrug leer war, ging Elizabeth zur Vorratskammer, um ihn erneut zu füllen. Sie bog gerade wieder um die hölzerne Trennwand, welche die Kammer von dem Rest des Saales trennte, da fand sie sich unvermittelt dem Mann gegenüber, der gerade ihre Gedanken beschäftigte. Sie standen so dicht voreinander, dass Elizabeth den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen sehen zu können. Die blausten Augen, die sie je gesehen hatte, blickten sie an, und sie bekam einen trockenen Mund.

Und als er sie jetzt anlächelte, konnte sie den Blick nicht von ihm wenden. Sein markantes Gesicht, der Ausdruck in seinen Augen, der von Lebenserfahrung sprach, und seine überwältigende Größe waren einfach atemberaubend. Elizabeth fiel der Krug aus der Hand, der klirrend auf dem Boden landete. Während sie immer noch dastand und in die eisblauen Augen des Schotten starrte, drang die Stimme des Verwalters an ihr Ohr.

„Lord Orrick wünscht, dass du dich jetzt um seinen Gast kümmerst, Elizabeth. Eine andere wird das Bier auftragen.“

Verwirrt blinzelte sie ihn an und wartete darauf, dass seine Worte einen Sinn für sie ergaben. Bevor sie noch reagieren konnte, trat der Schotte einen Schritt zurück, bückte sich und hob den leeren Krug vom Boden auf. Ohne den Blick von Elizabeth zu wenden, reichte er ihn dem Verwalter. Elizabeth spürte, wie ihr heiß wurde und ihr Magen sich zusammenzog.

„Meinen Dank, Lord Gavin. Das Bad wird sogleich in Eurem Gemach für Euch bereitstehen. Elizabeth? Kümmere dich jetzt darum.“

Der Befehl des Verwalters riss Elizabeth aus ihrer Träumerei. Mit gesenktem Kopf knickste sie vor dem Verwalter und Lord Gavin.

„Ja, Mylord.“

Sie kehrte zur Küche zurück, um für heißes Wasser zu sorgen, das sie für das Bad brauchte. Ihr Gast würde den größten ihrer Zuber benötigen, wenn es denn überhaupt möglich war, solch lange Beine wie die seinen in einem Holzbottich unterzubekommen. Sie konzentrierte sich auf die für das Bad notwendigen Vorbereitungen. So hatte sie keine Zeit, daran zu denken, was dieser Auftrag noch für sie bedeutete, und was dem Bad wohl folgen würde, wenn der Schotte sauber und vom warmen Wasser entspannt war. Wenn er immer noch nackt sein würde. Elizabeth erschauerte, teils aus Angst, teils aus Erwartung auf das, was die Nacht noch für sie bereithielt. Etwas mit diesem Mann und den Diensten, die sie ihm leisten sollte, war anders als sonst. Elizabeth fürchtete sich nicht vor der Vereinigung ihrer Körper. Sie hatte Angst vor dem, was dieser Mann ihrem Herzen antun konnte, in das sie niemanden blicken ließ. Und sie konnte sich nicht erklären, wieso sie ihn als eine so große Bedrohung empfand.

2. KAPITEL

Prüfend hielt sie den Ellbogen ins Wasser und nickte zufrieden. Das Wasser war heiß, aber nicht zu heiß. Sie ließ den Blick über die kleinen Flaschen und Krüge auf dem Tablett schweifen, wählte einige davon aus und gab etwas von ihrem Inhalt ins Wasser. Als sich die Öle mit dem dampfenden Wasser vermischten, erfüllte ein angenehm frischer Duft den Raum. Elizabeth rührte mit der Hand im Wasser und nickte erneut. Das Bad war bereitet. Wo aber war Lord Gavin?

Als hätte allein der Gedanke an seinen Namen ihn aus dem Nichts hervorgezaubert, öffnete sich die Tür. Er hob sich als Silhouette gegen das Licht der Fackeln im Gang ab. Deshalb konnte sie nur seine Umrisse erkennen.

„Es ist alles bereit, Mylord.“ Während er ins Gemach trat, ging sie zur Tür und schloss sie rasch hinter ihm, damit es im Raum nicht zu kalt wurde. Die anstrengende Arbeit und die Wärme im Gemach ließen ihr den Schweiß über Hals und Rücken laufen. Elizabeth wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.

Der Mann stand vor dem großen Zuber und starrte einfach nur hinein. Stimmte etwas nicht? Brauchte er noch etwas?

„Mylord?“, fragte sie. „Ist etwas nicht in Ordnung?“

„Hast du selbst diesen Duft ausgesucht?“

„Aye, Mylord. Die Öle sind von Lady Margaret. Sie sind gut gegen raue und trockene Haut. Wenn sie Euch nicht genehm sind, werde ich das Wasser austauschen und andere nehmen.“

Vier Diener mit je zwei großen Eimern heißem Wasser würden notwendig sein, um den Zuber erneut zu füllen. Doch wenn er es so wünschte, war auch das möglich und würde so gemacht werden.

„Verzeiht, Mylord, ich hätte auf Euch warten sollen, bevor ich die Öle ins Wasser tat.“ Sie senkte respektvoll den Kopf und erwartete seine Entscheidung. Um die Wahrheit zu sagen, sie hatte die Duftöle gewählt, die sie an die kommenden Festtage erinnerten – Kiefer, Stechpalme und Lady Margarets kostbaren Balsam.

„Ich habe nur gefragt, weil es eine sehr angenehme Mischung ist, nicht, weil sie mir missfällt.“

Elizabeth wandte sich ab und beschäftigte sich nun mit den Dingen, die sie für Lord Gavins Bad benötigte: Tücher, Krüge mit Seife, zusätzliche Eimer voll Wasser und Handtücher zum Abtrocknen. Sie stellte alles rund um den Zuber herum auf, sodass die Sachen in Reichweite waren, wenn sie sie brauchte. All das tat sie auch, um dem Mann nicht beim Ausziehen zusehen zu müssen. Als sie endlich aufblickte, weil sie nicht länger warten konnte, stand er immer noch da, wo er zuvor gestanden hatte … vollständig bekleidet und beobachtete jede ihrer Bewegungen.

„Das Wasser wird kalt, Mylord“, sagte Elizabeth und deutete auf den Zuber. „Soll ich Euch helfen beim … wenn Ihr …?“ Sie sprach den Satz nicht zu Ende, sondern deutete einfach nur auf ihn.

„Ich bin kein kleines Kind, dem man beim Entkleiden helfen muss“, antwortete er. Dabei klang seine Stimme so tief und weich, dass Elizabeth unwillkürlich an warmen Honig denken musste, Honig, der an einem Sommertag frisch aus dem Bienenkorb kam.

„Nein, Mylord. So habe ich es nicht gemeint.“