Das Wunder - Hermann Scherer - E-Book

Das Wunder E-Book

Hermann Scherer

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Beschreibung

Wunderheilungen trotzen den Naturgesetzen und ignorieren unser biologisches Verständnis vom menschlichen Körper. Sie werden deshalb unmittelbar göttlichen oder übernatürlichen Kräften zugeschrieben, und zwar hartnäckig. Man glaubt es, oder man glaubt es nicht.Das neue Buch des bekannten Speakers und Mentors Hermann Scherer gibt bisher unveröffentlichte private Einblicke in seine Krankheitsgeschichte und präsentiert seine ganz persönliche Erfahrung mit Spontanheilung.Hermann Scherer leidet seit über 30 Jahren an einem Lungenemphysem und seit seiner Kindheit an Asthma. Anfang 2019 befindet er sich – selbst bekundet ungläubig – in der Kirche Santuari de Sant Salvador auf Mallorca, einem Wallfahrtsort. Dort geschieht ihm Das Wunder einer Spontanheilung. Erklären kann er es nicht, aber er schildert sein Erleben auf ehrliche wie berührende Weise."Ich rede immer davon, dass wir für Glück und Erfolg nicht nur viel, sondern alles tun können. Wir haben es in der Hand, immer und überall – jeder, wirklich jeder schmiedet sein Glück selbst. Bei einem Wunder ist es ein bisschen anders. Es lässt sich nicht machen. Es ist nicht verfügbar wie Glück und Erfolg. Die Chancen auf ein Wunder sind nie garantiert, im Gegenteil. Sie tauchen sporadischer auf als Vulkanausbrüche oder Erdbeben, die sich immerhin ankündigen. Man kann absolut nichts tun, um in den Genuss eines Wunders zu kommen. Deshalb lohnt es sich auch nicht, darauf zu warten, höchstens damit zu rechnen. Aber wenn ein Wunder geschieht, ist es das Ende der Ausreden. Das Ende der Diskussion über Gott. Es gibt nichts mehr zu sagen außer danke. Ich habe es selbst erlebt." Hermann Scherer

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Seitenzahl: 134

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HERMANN SCHERER

DAS WUNDER

Nimm es an, wenn es dich trifft

Hermann Scherer

DAS WUNDER

Nimm es an, wenn es dich trifft

Lektorat: Ina Kleinod

Gestaltung: Kerstin Fiebig (ad department)

Covermotiv: © twenty20photos (envato)

Autorenfoto: © privat

Druck & Verarbeitung: NN

© Kamphausen Media GmbH, Bielefeld 2022

[email protected] | www.kamphausen.media

1. Auflage 2022

ISBN Printausgabe: 978-3-95883-584-9

ISBN E-Book: 978-3-95883-585-6

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.

Dieses Buch wurde auf 100 % Altpapier gedruckt und ist

alterungsbeständig. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter

www.kamphausen.media

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.

»Zweifel sind Verräter, sie rauben uns, was wir gewinnen können, wenn wir nur einen Versuch wagen.«

Shakespeare

INHALT

Betriebsgeheimnisse

Warum ich?

Wenn Gott gähnt

Falsche Versprechungen

Heldenreise all inclusive

Magie to go

Wenn Männer weinen

Will ich das wirklich?

Die Meisterklasse

Nichts passiert – wie immer

Santuari de Sant Salvador

Das Wunder

Ich bin ein Skeptiker

Zwischen Himmel und Erde

Kein Privatvergnügen

Die Klassiker

Und nun?

Zweifelparade

Trotzdem …

Nachwort

Danke

Der Autor

BETRIEBSGEHEIMNISSE

Ich habe keinen Vertraulichkeitsbereich, es gibt kein Hermann-Scherer-Secret hinter irgendeinem Schleier. Ich bin zeit meines Lebens bekannt dafür, dass ich immer alles erzähle. Nicht weil ich so redselig wäre, sondern weil ich glaube, dass man schlicht so gut wie kein Geheimnis haben sollte. Geheimnisse schwächen. Sie kosten Kraft, und sie sind eine Sollbruchstelle. Offene Geheimnisse sind deshalb auch Teil meiner Arbeit, und alle sagen mir immer, sie wären so dankbar dafür, dass ich so ultratransparent bin. Transparenz macht offensichtlich die Dinge leichter. Das wissen die wenigsten, denn normalerweise gibt man eben bestimmte Dinge nicht preis. Warum eigentlich nicht?

Mich hat der damalige Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit sehr beeindruckt, als er sich outete und sagte: »Ich bin schwul – und das ist auch gut so!« Gerade weil es öffentlich wurde, war es kein Problem mehr. Es war, wie es war. Niemand hat sich damit lange beschäftigt. Ich sage auch immer, was ich denke oder fühle. Wenn ich Angst habe, sage ich, dass ich Angst habe. Meine Angst zu vertuschen oder so zu tun, als hätte ich sie nicht, fände ich anstrengender, als Angst zu haben. Deswegen habe ich keinen Vertrauensbereich oder Tabubereich, weil ich das anstrengend finde. Geheimnisse müssten ja verwaltet werden, und das würde mich Zeit kosten und Aufmerksamkeit, es würde mich unfrei machen. Wer beispielsweise eine Lüge erzählt oder etwas versteckt, muss sich ständig darum kümmern, dass es auch so bleibt, dass er sich nicht verrät oder versehentlich doch damit rausrückt. Warum sollte ich mir das antun?

Wenn sich das jeder so zu eigen machen würde wie ich, gäbe es wahrscheinlich weniger persönliche Probleme und garantiert weniger Therapiebedarf. Weniger Erklärungsnot in der Öffentlichkeit und so weiter. Ohne Schleier zu wirtschaften, kann sehr erfolgreich sein, wie ich festgestellt habe. Also ist mein Lebensmotto: Es gibt keine Betriebsgeheimnisse bei Hermann Scherer.

Doch es gibt noch einen Grund für meine Offenheit, und der wiederum treibt mich an, dieses Buch zu schreiben. Es gibt nämlich etwas, das ich nicht für mich behalten kann, weil es mir nicht gehört. Etwas, das allen gehört, also auch Ihnen. Etwas, das wir uns sozusagen teilen, von Natur aus. Und davon möchte ich Ihnen erzählen. Etwas, das im Grunde gar kein Geheimnis ist, sondern ein Wunder.

WARUM ICH?

Warum musste ausgerechnet mir das passieren? Eine Frage, die sich wohl viele stellen, die glauben, Gott habe das Leid ungerecht verteilt. Sofern sie überhaupt an Gott glauben. Warum also ausgerechnet ich? Wieso unter knapp acht Milliarden Menschen unbedingt ich? Diese Frage stellte ich mir immer und immer wieder und war unfähig, darauf eine Antwort zu finden. Zumindest keine, die meinen Ansprüchen genügte, sofern man überhaupt Qualitätsansprüche an selbst gegebene Antworten stellen kann. Qualität hin oder her, die Antwort gefiel mir nicht. Sie war mir zu einfach, zu banal, zu oberflächlich.

Zugegeben, manchmal sind gerade die einfachen Antworten die wichtigen und richtigen. Sie sollten wissen, die Unzufriedenheit über die einzige Antwort, die ich mir selbst geben konnte, drängte mich überhaupt dazu, dieses Buch in Angriff zu nehmen. Und sie ließ mein Herz zögern, warten, zaudern und zweifeln. Dabei plädiere doch gerade ich so häufig und vehement gegen das Zweifeln! Wie auch immer, Sie halten das Ergebnis meiner Unzufriedenheit gerade in Ihren Händen. Für mich schließt sich damit ein Kreis, den ich vor langer Zeit begonnen habe zu zeichnen.

Wie viele Menschen stellen sich die Frage nach dem »ausgerechneten« Ich? Und in welchen Situationen im Leben wird diese Frage gestellt? Meistens, wenn alles schiefläuft, wenn etwas misslingt, wenn man verliert, scheitert, erkrankt, leidet. Der Himmel schüttet das Pech über einem aus und schon will man wissen: Warum ist mir das jetzt passiert? Wofür werde ich so bestraft? Wie oft habe ich mich diese Fragen selbst schon stellen gehört. Wie oft habe ich diese Fragen von anderen gehört. Jedoch – sofern mich meine Erinnerung nicht trügt oder gar auf Irrwege führt – stets nur in negativen Situationen. Ist Ihnen das schon mal aufgefallen? Wieso bloß immer dann, wenn es uns schlecht geht? Wenn wir uns als Opfer fühlen? Ich halte das für eine Opfer-Geisteshaltung. Noch nie habe ich jemanden gehört, der sich bei einem positiven Ereignis diese Frage stellte. Niemals habe ich jemanden fragen hören:

Warum habe ausgerechnet ich im Lotto gewonnen?

Warum bin ausgerechnet ich kerngesund?

Warum bin ausgerechnet ich ohne Kinderlähmung

auf die Welt gekommen?

Ja, warum eigentlich? Die Anerkennung des Guten als etwas, das vor allem selbstverständlich zu sein hat, ist die Würdigung einer respektlosen Welt. Glück mag vielleicht unser Geburtsrecht sein, aber eine Selbstverständlichkeit ist es eben gerade nicht. Glück gehört nicht ins Regal der Mittelmäßigkeit, auf halber Höhe, sondern es steht ganz obendrauf und wir müssen uns alle danach ausstrecken. Das Gute ist verfügbar, wir können heranreichen, nur fehlt uns allgemein die Demut, es als das Besondere zu betrachten. Wann waren Sie das letzte Mal zutiefst dankbar? Und wofür?

Glück ist – genau wie Unglück – äußerst subjektiv und damit sehr geheimnisvoll. Seine Anwesenheit ist nie selbstverständlich und gehört genauso anerkannt und gewürdigt wie seine Abwesenheit. Wenn es also eine Warum-Frage gibt, dann die, warum wir das immer wieder vergessen. Wir Deutschsprachigen haben übrigens schon linguistisch ein besonderes Verhältnis zum Glück. In keiner anderen Sprache der Welt werden die Begriffe lucky, der für das Zufallsglück wie zum Beispiel einen Lottogewinn steht, und happy, der das Gefühl beschreibt, glücklich oder zufrieden zu sein, in nur einem Wort zusammengefasst: Glück. Doch ich will nicht ablenken, denn auch nach diesem gedanklichen Ausflug in die mysteriöse Welt des Glücks sind wir der Antwort auf die Frage, warum ausgerechnet Sie oder ich Glück oder Pech haben, nicht wesentlich näher gekommen. Wahrscheinlich ist es auch noch zu verfrüht, um darauf eine befriedigende Antwort geben zu können.

WENN GOTT GÄHNT

Das Ereignis, von dem ich Ihnen erzählen will, dauerte nur wenige Sekunden, quasi einen Wimpernschlag. Dessen umfassende Bedeutung dagegen könnte – ja, das mag pathetisch klingen – von unschätzbarem Wert für die Menschheit sein. Es scheint zwar geradezu unbegreiflich, wie ein einziger Augenblick die lange Geschichte der Menschheit – mindestens 2,4 Millionen Jahre! – auch nur ein Quant verändern könnte, aber möglicherweise tut dieser es tatsächlich. Möglicherweise auch nicht. Denn vielleicht, aber auch nur vielleicht, ist dieses Ereignis, das mein ganz persönliches Erlebnis war, auch gar nicht so bedeutend und groß. Ich halte es inzwischen auch für naheliegend, dass schon viele Menschen etwas Ähnliches erlebt haben, nur dass sich die wenigsten getraut haben, darüber zu sprechen, schon gar nicht öffentlich. Und ich muss zugeben, ich habe es bisher auch nicht gewagt. Die Scham über das Erlebte war so groß, dass ich es am liebsten verheimlicht hätte. Warum eigentlich?

Die ganze Sache war mir einfach nicht geheuer und sie fühlte sich seltsam unbehaglich an. Letztlich sprach ich aber doch darüber. Hier kam mir zugute, dass ich mein Herz schon immer auf der Zunge trage und Menschen, auch ganz fremden, Dinge über mich und meine Welt erzähle, die andere nur über ihre Leiche preisgeben würden. Als die Scham gewichen war, stellte sich jedoch das nächste Problem ein, denn jetzt nistete sich ein Gefühl der Ratlosigkeit und der Unwissenheit in meinem Kopf ein – eben genau diese eine so entscheidende Frage: Warum passiert das gerade mir?

Um es gleich vorwegzunehmen, ich weiß es bis heute nicht sicher. Es mag – zumindest, soweit ich es überblicken kann – drei Gründe geben: Erstens, damit ich schlicht und ergreifend ein gesünderes oder längeres Leben habe. Das wäre ein Geschenk. Unabhängig davon, dass ich nicht von einem Schenker sprechen könnte, halte ich diese Option entschieden für die unwahrscheinlichste. Besteht doch einer meiner großen Makel ausgerechnet in der Geringschätzung des Lebens. Auch wenn mein Verstand jetzt laut aufschreit und versucht, diesen Satz sofort zu konkretisieren oder wenigstens zu erklären, kann ich das nicht. Das Wort »Geringschätzung« mag falsch sein, eine herabsetzende Umschreibung dessen, was ich zu erklären nicht in der Lage bin. Am ehesten noch könnte ich behaupten, Leben fühle sich für mich häufig als anstrengend, belastend und längst nicht immer lebenswert an. Manchmal verspüre ich sogar eine Sehnsucht – je nach Tag, Umständen und Situation –, ein Ende der ewig wiederholten Alltäglichkeit des Lebens zu erfahren. Mich von der »Lebenslast« zu befreien, mich ihrer zu entledigen, sie hinter mir zu lassen. Oder harmloser ausgedrückt, es fällt mir nicht immer leicht, das Leben, die Welt locker zu nehmen. Mir fehlt es an Leichtigkeit.

Das heißt nun nicht, dass ich mich umbringen wollen würde, ganz im Gegenteil. Ich bin ja nicht lebensmüde. Aber ein Weg, die manchmal empfundene Schwere abzuwerfen, wäre mir sehr willkommen. Sagen Sie jetzt nicht, dass Sie das selbst noch nie, noch nicht mal im Ansatz so empfunden haben. Apropos und immerhin: Jährlich begehen weltweit 800.000 Menschen Suizid – also alle 40 Sekunden einer! Man möchte es nicht glauben, aber es sterben in Deutschland deutlich mehr Menschen in »Eigenregie« als aufgrund von Verkehrsunfällen, Drogen und HIV zusammen. Oder, wenn Sie noch anders rechnen wollen: Mehr Menschen begehen Selbstmord, als von Soldaten, Terroristen und Kriminellen zusammen ermordet werden. Dabei ist Selbstmord durchaus keine freiwillige Handlung, sondern eine Art mentaler Zwang, ein unentrinnbarer Gedanke, der jemanden überkommt, dessen Leid stärker ist als seine (oder ihre) Fähigkeit, mit diesem Leid fertigzuwerden.

Doch ich will hier nicht über Suizid schreiben, vielmehr über den Mangel an Wertschätzung dem Leben gegenüber, den ich empfinde. Ich fühle weniger eine konkrete Geringschätzung als mehr den Mangel des Gegenteils. Ich bin in der Not zu weiteren Erklärungen, die ich Ihnen nicht geben kann, geschätzte Leserin, geschätzter Leser, oder auch dir, wenn ich mir die Bequemlichkeit und Nähe eines respektvollen »Du« erlauben darf. Es ist eine Art emotionaler Dürftigkeit, wo ich das Leben als bedeutsam und berauschend empfinden könnte, oder sollte? Und mit dieser etwas kargen Gefühlsausstattung stehe ich ein wenig abseits der Position, wo Menschen sich stets wie automatisch, teilweise sogar zwanghaft bemühen, ein Leben vor dem Tod zu leben. Alles aus dem Leben rausholen, ihm abgewinnen, abringen wollen. Was will man alles getan und erlebt haben, wohin gereist sein, wie viel aufs Konto einzahlen, bevor man sterben kann? Einen Baum pflanzen. Ein Haus bauen. Ein Kind zeugen. Das wäre der übliche Zugang: Fülle – und zwar möglichst viel davon.

In der Rolle des Advocatus Diaboli könnte ich nun eine gegenteilige Sicht auf das Leben entwerfen. Die durchschnittliche Lebenserwartung betrug für einen im Jahre 2015 geborenen Jungen 77 Jahre und 9 Monate. Ein großer Fortschritt im Vergleich zu 2010, als diese noch 77 Jahre und 4 Monate betrug. Die entsprechende Zahl für neugeborene Mädchen lautete 82 Jahre und 10 Monate im Vergleich zu 82 Jahren und 6 Monaten. Ich selbst finde auf meiner jährlichen Geburtstagstorte inzwischen eine so große Anzahl von Kerzen vor, dass das Ausblasen immer größere Schwierigkeiten hervorruft. Mein Alter bezeichne ich gerne als weit weg von neugeboren. Zu meiner Geburt war das statistische Durchschnittsalter für Jungen im Übrigen noch weitaus niedriger, genau genommen, lag es gerade mal bei circa 70 Jahren. Nun, wenn ich meine 70 Jahre in Relation setze mit 2,4 Millionen Jahren Menschheit, 4,6 Milliarden Jahren Erde, oder noch besser mit 13,7 Milliarden Jahren Universum, dann wären diese 70 Jahre für Gott – wenn er denn so alt ist wie das Universum – ungefähr zweimal gähnen.

Zweimal gähnen, das wäre die Zeit, die für Gott vergehen würde von unserer Geburt bis zu unserem Tod. Wenn er sich während des Gähnens noch die Augen reibt, dann bekommt er so ein Einzelleben womöglich gar nicht mit. Und dabei wissen wir gar nicht, wie lange unser Leben dauert und ob Gott überhaupt gähnt. Doch unabhängig davon, ob Gott gähnt oder nicht: Es gibt ihn. Er ist nur schwer zu erklären, um nicht gleich zu sagen, eigentlich gar nicht. Spätestens hier können Sie anfangen, mich für einen ausgemachten Hochstapler zu halten, denn ich komme nicht umhin, Sie in die Spannung zu versetzen, dass ich einerseits keine Erklärung für die Existenz Gottes – einigen wir uns besser gleich auf göttliche Kraft – habe, aber mit diesem Buch den Beweis dafür erbringe. Und um der Sache die Krone aufzusetzen: Ich bin ungläubig.

Aus der Zeitperspektive gesehen ist unsere Lebensdauer hier auf der Erde verdammt kurz. Noch dramatischer wird es, wenn wir die Raumperspektive einnehmen: Wir sind nur eine Winzigkeit auf dieser Welt, und wieviel kleiner sind wir erst in Relation zum Kosmos? Unser Planet ist ein winziger Punkt im sichtbaren All, in dem 500 Millionen Galaxienhaufen, 10 Milliarden große Galaxien, 100 Milliarden kleine Galaxien und 2 Milliarden Sonnen herumsurfen. Das Universum hat einen Durchmesser von rund 15 Milliarden Lichtjahren und könnte sogar selbst wiederum nur ein Pünktchen in einem sehr viel größeren Ganzen sein, das wir (noch) nicht erfassen können. Sie können sich das nicht vorstellen? Ich auch nicht.

Vergleichen wir die Reisezeiten, um wenigstens annähernd einen Verständnisbegriff davon zu bekommen: Wer einmal um die Welt fliegen will, kann recht schnell wieder zu Hause ankommen. Mit einer modernen Passagiermaschine ist eine Erdumrundung in weniger als zwei Tagen zu schaffen. Weitaus mehr Zeit kostet es, in einem Düsenflugzeug um die Sonne zu fliegen. Eine solche – natürlich fiktive – Reise würde ein halbes Jahr dauern. Doch das ist noch gar nichts. Verglichen mit dem roten Stern »UY Scuti« erscheint sogar die Sonne wie ein Zwerg. Für eine Umrundung der lodernden Gaskugel benötigte ein Passagierjet rund 900 Jahre – das entspricht etwa dem Zeitraum von den Kreuzzügen bis zur Gegenwart. »UY Scuti« ist der größte Stern, den wir kennen. Und wir kennen noch nicht alle Sterne. Würde man »UY Scuti« auf die Größe eines Luftballons schrumpfen, hätte die Sonne im Verhältnis dazu nur noch die Größe eines Sandkorns. Verschwindend. Angesichts dessen und alles in allem scheint mir also meine Wenigkeit und Winzigkeit nicht genug Substanz zu haben in den Weltaltern und Äonen, um ausgerechnet darin einen plausiblen Grund für mein Erlebnis zu vermuten, mit einem langen Leben beschenkt zu werden.

Die zweite Option, die einerseits nah am Leben liegt und andererseits absolut an den Haaren herbeigezogen werden müsste, ist die Tatsache meiner Vaterschaft. Sosehr ich meine Kinder liebe, so offen muss ich gestehen, dass ich mich längst nicht immer wie ein guter Vater fühle. Wahrscheinlich bin ich dafür nicht prädestiniert und vor allem oft unfähig, es besser hinzukriegen. Ich wünschte, ich könnte liebevoller, herzlicher, empathischer, engagierter sein. Die ersten Jahre waren mehr durch meine Abwesenheit statt durch meine Anwesenheit geprägt. Ein Faktor, dessen Konsequenzen mir nicht angenehm sind. Für meine beiden Kinder ist mir nun durch das besondere Ereignis ein wenig mehr Lebenszeit beschert, um das eine oder andere zu tun, was ich in der Vergangenheit verpasst habe. Doch, auch wenn ich nach Kräften versuchen werde, hier nachzubessern und aufzuholen, scheint mir eine weitere Begründung für mein persönliches Wunder noch wahrscheinlicher zu sein.