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Als sie ihre Freundin Nicola einlädt, für eine dreiwöchige Krebstherapie bei ihr zu wohnen, ist Helen nicht bewusst, was es bedeutet einen sterbenden Menschen zu begleiten. In einer glasklaren Sprache, getragen von liebevollem Humor, erzählt Helen Garner vom Ringen um das Leben, um eine Freundschaft und einen würdevollen Tod. Auf Wunderheilung hofft Nicola vergebens - es ist Helen Garner die ein Wunder vollbringt: wir lesen eine tieftraurige Geschichte und fühlen uns bewegt, gestärkt, amüsiert und auf wundersame Weise versöhnt mit der gebrechlichen Einrichtung unserer Welt. An alles hat Helen gedacht. Das Bett ist auf Nord-Süd-Achse gebracht, dem positiven Energiefluss des Planeten folgend. Die Bettwäsche ist von einem Rosa, das auch bleicher Haut schmeichelt, der alte Teppich mit den gefährlichen Fußangeln ist ausgetauscht, eine vegetarische Suppe köchelt auf dem Herd. Für drei Wochen will Nicola bei ihrer Freundin in Melbourne wohnen, um sich einer alternativen Krebstherapie zu unterziehen; das Zimmer steht bereit. Und doch trifft es Helen unvorbereitet - wie desolat Nicolas Zustand ist, wie kräftezehrend ihre Pflege, wie barbarisch die Bedingungen jener obskuren Therapie, wie wundergläubig ihre todkranke Freundin ist und vor allem, mit welch hilflosem, unbändigen Zorn sie selbst auf all dies reagiert. Mit entwaffnender Wahrhaftigkeit beschreibt Helen Garner eine Situation, wie sie unerträglicher nicht sein könnte. Doch sie setzt der hoffnungslosen Überforderung, die das Leben oftmals für den Menschen bereit hält, ein Maß an kluger Menschlichkeit und beherztem Witz entgegen, die Das Zimmer zu einer bewegenden und tröstlichen, auf wunderbare Weise heiteren Lektüre machen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2010
Helen Garner
Roman
Aus dem Englischen vonNora Matocza und Gerhard Falkner
»Eine Ehre ist es, eine Schlafstatt zu bereiten, in der ein anderer ruhen wird.«
Elizabeth Jolley
ALS ERSTES rückte ich in meinem Gästezimmer das Bett auf eine nordsüdliche Achse. Es heißt doch immer, dass das den Schlafenden mit dem positiven Energiestrom des Planeten verbindet, oder? Sie jedenfalls würde an so etwas glauben. Ich machte das Bett hübsch zurecht, mit einem frischen Spannbettlaken, dem in blassem Rosé, da sie sich durch ein feines Gespür für Farben auszeichnete und Rosé selbst dann der Haut schmeichelt, wenn sie gelblich geworden ist.
Würde sie ein flaches Kissen wollen oder ein dickes? War sie auf Bettfedern allergisch oder als Vegetarierin vielleicht sogar grundsätzlich gegen deren Verwendung? Ich würde ihr einfach die freie Wahl lassen. Ich suchte alle entbehrlichen Kissen aus dem Haus zusammen, steckte sie in gestärkte und gebügelte Bezüge und reihte sie gut aufgeschüttelt am Kopfende des Bettes auf.
Ich zog die hölzerne Jalousie hoch und öffnete das Fenster. Die Luft, die hereinströmte, roch nach Laub, obwohl kein einziges Blatt zu sehen war, solange man nicht das Fliegengitter mit Gewalt aufdrückte und sich aus dem Fenster lehnte. Sie hatte jetzt monatelang bei ihrer Nichte Iris gewohnt, im achten Stockwerk eines Art-déco-Wohnblocks in Elisabeth Bay, dessen Fenster wahrscheinlich nach Norden hinausgingen, über einen Baldachin der eindrucksvollen Sydney’schen Feigenbäume hinweg auf die blaue Fläche des Hafens.
Der Blick aus meinem Gästezimmer fiel, falls es mir nicht noch gelang, ein paar Geranien in einem Blumenkasten am Fenster anzusiedeln, direkt auf den alten grauen Lattenzaun, der mein Grundstück von dem meiner Tochter Eva trennte, die nebenan wohnte. Immerhin lagen die Schiebefenster in Richtung Osten, und das Licht, das durch die Westseite von Evas Haus reflektiert wurde, machte den Raum bis weit in den Nachmittag hinein hell. Auch war es jetzt Ende Oktober, was in Melbourne Frühling bedeutet.
Ihre Füße machten mir Sorgen. Der Fußboden in ihrem Zimmer bestand aus blankem Holz, mit nichts als einem zerschlissenen Kelim darauf. Würde sie vielleicht mit ihren langen, grazilen Zehen darin hängen bleiben? Und hinfallen? Hausschuhe gehörten zu den Dingen, mit denen sie sich nie aufhielt, ebenso wie Koffer, Büstenhalter, Deodorants oder Bügeleisen. Ich rollte den gefährlichen Kelim zusammen und warf ihn in den Schuppen hinter dem Haus. Dann fuhr ich zu einem Laden gegenüber Piedimontes Supermarkt, von dem meine Freundin Peggy behauptet, er führe Nomadenteppiche – und in solchen Dingen kennt sie sich aus. Ich entdeckte auch gleich einen sehr hübschen: mit wassergrünen und lachsrosa Blüten, die sich über einen Pilzgrund rankten. Der Typ im Laden sagte, der komme aus dem Iran und sei mit Pflanzenfarben gefärbt. Ich nahm ihn, weil er wie ausgebleicht wirkte. Sie würde auf keinen Fall wollen, dass ich extra für sie etwas anschaffte, dass ich mir unnötige Mühe machte.
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