Dein Herzensprinz, Prinzessin! - Meg Cabot - E-Book

Dein Herzensprinz, Prinzessin! E-Book

Meg Cabot

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Beschreibung

Krönender Abschluss einer Erfolgsserie!

Königliche Höhenflüge für Prinzessin Mia: ein fester Freund, eine feste Clique, feste Zusagen mehrerer Unis – das findet selbst bei der royalen Grandmère wohlwollende Zustimmung. Als JP Mia formvollendet mit einem wertvollen Freundschaftsring zum Abschlussball einlädt, scheint einer strahlenden Zukunft nichts mehr im Wege zu stehen. Da knallt plötzlich Ex-Lover Michael wieder in Mias Leben und startet bei ihr das volle Programm mit Herzflattern und Magenkribbeln. Mehr noch: Dank Michael lösen sich gravierende Probleme im fernen Genovia wie von selbst. Aber kann er auch Mias Liebesknoten lösen? Denn die Prinzessin kann sich partout nicht für einen Herzensprinz entscheiden …

• Zum Seufzen schön – romantisch, gefühlvoll und absolut witzig

• Fantastisches Finale der erfolgreichsten aller Prinzessinnen-Serien!

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Seitenzahl: 493

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Inhaltsverzeichnis
 
Meg Cabot Dein Herzensprinz, Prinzessin!
Die Prinzessin-Romane auf einen Blick:
Widmung
teenSTYLE
 
Donnerstag, 27. April, T&B
Donnerstag, 27. April, Französisch
Donnerstag, 27. April, Psychologie
Donnerstag, 27. April, bei »Jeffrey«
Donnerstag, 27. April, 19 Uhr, zu Hause im Loft
Donnerstag, 27. April, 19.30 Uhr, zu Hause im Loft
Freitag, 28. April, Mitternacht, zu Hause im Loft
Freitag, 28. April, gerade in der Schule angekommen
Freitag, 28. April, im Treppenhaus im dritten Stock
Freitag, 28. April, Trigonometrie
Freitag, 28. April, T&B
Freitag, 28. April, Französisch
Freitag, 28. April, Psychologie
Freitag, 28. April, im Wartezimmer von Dr. G. Stöhrt
Freitag, 28. April, in der Limo auf dem Heimweg von Dr. G. Stöhrt
Freitag, 28. April, 19 Uhr, zu Hause im Loft
Freitag, 28. April, Mitternacht, wieder zu Hause
Samstag, 29. April, 10 Uhr, zu Hause im Loft
Samstag, 29. April, 13.45 Uhr, im Medical Center der Columbia University, ...
Samstag, 29. April, 15 Uhr, im Medical Center der Columbia University auf der Damentoilette
Samstag, 29. April, 16 Uhr, in der Limousine auf dem Heimweg
Samstag, 29. April, 19 Uhr, zu Hause im Loft
Samstag, 29. April, 20.30 Uhr
Sonntag, 30. April, 3 Uhr nachts, zu Hause
Sonntag, 30. April, 12 Uhr, zu Hause im Loft
Sonntag, 30. April, 12.55 Uhr, im Caffe Dante in der MacDougal Street
Sonntag, 30. April, 14.30 Uhr, auf einer Bank im Washington Square Park
Sonntag, 30. April, 16 Uhr, im Pinguinhaus im Zoo im Central Park
Sonntag, 30. April, 18.30 Uhr, auf der Damentoilette des Applebee’s am Times Square
Montag, 1. Mai, 7.45 Uhr, in der Limousine auf dem Weg zur Schule
Montag, 1. Mai, Schule
Montag, 1. Mai, Geschichte
Montag, 1. Mai, im »Red Door«-Kosmetiksalon von Elizabeth Arden
Montag, 1. Mai, 19 Uhr, im Hauptschlafzimmer der Fürstenjacht »Clarisse 3«.
Montag, 1. Mai, 23 Uhr, auf der Fürstenjacht »Clarisse 3«, an der Stelle ganz ...
Dienstag, 2. Mai, Mitternacht, in der Limousine auf dem Heimweg von meiner Party
Dienstag, 2. Mai, Abschlussprüfung: Geschichte
Dienstag, 2. Mai, in der Schulcafeteria
Dienstag, 2. Mai, Abschlussprüfung: Englische Literatur
Dienstag, 2. Mai, 18 Uhr, zu Hause im Loft
Dienstag, 2. Mai, 20 Uhr, zu Hause im Loft
Dienstag, 2. Mai, 21 Uhr, zu Hause im Loft
Mittwoch, 3. Mai, Abschlussprüfung: Trigonometrie
Mittwoch, 3. Mai, in der Schulcafeteria
Mittwoch, 3. Mai, Abschlussprüfung: Französisch
Mittwoch, 3. Mai, 16 Uhr, in der Limousine auf dem Weg zu Grandmères Wohnung im Plaza
Mittwoch, 3. Mai, 16.05 Uhr, in der Limousine auf dem Weg zu Grandmères Wohnung ...
Mittwoch, 3. Mai, 20 Uhr, im »Ethel Lowenbaum Theater«
Mittwoch, 3. Mai, 22 Uhr, immer noch im »Ethel Lowenbaum Theater«
Mittwoch, 3. Mai, 23 Uhr, wieder zu Hause im Loft
Donnerstag, 4. Mai, Abschlussprüfung: Psychologie
Donnerstag, 4. Mai, Abschlussprüfung: Psychologie
Donnerstag, 4. Mai, Abschlussprüfung: Psychologie
Donnerstag, 4. Mai, Schulcafeteria
Donnerstag, 4. Mai, 14 Uhr, im Gang
Donnerstag, 4. Mai, 18 Uhr, zu Hause im Loft
Donnerstag, 4. Mai, 20 Uhr, in der Damentoilette der Carnegie Hall
Donnerstag, 4. Mai, 20.30 Uhr, in der Damentoilette der Carnegie Hall
Freitag, 5. Mai, kurz nach Mitternacht, wieder zu Hause im Loft
Freitag, 5. Mai, 9 Uhr, zu Hause im Loft
Freitag, 5. Mai, 11 Uhr, zu Hause im Loft
Freitag, 5. Mai, 12.15 Uhr, zu Hause im Loft
Freitag, 5. Mai, 12.55 Uhr, in der Limousine auf dem Weg zum Central Park
Freitag, 5. Mai, 16 Uhr, in der Limousine auf dem Weg zu Dr. G. Stöhrt
Freitag, 5. Mai, 18 Uhr, in der Limousine auf dem Heimweg
Freitag, 5. Mai, 21.30 Uhr, zu Hause
Samstag, 6. Mai, Mitternacht, zu Hause
Samstag, 6. Mai, 10 Uhr, zu Hause
Samstag, 6. Mai, 12.30 Uhr, zu Hause
Samstag, 6. Mai, 13 Uhr, zu Hause
Samstag, 6. Mai, 18 Uhr, zu Hause
Samstag, 6. Mai, 18.30 Uhr, zu Hause
Samstag, 6. Mai, 21 Uhr, in der Damentoilette des Waldorf-Astoria
Samstag, 6. Mai, 22 Uhr, Tisch 10 im Waldorf-Astoria
Samstag, 6. Mai, 23 Uhr, in der Damentoilette im Waldorf-Astoria
Sonntag, 7. Mai, Mitternacht, in der Limousine unterwegs Richtung Downtown
Sonntag, 7. Mai, 22 Uhr, bei Michael im Loft
Sonntag, 7. Mai, 13.30 Uhr, in der Limousine auf dem Weg in den Central Park
Sonntag, 7. Mai, 14 Uhr, auf der Sheep Meadow im Central Park
Sonntag, 7. Mai, 16 Uhr, im »Tavern on the Green« an Tisch 12
 
Danksagung
Copyright
Meg Cabot Dein Herzensprinz, Prinzessin!
Die Prinzessin-Romane auf einen Blick:
Plötzlich Prinzessin (Band 1)Power, Prinzessin! (Band 2)Prinzessin sucht Prinz (Band 3)Dein Auftritt, Prinzessin! (Band 4)Prinzessin in Pink (Band 5)Bühne frei, Prinzessin (Band 6)Party, Prinzessin! (Band 7)Keine Panik, Prinzessin! (Band 8)Peinlich, peinlich, Prinzessin (Band 9)Dein Herzensprinz, Prinzessin! (Band 10)Plötzlich Prinzessin – Das ultimative BenimmbuchPlötzlich Prinzessin – Das ultimative Handbuch
cbj ist der Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House
 
www.cbj-verlag.de
 
Für meine Agentin Laura Langlie voller Liebe und Dankbarkeitfür ihre unerschöpfliche Geduld, ihre Liebenswürdigkeitund ganz besonders für ihren Humor!
 
Der Abdruck des Zitats auf S. 5 erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Gerstenberg Verlags, Hildesheim.
»Ich bin keine Prinzessin mehr.«»Doch das sin’ Sie«, weinte sieund der Kummer brach ihr fast das Herz.»Was auch passiert – ganz egal -Sie sin’ und bleiben’ne Prinzessin.Das kann keiner ändern!«
aus »Sara, die kleine Prinzessin« von Frances Hodgson Burnett (Übersetzt von Sabine Hindelang)
teenSTYLE
EXKLUSIV!
teenSTYLE plauderte mit Prinzessin Mia Thermopolis über ihre Zukunft als Prinzessin von Genovia, ihren bevorstehenden Schulabschluss, den Abschlussball und – natürlich – über Mode …
teenSTYLE traf Prinzessin Mia an einem sonnigen Frühlingstag im Central Park, wo sie sich – wie so oft – ehrenamtlich betätigte. Diesmal hatte sie sich mit ihren Mitschülern aus dem Abschlussjahrgang der Albert-Einstein-Schule zusammengetan, um den Park auf Hochglanz zu bringen. Denn dort werden die Schulabsolventen in wenigen Wochen feierlich ihre Zeugnisse entgegennehmen! Was könnte weniger prinzessinenhaft sein, als Parkbänke zu lackieren? Doch Prinzessin Mia bewahrte mit ihrer dunkel gewaschenen, auf Hüfte sitzenden Röhre von 7 for all mankind, ihrem schlichten weißen Rundhals-Shirt und den Ballerinas von Emilio Pucci selbst bei dieser profanen Tätigkeit aristokratischen Schick.
Endlich mal eine Prinzessin, die wirklich teenSTYLE besitzt!
 
teenSTYLE: Beginnen wir gleich mit dem Thema, das derzeit allen auf den Nägeln brennt. Die jüngsten politischen Entwicklungen in Genovia werfen eine ganze Reihe brisanter Fragen auf, aber unsere Leserinnen interessiert natürlich vor allem eines: Bleiben Sie denn nun Prinzessin?
 
Prinzessin Mia: Natürlich. Genovia war eine absolutistische Monarchie, bis ich letztes Jahr ein Dokument entdeckte, aus dem hervorging, dass meine Urahnin Fürstin Amelie schon vor vierhundert Jahren bestimmt hat, dass das Land in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt werden soll. Im letzten Frühjahr hat das genovesische Parlament den Erlass als rechtsgültig anerkannt und in zwei Wochen wird das Volk von Genovia zum ersten Mal in einer demokratischen Wahl einen Premierminister bestimmen, aber Genovia bleibt auch weiterhin eine Monarchie.
 
teenSTYLE: Und das bedeutet, Sie bleiben bzw. werden einmal Staatsoberhaupt?
 
Prinzessin Mia: Leider. Äh... ich meine, ja, das ist richtig. Wenn mein Vater stirbt, erbe ich den Thron. Das Volk von Genovia wählt zwar einen Premierminister, aber das Staatsoberhaupt bleibt – genau wie in England – der Monarch. Da Genovia ein Fürstentum ist, ist das bei uns allerdings kein König bzw. keine Königin, sondern eben ein Fürst.
teenSTYLE: Das sind ja grandiose Neuigkeiten. Dann bleibt also alles beim Alten? Sie behalten ihre Krone, den Palast, die traumhaften Ballkleider …
 
Prinzession Mia:... die Bodyguards, die Paparazzi, mein nicht existierendes Privatleben, Journalisten wie Sie, die mich auf Schritt und Tritt verfolgen, und eine Großmutter, die mich zwingt, mich mit Ihnen zum Interview zu treffen, damit mein Name in Ihrer Zeitschrift erscheint, um den Tourismus in Genovia anzukurbeln? Ja. Alles bleibt beim Alten. Wobei wir uns in Anbetracht der Tatsache, dass mein Vater als Premierminister kandidiert und mein eigener Cousin, Prinz René, gegen ihn antritt, im Moment wahrlich nicht über einen Mangel an Presse beklagen können …
 
teenSTYLE: Neuesten Pressemeldungen zufolge scheint Prinz René in den Meinungsumfragen sogar vorn zu liegen. Aber lassen wir die Politik beiseite und sprechen wir lieber über Ihre Zukunftspläne. Am 7. Mai werden Sie in einer feierlichen Zeremonie Ihr Abgangszeugnis von der renommierten Albert-Einstein-Schule entgegennehmen. Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, mit welchen modischen Accessoires Sie Talar und Doktorhut aufpeppen?
 
Prinzessin Mia:... und das, obwohl Prinz Renés politisches Programm meiner Meinung nach ein schlechter Witz ist. In einem Interview hat er kürzlich gesagt: »Es ist geradezu erschreckend, wie viele Menschen auf der Welt noch nie etwas von Genovia gehört haben. Viele glauben, dass es uns gar nicht gibt, dass wir eine Erfindung aus einem Kinofilm sind. Ich trete an, dies zu ändern.« Dabei bestehen seine Pläne hauptsächlich darin, unser Land zu vermarkten, um die Einkünfte aus dem Tourismus zu steigern. Er will Genovia zu einer Touristen-Hochburg wie Miami oder Las Vegas machen. Las Vegas! Restaurantketten wie Applebee’s, Chili’s oder McDonalds sollen sich bei uns niederlassen, damit noch mehr amerikanische Touristen Kreuzfahrten nach Genovia unternehmen. Das müssen Sie sich mal vorstellen! Das wäre eine Katastrophe. Genovias empfindliche, historische Bausubstanz könnte diese Massen von Touristen gar nicht bewältigen. Bei uns gibt es Brücken, die über fünfhundert Jahre alt und entsprechend baufällig sind! Ganz zu schweigen von der Umweltverschmutzung, die schon jetzt besorgniserregende Ausmaße angenommen hat, weil die Kreuzfahrtschiffe ihren Müll einfach im Meer entsorgen …
 
teenSTYLE: Äh Ja... man merkt, dass Ihnen das Wohl Ihres Landes ganz besonders am Herzen liegt. Aber wir sind natürlich auch immer daran interessiert, unsere Leserinnen über aktuelle Themen zu informieren. Zum Beispiel über Ihren achtzehnten Geburtstag, den Sie am 1. Mai feiern werden! Ist an den Gerüchten etwas dran, dass Ihre Großmutter, Fürstinmutter Clarisse, sich schon seit einiger Zeit wieder in New York aufhält, weil sie ein rauschendes Geburtstagsfest an Bord einer Jacht für Sie organisiert?
 
Prinzessin Mia: Wissen Sie, ich behaupte ja gar nicht, dass in Genovia nicht noch einiges verbessert werden könnte, aber bestimmt nicht so, wie Prinz René sich das vorstellt. Ich stehe in dieser Frage ganz hinter meinem Vater, der sagt, dass die Verbesserungen zuallererst den Bürgern unseres Landes zugute kommen sollten. Im Gegensatz zu Prinz René verfügt mein Vater über die nötige Erfahrung für dieses verantwortungsvolle Amt. Immerhin hat er sein ganzes Leben in Genovia verbracht und das Land in den vergangenen zehn Jahren weise regiert. Er weiß besser als jeder andere, was seine Untertanen brauchen – und zwar bestimmt keine Applebee’s-Kette!
 
teenSTYLE: Aha... Haben Sie vor, nach Ihrem Schulabschluss Politikwissenschaften zu studieren?
 
Prinzessin Mia: Wie bitte? Ach so. Nein. Ich dachte eher daran, Journalistik zu studieren und im Nebenfach Kreatives Schreiben.
 
teenSTYLE: Tatsächlich? Das heißt, Sie möchten Journalistin werden?
 
Prinzessin Mia: Offen gestanden würde ich am liebsten Schriftstellerin werden. Ich weiß, dass es sehr schwierig ist, ein Buch bei einem Verlag unterzubringen, aber ich habe gehört, dass man grö ßere Chancen hat, wenn man mit Liebesromanen anfängt, um so erst mal einen Fuß in die Tür zu bekommen.
 
teenSTYLE: Ah! Liebe und Romantik! Ein perfektes Stichwort, das mich zu meiner nächsten Frage führt. Sie freuen sich sicher auch schon auf die Veranstaltung, der jedes amerikanische Mädchen während der Schulzeit entgegenfiebert! Ich spreche natürlich vom ABSCHLUSSBALL!
 
Prinzessin Mia: Wie? Oh.… Stimmt, der ist ja auch bald.
 
teenSTYLE: Ich bitte Sie, uns können Sie nichts vormachen – Sie werden sich den Abschlussball bestimmt nicht entgehen lassen! Wir alle wissen, dass die Beziehung zu Ihrem langjährigen Freund Michael Moscovitz auseinanderging, als er vor knapp zwei Jahren nach Japan gezogen ist. Er ist noch nicht wieder zurückgekehrt, oder?
 
Prinzessin Mia: Nein. Soweit ich weiß, ist er noch in Japan. Aber unsere Beziehung ist Vergangenheit. Wir sind einfach nur gute alte Freunde.
 
teenSTYLE: Natürlich! In der letzten Zeit sieht man Sie dafür öfter mit Ihrem Mitschüler John Paul Reynolds-Abernathy IV. Ist er das nicht sogar? Der junge Mann da hinten, der die Parkbank lackiert?
Prinzessin Mia: Äh... ja, das ist er.
 
teenSTYLE: Spannen Sie uns doch bitte nicht so auf die Folter, Prinzessin! Ist JP der glückliche junge Galan, der Sie zum Abschlussball der Albert-Einstein-Highschool begleiten wird? Und was werden Sie tragen? Sie wissen ja, dass Metallic-Töne in dieser Saison im Trend sind... werden Sie an Ihrem großen Abend ganz in Gold glitzern?
 
Prinzessin Mia: Ups! Oh Gott, das tut mir unendlich leid! Mein Bodyguard hat die Dose mit dem Lack bestimmt nicht mit Absicht umgesto ßen. Wie ungeschickt von ihm! Bitte schicken Sie die Rechnung für die Reinigung an mich.
 
Lars: Am besten direkt an die Fürstlich Genovesische Pressestelle auf der Fifth Avenue.
.- Yale University -.
Sehr geehrte Prinzessin Amelia,
 
herzlichen Glückwunsch, Sie haben einen Studienplatz an der Yale University erhalten! Eine der erfreulichsten Aufgaben, die mir als Leiterin der Zulassungsstelle zufällt, besteht darin, den künftigen Studierenden mitteilen zu dürfen, dass ihre Bewerbung erfolgreich war. Sie haben allen Grund, stolz zu sein, und ich bin überzeugt davon, dass Sie eine großartige Bereicherung…
Princeton University
Sehr geehrte Prinzessin Amelia,
 
ich darf Ihnen gratulieren! Aufgrund Ihrer hervorragenden Leistungen und Ihrer herausragenden charakterlichen Eigenschaften hat die Zulassungsstelle entschieden, Ihnen einen Studienplatz in Princeton anzubieten. Wir freuen uns, Sie zu Beginn des nächsten Semesters auf unserem Campus willkommen...
COLUMBIA UNIVERSITY COLUMBIA COLLEGE
Sehr geehrte Prinzessin Amelia,
 
es ist mir eine Freude, Ihnen mitzuteilen, dass die Zulassungsstelle entschieden hat, Sie an der Columbia University der Stadt New York als Studierende aufzunehmen. Wir sind davon überzeugt, dass eine junge Frau mit Ihren Begabungen und Ihrer Persönlichkeit sich als einzigartige Bereicherung für unsere Hochschule erweisen wird, und freuen uns, Ihnen die Chance bieten zu können, Ihre Fähigkeiten bei uns noch weiter zu entwickeln und zu vervollkommnen …
HARVARD UNIVERSITY
Sehr geehrte Prinzessin Amelia,
 
ich freue mich, Sie darüber in Kenntnis setzen zu dürfen, dass unsere Zulassungsstelle entschieden hat, Ihnen einen Studienplatz in Harvard anzubieten. Einer althergebrachten Tradition folgend, legen wir diesem Schreiben ein Zertifikat über Ihre Zulassung bei. Darüber hinaus möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, Ihnen auch persönlich meine allerbesten Glückwünsche zu Ihren herausragenden Leistungen zu…
BROWN UNIVERSITY
Sehr geehrte Prinzessin Amelia,
 
Gratulation! Die Zulassungsstelle der Brown University hat die Unterlagen von insgesamt über 19 000 Studienbewerbern geprüft, und ich darf Ihnen heute mitteilen, dass Sie zum auserwählten Kreis derjenigen gehören, deren Bewerbung erfolgreich war. Ihr...
 
 
Daphne Delacroix 1005 Thompson Street, Apt. 4A New York, NY 10003
 
 
Sehr geehrte Ms Delacroix,
 
 
haben Sie vielen Dank für die Zusendung des Manuskripts Ihres Romans »Geisel der Liebe«, das wir mit Interesse geprüft haben. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Möglichkeit sehen, den Text in unserem Verlagsprogramm unterzubringen.
Wir wünschen Ihnen für die Realisierung Ihres Projekts viel Erfolg.
 
 
Mit freundlichen Grüßen, Ned Christiansen Redakteur Brampft Books 520 Madison Avenue New York, NY 100023
Sehr geehrte/r Autor/Autorin,
 
vielen Dank für die Zusendung Ihres Romans. Wir haben ihn sorgfältig geprüft, müssen Ihnen aber zu unserem Bedauern mitteilen, dass der Titel für uns nicht zur Veröffentlichung infrage kommt.
 
Mit den besten Wünschen für Ihre Zukunft, Cambridge House Books
 
 
Sehr geehrte Ms Delacroix,
 
danke, dass Sie uns Ihren Roman »Geisel der Liebe« zugesandt haben. Der Roman ist frisch und originell und hat uns in vielen Punkten überzeugt. Wir bitten Sie jedoch zu bedenken, dass uns jährlich ca. 20 000 Manuskripte erreichen, von denen wir in unserem Hauptprogramm nur die allerbesten verlegen können Allerdings können wir Ihnen gern anbieten, Ihr Buch gegen einen geringen Druckkostenzuschuss ($ 5,- pro Seite) zu veröffentlichen, dann wäre es zu Weihnachten bereits über den Buchhandel bestellbar...
Donnerstag, 27. April, T&B
hey, mia! wir wollen nach der schule die kleider für den abschlussball und deine geburtstagsparty kaufen. erste station: henri bendel und barneys, wenn wir da nicht fündig werden, geht’s weiter zu jeffrey und danach zu stella mccartney. du bist doch dabei, oder? lana
 
Gesendet von meinem wireless BlackBerry
 
Tut mir leid, ich kann nicht. Viel Spaß! M
 
wie, du kannst nicht? was kannst du denn bitte wichtigeres zu tun haben? und jetzt sag nicht, dass du prinzessunterricht hast, weil ich nämlich genau weiß, dass deine großmutter sich freigenommen hat, damit sie deine große papa-paaaarty organisieren kann, und zur therapie musst du auch nicht, weil du da immer freitags hingehst. jetzt zick nicht rum und komm mit, wir brauchen außerdem deine limo. ich hab mein ganzes taxigeld für diesen monat schon verbraucht, weil ich mir unbedingt diese süßen lacklederslings mit keilabsatz von d&g holen musste.
 
Gesendet von meinem wireless BlackBerry
Oh Mann. Ich gebe ja zu, dass Dr. G. Stöhrt recht hatte und es wirklich ein total befreiendes Gefühl war, als ich allen meinen Freunden erzählt hab, dass ich eine Therapie mache. Vor allem, nachdem sich herausgestellt hat, dass die meisten von ihnen selbst in Therapie sind.
Aber es gibt ein paar Leute – besonders Lana -, die für meinen Geschmack ein bisschen zu offen mit diesem heiklen Thema umgehen.
 
Geht nicht. Ich bleib nach der Schule noch da, um JP zu helfen. Er hat doch als Abschlussprojekt dieses Theaterstück geschrieben und muss es nächste Woche vor dem Prüfungskomitee aufführen. Ich hab versprochen, ihn zu unterstützen. Er ist ein bisschen gestresst, weil er das Gefühl hat, die Schauspieler ziehen nicht so richtig mit. Stacey Cheeseman (du weißt schon, die jüngere Schwester von Amber) kann ihren Text noch nicht und dabei spielt sie die Hauptrolle.
 
 
du hilfst ihm bei seinem stück? seid ihr jetzt siamesische zwillinge geworden, oder was? du kannst ihn ruhig auch mal für zehn Minuten allein lassen, das wird er schon überleben. jetzt komm schon mit. ich spendier uns danach auch allen frozen yoghurt bei pinkberry, okay?
 
Gesendet von meinem wireless BlackBerry
 
 
Lana hält Frozen Yoghurt von Pinkberry für so eine Art Allheilmittel. Frozen Yoghurt und die Vogue. Als die pakistanische Oppositionsführerin Benazir Bhutto erschossen wurde und ich gar nicht mehr aufhören konnte zu weinen, hat Lana mir eine Vogue in die Hand gedrückt und mir empfohlen, mich in die Badewanne zu legen und sie von der ersten bis zur letzten Seite durchzulesen. »Danach geht’s dir sofort besser, versprochen!«
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das ernst gemeint hat. Das Komische ist, dass ich mich danach wirklich besser gefühlt hab, wenigstens ein kleines bisschen.
Ich bin mittlerweile auch echt gut über die Risiken von Liposuktion durch Laserbestrahlung zur Beseitigung unerwünschter Fettpölsterchen informiert.
Aber das heißt nicht, dass ich alles mache, was sie von mir will.
 
Du weißt doch, wie sensibel Künstler sind. JP hat das Stück ja nicht nur geschrieben, sondern führt auch Regie. Ich muss ihn unterstützen und an seiner Seite sein. Immerhin bin ich seine Freundin. Geht doch einfach ohne mich.
 
gott, was ist bloß mit dir los. hallo? es geht hier um den ABSCHLUSSBALL. na gut, ich verzeih dir – aber nur weil du zurzeit so gestresst bist wegen den wahlen in genovia und weil du noch nicht weißt, wo du studieren sollst. das ist übrigens echt hammerhart! ich bin immer noch geschockt, dass du echt an KEINER EINZIGEN uni angenommen wurdest. vor allem wenn man bedenkt, dass selbst ICH einen platz an der university of pennsylvania bekommen hab, und dabei hab ich als abschlussprojekt bloß eine arbeit über die geschichte des eyeliners geschrieben. na ja, wahrscheinlich haben sie mich nur angenommen, weil mein vater auch schon dort studiert hat.
 
Gesendet von meinem wireless BlackBerry
 
Krass, oder? Aber ich hab in Mathe die niedrigste Punktzahl erreicht, die es überhaupt nur gibt. Kein Wunder, dass keine Uni mich haben will. Zum Glück gibt es die Université de Genovia, diemüssenmich aufnehmen, weil wir (also meine Familie) die Uni schließlich gegründet haben und sie mitfinanzieren.
sei froh – du darfst an eine uni mit strandzugang! kann ich dich in den semesterferien dann immer besuchen? ich versprech auch, dass ich lauter heiße chicos von der penn university mitbringe... ups, ich muss schluss machen. fleener steht direkt hinter mir und guckt fies. warum müssen diese leerkörper uns jetzt noch so einen stress machen? die wissen doch genau, dass wir nur noch zwei Wochen hier sind. als würden unsere noten noch irgendwen interessieren!
 
Gesendet von meinem wireless BlackBerry
 
Ha! Leerkörper, genau!
Donnerstag, 27. April, Französisch
Oh Mann. Jetzt arbeite ich schon seit vier Jahren hart an mir und trotzdem wird das mit der Lügerei eher schlimmer als besser. Und damit meine ich nicht, dass ich Lana oder meine Eltern anlüge. Nein, inzwischen lüge ich ausnahmslos alle in meinem Umfeld an.
Eigentlich sollte man meinen, dass ich in dieser langen Zeit Fortschritte gemacht haben müsste.
Hab ich aber nicht. Meiner Meinung nach liegt das vor allem daran, dass ich – vor inzwischen knapp zwei Jahren – auf schmerzhafte Weise erfahren musste, was passiert, wenn man die Wahrheit sagt.
Ich bin zwar immer noch der Meinung, damals die richtige Entscheidung getroffen zu haben (immerhin habe ich meinem Volk die Demokratie gebracht), aber ich werde diesen Fehler bestimmt nicht noch einmal machen. Dadurch, dass ich die Wahrheit gesagt habe, habe ich vielen Leuten nämlich ziemlich wehgetan – Leuten, die mir wirklich am Herzen liegen. Meinem Vater zum Beispiel. Und deshalb halte ich es einfach für besser, in Zukunft... na ja, zu lügen.
Keine schlimmen Lügen. Nur kleine Notlügen, die niemandem wehtun. Es ist ja nicht so, als würde ich mir durch die Lügen einen persönlichen Vorteil verschaffen oder so.
Was hätte ich denn tun sollen? Etwa zugeben, dass ich an jeder einzelnen Uni angenommen wurde, an der ich mich beworben hab?
Wie würden sich die Leute, die nicht an ihren Wunschunis angenommen wurden (vor allem diejenigen, die es wirklich verdient hätten... also ungefähr achtzig Prozent aller Schüler der Abschlussklasse der AES), dann wohl fühlen? Hm? Na also.
Außerdem kann ich mir schon denken, was sie sagen würden. Okay, die netten Leute – wie Tina – würden sagen, dass ich Glück gehabt hab.
Als hätte das irgendetwas mit Glück zu tun! Es sei denn, man meint damit das »Glück«, dass meine Mutter damals auf dieser Studentenparty meinem Vater über den Weg lief und die beiden sich vom ersten Moment an unausstehlich fanden, was zwangsläufig eine unwiderstehliche sexuelle Spannung zur Folge hatte, kurz darauf zu l’amour führte und dann (ein geplatztes Kondom später) zu meiner Zeugung.
Nein. Egal was unsere Schulleiterin Mrs Gupta auch sagt – ich bin ganz und gar nicht davon überzeugt, dass es allein meinem Fleiß zu verdanken ist, dass ich von allen Unis angenommen wurde. Okay, ich hab im Uni-Eignungstest im schriftlichen Teil und in der Textanalyse wirklich gut abgeschnitten. Und die Essays, mit denen ich mich an den Universitäten beworben habe, waren auch gelungen. (Das ist ausnahmsweise mal eine Sache, bei der ich nicht lügen werde, vor allem nicht in meinem eigenen Tagebuch. Ich hab mir aber auch verdammt viel Mühe mit den Essays gegeben.)
Und zugegeben, es ist wahrscheinlich schon ziemlich beeindruckend, wenn jemand in meinem Alter von sich behaupten kann, in seiner Freizeit eigenhändig ein Land demokratisiert und einen Vierhundert-Seiten-Roman geschrieben zu haben.
Aber mir selbst gegenüber kann ich es ehrlich eingestehen: Diese ganzen Unis haben mich doch in Wirklichkeit nur aus einem einzigen Grund angenommen: Weil ich Prinzessin bin. Ich will nicht undankbar erscheinen. Mir ist bewusst, dass jede dieser Universitäten mir die Chance auf eine hervorragende und einzigartige Hochschulbildung bietet. Es ist nur... na ja, ich hätte es einfach schön gefunden, wenn auch nur eine einzige Uni mich aufgenommen hätte, weil ich... ich bin und nicht, weil ich eine Krone trage. Hätte ich mich doch nur unter meinem Pseudonym als Schriftstellerin – Daphne Delacroix – bewerben können, dann hätten sie mich wirklich ganz allein nach meiner Leistung und nicht nach meiner Herkunft beurteilen müssen.
Na ja, egal. Es gibt wahrlich wichtigere Dinge, über die ich mir zurzeit den Kopf zerbrechen muss.
Okay, vielleicht nicht wichtiger als die Frage, wo ich meine nächsten vier Lebensjahre (oder sogar mehr, falls ich es locker angehe und mich nicht gleich für ein Hauptfach entscheide) verbringen werde.
Aber die Wahlen in Genovia sind schon auch wichtig. Was soll nur aus Dad werden, falls er nicht gewählt wird? Und alles ist meine Schuld. Wenn ich damals, als ich durch Zufall das Dokument entdeckte, nicht an die Öffentlichkeit gegangen wäre und die Wahrheit gesagt hätte, müsste er sich jetzt gar nicht zur Wahl stellen.
Grandmère hat sich total darüber aufgeregt, dass ausgerechnet René gegen Dad antritt. Und auch über die Gerüchte, die herumschwirren, seit ich Fürstin Amelies Erlass publik gemacht habe. Es gibt nämlich tatsächlich Leute, die behaupten, unsere Familie hätte den Erlass absichtlich all die Jahre geheim gehalten, nur damit wir weiter an der Macht bleiben können! Jedenfalls trieb Grandmère meinen Dad mit ihrer Hysterie (»Aber Philippe, werden Sie uns aus dem Palast vertreiben?«) so in den Wahnsinn, dass er sie nach New York geschickt hat, um hier meine bescheuerte Geburtstagsparty zu organisieren.
Anscheinend versteht Grandmère genauso wenig wie die Leserinnen von teenSTYLE, dass der genovesische Fürstenpalast auch weiterhin im Besitz der fürstlichen Familie bleibt. Das hat Amelia in ihrem Erlass so verfügt. Und das ist auch gut so, weil wir letzten Endes, genau wie die englische Königsfamilie, eine Touristenattraktion sind. Ich habe es ihr schon tausendmal geduldig erklärt: »Ganz egal wie die Wahl ausgeht, Grandmère. Dad bleibt Fürst, du bleibst Fürstinmutter und ich bleibe Prinzessin. Ich muss auch weiterhin neue Abteilungen von Krankenhäusern einweihen, dieses blöde, kratzige Diadem tragen und werde auch weiterhin an Staatsbegräbnissen und diplomatischen Empfängen teilnehmen müssen. Der einzige Unterschied ist der, dass in Zukunft nicht mehr der Fürst die Gesetze verabschiedet, sondern der Premierminister. Also hoffentlich Dad. Hast du es jetzt endlich verstanden?« Es ist zwecklos.
Egal. Nach dem, was ich angerichtet hab, ist es das Mindeste, was ich für Dad tun kann. Sie ihm vom Hals zu halten, meine ich. Als ich damals öffentlich verkündet habe, dass Genovia in Zukunft eine Demokratie sein wird, bin ich davon ausgegangen, es würde außer ihm niemanden geben, der für das Amt des Premierministers kandidieren will. Die Bevölkerung von Genovia ist so was von apathisch und politisch desinteressiert, dass ich mir einfach nicht vorstellen konnte, irgendjemand anderes würde sich um den Posten bewerben.
Ich wäre im Traum nicht auf den Gedanken gekommen, die Comtessa Trevanni könnte ihrem Schwiegersohn Prinz René den Wahlkampf finanzieren, damit er gegen Dad antritt.
Dabei hätte ich es mir denken können. René hat noch nie in seinem Leben richtig gearbeitet und braucht jetzt, wo er und Bella ein Kind haben, natürlich irgendeine sinnvolle Beschäftigung. Außer der kleinen Luv die Windeln zu wechseln, meine ich.
Aber ein Applebee’s Kettenrestaurant in Genovia? Es würde mich nicht wundern, wenn René bei dem Deal selbst auch kräftig mitverdienen würde.
Was soll nur aus Genovia werden, wenn plötzlich überall Fast-Food-Ketten aus dem Boden schießen und das Land zu einer Art zweitem Euro-Disney mutiert? (Mir wird speiübel, wenn ich daran denke.)
Was kann ich bloß tun, um das zu verhindern?
Dad findet, ich soll mich aus der Sache raushalten, ich hätte wahrlich schon genug angerichtet …
Toll. Das verringert mein schlechtes Gewissen natürlich ungemein.
Gott, wie mich das alles stresst!
Ganz zu schweigen von den anderen Problemen, mit denen ich mich rumschlagen muss. Okay, im Vergleich zu dem Schicksal, das Dad und Genovia schlimmstenfalls bevorsteht, sind das natürlich nur Problemchen... aber sie beschäftigen mich trotzdem. Dad und Genovia sind nicht die Einzigen, denen in Zukunft Veränderungen bevorstehen – mir nämlich auch.
Der einzige Unterschied zu Dad ist der, dass ich vor lauter Verzweiflung lüge. Klar, er lügt auch (z. B. indem er Grandmère eingeredet hat, sie müsse nach New York, um eine Geburtstagsparty für mich zu organisieren, obwohl er sie in Wirklichkeit bloß loswerden wollte).
Aber das ist eine Lüge. Bei mir sind es Massen von Lügen. Ein ganzes Lügengebäude!
Liste der fetten Lügen,die Mia Thermopolisin ihrem Umfeld verbreitet hat
Erste Lüge: Dass ich allen erzählt hab, ich wäre an keiner einzigen Universität aufgenommen worden. (Außer mir weiß niemand die Wahrheit. Nur Mrs Gupta. Und meine Eltern. Und Dr. G. Stöhrt.)
Zweite Lüge: Mein Abschlussprojekt. Dass ich in Wirklichkeit keine Abhandlung über die Geschichte der Herstellungsmethoden für Olivenöl in Genovia (1254-1650) geschrieben habe, wie ich allen weisgemacht hab. (Außer Ms Martinez, die meine Projektbetreuerin war und die Arbeit gelesen hat... zumindest die ersten achtzig Seiten. Mir ist aufgefallen, dass sie danach aufgehört hat, die Zeichensetzung zu korrigieren. Dr. G. Stöhrt ist natürlich auch eingeweiht, aber der zählt nicht.)
Zum Glück hat mich sonst keiner gefragt, ob er die Arbeit lesen kann. Klar, wer will schon eine vierhundert Seiten dicke Abhandlung über die Geschichte der Olivenölherstellung in Genovia zwischen 1254 und 1650 lesen?
 
Na ja, okay, einen gibt’s, der sie lesen wollte.
 
Aber das ist ein anderes Thema, über das ich jetzt nicht nachdenken will.
Dritte Lüge: Dass ich Lana gerade geschrieben hab, ich könne nicht mit ihr shoppen gehen, weil ich John Paul Reynolds-Abernathy dem Vierten bei seinem Stück helfen müsste, obwohl ich in Wirklichkeit... ach, egal. In Wirklichkeit will ich nicht mitkommen, weil ich genau weiß, worüber sie mit mir reden will. Und ich hab im Moment einfach keine Lust und keine Kraft, mich mit »La Lana« auseinanderzusetzen.
Der einzige Mensch, der das wahre Ausmaß meiner Lügerei kennt, ist Dr. G. Stöhrt. Er hat mir versprochen, alle seine Termine abzusagen, um Zeit für mich freizuschaufeln, falls alles auffliegt – was seiner Meinung nach früher oder später zwangsläufig passieren wird.
Ihm wäre früher lieber als später, hat er gesagt, weil wir nächste Woche unsere letzte Sitzung haben.
Eigentlich fände er es ja am allerbesten, wenn ich von mir aus mit der Wahrheit herausrücken würde – also zugebe, dass ich in Wirklichkeit an jeder Uni, an der ich mich beworben hab, angenommen wurde. (Aus irgendeinem Grund scheint er zu glauben, dass das nicht unbedingt nur auf meinen Prinzessinnen-Status zurückzuführen ist.) Ich soll auch allen verraten, wovon mein Abschlussprojekt wirklich handelt (einschließlich des einzigen Menschen, der Interesse gezeigt hat, die Arbeit zu lesen), und sogar die Sache mit dem Abschlussball klären. Ehrlich gesagt bin ich der Ansicht, dass es vor allem einen Menschen gibt, dem ich dringend mal die Wahrheit stecken sollte – und das ist Dr. G. Stöhrt. Meiner Meinung nach ist nämlich in Wirklichkeit er derjenige, der eine Therapie braucht. Okay, er hat mir geholfen, eines der dunkelsten Kapitel meines Lebens durchzustehen, auch wenn ich letztendlich aus eigener Kraft aus dem dunklen Loch rausklettern musste.
Aber wenn er sich einbildet, ich würde mich einfach so hinstellen und allen die Wahrheit sagen, dann hat er echt einen an der Waffel.
Wie gesagt, es würde zu viele Menschen zu sehr verletzen, wenn ich plötzlich mit der Wahrheit herausrücken würde. Dr. G. Stöhrt hat selbst miterlebt, was los war, nachdem ich Fürstin Amelies Erlass publik gemacht habe. Mein Vater und Grandmère waren danach stundenlang zum Krisengespräch bei ihm in der Praxis. Das war schrecklich. So was will ich nie mehr durchmachen müssen.
Natürlich weiß ich, dass meine Freunde nicht alle zum Krisengespräch bei Dr. G. Stöhrt landen würden, wenn ich ihnen die Wahrheit sagen würde. Aber Kenny Showalter – ups, sorry, er will ja von jetzt an Kenneth genannt werden – hatte sich so sehr gewünscht, an der Columbia angenommen zu werden. Leider haben sie ihn dort erst mal nur auf die Warteliste gesetzt, und jetzt muss er wahrscheinlich am Massachusetts Institute of Technology studieren, das eigentlich seine zweite Wahl war. Das MIT ist zwar eine der weltweit führenden Universitäten im Bereich der technischen Forschung und Lehre, aber versucht das mal Kenny – Kenneth, meine ich – klarzumachen! Wahrscheinlich ist er vor allem deswegen so untröstlich, weil seine große Liebe Lilly hier in New York bleiben und an der Columbia studieren wird (genau wie ihr Bruder früher), während das MIT seinen Sitz in Massachusetts hat (wie der Name schon sagt). Das heißt, dass die beiden durch einen ganzen Bundesstaat voneinander getrennt sein werden.
Tina ist nicht in Harvard aufgenommen worden, wo sie hinwollte, sondern an der New York University. Aber darüber ist sie im Nachhinein sogar froh, weil Boris auch nicht am Berklee College of Music angenommen wurde (das, genau wie Harvard, in Boston ist), sondern an der Juilliard School hier in New York. So können Tina und Boris wenigstens in derselben Stadt studieren, auch wenn sie nicht an den Unis gelandet sind, wo sie eigentlich hinwollten.
Trisha hat einen Platz an der Duke University, Perin am Dartmouth College, Ling Su an der Parson School of Design (auch hier in New York) und Shameeka geht nach Princeton. Sie alle wären lieber auf andere Unis gegangen, von denen sie aber abgelehnt wurden. (Lillis erste Wahl war Harvard.) Und außerdem sind sie alle auf unterschiedliche Unis gekommen, obwohl einige von ihnen gern zusammen studiert hätten! So wie JP und ich. Okay, das stimmt nicht ganz. Ich könnte mit ihm zusammen studieren, aber das weiß er nicht, weil ich ja behauptet hab, ich wäre nirgendwo aufgenommen worden. Ich konnte nicht anders! Als die Briefe von den Zulassungsstellen kamen und keiner an der Uni aufgenommen worden war, an die er eigentlich gewollt hätte, und sich dann auch noch herausstellte, dass sie teilweise sogar ein oder zwei Bundesstaaten voneinander getrennt studieren müssen, und alle heulten und total mies drauf waren … Ich weiß auch nicht, was da über mich gekommen ist. Ich hab mich so schuldig gefühlt, weil ich überall angenommen worden bin, dass ich einfach ohne nachzudenken sagte: »Stellt euch vor. Ich bin von keiner einzigen Uni angenommen worden!«
Es war gnädiger, als ihnen die Wahrheit zu sagen – damit hätte ich ihnen doch nur wehgetan. JP wurde blass und musste schlucken, als er meine Lüge hörte, und dann hat er mir einen Arm um die Schulter gelegt und gesagt: »Wir stehen das schon durch, Mia. Irgendwie stehen wir das durch.«
Ja, ich gebe es zu. Ich bin ein schlechter Mensch. Aber wenigstens war meine Lüge glaubwürdig. Ich hab im Matheteil des Uni-Eignungstests so mies abgeschnitten, dass mich von Rechts wegen wirklich keine Uni hätte aufnehmen dürfen.
Wie soll ich denen jetzt noch die Wahrheit sagen? Das geht einfach nicht. Unmöglich.
Dr. G. Stöhrt sagt, ich würde mich feige davor drücken, meine Probleme wirklich anzugehen. Eigentlich sei ich genauso mutig wie Eleanor Roosevelt oder Fürstin Amelie, und es wäre ein Leichtes für mich, meine Probleme (wie zum Beispiel, dass ich alle um mich herum angelogen hab) zu lösen.
Aber wozu? Ich bin nur noch zehn Tage an dieser Schule! In der kurzen Zeit kann ich den anderen locker weiter was vorspielen. Grandmère hat der Welt ihr Leben lang vorgegaukelt, sie hätte echte Augenbrauen, obwohl sie bloß aufgemalt sind …
Mia, du schreibst ja in dein Tagebuch! Das hast du seit Urzeiten nicht mehr gemacht!
 
Na ja, Tina, du weißt ja, dass ich ziemlich lang gebraucht hab, um die Arbeit für mein Abschlussprojekt zu schreiben.
 
 
Ziemlich lang? Du hast fast die ganzen letzten zwei Jahre dran geschrieben! Ich hätte nie gedacht, dass die Geschichte der Herstellung von genovesischem Olivenöl so faszinierend ist.
 
Ist sie aber, glaub mir. Olivenöl ist das wichtigste Exportprodukt von Genovia und der Herstellungsprozess ist wahnsinnig spannend.
 
 
Ich fasse es selbst nicht, was ich da für einen Quatsch von mir gebe. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Olivenöl ist das wichtigste Exportprodukt von Genovia und der Herstellungsprozess ist wahnsinnig spannend????
Wenn Tina nur wüsste, woran ich wirklich geschrieben hab! Wenn sie erfahren würde, dass ich einen vierhundert Seiten langen historischen Liebesroman geschrieben hab, würde sie tot umfallen... Tina liebt Liebesromane!
Aber ich will es ihr nicht sagen. Mein Roman ist bestimmt total schlecht, sonst würde ich ja wohl nicht von allen Verlagen Absagen kassieren, oder? Er kann gar nicht gut sein.
Wenn sie mich doch nur gefragt hätte, ob sie meine Arbeit lesen darf... Aber wer will schon einen Text über die Herstellung von Olivenöl lesen?
Okay, außer einem.
Aber der hat das bloß aus Nettigkeit gesagt. Ganz bestimmt. Das ist die einzig logische Erklärung.
Und ich kann ihm den Text auf gar keinen Fall schicken. Dann würde er ja lesen, was wirklich drinsteht.
Und dann müsste ich sterben.
Sag mal, Mia, ist alles okay?
 
Klar! Warum fragst du?
 
Keine Ahnung. Weil du in letzter Zeit irgendwie komisch bist. Wahrscheinlich macht es dich fertig, dass alle Unis dich abgelehnt haben. Aber bestimmt kann dein Vater da doch irgendwas machen, oder? Er hat doch so viele Beziehungen. Ich meine, er ist ja immer noch Fürst und bald sogar Premierminister! Wünsche ich ihm jedenfalls. Aber ich bin mir sicher, dass er gegen diesen Idioten, Prinz René, gewinnen wird. Dein Vater könnte dir bestimmt einen Platz an der NYU besorgen. Hey, dann könnten wir ins selbe Studentenheim ziehen!
 
Na ja … mal sehen. Ich versuch einfach, nicht so viel darüber nachzugrübeln.
 
 
Du und nicht grübeln? Es wundert mich, dass du nicht schon seit Monaten wie besessen in dein Tagebuch schreibst, weil du so gestresst bist. Sag mal, was anderes: Lana will nachher mit uns allen in die Stadt, um Kleider für den Abschlussball zu kaufen, aber sie hat gemeint, dass du nicht mitkommst, sondern zu JPs Probe gehst. Stimmt das?
 
Wow, es überrascht mich immer wieder, in welch rasender Geschwindigkeit sich Informationen hier rumsprechen. Wobei es mich eigentlich gar nicht überraschen dürfte. Schließlich konzentriert sich sowieso keiner mehr auf den Unterricht – wir sind ja nur noch knapp zwei Wochen hier.
 
Stimmt. Ich muss meinen Freund unterstützen!
 
Lieb von dir, aber zufälligerweise weiß ich, dass JP dir streng verboten hat, zu den Proben zu kommen, weil er dich mit der Uraufführung überraschen will. Also sag schon … was ist wirklich los, Mia?
Toll. Dr. G. Stöhrt hat vollkommen recht. Das Lügengebäude stürzt zusammen. Jedenfalls gerät es gerade bedenklich ins Wanken.
Na gut, wenn ich schon alles gestehen muss, dann kann ich ja vielleicht mit Tina den Anfang machen... mit der sü ßen, lieben Tina, die immer für mich da ist, mich nie verurteilt und meine beste Freundin und engste Vertraute ist.
Oder?
 
Ehrlich gesagt steht noch gar nicht fest, ob ich überhaupt zum Abschlussball gehe.
 
WAS? Wieso denn das? Bist du jetzt plötzlich Hardcore-Feministin geworden und findest Abschlussbälle frauenverachtend? Hat Lilly dich überredet, nicht hinzugehen? Ich dachte, ihr beiden redet immer noch nicht miteinander?
 
 
Klar reden wir miteinander! Das weißt du doch. Wir … wir pflegen einen zivilisierten Umgangston. Uns bleibt ja auch nichts anderes übrig – immerhin ist sie dieses Jahr Chefredakteurin vomAtom.Und sie hat seit fast zwei Jahren nichts mehr auf ichhassemiathermopolis.com geschrieben. Ich glaub, sie hat immer noch ein schlechtes Gewissen deswegen. Könnte ich mir jedenfalls vorstellen.
 
Ja, kann sein. Nachdem sie damals in der Cafeteria so ausgerastet ist und dich vor allen angebrüllt hat, hat sie an der Seite nichts mehr gemacht. Keine Ahnung, warum sie damals so sauer auf dich war, aber vielleicht hat sie es an dem Tag alles rausgebrüllt und damit war es gut.
 
Möglich. Entweder das, oder sie hat keine Zeit mehr für die Seite, weil sie so mit der Redaktionsarbeit für dasAtombeschäftigt ist. Und mit Kenny … Kenneth, meine ich.
 
Ich finde es total toll, dass sie es schafft, so lange mit einem Jungen zusammen zu sein. Das ist für sie ein echter Rekord. Aber es nervt ein bisschen, dass die beiden immer so rumknutschen müssen. Ich sitze ja in Bio direkt hinter ihnen und finde es voll eklig, ständig ihre Zungenakrobatik mitansehen zu müssen. Vor allem, seit sie dieses Zungenpiercing hat. Aber das ist trotzdem alles keine Erklärung dafür, warum noch nicht feststeht, ob du zum Abschlussball gehst!
 
Okay, ich sag dir ehrlich, was los ist … JP hat mich noch gar nicht gefragt, ob ich mit ihm hingehe. Das finde ich aber auch gar nicht schlimm, weil ich sowieso nicht hin will.
 
Wie bitte? Das ist alles? Oh Mann, Mia. Es ist doch selbstverständlich, dass JP mit dir zum Abschlussball will. Er ist bestimmt nur noch nicht dazu gekommen, dich offiziell einzuladen, weil er ständig sein Stück probt und sich den Kopf darüber zerbricht, was er dir TOLLES zum Geburtstag schenken könnte. Darüber hat er einfach vergessen, dich zu fragen. Soll ich Boris mal bitten, ihn darauf anzusprechen?
 
 
Ahhhhrgg! Ahrg, ahrg, ahrg, ahrg.
Wieso? Wieso passiert so was immer MIR??
 
Au ja, bitte! Bitte mach das, Tina! Unbedingt! Bitte deinen Freund, meinen Freund daran zu erinnern, dass er mich ja mal zum Abschlussball einladen könnte. Das fände ich echt superromantisch und genau so hab ich mir das auch immer vorgestellt: Mein Freund lädt mich ein, weil der Freund meiner besten Freundin ihn gerade noch rechtzeitig daran erinnert.
 
 
Na gut, du hast natürlich recht. Oje, das ist ja blöd. Dabei hatten wir doch eigentlich geplant, dass das ein ganz besonderer Abend für uns werden soll – du weißt schon …
 
Sekunde mal …
Kann es sein, dass Tina damit meint, dass …
Ja, das kann sein. Genau das meint sie.
Was wir in der zehnten Klasse mal beschlossen haben.
Dass wir in der Abschlussballnacht zum ersten Mal Sex haben werden.
Hallo? Begreift sie denn nicht, dass verdammt viel Zeit vergangen und eine Menge Wasser den Hudson hinuntergeflossen ist, seit wir uns in der zehnten Klasse in langweiligen Unterrichtsstunden die perfekte Abschlussballnacht ausgemalt haben?
Sie kann doch wohl nicht allen Ernstes glauben, dass sich seitdem nichts für mich geändert hat.
Ich bin ein ganz anderer Mensch geworden.
Und vor allem bin ich nicht mehr mit dem Menschen zusammen, mit dem ich damals zusammen war.
Inzwischen bin ich mit JP zusammen.
Und JP und ich …
 
Oh, und weißt du, was noch blöd ist? JP kann kein Zimmer mehr im Waldorf-Astoria für euch reservieren. Ich hab vor ein paar Monaten dort angerufen, die sind für die Nacht vom Abschlussball schon seit Monaten ausgebucht.
 
 
O Gott, sie meint es wirklich ernst.
Jetzt ist es amtlich: Ich krieg einen Nervenzusammenbruch.
 
Aber vielleicht bekommt er ja noch woanders ein Zimmer. Im »W« soll es auch schön sein, hab ich gehört. Ich versteh echt nicht, dass er dich noch nicht eingeladen hat! Was denkt der sich bloß? Das sieht ihm auch überhaupt nicht ähnlich. Sag mal, ist zwischen euch beiden alles okay? Ihr habt euch doch nicht gestritten, oder?
 
 
Ich fasse es nicht, dass das gerade wirklich passiert. Das ist einfach komplett absurd.
Soll ich es ihr sagen?
Nein, das kann ich nicht. Oder?
… Nein.
 
Nein, wir haben uns nicht gestritten. Wir sind nur im Moment beide ziemlich im Stress mit unseren Abschlussprojekten, den Abschlussprüfungen, den Wahlen in Genovia und den Vorbereitungen für meinen Geburtstag. Ich glaub, er hat es wirklich einfach vergessen. Außerdem hab ich dir doch vorhin geschrieben, dass ich auch gar nicht mehr zum Abschlussball WILL.
 
Jetzt spinn nicht, natürlich willst du hin. Wer geht denn bitte freiwillig nicht zum Abschlussball? Wieso fragst du ihn nicht einfach? Wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert, Mia. Heutzutage ist es völlig okay, wenn das Mädchen den Jungen zum Abschlussball einlädt. Ich weiß, dass das nicht dasselbe ist, aber ihr seid jetzt schon seit zwei Jahren zusammen – eine Ewigkeit! Auch wenn ihr noch nicht … na ja, du weißtschon-was getan habt. Habt ihr doch noch nicht, oder?
 
Ahhhhh... sie sagt immer noch verschämt du-weißt-schonwas! Das ist so süß, ich sterb gleich.
Trotzdem muss ich zugeben, dass sie nicht ganz unrecht hat. Statt abzuwarten, hätte ich ihn längst selbst fragen können. Wieso hab ich das nicht gemacht? Als die erste Anzeige für den Abschlussball im Atom erschienen ist, hätte ich die Seite rausreißen, einfach »Hey, hast du Lust, mit mir da hinzugehen?« draufkritzeln und sie an die Tür von JPs Schließfach kleben können.
Oder mittags in der Cafeteria, wo der Abschlussball seit Wochen Gesprächsthema Nummer eins ist. Warum hab ich ihn nicht ganz offen darauf angesprochen, ob wir zusammen hingehen? Es stimmt zwar, dass JP in Gedanken ständig bei seinem Stück und bei Stacey Cheeseman ist, die ihren Text noch nicht kann (wobei es wahrscheinlich schon helfen würde, wenn er ihn nicht ständig umschreiben würde), aber trotzdem. Wenn ich ihn gefragt hätte, hätte er einfach mit Ja oder Nein antworten können, und ich wüsste, woran ich bin. Und weil er JP ist, hätte er natürlich Ja gesagt.
Weil JP im Gegensatz zu meinem Exfreund nämlich kein Abschlussball-Muffel ist.
Aber ich brauche keinen Dr. G. Stöhrt, um selbst dahinterzukommen, warum ich JP bis jetzt nicht auf den Abschlussball angesprochen hab. Eigentlich ist das Ganze kein großes Mysterium. Für Tina vielleicht, aber für mich nicht.
Darüber will ich jetzt aber nicht weiter nachdenken.
 
Weißt du, irgendwie bin ich gar nicht mehr so heiß auf den Abschlussball wie früher. Ehrlich gesagt finde ich solche Schulveranstaltungen inzwischen ziemlich lahm. Ich hätte kein Problem damit, wenn er mich gar nicht fragen und wir nicht hingehen würden. Deshalb hab ich auch keine Lust, meine Zeit zu verschwenden und ein Kleid zu kaufen, das ich vielleicht gar nicht brauche. Ich wünsche euch viel Spaß, aber ich hab wichtigere Sachen zu tun.
 
Sachen. Wann werde ich endlich aufhören, meinen Roman verschämt als »Sache« zu bezeichnen? Wenn es einen Menschen auf diesem Planeten gibt, gegenüber dem ich in diesem Punkt ehrlich sein kann, dann ja wohl Tina. Sie würde mich niemals auslachen, wenn ich ihr verraten würde, dass ich einen Roman geschrieben hab. Erst recht nicht, wenn sie wüsste, dass es ein Liebesroman ist. Immerhin hat Tina mich auf die Idee gebracht, selbst mal einen Liebesroman zu lesen. Dank ihr hab ich erst erkannt, wie genial Liebesromane sind – und zwar nicht nur, weil man damit bei Verlagen leichter einen Fuß in die Tür bekommt. (Es ist nun mal eine Tatsache, dass es kein Genre gibt, in dem mehr Bücher erscheinen als im Bereich der Liebesromane. Deshalb hat man als Autorin statistisch gesehen eine viel größere Chance, einen Liebesroman bei einem Verlag unterzubringen als zum Beispiel einen Science-Fiction.) Nein, Liebesromane liefern auch den perfekten Stoff und alle Zutaten für eine gelungene Geschichte. Eine starke Heldin, einen faszinierenden Helden, einen Konflikt, der die beiden daran hindert, ein Paar zu werden, und dann, nach unzähligen, unglaublich spannenden Verwicklungen, wenn man sich vor lauter Aufregung schon die Nägel abgekaut hat, kommt es zu einer befriedigenden Lösung... dem ultimativen Happy End.
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum nicht alle Schriftsteller Liebesromane schreiben.
Wenn Tina wüsste, dass ich einen Roman geschrieben hab, würde sie ihn bestimmt lesen wollen, besonders wenn es darin eben nicht um die Herstellung von Olivenöl in Genovia geht, also ein Thema, über das kein geistig gesunder Mensch ein Buch lesen wollen würde …
Na ja, mit einer Ausnahme.
Wenn ich daran denke, kommen mir vor Rührung jedes Mal fast die Tränen, weil das echt das Süßeste war, was jemals jemand zu mir gesagt hat. Oder in diesem Fall gemailt hat, denn Michael hat mich in einer seiner Mails gefragt, ob er meine Arbeit lesen darf. Wir mailen uns bloß ein paarmal im Monat, und unser erster Ton ist immer bemüht neutral, so wie in der allerersten Mail, die ich ihm geschickt hab, nachdem er (auch per Mail) mit mir Schluss gemacht hat: »Hi, wie geht’s dir so? Bei mir läuft alles bestens. Hier hat es übrigens heute geschneit, verrückt oder? Okay, ich muss langsam mal ins Bett. Bis bald.«
Ich war total erschrocken, als er mir auf die Mail, in der ich nebenbei mein Abschlussprojekt erwähnte, zurückschrieb: »Du hast eine Arbeit über die Herstellungsmethoden von Olivenöl in Genovia zwischen 1254 und 1650 geschrieben? Wow. Cooles Thema, Thermopolis. Darf ich sie lesen?«
Ich war so verblüfft, dass man mich nur mit einem von Lanas Cheerleader-Pom-Poms anstupsen hätte brauchen und ich wäre umgefallen. Außer Michael hat nämlich niemand Interesse angemeldet, meine Arbeit zu lesen. Wirklich niemand. Nicht mal meine eigene Mutter. Ich war mir todsicher, mir ein bombensicheres Langweilerthema ausgesucht zu haben, das bestimmt niemand lesen wollen würde.
Und dann schickt Michael Moscovitz mir plötzlich eine Mail aus Japan. (Dort arbeitet er seit fast zwei Jahren Tag und Nacht an seinem Roboterarm, der – da bin ich mir sicher – niemals fertig werden wird. Ich hab es aufgegeben, ihn darauf anzusprechen, weil ich das Gefühl hab, das Thema ist ihm irgendwie peinlich. Er reagiert nie auf meine Fragen.) Und bittet mich, sie lesen zu dürfen!
Ich hab ihm zurückgeschrieben, dass die Arbeit vierhundert Seiten lang ist.
Er hat geantwortet, das sei kein Problem.
Ich hab ihm geschrieben, ich hätte einen einzeiligen Zeilenabstand und eine 9-Punkt-Schrift verwendet.
Er hat geantwortet, ich soll ihm einfach die Datei schicken, er würde sie zum Lesen umformatieren.
Ich hab ihm geschrieben, dass die Arbeit echt stinklangweilig ist.
Er hat geantwortet, dass er sich nicht vorstellen kann, dass ich in der Lage bin, etwas Langweiliges zu schreiben.
Danach hab ich mich nicht mehr bei ihm gemeldet.
Was hätte ich denn tun sollen? Ich konnte ihm den Roman doch unmöglich schicken! Ich hab kein Problem, ihn an Verlage zu schicken, in denen mich kein Mensch kennt, aber doch nicht an meinen Exfreund! An Michael! Da geht es immerhin um... Sex!
Wie kommt er überhaupt dazu, so was zu sagen? Dass er sich nicht vorstellen kann, dass ich in der Lage bin, etwas Langweiliges zu schreiben, meine ich? Wie kommt er darauf? Natürlich kann ich etwas Langweiliges schreiben. Zum Beispiel einen Text über die Methoden zur Herstellung von Olivenöl in Genovia zwischen 1254 und 1650. Das ist ja wohl sehr langweilig. Langweiliger geht es gar nicht!
Okay, den hab ich zwar nicht geschrieben. Aber das weiß er ja nicht!
Ist doch wahr. Wie kommt er dazu, so was zu sagen? So was sagt man einfach nicht zu seiner Exfreundin – so was würde man nicht einmal zu einer platonischen, guten alten Freundin sagen. Was ich jetzt ja angeblich bin.
Na ja, egal. Das verdränge ich lieber.
Ich bringe es ja noch nicht mal über mich, Tina meinen Roman zu zeigen, und dabei ist die sogar meine beste Freundin. Auch wenn ich selbst nicht weiß, warum es mir eigentlich so peinlich ist. Andere angehende Schriftsteller veröffentlichen ihre Romane im Internet und betteln vollkommen fremde Leute an, sie doch bitte zu lesen und zu beurteilen. Aber das kann ich nicht. Ich weiß selbst nicht, warum …
Na ja, wenn ich ehrlich bin, weiß ich es doch: Ich hab Angst, dass Tina – ganz zu schweigen von Michael oder JP oder egal wem – ihn schlecht finden könnte.
So wie jeder einzelne dieser Verlagslektoren, an die ich das Manuskript bisher geschickt hab. Okay, bis auf die Leute bei AuthorPress.
Aber die wollen, dass ich IHNEN Geld dafür zahle, dass der Roman veröffentlicht wird. RICHTIGE Verlage würden MIR Geld dafür zahlen, dass sie meinen Namen veröffentlichen!!
Ja, okay, Ms Martinez behauptet, sie würde ihn gut finden. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ihn nicht ganz gelesen hat.
Was ist, wenn ich mich die ganze Zeit überschätzt hab und komplett untalentiert bin? Was, wenn ich zwei kostbare Jahre meines Lebens einfach so verschwendet hab? Das denken ja sowieso alle, denen ich sage, dass ich eine Arbeit über die Methoden zur Gewinnung von Olivenöl in Genovia geschrieben hab.
Aber was ist, wenn ich wirklich meine Zeit verschwendet hab?
 
Oh nein, Tina lässt einfach nicht locker. Gerade kommt die nächste SMS zum Thema Abschlussball!
Wie kannst du behaupten, dass du den Abschlussball lahm findest? Ich versteh überhaupt nicht, was mit dir los ist! Kann es sein, dass du wieder eine kleine Depri-Phase hast?
 
 
»Kleine Depri-Phase«. Toll.
Okay, ich komme gegen Tina nicht an. Es ist absolut zwecklos. Sie ist einfach zu stark für mich.
 
Nein. Keine Depri-Phase. Ich weiß auch nicht, wieso ich das gesagt hab. Keine Ahnung, was mit mir los ist. Ich leide wahrscheinlich an Abschlusseritis oder so – das ist dieselbe Krankheit, die daran schuld ist, dass keiner von uns sich mehr auf den Unterricht konzentrieren kann. Wenn ich ehrlich bin … ach, vergiss es. Ich spreche JP mal auf den Ball an.
 
Machst du das wirklich??? Versprochen??? Das sagst du nicht einfach nur so???
 
Ja, ich frag ihn. Tut mir leid. Ich hab gerade einfach nur echt viel um die Ohren.
 
Und du gehst nachher auch mit uns shoppen?
 
Oh Mann. Ich hab so was von überhaupt keine Lust, mit den Mädels shoppen zu gehen, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Sogar zum Prinzessunterricht würde ich lieber gehen. O Gott, hab ich das gerade wirklich geschrieben? Unfassbar!
 
Ja, klar. Kann ich machen.
 
Cool! Ich schwör dir, dass es lustig wird! Und mach dir keine Sorgen mehr, ja? Wir lenken dich so ab, dass du das mit den Unis und der Wahl in Genovia vergessen wirst. GARANTIERT! Oh!
 
 
Je n’écrirai plus de SMS en classe
Je n’écrirai plus de SMS en classe
Je n’écrirai plus de SMS en classe
Je n’écrirai plus de SMS en classe
Je n’écrirai plus de SMS en classe
Je n’écrirai plus de SMS en classe
 
Wahnsinn, so wütend habe ich Madame Wheeton noch nie erlebt. Sie droht damit, uns allen unsere iPhones bzw. Black-Berrys wegzunehmen. Wobei die Lehrer, glaub ich, auch an Abschlusseritis leiden: Sie drohen uns die ganze Zeit die schlimmsten Sachen an, aber bis jetzt hat keiner seine Drohungen wahr gemacht.
Donnerstag, 27. April, Psychologie
Eigentlich war’s ganz okay. Endlich hab ich es mal geschafft, jemandem die Wahrheit zu sagen... und es ist nichts Welterschütterndes passiert. (Okay, außer dass Madame Wheeton ausgeflippt ist, weil wir uns SMSe geschrieben haben, während sie den Stoff für die Abschlussprüfung mit uns wiederholen wollte.)
Ich hab Tina gestanden, dass JP mich noch gar nicht gefragt hat, ob wir zusammen zum Abschlussball gehen... und auch, dass ich keine besonders große Lust hab, hinzugehen. Und was ist passiert? Nichts. Tina ist noch nicht mal in Ohnmacht gefallen.
Okay, natürlich hat sie versucht, mich zu überreden, doch hinzugehen.
Aber das war nicht anders zu erwarten. Tina ist unheilbar romantisch. Für sie ist der Abschlussball der amouröse Höhepunkt ihrer Jugend.
Ja klar, das habe ich vor nicht allzu langer Zeit ähnlich gesehen wie sie. Ich muss nur in meinen alten Tagebüchern blättern. Als ich noch jünger war, war der Abschlussball das Größte für mich, und ich konnte es kaum erwarten, endlich selbst dabei zu sein. Ich wäre lieber GESTORBEN, als nicht hinzugehen.
Wenn ich ehrlich bin, wünschte ich mir, ich könnte die Begeisterung von damals irgendwie wieder zurückholen. Aber wir werden nun mal alle irgendwann erwachsen, das lässt sich gar nicht vermeiden. Und inzwischen kann ich nicht mehr so ganz nachvollziehen, was so wahnsinnig aufregend daran sein soll, im Ballsaal des Waldorf-Astoria (wo ich schon ungefähr eine Million Mal war – zuletzt an dem denkwürdigen Tag, an dem ich den öffentlichen Auftritt hatte, der das Schicksal meiner Familie möglicherweise für immer besiegelte) erst ein grauenhaftes Abendessen einzunehmen (Gummihähnchen mit verwelktem Salat an Kotzedressing) und mich danach (zu unsäglicher Musik) auf die Tanzfläche zu begeben.
Ach, wenn doch nur...
AHHHHHHH!!!!! Verdammt! Ich muss endlich aufhören, jedes Mal so zu erschrecken, wenn das Ding in meiner Tasche vibriert...
 
Ich benötige bissssss Montag dringennnd eine aktualisierte Gässsteliste. Ich bin begggggeistert. Wie Vigo mir sssoeben mitteilte, haben alle geladenen Gäste bereittttts fest zugesagt. Dein Cousin Hankkkkkkk kommt sogar exxxtra aus Mailand, wo er bei den Frühjaaahrsschauen läuft. Deine Mutttter hat mich darüber informiert, dasssss deine grauenhaften Großßßeltern aus Indianaaaaa kommen. Zu meinem großßßßen Unmut, wie ich gesssstehen muss. Natürlich musste ich sie einlaaaaaden, aber ich hätte nie erwartet, dasssss sie tatsächlich zusaaaaagen würden. Sehr ärrrgerlich...
Möglicherweise muss ich dich bitten, ein paar von deinen Gästen wieder ausssssszuladen, Ameeelia. Du weißt, dass maximal dreihuuundert Gäste auf die Jacht passsssen. Ruf mich bittttte umgehend an. Clarisse, deine Grrrrroßmutter.
 
Gesendet von meinem wireless BlackBerry
Gott! Wieso musste Dad Grandmère einen BlackBerry schenken? Will er mir endgültig das Leben versauen? Soll mir jetzt überhaupt keine ruhige Minute mehr vergönnt sein? Und wer war so leichtsinnig, ihr beizubringen, wie man SMSe schreibt? Ich könnte Vigo umbringen. (Wobei sie offensichtlich noch Schwierigkeiten hat, mit ihren langen, künstlichen Fingernägeln auf die kleinen Tasten zu drücken.)
 
»Zuschauereffekt« oder »Genovese-Syndrom« bezeichnet in der Psychologie das Phänomen, dass bei einem Unfall oder einer Straftat Personen, die sich zufällig in der Nähe befinden, lediglich »zuschauen«, ohne einzugreifen oder Hilfe zu leisten. Je mehr Personen zuschauen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand eingreift und aktiv wird. Exemplarisch hierfür ist der Fall der Kitty Genovese, die in ihrer Wohnung in New York City einem Mord zum Opfer fiel, der sich über mehrere Stunden hinzog und von mindestens achtunddreißig Personen aus der Nachbarschaft bemerkt und beobachtet worden war, ohne dass jemand der jungen Frau zu Hilfe kam oder die Polizei rief, weil alle annahmen, jemand anderes würde eingreifen.
 
 
 
Hausaufgaben
Geschichte:Was weiß ich dennEnglisch:Mir doch egalTrigonometrie:Ich hasse jede Form von MatheT&B:Ich weiß schon, dass Boris’ Abschlusse projekt darin besteht, in der Carnegie Hall ein Konzert zu geben, aber KANN ER VIELLEICHT ENDLICH MAL AUF HÖREN, CHOPIN ZU ÜBEN!!!!!Franz:J’ai mal à la têtePsychologie:Keine Ahnung, wieso ich in diesem Kurs überhaupt mitschreibe. Ich habe alles, was wir hier besprechen, persönlich durchlebt.
Donnerstag, 27. April, bei »Jeffrey«
Na toll.
JP ist uns in der Eingangshalle über den Weg gelaufen, als wir gerade zur Limo rausgehen wollten, und hat gesagt: »Hey, ihr strahlt so. Was habt ihr denn heute noch Tolles vor?« Bevor ich ihn daran hindern konnte, hat Lars geantwortet: »Die Ladys gehen Kleider für den Abschlussball kaufen.« Darauf haben Lana, Tina, Shameeka und Trisha JP mit hochgezogenen Augenbrauen angeschaut, à la: Hallo? Abschlussball? Kann es sein, dass du was vergessen hast? Wie wär’s, wenn du deine Freundin mal fragen würdest, ob sie mit dir hingeht? Wie gesagt, Informationen verbreiten sich hier in Lichtgeschwindigkeit. Tausend Dank, Tina! Echt.
Wobei ich weiß, dass sie es nur gut meint.
JP hat uns bloß freundlich angelächelt und gesagt: »Na dann viel Spaß!«, und ist in Richtung Aula geschlendert, wo er sein Theaterstück probt.
Alle waren total verstört (Lana und die anderen, meine ich), weil er sich nicht an die Stirn geschlagen und ausgerufen hatte: »O Gott, natürlich! Der Abschlussball! Wie konnte ich das nur vergessen!« Weil er auch nicht vor mir auf die Knie gefallen war, zärtlich nach meiner Hand gegriffen und mich um Verzeihung gebeten hatte, dass er so ein unhöflicher Klotz sei und mich nicht schon längst gefragt hätte, ob ich ihm die Ehre erweise, ihn zum Ball zu begleiten.
Ich hab ihnen gesagt, sie sollen nicht so geschockt schauen. Ich nehme das nicht persönlich. JP kann eben zurzeit an nichts anderes denken als an sein Stück »Der lange Weg zum Thron«. Dafür habe ich vollstes Verständnis, weil es mir nicht anders ging, als ich an meinem Roman geschrieben hab. Ich lag jede freie Minute mit meinem Laptop auf dem Schoß und Fat Louie an meiner Seite (der sich übrigens als perfekter Musen-Kater entpuppt hat) im Bett und hab wie in Trance in die Tasten gehackt.