Dem Traummann auf der Spur - Karin Lindberg - E-Book

Dem Traummann auf der Spur E-Book

Karin Lindberg

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Beschreibung

Wenn Feuer und Eis aufeinandertreffen, geht es bestimmt nicht lauwarm zu …

Das Letzte, was die Privatdetektivin Erin im Moment gebrauchen kann, ist ein Mann, der noch für zusätzlichen Stress in ihrem Leben sorgt. Das Schicksal scheint das allerdings anders zu sehen und beschert ihr ausgerechnet Brandon Hammond! Während Erin in einem pikanten Fall für den attraktiven Scheidungsanwalt ermittelt, kann sie der Versuchung nicht widerstehen, ihn aus der Reserve zu locken. Dieses Spielchen ist auf einmal gar nicht mehr so witzig, als die beiden unfreiwillig im Wandschrank eines Klienten festsitzen. Und plötzlich kann auch der eiskalte Anwalt nicht mehr leugnen, dass die feurige Erin mehr zum Schmelzen bringt als nur seine Beherrschung …

Dies ist der dritte Band der Boston Bachelor-Reihe, jeder Teil ist in sich abgeschlossen.

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Dem Traummann auf der Spur

BOSTON BACHELORS 3

KARIN LINDBERG

Klappentext

Wenn Feuer und Eis aufeinandertreffen, geht es bestimmt nicht lauwarm zu …

Das Letzte, was die Privatdetektivin Erin im Moment gebrauchen kann, ist ein Mann, der noch für zusätzlichen Stress in ihrem Leben sorgt. Das Schicksal scheint das allerdings anders zu sehen und beschert ihr ausgerechnet Brandon Hammond!

Während Erin in einem pikanten Fall für den attraktiven Scheidungsanwalt ermittelt, kann sie der Versuchung nicht widerstehen, ihn aus der Reserve zu locken. Dieses Spielchen ist auf einmal gar nicht mehr so witzig, als die beiden unfreiwillig im Wandschrank eines Klienten festsitzen.

Und plötzlich kann auch der eiskalte Anwalt nicht mehr leugnen, dass die feurige Erin mehr zum Schmelzen bringt als nur seine Beherrschung …

Dies ist der dritte Band der Boston Bachelor-Reihe, jeder Teil ist in sich abgeschlossen.

Inhalt

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Epilog

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Über die Autorin

Impressum

Covergestaltung: Casandra Krammer – www.casandrakrammer.de

Covermotiv: ©️ AndreYanush, DinaL, – depositphotos.com, Paket – Shutterstock.com

Lektorat: Dorothea Kenneweg

Korrektorat: Dr. Andreas Fischer

2. Korrektorat: Ruth Pöß (Das kleine Korrektorat)

www.karinlindberg.info

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K. Baldvinsson

Am Petersberg 6a

21407 Deutsch Evern

Alle Rechte vorbehalten.

Jede Verwertung oder Vervielfältigung dieses Buches – auch auszugsweise – sowie die Übersetzung dieses Werkes ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet. Handlungen und Personen im Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Weitere Informationen unter www.karinlindberg.info

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Klappentext

Wenn Feuer und Eis aufeinandertreffen, geht es bestimmt nicht lauwarm zu …

Das Letzte, was die Privatdetektivin Erin im Moment gebrauchen kann, ist ein Mann, der noch für zusätzlichen Stress in ihrem Leben sorgt. Das Schicksal scheint das allerdings anders zu sehen und beschert ihr ausgerechnet Brandon Hammond! Während Erin in einem pikanten Fall für den attraktiven Scheidungsanwalt ermittelt, kann sie der Versuchung nicht widerstehen, ihn aus der Reserve zu locken. Dieses Spielchen ist auf einmal gar nicht mehr so witzig, als die beiden unfreiwillig im Wandschrank eines Klienten festsitzen.

Und plötzlich kann auch der eiskalte Anwalt nicht mehr leugnen, dass die feurige Erin mehr zum Schmelzen bringt als nur seine Beherrschung …

KapitelEins

Eisiger Wind fegte durch Bostons Straßen, der Himmel war grau, und dicke Wolken trieben über den Horizont. Erin klappte den Kragen ihres Mantels nach oben, obwohl ihr klar war, dass auch das nur wenig gegen die Kälte schützen würde. Ihre Beine, die in dünnen Seidenstrümpfen steckten, fühlten sich längst wie Eiszapfen an, ihre Füße spürte sie fast nicht mehr. Sie machte einen weiten Schritt über eine Pfütze aus Schneematsch und Tauwasser.

»Verdammt«, stieß sie hervor, als sie beim Aufkommen mit den glatten Sohlen ihrer schwarzen High Heels ausrutschte. Um ein Haar wäre sie gestürzt, sie konnte sich gerade noch fangen und ein größeres Unglück abwenden.

Erin seufzte leise und hastete weiter, sie konnte gar nicht schnell genug ihre Arbeitskluft, die sie als Privatermittlerin häufiger trug, loswerden. Zuletzt hatte sie einen reichen Kerl observiert, dessen Frau ihm zu Recht mistraute. Nur ein Auftrag wie jeder andere, auch wenn sie sich den Job nicht ausgesucht hatte, aber er brachte gutes Geld, und deswegen verdingte sie sich als Schnüfflerin. An schmuddeligen Tagen wie diesen wünschte sie sich nur noch einfache Dinge: nach Hause kommen, die Tür hinter sich schließen und sich in eine dicke Wolldecke hüllen, während auf Netflix irgendeine Serie lief, die sie ihr trostloses Dasein vergessen ließ. Erin wollte nicht daran erinnert werden, dass sie gar kein eigenes Leben mehr hatte. Es kam ihr häufig so vor, als ob jemand vor sieben Jahren die Stopp-Taste gedrückt hatte und sie seitdem nur noch existierte.

Nun tat sie es doch. Sie brummte einen äußerst undamenhaften Fluch. Die letzten Meter legte sie im Stechschritt zurück, dabei konzentrierte sie sich darauf, nicht doch noch zu stürzen. Wollte dieser elende Winter niemals vorübergehen? So schön die Sommer an der Ostküste sein konnten, so eisig und unfreundlich war die kalte Jahreszeit, die unausweichlich darauf folgte.

Als sie ihr Ziel erreicht hatte, atmete sie erleichtert aus. Endlich.

Im Treppenhaus war es kaum wärmer als draußen, die abgestandene Luft roch muffig und nach feuchten Wänden. Sie wohnte im dritten Stock, einen Aufzug gab es nicht. ›Das hält fit‹, war die Antwort, die sie gab, wenn man sie danach fragte. Nicht, dass sie viele Freunde hätte, die sich darum scheren würden, wo und wie sie hauste. Nicht mehr. Alles hatte sich geändert, oder war es vielleicht sie, die sich verändert hatte?

Als sie endlich oben angekommen war, atmete sie erleichtert aus, steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. Ihre Nachbarn stritten mal wieder, sie verdrehte die Augen. Die Wände waren so dünn wie Pappe, man bekam alles mit. Aber eine andere, bessere Wohnung konnte sie sich nicht leisten, und so musste sie damit zufrieden sein, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Erin kickte die Heels von ihren Füßen, dann warf sie die Tür ins Schloss und ließ die Schlüssel in ein kleines Schälchen auf einer schäbigen Anrichte fallen.

»Feierabend«, brabbelte sie vor sich hin, schlüpfte aus dem für die Jahreszeit viel zu dünnen Mantel – einen anderen geschäftstauglichen hatte sie nicht – und hängte ihn akkurat auf einen Bügel. Obwohl sie privat keinen besonderen Wert auf eine ordentliche Garderobe legte, so musste sie beruflich doch peinlichst genau darauf achten – je nach Auftrag zumindest. Nachdem sie Rock und Bluse gegen Jogginghose und einen ausgeleierten, kuscheligen Wollpullover getauscht hatte, schob sie sich ein Fertiggericht in die Mikrowelle und stellte eine Folge Gilmore Girls an. Die Serie hatte sie über Jahre hinweg begleitet, beinahe die einzige Konstante in ihrem einsamen Dasein.

»Gott, mein Leben ist so erbärmlich«, murmelte sie und schob die bedrückenden Gedanken beiseite. Das Pling der Mikrowelle kündigte indes an, dass ihr Abendessen fertig war.

Kurz darauf saß sie auf ihrem abgewohnten Sofa, mit dem heißen Essen auf den Knien. Erin stellte den Fernseher lauter, als das Geschrei der Nachbarn noch heftiger wurde. Sie schüttelte den Kopf, dabei war Jessica so eine nette Frau. Aber ihr Kerl? Eine Katastrophe. Sie kannte die Art von Beziehungen, die nur durch Abhängigkeiten zusammengehalten wurden. Sie erlebte das beinahe täglich, und selbst hatte sie auch kein glückliches Händchen bei den Männern. Schon alleine deswegen zog sie es vor, Single zu bleiben.

Erin lachte auf.

Als ob die Typen Schlange stünden!

Sie schnitt eine Grimasse und stach mit der Gabel in ihre Mac & Cheese. In dieser Sekunde klingelte ihr Handy, es steckte noch in der Manteltasche. Eigentlich wollte sie den Anruf nicht annehmen, dem Abend war ein langer Tag vorausgegangen, aber sie konnte sich den Luxus, nicht erreichbar zu sein, momentan nicht leisten. Sie brauchte ein stabiles Einkommen, deswegen schob sie ihr Essen beiseite und hastete zum Telefon. »Hallo?«

»Erin, bist du es?«

Wer sollte denn sonst ihr Telefon beantworten? Sie lächelte spöttisch, obwohl ihr klar war, dass Nate West sie nicht sehen konnte. »Nate, wie geht’s?«

»Gut, vielen Dank.«

»Was kann ich für dich tun? Gibt’s Probleme?«

»Nicht direkt, aber ich möchte sicherstellen, dass das auch so bleibt.«

»Was kann ich für dich tun?«

Im Laufe der Ermittlungen zu Nates leiblichem Vater hatten sie sich vor einiger Zeit kennengelernt, er war ein attraktiver Typ mit einer sehr sympathischen Partnerin. Das war einer der Aufträge gewesen, den sie gerne angenommen hatte. So war es nicht immer, aber wählerisch zu sein konnte sie sich ebenfalls nicht leisten.

Ihre Tätigkeit als Schnüfflerin reichte von einfachen Beschattungen bis hin zu Sonderaufträgen wie dem von Nate, bei dem sie einige Wochen in Atlanta hatte verbringen müssen, oder seinem Kumpel Elijah, den sie mehrmals vor den Fängen eines stadtbekannten Kriminellen hatte bewahren müssen. Dieser sture, aber liebenswerte Kerl hatte zu der Zeit Tendenzen gehabt, sich ständig in Schwierigkeiten zu bringen. Und das alles nur aus Liebeskummer – aber auch das war Geschichte. Elijah war mittlerweile ebenfalls glücklich verliebt und mit Livs Freundin Cat zusammen. Friede, Freude, Eierkuchen, dachte Erin und freute sich für die beiden. Nate und Elijah waren nicht mehr nur Kunden, sie waren ihr irgendwie ans Herz gewachsen.

»Liv und ich heiraten im Sommer«, sagte Nate jetzt.

Das war nicht wirklich überraschend für sie. Nicht mehr. Nate hatte sich, seit er Liv kennengelernt hatte, sehr verändert. Zum Positiven. Erin hätte nicht gedacht, dass ein derart harter Kerl durch die Liebe so auftauen konnte. Sie verkniff sich ein Grinsen.

»Wie schön, herzlichen Glückwunsch. Ich nehme an, du wirst deinem Vater keine Einladung schicken?«

Sie hörte ein leises Seufzen am anderen Ende der Leitung.

»Entschuldigung«, beeilte sie sich zu sagen. Ihr war klar, dass das noch immer ein heikles Thema für Nate war.

»Schon in Ordnung, aber du hast recht. Allerdings werden meine Halbbrüder auf der Gästeliste stehen.«

»Ja?« Sie verstand noch immer nicht, worauf er hinauswollte. Bei fast jedem anderen Kunden hätte sie jetzt einen blöden Spruch dazu geklopft, dass die Uhr bereits tickte.

»Ich möchte, dass du dich ein bisschen umsiehst, vor allem an den Tagen der Hochzeitsfeier.«

»Den Tagen? Mehrzahl?«

»Ja, wir haben uns vorgestellt, dass wir unsere Gäste zu einem Wochenende auf Nantucket einladen.«

»Ihr wollt auf einer Insel feiern?« Nicht, dass es sie etwas angehen würde. Und Nate konnte es sich wohl erlauben, denn das Urlauben auf diesem Flecken Erde mit malerischen Stränden, kleinen Fischerdörfern und einer weitestgehend unberührten Natur war teuer und exklusiv. Er war einer der reichsten Männer Bostons, für ihn war es keine große Sache, das finanziell zu stemmen. »Da seid ihr im Sommer ja in bester Gesellschaft«, witzelte sie.

»Wir wollten raus aus Boston, obwohl meine liebe Liv mich natürlich auch darauf hingewiesen hat, dass man mit dem Geld, das wir nun für die Hochzeit ausgeben, auch Wohltätiges tun könnte …«

»So habe ich es zwar nicht gemeint, dennoch muss ich sagen, sie hat natürlich recht.«

»Ich habe deinen Wink schon verstanden, Erin. Mir ist klar, dass die Leute auf Nantucket sonst nicht unbedingt auf meiner Wellenlänge sind, mir geht es nur um die Umgebung, die Landschaft und die romantische Stimmung.« Sie hörte ein Schmunzeln aus Nates Stimme. »Deswegen rufe ich an. Ich möchte, dass diese Feier unvergesslich wird, und das hat eben seinen Preis, den ich gerne dafür zahle.«

»Das ist eure Sache, und es ist mir im Grunde auch egal, wie viele Millionen du für eure Hochzeit ausgibst. Vor mir musst du dich nicht rechtfertigen«, kommentierte sie leichthin. »Aber, Nate, wie komme ich dabei ins Spiel? Du wirst mich kaum dafür brauchen, dass ich die Servietten falte.« Sie spürte, wie sich ihre Mundwinkel nach oben bogen.

»Ich möchte, dass diese Hochzeitsfeier reibungslos verläuft, vor allem aber, dass uns keine unliebsamen Überraschungen erwarten.«

»Ich verstehe. Für wann ist sie denn geplant?«

»Im Juni, das genaue Datum kommt noch, wir sind gerade dabei, alles zu arrangieren.«

»Und gibt es Anzeichen, dass dein Vater –«

»Nenn ihn nicht so«, unterbrach Nate sie.

»Entschuldige, dass Mr. Bowers Ärger machen wird?«

»Das kann man nie wissen, ehrlich gesagt. Ich möchte jedenfalls sichergehen, dass wir unsere Ruhe haben.«

»Verstehe. Was ist jetzt mein konkreter Auftrag? Ist denn irgendwas vorgefallen in letzter Zeit?«

»Vielleicht leide ich einfach unter Verfolgungswahn, keine Ahnung. Nein, es gibt keine Anzeichen, dass was im Busch ist. Er ahnt ja nicht mal, dass ich zu einem Teil dazu beigetragen habe, dass er in U-Haft saß. Dass er wieder draußen ist, finde ich natürlich mies.«

»Es war klar, dass ihn irgendein scheiß Richter auf Kaution laufen lassen würde.«

»Der Prozess wird ihm gemacht, aber bis dahin ist er auf freiem Fuß.«

»Hat er denn irgendeine Ahnung, dass du mit seiner verstorbenen Frau Kontakt hattest?«

»Das weiß ich nicht, das Verhältnis zu seinen Söhnen ist ja nicht besonders, aber sie könnten es dennoch erwähnt haben, vielleicht gar nicht mal bewusst.«

»Verstehe. Ich höre mich mal um. Gehe ich recht in der Annahme, dass ich ihn auch ein paar Tage in Atlanta observieren soll?«

»Wenn du das für nötig hältst?«

Erin grinste, obwohl sie wusste, dass Nate sie nicht sehen konnte. »Du hast mich doch kontaktiert. Um zu wissen, was läuft, muss ich ihn unter die Lupe nehmen, und das kann ich nur vor Ort. Mit drei Monaten Hochzeitsplanung seid ihr aber ganz schön knapp dran, oder?«

Nate stöhnte. »Ich weiß, aber ich will nicht länger warten. Wir haben uns an Halloween verlobt, aber noch keinen konkreten Termin abgesprochen – bis jetzt.«

»Muss Liebe schön sein«, scherzte sie.

»Das ist sie, in der Tat.« Nates Tonfall war weicher geworden, es war selbst für Blinde und Taube unmöglich, nicht zu begreifen, wie sehr er Liv liebte. Erin freute sich für ihn, gleichzeitig blieb sie jedoch realistisch genug, um zu wissen, dass nur wenigen Menschen diese Art von Glück vorbehalten war.

»Fehlt nur noch eins«, meinte Erin schließlich. »Mein Honorar.«

Er lachte. »Wie hoch schätzt du den Aufwand ein?«

»Kann ich noch nicht sagen. Erst mal eine Woche Atlanta, dann würde ich gerne auch die Tage vor der Hochzeit auf Nantucket verbringen und die Örtlichkeiten in Augenschein nehmen. Dass ich hier die Ohren offenhalte, ist ja klar. Ich werde euch nicht rund um die Uhr belauern, aber hin und wieder mal in eurer Gegend nach dem Rechten sehen.«

»Das klingt vernünftig.«

»Du mietest einige Privathäuser auf der Insel? Oder ein Hotel?«

»Wir hatten an einzelne Häuser gedacht, Hotels sind so unpersönlich.«

»Schön, dann hätte ich gerne die Unterkunft eurer Bleibe gegenüber.«

»In Ordnung, in der Hochzeitsnacht wirst du dein Fernglas allerdings nicht auf unser Schlafzimmer richten«, scherzte er.

Erin lachte. »Keine Angst, es gibt kaum etwas, das mich weniger interessieren würde als das«, witzelte sie. »Zehntausend für den Anfang würde ich sagen, den Rest rechnen wir dann nach Aufwand ab.«

»Das sind ja Schnäppchenpreise.«

»Du kannst gerne mehr bezahlen, aber dein erster Auftrag beinhaltete ja noch ganz andere Leistungen«, erinnerte sie ihn. Vor einiger Zeit hatte Erin mithilfe eines Hackers offengelegt, dass der damalige Generalstaatsanwalt von Georgia, Henry M. Bowers, nicht nur in dunkle Machenschaften verwickelt war, sondern auch staatliche Gelder veruntreut hatte. Sie hatte sich in sein Haus und seinen Freundeskreis eingeschleust und war große Risiken eingegangen. Das machte ihr zwar nichts aus, aber diese Dienste kosteten nun mal mehr als eine einfache Observierung.

»Wenn alles glattläuft, werde ich dir einen Bonus zahlen.«

»Das klingt ausgezeichnet. Was muss ich noch wissen?« Nebenan donnerte etwas gegen die Wand, Erin hoffte, dass es sich nur um einen Topf handelte, der durch die Gegend geflogen war. Jessicas Mann wurde zu einem fleischgewordenen, aggressiven Alptraum, sobald er einen Tropfen Alkohol trank, was leider sehr häufig vorkam.

»Ich melde mich diesbezüglich bald wieder bei dir«, hörte sie Nate sagen. »Wann kannst du nach Atlanta fliegen?«

»M-mh«, machte sie und runzelte die Stirn. In der Nachbarwohnung herrschte plötzlich eine beunruhigende Stille. »Ich bin flexibel.«

»Das gefällt mir so an der Zusammenarbeit mit dir. Ich nehme an, dass du den Vorschuss direkt in bar abholen möchtest?«

»Das wäre mir recht. Dann komme ich morgen im Büro vorbei?«

»Sehr gut.«

»Weiß deine Verlobte eigentlich davon?«

»Noch nicht. Ich möchte nicht, dass sie sich unnötige Sorgen macht.«

»Deine Gründe gehen mich nichts an, ich muss es nur wissen – falls ich ihr einmal über den Weg laufe. Liv arbeitet doch noch im Women’s Shelter?«

»Ja, natürlich. Vielleicht sollte ich mit ihr darüber reden. Wenn sie es rausfindet, wird sie sonst echt ausflippen. Wir haben eigentlich keine Geheimnisse voreinander.«

Nicht mehr, dachte Erin. Sie erinnerte sich gut, dass Nate es durch sein Schweigen damals fast geschafft hatte, seine Beziehung zu Liv zu zerstören. Zum Glück hatten die beiden doch noch die Kurve bekommen.

»Wie gesagt, das ist nicht meine Baustelle, nur bitte informiere mich gegebenenfalls, damit ich nicht der Grund für Probleme bin, sollte ich ihr begegnen und sie bekommt etwas mit.« Sie hatte kein Interesse daran, sich in Nates Beziehung einzumischen, so weit ging die Freundschaft zwischen ihnen dann doch nicht, und momentan sprach sie nicht als Freundin, sondern als Geschäftspartnerin mit ihm.

»Ich bin nicht so blöd, den gleichen Fehler zweimal zu begehen.«

Erin schmunzelte. »Alles klar, dann bis morgen.«

Sie legte auf und ließ das Handy sinken. Ihre Käse-Maccheroni waren mittlerweile kalt geworden, das pappige Zeug konnte man nur essen, wenn es heiß aus der Mikrowelle kam. Zum Kochen fehlten ihr die Zeit, die Motivation und auch das Können. Hunger hatte sie auch keinen mehr, also griff sie sich Papier und Stift und fing an ein paar kleine Zeichnungen auf den Block zu kritzeln. Das hatte sie lange nicht gemacht, und es war genau das, was sie nach dem langen Tag brauchte.

Brandon trat aus dem Aufzug und ging direkt auf Whitneys Schreibtisch zu. Die gemeinsame Sekretärin seiner zwei besten Freunde Nate und Elijah, die gleichzeitig auch Geschäftspartner waren, telefonierte gerade. Als sie ihn entdeckte, lächelte sie und winkte ihn durch. Er formte mit seinen Lippen ein lautloses »Danke« und zwinkerte, ehe er durch die offenstehende Tür in Nates Büro trat. Bodentiefe Fenster, dunkle Möbel und ein dezenter Geruch nach Sandelholz und Leder dominierten das Reich des erfolgreichen Geschäftsmannes. Am Schreibtisch saß er nicht, Brandon schaute sich um und sah Nate mit einer Besucherin in der Besprechungsecke sitzen. Sie hatten auf den dunklen Ledersesseln Platz genommen und unterhielten sich in gedämpftem Ton. Er runzelte die Stirn, denn er wollte nicht stören. Hatte Whitney vielleicht vergessen, dass ihr Boss beschäftigt war? Er wollte sich gerade wieder davonstehlen, als Nate ihn erblickte.

»Oh, hallo Brandon, komm doch zu uns, ich habe Erin Lark zu Besuch.«

Bei dem Namen klingelte etwas, Brandon brauchte einen Augenblick, dann erinnerte er sich an die Privatermittlerin, die sowohl Nate als auch Elijah in einigen heiklen Angelegenheiten bereits tatkräftig zur Seite gestanden hatte. Er wusste, dass sie äußerst unkonventionell agierte. Zu unkonventionell für seinen Geschmack.

»Guten Tag«, sagte er und ging langsam weiter. Sie war nur dezent geschminkt, ihre blonden Haare hatte sie zu einem strengen Knoten zusammengebunden, ihr schmaler Körper steckte in einem engen Rock und einer weißen Bluse. Insgesamt wirkte sie sehr bestimmt und doch irgendwie verletzlich. Er wusste nicht, ob es am Ausdruck in ihren hellen, blauen Augen lag, aber ihr Anblick rührte etwas in ihm an, das ihn verwirrte. Vor allem, da er genau wusste, dass ihr zartes Äußeres in keiner Weise beschrieb, wozu diese zierliche Person fähig war. Er hatte mitbekommen, dass sie für seine Freunde sehr gute Arbeit geleistet hatte und ohne mit der Wimper zu zucken die Grauzonen am Rande der Legalität für sich nutzte.

In diesem Moment erhob sie sich vom Sessel, strich ihren Rock glatt und reichte ihm ihre feingliedrige Hand. »Guten Tag.«

Brandon tauschte einen Händedruck mit ihr aus, und er war überrascht, wie beherzt und kräftig sie zugriff. Ihre Haut war zart und warm, aber er spürte die Energie, die von ihr ausging, überdeutlich. Es war absurd, denn obwohl sie hohe Absätze trug, reichte sie ihm kaum bis zur Schulter. Sie konnte nicht größer als eins sechzig sein, vermutlich wog sie nur ein Mikrogramm mehr als eine Elfe. Und was zur Hölle machte sie in Nates Büro? Hatte er etwas verpasst? Gab es Neuigkeiten zu seinem leiblichen Vater? In dieser Sekunde merkte Brandon, dass er noch immer ihre Hand in seiner hielt. Hastig zog er sie zurück und vergrub sie in der Hosentasche. Nate war mittlerweile ebenfalls aufgestanden. »Setzt euch doch bitte.«

»Ich denke, wir waren ohnehin am Ende, nicht?«, wandte Erin sich an Nate. Brandon fiel der Umschlag auf, der auf einer dunklen Ledermappe lag. Vermutlich befand sich darin ihr Honorar, er wusste, dass sie sich immer in bar bezahlen ließ, das Wort ›Rechnung‹ kam in ihrem Sprachgebrauch nur äußerst selten vor.

Also war doch etwas im Busch. Brandon runzelte die Stirn.

Erin schob den Umschlag in ihre Mappe, dann schüttelte sie Nates Hand. »Ich melde mich bei dir, auf Wiedersehen, Nate. Mr. Hammond.«

Sie nickte Brandon höflich zu, dann stöckelte sie aus Nates Büro.

Für einige Sekunden starrte ihr Brandon hinterher, dann schaute er seinen Freund erwartungsvoll an.

»Was war das denn?«, fragte er schließlich, als Nate nicht reagierte.

»Eine Besprechung?«, schlug Nate mit einem schiefen Grinsen vor.

»Sehr lustig. Du weißt, was ich meine. Ist was passiert, oder warum hast du sie wieder beauftragt, und wofür?«

Nate ließ sich auf einen der Sessel fallen.

»Es ist nichts passiert, ich will nur dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Willst du da jetzt die ganze Zeit stehen bleiben?« Er machte eine ungeduldige Handbewegung.

Brandon setzte sich mit einem leisen Seufzen. »Dann ist das eine reine Vorsichtsmaßnahme? Was soll sie überhaupt machen?«

»Wie du sicherlich weißt, befindet sich mein Erzeuger nicht mehr in U-Haft, ich habe keine Ahnung, ob er herausgefunden hat, dass ich was mit der Enthüllung zu tun habe. Erin soll einfach mal die Lage checken. Für die Hochzeit im Juni möchte ich sichergehen, dass alles glattläuft, verstehst du?«

Nate und Elijah waren Brandons beste Freunde, sie hatten sich, obwohl sie völlig unterschiedliche familiäre Hintergründe hatten, während ihres Studiums kennengelernt. Über Brandon machten sie sich jedoch gerne lustig, da er aus einer alteingesessenen Anwaltsdynastie stammte und in ihren Augen manchmal ein wenig zu korrekt und … steif war. Vermutlich würde Nate ihm das gleich auch wieder aufs Brot schmieren. Brandon wollte es dennoch wissen, nicht, dass Nate womöglich irgendwelche Dummheiten beging, die er hinterher bereute. Die beiden schafften es immer wieder, sich in Schwierigkeiten zu bringen, und Brandon war viel daran gelegen, sie davor zu bewahren.

»Darum geht’s dir also. Du hast Angst, dass er aufkreuzen könnte und eure Hochzeit ruiniert?«, hakte er deshalb nach.

Nate fuhr sich mit der Hand über die Stirn.

»Ich habe keine Ahnung, ob ich davor Angst haben muss, ehrlich gesagt. Ich bin sicher nur übervorsichtig. Aber ich fühle mich jetzt, da ich sie engagiert habe, viel besser. Sie soll rausfinden, ob er die Füße stillhält, oder ob er etwas ausheckt. That’s it.« Er zuckte die Schultern.

»Hast du es Liv schon gesagt?«

Nates Stirn legte sich in Falten. »Mein Gott. Nein, mache ich aber noch. Zufrieden?«

Brandon grinste. »Selbstverständlich.«

»Was machst du überhaupt hier?«

»Sehr nett, dass du dich so höflich erkundigst.« Er lächelte sarkastisch. »Ich wollte meinen Freund sehen, reicht das nicht als Grund für einen Besuch?«

Nate hob eine Augenbraue. »Ernsthaft?«

Brandon grummelte. »Okay, du hast recht, es gibt natürlich einen Grund. Ich bin gleich noch mit meinem Vater zum Essen verabredet, das Restaurant liegt um die Ecke, da dachte ich, schau ich doch mal vorbei … Seit du liiert und auch Elijah unter der Haube ist, sehen wir uns ja kaum noch.«

»Gott, jetzt fang bloß nicht an zu heulen. Wir haben dich schon so oft gefragt, ob du mitkommen möchtest.«

»Als buchstäblich fünftes Rad am Wagen? Nein, danke. Zwei frisch verliebte Pärchen und ich? Lieber nicht.«

Nate verzog das Gesicht. »Wie wäre es denn, wenn wir am Freitag zu dritt ausgehen, Männerabend?«

»Du musst dich nicht aus Mitleid mit mir treffen.«

»Wer hat Mitleid mit dir? Aber klar, kann man verstehen, so hässlich, wie deine Visage ist«, tönte es hinter Brandon. Er drehte sich um und sah, dass Elijah auf sie zukam. »Aber du musst deswegen doch nicht gleich weinen. Ist es so schlimm bestellt um dein Sexleben?«

»Halt bloß den Rand«, knurrte Brandon.

Elijah tätschelte ihm die Schulter und setzte sich auf das Sofa. »Also, was gibt’s?«

»Habe Brandon gerade vorgeschlagen, dass wir mal wieder zu dritt was unternehmen. Wie wäre es mit Freitag?«

»Oh, da kann ich leider nicht. Ich habe Cat versprochen, dass wir uns diesen einen Film ansehen.«

»Eine Schnulze?«, mutmaßte Nate mit einem amüsierten Gesichtsausdruck.

»Ich fürchte, ja«, gab Elijah zu und schnitt eine Grimasse.

Brandon stöhnte. »Gott, ihr seid solche Weicheier geworden.«

Nate prustete los. »Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal aus deinem Mund hören würde, Alter.«

Brandon hob eine Augenbraue, er hatte keine Lust, das leidige Thema jetzt wieder aufzuwärmen. Obwohl er wusste, dass seine Kumpels ihn nur aufzogen, mochte er es nicht, sich ständig wegen seiner – in ihren Augen – allzu förmlichen Art blöde Sprüche gefallen zu lassen.

»Tja, ich auch nicht, aber es ist leider so. Also, ihr beiden Softies. Ich werde dann mal besser aufbrechen, mein Vater wartet nicht gerne.« Brandon stand auf und lächelte spöttisch. Seit sie in festen Händen waren, hatten die beiden knallharten Geschäftsmänner tatsächlich gefühlvolle Züge entwickelt. Brandon war immer noch erstaunt, diese neue Seite an seinen Freunden zu entdecken. Noch vor einem Jahr hätte er es nicht für möglich gehalten.

»Wir telefonieren«, meinte Nate. »Lasst uns wirklich bald mal wieder um die Häuser ziehen.«

»Ich fürchte, so wie die Lage ist, wird das wahrscheinlich erst bei deinem Junggesellenabschied der Fall sein.«

»O Gott. Wehe, ihr stellt schlimme Dinge mit mir an!«

Elijah grinste breit und zwinkerte Brandon zu. »Wir werden uns was ausdenken.«

»Macht’s gut, ich würde auch lieber noch bleiben, aber wenn mein alter Herr mich schon einmal bittet, mit ihm essen zu gehen, kann ich schlecht Nein sagen.« Er verdrehte die Augen, dann verließ er das Büro.

Zehn Minuten später betrat Brandon das Restaurant Empire, das panasiatische Küche servierte und auch in diesem Stil eingerichtet war. Polierte Marmorböden, dunkle Holzstühle und ein langer Tresen, an dem man sitzen und den Köchen beim Zubereiten der Speisen zuschauen konnte, prägten das Interieur des hochpreisigen Lokals. Eine Kellnerin, die so wenig asiatisch war wie er selbst, brachte ihn zu seinem Vater, der bereits am Tresen Platz genommen hatte. Zur Begrüßung stand Carmichael Hammond auf und schüttelte die rechte Hand seines Sohnes, mit der anderen klopfte er ihm auf den Oberarm. Ein kurzer, musternder Blick glitt über ihn hinweg, aber sein Dad schien nichts gegen seinen gut sitzenden, dunklen Anzug mit Weste einzuwenden zu haben, dann bat er ihn, sich zu setzen.

»Was möchtest du trinken?«, wandte er sich an Brandon.

Sein Vater war ebenso Anwalt wie er, er führte eine große Kanzlei, in der Brandon – wenn es nach ihm ginge – irgendwann mit einsteigen sollte. Bislang hatte sich Brandon um seine Karriere weitestgehend selbst gekümmert, auch wenn ihn sein Job manchmal ankotzte, so verdiente er als Scheidungsanwalt sehr gut und hatte sich längst einen eigenen Namen erarbeitet, der angesehen und von tadellosem Ruf war.

Dennoch konnte Brandon nicht leugnen, dass neben ihm zumindest optisch die ältere Ausgabe seiner selbst saß. Das Haar seines Vaters war von einigen silbernen Fäden durchzogen, was jedoch nicht großartig auffiel, da die Naturhaarfarbe Dunkelblond dazu keinen scharfen Kontrast bildete. Er hatte grüne Augen wie er selbst und kantige Gesichtszüge. Sein Vater war nicht, wie viele seines Alters, in die Breite gegangen, er fuhr dreimal die Woche zum Tennis oder auf den Golfplatz – nicht nur, um zu sporteln. Eine ganze Reihe Geschäfte schloss man im Club ab, eine goldene Regel, die sein Vater immer wieder betonte.

Davon hielt Brandon jedoch nichts, das war einer der Punkte, bei denen er mit seinen Eltern immer wieder aneinandergeriet. Der Stein des Anstoßes war zudem sein Familienstand – ledig –, der von seiner Mutter immer häufiger mit einer abschätzig hochgezogenen Augenbraue kommentiert wurde. Wenn es nach ihr ginge, wäre es für ihren Sohn längst an der Zeit, in den Hafen der Ehe einzulaufen und prächtige Stammhalter zu zeugen. Leider lebten seine Eltern nach diesen veralteten Vorstellungen, er selbst hatte jedoch nicht vor, diese Erwartungen bald zu erfüllen. Oder jemals.

Brandon hatte kein Interesse an einer Beziehung wie die seiner Eltern, die sich nur am Wochenende sahen und nicht mehr viel gemeinsam hatten. Jeder pflegte seine Hobbys und seine Freunde, zu gesellschaftlichen Veranstaltungen traten sie geeint und lächelnd auf, aber Brandon glaubte nicht, dass die beiden viel mehr als eine gewisse Zuneigung verband. Es wirkte eher wie ein Arrangement, aus dem beide ihre Vorteile zogen. Vielleicht hatten sie sich einmal geliebt, aber das musste lange vor seiner Zeit gewesen sein. Er hatte sie noch nie turtelnd oder sich einen innigen Blick zuwerfen sehen. Zudem hatte er aus beruflicher Sicht seine ganz eigene Perspektive auf die Institution Ehe, das waren genug Gründe, warum sie nicht für ihn infrage kam und er keine Absichten hegte, sich fest zu binden.

»Brandon?«, fragte sein Dad noch einmal und riss ihn aus seinen Gedanken.

»Entschuldige, ein Wasser für mich bitte, ich habe gleich noch einen Termin.«

Sein Vater nickte zufrieden. »In Ordnung, dann bestelle ich eine große Flasche für uns.«

Nachdem ihnen ein Kellner eine Karte gebracht hatte und die Getränke bestellt worden waren, überflogen sie das Menü.

»Was hältst du davon?« Sein Vater zeigte auf ein Angebot zum Business-Lunch.

Brandon nickte. Im Grunde war es ihm egal, in einem Lokal wie diesem schmeckte alles.

»Gern«, sagte er nur. Ihnen war beiden klar, dass es vermutlich nicht nur um ein nettes Mittagessen ging, sein Vater traf sich sonst nie mit ihm, außer er hatte ein Anliegen zu besprechen.

Carmichael schob die Karten beiseite, dann räusperte er sich. »So, mein Junge, was gibt’s Neues?«

Brandon wunderte sich über diese Frage, denn er spürte, dass etwas anderes im Busch war als das Übliche. »Nichts, im Grunde. Ich treffe mich gleich mit einer Kundin, die Angelegenheit könnte zu großen Schlagzeilen führen.«

»Sie ist also prominent?«

»Wohl eher ihr Gatte.« Brandon verzog seine Lippen zu einem schmalen Lächeln.

»Verstehe. Und?«

Brandon zuckte die Schultern. »Tägliches Geschäft, bei der größten Liebe ist der Hass am Ende einer Beziehung intensiver als jedes vorausgegangene Gefühl.«

Sein Vater nickte. »Der Fall wird sich für dich also lohnen.«

Brandon atmete leise aus. Ja, sein Honorar lag über dem eines durchschnittlichen Scheidungsanwaltes, aber er war eben besser, und das wussten seine Kunden und zahlten den Preis gerne. Dass das Geld seinen Puls ewig schon nicht mehr in die Höhe trieb, behielt er für sich. Tatsächlich war es sogar so, dass er mit jedem neuen Prozess innerlich etwas mehr abstumpfte und sich schrecklich langweilte.

»Vermutlich.« Ihm lag die Frage auf der Zunge, was denn nun der Grund für das Treffen war. Für gewöhnlich sahen sie sich nicht häufig, auch wenn sie in der gleichen Stadt arbeiteten. Seine Mutter lebte auf dem Anwesen der Familie auf Cape Cod, ihr Vater hatte eine Wohnung in Boston und fuhr nur am Wochenende an die Küste. Seine Mom schien es nie gestört zu haben, dass ihr Mann nur an wenigen Tagen zu Hause war. Jeder lebte sein Leben, irgendwie.

Das Essen wurde serviert, eine Kombination aus Sushi und modernen Kanapees. Es duftete verführerisch. Eine zweite Kellnerin brachte Schälchen mit Sojasoße, Wasabi, Ingwer und Essstäbchen.

»Guten Appetit«, sagte sein Dad. »Das sieht sehr gut aus.«

»Ja, ganz wunderbar. Guten Appetit.«

Brandon nahm die Stäbchen zur Hand und löste etwas vom Wasabi in seiner Sojasoße auf, dann kostete er ein Lachs-Nigiri.

»Warum ich mit dir sprechen wollte«, fing sein Vater nun an. »Ich, äh«, stammelte er, und Brandon sah zu ihm auf. Weil er den Mund vollhatte, sagte er nichts.

»Also, ich wollte dich bitten, ob du vielleicht … na ja … Deine Mom ist in letzter Zeit so verändert. Ich habe das Gefühl … Hast du Kontakte zu einem guten und diskreten Privatermittler?«

Brandon hätte sich beinahe verschluckt. Was hatte sein Vater eben gesagt? Er wollte einen Detektiv auf seine Mutter ansetzen?

»Wie bitte?«, stieß er hervor und trank einen Schluck Wasser. Er musste sich verhört haben, sein Vater würde doch nie …

Carmichael legte seine Stäbchen beiseite und tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab. »Entschuldige, ich hätte dich nicht fragen sollen. Tut mir leid. Essen wir einfach weiter.«

Er hantierte ungeschickt mit dem asiatischen Besteck und tauchte eine California Roll in seine Sojasoße.

»Dad, was ist los?«, hakte Brandon jetzt nach.

»Ach, es ist sicher nichts.«

Er kniff die Augen zusammen und beobachtete seinen Vater. Er wirkte nervös, natürlich, es war ihm peinlich. Brandon ahnte, wie unangenehm es ihm vor seinem Sohn sein musste, dennoch schätzte er ihn umso mehr für sein Vertrauen. »Dad, bitte. Ist denn etwas vorgefallen, das dir Grund zur Sorge bietet?«

»Nun ja«, fing er an und schluckte. »Sie benimmt sich seltsam.«

»Das ist alles? Das scheint mir ein wenig dünn als Begründung für einen Privatermittler zu sein.«

Carmichael stöhnte und fuhr sich mit der Linken durch die Haare. »Verdammt, Brandon. Das ist nicht gerade leicht für mich.«

»In Ordnung, das verstehe ich. Aber hast du nun konkreten Anlass zu einem, äh, Verdacht oder nicht?«

Er sprach bewusst nicht aus, worauf sich die Bedenken seines Vaters bezogen, denn das war ihnen beiden klar.

»Sie versteckt Dinge vor mir, schließt ihren Schreibtisch ab. Letztens, ich bin schon an einem Donnerstag rausgefahren, da war sie nicht zu Hause, und ich konnte sie auch nicht erreichen.«

»Okay?« Brandon runzelte die Stirn. »Das klingt noch nicht so schrecklich verdächtig.«

»Als sie dann gegen Mitternacht nach Hause kam, war sie angetrunken und sehr … fröhlich. Sie summte vor sich hin, und … als sie mich bemerkt hat, ist sie erschrocken, und die gute Stimmung war verflogen. Sie war sichtlich aufgeregt und nicht angenehm überrascht, dass ich schon da war. Ich habe sie gefragt, wo sie war, und sie hat etwas von einem Kulturabend gestammelt, aber ich weiß, dass sie gelogen hat. Ich kenne sie über dreißig Jahre. Wenn sie lügt, spielt sie immer nervös an ihren Ringen herum.«

Brandon atmete tief durch.

»In Ordnung, ich verstehe«, sagte er, auch wenn er seinem Vater nicht ganz folgen konnte. Aber er wollte ihn ernst nehmen, denn dass er sich an ihn wandte, bedeutete, dass er wirklich Bedenken hatte, dass etwas nicht stimmte.

»Siehst du«, fuhr er fort. »Ich habe doch keine Ahnung, was sie an den Tagen treibt, während derer ich in Boston bin.«

»Das ist doch nichts Neues. In eurer Ehe lief es doch schon immer so.«

Sein Vater warf ihm einen Blick zu, der ihn schweigen ließ. »Sie hat sich verändert … Und das nach all der gemeinsamen Zeit. Ich fürchte, sie betrügt mich, Brandon.«

»Aber du hast nur diesen einen Anhaltspunkt, dass sie einmal unterwegs war und du nichts davon wusstest?«

»Es ist mehr als das, Brandon. Da bin ich mir sicher. Ich muss einfach wissen, was los ist. Das verstehst du doch? Und dir vertraue ich, da kann ich sicher sein, dass die Familienangelegenheiten unter uns bleiben. Ich möchte nicht, dass irgendwer etwas davon mitbekommt.«

Obwohl er sich geschmeichelt fühlen sollte, spürte Brandon einen kleinen Stich. Dass sein Vater sich nur an ihn wandte, damit kein anderer von seinen Vermutungen erfuhr, verletzte ihn. Es ging mal wieder nur darum, den Schein nach außen zu wahren, nicht um seine Kompetenz. »Natürlich«, sagte er nur. »Ich habe einen fähigen Ermittler an der Hand, Mr. Miller, den ich immer bei solchen … äh … Untersuchungen zu Rate ziehe.«

Carmichael Hammond senkte den Blick, dann straffte er sich. »Gut, dann soll es so sein. Was musst du noch wissen?«

»Dad, bist du dir sicher, dass du das tun willst? Wenn Mom das rausfindet …«

»Das wird sie nicht. Dieser Schnüffler, Mr. Miller, er geht doch diskret vor?«

»Selbstverständlich. Er wird ihr ein paar Tage unauffällig folgen. Mehr nicht. Wenn etwas an deinen Vermutungen dran ist, wird er Unregelmäßigkeiten feststellen und berichten.«

»Gut, das ist gut«, murmelte sein Dad, dann schob er seinen Teller von sich, obwohl er kaum etwas angerührt hatte. Brandon fragte sich, was ihn mehr belastete, dass seine Frau ihn womöglich betrog oder dass das blütenreine Ansehen der Bilderbuchfamilie beschädigt werden könnte. Auch überlegte er, ob er mit seiner Schwester Shannon darüber reden sollte, war sich aber nicht sicher, ob die nicht sofort zur Mutter rennen und sie zur Rede stellen würde. Er würde später darüber nachdenken, nahm er sich vor, jetzt musste er das Gesagte erst einmal selbst verdauen.

KapitelZwei

Nachdenklich blickte Brandon in den Bostoner Nachthimmel, er stand im dicken Anorak auf seiner Dachterrasse, ein Glas Scotch in der Hand, und grübelte noch immer über das Gespräch mit seinem Vater. In seinem bisherigen Alltag hatte er wenig über die Art der Beziehung seiner Eltern nachgedacht. Ihr Zusammenleben war für ihn normal gewesen, und er war davon ausgegangen, dass es auch so bleiben würde. Manches Mal hatte er sich allerdings gefragt, ob sein Vater monogam lebte – immerhin führte er ganz selbstverständlich zwei Leben. Eines auf Cape Cod an der Seite seiner angetrauten Frau, und dann sein Zweites in Boston, wo er in seiner Kanzlei arbeitete. Ja, er hatte lange Tage im Büro, aber auch soziale Verpflichtungen, und da bot sich ihm sicher die eine oder andere Gelegenheit.

Brandon nahm einen tiefen Schluck. Wenn jemand fremdging, dann hätte er immer gedacht, dass es sein Vater sein würde. Egal wer von beiden es war, es war absurd, sich seinen Vater oder seine Mutter dabei vorzustellen, wie sie einander betrogen. Aber war es so abwegig?

Brandon seufzte. Nein, natürlich nicht, wer würde das besser wissen als er. Es war leider alltäglich, solche Dinge passierten ständig. All die zerrütteten Ehen, Seitensprünge und daraus resultierenden Scheidungen finanzierten sein eigenes luxuriöses Leben. Trotzdem war er betroffener von der Idee, dass es seine Eltern waren, die einander betrogen, als er angenommen hatte. Dabei war noch nicht einmal sicher, dass seine Mom wirklich fremdging. Hätte er seinen Vater fragen sollen, wie es um seine eigene Treue bestellt war?

Brandon atmete tief durch, dann leerte er das Glas. Gleich danach zog er das Smartphone aus der Tasche seiner Jacke und wählte die Nummer seines Privatermittlers. Mr. Miller antwortete nicht sofort, Brandon wollte gerade auflegen, als schließlich doch noch jemand dranging. »Hallo?«

»Guten Abend, hier spricht Brandon Hammond.«

»Oh, guten Abend. Wie geht es Ihnen?«

»Gut, danke. Ich hoffe, Ihnen auch. Hören Sie, warum ich anrufe, ich habe einen Auftrag für Sie.«

»Ich fürchte, daraus wird nichts«, unterbrach Mr. Miller ihn.

»Was? Wieso denn nicht? Ich habe doch noch gar nicht gesagt, worum es geht? Es handelt sich um eine persönliche Angelegenheit, die wirklich wichtig ist.«

»Tut mir leid, Sir. Aber ich habe mir bei einem Treppensturz die Hüfte gebrochen, ich bin erst einmal für einige Wochen außer Gefecht gesetzt.«

Brandon atmete hörbar aus.

»O nein«, murmelte er. »Das tut mir leid für Sie.«

»Ich bin gestern operiert worden, das wird schon wieder. Es ist allerdings sehr schmerzhaft.«

Verdammt, das durfte doch nicht wahr sein. Er unterdrückte einen Fluch.

»Das kann ich mir vorstellen. Dann wünsche ich Ihnen gute Besserung, Mr. Miller.«

Nach einer kurzen Verabschiedung beendete er das Gespräch.

»Fuck«, stieß Brandon hervor und legte den Kopf mit geschlossenen Augen in den Nacken.

Er atmete kurz durch, dann ging er hinein, warf die Jacke achtlos auf einen Stuhl und knipste den Gaskamin per Fernbedienung an, wählte über sein Smartphone das Adagio in g-Moll von Tomaso Albinoni aus und lehnte sich im Sofa zurück. Er überkreuzte seine Beine und hievte seine Füße auf den Couchtisch, während er die Musik noch lauter stellte, bis er eins damit wurde. Seine Freunde belächelten ihn immer für seinen Hang zur Klassik, aber dabei konnte er einfach am besten denken und entspannen. Er war zwar kein echter Kenner, nur ein Genießer, und wenn er eins jetzt brauchte, dann, dass seine Gedanken aufhörten, sich im Kreis zu drehen.

Leider gelang es ihm nicht sofort. Immer wieder dachte er an das Treffen mit seinem Vater und an die möglichen Folgen seiner Verdächtigungen. Obwohl seine Eltern nie eine Musterehe geführt hatten, so waren sie doch stets eine Einheit gewesen. Dass sich das nun womöglich änderte, traf ihn, auch wenn er längst erwachsen war. Ihn überraschte das vielleicht am meisten, denn an die Institution Ehe glaubte er ja schon lange nicht mehr.

---ENDE DER LESEPROBE---