Den Teufel im Blut - Mia Arrow - E-Book

Den Teufel im Blut E-Book

Mia Arrow

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Beschreibung

In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert! »Während des Verhörs vor dem Tribunal gibt Babette Witch den Richtern gegenüber zu, daß der Teufel in sie gefahren ist. Sie gesteht, daß er sie zu absolut schaurigen Verbrechen angestiftet hat, die keines Menschen Mund auszusprechen wagt. Die Richter gehen davon aus, daß der Teufel noch in Babette Witch steckt und daß er durch ihren Mund spricht.« »Was für ein Unfug. Wie kommen die Leute nur auf so etwas?« »Anscheinend war während des Prozesses in der Luft ein seltsam säuerlicher Geruch, der auf den Teufel schließen läßt.« »Und dann? Wie geht es weiter?« »Die Richter beabsichtigen, den Teufel in dem Augenblick zu fangen, in dem er aus Babette Witchs Körper fährt. Das passiert bei einer rituellen Tötung.« »Foltern die Männer die arme Frau?« »Eine rituelle Tötung ist keine normale Folter. Sie geht so vor sich, daß man die Hexe fesselt und daß ihr das Blut aus dem Körper gezogen wird…« Die Anzeige in der Tageszeitung elektrisierte Rosemary. Ein solches Angebot, sagte sie sich, wird nicht alle Tage gemacht. Sie stellte die Kaffeetasse ab und las den Text zum zweiten Mal: »Schriftsteller sucht junge und unabhängige Frau für Sekretariatsarbeiten. Perfekte Beherrschung der englischen Sprache in Wort und Schrift Voraussetzung. Gute Bezahlung. Persönliche Vorstellung erwünscht in Blake Street 13, London Greenwich.« Rosemary sprang von ihrem Stuhl auf. Die Anzeige war wie für sie gemacht. Sie war sechsundzwanzig und absolut unabhängig. Niemand fragte nach ihr. Ihre Eltern lebten schon seit einigen Jahren nicht mehr. Brüder, Schwestern oder andere Familienangehörige gab es nicht. Von ihrem langjährigen Freund hatte

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Gaslicht – 44 –

Den Teufel im Blut

Du bist dagegen machtlos, Rosemarie!

Mia Arrow

»Während des Verhörs vor dem Tribunal gibt Babette Witch den Richtern gegenüber zu, daß der Teufel in sie gefahren ist. Sie gesteht, daß er sie zu absolut schaurigen Verbrechen angestiftet hat, die keines Menschen Mund auszusprechen wagt. Die Richter gehen davon aus, daß der Teufel noch in Babette Witch steckt und daß er durch ihren Mund spricht.« »Was für ein Unfug. Wie kommen die Leute nur auf so etwas?« »Anscheinend war während des Prozesses in der Luft ein seltsam säuerlicher Geruch, der auf den Teufel schließen läßt.« »Und dann? Wie geht es weiter?« »Die Richter beabsichtigen, den Teufel in dem Augenblick zu fangen, in dem er aus Babette Witchs Körper fährt. Das passiert bei einer rituellen Tötung.« »Foltern die Männer die arme Frau?« »Eine rituelle Tötung ist keine normale Folter. Sie geht so vor sich, daß man die Hexe fesselt und daß ihr das Blut aus dem Körper gezogen wird…«

Die Anzeige in der Tageszeitung elektrisierte Rosemary. Ein solches Angebot, sagte sie sich, wird nicht alle Tage gemacht.

Sie stellte die Kaffeetasse ab und las den Text zum zweiten Mal: »Schriftsteller sucht junge und unabhängige Frau für Sekretariatsarbeiten. Perfekte Beherrschung der englischen Sprache in Wort und Schrift Voraussetzung. Gute Bezahlung. Persönliche Vorstellung erwünscht in Blake Street 13, London Greenwich.«

Rosemary sprang von ihrem Stuhl auf. Die Anzeige war wie für sie gemacht.

Sie war sechsundzwanzig und absolut unabhängig. Niemand fragte nach ihr. Ihre Eltern lebten schon seit einigen Jahren nicht mehr. Brüder, Schwestern oder andere Familienangehörige gab es nicht. Von ihrem langjährigen Freund hatte Rosemary sich ein paar Wochen vorher getrennt.

Ihr Englisch ließ, wie in der Anzeige gefordert, nichts zu wünschen übrig. Maschineschreiben konnte sie perfekt. Für einen Schriftsteller zu arbeiten stellte sie sich ungeheuer anregend vor. Der Job sollte auch noch gut bezahlt werden. Geld konnte sie immer brauchen.

Rosemary kam plötzlich der Gedanke, daß ihr eine andere die Stelle vor der Nase wegschnappen könnte. Sie beschloß, keine Minute zu verlieren und sofort zu der angegebenen Adresse zu fahren. Eine Telefonnummer war nicht angegeben. Anscheinend wurde nicht erwartet, daß sie sich anmeldete.

Als Rosemary schon an der Haustür war, kehrte sie noch einmal um. Sie trug Jeans und ein blusiges türkisfarbenes T-Shirt. Falls es sich bei dem Schriftsteller um einen älteren Herrn handeln sollte, war das nicht das Richtige. Englische Männer fortgeschrittenen Alters bevorzugten konservative Kleidung. Besonders bei ihren weiblichen Angestellten.

Rosemary lief ins Schlafzimmer. Nach Durchsicht ihres Kleiderschrankes entschied sie sich für einen klassischen grün-blau-weiß-karierten Schottenrock und eine weiße Bluse. Dazu dunkelblaue Slipper.

Sollte sie sich schminken? Besser nicht. Nachdem sie noch ein paarmal mit einer Bürste über ihr dunkelblondes glänzendes Haar gefahren war, das bis zu den Schultern reichte, machte sie sich auf den Weg.

Ein Auto zu besitzen war für Rosemary bisher ein Traum geblieben. Sie benutzte die öffentlichen Verkehrsmittel. Ihr Apartment lag im Süden von London. Greenwich befand sich im Osten der Stadt.

An der Bus-Haltestelle machte sich Rosemary Gedanken darüber, was sie vorbringen könnte, um den Schriftsteller für sich einzunehmen. Auf jeden Fall sollte sie erwähnen, daß sie leidlich Französisch und Italienisch sprach und sich außerdem für Literatur interessierte. Der Bus kam. Nach drei Stationen stieg Rosemary in einen anderen um und dann wieder in einen anderen. Nicht weit von der berühmten Sternwarte von Greenwich entfernt stieg sie aus. Neben ihr floß die Themse. Eine ältere Dame wies ihr den Weg zur Blake Street.

Die Straße war schmal. Sie lag abseits der großen, belebten Boulevards mit ihren luxuriösen Geschäften, kleinen Boutiquen und Restaurants.

Über das unebene Kopfsteinpflaster ratterte ein uralter Lieferwagen. Durch die Ritzen der Steine spross Gras. Neben dem Fußweg wucherten Büsche. Zu beiden Seiten der Blake Street wuchsen knorrige uralte Eichen. Hinter Vorgärten lagen solide Bürgerhäuser. Vereinzelt auch prächtige Villen.

Die Nummer 13 war ein ehemals stattliches, jetzt aber recht verkommenes Haus aus der Jahrhundertwende mit Nischen und Erkern. Ein verrostetes schmiedeeisernes Gitter grenzte einen Vorgarten ab, in dem es eine Kastanie und mehrere verstümmelte Marmor-Statuen voller Taubendreck gab. Obwohl es noch heller Tag war, waren die hohen und schmalen Fenster durch Vorhänge verdunkelt.

Rosemary konnte sich nicht vorstellen, daß in dem Haus jemand wohnte. Sie gewann den Eindruck, als sei es vor vielen Jahren aufgegeben und danach sich selbst überlassen geblieben.

Der Briefkasten neben dem rechten Torpfeiler war verrostet. Es gab weder ein Namensschild noch eine Klingel. Während sie noch überlegte, was sie machen sollte, bemerkte Rosemary, daß sich ein Vorhang vor einem der Fenster im Erdgeschoß bewegte. Sie konnte aber niemanden sehen.

In der Hoffnung, daß gleich jemand kam, blieb Rosemary vor dem Gartentor stehen. Nach fünf Minuten verlor sie die Geduld. Sie trat in den Garten und ging auf das Haus zu.

Neben der Haustür wuchsen Farne und Schlingpflanzen. An den Wänden mit dem abblätternden Verputz hatte sich Moos gebildet. Es roch nach verrotteten Friedhofs-Pflanzen.

Auch hier gab es keine Klingel. Dafür aber einen Türklopfer aus dunkel angelaufenem Messing. Er war so stark abgegriffen, daß Rosemary nicht erkennen konnte, was er darstellte. Wegen der Hörner, die ihm aus dem Kopf wuchsen, vermutete sie einen Widder.

Sie nahm ihn in die Hand. Das Metall war kalt. Es fühlte sich unangenehm an. Rosemary zögerte noch einen Augenblick, dann ließ sie ihn gegen die Tür fallen. Es gab ein dumpfdröhnendes, unangenehmes Geräusch.

*

Keine zwei Sekunden später wurde die Tür von innen geöffnet. Rosemary war erstaunt, einen jungen Mann vor sich zu sehen. Er war groß und sehr schlank. Zu hellgrauen Flanellhosen trug er einen weißen Sportpullover mit V-Ausschnitt.

Er strahlte Lebensfreude und Optimismus aus. Noch bevor er ein Wort gesagt hatte, war Rosemary von ihm eingenommen. Sie ärgerte sich, daß sie sich umgezogen hatte. Mit ihrer braven Schulmädchen-Kleidung lag sie völlig falsch.

Er lächelte gewinnend. »Guten Tag«, grüßte er. Seine Stimme klang ausgesprochen angenehm.

»Ich komme wegen der Anzeige in der Zeitung. Sind Sie der Schriftsteller, der eine Sekretärin sucht?«

»Nein, das bin ich nicht.«

»Oh, wie schade«, entschlüpfte es Rosemary ungewollt.

»Der Schriftsteller ist mein Vater. Er ist im Moment leider nicht da.« Der junge Mann reichte Rosemary die Hand. »Peter Connor«, stellte er sich vor.

»Rosemary Hiller.«

Er drückte ihre Hand mit herzlichem, festem Griff. »Kommen Sie doch bitte ’rein. Ich erzähle Ihnen dann schon einmal, um was es geht.«

Rosemary sah, daß er sehr schöne braune Augen hatte. Sein Blick war offen, klug und aufmerksam. Er bewegte sich mit einer gewissen Geschmeidigkeit. Das feingeschnittene Gesicht war von lebhaftem Ausdruck.

Er hatte ein rasches Lächeln, hell und freundlich. Über der Stirn ging ihm das dunkelbraune Haar aus, was ihn aber nicht älter, sondern nur noch interessanter erscheinen ließ. Rosemary schätzte ihn auf Mitte Dreißig.

»Gucken Sie sich am besten nicht um«, sagte er, während er hinter ihr die Tür schloß. »Mein Vater lebt nur für seine schriftstellerische Arbeit. Er kennt nichts anderes. Ich bin erst vor ein paar Tagen aus Indien zurückgekommen. Das Haus ist leider ein bißchen verkommen.«

»Waren Sie lange in Indien?« fragte Rosemary.

»Sechs Jahre.«

»Das ist eine lange Zeit.«

»Ja, das ist es allerdings. Aber jetzt bin ich froh, wieder zu Hause zu sein«, versicherte er, während er die Tür hinter Rosemary schloß.

Rosemary sah sich um. Die Diele war vollgestellt mit dunklen und altmodischen Möbeln, die Wände ungleich getäfelt. In den Vertiefungen hingen Hirschgeweihe und große blinde Spiegel mit breiten, vergoldeten Rahmen. Eine Treppe führte ins obere Stockwerk. Von der Decke hing ein Leuchter, der aber nicht brannte. Dafür flackerten überall Kerzen.

»Kommen Sie bitte«, forderte Peter Rosemary auf. Ihre Schritte hallten auf dem Marmorfußboden.

Peter führte Rosemary in einen ovalen Raum, der einmal als Salon gedient haben mochte, jetzt aber denkbar ungastlich aussah. Verstaubte Laken bedeckten ausladende Sessel und eine Couch. Auf einem riesigen Tisch standen altmodische Vasen und Teile eines Eßservices.

Durch die schweren dunkelroten Vorhänge drang auch nicht der kleinste Schimmer von Tageslicht. Peter hatte eine altmodische Wandleuchte angeknipst, die den Raum in ein mattes Halbdunkel hüllte.

»Besonders gemütlich und sehr hell ist es hier nicht gerade«, meinte Peter. Er lächelte, als wollte er um Entschuldigung bitten.

»Warum ziehen Sie nicht die Vorhänge auf?« schlug Rosemary vor.

»Die Vorhänge aufziehen. Das sagen Sie so einfach. Nein, so überdeutlich möchte ich das Zimmer nicht gern vor Augen haben. Außerdem wirbelt dann der ganze Staub auf«, widersprach Peter und lachte.

»Da haben Sie eigentlich recht.«

»Setzen Sie sich doch bitte. Ich mache Ihnen Platz«, erbot Peter sich und wollte das Laken von einem Sessel ziehen.

»Lassen Sie nur. Es macht mir nichts aus zu stehen«, beeilte sich Rosemary zu versichern.

»Wie Sie wollen. Haben Sie denn schon einmal als Sekretärin gearbeitet?«

»Ja, fünf Jahre lang für den Chef einer Firma, die Wein aus Frankreich importierte.«

»Warum haben Sie aufgehört?«

»Die Firma ist leider bankrott gegangen.«

»Ich verstehe. Die Zeiten sind schlecht für Wein. Können Sie Stenographieren?«

»Gelernt habe ich es, und ich war, wenn ich das sagen darf, sehr schnell. Allerdings habe ich seit langem kein Steno mehr gebraucht. Mein Chef hat immer auf Band gesprochen. Ich habe das dann abgetippt.«

»Mein Vater ist ein Feind jeder Technik. Sie brauchen sich nur die Beleuchtung in diesem Haus anzusehen, dann wissen Sie alles.«

Rosemary streifte die verschnörkelte Wandleuchte mit einem Blick. »Die Lampe ist sehr schön. Ein bißchen kitschig, aber trotzdem schön.«

»Nur, daß sie kein anständiges Licht gibt. Nun noch einmal zum Thema Stenographie. Glauben Sie, daß Sie sich da bald wieder einarbeiten werden?«

»Mit Sicherheit.«

»Gut. Dann wäre der Punkt geklärt.«

»Ich spreche auch leidlich französisch und italienisch.«

Peter lächelte charmant. »Das ist ja großartig.«

»Zur Zeit bin ich arbeitslos. Damit will ich sagen, daß ich sofort bei Ihrem Vater anfangen könnte«, fuhr Rosemary fort.

»Wirklich sofort?«

Sie lachte etwas verlegen. »Nun ja, morgen früh.«

»Das ist das Problem«, antwortete Peter.

»Welches Problem?«

»Mein Vater sucht jemanden für die Nacht.«

»Für die Nacht?«

»Unter Schriftstellern findet man die sonderbarsten Leute.«

»Wahrscheinlich würden sie gar nichts zu Papier bringen, wenn sie ganz normale Menschen wären.«

»Da haben Sie absolut recht. Man muß ihre Spleens und Ticks akzeptieren. Viele große Werke sind nachts entstanden, wenn andere Leute friedlich im Bett liegen und träumen. Wäre es für Sie ein Problem, nachts für meinen Vater zu arbeiten?«

»Eigentlich bin ich ein Tagmensch. Meine aktivste Zeit habe ich morgens. Dann ist mir nichts zuviel. Aber ich könnte mich sicherlich umstellen.«

»Das Gehalt beträgt vierhundert englische Pfund«, fuhr Peter fort.

»Im Monat?«

»In der Woche.«

»Vierhundert Pfund in der Woche. Soviel hat ja nicht einmal mein früherer Chef verdient.«

»Er hat auch nicht nachts gearbeitet. Besondere Bedingungen erfordern besondere Vergütungen.«

»Ich nehme die Stelle an«, entschied Rosemary und setzte gleich darauf hinzu: »Das heißt, wenn Ihr Vater einverstanden ist.«

»Da bin ich mir ziemlich sicher. Ich frage mich nur, wo er bleibt. Leider muß ich nämlich bald gehen. Ich bin mit einem Freund zum Golf verabredet.«

»Oh.«

»Spielen Sie Golf?«

Rosemary schüttelte den Kopf. »Nein. Golf kommt mir ehrlich gesagt vor wie eine Folter der traurigsten Sorte vor.«

Peter lachte. »Das haben Sie hübsch gesagt. Ich habe zuerst auch nicht geglaubt, daß ich jemals Spaß daran finden könnte, einen kleinen weißen Ball über einen Rasen zu schlagen. Aber jetzt bin ich begeistert.«

»Sie sollten sich nicht von mir aufhalten lassen. Sagen Sie mir eine Zeit, wann ich morgen wiederkommen soll.«

»Ich weiß nicht, wann mein Vater morgen zu Hause ist. Würde es Ihnen sehr viel ausmachen, auf ihn zu warten?«

»Das würde mir gar nichts ausmachen.«

»Ich lege meinem Vater eine Nachricht auf den Schreibtisch, damit er weiß, daß Sie im Salon sind. Wie schon gesagt, es kann nicht mehr lange dauern, bis er zurückkommt. Eigentlich müßte er längst wieder da sein.«

»Ich habe jede Menge Zeit.«

»Aber Sie sollten sich jetzt setzen.« Peter zog mit einem Ruck ein Laken von einem Sessel. Staub wirbelte durch die Luft. Rosemary mußte husten.

»Entschuldigung. Ich wußte nicht, daß es hier so schlimm ist mit dem Staub. Möchten Sie etwas trinken? Ein Glas Wasser oder einen Saft?«

Rosemary wollte Peter nicht noch länger aufhalten. »Nein, vielen Dank«, antwortete sie.

»Ich bringe Ihnen aber etwas zu Lesen.«

»Am besten ein Buch, das Ihr Vater geschrieben hat.«

»Einen Moment.« Peter ging weg und kam kurz darauf mit einem schmalen Band zurück, den er Rosemary, die inzwischen auf dem Sessel Platz genommen hatte, mit einem charmanten Lächeln reichte.

»Den Teufel im Blut«, las Rosemary. Sie sah zu Peter auf. »Was ist das für ein schrecklicher Titel.«

Er lachte. »Finden Sie?«

»Sie nicht?«

»Ich habe mich daran gewöhnt. Mein Vater schreibt nur über Teufel und Hexen.«

»Handelt auch das neue Buch davon?«

»Ich habe meinen Vater nicht danach gefragt, aber davon gehe ich aus. Jetzt sind Sie erschrocken, nicht wahr?«

Rosemary sah lächelnd zu ihm auf. »Absolut nicht. Hexen und Teufel können mir nichts anhaben. Weil ich nämlich nicht an sie glaube.«

»Sie Glückliche. Jetzt muß ich mich aber beeilen. Wir sehen uns bestimmt bald wieder. Ich wünsche Ihnen alles Gute für den Anfang. Lassen Sie sich von meinem Vater nicht einschüchtern. Er ist manchmal ein bißchen gallig und verschroben. Aber er meint es nicht so.«

»Auf Wiedersehen. Und vielen Dank.«

»Wofür?«

»Daß Sie so nett waren.«

Er lächelte auf eine Weise, die Rosemarys Herz höher schlagen ließ. »Sie waren doch auch nett.«

»Jetzt sollten Sie aber wirklich gehen.«

»Nochmals alles Gute.«

»Danke gleichfalls.«

*

Nachdem Peter die Tür hinter sich zugemacht hatte, überkam Rosemary ein Glücksgefühl. Sie sah nicht mehr die Düsterkeit des Salons mit seinen staubigen Laken und schweren dunklen Möbeln. In ihr war es licht und hell. Es war, als würde ein Lied in ihr erklingen.

»Peter«, sagte sie mit leiser Stimme.

Sie kannte mehrere junge Männer, die so hießen. Peter war ein Allerweltsname. Plötzlich hatte er für sie jedoch eine ganz neue Bedeutung bekommen. Einen wunderschönen Klang, den er vorher nicht gehabt hatte.