Denn das Blut ist das Leben - Francis Marion Crawford - E-Book

Denn das Blut ist das Leben E-Book

Francis Marion Crawford

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Beschreibung

Eine düster-romantische Vampirgeschichte, die an der Küste Kalabriens (Süditalien) spielt. Sie besticht durch sehr lyrische Passagen und durch die virtuose Skizzierung des ebenso harschen wie pittoresken Schauplatzes.

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Seitenzahl: 33

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Francis Marion Crawford

Denn das Blut ist das Leben

Eine Vampirgeschichte

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Denn das Blut ist das Leben

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Impressum neobooks

Denn das Blut ist das Leben

Wir hatten im Abendrot auf dem breiten Dach des alten Turms gespeist, denn es war dort kühler während der großen Sommer-Hitze. Zudem war die Küche in einer Ecke der großen rechteckigen Plattform gebaut, was es bequemer machte, als wenn das Geschirr die steilen Steinstufen, die stellenweise zerbrochen und überall altersbedingt abgenutzt waren, hätte heruntergetragen werden müssen. Der Turm war einer von denen, die Kaiser Karl V. im frühen sechzehnten Jahrhundert überall an Kalabriens Westküste entlang gebaut hatte, um die Barbaresken fernzuhalten, als die Ungläubigen mit Franz I. gegen den Kaiser und die Kirche verbündet waren. Sie sind zerfallen, ein paar stehen noch intakt und meiner ist einer der größten. Wie er zehn Jahre zuvor in meinen Besitz kam und warum ich stets einen Teil des Jahres in ihm verbringe, ist nicht von Belang für diese Geschichte. Der Turm steht an einer der einsamsten Stellen Süditaliens, am äußersten Ende einer gekrümmten felsigen Landspitze, die einen kleinen, aber sicheren natürlichen Hafen am südlichen Ende des Golfs von Policastro bildet, und unmittelbar nördlich vom Kap Scalea, dem Geburtsort von Judas Iskariot laut einer alten lokalen Legende. Der Turm steht alleine auf diesem hakenförmigen Felsausläufer und kein anderes Haus ist zu sehen im Umkreis von drei Meilen. Wenn ich dorthin reise, nehme ich ein paar Matrosen mit, einer von ihnen ist ein passabler Koch, und wenn ich fort bin, ist der Turm unter der Obhut eines gnomenhaften kleinen Wesens, das vor langer Zeit Zuneigung zu mir gefasst hat.

Mein Freund, der mich manchmal in meiner sommerlichen Einsamkeit besucht, ist Künstler von Beruf, Skandinavier von Geburt und Kosmopolit gezwungen von den Umständen. Wir hatten gegessen; das Abendrot hatte sich vertieft und war wieder verblasst und die Strahlen der untergehenden Sonne tauchten die enorme Gebirgskette, die den tiefen Golf nach Osten hin umfasst und sich in südlicher Richtung höher und höher aufbäumt, in Purpur. Es war heiß; wir saßen in der landseitigen Ecke der Plattform und warteten, dass die nächtliche Brise von den niedrigen Hügeln herabkam. Die Farbe verschwand aus der Luft, es gab einen kurzen Zeitraum dunkelgrauer Dämmerung und eine Lampe warf einen gelbe Streifen aus der offenen Tür der Küche, wo die Männer ihr Abendbrot einnahmen.

Dann stieg der Mond plötzlich über den Bergkamm der Landspitze, flutete die Plattform und erhellte jeden kleinen Stein und Grasbüschel unter uns, bis hin zum Rand des windstillen Wassers. Mein Freund zündete seine Pfeife an und saß da, den Blick auf eine Stelle am Abhang gerichtet. Ich wusste, dass er es betrachtete, und schon seit langer Zeit hatte ich mich gefragt, ob er einmal etwas dort sähe, was seine Aufmerksamkeit fesseln würde. Ich kannte die Stelle gut. Es war eindeutig, dass sein Interesse schließlich geweckt war, auch wenn es eine lange Zeit dauerte, ehe er etwas sagte. Wie die meisten Maler vertraute er seinem eigenen Augenlicht, so wie ein Löwe seiner Stärke vertraut und ein Hirsch seiner Schnelligkeit, und er ist immer verstört, wenn er das, was er sieht, nicht mit dem, was er glaubt sehen zu müssen, in Übereinstimmung bringen kann.

„Es ist merkwürdig“, sagte er. „Siehst du den kleinen Erdhügel auf dieser Seite des Felsbrockens?“

„Ja“, sagte ich, und ich ahnte, was folgen würde.

„Er sieht wie ein Grab aus“, bemerkte Holger.

„Ganz richtig. Er sieht wie ein Grab aus.“