Denn ohne Musik werden wir ertrinken - Brittainy C. Cherry - E-Book

Denn ohne Musik werden wir ertrinken E-Book

Brittainy C. Cherry

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Beschreibung

Sie bestimmt die Schläge meines Herzens. Jedes Liebeslied, das ich abends singe, ist für sie

Hazel Stone und ich konnten uns schon in der Schule nicht ausstehen. Aber als sie eines Nachts vor meiner Tür stand, völlig aufgelöst, und nicht wusste, wo sie hinsollte, brach die Traurigkeit in ihren Augen mein verdammtes kaltes Herz. Je mehr Zeit ich mit ihr verbringe, desto klarer wird, wie falsch ich lag. Hazel hat nichts mit meiner Vergangenheit zu tun. Sie ist mitfühlend, witzig, wunderschön - und vor allem hat sie mir geholfen, meine Stimme wiederzufinden. Hazel inspiriert mich auf eine Art und Weise, die ich noch nie erlebt habe. Zusammen schreiben wir Songs, die ich mir nie hätte vorstellen können. Sie ist meine Muse, meine Musik. Jetzt steht meine Band vor dem großen Durchbruch. Mein Traum ist zum Greifen nah, doch Hazel droht mir dadurch mehr und mehr zu entgleiten ...

"Brittainy C. Cherrys Bücher bedeuten mir alles! Niemand sonst weckt in mir so viele Gefühle und schenkt mir die Hoffnung, dass auch nach den dunkelsten Zeiten wieder Licht kommen wird." KAROSBOOKSHELF

Band 1 des MIXTAPE-Duetts von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Brittainy C. Cherry

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Seitenzahl: 529

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INHALT

Titel

Zu diesem Buch

Leser:innenhinweis

Widmung

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

Epilog

Dank

Die Autorin

Die Romane von Brittainy C. Cherry bei LYX

Impressum

BRITTAINY C. CHERRY

Denn ohne Musik werden wir ertrinken

Roman

Ins Deutsche übertragen von Katia Liebig

ZU DIESEM BUCH

Hazel Stone und Ian Parker konnten sich bereits in der Schule nicht ausstehen. Hazel ging Ians Rockstar-Gehabe schon immer auf die Nerven, und Ian hasst Hazel abgrundtief, weil sie ihn jeden Tag daran erinnert, was mit seinen Eltern passiert ist. Doch jetzt hat Hazel alles verloren. Sie hat keinen Job und kein Dach über dem Kopf, und die Traurigkeit in ihren Augen bricht Ian insgeheim das Herz. Er bietet ihr an, in sein Gästezimmer zu ziehen – unter einer Bedingung: Sie muss ihn in Ruhe lassen! Ians Band The Wreckage steht kurz vor dem großen Durchbruch. Er kann keine Ablenkung gebrauchen, denn ihm fehlen nur noch ein paar neue Songs – aber ausgerechnet jetzt scheinen die Worte tief in seinem Herz festzustecken. Als Hazel ihm dann auch noch sagt, dass seine Texte keine Seele haben, droht alles zu eskalieren. Doch wenn Ian eins durch ihr Zusammenleben gelernt hat, dann dass Hazel so ganz anders ist, als er dachte, denn sie hilft ihm, seine Stimme wiederzufinden. Sie inspiriert ihn auf eine Weise, wie er es noch nie erlebt hat. Gemeinsam schreiben sie Songs, die er allein niemals zu Papier gebracht hätte. Ians Traum ist zum Greifen nah, doch mit dem Erfolg droht Hazel ihm mehr und mehr zu entgleiten …

Liebe Leser:innen,

dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte.

Deshalb findet ihr hier eine Triggerwarnung.

Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch!

Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis.

Euer LYX-Verlag

Für alle, die kämpfen, aber niemals aufhören, an die Liebe zu glauben.

1. KAPITEL

HAZEL

»Ich fürchte, du bist hier falsch«, erklärte Big Paw, als ich vor ihm in seinem Büro saß. »Wenn du dich als Kellnerin bewerben willst, musst du dich drüben im Restaurant vorstellen.«

Wenn man einem Mann wie Big Paw gegenübersaß, fühlte man sich winzig. Natürlich hieß er nicht wirklich Big Paw, aber alle hier in Eres nannten ihn so. Er war über achtzig und noch immer eine Naturgewalt. Und auch seinen Namen hatte er nicht zufällig bekommen: Mit seinen knapp zwei Metern wog er deutlich über hundert Kilo. Selbst in seinem fortgeschrittenen Alter ging er nicht besonders gebeugt, er bewegte sich nur ein wenig langsamer. Und er trug jeden Tag das Gleiche: kariertes Hemd, Latzhose, Cowboystiefel und Trucker-Kappe. Der Mann musste Millionen von karierten Hemden und Latzhosen im Schrank haben, oder seine Frau wusch ziemlich regelmäßig.

Eres, Nebraska, war wohl den wenigsten Menschen dieser Welt ein Begriff. Die Straßen waren nicht geteert und die Menschen arm. Nicht viele in der Stadt hatten das Glück, einen Job zu haben, und wenn, brachte er ihnen vermutlich nicht viel Geld ein. Aber immerhin erhielt man dann regelmäßig einen Gehaltsscheck, während die anderen sich Geld von Big Paw liehen, der genau wusste, dass sie es ihm nie würden zurückzahlen können, aber trotzdem nicht müde wurde, sie regelmäßig daran zu erinnern. Der alte Kenny von der Autowerkstatt schuldete Big Paw noch 50.000 Dollar, und zwar seit 1987, und ich bezweifelte, dass er seine Schulden jemals würde begleichen können. Trotzdem brachte Big Paw das Thema bei jeder Stadtversammlung mit mürrischem Blick zur Sprache.

Big Paw war so was wie der Pate von Eres. Ihm gehörte die Eres Ranch, das Herz der ganzen Stadt. Mit seinen Getreidefeldern und seinen Rindern hatte Big Paw mehr geschaffen als jeder andere in Eres – er hatte etwas aufgebaut, das Bestand hatte.

Die Eres Ranch war seit sechzig Jahren ziemlich erfolgreich, und die meisten Leute in der Stadt, die Arbeit hatten, arbeiteten für Big Paw, entweder auf der Ranch oder im Farmhouse Restaurant.

Ich saß allerdings ganz sicher nicht in seinem Büro, weil ich mir Hoffnungen auf eine Stelle als Kellnerin machte – auch wenn ich nicht unbedingt wie eine Farmarbeiterin aussah.

»Bei allem Respekt, Mr Big Paw, aber …«

»Big Paw«, korrigierte er mich. »Ohne dieses ›Mister‹-Zeug. Einfach nur Big Paw. Sonst fühle ich mich noch älter, als ich bin.«

Ich schluckte. »Entschuldigen Sie. Big Paw, bei allem Respekt, aber es geht nicht um eine Stelle im Restaurant. Ich möchte auf der Ranch arbeiten.«

Er musterte mich eingehend. Die meisten jungen Frauen in meinem Alter waren bestimmt nicht scharf darauf, sich in den Schweine- oder Pferdeställen die Hände schmutzig zu machen, aber ich brauchte diesen Job und war daher fest entschlossen, erst wieder zu gehen, wenn ich ihn hatte.

»Du siehst nicht so aus wie die Leute, die sonst für mich arbeiten.« Er schnaubte und verzog das Gesicht, aber ich nahm es nicht persönlich, denn das gehörte zu seinem typischen Repertoire. Ein Lächeln von ihm hätte mir weit mehr Angst gemacht.

»Bin mir nicht sicher, ob du für die Arbeit im Stall und in den Scheunen geeignet bist«, erklärte er und blätterte in den Unterlagen auf seinem Tisch. »Aber Holly wird bestimmt eine hübsche Stelle im Restaurant …«

»Ich will nicht im Restaurant arbeiten«, erklärte ich noch einmal, verstummte aber sofort und schluckte, als mir bewusst wurde, dass ich Big Paw unterbrochen hatte. Niemand fiel Big Paw ins Wort, wenn er sprach. Jedenfalls hatte noch niemand es überlebt, um davon zu berichten. »Bitte entschuldigen Sie, aber ich brauche einen Job auf der Ranch.«

»Und warum das?« Seine Augen waren so dunkel, dass man das Gefühl hatte, in zwei riesige schwarze Löcher zu blicken.

»Jeder weiß, dass die Leute auf der Ranch doppelt so viel verdienen wie die im Farmhouse. Ich brauche einfach das Geld.«

Er nahm eine Zigarre aus der Schublade, schob sie sich zwischen die Lippen und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, während er an ihrem Ende herumkaute. Big Paw hatte fast immer eine Zigarre im Mund, aber ich hatte sie noch nie glühen gesehen. Vielleicht war es einfach nur eine alte Gewohnheit, die er nicht ablegen konnte. Oder vielleicht hatte seine Frau ihm Druck gemacht, mit dem Rauchen aufzuhören.

»Du wohnst unten in einem der Trailer, richtig?«, fragte er und rieb sich mit dem Daumen über die Unterlippe.

»Ja, Sir.« Er zog eine Augenbraue hoch. Ich räusperte mich und versuchte es noch einmal. »Ja, Big Paw. Das ist richtig.«

»Wie heißt deine Familie?«

»Es gibt nur noch meine Mutter, Jean Stone.«

»Jean Stone …« Seine Brauen zogen sich noch enger zusammen, und er tippte mit dem Finger auf seinen Schreibtisch. »Sie ist mit Charlie Riley zusammen, richtig?«

Bei Charlies Erwähnung wurde mir ein wenig flau im Magen. »Ja, Sir … Big Paw.«

Einen winzigen Augenblick lang veränderte sich Big Paws Gesichtsausdruck, und er wirkte nicht länger mürrisch, sondern beinahe traurig. Er kaute auf seiner Zigarre und schüttelte den Kopf. »Der Junge gefällt mir nicht. Macht nur Ärger mit dem Zeug, das er in die Stadt bringt. Es macht die Leute kaputt, körperlich und auch im Kopf. Ich hab keine Verwendung für Leute, die Drogen nehmen. Den Mist kann ich nicht gebrauchen.«

»Ich schwöre Ihnen, ich nehme keine Drogen. Ich hasse dieses Zeug.« Etwa so sehr, wie ich Charlie hasste.

Charlie war Mamas Mann – mein lieber Stiefvater –, und zwar schon solange ich denken konnte. Ich hatte nicht gewusst, dass Schlangen sich in Menschen verwandeln konnten, bis ich alt genug gewesen war, um zu erkennen, was für ein Mensch Charlie wirklich war. Er war der schwarze Fleck von Eres, ein Virus, das sich in der ganzen Stadt ausbreitete. Er war der größte Drogendealer in der Gegend und der Hauptgrund dafür, dass immer mehr Leute Meth konsumierten.

Charlie Riley bedeutete Ärger, aber er war einfach zu gut, um sich erwischen zu lassen.

Es gab mehr als genug Gründe, diesen Mann zu hassen, mein Hauptgrund war der Mensch, in den er meine Mutter verwandelt hatte.

Mama sagte immer, sie liebe Charlie, aber sie könne ihn nicht besonders gut leiden, jedenfalls nicht, wenn er betrunken war – und wenn es irgendetwas gab, das Charlie gut konnte, dann sich zu betrinken. Manchmal war er so besoffen, dass er laut wurde und anfing, mit Sachen zu schmeißen und Mama zu schlagen, bis sie zu weinen und sich für Dinge zu entschuldigen anfing, die sie nicht mal getan hatte.

Doch als ich sie gefragt hatte, warum sie ihn nicht verließ, hatte sie gesagt: »Alles, was wir haben, verdanken wir diesem Mann. Das Haus, die Klamotten, die du anhast, das Essen, das du isst. Verstehst du denn nicht, Hazel? Ohne ihn sind wir nichts.«

Nein, ich verstand es nicht. Ich verstand einfach nicht, warum jemand einem anderen Menschen wehtun durfte, bloß weil er ihm irgendwas geschenkt hatte. Vielleicht hatte Mama ja recht damit, dass Charlie uns all das gegeben hatte – aber auch wenn wir ohne ihn nichts hätten, dann hätte sie wenigstens nicht ständig ein blaues Auge.

Mama befahl mir, das Thema zu beenden und nie wieder darüber zu reden. Sie liebe Charlie und würde ihn niemals verlassen.

Das war jetzt drei Jahre her. Mittlerweile war ich achtzehn, und Mama schien sich immer mehr mit Charlie gegen mich zu verbünden. Mir war klar, dass es nicht ihre wahren Gefühle mir gegenüber waren. Charlie hatte sie vollkommen vergiftet, körperlich und geistig, und sie komplett abhängig von sich gemacht – und von seinen Drogen. Wenn ich Mama in letzter Zeit in die Augen schaute, sah ich in ihnen so gut wie nichts mehr von meiner wahren Mutter.

Wenn Mama nicht im fünften Monat schwanger gewesen wäre, wäre ich schon lange von zu Hause ausgezogen und hätte meine eigenen Wege eingeschlagen, aber irgendwie fühlte ich mich für mein zukünftiges Geschwisterchen verantwortlich. Zumal Charlie sich einen Dreck um Mamas Wohlergehen scherte.

Und genau deswegen brauchte ich den Job auf der Eres Ranch, um Geld für meine Schwester oder meinen Bruder zurücklegen zu können. Ich brauchte Geld, um meiner Mutter die Vitamine zu kaufen, die sie während der Schwangerschaft brauchte, um dafür zu sorgen, dass sie etwas zu essen im Kühlschrank hatte, und sicherzustellen, dass dieses Kind, wenn es zur Welt kam, ein wenig mehr hatte, als ich gehabt hatte.

Und von dem Rest würde ich mir eine Fahrkarte kaufen und zusehen, dass ich von hier wegkam. Und irgendwie würde es mir gelingen, Mama und das Baby mitzunehmen und die beiden so von Charlies Einfluss zu befreien.

Mama hatte recht – dank ihm hatten wir ein Dach über dem Kopf; aber bloß, weil jemand dir vier Wände und ein Dach gab, unter dem du leben konntest, bedeutete das noch lange nicht, dass es kein Gefängnis war. Ich konnte es kaum erwarten, endlich genug zu verdienen, um in meine eigenen vier Wände zu ziehen. Und diese würde ich dann statt mit Drohungen mit Liebe erfüllen. Mit Glück anstelle von Angst.

Und der Name Charlie Riley würde dann kaum mehr sein als eine ferne Erinnerung.

Big Paw rieb sich mit der Hand über den Nacken. »Wir brauchen Leute, die richtig anpacken können, kein kleines Mädchen, dass Angst hat, sich die Hände schmutzig zu machen.«

»Ich habe keine Angst, mir die Hände schmutzig zu machen. Ich kann genauso anpacken wie alle anderen.«

»Du wirst mindestens dreißig Kilo schleppen müssen.«

»Ich schleppe auch fünfunddreißig.«

Er zog eine Augenbraue hoch und beugte sich vor. »Du startest vor Sonnenaufgang, und wenn du nicht fertig wirst, bleibst du auch nach Einbruch der Dunkelheit. So was wie Überstunden gibt es bei uns nicht. Ich zahle für die Erledigung der täglichen Aufgaben, nicht für die Stunden, die du hier verbringst. Wenn du früher fertig bist, kannst du auch früher gehen. Wenn du länger brauchst, wirst du länger bleiben. Und bei mir gibt es keine drei Abmahnungen. Es gibt genau eine. Wenn du Mist baust, bist du weg vom Fenster. Verstanden, Mädchen?«

Jedem anderen, der mich »Mädchen« genannt hätte, hätte ich die Faust ins Gesicht gerammt, aber Big Paw meinte es nicht als Beleidigung, sondern genauso, wie er es sagte. Er nannte auch jeden Mann, der jünger war als er selbst, einen »Jungen«, einfach weil er es konnte. Ich war mir sicher, dass so mancher sich davon beleidigt fühlte, aber Big Paw war zu alt, um sich um solche Befindlichkeiten zu scheren.

Wie das eben so war mit alten Hunden und neuen Tricks.

»Verstanden.« Ich nickte. »Ich werde am härtesten von allen arbeiten, versprochen.«

Er grummelte noch ein wenig vor sich hin und rieb sich den Bart. »Meinetwegen. Aber komm nachher nicht zu mir und beschwer dich, weil du dir im Schweinestall die Schuhe ruiniert hast. Ich erwarte dich morgen pünktlich um zwölf bei den Ställen. Mein Enkel Ian wird dich einweisen.«

Erschrocken richtete ich mich auf. »Ian wird mich einweisen?« Ich runzelte die Stirn. »Könnten das nicht Marcus oder James übernehmen?«

»Nein. Die beiden haben schon genug Leute unter sich.« Wieder zog er die Augenbraue hoch. »Du willst doch nicht jetzt schon Schwierigkeiten machen, oder?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Sir … äh … Big Paw. Entschuldigen Sie. Alles in Ordnung. Morgen um zwölf. Ich werde da sein.«

Bei der Vorstellung, ausgerechnet von Ian Parker, dem Playboy Rockstar von Eres, eingewiesen zu werden, hätte ich kotzen können. Er hatte drei Jahre vor mir seinen High-School-Abschluss gemacht, und ich hatte das große Glück gehabt, in meinem ersten Jahr den Spind neben seinem zugeteilt zu bekommen, was bedeutete, dass ich jedes Mal perfekte Sicht hatte, wenn er seine Spucke mit der des Kleinstadt-Groupies mischte, das er gerade um seinen Finger gewickelt hatte.

Das Pfeiffersche Drüsenfieber hätte sich dank Ian Parker und seiner ständig wechselnden Frauen in der Stadt pudelwohl fühlen müssen. Nichts hatte ich mehr gehasst, als mich zwischen ihm und seiner Blondine der Woche durchquetschen zu müssen, um an meinen Spind zu kommen. Und jetzt sollte ausgerechnet er mir auf der Ranch zeigen, was ich zu tun hatte.

Ich bezweifelte, dass er überhaupt wusste, wer ich war. Schließlich hatte ich den größten Teil meiner Schulzeit damit verbracht, mich möglichst unsichtbar zu machen. Meine Klamotten waren schwarz mit Schwarz und einem Hauch Schwarz, was perfekt zu meinen kohlrabenschwarzen Haaren, nachtschwarzen Nägeln und tiefgrünen Augen passte. Die Düsternis meiner Erscheinung entsprach meiner Persönlichkeit. Ich war eine Einzelgängerin und hatte die Erfahrung gemacht, dass mein Leben auf diese Weise ein wenig einfacher war. Die meisten Leute nannten mich den Solo-Goth von Eres und gingen mir aus dem Weg, aber ein paar Mädels hatten sich zusammengetan und die Energie aufgebracht, mich während der kompletten High-School-Zeit zu mobben, als wäre ich ein Wohlfahrtsgeschenk für Bullys. Oh, sieh mal, Hazel Stone sitzt ganz still und allein da rum. Lass uns dafür sorgen, dass sie ein bisschen auffällt, indem wir sie beim Lunch mit Essen bewerfen. Genau das will sie doch.

Wenn ich einfach still und leise von der Bildfläche verschwunden wäre, wäre vermutlich niemand auf die Idee gekommen, nach mir zu suchen. Und das sage ich nicht aus irgendwelchen melodramatischen Anwandlungen heraus – sondern einfach, weil es stimmt. Einmal bin ich von zu Hause weggelaufen, und als ich nach zwei Wochen wieder zurückkam, fragte Mama mich, warum ich den Abwasch nicht erledigt hatte. Sie hatte nicht mal bemerkt, dass ich weg gewesen war. Und wenn es meiner eigenen Mutter schon nicht auffiel, würde es wohl kaum irgendjemand sonst in Eres bemerken. Erst recht nicht jemand wie Ian. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, irgendeine Frau zu befummeln – oder seine Gitarre.

Am nächsten Tag war ich schon zwei Stunden vor meinem Termin mit Ian auf der Ranch. Ich hing in der Nähe der Ställe herum und wartete darauf, dass es Zeit war, an die Arbeit zu gehen. Da ich kein Auto hatte, war ich die knappe halbe Stunde von Charlies Trailer zur Ranch zu Fuß gelaufen. Die Sonne brannte auf meiner Haut und ließ Schweißtropfen über meine Stirn rinnen. Das feuchte Sumpfklima war das reinste Shrek-Wunderland auf meinen Unterarmen. Ich bemühte mich, meine Arme ein wenig vom Körper wegzuhalten, um die Schweißflecken nicht noch schlimmer zu machen, aber die Sommersonne in Eres war unerbittlich.

Nach zwei Stunden ging ich schließlich ins Büro hinüber, wo ich mich mit Ian treffen sollte. Ich wartete dreißig Minuten. Dann vierzig. Schließlich verging eine Stunde.

Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, außer alle fünf Minuten auf meine Uhr zu schauen, um mich davon zu überzeugen, dass ich nicht vielleicht ohnmächtig geworden war und meinen Termin mit ihm verpasst hatte.

Nach einer Stunde stand ich auf und machte mich auf die Suche nach Ian, oder irgendjemandem, der mich zu ihm bringen konnte. Je später es wurde, desto nervöser wurde ich. Wenn Big Paw herausfand, dass ich nicht eingewiesen worden war, würde er mich möglicherweise gleich wieder rausschmeißen, bevor ich überhaupt eine Chance bekommen hatte.

»Entschuldigung, kannst du mir vielleicht helfen?«, fragte ich einen Kerl mit einem Heuballen auf dem Rücken. Er drehte sich um und sah mich erschöpft an. Der Heuballen auf seinem Rücken musste fast dreißig Kilo wiegen, und ich fühlte mich mies, weil ich ihn nun auch noch aufhielt, aber ich konnte es nicht riskieren, meinen Job zu verlieren.

»Ja?«, seufzte er entkräftet. Ich kannte ihn aus der Schule: Es war James, Ians bester Freund. James war lange nicht so ein Playboy wie Ian, und er lächelte auch deutlich mehr, selbst mit einem schweren Heuballen auf dem Rücken, der ihm fast das Rückgrat brach. Die beiden spielten zusammen in einer Band, die sich The Wreckage nannte, und obwohl Ian der Frontmann war, bildete James das Herz ihrer Musik. Die Leute waren verrückt nach Ian, aber James wünschten sie sich als besten Freund. Er war einfach ein netter Kerl. Heute trug er ein weißes T-Shirt mit abgerissenen Ärmeln und ein Basecap mit nach hinten gedrehtem Schirm. Sein Shirt hatte eindeutig schon bessere Tage gesehen, so dreckig und zerrissen, wie es war, und dennoch gelang es ihm, mich freundlich anzulächeln.

»Mein Name ist Hazel, und ich sollte mich eigentlich mit Ian treffen, damit er mich einweist. Heute ist mein erster Arbeitstag hier.«

James zog überrascht eine Augenbraue hoch und ließ den Heuballen zu Boden fallen. Er rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn und räusperte sich. »Du arbeitest hier?« Es klang überraschter, als mir lieb war.

»Ja. Heute ist mein erster Tag«, wiederholte ich.

Er musterte mich kurz, dann schüttelte er den Kopf, und jegliches Selbstbewusstsein, das ich mühsam aufgebaut hatte, fiel einfach so in sich zusammen. Schon witzig, wie leicht ein einziger Blick die Unsicherheit in einem Menschen neu auflodern lassen konnte.

James musste mein Unbehagen gespürt haben, denn er schenkte mir ein typisches Lächeln und lehnte sich gegen den Heuballen. »Du wirst das hier draußen in deinen schwarzen Klamotten kaum überleben. Schwarze Jeans und ein langärmeliges Shirt? Und sind das Springerstiefel?« Er lachte. »Bist du sicher, dass du dich nicht im Farmhouse melden solltest?«

Sein Lachen sollte nicht verletzend sein, es klang eher verwirrt, aber es gefiel mir trotzdem nicht. »Meine Klamotten sind mir egal. Ich will anfangen zu arbeiten.«

»Sie sollten dir aber nicht egal sein, denn die Sonne hier draußen ist eine ernste Sache. Und ein Hitzschlag ist kein Vergnügen.«

»Weißt du, wo Ian sein könnte?«, fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Ich war schließlich nicht hergekommen, um mich für meine Kleiderwahl kritisieren zu lassen. Ich war hier, um zu arbeiten.

»Wie ich Ian kenne, hockt er drüben im Büro bei den Pferdeställen. Aber ich warne dich lieber …«, begann er, doch ich unterbrach ihn.

Für Warnungen hatte ich keine Zeit.

Ich war fast anderthalb Stunden zu spät.

»Danke«, sagte ich und joggte hinüber zu dem kleinen Büro direkt neben den Ställen. Hatte Big Paw gesagt, ich sollte mich dort mit Ian treffen, und nicht im Hauptbüro? Oh Mist. Ich hatte nur eine einzige Chance, und die hatte ich vielleicht gerade vermasselt.

Ich stieß die Tür auf – und setzte schon im selben Atemzug zu einer Entschuldigung an. »Hi, Ian, ich bin Hazel und … oh mein Gott!«, rief ich, als ich das Mädchen vor Ian auf dem Boden knien sah. Er trug ein weißes T-Shirt, aber seine Jeans und seine Boxershorts hingen ihm um die Knöchel, während die Lippen der Frau um seinen …

Ach du Scheiße, war er wirklich so groß, wie er aussah? Das Mädchen musste doch förmlich ersticken. So wie die Adern an seinem Penis hervorquollen, musste er jede Sekunde explodieren, aber sie schien kein Problem damit zu haben, dass diese Explosion genau zwischen ihren knallrot angemalten Lippen stattfinden würde.

Hastig wandte ich den Blick ab. »Tut mir leid, tut mir leid …«, rief ich und wedelte dabei wild mit den Händen.

»Raus hier!«, brüllte Ian, und in seiner rauchigen, schroffen Stimme lagen Wut und Befriedigung. Wer hätte gedacht, dass man gleichzeitig wütend und sehr befriedigt sein konnte? Jeder Mann, der bei einem Blowjob unterbrochen wurde, vermutlich.

»Tut mir leid, tut mir leid!«, wiederholte ich und lief eilig aus dem Zimmer. Ich schloss die Tür hinter mir und holte erst mal tief Luft. Meine Hände zitterten, und mein Herz hämmerte gegen meine Rippen. Das gerade war so ziemlich das Letzte, was ich mittwochsnachmittags in einem Büro neben einem Pferdestall erwartet hätte. Doch wer sonst außer Ian würde es fertigbringen, mir einen solchen Anblick zu bieten – einen Anblick, den ich liebend gern wieder aus meinem Hirn gelöscht hätte.

Einige Minuten lang stand ich einfach nur da wie die letzte Vollidiotin. Irgendwann jedoch sah ich auf die Uhr.

Waren die immer noch nicht fertig?

Ich war ja keine Blowjob-Expertin, aber der Größe, den hervorquellenden Adern und der Entschlossenheit der Dame auf den Knien nach zu urteilen, musste Ian kurz vor dem Abschluss gestanden haben.

Aber bisher hatte ich ihn noch nicht selig aufstöhnen hören – und der Tag wurde darüber nicht jünger.

Ich klopfte an die Tür.

»Verschwinde«, zischte Ian.

Immer noch der charmante Junge, den ich aus der Schule kannte.

»Würde ich ja, wenn ich könnte. Aber ich kann nicht. Du sollst mich heute in die Arbeit einweisen.«

»Komm morgen wieder.«

»Kann ich nicht. Big Paw hat gesagt, ich soll mir heute von dir zeigen lassen, was ich machen muss. Punkt. Ich kann es mir nicht leisten, diese Chance einfach so zu riskieren. Ich brauche den Job.«

»Spar dir dein Gejammer für jemanden, der sich dafür interessiert«, knurrte er, was mich nur noch wütender machte.

Für wen hielt dieser Typ sich eigentlich?

Bloß weil sich ein paar Leute im Internet seine Musik anhörten und sämtliche Frauen – und auch ein paar Männer – in Eres auf ihn standen, hatte er noch lange nicht das Recht, so mit anderen Menschen zu reden. Ich meine, er war ein Rockstar irgendwo in Nebraska, nicht Kurt Cobain oder Jimi Hendrix.

Ich stieß die Tür zum Büro wieder auf und fand die beiden in exakt der gleichen Position wie zuvor. Die Hände in die Hüften gestemmt, erklärte ich: »Sorry, aber dein Großvater hat gesagt, du sollst mich einweisen. Ich fürchte also, ihr werdet später weitermachen müssen.«

Ian sah mich an und zog die Augenbraue so hoch, wie ich noch nie jemanden eine Braue hatte hochziehen sehen – und nur fürs Protokoll: Ich gab mir wirklich alle Mühe, seinen anderen deutlich sichtbar aufwärtsstrebenden Körperteil zu ignorieren.

»Wie wäre es, wenn du mal raffst, dass er gerade mit mir beschäftigt ist?«, blaffte das Mädchen mich an, nachdem sie besagten Körperteil endlich aus ihrem Mund entlassen hatte.

Braves Mädchen. Atme mal durch.

»Wie wäre es, wenn du mal die Klappe hältst?«, gab ich zurück. »Heute ist mein erster Arbeitstag«, wiederholte ich, diesmal durch wütend zusammengebissene Zähne, und funkelte Ian an. »Und du bist mein Einweiser, also zeig mir, was ich machen soll.«

Sein Blick bohrte sich in meinen. »Weißt du eigentlich, wer ich bin?«

Das war jetzt nicht sein Ernst, oder?

Weißt du eigentlich, wer ich bin?

Wie gesagt, Kumpel: Nicht Kurt Cobain.

»Ja, ich weiß, wer du bist. Mein Einweiser. Wenn du also so freundlich wärst …«

»Ich werde dich nicht einweisen«, erklärte er. »Also verschwinde.«

»Ja, verschwinde«, wiederholte sie.

»Irgendwie hab ich so ein verzweifeltes Echo im Ohr«, sagte ich mit einem scharfen Blick auf sie und dann wieder auf Ian. »Ich werde nicht von hier weggehen, bevor du mich eingewiesen hast.«

»Nun, dann genieß die Show«, erklärte er und legte die Hände an ihren Hinterkopf, um aufs Neue ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

»Okay. Ich bin mir sicher, Big Paw wird kein Problem damit haben, wenn ich ihm sage, womit du beschäftigt warst, während du mir eigentlich hättest zeigen sollen, was ich zu tun habe«, erklärte ich drohend.

Die junge Dame lachte gehässig. »Als ob es Ian interessieren würde, was Big Paw denkt.« Sie beugte sich wieder nach vorne, doch Ian hielt sie zurück.

»Ich bin nicht mehr in Stimmung. Wir machen später weiter«, erklärte er.

Sie starrte ihn verwirrt an. »Das ist jetzt ein Witz, oder?«

Er zuckte mit den Schultern. »Mir ist grad nicht mehr danach.«

Oder anders ausgedrückt: Ich hab eine Scheißangst vor meinem Großvater und will keinen Ärger. Selbst der Rockstar von Eres hatte also vor etwas Angst.

»Ich kann dafür sorgen, dass dir wieder danach wird«, sagte sie und wollte weitermachen, aber er hielt sie erneut zurück.

»Wie wäre es, wenn du mal raffst, dass er gerade mit mir beschäftigt ist?«, entfuhr es mir mindestens so patzig wie ihr vorhin. Normalerweise war ich ein höflicher, freundlicher Mensch – es sei denn, man kam mir so wie sie eben. Ihr kennt das ja: Wie man in den Wald hineinruft, so schallte es eben auch wieder heraus.

Sie stand auf und strich sich ihr Kleidchen glatt, bevor sie sich mit einem verführerischen Lächeln in Ians Richtung an mir vorbeischob. »Ruf mich an, okay?«

»Klar doch, Rachel.«

Sie sah ihn mit großen Augen an. »Ich heiße Laura.«

»Hab ich doch gesagt.« Ian machte eine wegwerfende Handbewegung. Es fehlte nicht mehr viel Kleinstadt-Arschloch-Gehabe, und er wäre Jess aus den Gilmore Girls gewesen: überheblich, arrogant – und verdammt sexy.

Der Kerl war so ätzend, dass ich mich absolut nicht von ihm angezogen fühlte, aber so zu tun, als wäre Ian nicht sexy, wäre die reinste Zeitverschwendung gewesen. Sexappeal umgab diesen Mann wie Schwarze Magie. Er musste seine Seele dem Teufel verschrieben haben, um so gut auszusehen – pechschwarzes Haar, Tattoos am ganzen Körper, und Arme, die aussahen, als würde er in seiner Freizeit ganze Rinder wie Langhanteln stemmen. Und dann noch dieses verflixte Rockstar-Grinsen – ihr wisst schon –, das sagte: Wetten, dass ich dich dazu kriegen würde, mir hier und jetzt einen zu blasen, wenn ich es nur wollte? Wetten, dass Laura heute ebenfalls in den Genuss dieses Lächelns gekommen war? Wir waren hier auf dem platten Land, wo die meisten Leute in Jeans und T-Shirt, leichten Kleidern und Cowboystiefeln rumliefen, aber die meisten von ihnen sahen aus wie ganz normale Menschen. Ian dagegen sah aus wie ein Halbgott, der in der falschen Galaxie gelandet war.

Während er sich die Hose hochzog, wandte ich mich ab, um ihm ein wenig mehr Privatsphäre zu gönnen, als ich sie ihm noch vor ein paar Augenblicken zugestanden hatte.

Als er fertig war, räusperte er sich. Ich drehte mich wieder zu ihm um, und er rieb sich mit dem Daumen die Nase, die Lippen ziemlich unwirsch aufeinandergepresst. Offenbar hatte er nicht vor, mich mit seinem Blowjob-Lächeln zu beglücken. »Wer zum Teufel bist du überhaupt?«

Zweifellos seine neue Erzfeindin.

»Hazel.«

»Hazel wer?«

»Stone. Hazel Stone.«

Kaum hatte ich es ausgesprochen, zog Ian die Stirn kraus und schnaubte verächtlich.

»Die Tochter von Jean Stone?«

Ich schluckte. Die wenigsten Leute, die meine Mutter kannten, dachten freundlich über sie, weil sie wussten, dass sie mit Charlie verheiratet war – dem großen bösen Wolf von Eres. »Ja, genau die.«

Seine Hände ballten sich zu Fäusten und lösten sich wieder, während er diese Information verdaute. »Weiß Big Paw das?«

»Ja, er wurde darüber informiert. Aber ich wüsste nicht, was das mit …«

»Er weiß Bescheid«, unterbrach er mich, »und hat gesagt, dass ich dich einweisen soll?«

»Genau das hat er gesagt.«

Schweigen. Ians Fäuste ballten sich noch fester.

»Eine Stunde«, knurrte er schließlich und wirkte noch sehr viel verärgerter als vorhin, als ich ihm seinen Blowjob vermasselt hatte. Konnte meine Verbindung zu Charlie wirklich so einen Effekt auf jemanden haben?

Natürlich konnte sie das.

»Wie meinst du das, ›eine Stunde‹?«, fragte ich, ohne den eindeutig genervten Ian noch weiter provozieren zu wollen.

»Ich gebe dir eine Stunde, bevor du heulend davonläufst. Du hast nicht das Zeug, um hier zu arbeiten, unter meiner Aufsicht.«

»Ich will mich ja nicht streiten, aber du hast keine Ahnung, was ich habe und was nicht. Ich bin absolut in der Lage, auf einer Ranch zu arbeiten.« Stimmte das? Gute Frage. Ich hatte keine Ahnung, was es bedeutete, auf einer Ranch zu arbeiten, aber ich wusste, was es bedeutete, zu allem entschlossen zu sein – und Entschlossenheit hatte ich mehr als genug. Zumal ich es mir nicht leisten konnte, heulend von hier wegzulaufen.

»Oh, Schätzchen«, sagte er. »Du hast keine Ahnung, worauf du dich eingelassen hast. Willkommen in der Hölle.«

Er schob sich an mir vorbei, und mir lief ein Schauer über den Rücken. Dabei hätte ich ihm für das »Schätzchen« am liebsten die Faust ins Gesicht gerammt. Wenn ich eines noch mehr hasste als Verniedlichungen für Frauen, dann waren es herablassende Verniedlichungen. Baby, Süße, Püppchen, Schätzchen. Wie wäre es mit einer Portion »Fick dich«? Normalerweise hätte ich dieses dämliche herablassende Schätzchen nicht unkommentiert stehen lassen, aber er gönnte mir keine Gelegenheit, ihm eine passende Antwort zu geben, denn er leierte schon sämtliche Aufgaben herunter, die er mir in der nächsten Stunde zeigen würde, bevor ich dann angeblich heulend das Weite suchte.

Schweinestall. Pferdestall. Hühnerstall.

Und immer noch redete er über den Mist, den ich würde schaufeln müssen, was gut zu seiner beschissenen Persönlichkeit passte. Mir war absolut klar, dass er seine Bemerkung darüber, dass das hier die Hölle war, ernst gemeint hatte – und bei all dem Gift, das er gerade verspritzte, musste Ian Parker der Teufel persönlich sein.

2. KAPITEL

IAN

Hazel Stone war Jean Stones Tochter, Charlie Rileys Stieftochter, und ich hatte nicht das geringste Interesse daran, sie näher kennenzulernen – geschweige denn einzuweisen. Ich wollte niemanden, der in irgendeiner Verbindung zu Charlie Riley stand, auch nur in meiner Nähe haben, einschließlich Hazel.

Der Ausschnitt von Hazels langärmeligem schwarzen Shirt spannte sich über ihren Nasenrücken, als wir im Schweinestall standen. Ich hatte ihr aufgetragen, eine der Boxen auszumisten, und es kostetet sie sichtlich Überwindung, so wie ich es vorausgesagt hatte. Das T-Shirt über ihrer Nase zeigte mir, dass sie noch nicht das Glück gehabt hatte, gegen den Gestank von Schweinescheiße immun zu werden. Eigentlich hätte sie froh darüber sein sollen. Der alte Eddie arbeitete schon so viele Jahre in den Ställen, dass er gar nicht verstand, warum die Leute ihn komisch anstarrten, wenn er stinkend wie ein Misthaufen durch die Stadt lief. Der arme Kerl konnte sich mittlerweile selbst nicht mehr riechen.

Hazel machte immer wieder Würgegeräusche, als wollte sie ihr Mittagessen wieder ausspucken.

Was zur Hölle hatte Big Paw sich nur dabei gedacht, sie für die Arbeit auf der Ranch einzuteilen? Offenbar wurde er langsam senil, denn es ergab überhaupt keinen Sinn.

Mit dem ganzen schwarzen Eyeliner, den sie sich ins Gesicht geschmiert hatte, sah sie aus, als wäre sie gerade erst aus einem Vampirsarg gestiegen, und ihre schwarzen Klamotten unterstrichen diesen Eindruck noch. Wenn Dunkelheit ein Mensch gewesen wäre, dann wäre er Hazel Stone gewesen. Ihre Klamotten waren unförmig und viel zu weit, und sie schien keine Ahnung zu haben, wie man lächelte – was ich ihr nicht mal übel nahm. Ich selbst hatte auch nicht unbedingt ein Lachgesicht. Aber was mich am meisten ärgerte, war die Art, wie sie mich mit Erica – äh – Rachel oder wie auch immer die Puppe mit meinem Schwanz im Mund hieß – unterbrochen hatte. Und jetzt litt ich unter meiner Erektion, und zwar so heftig, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte. Dabei hatte ich gar nicht vorgehabt, schon bei dem Blowjob zu kommen. Das tat ich nie. Das Ganze war nur das Vorspiel gewesen, bevor ich das Mädchen über meinen Schreibtisch gelegt und rangenommen hätte, bis um sechs die Kühe von der Weide kamen.

Doch stattdessen latschte ich jetzt mit diesem Wednesday-Addams-Verschnitt hier rum und erklärte ihr, was ein Ranch-Arbeiter draufhaben musste. Und ganz nebenbei: Sie hatte es nicht drauf. Sie war so weit davon entfernt, ein Ranch-Arbeiter zu sein, dass ich mir vorkam wie der letzte Idiot, weil ich meinen Nachmittag darauf verschwendete, sie herumzuführen.

»Glaub nicht, dass dich hier irgendwer anders behandeln wird, bloß weil du ein Mädchen bist«, erklärte ich, während sie die Schubkarre mit dem schmutzigen Stroh belud.

»Ich bin kein Mädchen«, fuhr sie mich an, während sie mühsam die volle Mistgabel hochhievte. Immerhin gab sie nicht auf.

Ich betrachtete sie aus dem Augenwinkel.

Ja, sie trug weite Klamotten, trotzdem konnte ich deutlich zwei runde Kugeln erkennen, die sich unter ihrem Shirt abzeichneten.

Bevor ich etwas sagen konnte, schoss ihr Blick zu mir. »Ich bin eine Frau.«

Ich schnaubte. »So gerade. Wie alt bist du, achtzehn?«

»Exakt. Und somit bin ich eine Frau. Kein Mädchen.«

Ich rollte so heftig mit den Augen, dass ich eigentlich hätte blind werden müssen. »Frau, Mädchen, Puppe, was auch immer. Mach einfach deine Arbeit. Wenn du hierbleiben willst, musst du schneller werden. Du brauchst zu lange für die eine Box. Da warten noch sieben andere auf dich.«

Sie schnappte nach Luft. »Sieben? Keine …«

»Keine was?«, unterbrach ich sie. »Keine Chance, dass du sieben Boxen ausmisten kannst?« Ich zog eine Augenbraue hoch, und sie sah es. Ein böses Lächeln spielte über meine Lippen. Wie es schien, würde die kleine Hazel schon nach fünfundvierzig Minuten aufgeben.

Sie straffte die Schultern und richtete sich auf. »Ich kann sieben Boxen ausmisten. Und ich werde sieben Boxen ausmisten. Und wenn ich die ganze Nacht dafür brauche.«

Bei der Geschwindigkeit, mit der sie arbeitete, würde es tatsächlich die ganze Nacht dauern. Meinetwegen – ich hatte später Probe, drüben in der Scheune, also würde ich ohnehin noch eine Weile hier sein. Wenn Hazel noch nicht aufgeben wollte, konnte sie ruhig den Rest des Abends im Schweinestall verbringen.

Sie brauchte drei Stunden für zwei Boxen.

Drei verdammte Stunden.

Das war deutlich länger, als es hätte dauern dürfen, aber so viel stand fest: Sie zog die Sache durch. Und wenn ich sie nicht dazu gezwungen hätte, hätte sie wahrscheinlich nicht mal eine Pause gemacht, um etwas zu trinken. »Da draußen sind fast sechsunddreißig Grad. Mach mal ’ne Pause, sonst muss ich dich noch an den Füßen hier rausschleifen und ins Krankenhaus karren«, befahl ich.

Sie gehorchte widerwillig, aber nur, um gleich darauf wieder loszulegen und sich den Arsch aufzureißen.

Gegen sieben holte ich meine Sachen aus dem Büro und ging noch mal zu ihr in den Stall. »Wie viele hast du noch?«, fragte ich.

»Drei.« Sie klang vollkommen erledigt. »Nur noch drei.«

Ich nickte. »Ich hab Bandprobe in der Scheune. Sag Bescheid, wenn du fertig bist, damit ich mir deine Arbeit ansehen kann.«

Sie antwortete nicht, aber ich wusste, dass sie mich gehört hatte. Jedenfalls wäre es besser für sie, denn ich hatte nicht vor, mich zu wiederholen, und wenn ich ihre Arbeit heute Abend nicht abnehmen konnte, konnte sie den Job vergessen.

Ich verstand nicht mal, wieso sie überhaupt auf der Ranch war, warum sie sich selbst in diese Situation bugsiert hatte. Sie hätte einfach zu ihrem Stiefvater gehen und ins Familiengewerbe einsteigen können.

Da ihre Antwort aus Schweigen bestand, ging ich zur Scheune hinüber, um mich mit den anderen zur Probe zu treffen. Seit fünf Jahren spielte ich jetzt in der Band The Wreckage, die aus mir und meinen drei besten Kumpels bestand. Seit wir sechzehn waren und alle – bis auf Eric, der damals erst dreizehn gewesen war – den Sommer über auf der Ranch hatten arbeiten müssen, waren wir eng befreundet. Mich hatte Big Paw zum Arbeiten gezwungen, weil er nicht wollte, dass ich mich in den Ferien irgendwo rumtrieb und Unsinn machte, und die anderen waren von ihren Eltern auf die Ranch geschickt worden, um Geld zu verdienen.

Die meisten der Sechzehnjährigen in Eres arbeiteten neben der Schule, um ein wenig zum Familieneinkommen beizutragen, denn in der Regel reichte ein Einkommen nicht aus, um für Essen auf dem Tisch zu sorgen.

Wir Jungs verbrachten den Sommer damit, zu quatschen und eine Band zu gründen, um uns die Zeit zu vertreiben. In einer kleinen Stadt wie Eres musste man tun, was man konnte, um die Zeit irgendwie rumzukriegen. Die langen Sommertage zogen sich endlos hin, und an den Abenden war nichts los. Aber die Musik änderte alles. Es dauerte nicht lange, bis wir begannen, sie wirklich ernst zu nehmen, und mittlerweile hatten wir sogar ein bisschen Erfolg mit dem, was wir machten – nicht genug, um davon zu leben, aber genug, um von einem Leben außerhalb von Eres zu träumen.

Zumal wir alle gut genug waren, um unsere Band zu etwas Besonderem zu machen.

Da war zum Beispiel James, der Menschenfreund. Wenn jemand ein wenig Liebe brauchte, dann war James zuverlässig zur Stelle, um sie zu geben. Er spielte den Bass und war so ein warmherziger Mensch, dass selbst sein Erzfeind vor ihm dahingeschmolzen wäre. James war nicht nur genial am Bass, er war auch der Smiley auf all unseren Social Media Accounts.

Marcus war ein wahrer Gott an den Drums und der Clown der Band. Er sorgte dafür, dass es immer etwas zu lachen gab, auch wenn es mal zu Spannungen kam, was bei einer Gruppe von Künstlern, die alle ihre eigene Meinung hatten, immer mal wieder vorkam.

Eric am Keyboard war das Mastermind hinter unserem Internetauftritt. Ich bin mir sicher, sein Hirn arbeitete in Html. Und obwohl er der Jüngste von uns allen war – er war Marcus’ kleiner Bruder –, war er ein elementarer Bestandteil der Band. Ohne ihn hätten wir niemals die Fangemeinde aufbauen können, die wir mittlerweile hatten: über 500.000 Follower auf Instagram, 650.000 auf YouTube, und bei TikTok wusste ich nicht mal mehr, wie viele es waren. Eric war immer auf der Suche nach neuem Material, um unseren Radius noch weiter zu vergrößern, unter anderem mit Livestreams von unseren Bandproben und unserer Arbeit hier draußen auf der Ranch.

Die Leute standen offenbar darauf, Rockmusikern bei ihrem Kleinstadtleben draußen auf dem Land zuzusehen, keine Ahnung warum, und Eric war einfach genial, wenn es darum ging, unseren Fans genau das zu geben, was sie wollten. Wenn er mal keine Kamera in der Hand oder zumindest irgendwo in der Nähe aufgestellt hätte, wäre ich wahrscheinlich davon ausgegangen, dass er ernsthaft krank war. Selbst wenn man gerade nicht wusste, dass er mitschnitt, rechnete man besser jederzeit damit, dass er es tat.

Und dann gab es noch mich, den Frontmann, der die Texte schrieb. Ich war eindeutig derjenige mit der schwächsten Persönlichkeit, und ohne meine Band hätte ich wohl niemals überhaupt Erfolg gehabt. Im Großen und Ganzen war ich ein ziemliches Arschloch, nicht besonders gut im Umgang mit anderen Menschen, und noch schlechter in jeglichen sozialen Netzwerken. Aber ich liebte die Musik. Sie schaffte es etwas in mir zu bewirken, das die Menschen nicht sahen, weil sie nie nah genug an mich herankamen. Die Musik hatte mich durch einige der schlimmsten Tage meines Lebens gebracht. Keine Ahnung, was ich ohne The Wreckage getan hätte. Unsere täglichen Proben sorgten dafür, dass ich nicht den Boden unter den Füßen verlor.

Als ich in die Scheune kam, waren die anderen schon da und diskutierten darüber, wie es mit der Band weitergehen sollte.

»Wir müssen ein Konzert geben und es live auf Instagram streamen«, rief Eric und fuhr sich mit den Händen durch die roten Haare. »Wenn wir unseren Fans keinen Vorgeschmack auf unsere neuen Songs liefern, werden uns andere, die knallhart im Netz unterwegs sind, einfach niedertrampeln. Wenn wir der nächste Shawn Mendes werden wollen, müssen wir auch zeigen, dass wir es ernst meinen.«

»Hey Mann, entspann dich, E. Nicht, dass du noch ’nen Herzinfarkt kriegst wegen diesem ganzen Instagram-Scheiß«, knurrte Marcus und nahm sich ein Bier aus dem Sixpack. »Wie wäre es, wenn wir diesen Social-Media-Mist mal für ’ne Minute vergessen und ein bisschen Good Ass Shit spielen?« Das war Marcus – ihm ging es mehr um die Musik als um den Ruhm.

»Vergessen?«, keuchte Eric, während er wie ein Irrer in der Scheune auf und ab marschierte. »Was meinst du damit, wir sollen es vergessen? Social Media ist unsere Chance, ganz groß rauszukommen, und du willst hier blöd in der Scheune rumklimpern? Unsere Video-Klicks sind um fünf Prozent gefallen, und ihr tut so, als wäre das nicht Armageddon!«

Ich lächelte meinem super nerdigen, aber leidenschaftlichen Bandkollegen zu.

Wenn man Eric so richtig an den Karren fahren wollte, dann ließ man ihm von Marcus sagen, dass der ganze Social-Media-Aspekt vollkommen unbedeutend war. Die beiden stritten sich wie die Brüder, die sie waren.

»Vielleicht, weil es nicht Armageddon ist«, bemerkte Marcus schulterzuckend.

Eric nahm seine Brille ab, schob die Hüfte raus wie meine Großmutter, wenn sie den ganzen Tag geputzt hatte, und drückte sich mit Daumen und Zeigefinger in die Innenwinkel seiner Augen. »Siebenunddreißig Prozent«, sagte er.

»Na super. Jetzt fängt er wieder mit seinen Statistiken an«, stöhnte Marcus.

»Ja, ich fange wieder mit den Statistiken an, weil sie verdammt noch mal echt wichtig sind. Siebenunddreißig Prozent der Amerikaner sind auf Instagram. Die meisten unserer Follower leben hier in den Vereinigten Staaten. Und weißt du, zu welcher Altersgruppe sie gehören?«

Ich setzte mich auf den Rand der hölzernen Bühne, die Big Paw uns vor Jahren gebaut hatte, und hörte gespannt zu, denn ich wusste, dass Eric seinem Bruder jetzt eine ausgiebige Lektion erteilen würde.

»Sprich weiter«, sagte James, ganz offensichtlich ebenfalls interessiert.

»Neunundneunzig Prozent sind jünger als fünfunddreißig. Das bedeutet, wir haben es hier mit einer riesigen Gruppe aus Millennials und Generation Z zu tun, deren Aufmerksamkeitsspanne in etwa der eines Welpen entspricht, der seinen Schwanz jagt. Wenn wir denen keinen Grund geben, sich auch nur im Geringsten für unseren Sound und unsere Band zu interessieren, wandern die schneller weiter als eine Kardashian durch ein Basketball-Team. Wir müssen uns fokussieren. Wir müssen größer denken, sonst verlieren wir alles, was wir in den letzten Jahren aufgebaut haben.«

Keiner sagte etwas. Eric wusste ganz offensichtlich, wovon er sprach. Zumal ich ihm absolut zustimmte. In letzter Zeit jedoch fühlte sich alles seltsam schal an, als würde unsere Musik sich nicht so entwickeln, wie ich gehofft hatte. Ich hatte so große Träume und Hoffnungen, genau wie die anderen, aber im Moment fühlte es sich an, als ginge es nicht mehr weiter voran. Ich hatte keine Ahnung, wie uns der Durchbruch, der nächste große Schritt, gelingen sollte. Eric hatte recht mit dem Social-Media-Kram, aber wenn wir nicht die richtige Musik liefern konnten, würde uns das auch nicht helfen.

Wir brauchten richtige Hits, nicht bloß ein paar mittelmäßige Sounds.

»Was ist mit den neuen Songs, an denen du gerade arbeitest, Ian? Vielleicht können wir ein paar davon für den Livestream verwenden«, schlug James vor.

Ich wand mich unbehaglich. Nichts davon war in irgendeiner Weise spruchreif. Ich kam einfach nicht weiter, und wenn man nicht weiterkam … »Die sind noch nicht ganz fertig. Ich muss noch ein bisschen dran feilen.«

»Aber bis du damit fertig bist, müssen wir trotzdem Gas geben. Lasst uns unsere besten Stücke spielen, irgendwann in den nächsten Wochen. Wir laden die ganze Stadt ein und streamen es live. Damit haben wir wenigstens neues Material«, sagte Eric.

»Einverstanden. Wie wäre es, wenn wir schon mal eine Set-Liste aufstellen und proben?«, schlug Marcus vor. »Damit wir dann auch gut rüberkommen.«

Nun, da wir uns einig waren, konnten wir endlich loslegen und das tun, was wir liebten – nämlich Musik machen.

Die Stunden vergingen, und wir legten nur eine kurze Pause ein, um etwas zu essen – während Eric uns davon in Kenntnis setzte, dass Pizza das am häufigsten auf Instagram gepostete Gericht war, dicht gefolgt von Sushi und Hühnchen.

Ich sage euch, diese Massen an Informationen in Erics Kopf waren dazu bestimmt, irgendwann noch mal bei Jeopardy! oder so zum Einsatz zu kommen. Es war einfach unmöglich, so viel zu wissen und nicht in irgendeiner dieser Wissensshows zu landen.

Plötzlich öffnete sich das Tor, und ich sah überrascht, wie Hazel in die Scheune trat. Sie sah furchtbar aus. Ihre Haare steckten in dem zerzaustesten Messy Bun, den ich je gesehen hatte, ihre Augen glänzten vor Erschöpfung, und ihre Klamotten waren zerrissen und voller Schweinemist. Ihre Springerstiefel waren komplett hinüber, genau wie sie selbst. Aber sie war hier. Ziemlich ramponiert, aber nicht gebrochen.

»Tut mir leid, dass ich störe, aber ich bin fertig mit den Schweineboxen«, sagte sie zu mir und nickte knapp. »Falls du kommen und es dir ansehen willst.«

Ich schob mir ein Stück Knoblauchbrot in den Mund und rieb mir die fettigen Hände an meiner Jeans ab. »Hat ja ’ne Weile gedauert. Ich seh’s mir später an.«

Sie sagte kein Wort, drehte sich nur auf dem Absatz um und ging.

James sah mich an. »Du hast sie nicht wirklich den kompletten Stall alleine ausmisten lassen, oder? Big Paw stellt dafür normalerweise drei Männer ab.«

»Verdammt, ja, hab ich. Wenn sie jetzt aufgibt, brauche ich wenigstens nicht noch mehr Zeit mit ihr zu verschwenden.«

»Ich hätte das Handtuch geworfen«, erklärte Marcus. »Sie hat offensichtlich mehr Biss, als du denkst.«

Irgendwann verlor jeder seinen Biss. Hazel hatte den ersten Tag überstanden, aber mit der Zeit würde ich sie schon dazu bringen, dass sie aufgab.

Ich verabschiedete mich von den Jungs und ging zum Schweinestall hinüber, doch James lief mir nach. »Ian, warte.«

Ich drehte mich um und verschränkte die Arme. »Was?«

»Diese Hazel da eben. Sie ist Charlies Stieftochter, nicht wahr?«

Ich nickte. »Ja.«

James schnaubte und schüttelte den Kopf. »Sei nicht zu arschig zu ihr, okay? Sie ist nicht Charlie. Du kannst deine Wut auf ihn nicht an ihr auslassen.«

»Jeder, der mit diesem Mann in Verbindung steht, ist mein Feind.«

»Aber Hazel hat deine Eltern nicht von dem Zeug abhängig gemacht. Sie ist nicht dafür verantwortlich, was mit ihnen passiert ist.«

Angespannt wies ich auf die Scheune. »Kümmer du dich darum, dass alles zu ist, wenn ihr fahrt. Ich kümmere mich um Hazel, und zwar so, wie ich es für richtig halte.«

James wusste, was für ein sturer Bock ich sein konnte. Er war der Friedenswächter unter uns.

Ich eher weniger.

Hazel lehnte im Schweinestall an einem der Gatter und sah immer noch so aus, als hätte sie den verdammten Mond auf ihren Schultern durch die Gegend getragen.

Ich ging durch die Boxen, die zu meiner großen Überraschung blitzblank waren. Sie hatte alles gemacht, was ich ihr aufgetragen hatte, und das weit besser als alle Männer, die sonst für die Ställe zuständig waren.

Natürlich hatte ich nicht vor, ihr das zu sagen. Zumal ich immer noch davon überzeugt war, dass sie über kurz oder lang Mist bauen würde. »Mittelmäßig«, erklärte ich.

Ihr fiel die Kinnlade runter. »Wie bitte? Ich hab mir hier den Hintern aufgerissen, und es sieht großartig aus.«

»Woher willst du das wissen? Ich bezweifle, dass du vorher jemals in einem Schweinestall warst.«

»Was nicht bedeutet, dass ich nicht weiß, was gut aussieht. Der Stall war noch nie so sauber.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Meinetwegen. Morgen bei Sonnenaufgang geht’s weiter.«

»Ist das alles?«, fauchte sie. »Kein ›gut gemacht‹ oder ›gute Arbeit, Hazel‹ oder so was?«

»Tut mir leid, aber ich wusste nicht, dass es meine Aufgabe ist, den Arbeitern Komplimente zu machen, wenn sie bloß ihre Aufgaben erledigt haben. Wenn du für jeden Scheiß Applaus willst, bist du hier falsch. So, und jetzt beweg dich mal, damit ich hier abschließen und nach Hause fahren kann.«

Sie schob den Riemen ihrer Tasche auf ihrer Schulter ein wenig nach oben und ging zur Tür. »Acht Stunden.«

»Wie bitte?«

Sie sah über die Schulter zu mir zurück. »Acht Stunden. Ich habe acht Stunden länger durchgehalten, als du erwartet hast.« Sie schenkte mir ein »Fick-dich«-Lächeln und deutete dazu noch einen sarkastischen Knicks an, bevor sie davonmarschierte.

Wieso nur hatte ich das Gefühl, dass dieses Mädchen mir noch tierisch auf den Sack gehen würde?

3. KAPITEL

HAZEL

Jeder einzelne Zentimeter meines Körpers schmerzte. Und wenn ich sage jeder Zentimeter, dann meine ich jeden einzelnen verflixten Zentimeter. Vom Scheitel bis zum kleinen Zeh. Ich hatte nicht mal gewusst, dass Zehen wehtun konnten, bis ich einen Tag auf der Ranch gearbeitet hatte. Am Ende der Woche war ich fest davon überzeugt, dass mein Körper gegen jede Form von Bewegung rebellieren würde. Doch ich machte weiter, fiel gegen Mitternacht ins Bett und stand noch vor Sonnenaufgang wieder auf, um zur Ranch hinauszulaufen.

Ian ließ nicht locker. Ich war mir sicher, dass er fest entschlossen war, mich fertigzumachen, auch wenn ich, ehrlich gesagt, keine Ahnung hatte warum. Es konnte nicht wirklich an der Geschichte mit dem Blowjob liegen, denn wenn das so war, dann war Ian der kleinlichste Mensch der Welt.

Seine Abneigung und seine unfreundliche Art mussten einen anderen Grund haben, aber ich wusste beim besten Willen nicht, was das sein konnte. Tatsächlich war es mir auch egal. Wenn ich meine Arbeit ordentlich erledigte, brauchte ich mir keine Sorgen zu machen.

Solange ich ihm keinen Grund lieferte, konnte er mich nicht rausschmeißen.

Als ich nach einem weiteren anstrengenden Tag nach Hause kam, sah es dort aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Mom hatte keine der Aufgaben übernommen, die ich normalerweise erledigte. In der Spüle stapelte sich das Geschirr, und die Schmutzwäsche quoll über. Überall lagen Zigarettenkippen herum, als hätte niemand hier jemals von einem Aschenbecher gehört, und dazwischen türmten sich leere Bierdosen.

Mama saß auf der Couch und sah fern. Sie war am Abend zuvor exakt auf dieser Couch eingeschlafen, und ich fragte mich unwillkürlich, ob sie sich seitdem überhaupt einmal von dort fortbewegt hatte.

»Wurde aber auch Zeit«, kommentierte sie mein Eintreten. »Charlie will, dass du hier aufräumst, bevor er nach Hause kommt.«

Beim Anblick der Zigarette zwischen ihren Lippen drehte sich mir der Magen um. »Mama, ich dachte, du wolltest für das Baby mit dem Rauchen aufhören.«

»Tu ich doch. Ich rauche immer weniger. Komm mir jetzt nicht auf die Tour.«

»Komm ich gar nicht. Ich will mich nur überzeugen, dass du gut auf dich aufpasst.« Was eindeutig nicht der Fall war. Mama rauchte eine Packung am Tag. Ziemlich unwahrscheinlich, dass sie ihren Zigarettenkonsum reduziert hatte.

»Das mache ich. Und außerdem, als ich mit dir schwanger war, hab ich geraucht wie ein Schlot, und aus dir ist auch was geworden.«

»Na, vielen Dank, Mama«, erwiderte ich und verdrehte die Augen. Dann schob ich meine Ärmel hoch und machte mich an den Abwasch. Es war nicht fair, dass ich das Haus in Ordnung bringen sollte, obwohl ich es überhaupt nicht durcheinandergebracht hatte. Aber ich hatte kein Interesse, mich mit Charlie anzulegen. Zwischen uns beiden lief es immer am besten, wenn ich mich um den Haushalt kümmerte und ansonsten den Mund hielt. Aschenputtel hatte zwei böse Stiefschwestern und eine böse Stiefmutter; ich hatte bloß einen bösen Stiefvater und eine desinteressierte Mutter. Es hätte mich also auch weit schlimmer treffen können.

Als ich mit dem Abwasch fertig war, stopfte ich eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine und ging anschließend zurück in die Küche. Im Kühlschrank herrschte gähnende Leere. Wenn ich nicht einkaufen ging, tat es offensichtlich auch sonst niemand. Ich war mir sicher, dass Charlie sich unterwegs was zu essen besorgte, aber Mama verließ so gut wie nie das Haus. Wenn nichts im Kühlschrank war, dann aß sie auch nichts, was nicht gut war. Besonders jetzt, wo sie eigentlich für zwei essen sollte.

»Mama, hast du heute Abend schon was gegessen?«

»Charlie hat gesagt, er bringt was vom Chinesen mit.«

Ich warf einen Blick auf die Uhr an der Mikrowelle. Es war schon nach zehn. Wie ich Charlie kannte, konnte es noch Stunden dauern, bis er zurückkam.

»Ich kann dir ein Grilled-Cheese-Sandwich machen«, bot ich an.

Sie nickte, und als ich fertig war, ging ich ins Wohnzimmer und setzte mich zu ihr auf die Couch. Sie war so dünn. Man hätte niemals vermutet, dass sie schwanger sein könnte. Mittlerweile war sie im fünften Monat, aber man sah es ihr kaum an. Mama war immer schon sehr schlank gewesen, aber ich machte mir Sorgen, dass sie zu wenig aß. Sobald ich meinen ersten Scheck bekam, würde ich als Erstes den Kühlschrank auffüllen.

»Bist du fertig mit dem Saubermachen?«, fragte sie und biss in ihr Sandwich.

»Muss nur noch die Wäsche in den Trockner packen, dann ist alles fertig.«

»Gut. Dann können wir jetzt reden, bevor Charlie nach Hause kommt.« Sie stellte ihren Teller auf den niedrigen Tisch und nahm meine Hände. »Charlie und ich denken, es ist das Beste, wenn du ausziehst.«

Meine Kehle schnürte sich zusammen. »Was?«

»Er hat gesagt, du sollst dein Zeug heute noch hier rausschaffen. Er mag es nicht, ständig das Gefühl zu haben, du würdest uns für die Art, wie wir leben, verachten. Und du hältst das Haus nicht in Ordnung. Du bist ständig irgendwo unterwegs und …«

»Ich arbeite, Mama.«

»Für mich klingt das sehr nach einer Ausrede. Jedenfalls kannst du nicht länger hierbleiben. Wir haben einfach nicht genug Platz, vor allem jetzt, wo das Baby unterwegs ist. Pack deine Sachen und geh.«

»Aber ich kann nirgendwo hingehen, Mama.« Hatte sie mich wirklich das ganze Haus aufräumen und putzen lassen, bevor sie mich jetzt vor die Tür setzte? War das die Frau, die ich als meine Mutter bezeichnete?

Sie zog die nächste Zigarette aus der Packung und zündete sie an. »Du bist jetzt achtzehn, Hazel. Es wird Zeit, dass du das Nest verlässt. Wir werden dich nicht ewig durchfüttern. Also los.«

Ich wollte ihr sagen, dass ich in den vergangenen Jahren mehr für sie getan hatte als sie für mich. Ich wollte brüllen und schreien, dass nicht ich, sondern sie und Charlie mich belastet hatten. Ich wollte weinen.

Mein Gott, wie sehr wollte ich hier und jetzt ausrasten und losheulen. Meine Mutter war alles, was ich auf der Welt hatte, und sie stieß mich einfach von sich, ohne es auch nur eine einzige Sekunde lang zu bereuen oder sich schuldig zu fühlen. Sie hatte sich schon wieder dem Fernseher zugewandt und rauchte.

Als Charlie die Haustür öffnete, zog sich mein Magen nervös zusammen. Es war gut, dass ich Mama ein Sandwich gemacht hatte, denn er hatte eindeutig nichts zu essen dabei.

Sein Blick wanderte zwischen Mama und mir hin und her. »Ich hab dir doch gesagt, ich will, dass sie weg ist, wenn ich nach Hause komme.«

»Ich habe es ihr gesagt. Aber das Mädchen ist genauso ein Sturkopf wie ihr Vater«, rief Mama und blies eine Rauchwolke aus. Sie sprach so gut wie nie über meinen Vater. Ich wusste nicht mal, wie er hieß. Wenn sie ihn überhaupt erwähnte, dann nur, um ihn zu beleidigen. Und ich konnte ihn nicht gut verteidigen, da ich ihm ganz offensichtlich nichts bedeutete.

»Ich habe nichts, wo ich heute Nacht hingehen könnte«, sagte ich und erhob mich von der Couch.

»Tja, so ist das Leben. Meine Eltern haben mich auch mit achtzehn rausgeschmissen. Das nennt man erwachsen werden. Wenn ich es hingekriegt hab, wirst du es auch«, gab Charlie zurück. »Ich hab’s satt, dich durchzufüttern, ohne dass du irgendwas zum Haushalt beiträgst. Pack deine Sachen und verschwinde. Ich gebe dir eine Stunde. Wir brauchen das Zimmer für das Baby.«

»Es ist nach Mitternacht.«

»Interessiert mich einen Scheiß.« Charlie zündete sich eine Zigarette an. »Sieh zu, dass du wegkommst.«

Mama sagte kein Wort. Sie schaute auf den Fernseher, als hätte sie nicht gerade dabei geholfen, meine Seele zu zerstören.

Ich schluckte und ging in mein Zimmer, ohne die geringste Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Ich wusste nur, dass mir genau sechzig Minuten blieben, um meine Habseligkeiten zusammenzupacken und von hier zu verschwinden.

Es war ein grässliches Gefühl zu sehen, dass das eigene Leben in zwei Müllsäcke passte. Niemand verabschiedete sich von mir, als ich mit Tränen in den Augen das Haus verließ.

Mein erster Gedanke war, zu Garrett zu gehen, meiner On-Off-Beziehung. Er war Charlies Neffe und seine rechte Hand im Familienunternehmen. Garretts großer Traum war es, eines Tages Charlies Platz einzunehmen. Er verehrte seinen Onkel, was in meinen Augen ein gigantischer Minuspunkt war. Ich konnte einfach nicht verstehen, wie man sich wünschen konnte, wie Charlie zu sein. Schließlich war er alles andere als ein Vorbild.

Die Beziehung zwischen Garrett und mir war gerade »off«, weil er die Angewohnheit hatte, mit anderen Frauen ins Bett zu gehen. Er behauptete, dass es meine eigene Schuld war, weil ich nicht mit ihm schlafen wollte, aber das war Unsinn. Ich würde nie verstehen, wie man jemand anderen statt seiner eigenen Untreue für so etwas verantwortlich machen konnte – trotzdem war ich dumm genug gewesen, immer wieder zu ihm zurückzukehren.

Schon interessant, wie leicht ein geringes Selbstwertgefühl einen Menschen in die falschen Arme treiben konnte.

Während ich zu Garretts Wohnwagen hinüberging, dachte ich, dass ich diese Angewohnheit wohl von meiner Mutter geerbt hatte: Wir beide suchten uns immer die Arschlöcher unter den Männern aus.

»Wenn du hierbleiben willst, musst du erst runter auf die Knie«, erklärte Garrett und blies eine Wolke Zigarettenrauch aus. Er trug ein kariertes Hemd und Jeansshorts, die viel zu groß für seine schmale Figur waren. Ein abgetragener alter Gürtel hielt sie auf seinen Hüften.

»Sei nicht so widerlich, Garrett. Charlie hat mich rausgeworfen. Ich brauche einen Platz zum Schlafen, wenigstens für heute Nacht.«

»Wie gesagt, auf die Knie, oder du musst dir ein anderes Bett suchen.«

»Soll das ein Witz sein?«

»Sehe ich so aus, als würde ich lachen?«

In diesem Augenblick erschien ein Mädchen hinter ihm – Megan Kilt, von der Garrett immer behauptet hatte, sie sei bloß eine gute Freundin. Aber ich hatte immer gewusst, dass ich ihm nicht glauben konnte.

Als Megan mich sah, breitete sich ein gehässiges Grinsen auf ihrem Gesicht aus. »Na, wenn das nicht unsere Gothic-Barbie ist«, gurrte sie. »Im Ernst, warum trägst du immer so viel Eyeliner? Das ist echt so was von drüber.«

Ich zeigte ihr den Mittelfinger und konzentrierte mich wieder auf Garrett. »Lass mich heute Nacht auf der Couch schlafen, und du kannst mit deiner Barbie machen, was du willst«, bot ich an. »Ich nehme sogar Ohropax.«

»Tut mir leid, Hazel. Charlie hat gesagt, ich darf dich nicht reinlassen. Er meint, du brauchst ein bisschen Tough Love.«

Was Charlie mit mir machte, hatte nichts mit Liebe zu tun. Es war einfach nur grausam.

»Charlie braucht es ja nicht zu wissen.«

»Charlie weiß alles. Sogar den Mist, von dem du denkst, er wüsste es nicht.«

Er hatte recht. Charlie hatte selbst am Hinterkopf Augen und war immer einen Schritt voraus.

Garrett stieß die nächste Rauchwolke aus, und Megan legte ihm die Hände um die Schultern, als wollte sie mir demonstrieren, dass er jetzt ihr Spielzeug war. Meinetwegen. Ich hatte immer gewusst, dass Garrett nicht der Richtige für mich war. Er war bloß immer verfügbar gewesen.

Nur nicht, wenn ich ihn wirklich brauchte.

Garrett war der Bad Boy, von dem die Liebesromane einem suggerierten, dass man ihn unbedingt haben wollte. Nur dass er sich nicht änderte. Im Unterschied zu den Romanen gab es hier keinen Moment, in dem er das Richtige sagte oder so poetisch zu mir sprach, dass ich mich jeden Tag ein wenig mehr in ihn verliebte. Er brachte keine Opfer für unsere Beziehung, oder ergab sich unserer Liebe.

Er war einfach nur Garrett, der Junge, der da gewesen war, als kein anderer auch nur in meine Richtung geschaut hatte. Ich wünschte, ich hätte von mir behaupten können, dass ich stark genug gewesen wäre, ihn abblitzen zu lassen, aber manchmal ließ Einsamkeit einen Menschen alles nehmen, was kam – selbst diejenigen, die einem die Seele aussaugten.