Der Absinthe-Trinker - Dave Steel - E-Book

Der Absinthe-Trinker E-Book

Dave Steel

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Beschreibung

In diesem Reisetagebuch nimmt der Autor den Leser mit auf seine abenteuerlichen Reisen zu seinen Schweizer Wurzeln. Er entdeckt das alte Heilgetränk Absinthe für sich, das ihn zu unerwarteter Klarheit und Inspiration führt. Amüsant und sprachlich sehr abwechslungsreich gibt es dem Leser Einblick, wie er seine amerikanische Herkunft zunehmend hinterfragt und zum aufgeschlossenen Bohemien mutiert. http://www.davesteelpoetry.com/

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Seitenzahl: 363

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Impressum

Verlegt durch: NACHTSCHATTEN VERLAG AG Kronengasse 11 CH-4502 Solothurn

Tel +41 32 621 89 49 Fax +41 32 621 89 47

[email protected] www.nachtschatten.chwww.nachtschattenverlag.ch

Titel der amerikanischen Originalausgabe: Absinthe Minded Journal

© 2008 Dave Steel

Deutsche Ausgabe: © 2009 Nachtschatten Verlag AG

Übersetzung aus dem Amerikanischen: Chris Heidrich, Solothurn Lektorat: Nina Seiler, Zürich

Umschlaggestaltung und Layout: Sven Sannwald, Solothurn

Sämtliche Fotos im Buch © Dave Steel

Autorenfoto © Sven Sannwald

Paul Klee »Dame Daemon« © Zentrum Paul Klee, Bern

Druck: Druckerei & Verlag Steinmeier GmbH, Deiningen

Printed in Germany

eISBN 9783037882177

Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronischer digitaler Medien und auszugsweiser Nachdruck nur unter Genehmigung des Verlages erlaubt.

In memoriam

Alberto Freudiger, Albert Hofmann, Gerald Dörfler-Aerni

Table of Contents

CoverTitle PageCopyright PageDedicationVorwortTEIL IDietikon, Schweiz, Bruno Weber Skulpturenpark - 10. September 2006Solothurn, Hotel Krone - 10. – 11. September 2006Bern, Hotel Belle Epoque - 11. – 12. September 2006Hotel Mont-Vully. Lugnorre - 13.September 2006Gruyères, Hostellerie Saint Georges - 14. September 2006Saint-Ursanne - Hôtel Demi-Lun-15. September 2006Bern, Hotel Belle Epoque - 18. – 19. September 2X006Val Bedretto, Tessin - 24. – 25. September 2005Val Bregaglia, Soglio - 26. – 28. September 2005Schloss Schauenstein Fürstenau. Kanton Graubünden - 29. September 2005Gruyères, Hostellerie Saint Georges - 14. September 2005Zürich - 6. Oktober 2005TEIL IIBern - 19. – 21. September 2006Solothurn - 22. – 24. September 2006Zentrum Paul Klee und weiternach Solothurn - 22. September 2006TEIL IIILugano, Tessin - 25. – 26. SeptemberVal Bedretto - 27. – 29. September 2006Bern - 30. September 2006Zürich - 31. September 2006TEIL IVVal Bedretto - 11. September 2007Saillon - 7. – 9. September 2007Solothurn - 17. – 19. September 2007Solothurn - 2. September 2007Solothurn - 18. September 2007Zürich - 19. September 2007ANHANG / GLOSSAR - Orte, AdressenPersonenAnmerkungenAngaben zu Technik und Standort der im Buch erwähnten Paul-Klee-WerkeAcknowledgements

Vorwort

Was lässt sich über ein geistiges Getränk sagen, das während 95 Jahren zu einer verbotenen Frucht gemacht wurde, um dann als Geist erneut aus der Flasche befreit zu werden? Hat es doch den schlummernden Schöpfergeist von Guillaume Apollinaire, Pablo Picasso und Vincent van Gogh beflügelt, der sich, angeblich im Absintherausch, ein Ohr abgeschnitten hatte. Der Absinthe nach der Legalisierung hat auch den einsamen Amerikaner beeinflusst, der durch die Schweiz mit ihren Alpen und geheimnisvollen Orten streifte, um seinen wahren schöpferischen Geist doch schließlich ganz allein zu finden – hingerissen von der Schönheit gab er sich einem schmalen kreativen Sog hin, der ihn über Wochen, Monate, vielleicht Jahre in seinem Bann hielt.

Ein Jahrzehnt lang hatte ich auf meinen Reisen durch die Schweiz nur Poesie geschrieben, bis ich dieses merkwürdige Elixier tief in mein Herz aufgenommen hatte, das die Gedanken des Pan, den Geist Johann Wolfgangs von Goethe sowie Myriaden von Kreationen wachrief, die einem im Geiste herumschwirren, ohne je festgehalten und weitergegeben zu werden.

Das Folgende umfasst meine Wagnisse und Erfahrungen in der Schweiz in den Jahren 2005, 2006 und 2007, während meiner drei Ausflüge von jeweils drei Wochen im September.

In diesen drei Jahren, in denen ich Absinthe trank und schrieb, entwickelte sich in jeder Saison eine weitere Schicht meiner heranreifenden Seele, und meine wachsende Innenschau wurde zu einem Wandteppich aus Einsichten und Erfahrungen. Wenn man die Schweiz bereist, begegnet man dem Schönen und dem Gefährlichen, die ineinander verwoben sind, und eine sensibilisierte Wahrnehmung wird angeregt, die den Geist zu Höhenflügen inspiriert. Ich litt am großen Stendhal-Syndrom und wusste daher nicht, wer ich war, wo ich war oder in welcher Zeit ich lebte. Meine Besuche in der Schweiz während achtzehn Jahren sowie die drei Monate Ausbildung im Tessin ließen mich mit jeder der aufeinanderfolgenden Reisen zu einem vor Begeisterung entbrannten Meteor anwachsen, und ich verglich stets meinen geistigen Zustand auf den Wegen zwischen der Schweiz und Amerika. Es kann Jahre dauern, bis man das Licht erkennt, doch das Licht bedeutet Freiheit, liberté, Heimat, patrie, und Verantwortung, responsabilité.

Vor drei Monaten dann kam die Wiedergeburt des Absinthes, nachdem er fast ein Jahrhundert lang hinter verschlossenen Türen verblieben war. 95 Jahre lang wurde er in unterschiedlicher Qualität zu Hause im Geheimen hergestellt – ich habe sogar eine Flasche aus einer illegalen Destillation von 2002 bekommen. Einiges davon trank ich auf einem Balkon in Montreux an einem verregneten Tag, eingeschlossen im Bergmassiv Les Dents du Midi jenseits des Genfersees. Es war, als ob ich dreizehn wäre und mein erstes Bier getrunken hätte: Sofort bemerkte ich seine optisch-visuelle Wirkung. Erst Jahre später, durch die Legalisierung, war ich in der Lage, seinen Zauber als künstlerische Unterstützung, als unsichtbare Muse eines Schriftstellers zu erkennen. Es dauerte drei Jahre, in denen ich unter dem evolutionären Einfluss des Absinthes schrieb, bis sich endlich der Durchbruch auf allen Ebenen meines Lebens einstellte.

Dieses Buch selbst ist ein Ergebnis des Absinthes. Das Wachstum meiner Seele ist eine zusätzliche Belohnung, so wie das Begreifen der wahren Ader eines Schriftstellers im lebendigen Körper. Ich war kein Mensch mehr, keine Person, sondern ein alter Baum, der fest verwurzelt dasteht und durch den das Leben hindurchfließt – oder der sich wie der geheimnisvolle Schweizer Luchs bewegen kann und unerschüttert durch das Leben schreitet und darüber hinauswächst.

Ich wurde zu allem und zu nichts – das ist das Ziel aller Künstler, alten Philosophen, Religionen und Gurus. Es waren der Absinthe, die Schönheit der Natur, gute Menschen und eine ganz besondere Art von Zurückgezogenheit. Ich wurde vom Poeten zum visionären Künstler, so wie aus einer Raupe ein Schmetterling wird, ohne mir überhaupt darüber im klaren zu sein.

Als Schriftsteller ist es manchmal besser zu leben als zu schreiben. Ich fand es immer besser, einfach nur zu leben, als mich darum zu sorgen, wie ich das alles niedergeschrieben bekomme. Denn wenn du schreibend in deinem Hotel eingeschlossen bist, verpasst du die neuen Erfahrungen draußen auf der Straße, die du alle später noch ausgestalten kannst. Auf diesen Reisen habe ich viel gelebt und fand kurze und lange Schreibphasen in Hotelzimmern oder auf Glockentürmen. Schon bald entdeckte ich einige Räume, die hervorragend zum Schreiben geeignet waren: mit Schreibtisch, reich verzierten Wänden, Gemälden, einem Fenster, Aussicht, Straßenlärm und manchmal mit einem dahingezauberten alpinen Panorama. Manche Zimmer waren besser geeignet zum Schreiben als andere, und ich bemerkte, dass ich regelmässig an diese Rückzugsorte zurückkehrte, die immer magischer und mystischer wurden, da sie grundlegend den Gemütszustand erhöhten. Ich entdeckte die gleiche Magie des Reisens wie Rainer Maria Rilke, Johann Wolfgang von Goethe und Herrmann Hesse, als ich in Saillon, Soglio, Lugano und Bern eintauchte. Die einsamen Täler, durch welche die römischen Armeen gezogen waren, die Verbindung zwischen damals und heute, fließt noch immer kontinuierlich weiter.

Die gefährliche Liaison, die viele Künstler vor einem Jahrhundert eingegangen waren, hat ihren Preis. Es hatte seinen Grund, dass der Absinthe in den meisten Ländern Europas zu Beginn des 20. Jahrhunderts verboten worden war. Er verhalf Künstlern in besonderem Maße dazu, sich zu konzentrieren, kreativ zu sein und auf ihrem Weg zu bleiben, ohne sich von der abtrünnigen Welt von ihrem wahren Ziel ablenken zu lassen.

Im Mai 2008 kehrte ich während der Fertigstellung des Manuskripts zurück in die Schweiz, wo sich der Kreis schloss. Doch war es wirklich so? Ich traf den armen Straßenkünstler Sbiti aus Bern, der sich abrackerte und mit seiner phantastischen Kunst jede Nacht auf der Straße für schnelles Geld hausieren ging. Albert Hofmann ging im Alter von 102 Jahren gerade von uns, und ein nie enden wollender Zyklus wuchs erneut in mir heran.

Im Folgenden schildere ich mein Abenteuer: On the road, »Unterwegs« in der Schweiz, wo ich zufällig den Spuren von Hesse, Rilke, Goethe, Paul Klee und unbekannten Mystikern folgte, ohne mir dessen bewusst zu sein, bis sich die gleichen Seelenerfahrungen fortsetzten. Ein verklärter Geist ist eine gute Sache – alleingelassen, um in perfekter Harmonie mit seiner Umgebung seinen Angelegenheiten nachzugehen. Auf einem neuen, gefährlichen Pfad oberhalb von Saint-Ursanne fand ich im Zwielicht eine mir unbekannte Öffnung, noch unentdeckt, eine Höhle, die zu einem anderen Tor der Realität führte, wo Leben und Tod nur einen Fehltritt auseinander liegen.

Blühendes (1934)

Ölfarben auf Leinwand»Die Kunst erblüht mit einem Schubs«

Saint-Ursanne, Schlupfloch

Nur in Bewegung erfährt der Mensch Sein und Werden

SokratesPlatonische Dialoge

TEIL I

Dietikon, Schweiz, Bruno Weber Skulpturenpark

10. September 2006

Sind eines Mannes Herz und Kräfte stark, so wird sich eine Vision von alleine einstellen. Diese Vision ist selbst unsichtbar und manifestiert sich in großen Zusammenhängen.

Im Skulpturenpark von Bruno Weber sind all die verborgenen und vergessenen Träume, die einem Kind unbewusst bekannt sind, durch einen Mann und eine Vision umgesetzt.

Kein Märchenbuch, aber ein Platz wie kein anderer, mit Träumen von Inselgestalten. Zu meinem Glück kam ich am Sonntag, den 10. September 2006, und fand den Park leicht, zusammen mit den Menschengruppen, die sich auf der schmalen Straße zum Park hin bewegten. Es war der Tag der offenen Tür bei Bruno Weber, der jedes Jahr stattfindet. Dafür, dass es Wein, Essen und Musik gratis gab, hatte ich den Eindruck, es seien nur wenige Leute da, aber das ist es eben, was ich will: Schweizer Kultur pur. Viele Familien, Kinder und ältere Leute, und alle mischten sie sich unter diese großen, surrealen Geschöpfe, diese hybriden Wesen aus der Imagination eines verrückten Genies. Als Künstler erschufen er und seine Frau, die auch kreativ arbeitet, kontinuierlich einen Ort, den du oder ich uns niemals erträumen könnten. Sein Haus ist eine Phantasiewelt, ein Kreis, eine nach oben geöffnete Spirale, ein runder Geist; kein Haus, in dem er schläft, sondern der Traum von einer Skizze, die zu Beton, Farbe und Bogenfenstern geworden ist. Seine Skulpturen setzen Marksteine bei den Wäldern hinter seinem Haus, mit Seeschlangen, Riesen, Golems und untergegangenen Geschöpfen, die niemals wirklich geboren wurden. Stell dir vor, dass der Elefant nie existiert hätte (wenn es ihn nicht tatsächlich gäbe), er ist sowieso nur zufällig entstanden. Stell dir vor, du würdest ihn zum ersten Mal als Skulptur in Bruno Webers Park sehen und dich schief-lachen, während du dich fragst: Wie konnte sich ein Künstler nur so etwas ausdenken?

In der geschäftigen Menschenmenge gelang es mir, Bruno zu treffen. Er spricht nur Deutsch. Seine entzückende Frau übersetzte: »Ein reisender Schriftsteller aus Philadelphia ist den ganzen Weg hierhergekommen, um dich zu treffen, dir seine Gedichtbände zu geben und deine Arbeit zu würdigen.« Er war dankbar, doch er hatte viele Leute zu treffen und musste sich mit ihnen unterhalten. Man bedenke, einmal pro Jahr ist dies der Tag der offenen Tür für Dietikon und die Welt.

Als einziger hier alleine zwischen Familien zu sein, ist für mich wie gegen den Strom zu schwimmen. So bin ich am liebsten unterwegs: als privater Zeuge, dem Leben auf der Spur. Was für ein großartiger Start für meine Reise, ich verneige mich dankbar vor dem großen Bruno Weber. Seine Frau schenkte mir später sein spezielles Coffee Table Book, einen Bildband für fünfunddreißig Franken aus seinem Laden mit den Sonderangeboten, die im stickigen Zelt untergebracht waren. Dort gab es Brunos besonderes Geschirr und Wein zu kaufen. Ich wollte das Buch sowieso haben – genau so beginnt eben die Magie. Stattdessen entschied ich mich für den speziellen Weißwein von Bruno, auf dessen Etikett Pan mit seiner Flöte abgebildet war. Wie passend, natürlich musste es Pan sein. Auf meinem Weg von Dietikon nach Solothurn trank ich aus dieser Flasche, allerdings nur wenig an diesem schwülen Septembertag. Während ich die Schleier einer neuen Zeitzone durchstieß, schmeckte dieser kühle Wein, als käme er von den Göttern. Verwandt mit der Schöpfung, umhüllte er meinen Geist, als sei Webers Park nicht bloß ein weiterer Berg in der Schweiz, sondern der Olymp, eine Abschussrampe, wo meine Lippen durch die Imagination gesalbt wurden und aus dieser Flasche ein endloser Strom ununterbrochener Kreativität sprudelte, als ob Erfinden und Atmen eins seien, für Bruno ebenso notwendig wie für mich.

Als ob die Menschen erschaffen worden wären, um geprüft zu werden und um sich selbst durch das Erschaffen zu prüfen.

Abwägender Künstler (1919)

Ölpause auf Papier auf Karton»Lass den Künstler zum Schaffen allein«

Bruno Weber 2006

Solothurn, Hotel Krone

10. – 11. September 2006

Hier bin ich nun in Solothurn. Das Regengeräusch des Brunnens, nicht fallende Tröpfchen, sondern ein stetiger Klangwasserfall. Als sei meine Seele zu einer straffen Ledertrommel geworden und die Tropfen fielen darauf und gerbten mein Fell, während sich mein Leben wie Sekunden dahinbuchstabiert. Seit Jahren komme ich hierher, von den Brunnen der St.-Ursen-Kathedrale eingelullt in den Traumzustand eines Wasserspiels, das nie aufhört, auf meine Träume, Tagebücher, Wahrnehmungen und ewigen Gedanken zu regnen. Napoleon Bonapartes Geist residierte im Zimmer Nr. 337 im Hotel Krone. Sein Ausblick lag geringfügig tiefer als meiner.

Die Stimmen der Straße dieselben,Die Luft ist dieselbe,Die Märkte dieselben,Das Zimmer dasselbe,Die Zeit ist dieselbe,Schnaps wird serviertLa lumière ist bezahlbar.Alles erhältlich, so wie zuvor.Ich bin ich, Jahrhunderte vorher.Jetzt in der Zeit.

Ich sollte erwähnen, dass es eine facture gibt, eine Rechnung aus der Zeit, als Napoleon im Hotel Krone in Solothurn abstieg. Die Unterkunft hatte für ihn, seine Männer sowie 21 Pferde bereitgestanden, doch aus Furcht vor Meuchelmördern, den assassins, trank er nur ein Glas Wasser und zog gleich weiter Richtung Balsthal. Der Besitzer des Hotels hat mir die Geschichte mehrmals erzählt. Napoleon war als Botschafter zu einem Kongress im deutschen Rastatt unterwegs und sollte auf seiner Durchreise eigentlich direkt nach Balsthal gehen. Stattdessen schwenkte er in Richtung Süden nach Solothurn ab, um alle Spione oder Feinde abzuschütteln, die seinen Reiseweg hätten verfolgen können. Die Rechnung in Solothurn bescheinigt die Unterkunft für die Männer, Wasser und Essen für die Pferde sowie Wein, Schnaps und Essen plus des bougies, Kerzen und noch mehr Wasser für die Männer.

Solothurn, Sonnen-Turm, ist dort, wo die Sonne auf Kopfsteinpflasterstraßen scheint und sie in Gold verwandelt, wenn sie im richtigen Winkel steht. Der Name Salodurum wurde zum ersten Mal im Jahre 219 v. Chr. erwähnt, als dieser Ort von den Kelten errichtet wurde. Der Legende nach hat es Solothurn, Soleure, schon immer gegeben: »Que les saints Ours et Victor furent décapités pour leur foi sur le pont de l’Aare ...« Durch die spätere Mischung aus französischer, deutscher und italienischer Architektur hat es in der Stadt nie eine Schweizer Architektur gegeben. Solothurn war erst keltisch, dann römisch, dann französische Ambassadorenstadt und zuletzt endlich schweizerisch. Heute gehört sie niemandem und allen. Man muss Solothurn oft besuchen, um zu verstehen, dass Solothurn keiner Autorität gehorcht außer sich selbst. Sollte Solothurn schon immer als prima terra existiert haben, dann kann man dies spüren: am Glitzerschein der antiken Völker am Fluss, an den weißen Steinen aus Strassbourg und an der St. Ursen-Kathedrale, die sich wie ein ununterbrochen fließender Strom aus Pflastersteinen nach Süden über die Stadt ergießt. Ihre Bewohner sind die am härtesten zu knackenden Nüsse unter allen Schweizern, als ob sich keltische Kreaturen in ihnen verbergen würden; sie blenden die heutige Welt aus, indem sie beim Landhaus oder an der Aare herumlungern. Um halb sechs Uhr morgens machen sie ohrenbetäubenden Lärm auf der Kopfsteinpflasterstraße, während sie einen neuen Tag für die Ankunft der Sonne vorbereiten. Die Magie von Solothurn, all sein verborgener Charme, enthüllt sich allmählich, als ich wie ein Magnet zurückgezogen werde, als ob ich jeden Morgen um halb vier die Glocke der St.-Ursen-Kathedrale läuten müsste. Ihr Zauber hat sich wie eine Blume der Zeit entfaltet, die sechzehn Jahre lang Geheimnisse und Inspiration hervorgebracht hat.

Es war im letzten September, 2005, als der Geist von Napoleon im Vorraum des Hotels an der Eingangstür widerhallte. Als ich hinausgehen wollte, schnappte die Tür zu, und 300 Kilo altes Holz knarrten, als Napoleons Geist die Tür öffnen wollte. Stattdessen trat ich hindurch, um anschließend im Barock zu landen. Das Fenster im Zimmer Nr. 337 flog auf, geöffnet von unbekannten Kräften, durch Napoleons Geist. Dies ist ein Dorf der Bohemiens, denn Solothurn hat die anderen Kantone schon immer verschlafen. War es der Luftzug beim Öffnen der Fenster oder war es Napoleons Stimme?

Napoleons Geist dringt erneut durch das östliche Fenster ein, wo er die Rechnung prellte, lebendig und wohlauf. Oder war es ein Windhauch, genauso lebendig? Oder war es meine Einbildung, ebenfalls lebendig? Das Getrappel von Pferdehufen ertönt auf der Straße, Pflastersteine, Schnauben; Pferdehändler kommen und führen sie weg. Die Adligen wollen Heu und den Atem des Minnegesangs, die Pferde fressen edles Fleisch, trinken Suppe und Wein.

Schlafende Gewölbekeller im Gedächtnis einer Stadt, Statuen mit Schwertern, bemalt mit Gold, während die Figuren in stoischer Ruhe verharren, verwittert durch die Jahrhunderte, nahezu undurchsichtig geworden, so wie die Erinnerungen unseres Lebens, wenn alle, die sich an uns erinnern, gegangen sind. Goldene Stäbe ragen heraus, wie die Zeigefinger der Ewigkeit, unser Leben im Entschwinden so fest haltend, wie nur eine Statue es vermag. Man braucht keinen Absinthe, um von den Statuen, welche die Tauben auf der Treppe der St.-Ursen-Kathedrale beherbergen, in Bann gezogen zu werden. Und man spürt den alten Raubzug des Menschen, mit dem er sich selbst für die Zukunft belohnt, als ob die Zeiten verschwimmen würden und es niemals so etwas wie Zeit in Solothurn gegeben hätte, nur einen Wechsel des Wächters.

Zaubertheater (1923)

Feder, Pinsel und Aquarell auf Papier auf Karton»Das Leben ist ein Traum«

Montag, , 11. September 2006

Gestern abend hatte ich mir vorgenommen, zwischen meinen Geschäftsterminen in der prächtigen Kirche in der Hauptgasse Halt zu machen. In der Jesuitenkirche von 1680 sprach ich meine Gebete, entzündete zwei Kerzen und bat Gott um Vergebung für die Sünden Amerikas, die Sünden der Welt und meine eigenen Sünden. Und ich bat um Segen für die Seelen, die an jenem Tag dahingingen, der mehr an numerischer Wichtigkeit zu gewinnen scheint als an Bedeutung im menschlichen Sinne. Diese zwei Ziffern, wie in 7-11, werden ganz selbstverständlich zu 9-11, so als ob die 6 die 9 wäre – If Six Was Nine. Jimi Hendrix kannte bereits lange den Todesschmerz, als er vor einer Kanone stand, wie damals die Solothurner.

Der kräftige Mann, der sich das zutraute und der auf einigen Gemälden unsterblich wurde, war Niklaus Wengi. 1533, als Solothurn während der Reformationskriege eine Schlüsselrolle für Frankreich, Habsburg, Preussen und Österreich spielte, stand Wengi vor zwei bewaffneten Armeen, die sich kurz vor der Schlacht befanden, und stellte sich vor das Kanonenrohr. Er rief, der erste Schuss müsse durch seinen dicken Wanst hindurchgehen. Damit war die Schlacht zu Ende, denn ein solches Schauspiel war sogar für die Europäer jener Zeit zu ekelerregend. So ging es auch auf dem Tian’anmen-Platz.

In weiter Ferne liegt ein Land, wo der Westen schläft und doch auf zwiespältige Weise erwacht, als würde Amerika anderswo vollkommen werden. All das ist heilsam, all das ist außerhalb unserer Reichweite. Abhängig vom Geist und den Wünschen eines jeden hat die Schweiz bestimmt sich selbst gefunden.

Zur gleichen Zeit hat sich die Menschheit selbst verloren.Jene, die Krieg und Tod anhängen,können mit Gott sich kaum verbinden.Jene, die glauben, Zusammenkunft gäb’s im Tode,sind des Teufels Narren.

Der Marktmontag am 11. September in Solothurn bringt wieder Bewegung in die Gegend, um 5 Uhr 45 hallt das Kopfsteinpflaster vom Lärm wider. Die Lastkarren bringen die Tische, die Marktfahrer treffen um sieben Uhr ein. Um 8 Uhr 30 kann man dann alles finden: Socken, Schuhe, winziges Puppenstubenspielzeug, Messer, Kleidung, Socken, Wanderkleidung, Kunsthandwerk, Antiquitäten, Musik-CDs, Socken, geröstete Nüsse, Schweizer Armeemesser, alte Bücher, Socken, Schals und Halstücher (habe ich »Socken« geschrieben?), Werkzeug und natürlich ein weiterer Tisch mit Socken. Das ist der Traum eines Fotografen: inmitten der alten Kelten-, Römer- und Germanengesichter unter den Marktfahrern herumfischen.

Weiter nach Oberdorf zu meinem Geschäftstermin. Ich fahre durch Balsthal, suche den Geist von Napoleons vergessenem Wirt. Er wartet, hält eine Laterne im Nebel für Bonapartes Gesandtschaft, die niemals ankam. An der Burg Falkenstein vorbei bis in das ruhige Dorf, fünfunddreißig Kilometer von Basel entfernt.

Zurück in Solothurn, steht die aufmüpfige Jugend, Gangs mit türkischen Wurzeln, in Massen entlang des Aareufers. Das ist wieder spannend. Erneut lüftet die Stadt eines ihrer lange gewachsenen, eigentümlichen Geheimnisse, wenn es einem gelingt, genau und achtsam um sich zu schauen. Die ungezügelte Jugend lehnte schon immer jegliche Achtung vor Autorität ab, angefangen bei ihren keltischen Wurzeln und ihren römischen Vorvätern über das diplomatische Parkett bis hin zu den heutigen Bürgern. Es war einmal vor langer Zeit in Solothurn, als der Widerstand lebendig war; umso mehr weicht heute dieser aufsässige Kanton vom Pfad der übrigen Kantone ab.

September 2005:

Lass sehen,Absinthe, legales Gebräu,Freiheit, Milch und Honigin meiner Hand, zum Glückbin ich zu unbeholfen, um irgendwas zu tun.Vier Jahre liegt’s zurück, als ich mit dir zusammen saß, Absinthe,zuerst war’s Absinthe, heimlich in der Badewanne hergestellt,verboten fünfundneunzig Jahre lang.Sicher war er gut genug, um mit einem Strohhalm drin zu baden.Sitzen, schlürfen.Sitzen, schlürfen.Sagte ich, Reisen sei einfach,Vom Unsichern mal abgesehen?

Jetzt diese Abfüllung von legalem Absinthe von Kübler aus dem Val-de-Travers. Er war der erste Destillateur, der eine Charge hergestellt hatte. Es ist leicht zu verstehen, warum die liberalen Schweizer den Absinthe verboten hatten.

Es war, weil er des Menschen Geist bezwangVielfach.

Habe ich überhaupt schon New Orleans erwähnt, die Alte Absinthe-Bar (jetzt gibt es sie nicht mehr)? Nein, ich glaube, sie wurde Jahre vor der Überschwemmung von 2005 verkauft. Ich meine die Alte Absinthe-Bar, nicht zu verwechseln mit der Alten Absinthe-Bar Nr. 2, die ein Haufen Dreck war. Ein Haufen Scheisse. Nein, wie auch immer, es ist nicht mehr New Orleans, Mann; dieser Absinthe ist gut ... Ich sitze und schreibe Poesie, lausche einem Potpourri aus klassischer Musik. Alles macht Sinn. New Orleans ist untergegangen, wie Alexandria, Solothurn ...

Hier sitze ich nun wiederStatuen sitzen, starrenin Zeit gefrorener BarockHinweg, hinweg, so fliege ichin eine Zeit der einfachenEntschlossenheitKlassische Hierarchiekein Wunder, sind die Schweizerdie SchweizerIst die biologische Uhr ganz aufgezogen,so weckt sie mich um vier Uhr früh am Morgen,und statt zu versuchenzurück in meine Kissen hin zu sinken,will ich zum Fenster gehenund dann die Schatten flackern sehenzum Purpurmorgen.

Obwohl ich nur eine Nacht in Solothurn bleibe und morgen nach Bern gehe, ist das Beste das gute Gefühl, zu wissen, dass ich eine Woche später zur HESO-Messe zurückkehren werde, die als »große Party« bezeichnet werden kann.

Bern, Hotel Belle Epoque

11. – 12. September 2006

Heute nimmt mich der großartige Pierre Sandoz in seinem Helikopter mit. Er macht einen Privatflug. Werden drei Filme mit je sechsunddreißig Aufnahmen wohl ausreichen? Mein erster Helikopterflug – und dann noch über die Alpen. Es heißt, er würde mit den Leuten gerne zum Matterhorn fliegen. Wir werden sehen.

Der Flug über die Alpen in einem Helikopter war wie in einer Spielzeugblase. Die Berge wuchsen schließlich zu großen Höhen heran; Gletscherspalten, die mächtigen Alpen und das Wallis lagen neben mir auf meiner Seite. Wir flogen über Gletscher und verlassene Alphütten. Ich sah die Pfade über schwierige Gipfel, die von echten Bergsteigern passiert wurden. Während ich sicher in einer Helikopterblase saß, bemerkte ich, dass ich immun war gegen die übliche Höhenangst, die man so weit oben bekommen kann.

Pierre ging an mehreren Stellen mit dem Helikopter hinunter; die gefährlichsten waren oben auf den Gletscherspalten, wo es viele Verwerfungslinien gibt. Würden die Landekufen des Helikopters in einer Gletscherspalte steckenbleiben, dann würde der Helikopter umkippen, die Rotorblätter würden in Einzelteile zersplittern und wir würden bestimmt zu Tode erfrieren, falls wir nicht in die Luft gesprengt würden.

Das war das Gefährliche daran: im frischen Schnee zu landen. Ein Pilot kann nicht wissen, ob der frische Schnee eine schmale Gletscherspalte bedeckt. Also wagten wir uns nur aufs Gestein hinunter. Außer zuletzt, als Peter auf dem Schnee nahe an der Kante einer Bergspitze landete. Ein paar Meter nach Westen, und wir würden den Berg hinunterrollen. In den Fernsehnachrichten würde es heißen: »Amerikanischer Tourist stürzt beim Helikopterflug den Berg hinunter. Anscheinend erlag ein einheimischer Pilot der verhängnisvollen Versuchung, seine verwegenen Flugkünste zu zeigen, als der Helikopter durch eine Fehleinschätzung einen Berghang hinunterstürzte. Die schweizerische Flugsicherung untersucht, wie dieser Unfall geschehen konnte. Die Prüfer vermuten momentan, dass es sich um Selbstüberschätzung handelt.« Natürlich ist das nicht passiert, doch eine kribbelnde Angst überkam mich dennoch. Er ist ein wirklich guter Pilot. Vorher jedoch, nach seinem ersten Absetzen auf dem höchsten Punkt eines 5000 Meter hohen Gletschers, fing mein Innenohr an zu pfeifen und der Speichel stieg meinen Hals hinauf. Bis wir aufsetzten, schien es mir gut zu gehen, dann fand mein Körper, dass er kein Interesse daran hatte, in dieser Höhe auf einem Berg zu sein.

Also bat ich Peter, nicht noch einmal hinunterzugehen, da mir davon schlecht geworden war. Ich hätte mich beinahe übergeben müssen. Ich musste meinen gesamten inneren Antrieb und alle Willenskraft aufbringen, um meinen Magen zu beruhigen und um meine Denkmuster vom Gefühl zu befreien, auf den Kopf gestellt zu sein, damit ich diese wunderschöne Erde unter mir genießen konnte.

Er verstand meine Bitte völlig, ging aber dennoch zweimal hinunter. Beim dritten Mal, an der Kante, den Tod ein paar Meter daneben, bekam ich Hitzewallungen und Schweißausbrüche, als ich dagegen ankämpfte. Vermutlich war meine Angst abzustürzen stärker als das Frühstück, das mir wieder hochkam.

All diese Farben von grünen, weißen und grauen Bergspitzen verschmolzen in meiner Wahrnehmung. Das Flüstern erfriert in der alpinen Luft so hoch oben, abgeschnitten von allem. Tod und Leben für einen Bergbewohner war ein merkwürdiges gehörntes Geschöpf, das ihn am Leben hielt. Der Auszug des Todes, um das Leben zu suchen, hat niemals diese Berge bezwungen. Vor und nach dem Tod liegen die grünen Muster des Wallis, dieses mystischen Tals, und die grünen Sträucher und alten Erdspalten, die rund um Bern liegen – all das lag zu meinen Füssen, wie Murmeln vor einem Kind.

Allmählich war die Luke, die große Wasserscheide zwischen Nord und Süd, durchstoßen, dann ging es zurück nach Bern, zum Essen im Restaurant Harmonie, wo man sich professionell um die Bewirtung und Unterbringung von Gästen bemüht. Eine wirklich warme und berührende Erfahrung findet man da am Herd der Menschheit, bei einem guten Essen, bei Wein, Grappa und Frauen – all jenen, die sich erheben zum Gipfel dessen, was möglich ist.

Fritz Gyger, der Wirt des Restaurants Harmonie, der sich um Freunde wie um Fremde kümmert, wird ein Licht im Fenster für mich brennen lassen. Sein Chef de Service ist Ernst Lippitsch. Nachdem ich seit Jahren zum Abendessen hierher komme, schenkt er mir sein vertrautes Lächeln und erkennt mich als den einsamen Amerikaner, der manchmal zweimal am Tag kommt. Dieses Lammkotelett jedes Jahr ist vielleicht das beste Essen in der ganzen Schweiz; obwohl er das Essen unbewusst so serviert, als sei dies alles ein Traum, und er jedes Gericht von seinem stummen Kellner verlangen kann. Vitello tonnato, Bœuf Bourguignon, Crème brûlée, durch eine kurze Bewegung seiner Stirn fährt der schmale Lift auf und ab – Teller mit Rösti, endlose Abendessen für den Rest unseres Lebens, außer am Sonntag. Und Ernst lebt zwei Leben, eines, in dem er niemals aufhört zu arbeiten, wie Franca in der Osteria Novena im Val Bedretto, und das von Ernst Lippitsch, der lange Spaziergänge im Schoßhaldenwald unternimmt, wo er beinahe den Lift anhält, der das Leben nach Bern bringt.

Heute Nacht stampfen alle Kolben auf und nieder. Alle Geister kehren zurück, um zu feiern, als würde die Welt alle Seelen, die leben oder je gelebt haben, erwecken. Wir wollen unsere Arme in die Höhe werfen, trinken und ein letztes Mal miteinander anstoßen.

Was für eine großartige erste Nacht in Bern, nachdem ich den Tag mit Pierre Sandoz versoffen habe. Ich muss mich ausnüchtern und meinen alten Freund Mario Capitanio treffen, den berühmten Schweizer Gitarristen. In der Schweiz ist er bekannt als großartiger Livemusiker und Rocker, und im belebten Bern ist er sogar noch bekannter. Er kann nirgendwo hingehen, ohne von irgendwem erkannt zu werden, der ihn umarmt. Verlegen meint er, es sei nur Zufall, dass er überall, wo wir hingehen, so viele Freunde trifft, die ihn bewundern, aber es passiert jedes Mal, wenn ich mit ihm zusammen bin. Das erste Mal traf ich ihn 1991 in Biel-Bienne, wo ich die Ankündigung der Texas Guns Blues Band las. Es ist immer Timing und Glück, wenn zwei Freunde zusammengeführt werden, aber in jener Nacht in Biel drängte es mich zurück, um zu schauen, was dort abging. Als ich an diesem Abend, es war in der Zeit während meiner Ausbildung, Mario begegnete, hätte ich nie gedacht, dass sich der Beginn einer Musikerfreundschaft entwickeln würde. Ich sollte ihn in jenem Sommer mehrere Male in Bern treffen, wo seine Freundin Pia unterhalb der Stadt, nahe der Oben-ohne-Badeanstalt lebte. Ja, ich sagte Oben-ohne-Badeanstalt, wo barbusige Schweizer Mädchen und Frauen meinen Geschmack für europäische Sinnlichkeit weckten.

Mario sollte mich einige Jahre später während seiner großen USA-Tour 1993 mit Pia in Philadelphia treffen. Heute ist er immer noch in Bern, zwei Freundinnen und ungefähr fünfzehn Jahre später. Seit er seine berühmte Jimi-Hendrix-CD herausgegeben hatte, tourte er mit den Schweizer Rockern Florian Ast & Florenstein, jetzt spielt er mit Polo Hofer, dem berühmtesten Schweizer Rockkünstler, den es je gegeben hat. In der Spaghetti Factory treffe ich Mario um elf Uhr nach dem Abendessen. Dort begegne ich dem Keith Richards von Bern, Marios Freundin und anderen. Marios Freunde erscheinen mir sympathisch, intelligent und höflich. Nachdem wir uns ungefähr fünf Jahre lang aus den Augen verloren haben, tut diese Wiedervereinigung echt gut. Wir zogen durch die Straßen von Bern und verbrachten den Abend gemeinsam, bis wir in dieser trendigen Bar ganz im Westen der Stadt landeten. Unser nächstes Treffen sollte erst zehn Tage später in Bern stattfinden. Was für ein Tag, quel jour – Bern, Neuchâtel, Boudry, Bôle, Gampelen, Cudrefin, Mont-Vully, mein Leben, alles Leben, besonders die Blumen, ausgefallene Gärten, les fleurs, Menschen, tartes, costumes, Les Glassons, Lac de Morat, Œil de Perdrix, Benzin, la Suisse Romande, Lugnorre. Die prähistorischen Geister auf den außergewöhnlichen Aussichtspunkten des Mont Vully machen einem alle bewusst, wie Schreiben und Leben nebeneinander existieren, solange der Leser begreift, dass es kostbarer ist, das Leben zu leben, als es zu dokumentieren.

Das Leben ist da, um gelebt zu werden; folge einfach meinen Spuren, um zu leben.

Hotel Mont-Vully. Lugnorre

13.September 2006

Quelqu’un ici aurait besoin de retourner à l’Ecole d’hôtellerie, ce matin le service est entré dans ma chambre à près de 8h 35.

J’ai travaillé dur toute la semaine, et je suis très fatigué.

Le directeur de l’hôtel ne dit rien. Bien que l’ancienne idée d’»hébergement« se soit perdu à certains endroits en Suisse Romande, le Mont Vully reste magnifique. Oui, maintenant, j’écris en Français, j’ai de la lumière dans ma tête, j’oublie souvent la raison de ma vie, ce n’est pas pour moi, mais le monde m’a donné la vie, et chaque année les jours en Suisse et l’agitation dans les rues me font comprendre pourquoi j’écris.

Les gens pensent que la vie est à eux. Aujourd’hui, j’éspère que nous en avons fait une realité et que les gens vivent la vie pour le goût de la vie.

En face, un peintre dans une nouvelle maison.

Elle est très belle, moderne, avec des grandes fenêtres, et épouse le lac. Cette peinture-ci, ce canvas sur le chevalet, est un miroir, et de la maison, et de lac.

Quelqu’un d’autre connaît le goût de la vie, charmant et beau, et la realité d’esprit.

Aussi, j’ai un gros problème, la batterie pour la caméra est finie, merde, j’ai besoin d’aller à Bulle aujourd’ hui. Possiblement, je vais visiter la distillerie de Bernard Rime à Bulle pour acheter une bouteille d’Absinthe.

Oui, je suis transformé, ici le bon air me rends meilleur, et je change de langue, et ma tête gagne la partie sur mon corps.

Jemand hier müsste wieder in die Hotelfachschule zurückgehen, heute morgen betrat der Zimmerservice um 8 Uhr 35 mein Zimmer.

Ich habe die ganze Woche hart gearbeitet, und ich bin sehr müde. Der Hoteldirektor sagt nichts. Obwohl die alte Tradition der Gastfreundschaft an einigen Orten in der Romandie verloren gegangen ist, bleibt der Mont Vully großartig. Ja, jetzt schreibe ich auf Französisch, ich habe Licht in meinem Kopf, ich vergesse oft den Grund meines Lebens, es ist nicht für mich, aber die Welt hat mir das Leben gegeben, und jedes Jahr lassen mich die Tage in der Schweiz und das Leben in den Straßen verstehen, warum ich schreibe.

Die Leute glauben, dass das Leben ihnen gehört. Heute hoffe ich, dass wir daraus eine Realität gemacht haben und dass die Leute das Leben um seines Geschmacks willen leben.

Gegenüber ein Maler in einem neuen Haus.

Es ist sehr schön, modern, mit grossen Fenstern, und schmiegt sich an den See. Diese Malerei, diese Leinwand auf der Staffelei, ist ein Spiegel sowohl des Hauses als auch des Sees.

Jemand anders kennt den Geschmack des Lebens, bezaubernd und schön, und die Wirklichkeit des Geistes.

Ich habe ein großes Problem, die Batterie für die Kamera ist leer, Scheisse, ich muss heute nach Bulle. Möglicherweise besuche ich die Destillierie von Bernard Rime in Bulle, um eine Flasche Absinthe zu kaufen.

Ja, ich bin verwandelt, die gute Luft hier macht mich besser, und ich wechsle die Sprache, und mein Kopf gewinnt gegen meinen Körper.

In einer Welt, die es nie gab,bezwang ich Mont-Vully,Romont und Gruyères –drei Zeitblasen, verbunden miteinanderFlecken des Umschlags von Waren,seltsam, wie alles, was nichtverkauft werden kann in Gruyéres,in Bulle zu finden ist.Wie Bulle stets auch jedes Problemzu lösen scheint.Eine Hassliebe ist es in Bulle.Die Glocken gestoppt, sie warten nur,bis der Absinthe ausströmt,um sich zu wagen in die HR Giger Bar,die es nicht gibt.

Gruyères, Hostellerie Saint Georges

14. September 2006

In Gruyères lebt eine vom Alter gebeugte Frau, die einen Käseladen für Touristen betreibt, er heißt Magasin Antonietti. Alle Geschäfte machen zu, fermé, und die jungen Besitzer der benachbarten magasins schließen die Türen.

Doch sie müht sich immer noch ab. Nicht, dass die Arbeit nie fertig wäre, aber wenn man 84 ist, hat die Arbeit nie ein Ende. Um weiterzuleben, muss man in Bewegung bleiben, wie ein Falter, der abends um neun dem Licht entgegen fliegt, und wieder fort, weil er vom Fenster ausgesperrt bleibt. Ihre gekrümmten Finger streiften meine Hand, als sie mir das Wechselgeld aushändigte. Es waren die Finger meiner Großmutter. Das gleiche weiche, watteartige Gefühl gepolsterter Haut, einen wolkigen Hauch hinterlassend; rosa zerklüftete Erinnerungen überkamen mich.

Da müht sie sich also ab, bis ihre Enkelin kommt, um sie abzulösen. Vielleicht wird sie einfach noch bleiben, vornübergebeugt, um jedermann einen Dienst zu erweisen, noch einen Gefallen zu bereiten. Sie schneidet das große Stück Käse auf. Der Klebstreifenabroller ist ihr ärgster Feind. War nicht sie es, die bis zuletzt lachte, bei jedem Verkauf, bis der ganze Gruyère-Käse weg war?

War es etwa so, als wolle sie nie dieses Leben verlassen, das sie als das ihre kennt – nicht als das meine?

Um nie in den Schlaf zu fallen, Nacht für Nacht?

In den Kräften der Sonne gibt es eine Magie, die hier Energie strömen lässt und Gruyères zusammenhält. Das Schloss postiert sich mit aller Selbstverständlichkeit auf dem Berg, am Fuß des dort gelegenen Berges. Doch an jedem neuen Tag, an dem die Sonne scheint, kann man hier unendlich lange stehen bleiben. Was ist das Magische an der Region um den Lac de la Gruyère? Man nennt es Pays de Vacances, Ferienland, wo man sich in den gebündelten Sonnenstrahlen verliert und gefangen auf einem Fenstersitz voller Muße schreibt, ohne je fortgehen zu wollen.

Das Zimmer Nr. 2 in der Hostellerie Saint Georges in Gruyères ist eine moderne Suite. Früher, in den späten neunziger Jahren, gab es im Zimmer Nr. 2 eine wunderschöne, riesige antike Truhe aus Eichenholz mit Intarsien im Schweizer Stil, die die Suite zu einer Suite machte; innerhalb der letzten fünf Jahre hat man sie entfernt. Abgesehen vom hohen Komfort und vom Platz sind die Fenster im venezianischen Stil, die sich zur Umgebung eines Märchenschlosses hin öffnen, immer noch der Clou an diesem Zimmer. Lass deinen Blick nach Süden schweifen ins Tal Richtung Châtel-Saint-Denis oder schaue nach Westen auf einen großen Berg, der sich nach Süden erstreckt, bis die Augen nichts mehr erkennen können.

Dieses Fenster ist über Jahre hinweg zu einem besonderen Ort des Schreibens geworden, da ich auf jeder Reise wiederkomme, inzwischen schon siebenmal, um mich von der Sonne hinreißen zu lassen, wenn sie über den Berggipfeln aufsteigt. Auch wenn ich gedacht hatte, Solothurn hätte Macht über die Sonne, ist Gruyères im Süden der Stadt doch auch sehr speziell. Ich konnte mir nie erklären, was die Sonne mit mir im Zimmer Nr. 2 macht. Während ich meinen Stuhl vor das Fenster rücke und mit Bewunderung auf das Schauspiel blicke, brennt die Sonne auf mein Gesicht, und ich höre dazu die passende Musik, ob Jazz, Klassik oder New Age – das ist vielleicht besser, um das Lächeln auf meinem Gesicht zu erkennen, voll tiefer Verwunderung darüber, wie ich in einen solchen Zustand persönlicher Ekstase gerate: durch ein Fenster, einen Ausblick – und durch die Anziehungskraft der Sonne.

Es geschieht etwas mit dem Geist, ich meine jetzt nicht den Absinthe, der hierfür zwar nicht nötig ist, jedoch nie ungelegen kommt. Ich konnte es bei meinem letzten Besuch im September 2005 feststellen, als die Sonne verschwand:

Das Rezept ist verloren.Le soleil fait bruit, die Sonne macht LärmDie Kraft der Wärme, das Versprühen –Finger pressen sich auf mein Gesicht und machenerzwungene Einsamkeit zum freudigsten Grund,am Leben zu sein — sie ist nicht hier.Ein magischer Bann: Die Herrschaft der Sonne,Phantasie, Gruyères, ein uralter Traum,Angst, Drachen, ungalante Söldner, das Tal dort untenbis Rossinière und Château d’Œx aber ist nicht genug.

Die Krähen zanken und krakeelen den ganzen Tag lang. Letzte Nacht gab es einen Kampf unter den savingera, dem Wild – unterhalb von ihnen waren Lämmer. Zwei Krähen oder zwei schwarze Eichhörnchen bekriegten sich lärmend. Es heißt, Krähen seien die einzigen Vögel, die ins Nest ihrer Eltern zurückkehren und eine Weile dort bleiben. Ich bin mir nicht sicher, was letzte Nacht geschah, doch in Maßen ist alles erlaubt, solange man nicht auf die Fußwege spuckt, denn die sind mit Schokolade gepflastert, ein weiterer irdischer Genuss.

Ach, du Absinthe trinkender Idiot – schon wieder dieser sonderliche Kater. Ich wollte einen doppelten Absinthe in Antonios De Fusco Ristorante Enoteca an der Herrengasse in Bern bestellen. Ich verursachte unter den Einheimischen einen ziemlichen Aufruhr, da es seit März wieder Absinthe gibt, der ja bis dahin verboten war. Ich lerne eben auf die harte Weise, besser nicht zwei Tage nacheinander Absinthe zu trinken. 24 Stunden brauchte ich, um mich wieder zu erholen.

In Gruyères, wieder im französischen Teil, gibt es ihn billiger als in Solothurn. Man bedenke, es gibt nur eine Bar in Bern, die Absinthe anbietet; kein Wunder, dass die Stadt im gemächlichen Rhythmus verharrt.

In Gruyères bin ich so oft gewesen, dass ich nicht mehr über jeden Weg und Stein und durch jeden Winkel des Schlosses zu kriechen brauche, um mir alles zu genau anzuschauen. Jetzt ist es, was es sein sollte: ein stiller Ort, um sich auszuruhen, zu schlafen und nach innen zu horchen.

Wieder ein bewölkter Tag bei meiner Rückkehr nach Gruyères 2006 – man kann es sich trotzdem immer noch irgendwie gemütlich machen, ein Zimmer zum Ausruhen und Schreiben finden und sich voller Staunen umschauen.

Der Seele Stille erweckt in der Dämmerungdas Tal von Gruyères dort unten.Seine Kraft noch immer intaktMillionen Jahre, Sterne werden geboren,sterben, Käsereien kommen und gehen,wie die Burgunder.Schöne Dame kreuzt erneut meinen Pfad,ein Restaurant schließt.Ich esse allein die unsichtbaren Sternehinter diesem wolkigen Tag.

Ungläubige, Betrüger und Wanderer, die keinerlei Respekt besitzen, überqueren die campagne, die Felder, und finden die weggeworfenen Kerne von längst gegessenen Birnen. Ist es der Mensch, von dem sich die Natur abgekehrt hat, als die Krähe und ihre Freunde durch mein Blickfeld streifen? Ich habe ihr Flüstern in der Abenddämmerung gehört. Sie haben den Plan gelöscht. Sie sassen unter den Schutzwällen. Akzeptieren, dass Natur auch Tod bedeutet und der Tod infolgedessen die Natur verwandelt.

Die Wachtürme gab es wegen der Bauern, die vom markierten Weg abgekommen waren, und die Wächter ließen ihre Pfeile bis tief in meinen Nacken sausen.

Ein erneuter Besuch bei der Distillerie Bernard Rime in Bulle. Das erste Mal 2005 gab es eine grand tour, eine große Führung mit eingehender Erklärung zur Absinthe-Herstellung, zur distillerie.

Oh Gott, wie ich Bulle hasse. Diese unumgängliche Station auf dem Weg von Fribourg nach Gruyères, Châteaux d’Œx und südwärts. Wie kann man nur all die Probleme in Bulle lösen – aber es ist immer anstrengend hinunter von Gruyères nach Bulle mit den vielen Lastwagen.

Die Distillerie Bernard Rime liegt nur hundert Meter westlich des Bahnhofs, la gare, in Bulle. Man kann das große Schild, das einen zum Bahnhofsparkplatz dirigiert, nicht verpassen.

Dieses Mal war es die angenehme Unterhaltung mit einem Kunden, der ein Jahr später wieder kam. Ich kaufte eine große Flasche seines Grande Absinthe de la Gruyère. Jetzt liegt sie jungfräulich in meinem Versteck, ich habe sie nach Hause geschmuggelt, wo sie hingehört. Sie verheißt mir erneut grüne Schwärmereien. Ich muss die Erinnerungen an die liaison dangereuse in Bern wieder heraufbeschwören – der Morgen danach hat meine Erfahrungen nicht geschmälert.

Bernard Rime, 2005

In Bulle funktioniert überhaupt nichts. Sie sperren die Autobahnauffahrt mit einem armseligen »Durchfahrt verboten«-Schild, das über die halb abgesperrte Auffahrt reicht. Die meisten Autofahrer kapierten das und fuhren durch den Kreisel zurück. Doch eine Frau in einem Smart (keine smarte Fahrerin), ein riesiger Siebeneinhalbtonner und ich blieben in der falschen Auffahrt stecken. Um uns noch mehr zuzusetzen, begann ein Baustellenfahrzeug, rückwärts in die Trottel hineinzufahren, die gerade am Umkehren waren, um aus der falschen Auffahrt wieder herauszukommen. Während wir hinausfuhren, fuhr er rückwärts in uns hinein und tat so, als würde er uns in seinem unsichtbaren Eiertanz gar nicht bemerken. Die Frau im Smart fängt an, auf die Hupe zu drücken. Ich beginne auch zu hupen, kurz davor, in Panik zu geraten. Ich kenne diese Art Schweizer, die einem eine Lektion erteilen wollen. Die Frau im Smart ist bereits in Panik ausgebrochen. Der Lastwagenfahrer hält nach wenigen Zentimetern an und beginnt, sie mit französischen Beleidigungen zu überschütten, weil sie das Schild nicht versteht. Da sehe ich meine große Chance, die Mittellinie zu überqueren und zurück in den Verkehrskreisel zu entkommen. Mein Seitenholm schrammt an der Leitplanke entlang; das hat sie sich mit ihrem winzigen Smart nicht getraut.

Ich kämpfe mich erneut den ganzen Weg aus Bulle raus, Richtung Romont, und überlege, quer bis zum Lac de Neuchâtel durchzufahren. Doch stattdessen komme ich ungefähr zwanzig Kilometer südlich in entgegengesetzter Richtung auf die Autobahn. Nur Bulle kann das mit einem machen.

Das ist die Ironie in der Schweiz: Städte und Dörfer mit bezaubernd schönen Namen sind hässlich, während Städte oder Gemeinden mit Namen, die zur Vorsicht mahnen, dagegen zauberhaft sein können. Les Enfers, der Orkus, ist eine idyllische Landgemeinde von sieben Leuten, kaum real, eine kurze Erinnerung. Dann Saignelégier, das wirklich eine durcheinandergewürfelte, heruntergekommene Stadt ist. La Chaux-de-Fonds ist eigentlich ein Les Enfers, klingt aber so charmant; La Chaux-de-Fonds ist nur eine depressive Uhrmacherstadt mit kampfgestählten Uhrmachern, die sich am Uhrenturm festklammern.

Auf der Karte ist Les Enfers ein Punkt, durch den man in Sekundenschnelle hindurchgefahren ist. Es gibt Bauern mit Kindern, Frauen, Regen, Getreide, Schnee, Kühe, Würmer, Birnen. Wenn man lange genug dort leben würde, könnte es Les Enfers sein.

C’est la vieille ville près de Saint-Ursanne: Saint-Hippolyte. Das ist die alte Stadt in der Nähe von Saint-Ursanne: Saint-Hippolyte.

Hättest du nur die felsigen Klippen über die Steilhänge zum Doubs hinunterfahren können – nur ein Abtrünniger könnte sich hier niederlassen. Deswegen müssen sie ein Gebet sprechen beim Fahren.

Saint-Ursanne

Hôtel Demi-Lun-15. September 2006

Nach dem einmalig schönen, felsigen und schwierigen Abstieg von Les Bois, Le Noirmont bis Saignelègier, Besançon erreiche ich endlich das Hôtel Demi-Lune.