Der Adventmörder - Elliot Woolf - E-Book
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Der Adventmörder E-Book

Elliot Woolf

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Beschreibung

Ho-Ho-Horror überzieht die Metropole Nordstadt in der Vorweihnachtszeit. Ein scheinbar psychopathischer Serienmörder hinterlässt eine Spur des Schreckens. Seine Opferauswahl erscheint ungewöhnlich und gibt nicht nur Rätsel auf, sondern produziert immenses Leid. Anna, eine junge Ermittlerin der örtlichen Kriminalpolizei erfährt Unterstützung durch einen erfahrenen Fallanalytiker des Bundeskriminalamtes. Gelingt es ihnen ihre verschiedenen charakterlich-geprägten Vorgehensweisen in Einklang zu bringen, um den Mörder zu stoppen? Tauche in die düstere Atmosphäre der Adventszeit ein – Der Adventmörder bietet die perfekte Spannung für lange, kalte Winterabende und sorgt zu gleich im Sommer für eisige Schauer an heißen Tagen, die dir auch im Sonnenschein den Atem rauben.

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Ähnliche


Elliot Woolf

Der Adventmörder

Thriller

Eine vorweihnachtliche Geschichte MJM Books

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Danksagung

Prolog

Sonntag, 3. Dezember, 23:10 Uhr

Kapitel 1

Montag, 4. Dezember, 17:30 Uhr

Dienstag, 5. Dezember, 09:23 Uhr

Kapitel 2

Dienstag, 5. Dezember, 11:30 Uhr

Dienstag, 5. Dezember, 13:00 Uhr 

Kapitel 3

Sonntag, 10. Dezember, 14:00 Uhr

Sonntag, 10. Dezember, 16:01 Uhr

Kapitel 4

Sonntag, 10. Dezember, 18:34 Uhr

Sonntag, 10. Dezember, 21:23 Uhr

Montag, 11. Dezember, 11:30 Uhr

Montag, 11. Dezember, 12:10 Uhr

Dienstag, 12. Dezember, 09:45 Uhr

Dienstag, 12. Dezember, 12:23 Uhr

Kapitel 5

Mittwoch, 13. Dezember, 08:23 Uhr

Donnerstag, 14. Dezember, 09:30 Uhr

Donnerstag, 14. Dezember, 12:00 Uhr

Donnerstag, 14. Dezember, 13:25 Uhr

Donnerstag, 14. Dezember, 15:43 Uhr

Freitag, 15. Dezember, 08:00 Uhr

Kapitel 6

Freitag, 15. Dezember, 10:55 Uhr

Freitag, 15. Dezember, 22:00 Uhr

Samstag, 16. Dezember, 14:00 Uhr

Kapitel 7

Sonntag, 17. Dezember, 13:03 Uhr

Sonntag, 17. Dezember, 15:34 Uhr

Kapitel 8

Sonntag, 17. Dezember, 20:15 Uhr

Kapitel 9

Sonntag, 17. Dezember, 20:59 Uhr

Kapitel 10

Sonntag, 17. Dezember, 21:14 Uhr

Sonntag, 17. Dezember, 21:27 Uhr

Sonntag, 17. Dezember, 21:47 Uhr

Sonntag, 17. Dezember, 21:56 Uhr

»Ende des Advent-Killers

Demnächst: 

Buch

Ho-Ho-Horror überzieht die Metropole Nordstadt in der Vorweihnachtszeit. Ein scheinbar psychopathischer Serienmörder hinterlässt eine Spur des Schreckens. Seine Opferauswahl erscheint ungewöhnlich und gibt nicht nur Rätsel auf, sondern produziert immenses Leid.

Anna, eine junge Ermittlerin der örtlichen Kriminalpolizei erfährt Unterstützung durch einen erfahrenden Fallanalytiker des Bundeskriminalamtes. Gelingt es ihnen ihre verschiedenen charakterlich-geprägten Vorgehensweisen in Einklang zu bringen, um den Mörder zu stoppen?

Autor

Elliot Woolf ist ein Kind der frühen 90er Jahre, dessen berufliche Karriere ihn an zahlreiche spannende Orte auf der ganzen Welt geführt hat. Seine vielfältigen Erfahrungen als Nachrichtendienstler haben ihn stark geprägt und dienen ihm heute als Inspirationsquelle für seine Arbeit. Aus einer Mischung aus Realität und Fantasie entstehen so authentische Kriminalgeschichten.

Impressum

Herausgeber:

MJM Products GmbH,

25785 Nordhastedt, Riese 2

E-Mail: [email protected]

Instagram: elliot_woolf_autor

Originalausgabe 2024

Alle Inhalte dieses Werkes, insbesondere Texte, sind urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei der MJM Products GmbH.

Covergestaltung: Mit Unterstützung von ChatGPT

Danksagung

Ein herzlicher Dank für ihre liebevolle Unterstützung geht an meine Königin.

Prolog

Dieses Mal könnte es schwieriger werden. Die Situation, die sich ihm darstellte, war grundlegend anders. Hier in der Einsamkeit, wo jeder jeden kannte. Keine Deckung durch touristischen Trubel, kreischende Kinder und Verkehrslärm. Stille. Heilige. Nacht. Die Stiefel des Mannes durchschnitten mit jedem Schritt die Ruhe der Dunkelheit. Seinen Wagen hatte er zwei Straßen weiter geparkt. Doch das Risiko blieb. Schon ein unbekanntes Auto konnte hier auffallen. Er bog um die letzte Ecke. Nun hatte er sein Ziel im Blick. Ein klumpiger Würfel von einem Neubau. Grässlich. Als hätte man ihn aus einer Großstadt hierher gebeamt. Die Nachbargebäude waren von ähnlicher Gestalt. Dörfer vermittelten oftmals das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben. Der Anblick großer, anmutiger, alter Bauernhäuser, die viele Zeitalter gesehen hatten, entschleunigte auch den süchtigsten Workaholic. Nicht so in diesem Neubauwohngebiet.  Neureiche Spießer wohnten in dieser Straße. Solche, die in der Stadt als Pädagogen arbeiteten, dreimal im Jahr in den Urlaub flogen, aber ihrem grünen, nachhaltigen Geist damit Ausdruck verliehen, dass sie schließlich vom Land seien. Eine ungewöhnliche Wohnlage für einen alleinerziehenden Vater. Doch kam es dem Mann auch irgendwie bekannt vor. Den Vorteil, den er aus diesen großen, grauenvollen Villen ziehen konnte, war die Entfernung zu den Nachbarn. Mindestens fünfzehn Meter trennten Hauswand von Hauswand. Dazwischen meist zwei Meter hohe Mauern oder glatt geschnittene Buchenhecken. Der Mann stand jetzt vor seinem Ziel. Er blickte sich in alle Richtungen um. Es war dunkel und still. Die Straßenlaternen gaben mit ihren matten Lichtkegeln nur den Anschein von Helligkeit wieder. Vor ihm prangte ein mannhohes Eingangstor. Ein Problem? Der Mann trat heran und drückte die geschwungene Messingklinke vorsichtig nach unten. Langsam und quietschend schwang das Tor nach innen auf. Der Mann lächelte zufrieden. Der Vorgarten war gepflegt, die Hecken gestutzt. Stilvoll, aber einfach gehalten. Der Mann trat umsichtig auf die runden Steinplatten, die ihn über die nasse Wiese zur Eingangstür leiteten. Dort angekommen, empfing ihn das grelle Aufblitzen der Deckenleuchten, die am kurzen Vordach angebracht waren. Bewegungsmelder. Er war nicht überrascht. Er war nicht das erste Mal hier. Der Mann begutachtete aus den Schatten einer großen Vase heraus die stabile Eingangstür. Aluminium, aber robust. Matter Anthrazit. Keine Scheiben. Kein Guckloch. Auch keine Kameras drumherum. Der Mann machte einen großen Satz ins Licht. Er griff mit der rechten Hand in der Innentasche des Mantels nach dem entscheidenden Gegenstand. Die andere Hand streckte er nach der silbernen Türklingel aus. Konzentration.

Sonntag, 3. Dezember, 23:10 Uhr

Anna

Anna schlängelte sich mit ihrem gelben Renault Megane geschickt durch die Einsatzfahrzeuge. Das grelle Blinken der Blaulichter blendete sie. Ihre Kopfschmerzen verstärkten sich. Die Zeit war zu knapp gewesen, um ihr Privatauto auf dem Kommissariat noch mit einem Dienstwagen zu tauschen. Es zählte womöglich jede Sekunde. Zumindest sollten sich ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. War er wieder da? Sie parkte unmittelbar vor der mit weiß-rot gestreiftem Flatterband gezogenen Absperrung. Hektisch verließ sie das Fahrzeug, griff dabei nach ihrer schwarzen Ledertasche und suchte nach einem bekannten Gesicht unter den umher stehenden Kollegen. Einer der uniformierten Polizisten kam mit ernster Miene auf sie zu. Dabei gestikulierte er ihr zu verschwinden. Als Antwort griff sie nach ihrem Dienstausweis, der in einem kleinen Etui um ihren Hals hing. »Ich bin vom Mordkommissariat.« Er nickte und wies sie an, sich umzuziehen. »Ich komme direkt von zuhause, habt ihr noch einen Anzug für mich?« Der Polizist bedeutete ihr zu warten und verschwand zum Kofferraum seines Streifenwagens. »Hier. Möglicherweise etwas zu groß. Pass also auf, dass du dich nicht lang machst.« Anna bedankte sich und streifte den weißen Tatortanzug über ihre Straßenkleidung. Auch wenn es eine routinierte Handlung war, fiel es ihr dieses Mal schwer. Ihre Hände zitterten, als sie die Kapuze über ihre langen, dunklen, zu einem Zopf zusammengebundenen Haare stülpte. Als sie bis auf die Schuhe alles eingepackt hatte, deutete der Kollege stumm in die Richtung des kleinen Bungalows. Anna wandte sich dem Tatort zu. Alles schien sich in ihrer Wahrnehmung zu fokussieren. Die restlichen Polizisten und Sanitäter, die umher wuselten, blendete sie beinahe aus. Bedacht schritt sie durch das kleine hölzerne Gartentörchen über den gepflasterten Weg zum Haus. Die Bauart der Häuser in dieser Nachbarschaft war fast identisch. Ganz im Stile einer britischen Vorstadt. Eng bei eng. Einfache, kleine Vorgärten, kein Schnickschnack. Die Haustür stand offen, alle Lichter im Haus brannten. War das zum Tatzeitpunkt auch so gewesen? Anna holte tief Luft und nahm die Szenerie im Innern des Hauses wahr. Ein langer Flur. Er führte ins Wohnzimmer. Drei weitere Türen, eine links, zwei rechts. Alles schien recht ordentlich. Kaum Staub. Ein Plüschtier lag am Ende des Ganges. Anna hob es auf. Sie blickte in seine leeren Knopfaugen. Ein Kind scheint schon mal im Spiel zu sein. Keine Bilder an der Wand. Insgesamt recht karg eingerichtet. Hier fehlte die weibliche Hand. Es passte. Leider. Anna überflog nur die Zimmer links und rechts. Sie spielten lediglich eine untergeordnete Rolle. Das Wohnzimmer war entscheidend. Es war eine moderne, offene Wohnküche. Rechts eine Einbauküche mit Kochinsel und links uninspiriert im Quadrat aufgestellt, ein Sofa, ein Sessel, ein Hocker. Ausgerichtet auf eine weiße TV-Wand mit Flachbildfernseher.  Annas Blick wanderte über das Sofa. Dahinter stand noch ein kleiner Holztisch im selben Stile der TV-Wand, darunter ein hässlicher roter Perserteppich. Doch war er nicht wirklich rot. Erik Reimer lag auf dem Rücken. Arme und Beine weit von sich gestreckt. Erik war der Hausbesitzer. Erik war tot. Die Leiche trug einen blau-rot gestreiften Pyjama. Sein Körper schien völlig unversehrt. Anna betrachtete sein Gesicht. Das, was davon übrig war. »Armes Schwein. Er hat ihn ganz schön zugerichtet.« Eine Hand auf Ihrer Schulter riss Anna aus ihren Gedanken. »Anna?« Nicht in der Erwartung, angefasst zu werden, zuckte sie unwillkürlich zusammen. »Tut mir leid«, entschuldigte sich Mesut: »Ich wollte dich nicht erschrecken.« »Ist schon gut«, wandte Anna sich an den hinzugekommenen Kollegen. »Ich war gerade nur in meiner Gedankenwelt.« »Und was Erhellendes dabei gesehen?« Anna lächelte kurz. Sie mochte Mesut, war er doch der Kollege, den sie am längsten in dieser Stadt kannte. Als Anna ihre Ausbildung in der Polizeischule abgeschlossen hatte, wurde sie für zwei Jahre aufs Land versetzt. Dort hatte sie es weniger mit psychopathischen Mördern zu tun gehabt als mit streitsüchtigen Landwirten. Sie löste keine Mordfälle, sondern durfte sich mit, angeblich, vergifteten Düngemitteln und durch Trecker blockierte Straßen auseinandersetzen. Doch dann – Anfang des letzten Jahres, ergab sich ein glücklicher Umstand für Anna. Die Chance, in die große Stadt zu ziehen und in der Mordkommission zu arbeiten. Sie erinnerte sich noch, als wäre es erst gestern gewesen, als sie, die junge Kommissarin vom Lande, den direkten Sprung von der Kreisklasse in die Bundesliga geschafft hatte. Völlig aus dem Häuschen betrat sie voller Tatendrang die Polizeiinspektion, doch ihr Chef riss sie nur fünf Minuten später aus ihrer Traumwelt. Sie sollte, bevor sie mit den sogenannten großen Jungs spielen dürfe, erst einmal in der Schlammzone laufen und graben lernen. Beim Kriminaldauerdienst durfte sie das nächste halbe Jahr im Schichtdienst erste Erfahrungen in der Großstadt sammeln. Der Kriminaldauerdienst war ein kriminalpolizeilicher Bereitschaftsdienst, der rund um die Uhr in der Lage war, überall im Einsatzgebiet Ereignisorte immer dann zu untersuchen, wenn die Schutzpolizisten an ihre fachlichen Grenzen stießen. Ein halbes Jahr hörte sich zwar nicht lang an, aber Anna leistete in der Zeit den ersten Auswerteangriff an allen möglichen Orten des Verbrechens. Von schweren Körperverletzungen, über Suizide, hin zu knallharten Tötungsdelikten war alles dabei gewesen. Dort lernte sie Mesut kennen. Der charmante Kriminaloberkommissar nahm sie herzlich in die Einheit auf und zeigte ihr alles, worauf es wirklich ankam. Wo gab es den besten Kaffee und wie überzeugt man den Schichtplaner von den eigenen Wochenendplänen? (Fußballwitze, vor allem wenn sie sich gegen den FC Bayern München richteten und merkwürdigerweise Salzstangen.) Anna mochte Mesut, behandelte ihn aber mit Vorsicht, denn die Bettgeschichten des Mittvierzigers mit zweien seiner Teampartnerinnen waren ihr rasch zu Ohren gekommen. Und auf ein Techtelmechtel mit Kollegen hatte sie es wahrlich nicht abgesehen. Pro aktiv ließ Anna ihn spüren, dass zwischen ihnen beiden nie etwas laufen würde und er verstand ihre deutlichen Signale. Das nahm jegliche Spannung aus ihrer Arbeitsbeziehung und öffnete den Weg für eine wahre Freundschaft. So wurden ihre gemeinsamen Schichten zu einer echten Freude für Anna. Und Mesut war begeistert von der Lernfähigkeit und Beobachtungsgabe seiner jungen Partnerin. Dieser Umstand kam Anna schnell zugute, denn Mesut fand auf der Polizeiinspektion nicht nur bei den weiblichen Kollegen Anklang. Auch seine fachliche Meinung war hochgeschätzt. So führte sein Zuspruch dazu, dass die junge, hübsche Polizistin vom Lande in kürzester Zeit genau das bekam, was sie immer wollte. Einen Platz bei den großen Jungs. Einen Platz in der Mordkommission.

»Er ist es wieder, oder?«, fragte Mesut und seine Gesichtszüge nahmen einen besorgten Ausdruck an. »Genauso, wie du es befürchtet hattest.« Anna nickte. So schien es zumindest. Er war wieder zurück. Pünktlich zum ersten Advent. »Wie alt ist das Kind?«, fragte Anna leise. »Es sind zwei. Herrgott. Zwillinge. Sie sind drei, vielleicht vier. Genau weiß ich es nicht. Hab sie gerade nur kurz gesehen, als Maike sie aus dem Haus geholt hat.« Anna näherte sich dem Leichnam, hockte sich vorsichtig hin und versuchte vergeblich, einen nützlichen Hinweis an ihm zu entdecken. Sie seufzte. »Mesut, wir dürfen keine Zeit verlieren. Wenn du irgendetwas gefunden hast, was anders ist als letztes Jahr oder einen Hinweis – irgendwas – dann sag es mir jetzt. Ansonsten muss ich sofort den Chef anrufen.« »Es tut mir leid«, wiederholte Mesut. »Ich kann dir nicht helfen.«

Anna stand vor dem Haus. Der eisige Wind zischte durch die Straßenzüge. Durch die kalte Luft gefroren ihre Finger. Dabei ihr Handy an ihr Ohr zu halten, war sehr unangenehm. Ihre Finger wurden steif, trotzdem lauschte sie konzentriert den Worten des anderen. Sie stimmte ihm zu. Sie hatte gewusst, dass es nach diesem Mord keine große Überredungskunst ihrerseits brauchen würde. Sie legte auf. Ihr Chef hatte bestätigt. Er kümmerte sich darum. Die Unterstützung, die sie schon letztes Jahr gebraucht hätte, würde bald kommen.

Kapitel 1

Konzentration. Drinnen ging das Flurlicht an. Trotz des heulenden Windes konnte der Mann dumpfe Schritte hören, die sich näherten. Ein angenehmes Prickeln erfüllte seinen Körper. Ein wohliges Gefühl, welches sich von seiner Brust bis in alle Extremitäten ausbreitete. Er fühlte keine Aufregung. Er verspürte Vorfreude. Die Türklinke senkte sich und der Mann setzte auf seine harte Miene seine beste Maske: Ein breites Lächeln. »Ja?«, Lehmann drückte sein Gesicht durch den Türspalt, den er geöffnet hatte. Er ist vorsichtig, dachte der Mann. Das wird ihm auch nicht helfen. Einladend lächelnd präsentierte der Mann Lehmann den Gegenstand.  »Sie kommen mir doch verdammt bekannt vor … dachte ich es mir doch.«  Lehmann schob die Tür weiter auf und machte einen kleinen Schritt über die Türschwelle. Der Mann wusste genau, wie er Menschen positiv in Erinnerung blieb. Der erste Eindruck musste sitzen. Viel Zeit dafür gab es nie. Gut aussehen. Nicht zu gut. Angenehm und hygienisch. Ein leichtes Lächeln. Nicht überspitzt. Ein flotter Spruch auf den Lippen. Gerne anzüglich. Ein bestätigendes Nicken. Zum Abschied einen Klaps auf die Schulter. Und das Wichtigste: Lass sie deine Abscheu nicht spüren. Auch bei Lehmann zog seine Masche. Er ließ ihn sogar freiwillig ins Haus. Der Rest würde ein Kinderspiel werden.

Montag, 4. Dezember, 17:30 Uhr

Michi

Michael Wehrmann war sechsundfünfzig Jahre alt. Er hatte eine lange Karriere als Ermittler beim Bundeskriminalamt hinter sich. Mehr Leichen gesehen, als ihm gutgetan hätten und aufregende Geschichten erlebt, die sein Haar schon vor einigen Jahren eisgrau gefärbt hatten. Für seine jetzige Verwendung hatte er sich ursprünglich ausschließlich Büro- und Aktenarbeit vorgestellt. Keine Mordszenen erkunden und Schurken befragen, sondern anhand wissenschaftlicher Methoden aus der warmen Sicherheit einer heizungsnahen Verwendung heraus ein psychosoziales Profil von Gewaltstraftätern erstellen. Dabei müsste er weder seinen Kopf riskieren, noch seine eigene psychische Gesundheit ruinieren. Vor allem nicht in den letzten Jahren vor seiner Pensionierung. Ehrlicherweise war Michael, der von allen nur Michi genannt wurde, schon lange kein Idealist mehr. Doch wer könnte ihm das verübeln? Erdrückende Datenschutzregelungen und die ständige Prüfung der Nicht-Zuständigkeit deutscher Behörden verwandelten auch den engagiertesten Kriminalkommissar in einen gleichgültigen, besserwisserischen und übergewichtigen Bürokraten, der nichts riskieren würde, um bloß nicht seine Pensionsansprüche zu gefährden. Hinzu kamen natürlich noch die Menschen, mit denen man Tag für Tag zu tun hatte. Denn bei all den Überstunden, die man aufgrund von Personalengpässen leisten musste, war es wirklich beinahe Tag für Tag. Michi hatte seit über dreißig Jahren mit den schlimmsten Menschen zu tun, die man sich nur vorstellen konnte. Mörder, Vergewaltiger, Terroristen. Michi war erschöpft von seinem Beruf – seiner Berufung – wie sie es früher immer genannt hatten. Wenn man täglich in den Abgrund der Menschheit schaut, verändert das jeden. In den meisten Fällen nicht zum Guten. So gesehen fand Michi, dass er sich noch einigermaßen gut gehalten hatte. Immerhin tat er immer das, was notwendig war. Auch wenn es ihm möglicherweise an der früheren Motivation fehlte. So wie jetzt. Trotz seines geplanten Überstundenabbaus diese Woche machte er sich auf den weiten Weg zu einem Fall, bei dem man nach seiner Expertise verlangt hatte. Anstatt in seinem gemütlichen Sessel vor dem Kaminfeuer damit zu verbringen, einen Roman nach dem anderen zu verschlingen, würde er den nächsten Abgrund der Unmenschlichkeit herabblicken. Er fühlte sich nicht geehrt, dass man speziell nach ihm verlangt hatte. Schon lange fühlte er sich nicht mehr als jemand Besonderen, obwohl viele, gerade jüngere Kollegen Hochachtung vor seiner Spezialisierung hatten. Michi war Fallanalytiker. Profiler, wie die amerikanischen Serien oder Medien ihn nennen würden. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sich in die Gedankenwelt der dunkelsten und durchtriebensten Wesen der Welt hineinzuarbeiten. Serientäter zu fangen, war seine Paradedisziplin. Er war wirklich gut darin. Doch spielte er, anders als in amerikanischen Serien, nie in der vordersten Reihe mit. Eigentlich betrat er gar nicht das Spielfeld. Er saß während des Spiels in der Kabine, lauschte dem Radiokommentator und sah sich die Taktiktafel an. Warum spielt jener Spieler im linken Mittelfeld? Wie könnte diese Standardsituation verlaufen, wenn Ronaldo selber schießt? Warum handelt der Trainer, wie er handelt? Und was könnte er als Nächstes machen? Das waren die Fragen oder so ähnlich, mit denen Michi sich beschäftigte, während die lokalen Ermittler neunzig Minuten über den Platz hetzen mussten und nicht zu verstehen schienen, dass der Ball immer schneller rollen würde, als sie laufen können.

Michis Zug erreichte am späten Abend die Millionenstadt, in der er die nächsten Tage oder sogar Wochen verbringen würde. Nach sechs Stunden Fahrt mit diversen Fahrtunterbrechungen war er erschöpft und sehnte sich nach einem warmen Tee und einem weichen Bett. So nahm er die Schönheit des modernsten und ordentlichsten Bahnhofs des Landes gar nicht wahr. Eigentlich hätte ihn der Anblick erfreut; schätze er doch Ordnung und Sauberkeit an öffentlichen Plätzen. Vielleicht gerade deswegen, weil die nordrhein-westfälischen Großstädte dies stets vermissen ließen. Michi zog seinen Koffer den langen Bahnsteig entlang, durchquerte eine Doppeltür und betrat die riesige, hell erleuchtete Bahnhofshalle. Ein angenehmer Duft nach gebrannten Mandeln und Glühwein erfasste seine Wahrnehmung. Die Halle war weihnachtlich, festlich geschmückt. Ein lebensgroßes Krippenspiel prangte im Eingangsbereich zwischen den Schaltern. Eine großzügig bestückte Hütte mit liebevoll detaillierten Wachsfiguren begeisterte vorrangig die kleinsten Besucher. Schafe, Esel, die drei Heiligen Könige aus dem Morgenland, Maria, das Jesuskind in der Futterschale des Ochsen und natürlich Josef. Josef, der Mann, der seiner Frau geglaubt hatte, dass sie unbefleckt den Sohn Gottes in sich trüge. Wäre Josef heute ein potenzielles Opfer in seinem neuen Fall? Eher nicht. Viele Fakten sprachen dagegen. Auch wenn Michi noch nicht viel über die Morde wusste, war ihm immerhin bekannt, dass es sich bei den Opfern um alleinstehende Männer mit Kindern handelte.  Glück gehabt, Josef, lächelte Michi in sich hinein, als er dem alten Mann, der in der hintersten Ecke der Hütte abgestellt worden war, in die Augen blickte.  Er gehörte einfach nicht zum Kern der Weihnachtsgeschichte, er war nur Mittel zum Zweck, damit Maria und ihr ungeborener Sohn in eine glaubhafte und zeitgemäße Begebenheit eingebettet werden konnten. Aber die Geschichte hätte genauso ohne ihn funktioniert. Ein lautes Grummeln aus seiner Magengegend riss Michi aus seinen Gedanken. Im Hintergrund der dargestellten Szenerie entdeckte er einen Kiosk mit Backwarenverkauf. Ein kleiner Snack war jetzt genau das Richtige für ihn.  Er schritt in einem gemächlichen Tempo zu dem kleinen Geschäft. Ein Laden, dessen Sortiment bunt zusammengewürfelt schien. Von Zahnbürsten, über Tiefkühlpizza und Pasta, bis hin zu Büchern und Tageszeitungen. Bevor Michi sich den Backwaren zu wendete, studierte er interessiert die regionalen Infoblätter und nahm sich schließlich eines aus dem Regal. Es sollte nicht schaden, einige Informationen aufbereitet durch einen einheimischen Reporter zu betrachten. Auch diese Sichtweise sollte zu einem umfassenden Lagebild immer dazu gehören. Außerdem waren regionale Journalisten in den Gemeinden meistens ausgezeichnet vernetzt und hatten somit Zugang zu Informationen, die den großen Zeitungen und Meinungsverbreitern verborgen blieben.  Michi bezahlte neun Euro und fünfzig Cent für die Zeitung und zwei belegte Brötchen mit extra viel Mayonnaise. Er ärgerte sich über seinen Mangel an Disziplin, als er in den fettigen Teig biss. Er wollte doch langsam wieder auf ein gesünderes Körpermaß runterkommen. Nach dem zweiten Bissen war die Schmach der Niederlage verflogen. Es schmeckte ihm einfach zu gut. Michi verließ zufrieden vor sich hin kauend das Bahnhofsgebäude und hielt nach abfahrbereiten Taxen Ausschau. Ein grauhaariger Mann mittleren Alters mit fernöstlichem Migrationshintergrund winkte ihn zu sich. »Wo soll’s hingehen, Meister?« »City-Hotel, am alten Marktplatz.« Der Taxifahrer nickte, nahm ihm wortlos den Koffer ab und verfrachtete diesen in den Kofferraum seines Taxis. Er griff auch nach Michis Umhängetasche, aber dieser winkte ab und ließ die Tasche neben sich auf die Rückbank fallen. Michi hatte keine Lust auf Small Talk und so griff er in seine Ledertasche nach der Tageszeitung. Er durchblätterte sie auf der Suche nach dem aktuellen Mordfall. Das Blättchen hatte eine moderne Aufmachung und verfügte sogar über eine Crime-Rubrik. Die Leute liebten nichts mehr als True-Crime-Geschichten.  Michi schlug diesen Teil der Zeitung auf und fand schnell, wonach er gesucht hatte:

»Rückkehr des Advent-Killers NORDSTADT. Schreckliche Nachrichten trafen das Herz unserer schönen Metropole am gestrigen Sonntagabend. Der unbekannte und scheinbar unfassbare Serienmörder, der Nordstadt letztes Jahr heimsuchte, ist zurück. Alles deutet jedenfalls darauf hin. Gestern Abend gegen 23:00 Uhr meldete die siebenundachtzig-jährige Ulrike M., die mit ihrem Dackel Herbert noch spät vor die Tür musste, dass aus dem Nachbarhaus klagende Kinderschreie zu hören waren. Als auf ihr Klingeln und Klopfen niemand reagierte, wählte die rüstige Rentnerin kurzerhand den Notruf. Der Rettungsdienst der Feuerwehr und die Polizei verschafften sich Zugang zu dem Reihenhaus und fanden eine schreckliche Szene vor. Der Hausbesitzer und zweifache, alleinerziehende Vater Erik R. lag tot in seinem Wohnzimmer. Erschlagen mit einem stumpfen Gegenstand.  Das Schrecklichste daran, seine beiden Kinder, knapp dreieinhalb Jahre alte Zwillinge, saßen neben ihrem toten Vater, als die Polizei sie fand.  Spuren oder Hinweise durch Zeugen wurden bis zum Redaktionsschluss noch nicht durch die Polizei veröffentlicht. Auch zog die Polizei bei der eilig einberufenen Pressekonferenz keine Verbindung zur vierfachen Mordserie der letzten Weihnachtszeit, über die wir unsere Leser detailliert unterrichtet hatten. Auf Nachfrage, ob die Polizei in dieser Richtung ermittle, erwiderte ein Sprecher, dass dies noch voreilig sei und man noch zu wenig wisse, um entsprechende Schlüsse zu ziehen. Es bestehe derzeit kein Grund zur Panik, die Polizei tue alles, was in ihrer Macht stehe, um den tragischen Mordfall schnellstmöglich aufzuklären und den oder die Täter bzw.

---ENDE DER LESEPROBE---