Der alte Mann und das Meer - Ernest Hemingway - E-Book
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Der alte Mann und das Meer E-Book

Ernest Hemingway

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Beschreibung

Ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis 1953, ein Jahr später ausdrücklich von der Nobelpreis-Jury erwähnt: Hemingways faszinierende Novelle über den kubanischen Fischer Santiago. Allein fährt er in einem kleinen Ruderboot aufs Meer. Vierundachtzig Tage hat er nichts gefangen. Sein junger Helfer wurde auf ein anderes Boot geschickt – der alte Mann sei vom Unglück verfolgt, sagen die Eltern. Doch nachdem Santiago wieder einen ganzen Tag lang umsonst gewartet hat, beißt ein sehr großer Fisch an und zieht ihn und das Boot hinaus aufs offene Meer. Ein ungleicher Kampf beginnt. «Der Klassiker erstrahlt in schlichter Schönheit.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung) «Ernest Hemingway, der Magier mit den schlichten Hauptsätzen und dem Gespür für alles Sinnliche. Im Grunde zelebriert sein Blick eine Liebe zur Schöpfung.» (Die Zeit) Für Hemingway-Liebhaber: Die berühmte Novelle in neuer Übersetzung und ansprechender Ausstattung.

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Seitenzahl: 135

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Ernest Hemingway

Der alte Mann und das Meer

Aus dem Englischen von Werner Schmitz

Rowohlt E-Book

Inhaltsübersicht

WidmungEinführungDer alte Mann und das Meer

Für

Charlie Scribner

und

für Max Perkins

Einführung:Das Reifen eines Meisterwerks

Im April 1936 erschien im Esquire Ernest Hemingways Artikel «Blaues Meer: Ein Brief vom Golfstrom». Der etwas sprunghaft geschriebene Text beginnt mit der Schilderung eines Gesprächs zwischen dem Autor und einem Freund über die jeweiligen Vorzüge von Hochseeangeln und Großwildjagd. Nachdem sie ein wenig herumgeflachst haben, hebt Hemingway zu einer leidenschaftlichen Lobrede auf die Faszination und Schönheit des Lebens am Golfstrom an. Dieser und die anderen großen Meeresströmungen seien «die letzte Wildnis, die es gibt». Alsdann erzählt er von seinen eigenen Angelerlebnissen und ergänzt diese mit Geschichten seines kubanischen Freundes Carlos. Eine davon handelt von einem riesigen Marlin:

… ein alter Mann, der allein in einem Boot vor Cabañas fischte, bekam einen großen Marlin an den Haken, der das Boot an der schweren Handleine aufs offene Meer hinauszog. Zwei Tage später lasen Fischer den alten Mann sechzig Meilen weiter östlich auf, Kopf und vorderer Teil des Fischrumpfs waren längsseits an seinem Boot angebunden. Was von dem Marlin übrig war, weniger als die Hälfte, wog siebenhundert Pfund. Der alte Mann hatte einen Tag und eine Nacht und noch einen Tag und noch eine Nacht durchgehalten, während der Fisch im tiefen Wasser das Boot hinter sich herzog. Als er schließlich nach oben kam, zurrte der alte Mann das Boot an ihn heran und erlegte ihn mit der Harpune. Längsseits festgemacht, fielen Haie über den Marlin her, und der alte Mann kämpfte allein im Golfstrom in seinem Boot gegen sie an, schlug und stach und prügelte mit einem Ruder auf sie ein, bis er nicht mehr konnte, und die Haie fraßen, bis auch sie nicht mehr konnten. Als die Fischer ihn fanden, saß er weinend im Boot, halb wahnsinnig über seinen Verlust, und die Haie umkreisten immer noch das Boot.

Das ist eine nahezu perfekte Kurzgeschichte. Und eine unvergessliche obendrein, nicht nur wegen ihrer Merkwürdigkeit, sondern auch, weil sie ein schier körperliches Empfinden des Geschehens vermittelt.

Als fünfzehnjähriger Internatsschüler las ich das zum ersten Mal. Unser Rektor, Dr. Drury, hatte für den Esquire nichts übrig, er fand die Zeitschrift «nicht männlich». (Ich wüsste zu gern, wie Hemingway auf diese Kritik reagiert hätte.) Auf jeden Fall ließ mich die Geschichte fortan nicht mehr los.

Wichtiger noch: Sie ließ auch Hemingway nicht los. Offenbar war er sich über ihren Wert als Keimzelle einer literarischen Arbeit im Klaren. Drei Jahre später erwähnte er in einem Brief an seinen Lektor Max Perkins über ein geplantes Buch mit Kurzgeschichten eine

über den alten Handelsfischer, der 4 Tage und vier Nächte ganz allein in seinem Boot mit einem Schwertfisch kämpfte, der schließlich von den Haien gefressen wurde, nachdem er ihn längsseits gezogen hatte, aber nicht ins Boot holen konnte. Das ist eine wunderbare Geschichte von der kubanischen Küste. Ich fahre mit dem alten Carlos in seinem Boot raus, um das richtig hinzukriegen. Alles, was er tut, und alles, was er denkt bei diesem langen Kampf, ganz allein in seinem Boot, außer Sichtweite der anderen Boote. Eine großartige Geschichte, wenn ich sie richtig hinkriege. Die wäre die Krönung des Buchs.

Aber die Sammlung, die diese Geschichte enthalten sollte, wurde nie geschrieben, da eine der Erzählungen über den Spanischen Bürgerkrieg «sich selbständig machte»; ehe Hemingway sich’s versah, war sie auf fünfzehntausend Wörter angeschwollen, und er fand sich mitten in einem Roman, der ein Jahr später unter dem Titel Wem die Stunde schlägt erscheinen sollte.

Erst im Januar 1951 – fünfzehn Jahre nach ihrem ersten Auftritt im Esquire – kam Hemingway auf die «Santiago-Story» zurück, wie er sie nannte. Zu der Zeit lebte er in seinem Haus auf Kuba und konnte sich ganz auf die Arbeit konzentrieren. Nach langer Durststrecke sah er sich endlich wieder im beglückenden Vollbesitz seiner Kreativität.

Wie ursprünglich geplant, nahm Hemingway die äußeren Details der Geschichte und erzählte das Ganze aus der Sicht des Fischers. Damit ermöglicht er es dem Leser, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren, was immer Hemingways wichtigstes Ziel als Schriftsteller war.

Die spirituellen Motive geben der Erzählung Tiefe und steigern ihre Wirkung. In Santiagos Gedanken kann der Leser an den Glaubensüberzeugungen eines einfachen Fischers teilhaben, der stolz auf seine Ausdauer ist, aber das fatalistische Gefühl hat, er sei «zu weit hinausgefahren», und der trotz aller Anstrengungen, seine Beute zu töten, große Ehrfurcht vor dem Leben besitzt. Man kann diese Geschichte unmöglich lesen, ohne zu glauben, dass sie in vielerlei Hinsicht Hemingways eigene Ideale von Männlichkeit darstellt.

Nachdem er zunächst vorgehabt hatte, die Erzählung als Teil einer Sammlung herauszubringen, nahm er schließlich das ungewöhnliche Angebot an, sie vollständig in einer einzigen Ausgabe von Life zu veröffentlichen. In Buchform erschien sie kurze Zeit später.

Der alte Mann und das Meer wurde rasch zum Welterfolg. Als Hemingway 1954 der Nobelpreis verliehen wurde, nahm das Komitee ausdrücklich Bezug darauf. Der immense Erfolg ließ das Interesse auch an allen anderen Werken Hemingways wieder aufleben – eine Wirkung, die noch heute zu spüren ist. Es zählt zu den kuriosen Fakten der Literaturgeschichte, dass eine Erzählung, die vom Verlust einer großen Trophäe handelt, ihrem Autor die größte Trophäe seiner Karriere eingebracht hat.

Charles Scribner Jr.

Der alte Mann und das Meer

Er war ein alter Mann und fischte allein in einem Boot im Golfstrom, und seit vierundachtzig Tagen hatte er keinen Fisch gefangen. Die ersten vierzig Tage hatte ihn ein Junge begleitet. Aber nach vierzig Tagen ohne einen einzigen Fisch hatten die Eltern des Jungen gesagt, der alte Mann sei jetzt endgültig und eindeutig salao, was die schlimmste Form von glücklos ist, und der Junge war auf ihr Geheiß mit einem anderen Boot gefahren, das in der ersten Woche drei gute Fische fing. Es machte den Jungen traurig, wenn er sah, wie der alte Mann täglich mit seinem leeren Boot hereinkam, und er ging immer hin und half ihm, die aufgeschossenen Leinen oder den Handhaken, die Harpune und das um den Mast gewickelte Segel an Land zu tragen. Das Segel war mit Mehlsäcken geflickt, und eingerollt sah es wie die Flagge einer unabänderlichen Niederlage aus.

Der alte Mann war dünn und hager und hatte tiefe Furchen im Nacken. Die braunen Flecken auf seinen Wangen waren gutartiger Hautkrebs, den die vom Tropenmeer reflektierte Sonne macht. Die Flecken bedeckten beide Seiten seines Gesichts, und an seinen Händen hatte das Hantieren mit schweren Fischen an der Leine tiefe Spuren hinterlassen. Aber keine dieser Narben war frisch. Sie waren so alt wie Erosionen in einer fischlosen Wüste.

Alles an ihm war alt, nur die Augen nicht, und die hatten dieselbe Farbe wie das Meer und waren heiter und unbesiegt.

«Santiago», sagte der Junge zu ihm, als sie das Boot aufs Ufer gezogen hatten und den Strand hochgingen. «Ich könnte wieder mit dir fahren. Wir haben ein wenig Geld eingenommen.»

Der alte Mann hatte dem Jungen das Fischen beigebracht, und der Junge mochte ihn sehr.

«Nein», sagte der alte Mann. «Euer Boot bringt Glück. Bleib dabei.»

«Aber erinnere dich daran, wie du einmal siebenundachtzig Tage hintereinander keinen Fisch gefangen hast, und dann hatten wir drei Wochen lang täglich richtig große.»

«Ich erinnere mich», sagte der alte Mann. «Ich weiß, du hast mich nicht verlassen, weil du gezweifelt hättest.»

«Papa hat es mir befohlen. Ich bin ein Kind und muss ihm gehorchen.»

«Ich weiß», sagte der alte Mann. «Das ist ganz normal.»

«Er hat nicht viel Vertrauen.»

«Nein», sagte der alte Mann. «Aber wir. Wir haben Vertrauen.»

«Ja», sagte der Junge. «Darf ich dir in der Bar ein Bier ausgeben, danach bringen wir die Sachen nach Hause.»

«Warum nicht?», sagte der alte Mann. «Unter uns Fischern.»

Sie saßen draußen vor der Bar, und viele Fischer machten sich über den alten Mann lustig, aber der zürnte ihnen nicht. Andere, ältere Fischer sahen ihn an und waren traurig. Aber das zeigten sie nicht, sondern sprachen taktvoll über die Strömung und die Tiefen, in denen sie ihre Leinen hatten treiben lassen, und das beständig gute Wetter und das, was sie gesehen hatten. Die erfolgreichen Fischer dieses Tages waren bereits zurück, hatten ihre Marlins ausgenommen und in voller Länge auf je zwei Planken, zwei Männer schwankend an den Enden jeder Planke, zum Fischhaus getragen, wo sie auf den Eiswagen warteten, der sie zum Markt nach Havanna bringen würde. Diejenigen, die Haie gefangen hatten, brachten sie zur Haifabrik auf der anderen Seite der Bucht, wo man sie mit einem Flaschenzug hochhievte, ihnen die Leber entfernte, die Finnen abschlug und die Haut abzog und ihr Fleisch zum Einpökeln in Streifen schnitt.

Wenn der Wind von Osten kam, wehte von der Haifabrik ein Geruch über den Hafen; aber heute war davon nur ein schwacher Hauch zu spüren, weil der Wind auf Nord gedreht und dann ganz aufgehört hatte, und draußen vor der Bar war es freundlich und sonnig.

«Santiago», sagte der Junge.

«Ja», sagte der alte Mann. Er hielt sein Glas und dachte viele Jahre zurück.

«Darf ich gehen und dir für morgen Sardinen holen?»

«Nein. Geh Baseball spielen. Ich kann noch rudern, und Rogelio wird das Netz auswerfen.»

«Ich möchte aber gehen. Wenn ich nicht mit dir fischen darf, möchte ich auf andere Weise behilflich sein.»

«Du hast mir ein Bier ausgegeben», sagte der alte Mann. «Du bist schon ein Mann.»

«Wie alt war ich, als du mich das erste Mal im Boot mitgenommen hast?»

«Fünf, und du wurdest um ein Haar getötet, als ich den Fisch zu früh hereinholte und er das Boot fast in Stücke riss. Erinnerst du dich?»

«Ich erinnere mich daran, wie der Schwanz hin und her peitschte, wie die Ruderbank brach, und an das Geräusch der Schläge. Ich erinnere mich daran, wie du mich in den Bug geworfen hast, wo die aufgerollten nassen Leinen lagen, und wie das ganze Boot zitterte, und an das Geräusch deiner Schläge, als ob du einen Baum fällen würdest, und an den süßlichen Blutgeruch überall.»

«Erinnerst du dich wirklich daran, oder habe ich dir das nur erzählt?»

«Ich erinnere mich an alles, seit wir zum ersten Mal hinausgefahren sind.»

Der alte Mann betrachtete ihn mit seinen sonnenverbrannten, zuversichtlichen, liebevollen Augen.

«Wenn du mein Junge wärst, würde ich es mit dir riskieren», sagte er. «Aber du gehörst deinem Vater und deiner Mutter, und euer Boot bringt Glück.»

«Darf ich die Sardinen holen? Ich weiß auch, wo ich vier Köder herbekommen kann.»

«Ich habe noch meine von gestern übrig. Die habe ich in Salz gelegt.»

«Lass mich vier frische holen.»

«Einen», sagte der alte Mann. Er hatte Hoffnung und Zuversicht nie verloren. Jetzt aber frischten sie auf wie eine Brise.

«Zwei», sagte der Junge.

«Zwei», stimmte der alte Mann zu. «Du hast sie nicht gestohlen?»

«Das würde ich tun», sagte der Junge. «Aber diese habe ich gekauft.»

«Ich danke dir», sagte der alte Mann. Er war zu einfach, um sich zu fragen, wann er Bescheidenheit erlernt hatte. Aber er wusste, er hatte sie erlernt, und er wusste, dass daran nichts Schimpfliches war und dass es keinen Verlust an wahrem Stolz bedeutete.

«Bei dieser Strömung wird morgen ein guter Tag», sagte er.

«Wohin wirst du fahren?», fragte der Junge.

«Weit hinaus, um umzukehren, wenn der Wind dreht. Ich möchte draußen sein, bevor es hell wird.»

«Ich werde ihn zu überreden versuchen, weit draußen zu arbeiten», sagte der Junge. «Damit wir dir helfen können, falls du was richtig Großes an den Haken bekommst.»

«Er arbeitet nicht gern so weit draußen.»

«Nein», sagte der Junge. «Aber ich werde etwas sehen, das er nicht sehen kann, einen Vogel beim Fischen zum Beispiel, und ihn dazu bringen, nach Goldmakrelen zu jagen.»

«Sind seine Augen so schlecht?»

«Er ist fast blind.»

«Seltsam», sagte der alte Mann. «Er hat doch nie Schildkröten gejagt. Das macht die Augen kaputt.»

«Aber du hast jahrelang vor der Moskitoküste Schildkröten gejagt, und deine Augen sind gut.»

«Ich bin ein seltsamer alter Mann.»

«Aber bist du stark genug für einen richtig großen Fisch?»

«Ich glaube schon. Und es gibt viele Tricks.»

«Bringen wir die Sachen nach Hause», sagte der Junge. «Dann kann ich das Wurfnetz holen und die Sardinen besorgen.»

Sie luden die Ausrüstung aus dem Boot. Der alte Mann trug den Mast auf der Schulter, und der Junge trug die Holzkiste mit den aufgerollten, fest geflochtenen braunen Leinen, den Haken und die Harpune mit ihrem Schaft. Die Kiste mit den Ködern stand im Heck des Boots neben dem Knüppel, mit dem die großen Fische betäubt wurden, wenn sie längsseits gebracht waren. Niemand würde dem alten Mann etwas stehlen, aber es war besser, das Segel und die schweren Leinen nach Hause zu bringen, da der Tau ihnen nicht guttat, und der alte Mann, auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass niemand von hier ihm etwas stehlen würde, hielt es für eine überflüssige Versuchung, einen Haken und eine Harpune im Boot zu lassen.

Zusammen gingen sie den Weg hinauf zur Hütte des alten Mannes und traten durch die offene Tür ein. Der alte Mann lehnte den Mast mit dem aufgewickelten Segel an die Wand, und der Junge stellte die Kiste und die anderen Sachen daneben ab. Der Mast war fast so lang wie der eine Raum der Hütte. Die Hütte war mit den harten Blättern der Königspalme gedeckt, die man guano nennt, und darin gab es ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl und eine Feuerstelle auf dem nackten Erdboden. An den braunen Wänden aus den geglätteten, einander überlappenden Blättern der derben guano-Wedel hing ein buntes Bild vom heiligen Herzen Jesu und ein weiteres von der Jungfrau von Cobre. Das waren Reliquien seiner Frau. Früher hatte ein koloriertes Foto seiner Frau an der Wand gehangen, aber das hatte er abgenommen, weil ihn der Anblick zu sehr an seine Einsamkeit erinnerte, und jetzt lag es auf dem Brett in der Ecke unter seinem sauberen Hemd.

«Was hast du zu essen?», fragte der Junge.

«Einen Topf gelben Reis und Fisch. Möchtest du etwas?»

«Nein. Ich werde zu Hause essen. Soll ich Feuer machen?»

«Nein. Das mache ich nachher. Oder ich esse den Reis kalt.»

«Darf ich das Wurfnetz nehmen?»

«Aber ja.»

Das Wurfnetz war nicht da, und der Junge dachte daran, wie sie es verkauft hatten. Dennoch spielten sie das täglich durch. Ebenso wenig gab es den Topf mit gelbem Reis und Fisch, und auch das wusste der Junge.

«Fünfundachtzig ist eine Glückszahl», sagte der alte Mann. «Wie würde es dir gefallen, wenn ich einen anschleppe, der netto tausend Pfund auf die Waage bringt?»

«Ich hole das Wurfnetz und gehe Sardinen fangen. Setzt du dich vor der Tür in die Sonne?»

«Ja. Ich habe die Zeitung von gestern und will die Baseball-Artikel lesen.»

Der Junge wusste nicht, ob die Zeitung von gestern auch nur in der Phantasie vorhanden war. Aber der alte Mann zog sie unter dem Bett hervor.

«Die hat mir Pedrico in der bodega gegeben», erklärte er.

«Ich komme wieder, wenn ich die Sardinen habe. Ich werde deine und meine zusammen auf Eis legen, morgen früh können wir sie teilen. Wenn ich zurück bin, kannst du mir vom Baseball erzählen.»

«Die Yankees können gar nicht verlieren.»

«Aber die Indians aus Cleveland machen mir Angst.»

«Vertrau den Yankees, mein Sohn. Denk an den großen DiMaggio.»

«Die Tigers aus Detroit und die Indians aus Cleveland machen mir Angst.»

«Sieh dich vor, sonst fürchtest du auch noch die Reds aus Cincinnati und die White Socks aus Chicago.»

«Du liest das und erzählst es mir, wenn ich zurückkomme.»

«Meinst du, wir sollten ein Lotterielos kaufen, mit einer Fünfundachtzig am Ende? Morgen ist der fünfundachtzigste Tag.»

«Das können wir machen», sagte der Junge. «Aber was ist mit der Siebenundachtzig, deinem großen Rekord?»

«Das passiert nicht zweimal. Meinst du, du kannst eins mit einer Fünfundachtzig auftreiben?»

«Ich kann eins bestellen.»

«Einen Bogen. Der kostet zweieinhalb Dollar. Vom wem können wir uns das borgen?»

«Das ist leicht. Zweieinhalb Dollar kann ich mir immer borgen.»

«Das kann ich wohl auch. Aber ich versuche, nie etwas zu borgen. Erst borgt man, dann bettelt man.»

«Halt dich warm, alter Mann», sagte der Junge. «Vergiss nicht, wir haben September.»

«Der Monat, wenn die großen Fische kommen», sagte der alte Mann. «Im Mai kann jeder ein Fischer sein.»

«Ich gehe jetzt die Sardinen fangen», sagte der Junge.