Meine Liebe hat nie aufgehört - Laura Martens - E-Book

Meine Liebe hat nie aufgehört E-Book

Laura Martens

0,0

Beschreibung

Dr. Baumann ist ein echter Menschenfreund, rund um die Uhr im Einsatz, immer mit einem offenen Ohr für die Nöte und Sorgen seiner Patienten, ein Arzt und Lebensretter aus Berufung, wie ihn sich jeder an Leib und Seele Erkrankte wünscht. Seine Praxis befindet sich in Deutschlands beliebtestem Reiseland, in Bayern, wo die Herzen der Menschen für die Heimat schlagen. Der ideale Schauplatz für eine besondere, heimatliches Lokalkolorit vermittelnde Arztromanserie, die ebenso plastisch wie einfühlsam von der beliebten Schriftstellerin Laura Martens erzählt wird. »Noch etwas Kaffee, Franziska?« erkundigte sich Lena Holzer, nachdem sie bereits Magdalena Walkhofer eingeschenkt hatte. Franziska Löbl schüttelte den Kopf und deutete mit der Hand ein »Danke« an. »Aber ich hätte gern noch Kaffe, Lena.« Anton Löbl hielt der Hausmagd seinen Becher entgegen. »Das war vielleicht ein Sturm letzte Nacht«, wandte er sich an seine Familie. »Hoffentlich hält sich der Schaden, den er angerichtet hat, in Grenzen.« »Diese Hoffnung dürfte reine Illusion sein, Onkel Anton«, erwiderte sein Stiefneffe Paul. »Ich werde nachher zur Hütte hinauffahren, um nachzusehen, ob in unserem Waldstück Bäume beschädigt wurden oder umgestürzt sind.« »Wenn du nichts dagegen hast, begleitet ich dich«, schlug der Bauer vor. »Nein, natürlich nicht, Onkel Anton«, antwortete Paul erfreut. Nach dem schweren Unfall, den sein Stiefonkel im Frühjahr gehabt hatte, hatte es lange Zeit so ausgesehen, als würde er nie wieder laufen können. Doch in den letzten Wochen war es von Tag zu Tag aufwärts gegangen, so daß Anton Löbl sich inzwischen ganz gut auf Krücken bewegen konnte und nur noch selten den Rollstuhl brauchte. »Das ist eine gute Idee, Anton«, sagte Magdalena Walkhofer, die ihrem Bruder und dessen Tochter seit Jahren den Haushalt führte.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 115

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Arzt vom Tegernsee – 11–

Meine Liebe hat nie aufgehört

Laura Martens

»Noch etwas Kaffee, Franziska?« erkundigte sich Lena Holzer, nachdem sie bereits Magdalena Walkhofer eingeschenkt hatte.

Franziska Löbl schüttelte den Kopf und deutete mit der Hand ein »Danke« an.

»Aber ich hätte gern noch Kaffe, Lena.« Anton Löbl hielt der Hausmagd seinen Becher entgegen. »Das war vielleicht ein Sturm letzte Nacht«, wandte er sich an seine Familie. »Hoffentlich hält sich der Schaden, den er angerichtet hat, in Grenzen.«

»Diese Hoffnung dürfte reine Illusion sein, Onkel Anton«, erwiderte sein Stiefneffe Paul. »Ich werde nachher zur Hütte hinauffahren, um nachzusehen, ob in unserem Waldstück Bäume beschädigt wurden oder umgestürzt sind.«

»Wenn du nichts dagegen hast, begleitet ich dich«, schlug der Bauer vor.

»Nein, natürlich nicht, Onkel Anton«, antwortete Paul erfreut. Nach dem schweren Unfall, den sein Stiefonkel im Frühjahr gehabt hatte, hatte es lange Zeit so ausgesehen, als würde er nie wieder laufen können. Doch in den letzten Wochen war es von Tag zu Tag aufwärts gegangen, so daß Anton Löbl sich inzwischen ganz gut auf Krücken bewegen konnte und nur noch selten den Rollstuhl brauchte.

»Das ist eine gute Idee, Anton«, sagte Magdalena Walkhofer, die ihrem Bruder und dessen Tochter seit Jahren den Haushalt führte. »Du wirst sehen, nächstes Jahr wirst du wahrscheinlich schon wieder auf dem Traktor sitzen können.«

Franziska schrieb etwas auf den kleinen Block, den sie ständig bei sich trug, seit sie als Kind nach einem Unfall, der ihrer Mutter das Leben gekostet hatte, nicht mehr sprechen konnte. Sie schob ihn ihrem Vater entgegen.

Anton Löbl nickte. »Ja, du kannst dich darauf verlassen, Franziska, ich werde mir auch weiterhin viel Mühe geben. Seit ich wieder auf eigenen Beinen stehen kann, erscheint mir die Welt nicht mehr so trübe, und vor allen Dingen bin ich überzeugt, schon bald auch die Krücken los zu sein.«

»Wir werden dir nach Kräften dabei helfen, Bauer«, versprach Christian Wolf, einer der Knechte des Löblhofes.

Franziska stand auf, griff nach ihrer Handtasche, die sie neben sich auf die Eckbank gelegt hatte, küßte ihren Vater auf die Stirn, winkte den anderen zu und ging zur Küchentür.

»Grüß Dr. Baumann von uns«, bat Magdalena Walkhofer.

Ihre Nichte nickte. Gleich darauf schloß sich die Tür hinter

ihr.

Anton Löbl stand schwerfällig auf. Seine Schwester hätte ihm gern geholfen, doch sie wußte aus Erfahrung, wie unwillig ihr Bruder reagieren konnte, wenn man ihm Hilfe aufdrängte. Auf beide Krücken gestützt humpelte er in den Korridor und verschwand kurz darauf in seiner Schlafstube, die solange er noch keine Treppen steigen konnte, im Erdgeschoß des alten Bauernhauses lag.

»Männer«, bemerkte Lena, nachdem auch Christian die Küche verlassen hatte, und räumte den Tisch ab.

»Ja, darin hast du gar nicht so unrecht«, meinte die Wirtschafterin. Sie setzte sich wieder an den Tisch, um einen Einkaufszettel zu schreiben.

Anton Löbl und sein Stiefneffe fuhren im Geländewagen vom Hof. Der Bauer verlor kein Wort darüber, daß die Fahrt zur Hütte hinauf ziemlich beschwerlich für ihn war und ihn jede Unebenheit der schmalen Straße, die durch Felder und Wiesen aufwärts führte, schmerzte. Er ahnte, daß er für diese Fahrt später mit erheblichen Beschwerden würde büßen müssen, doch das war es ihm wert.

Anton Löbl wartete, bis ihm sein Stiefneffe beim Aussteigen helfen konnte. Er wollte sich auf die Bank vor der Hütte setzen, so lange Paul das Waldstück inspizierte. »Ich bin schon ewig nicht mehr hiergewesen«, sagte er und blickte an der Hütte hinauf. Sein wettergegerbtes Gesicht wurde weich, als er daran dachte, wie er sich oft als junger Bursche mit seiner späteren Frau getroffen hatte.

»Da stimmt etwas nicht«, bemerkte Paul stirnrunzelnd.

»Wie meinst du das?« Der Bauer stützte sich schwer auf seine Krücken.

Paul wies zu einem der Hüttenfenster, das einen Spaltbreit offenstand. Es sah aus, als wäre es um den Fenstergriff herum eingeschlagen worden. »Warte hier, Onkel Anton«, sagte er und huschte fast lautlos die schmale Holztreppe hinauf, die zum Eingang führte. Leise steckte er den Schlüssel ins Schloß und drehte ihn herum.

In der Hütte regte sich nichts, als der junge Mann die Tür aufstieß. Durch die Fenster fiel das Morgenlicht. »Hallo, ist hier jemand?« fragte er, dann sah er den umgestürzten Becher, der vor einem Bett im hintersten Winkel des Raumes auf dem Boden lag. Im selben Moment nahm er schwere, keuchende Atemzüge wahr und zwischen ihnen ein langgezogenes Wimmern.

Erschrocken trat der junge Mann ans Bett. Unwillkürlich hielt er den Atem an, als sein Blick auf das Mädchen fiel, das zwischen den zerwühlten Kissen und Decken lag. Es mochte zehn, elf Jahre alt sein. Seine wirren, dunklen Haare breiteten sich wie ein Schleier auf dem Kissen aus. Sein bleiches Gesicht war schweißbedeckt. Das Kind schien halb bewußtlos zu sein. Bewegungslos lag es da, die Hände im Laken verkrampft.

Paul berührte sanft die Wange des Mädchens. Die Haut fühlte sich glühend heiß an. »Wer bist du?« fragte er. »Wo kommst du her?«

Das Mädchen schien seine Stimme überhaupt nicht zu hören. Ununterbrochen wimmerte es vor sich hin.

Paul rannte nach draußen und stürzte die Treppe hinunter. Hastig berichtete er seinem Onkel von dem Kind. »Es scheint hohes Fieber zu haben«, sagte er. »Ich glaube, es sieht gar nicht gut aus.«

»Hilf mir die Treppe hinauf, Paul«, wies Anton Löbl seinen Neffen an.

Es dauerte ein paar Minuten, bis der Bauer es geschafft hatte, die Stufen zu bewältigen. Schweratmend, auf seine Krücken gestützt, stand er einen Moment im Eingang der Hütte, dann schleppte er sich zum Bett. Mit Pauls Hilfe setzte er sich neben das Mädchen.

»Bitte, hol Wasser«, bat er den jungen Mann. »Aber erst gib mir eines der Tücher, die im Schrank sind.«

Paul kam seiner Bitte nach. »Was ist mit ihr?« fragte er fast flüsternd, wartete jedoch nicht die Antwort seines Onkels ab, sondern griff nach einem Krug und eilte zu dem Brunnen, der vor dem Haus stand.

Anton Löbl tupfte ganz behutsam das Gesicht des Mädchens ab. Liebevoll sprach er auf es ein. »Es wird alles wieder gut«, sagte er immer wieder. »Jetzt sind wir da, und man wird dir helfen. Du mußt keine Angst haben.«

Paul kehrte mit dem Wasser zurück, füllte einen Becher und reichte ihn seinem Onkel. Ohne, daß dieser ihn darum bat, hob er vorsichtig den Kopf der Kleinen an, so daß Anton Löbl ihr den Becher an die Lippen setzen konnte.

Es dauerte ein paar Sekunden, aber dann trank das Mädchen etwas von dem Wasser.

»Gib mir bitte einen Teelöffel«, sagte Anton Löbl, »dann kann ich ihr hin und wieder zu trinken geben, während du zum Hof zurückfährst, um von dort aus Dr. Baumann anzurufen. Sag ihm, daß es eilt.«

Paul gab ihm den Löffel. »Ich bin so schnell es geht zurück«, versprach er. »Ein Glück, daß du mitgekommen bist.«

»Das kann man wohl sagen.« Der Bauer wandte sich wieder dem Mädchen zu. Er flößte ihm etwas von dem Wasser ein.

Das Kind schlug die Augen auf. Sie glänzten vor Fieber und Schmerzen. »Nicht schlagen«, flüsterte es ängstlich. »Bitte, nicht schlagen.« Wie zum Schutz hielt sie die Hände vor ihr Gesicht.

»Keiner wird dich schlagen«, versprach Anton Löbl. »Es wird alles wieder gut. Bitte glaube mir, es wird alles wieder gut.« Ganz sanft ergriff er die Hände des Mädchens und hielt sie fest.

*

Dr. Eric Baumann parkte vor der Garage. Als er ausstieg, wurde er so stürmisch von Franzl begrüßt, als hätte der Hund ihn schon tagelang nicht mehr gesehen. »Ist ja gut, Franzl«, sagte er begütigend und tätschelte den Kopf und den Rücken des Tieres. »Ich bin doch nur im Sankt Agnes-Stift gewesen, weil es der alten Frau Stefan nicht besonders gut geht.«

Franzl stieß erneut die Schnauze gegen das Bein des Arztes. Dabei wedelte er so heftig mit der Rute, als wäre sie ein Propeller, der nicht mehr abgestellt werden konnte.

»Komm, gehen wir frühstücken.«

Franzl horchte auf. Das Wort »Frühstück« klang überaus verlockend. Vergnügt tänzelte es neben seinem Herrn her, als dieser das Haus betrat und sich der Küche zuwandte.

»Guten Morgen, Franziska«, grüßte Eric die junge Frau, die zusammen mit seiner Haushälterin am Tisch saß. »Ist für mich auch noch etwas Kaffee da?«

»Ich habe für dich extra noch einmal frischen Kaffee aufgebrüht«, erwiderte Katharina. »Franziska ist vor ein paar Minuten gekommen. Stell dir vor, ihr Vater ist mit dem Paul zur Hütte hinaufgefahren. Sieht aus, als sei der Löbl auf dem besten Weg, wieder der alte zu werden.«

»Das freut mich«, meinte Dr. Baumann. »Was wollen die beiden bei der Hütte?«

Franziska schrieb rasch ein paar Worte.

»Ja, es könnte durchaus sein, daß der Sturm letzte Nacht einige Schäden angerichtet hat«, bestätigte Eric, nachdem er einen Blick auf den Block geworfen hatte. »Danke.« Er griff nach dem Kaffeebecher, den ihm Katharina Wittenberg reichte, und setzte sich an den Tisch.

Im Wohnzimmer klingelte das Telefon.

»Bleib nur sitzen, ich geh schon«, sagte die Haushälterin. Wenige Minuten später kehrte sie zurück. »Paul Walkhofer ist am Telefon. Du sollst sofort zur Hütte hinauskommen. Sein Onkel und er haben dort oben ein kleines Mädchen gefunden, das offenbar schwer krank ist.«

Franziska sah sie erschrocken an. »Wie ist das Kind in die Hütte gekommen?« schrieb sie.

Katharina hob die Schultern. »Du wirst Hunger haben, Eric. Nimm ein belegtes Brötchen mit. Sieht aus, als sei das wieder einer der Tage, an denen du nicht zum Essen kommst.«

»Ich esse später etwas.« Eric nahm ein paar Schlucke von seinem Kaffee, dann eilte er hinaus. Franzl, der auf ein zweites Frühstück gehofft hatte, sah ihm enttäuscht nach.

»Wenn Eric so weitermacht, wird er eines Tages Magengeschwüre bekommen«, schimpfte Katharina vor sich hin, obwohl sie durchaus einsah, daß es auf jede Minute ankam.

Als Dr. Baumann bei der Hütte ankam, sah er, daß auch Paul Walkhofer bereits wieder zu ihr zurückgekehrt war. Sein Wagen stand im Schuppen, so daß er selbst direkt davor parken konnte. Er griff nach seiner Arzttasche, die auf dem Beifahrersitz lag, und stieg aus.

Paul ging ihm entgegen. »Ich habe heißen Kamillentee mitgebracht. Ein wenig hat sie getrunken«, sagte er. »Gut, daß Sie gleich kommen konnten, Herr Doktor.«

»Das ist doch selbstverständlich«, meinte Eric. »Das mit dem Kamillentee ist eine gute Idee gewesen.«

Anton Löbl saß noch immer am Bett des Kindes. »Es sieht nicht gut aus«, raunte er dem Arzt zu, als dieser die Hütte betrat. »Janina heißt sie, soviel habe ich inzwischen herausbekommen.« Er beugte sich über die Kleine. »Der Doktor, von dem ich dir erzählt habe, ist jetzt da. Du wirst sehen, wie schnell es dir wieder besser geht.«

Paul half seinem Onkel beim Aufstehen. Er führte ihn an den Tisch, wo der Bauer auf einem der Stühle Platz nahm. »Soll ich hinausgehen?« fragte der junge Mann.

»Nein, bleib nur da, Paul. Vielleicht brauche ich deine Hilfe.« Dr. Baumann setzte sich aufs Bett. Er erkannte auf den ersten Blick, wie schlecht es um das Kind stand. »Hallo, Janina«, sagte er freundlich und griff nach dem Handgelenk der Kleinen, um ihren Puls zu fühlen.

Das Mädchen antwortete ihm nicht. Es hatte wieder die Augen geschlossen.

»Kannst du mir sagen, wo du herkommst?«

Wieder keine Antwort.

Eric nahm an, daß die Kleine auch weiterhin stumm bleiben würde. Trotzdem sprach er freundlich und sanft auf sie ein, während er ihr erst die Jacke und dann das T-Shirt auszog, das sie trug. Erschrocken starrte er auf die blauen Flecke und Striemen, die Brust und Rücken des Mädchens bedeckten.

»Paul, bitte halte Janina fest, während ich sie abhorche«, bat er.

Paul war mit zwei Schritten am Bett. Er warf dem Arzt einen entsetzten Blick zu. »Wer um alles in der Welt…«

Eric winkte ab. »So, jetzt werden wir mal sehen, was mit dir ist«, sagte er zu Janina. Er nahm sein Stethoskop aus der Tasche und setzte es vorsichtig erst auf die Brust, dann auf den Rücken des Kindes. »Hast du Schmerzen beim Atmen?« fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten.

»Ja«, flüsterte Janina. Sie hielt noch immer die Augen geschlossen. Es war ihr so schwindlig, daß sich alles um sie herum zu drehen schien.

»Sieht aus, als hättest du eine doppelseitige Rippenfellentzündung«, sagte Eric. »Aber das bekommen wir schon in den Griff. Ich werde dich ins Krankenhaus nach Tegernsee bringen. Dort gibt es eine Menge netter Ärzte, Schwestern und Pfleger, die nur darauf warten, dich zu verwöhnen.«

Mit Pauls Hilfe zog er Janina wieder an, dann hüllte er sie in eine warme Decke, die der junge Mann ebenfalls vom Hof mitgebracht hatte.

Auf seine Krücken gestützt schleppte sich Anton Löbl zum Bett. »Wir werden dich besuchen, Janina«, versprach er. »Der Paul und ich sind deine Freunde. Und der Onkel Doktor natürlich auch.« Er holte tief Luft. »Es ist schon schrecklich, was manche Leute mit ihren Kindern anstellen«, meinte er zu Eric gewandt.

»Da gebe ich dir allerdings recht«, erwiderte der Arzt. »Paul, bitte lauf voraus und öffne die Hintertür meines Wagens. Ich werde über Autotelefon die Klinik verständigen, damit alles bereit ist, wenn wir kommen.« Er berührte die Schulter des Bauern. »So gegen Mittag werde ich mich bei dir melden, Anton«, versprach er. »Bis dann.«

»Alles Gute«, wünschte Anton Löbl und blickte ihm nach, als er mit dem Kind im Arm Paul folgte. Er fragte sich, wann man Janina wohl gefunden hätte, wenn sie an diesem Morgen nicht gezwungen gewesen wären, zur Hütte zu fahren.

*

Eva-Maria Winkler klopfte an die Tür des Krankenzimmers und trat ein. Auf den ersten Blick sah sie, daß Andrea Greiner, das zehnjährige Töchterchen ihrer Putzfrau, nicht mehr allein war. In dem Bett am Fenster lag ein weiteres Mädchen. Es schien zu schlafen, ganz sicher war sich die junge Frau da allerdings nicht.

Andrea richtete sich auf. »Fein, daß du mich besuchst, Tante Eva-Maria«, sagte sie. »Hast du dir extra meinetwegen freigenommen?«

»Ja.« Eva-Maria schloß die Kleine in die Arme. »Wie geht es dir?« fragte sie. »Hast du noch Schmerzen?«