Sie könnte seine Tochter sein - Laura Martens - E-Book

Sie könnte seine Tochter sein E-Book

Laura Martens

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Beschreibung

Dr. Baumann ist ein echter Menschenfreund, rund um die Uhr im Einsatz, immer mit einem offenen Ohr für die Nöte und Sorgen seiner Patienten, ein Arzt und Lebensretter aus Berufung, wie ihn sich jeder an Leib und Seele Erkrankte wünscht. Seine Praxis befindet sich in Deutschlands beliebtestem Reiseland, in Bayern, wo die Herzen der Menschen für die Heimat schlagen. Der ideale Schauplatz für eine besondere, heimatliches Lokalkolorit vermittelnde Arztromanserie, die ebenso plastisch wie einfühlsam von der beliebten Schriftstellerin Laura Martens erzählt wird. Immer häufiger mußte Nadine Sutterer stehenbleiben. Ihre Füße schmerzten, was kein Wunder war, denn es war heute ihr erster Arbeitstag. Energisch blies sie sich eine blonde Locke aus der Stirn, dann hastete sie auf den hintersten Tisch zu, von wo bereits wieder nach der Bedienung gerufen wurde. Nadine zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht, holte den Block hervor und fragte freundlich: »Darf es noch etwas sein?« Sie notierte das Bestellte und ging weiter zum Nebentisch. Seit Stunden ging dies schon so. Es gab keine Pause, kaum erhoben sich Gäste von einem Tisch, so trafen schon wieder neue ein. Nun, sie war selbst schuld. Ihre Mutter hatte sie gewarnt, doch sie wollte endlich ihr eigenes Geld verdienen, und dies nicht im Geschäft ihrer Mutter. »Wenn du willst, kannst du jetzt eine Pause machen.« Nadine sah von ihrem Block auf. Eine Kollegin, die sie am Morgen kurz kennengelernt hatte, stand vor ihr. »Der Chef hat gesagt, daß ich dich ablösen soll. Hast du überhaupt schon etwas gegessen?« Nadine schüttelte den Kopf. Daran hatte sie nicht gedacht. Zu sehr war sie in den letzten Stunden nur hin und her geeilt. Sie sah auf ihre Uhr. Um zehn Uhr hatte sie die ersten Gäste auf der Terrasse bedient, und nun war es schon vier Uhr. »Ich habe zwischendurch nur mal einen Kaffee getrunken«

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Der Arzt vom Tegernsee – 12–

Sie könnte seine Tochter sein

Laura Martens

Immer häufiger mußte Nadine Sutterer stehenbleiben. Ihre Füße schmerzten, was kein Wunder war, denn es war heute ihr erster Arbeitstag. Energisch blies sie sich eine blonde Locke aus der Stirn, dann hastete sie auf den hintersten Tisch zu, von wo bereits wieder nach der Bedienung gerufen wurde.

Nadine zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht, holte den Block hervor und fragte freundlich: »Darf es noch etwas sein?«

Sie notierte das Bestellte und ging weiter zum Nebentisch. Seit Stunden ging dies schon so. Es gab keine Pause, kaum erhoben sich Gäste von einem Tisch, so trafen schon wieder neue ein. Nun, sie war selbst schuld. Ihre Mutter hatte sie gewarnt, doch sie wollte endlich ihr eigenes Geld verdienen, und dies nicht im Geschäft ihrer Mutter.

»Wenn du willst, kannst du jetzt eine Pause machen.«

Nadine sah von ihrem Block auf. Eine Kollegin, die sie am Morgen kurz kennengelernt hatte, stand vor ihr.

»Der Chef hat gesagt, daß ich dich ablösen soll. Hast du überhaupt schon etwas gegessen?«

Nadine schüttelte den Kopf. Daran hatte sie nicht gedacht. Zu sehr war sie in den letzten Stunden nur hin und her geeilt. Sie sah auf ihre Uhr. Um zehn Uhr hatte sie die ersten Gäste auf der Terrasse bedient, und nun war es schon vier Uhr.

»Ich habe zwischendurch nur mal einen Kaffee getrunken«, gestand sie.

»Dann gib schon her!« Die Kollegin griff nach dem Block. »Melde dich in der Küche, dort hat man sicher etwas zu essen für dich.«

»Danke.« Nadine spürte erst jetzt, daß sie Hunger hatte. Sie wollte davonstürmen, besann sich aber noch rechtzeitig. »Wann soll ich wiederkommen? Ich soll doch auch beim Abendessen helfen.«

»Um neunzehn Uhr! Inzwischen ruhst du dich aus. Bei dem schönen Wetter werden die meisten Gäste auf der Terrasse essen wollen.«

»Kein Problem! Bis dahin bin ich wieder fit.« Die Neunzehnjährige lächelte. Sie hatte nicht die Absicht, bereits am ersten Tag schlappzumachen.

»Hallo! Kann ich etwas für Sie tun?« So freundlich wurde Nadine in der Küche des Seehotels von einem jungen Mann empfangen.

»Ich hoffe es!« Nadine musterte nun ihrerseits den jungen Mann, der eine weiße Schürze umgebunden hatte und offensichtlich hier tätig war. »Ich habe Hunger! Es wäre nett, wenn Sie mir irgend etwas Eßbares anbieten könnten.«

»Ich denke, da haben wir eine große Auswahl. Die Töpfe stehen noch auf dem Herd.« Der junge Mann deutete in das Innere der Küche. »Wünsche werden entgegengenommen und auch sofort erfüllt.«

Nadine strich sich das Haar zurück. »Ich weiß nicht, ob ich noch fähig bin, so eine schwere Entscheidung zu treffen.« Ihre Augen blitzten übermütig, der junge Mann gefiel ihr. Sie schnupperte. »Wenn alles auch so köstlich schmeckt, wie es hier riecht…«

»Das will ich doch hoffen! Die Küche des Seehotels ist exquisit.« Er näherte sich ihr und streckte ihr die Hand hin. »Du bist die Neue, ich habe dich heute morgen schon gesehen. Ich arbeite bereits seit vierzehn Tagen hier und das nicht zum ersten Mal. Ich bin der Valentin! Hast du etwas dagegen, wenn wir uns duzen?«

»Nein! Ich heiße Nadine!« Sie nahm seine Hand. »Und hinter mir liegen die ersten Stunden meiner Ferienjob-Tätigkeit.«

»Mir ist klar, du brauchst eine Stärkung.« Er grinste lausbubenhaft und verneigte sich. »Ganz zu deinen Diensten! Es trifft sich ausgezeichnet, daß ich auch grade Pause habe, so kann ich dir Gesellschaft leisten. Wenn du dich in den kleinen Raum neben dem Speisesaal setzt, dann serviere ich dir im Handumdrehen ein köstliches Menü.«

»Einverstanden!« Nadine fand, daß es nicht schaden könnte, wenn sie sich jetzt auch ein wenig verwöhnen ließ. Vorsichtshalber meinte sie jedoch noch: »Laß mich aber bitte nicht zu lange warten. Mir knurrt nämlich wirklich schon der Magen.«

»Ich eile!« Valentin dienerte erneut, dann sah Nadine nur noch seinen Rücken.

Was für ein Clown, dachte Nadine, aber ein netter. Sie suchte den kleinen Raum, der als Aufenthaltsraum für die Angestellten diente, und ließ sich dort auf den nächstbesten Stuhl fallen. Sie hatte gerade erst ihre Schuhe abgestreift, als Valentin auch schon mit einem Tablett erschien. Im Nu stand vor Nadine ein Teller mit einer köstlichen Vorspeise.

»Ich wünsche einen guten Appetit!« Valentin machte eine übertriebene einladende Geste. »Ich hoffe, es schmeckt dir!«

»Herrlich!« Nadine hatte bereits den ersten Bissen in den Mund geschoben. »Hast du das zubereitet? Ich meine, bist du Koch?«

»Sagen wir, ich habe bei der Zubereitung geholfen. Ich bin in diesem Haus sozusagen das Mädchen für alles.«

»Wie meinst du das?« Nadine ließ die Gabel sinken und sah ihn fragend an.

»Ich arbeite hier oder helfe aus, sooft mir das möglich ist. Auf diese Weise versuche ich, mir mein Studium zu finanzieren.« Valentin zuckte die Achseln, er sprach nicht gerne darüber. Was Nadine nach seinem forschen Auftreten nicht ahnen konnte, war, daß er im Grunde eigentlich eher schüchtern war. Dieses Mädchen hatte ihm heute morgen schon sehr gut gefallen, und nun war sie wie ein Engel plötzlich in der Küche aufgetaucht.

»Genau das habe ich auch vor.« Nadine lächelte ihn an. »Ich fange zwar erst im Herbst mit meinem Studium an, aber ich möchte nicht, daß Mama ständig alles für mich bezahlen muß.«

Was sollte er dazu sagen? Sein Vater hatte nicht gewollt, daß er Medizin studierte. Er sollte denselben Beruf erlernen wie er. Seinem Vater gehörte eine Tischlerei in Rottach-Egern, und er brachte seinem Berufswunsch noch immer kein Verständnis entgegen.

Nun sah er jedoch, mit welcher Begeisterung Nadine aß, und schob den Gedanken an seinen Vater rasch zur Seite. »Ich habe dir auch eine Erdbeerbowle mitgebracht. Sie schmeckt köstlich. Sie ist mein Geheimrezept.«

»Ich kann doch jetzt keinen Alkohol trinken«, gab Nadine zu bedenken. »Um neunzehn Uhr muß ich wieder zum Dienst erscheinen.«

»Da hast du ja noch drei Stunden Zeit«, freute sich Valentin. Er wurde rot. »Ich meine, ich könnte dir dann alles Interessante hier zeigen.«

»Ich weiß nicht, ob ich viel Lust auf eine Entdeckungstour habe.« Der Teller war leer, sie schob ihn von sich. Gleichzeitig hob sie ihre Beine etwas an.

»Dir tun die Füße weh«, meinte Valentin sachkundig. »Es dauert einige Tage, dann bist du das lange Stehen gewöhnt. Ich spiele auch oft den Kellner.«

»Ob das meine Füße wohl in einigen Tagen auch wissen?« Nadine streckte sich etwas. Es waren nicht nur die Beine, die schmerzten.

»Oh, entschuldige, du bist ja schon fertig. Den Salat habe ich bereits mitgebracht.« Er nahm die Schüssel vom Tablett und stellte sie vor Nadine hin. »Und was die Bowle betrifft, du kannst davon trinken, soviel du willst, sie steigt dir sicher nicht in den Kopf. Sie enthält nämlich keinen Alkohol.«

Nadine griff nach dem Glas, wollte sich bedanken, doch da war er schon wieder hinausgeeilt. Kurz darauf kam er mit dem Hauptgericht und dem Dessert zurück.

Nadine verdrehte die Augen, als sie die Delikatessen sah, und griff sofort zu Messer und Gabel. Sie aß mit großem Appetit. Zwischen den Bissen sah sie rasch zu ihm hin. »Entschuldige, aber ich habe erst jetzt bemerkt, wie hungrig ich bin. Willst du dich nicht setzen?«

»Gerne!« Valentin bekam wieder einen roten Kopf. Verlegen senkte er den Blick und setzte sich ihr gegenüber. Er wollte sie nicht anstarren, aber er hatte das Gefühl, noch nie ein schöneres Mädchen gesehen zu haben.

Nadine spürte seinen Blick und hob den Kopf. »Es schmeckt ausgezeichnet! Ich glaube, es fängt an, mir hier zu gefallen. Jedenfalls vielen Dank für diese wunderbare Bedienung. Das habe ich gebraucht. Es ist wirklich nicht einfach, wenn man sich dauernd hin und her hetzen lassen muß.«

Valentin erschrak. »Du bleibst doch? Du wirst sehen, es fällt einem von Tag zu Tag leichter.«

»Natürlich bleibe ich!« Nadine griff nach dem Glas und trank. »Ich habe auch meinen Stolz. Mama wollte ja nicht, daß ich hierherkomme. Jetzt muß ich durchhalten.« Sie lachte und streckte sich dabei unbekümmert. »Ich finde es sogar ganz interessant, nicht länger an Mamas Rockzipfel zu hängen.«

Was für ein Mädchen! Valentin hätte jubeln können. So sprach er aus, was er dachte. »Es ist schön, daß du hier bist! Wenn du Fragen hast oder Hilfe brauchst, dann wende dich bitte an mich.«

In Nadines Augen blitzte der Schalk auf, als sie fragte: »Bekomme ich dann immer so ein gutes Essen?«

Valentin wurde rot, und Nadine fand, daß er wirklich ein netter Kerl war. So streckte sie ihm impulsiv die Hand hin. »Vielen Dank! Ich komm gerne auf dein Angebot zurück. Bisher habe ich immer in den Schulferien Mama in der Gärtnerei geholfen. Ich habe noch nie etwas alleine unternommen. Mein Vater ist vor zehn Jahren gestorben, und so waren Mama und ich aufeinander angewiesen. Wir haben immer alles gemeinsam gemacht. Aber ich bin nun der Ansicht, daß damit Schluß sein soll. Mama soll die Möglichkeit haben, einen neuen Mann kennenzulernen.« Einen Augenblick lang schwieg sie nachdenklich, dann streckte sie ihr Kinn nach vorn und setzte hinzu: »Und ich bin alt genug, um eigene Erfahrungen zu machen.«

Valentin bestätigte dies erfreut. Er nahm sich vor, alles zu tun, damit Nadine sich am Tegernsee wohl fühlte.

*

Dr. Baumann pfiff nach seinem Hund, der auch sofort die Stufen der Terrasse heraufgesprungen kam und freudig bellte. Wenn sein Herrchen pfiff, dann wußte er, daß ein Spaziergang auf dem Programm stand.

Der Arzt begrüßte den Hund, der freudig an ihm hochsprang. »Feierabend, mein Guter! Wir können losziehen.«

Das Bellen des Hundes lockte auch Katharina Wittenberg auf die Terrasse. Sie war mehr als nur die Haushälterin des vierzigjährigen Arztes, denn sie hatte an ihm bereits Mutterstelle vertreten. »Na, Franzl«, meinte sie nun an den Hund gewandt, »hat das Herrchen wieder einmal Zeit für dich?«

»Eigentlich wollte ich vor dem Abendessen noch einige Briefe schreiben, doch dann fand ich, daß das Wetter dafür zu schön ist.« Eric Baumann lächelte Ka­tharina an. »Ich werde also einen Spaziergang machen, und vielleicht setze ich mich auf die Terrasse des Seehotels und trinke ein Bier.«

»Warum nicht!« Katharina kniff die Augen etwas zusammen. »Ein Bier könnte ich dir natürlich auch hier im Garten servieren.«

»Das könntest du!« Eric Baumanns Lächeln verstärkte sich. Er wußte nur zu gut, wie gerne ihn Katharina noch immer bemutterte, und da er nicht verheiratet war, ließ er sich dies auch gerne gefallen. Katharina hatte sich auch schon viele Jahre um seinen Vater gekümmert. Sie war nun einmal die gute Seele des Doktorhauses. Jetzt sah er, daß sie sich achselzuckend abwandte, da hatte er eine Idee.

»Warum kommst du nicht einfach mit? Ich lade ich zu einem Eis ein.«

Mit vor Staunen geöffnetem Mund sah Katharina ihn an.

Eric lachte. »Du hast schon richtig gehört, begleite mich einfach. Wir machen einen Spaziergang gemeinsam, und danach kehren wir im Seehotel ein.«

»Aber das Abendessen. Wenn du zurückkommst, soll es doch fertig sein!«

»Wer sagt das? Genauso gut können wir auch im Seehotel essen.«

»Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage!« Heftig schüttelte Katharina ihr ergrautes Haupt. »Für die Küche bin ich zuständig, oder schmeckt dir mein Essen nicht mehr?«

»Aber Katharina, für mich wirst du immer die beste Köchin sein. Das schließt aber doch nicht aus, daß auch ich dich einmal einladen kann.«

»Heute, an einem ganz gewöhnlichen Wochentag?« Sie konnte es noch immer nicht fassen.

»Warum denn nicht? Mir ist danach.« Liebevoll sah Eric die etwas beleibte Frau an. Er wußte, daß er ihr viel zu verdanken hatte.

»Das geht doch nicht! Ich kann doch nicht so…« Sie sah an sich hinab. »Wie ich aussehe!« Erneut schüttelte sie den Kopf.

»Wir wollen ja nicht tanzen gehen.« Eric trat zu ihr und legte ihr den Arm um die Schultern. »Natürlich, wenn du nicht willst, dann mache ich mich eben alleine auf den Weg.«

»Ich weiß nicht!« Katharina war noch immer unschlüssig. ­Erics Einladung freute sie jedoch sehr. »Ich wollte ja schon am Sonntag ein Eis essen gehen. Franziska hatte jedoch keine Zeit, und alleine macht es keinen Spaß.«

»Worauf wartest du denn noch? Heute hast du mich zur Gesellschaft.«

»Das ist es ja gerade! Da kann ich doch nicht so…« Erneut sah sie an sich hinab. »Dieses Kleid ist schon etliche Jahre alt.«

»Entweder so oder gar nicht!« sagte Eric bestimmt, aber er lächelte dabei.

»Gut, ich bin gleich soweit!« Die Erregung hatte nun Katharinas Wangen gerötet. Sie hastete davon.

Der Arzt beugte sich wieder zu Franzl, seinem Mischlingshund, hinunter und kraulte ihm das Fell. »Wollen wir hoffen, daß es nicht zu lange dauert.«

Er mußte nicht lange warten. Franzl hörte Katharina zuerst und lief bellend zur Terrassentür. Liebevoll klopfte Katharina ihm den Rücken, dann sah sie Eric unsicher an. »Ist es wirklich eine gute Idee, wenn ich dich begleite?«

»Aber sicher! Wie du siehst, freut sich auch Franzl. Dann wollen wir!« Eric schloß die Terrassentür. »Wir gehen durch den Garten, dann sind wir gleich am See.«

»Und das an einem ganz gewöhnlichen Arbeitstag!« Katharina schüttelte noch immer den Kopf, aber sie folgte Eric und dem Hund. Und als sie dann durch die hintere Gartenpforte hinaus auf den Uferweg traten, lächelte sie stolz und zufrieden.

Eric sah es und meinte: »Das können wir doch öfter machen.«

Doch nun wehrte Katharina entschieden ab. »Nein, mein Junge, du mußt auf mich keine Rücksicht nehmen. Wenn du eine Begleitung willst, dann such dir eine Jüngere.«

Eric schmunzelte. Er wußte genau, worauf Katharina hinaus wollte. Sie wünschte sich eine Frau für ihn. So wechselte er das Thema.

Als sie sich dem Seehotel näherten, blieb er abrupt stehen. Ein Pärchen war ihm aufgefallen, das auf einer Bank saß und sich lebhaft unterhielt. Den jungen Mann kannte er, er hieß Valentin Brunner und war Student der Medizin. Er kannte auch dessen Vater, der recht stur war. Des öfteren hatte er schon versucht, ihn davon zu überzeugen, daß sein Sohn das Recht hatte, sich den Beruf auszusuchen, den er mochte. Jetzt interessierte Dr. Baumann aber nicht Valentin, sondern das Mädchen, das an dessen Seite saß. Er griff nach dem Arm seiner Begleiterin.

»Katharina, sieh doch! Dieses Mädchen!«

Irritiert sah Katharina in Richtung Bank. Sie runzelte die Stirn. Es war eigentlich nicht Erics Art, schönen Mädchen hinterherzuschauen. »Sie ist hübsch«, stellte sie fest, um sich aber sofort wieder abzuwenden.

»Das ist sie! Fällt dir sonst nichts an ihr auf?«