Licht am Ende des Tunnels - Laura Martens - E-Book

Licht am Ende des Tunnels E-Book

Laura Martens

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Beschreibung

Dr. Baumann ist ein echter Menschenfreund, rund um die Uhr im Einsatz, immer mit einem offenen Ohr für die Nöte und Sorgen seiner Patienten, ein Arzt und Lebensretter aus Berufung, wie ihn sich jeder an Leib und Seele Erkrankte wünscht. Seine Praxis befindet sich in Deutschlands beliebtestem Reiseland, in Bayern, wo die Herzen der Menschen für die Heimat schlagen. Der ideale Schauplatz für eine besondere, heimatliches Lokalkolorit vermittelnde Arztromanserie, die ebenso plastisch wie einfühlsam von der beliebten Schriftstellerin Laura Martens erzählt wird. Rita Bürger verschloß die Ladentür von innen. Feierabend! Einen Moment lang lehnte sie sich an die Tür und atmete tief durch. Sie war erschöpft. Seit dem Frühstück hatte sie ihren Mann nicht mehr zu Gesicht bekommen. Alles hatte sie wieder einmal alleine machen müssen. Sie sah sich im Laden um, wo sie versuchte, so gut es ging, Ordnung zu halten. Viel warf die Gemischtwarenhandlung, die ihr Mann von seinen Eltern geerbt hatte, nicht ab. Der moderne Supermarkt war zur Konkurrenz geworden. Aber es würde trotzdem gehen, und sie hätten gut davon leben können, wenn ihr Mann nicht dauernd nur seinen Vergnügungen nachgehen würde. Mit einer hastigen Bewegung strich sich die Vierzigjährige ihre Naturlocken aus der Stirn. Auf sie wartete noch eine Menge Arbeit. Im Keller stapelten sich die leeren Kisten, das Vorratslager mußte aufgefüllt werden. Seit Tagen versprach Benno, dies zu tun. Doch er verließ jeden Morgen das Haus und kam erst irgendwann in der Nacht zurück. Sie wußte nicht, wo er sich den ganzen Tag herumtrieb. Die Kisten und Schachteln, die Rita Bürger in den nächsten beiden Stunden schleppte, waren im Grunde viel zu schwer für sie. Ihr Rücken schmerzte, und sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, als sie schließlich hinauf in die Wohnung ging. Überrascht stellte sie fest, daß ihr Mann im Wohnzimmer saß. Vor ihm stand die Schnapsflasche.

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Der Arzt vom Tegernsee – 19–

Licht am Ende des Tunnels

Laura Martens

Rita Bürger verschloß die Ladentür von innen. Feierabend! Einen Moment lang lehnte sie sich an die Tür und atmete tief durch. Sie war erschöpft. Seit dem Frühstück hatte sie ihren Mann nicht mehr zu Gesicht bekommen. Alles hatte sie wieder einmal alleine machen müssen. Sie sah sich im Laden um, wo sie versuchte, so gut es ging, Ordnung zu halten. Viel warf die Gemischtwarenhandlung, die ihr Mann von seinen Eltern geerbt hatte, nicht ab. Der moderne Supermarkt war zur Konkurrenz geworden. Aber es würde trotzdem gehen, und sie hätten gut davon leben können, wenn ihr Mann nicht dauernd nur seinen Vergnügungen nachgehen würde.

Mit einer hastigen Bewegung strich sich die Vierzigjährige ihre Naturlocken aus der Stirn. Auf sie wartete noch eine Menge Arbeit. Im Keller stapelten sich die leeren Kisten, das Vorratslager mußte aufgefüllt werden. Seit Tagen versprach Benno, dies zu tun. Doch er verließ jeden Morgen das Haus und kam erst irgendwann in der Nacht zurück. Sie wußte nicht, wo er sich den ganzen Tag herumtrieb.

Die Kisten und Schachteln, die Rita Bürger in den nächsten beiden Stunden schleppte, waren im Grunde viel zu schwer für sie. Ihr Rücken schmerzte, und sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, als sie schließlich hinauf in die Wohnung ging. Überrascht stellte sie fest, daß ihr Mann im Wohnzimmer saß. Vor ihm stand die Schnapsflasche.

»Endlich!« Mühsam stemmte sich Benno Bürger hoch. »Ich frage mich, was ich bloß für eine Frau habe! Ich habe schließlich Hunger! Sieh zu, daß du endlich etwas auf den Tisch bringst.«

Rita starrte ihren Mann an. Sein Gesicht war rot und aufgedunsen. Warum trank er nur so viel? Verzweiflung überkam sie.

»Wie lange soll ich noch warten?« Er trat einen Schritt auf sie zu, blieb dann stehen und fuhr sich über die Augen. »Verdammt«, fluchte er und schwank­te.

Rita ging zu ihm, um ihm zu helfen.

»Mein Arm! Vorhin konnte ich ihn plötzlich nicht mehr bewegen! Warum siehst du mich so an? Was glaubst du, warum ich nach Hause gekommen bin?«

Rita schluckte. Sie griff nach seinem Arm, doch er stieß sie von sich.

»Noch komme ich ohne dich zurecht«, höhnte er. »Vorhin, wo warst du da? Seit über einer Stunde warte ich darauf, daß mir meine Frau etwas zu essen macht.«

»Ich mußte im Laden noch Ordnung schaffen.« Ritas Schultern sanken nach vorn. Sie wandte sich ab.

»Und deswegen muß ich auf mein Essen warten? Was machst du eigentlich den ganzen Tag?«

»Ich habe gearbeitet.«

»Das ist gut, sehr gut!« Er lachte. »Dann wird auch etwas in der Kasse sein. Ich bin nämlich blank. Dabei hätte ich sicher gewonnen. Aber plötzlich konnte ich die Karten nicht mehr halten.«

Nun drehte sich Rita nochmals nach ihrem Mann um. Sie sah, daß er mit der linken Hand sein rechtes Handgelenk umfaßt hatte, sah, wie er seine Finger öffnete und sie wieder schloß.

»Es funktioniert wieder!« Benno Bürger stapfte zum Tisch zurück, griff mit der rechten Hand nach der Schnapsflasche und füllte sein Glas erneut.

»Was war mit deiner Hand?« fragte Rita. Die Sorge um ihren Mann gewann die Oberhand.

»Ich konnte die Karten nicht mehr halten. Sie fielen mir einfach aus der Hand.« Er sah auf die Hand, die noch immer die Schnapsflasche hielt, und schüttelte den Kopf.

»Hattest du wieder diese Lähmungserscheinungen?«

»Jetzt ist alles wieder in Ordnung.« Er lachte, stellte die Flasche ab, griff nach dem Glas und stürzte den Inhalt in sich hinein.

»Benno, du solltest weniger trinken.« Unsicher trat Rita von einem Fuß auf den anderen. Sie bereute ihre Worte bereits. Und richtig, ihr Mann wurde wütend.

»Willst du mir etwa vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe? Glaubst du vielleicht, daß mich diese drei Schnäpse umwerfen?«

»Bitte, Benno, ich meine ja nur. Es ging dir doch in der letzten Zeit nicht so gut. Du mußtest sogar einen Arzt aufsuchen.«

»Das tat ich nur wegen der Sehstörungen. Doch der Augenarzt schickte mich zu Dr. Baumann, und diesen Arztbesuch hätte ich mir wirklich sparen können. Nicht einmal Medikamente hat er mir verschrieben.«

»Er hat dir aber geraten, weniger zu rauchen und zu trinken.«

»Genau! Mehr fiel ihm nicht ein!« Heftig stellte Benno das leere Glas auf dem Tisch ab. »Was ist jetzt, bekomme ich etwas zu essen oder muß ich in ein Restaurant gehen?«

»Nein, nein, natürlich nicht! Du mußt dich nur noch einen Augenblick gedulden. Ich bin noch nicht in der Küche gewesen.« Verzweifelt überlegte Rita, was sie auf die Schnelle zubereiten konnte, um ihren Mann zufriedenzustellen.

»Was? Das darf doch nicht wahr sein! Ich warte bereits eine Stunde! Wie lange willst du mich denn noch warten lassen?«

»Ich wußte doch nicht…« Rita schluckte. Sie wollte ihn nicht verärgern. Schließlich war sie doch froh, daß er überhaupt schon da war. »Was willst du essen?«

»Es ist doch deine Aufgabe, etwas auf den Tisch zu bringen! Wenn es mir nicht schmeckt, dann werde ich es schon sagen.« Er kehrte zum Stuhl zurück und ließ sich darauffallen.

Rita gab sich einen Ruck. Sie ging zum Tisch und griff nach der Schnapsflasche. Als ihr Mann empört auffuhr, senkte sie den Blick und stammelte: »Ich mache dir einen Kaffee, das ist besser.«

»Wie?« Benno schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Seit wann weißt du denn, was für mich besser ist? Kümmere dich lieber ums Essen. Seit dem Frühstück hast du mir nichts mehr vorgesetzt.«

»Aber du warst doch gar nicht da. Ich habe auf dich gewartet. Du hast versprochen, für Getränke zu sorgen.« Rita preßte die Handflächen gegeneinander. Sie sah, wie sich sein Gesicht noch mehr rötete. »Bitte, Benno, ich mußte ganz alleine die schweren Kisten umstellen.«

»Willst du dich etwa beklagen?« Sein Blick durchbohrte sie. »Ich bin wohl derjenige, der sich beklagen kann. Ich komme nach Hause, und was finde ich vor? Eine Frau, die nicht einmal fähig ist, einem etwas zu essen zu bieten! Wie gut, daß meine Mutter das nicht mehr erleben muß. Sie hat es immer fertiggebracht, trotz des Ladens das Essen pünktlich auf den Tisch zu bringen.«

Rita hätte darauf sehr viel entgegnen können. Aber sie tat es nicht, sondern senkte nur den Kopf, drehte sich um und verschwand in der Küche. Sie hatte gerade das Fleisch aus dem Kühlschrank geholt, als ihr Mann in der Küche erschien.

»Ich habe es mir anders überlegt«, verkündete er. »Ich gehe nochmals weg.«

»Aber ich wollte gerade das Fleisch in die Pfanne legen.«

»Laß es sein! Du mußt auch nicht auf mich warten. Es kann spät werden.« Er lehnte am Türpfosten und musterte ungeniert seine Frau. »Du siehst müde aus. Du solltest dich hinlegen.«

Ritas Wangen färbten sich. Unwillkürlich hob sie die Hand und begann, an ihren Locken zu zupfen. Seit dem Aufstehen hatte sie nicht mehr in den Spiegel gesehen.

Dazu hatte sie keine Zeit gehabt. Sie war müde, ihre Augen brannten, und sie konnte sich gut vorstellen, daß sie nicht gerade ein erfreulicher Anblick war. Sie wußte auch, daß sich ihr Mann immer häufiger im Yachtclub aufhielt, wo fast jeden Abend eine Kapelle spielte.

»Wohin willst du? Du warst doch schon den ganzen Tag weg.« Rita schluckte. Sie wollte ihm keine Vorwürfe machen. Er sollte nur wieder einmal einen Abend zu Hause verbringen.

»Was soll ich denn hier? Du bist müde. Ich habe nicht die Absicht, mich schon hinzulegen. Jetzt fühle ich mich wieder ausgezeichnet. Ich habe vor, mich noch etwas zu amüsieren.« Er streckte die Hand aus. »Gib mir etwas Geld!«

Rita verschränkte die Arme vor der Brust. Sie ging rückwärts, bis sie gegen den Kühlschrank stieß.

»Nun mach schon!« forderte er heftig. »Ich sagte doch vorhin schon, daß ich blank bin. Ich brauche Geld!«

»Benno, du hast doch erst gestern tausend Mark aus der Kasse genommen.« Nun war Rita entsetzt.

»Habe ich!« Er lachte. »Du vergißt, mein Schatz, daß ich der Besitzer des Ladens bin. Also, was ist? Wie lange soll ich noch warten?«

Es hatte keinen Sinn, Rita wußte es aus Erfahrung. Er würde sich von ihr nicht zurückhalten lassen. Trotzdem versuchte sie es nochmals: »Bitte, Benno, wenn ich mich beeile, dann ist das Essen auch gleich fertig. Ich bereite das Fleisch so zu, wie du es am liebsten magst.«

»Mir ist inzwischen der Appetit vergangen. Hast du vergessen, daß ich schon über eine Stunde auf dich gewartet habe? Also!« Nochmals streckte er fordernd seine Hand aus.

Rita gab auf und holte ihre Geldbörse. Sie entnahm ihr einen Fünfzigmarkschein und reichte ihn ihrem Mann. Doch der lachte nur verächtlich.

»Mehr habe ich nicht.«

»So? Ich denke, du hast den ganzen Tag gearbeitet. Du willst mir doch nicht weismachen, daß du nichts verkauft hast?« Seine Augen verengten sich, und sie erkannte, daß er gleich einen seiner Zornausbrüche bekommen würde.

»Schon, natürlich, aber wir müssen doch Rechnungen begleichen. Morgen wollte ich zur Bank.«

»Du tust ja gerade so, als müßten wir am Hungertuch nagen. Wir haben doch ein gutgehendes Geschäft. Zumindest war dies so, als meine Eltern die Besitzer waren. Oft habe ich den Verdacht, daß du vom Verkaufen überhaupt nichts verstehst. Wenn du auch im Laden so eine säuerliche Miene aufsetzt, dann wundert es mich auch nicht, wenn uns die Kunden weglaufen.«

Rita wandte sich ab, sie ging an ihrem Mann vorbei und hinunter in den Laden. Benno kam ihr nach. Er wartete auch nicht, daß seine Frau ihm Geld geben würde, sondern griff selbst in die Kasse und nahm einige Hundertmarkscheine heraus, die er dann lose in seine Hosentasche stopfte.

»Ich werde an den Kartentisch zurückkehren. Ich hoffe, daß sie mich wieder mitspielen lassen. Wenn ich gewinne, dann bekommst du morgen früh alles wieder zurück.« Er lachte.

»Und wenn nicht?« fragte Rita. Ihre Stimme zitterte, in ihrem Gesicht zuckte es.

»Dann wirst du es schon irgendwie verbuchen. Schließlich bist du für die Bücher zuständig.« Mit diesen Worten drehte er sich um und stapfte hinaus. Plötzlich schien er es sehr eilig zu haben, von hier wegzukommen.

Nachdem die Tür ins Schloß gefallen war, gaben Ritas Beine nach. Sie sank auf einen Stuhl, und nun ließen sich ihre Tränen nicht mehr länger zurückhalten.

*

Laut fluchte Benno Bürger vor sich hin. Es war nicht so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Die Kartenpartie war bereits zu Ende gewesen, und im Yachtclub war heute abend eine geschlossene Gesellschaft, jedenfalls hatte man ihm die Tür vor der Nase zugemacht. Natürlich konnte er noch ins Seehotel gehen, aber alleine an einem Tisch zu sitzen, machte ihm auch keinen Spaß. Er wollte sich amüsieren. Seine Hand fuhr in die Hosentasche. Er fühlte die Geldscheine, da lachte er laut.

Schwankend setzte sich Benno wieder in Bewegung. Ihm war eingefallen, daß am Ende des Kurparks eine neue Discothek aufgemacht hatte. Dort konnte man stets junge, hübsche Mädchen sehen. Er hatte Geld, heute konnte er ihnen etwas bieten.

Als er über einen Stein stolperte, wäre er beinahe auf dem Boden gelandet. »Langsam, langsam«, mahnte er sich selbst. Er sah sich um, wollte sichergehen, daß niemand seinen kleinen Ausrutscher bemerkt hatte, als er eine Gestalt den Weg herankommen sah. Ein Hund sprang an der Seite eines Mannes. Benno richtete sich steif auf. Der Mann kam rasch näher, im Schein der Laterne konnte er ihn jedoch noch nicht genau erkennen. Der Hund bellte, und Benno wurde klar, daß es sich um Dr. Baumann handelte. Der hatte ihm gerade noch gefehlt. Sicher hatte der Arzt wieder einige gute Ratschläge auf Lager. Es war wohl am besten, er machte sich über die Wiese aus dem Staub.

Hastig wandte sich der Angetrunkene ab, doch dann verschwamm plötzlich alles vor seinen Augen. Da waren sie wieder – die Sehstörungen! Er fluchte laut und deutlich, während er beide Hände von sich streckte.

»Was ist denn los, Herr Bürger?« Dr. Eric Baumann, der mit seinem Hund noch einen kleinen Abendspaziergang machte, hatte den Mann schon lange erkannt.

Die Antwort war nur ein Knurren. Dr. Baumann sah aber, daß Benno Bürger unsicher vorwärtsstolperte. Beinahe wäre dieser nochmals gefallen, da griff er rasch zu.

»Ich bringe Sie nach Hause. Sie haben wohl wieder einmal etwas über den Durst getrunken.«

»Unsinn!« Benno kniff die Augen zusammen. »Diese verdammten Sehstörungen! Es ist Ihre Schuld, Herr Doktor! Warum tun Sie denn nichts dagegen?«

Der Arzt erschrak und griff fester zu. »Sehen Sie mich an! Können Sie mich sehen?«

»Ihr Gesicht löst sich auf, es zerfließt.« Benno kniff die Augen wieder zusammen, um sie dann erneut aufzureißen. Erleichtert atmete er nun durch. »Jetzt geht’s wieder! Ich kann wieder alles klar erkennen. Sie können mich loslassen.«

»Sie müssen unbedingt zu mir in die Praxis kommen, am besten gleich morgen früh.«

»Wozu denn, Herr Doktor? Ich war doch schon bei Ihnen. Sie haben ja nichts gemacht.« Benno entzog dem Arzt seinen Arm.

Dr. Baumann runzelte nur kurz die Stirn, dann fragte er: »Haben sich diese Sehstörungen verstärkt? Treten sie nun öfter auf?«

»Wenn ich ja sage, bekomme ich dann von Ihnen Tabletten?«

»Hören Sie zu, Herr Bürger! Ich kann Ihnen nicht irgendwelche Tabletten verschreiben. Sie müssen sich einer eingehenden Untersuchung unterziehen. Und vor allem müssen Sie dann das tun, was die Ärzte Ihnen sagen. Es könnte sonst sein…«

»Hören Sie auf! Ich habe Ihre Moralpredigten satt.« Heftig wand­te sich Benno ab.

»Herr Bürger, haben Sie denn noch andere Beschwerden?« Dr. Baumann fragte es ruhig.

Unwillkürlich hielt Benno den Atem an. Er hob die Hände und betrachtete sie.

»Was ist?« fragte Dr. Baumann.

»Nichts! Ich hatte heute nur das Gefühl…« Benno wandte sich dem Arzt wieder zu. »Sie können es ruhig wissen, ich habe Karten gespielt und konnte sie plötzlich nicht mehr halten. Sie fielen mir einfach aus der Hand.«

Dr. Baumann preßte die Lippen aufeinander. Es war schlimmer, als er befürchtet hatte. »Wenn Sie nicht in meine Praxis kommen wollen, dann suchen Sie einen anderen Arzt auf.«

Spöttisch verzogen sich Bennos Lippen. »Um mir dann von dem sagen zu lassen, daß ich weniger trinken und rauchen soll? Etwas anderes fällt euch Ärzten doch sowieso nicht ein.«

»Kommen Sie, Herr Bürger, ich bringe Sie nach Hause.«