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Der Dialog zwischen den Natur- und den Kulturwissenschaften hat in den vergangenen Jahren an Intensität gewonnen, wobei die Hirnforschung einen zentralen Platz in der disziplinenübergreifenden Diskussion einnimmt. Es sind die mit der Hirnforschung verbundenen Fragen nach Bewußtsein, Identität und Selbstbestimmtheit des Menschen, denen sich der vorliegende Aufsatzband widmet. Der Autor führt in das Feld der Neurologie und der Neurobiologie ein und zeigt zugleich Chancen und Grenzen des Forschungsgebietes auf. Dabei entstehen zahlreiche Anknüpfungspunkte an die geisteswissenschaftliche Diskussion.
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Seitenzahl: 341
Der Dialog zwischen den Natur- und den Kulturwissenschaften hat in den vergangenen Jahren an Intensität gewonnen, wobei die Hirnforschung einen zentralen Platz in der disziplinenübergreifenden Diskussion einnimmt. Es sind die mit der Hirnforschung verbundenen Fragen nach Bewußtsein, Identität und Selbstbestimmtheit des Menschen, denen sich der vorliegende Aufsatz widmet. Der Autor führt in das Feld der Neurobiologie ein und zeigt zugleich Chancen und Grenzen des Forschungsgebietes auf. Dabei entstehen zahlreiche Anknüpfungspunkte an die geisteswissenschaftliche Diskussion.
Wolf Singer ist Direktor emeritus am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main. Von ihm sind im Suhrkamp Verlag außerdem erschienen: Ein neues Menschenbild? Gespräche über Hirnforschung (stw 1596) sowie Hirnforschung und Meditation. Ein Dialog (eu 4, zusammen mit Matthieu Ricard).
Wolf Singer
Der Beobachter im Gehirn
Essays zur Hirnforschung
Suhrkamp
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013
© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2002
Der vorliegende Text folgt der 7. Auflage
des suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1571
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.
Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Umschlag nach Entwürfenvon Willy Fleckhaus und Rolf Staudt
eISBN 978-3-518-73210-6
www.suhrkamp.de
Vorwort
Auf dem Weg nach innen.50 Jahre Hirnforschung in der Max-Planck-Gesellschaft
Das Jahrzehnt des Gehirns
Was kann ein Mensch wann lernen?
Vom Gehirn zum Bewußtsein
Wahrnehmen, Erinnern, Vergessen.Über Nutzen und Vorteil der Hirnforschung für die Geschichtswissenschaft
Neurobiologische Anmerkungen zum Konstruktivismus-Diskurs
Hirnentwicklung und Umwelt
Hirnentwicklung oder die Suche nach KohärenzDeterminanten der Hirnentwicklung
Der Beobachter im Gehirn
Im Grunde nichts Neues
Neugier als VerpflichtungWarum der Mensch unentwegt weiterforschen muß
Für und wider die NaturWas weiß die Wissenschaft, und was darf sie wissen?
Die Architektur des Gehirns als Modell für komplexe Stadtstrukturen?
Neurobiologische Anmerkungen zum Wesen und zur Notwendigkeit von Kunst
Literatur
Nachweise
Die in diesem Band versammelten Texte verbindet kein Rahmenthema. Sie sind keine konzentrischen Annäherungsversuche an bestimmte Probleme und entfalten keine argumentativen Synergismen. Sie wurden nicht verfaßt, um in Abfolge gelesen zu werden. Was sie eint, ist das Anliegen, in Verschiedenem nach Bezügen zu suchen. Dahinter steht die Vermutung, daß die Phänomene der erfahrbaren Welt aus einem kontinuierlichen, evolutionären Prozeß hervorgegangen sind und deshalb trotz aller Unterschiede nicht gänzlich unverbunden sein können. Wir erfahren die Welt seit jeher auf vielfältige Weise, und die Bilder, die unsere Sinne vermitteln, decken sich nicht immer mit den Interpretationen, zu denen wir durch Experimentieren und Nachdenken gelangen. Durch die Ausweitung der analytischen Ansätze der Naturwissenschaften auf das Lebendige wurden diese Unterschiede zwischen subjektiver Welterfahrung und wissenschaftlichen Beschreibungssystemen besonders deutlich. Oft aber verweisen die naturwissenschaftlichen Erklärungsmodelle auch auf Gemeinsamkeiten, die unserer Primärerfahrung nicht zugänglich sind. Was uns als verschieden erscheint, beruht nicht selten auf denselben Prinzipien. Zu untersuchen, wie sich die Aussagen einer Wissensdisziplin, hier der Hirnforschung, zu anderen, lebensweltlichen Erfahrungsbereichen verhalten, ist das Anliegen der hier zusammengestellten Texte. Es handelt sich um eine Auswahl von Manuskripten, die meist in der Folge von Vorträgen entstanden sind. Mein Dank gilt deshalb den Initiatoren, die mich zu den interdisziplinären Veranstaltungen einluden und dazu brachten, das Gesagte zu Papier zu bringen.
Ein Literaturverzeichnis befindet sich am Ende des Bandes.
50 Jahre Hirnforschungin der Max-Planck-Gesellschaft
Die Erforschung des menschlichen Gehirns ist ein eigentümliches, weil letztlich zirkuläres Unterfangen. Ein kognitives System versucht sich selbst zu ergründen, indem es sich im Spiegel naturwissenschaftlicher Beschreibungen betrachtet. Solange es nur um Erklärungsmodelle für sensorische oder motorische Leistungen geht, die sich auch an Tieren studieren lassen, gleichen die erkenntniskritischen Fragen denen der übrigen Wissensdisziplinen. Ganz anders jedoch, wenn es Ziel ist, Erklärungen für jene mentalen und psychischen Funktionen zu finden, die den Menschen ausmachen; wenn es um Erklärungsmodelle für die kognitiven Leistungen geht, die den Übergang von der biologischen zur kulturellen Evolution ermöglichten; wenn die Frage beantwortet werden soll, ob wir erklären können, wie aus dem Zusammenspiel von Nervenzellen, von materiellen Bausteinen also, mentale Phänomene hervorgehen – Gefühle, Gedanken, Erinnerungen, Aufmerksamkeit und Intentionen –, kurzum, wenn erklärt werden soll, wie Bewußtsein in die Welt kommt.
Die moderne Hirnforschung ist dabei, mit ihren analytischen Werkzeugen in diese innersten Sphären des Menschseins vorzudringen. Das Fortschreiten auf diesem Weg bewirkt tiefgreifende Veränderungen unseres Menschenbildes, folgenreichere vielleicht als die kopernikanische Wende und die Darwinsche Evolutionstheorie. Denn diesmal werden nicht mehr nur unser Ort im Kosmos und unsere biologische Bedingtheit hinterfragt, sondern die Begründung unserer Selbstwahrnehmung als freie, geistige Wesen. Dürfen wir diesen Weg weitergehen? Was gewinnen oder verlieren wir, wenn wir beschließen, innezuhalten? Können wir überhaupt noch innehalten, und wie, überhaupt, sind wir soweit gekommen, uns dieser Frage stellen zu müssen? Um Antworten auf diese drängenden Fragen vorzubereiten, ist es nützlich, die Motive und Mechanismen zu benennen, die das Fortschreiten bewirkt haben.
Da sich die Max-Planck-Gesellschaft als eine der institutionellen Verwalterinnen eben jenes Fortschreitens versteht, sollten Antworten in ihrer Geschichte zu finden sein – und da sie Geburtstag hat,10 will ich ihr die Lehren zum Geschenk machen, die ich als historischer Laie aus der Geschichte ihrer Hirnforschungsinstitute zu ziehen vermag.
Bis vor wenigen Dekaden war die Hirnforschung fast ausschließlich Domäne der Medizin. Diese war es auch, die mit besonderer Eindringlichkeit auf die materielle Bedingtheit mentaler Phänomene verwies und die Gegenthese zu herrschenden, dualistischen Positionen einforderte. Die Beobachtung von Patienten lehrte, daß Verletzungen des Gehirns mit selektiven Funktionsausfällen einhergehen, welche die höchsten kognitiven Leistungen mit einschließen. Läsionen können blind, taub, vergeßlich, antriebs- oder sprachlos machen oder zum Verlust der Fähigkeit führen, den emotionalen Ausdruck von Gesichtern zu erkennen, Freude und Trauer zu empfinden oder zwischen diesen Emotionen zu unterscheiden. Hirnorganische Veränderungen können sogar die Symptome psychiatrischer Krankheitsbilder hervorrufen, tiefste Depressionen oder kognitive Störungen, die zuweilen bis zum wahnhaften Verkennen der Wirklichkeit und zum Zerfall der Selbstwahrnehmung führen. Auf die organische Verursachung psychischer Phänomene verwiesen auch die Wirkung von Rauschgiften und die Vererblichkeit psychiatrischer Erkrankungen.
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