Der Bergdoktor 1924 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1924 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Die Liebe wird dich finden! - Wie der Bergdoktor einem einsamen Patienten half


Dr. Burger macht sich Sorgen um seinen Patienten Andreas Oberlinger. Seit Jahren schon lebt der junge Mann einsam und zurückgezogen im alten Forsthaus. Er hat nur seine Tiere, um die er sich kümmert, aber von den Menschen will Andreas nach einer bitteren Enttäuschung nichts mehr wissen. Doch wer will es ihm verübeln? Als er nach einer schweren Erkrankung heimgekommen ist, hat er seine Verlobte in den Armen seines Bruders vorgefunden! Ein solcher Vertrauensbruch wiegt nun einmal schwer, und so hat Andreas eine meterhohe Mauer um sein Herz errichtet.

Diese Mauer beginnt langsam zu bröckeln, als die junge Hauserin Evi mit ihrem Sohn Jonas bei ihm einzieht. Doch kaum dass endlich wieder Zuneigung und Liebe Platz in seinem Leben finden, hält das Schicksal die nächste harte Prüfung für Andreas bereit ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Liebe wird dich finden!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6563-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Die Liebe wird dich finden!

Wie der Bergdoktor einem einsamen Patienten half

Von Andreas Kufsteiner

Dr. Burger macht sich Sorgen um seinen Patienten Andreas Oberlinger. Seit Jahren schon lebt der junge Mann einsam und zurückgezogen im alten Forsthaus. Er hat nur seine Tiere, um die er sich kümmert, aber von den Menschen will Andreas nach einer bitteren Enttäuschung nichts mehr wissen. Doch wer will es ihm verübeln? Als er nach einer schweren Erkrankung heimgekommen ist, hat er seine Verlobte in den Armen seines Bruders vorgefunden! Ein solcher Vertrauensbruch wiegt nun einmal schwer, und so hat Andreas eine meterhohe Mauer um sein Herz errichtet.

Diese Mauer beginnt langsam zu bröckeln, als die junge Hauserin Evi mit ihrem Sohn Jonas bei ihm einzieht. Doch kaum dass endlich wieder Zuneigung und Liebe Platz in seinem Leben finden, hält das Schicksal die nächste harte Prüfung für Andreas bereit …

Ein Maitag war’s, wie aus dem Bilderbuch. Golden strahlte die Frühlingssonne über dem Zillertal von einem klaren, lichtblauen Himmel.

Die kleine Gemeinde St. Christoph lag in einem schmalen Tiroler Seitental, recht versteckt und weltabgeschieden. Nur über eine einzige Bergstraße, die sehr kurvenreich war, gelangte man hierher.

Dreimal am Tag verband ein Linienbus St. Christoph mit den umliegenden Gemeinden Hochbrunn, Mautz, Altenacker, Bergfelden und Hohenluft. Dahinter war sozusagen die Welt zu Ende, dort musste der Bus wenden, um zurück nach Mayrhofen zu fahren.

Sechs Berge erhoben sich rund um St. Christoph wie steinerne Wächter. Sie schützten nicht nur vor den Unbilden des Gebirgswetters, sondern auch ein wenig vor der Hektik und dem Stress der »Welt dort draußen«, wie man im Tal so schön sagte.

Der Feldkopf war der höchste von ihnen. Im Sommer war er sehr beliebt bei Kraxlern und in der kalten Jahreszeit bei Skifahrern. Er hatte für jeden etwas zu bieten, anspruchsvolle Abfahrten und herausfordernde Bergrouten. Eine Kabinenbahn brachte in der warmen Jahreszeit Bergwanderer und Kraxler zur Feldkopfhütte hinauf, in der man sowohl genüsslich speisen als auch übernachten konnte.

Außerdem gab es auf dem Feldkopf eine meteorologische Beobachtungsstation und einen Wetterturm. Der Feldkopfgletscher war wegen seiner zahlreichen Spalten und Verwerfungen im Eis gefürchtet und nur für absolute Kletterprofis das richtige Terrain.

Rechts neben dem Feldkopf erhob sich der Hexenstein mit seinen zwei Gipfeln, der recht einfach zu besteigen war. Um seinen Fuß schmiegte sich der Krähenwald. Links fand sich das Frauenhorn.

Hinter dem unzugänglichen Achenkegel, der ebenfalls bewaldet war, ging die Sonne unter.

Schlusslichter in diesem steinernen Reigen bildeten der Rautenstein und die Beerenhalde.

Am Ortseingang von St. Christoph grüßte als Erstes das Haus vom Gendarmen Ludwig Sirch, der im Tal für Recht und Ordnung sorgte. Im Laufe vieler Dienstjahre hatte der passionierte Motorradfahrer ein beachtliches Bäuchlein bekommen.

Obwohl in der Kriminalstatistik St. Christoph und die benachbarten Gemeinden als »friedlich« und »ungefährlich« geführt wurden, nahm der Sirch seine Aufgaben ernst. Er war fest davon überzeugt, dass ohne ihn die amtliche Ordnung im Tal stark hätte leiden müssen.

Gepflegte Bauernhäuser reihten sich an der Dorfstraße auf wie Perlen an einer Schnur. Den Mittelpunkt von St. Christoph bildete freilich die weiße Dorfkirche mit dem Zwiebelturm, auf dem sich ein vergoldeter Wetterhahn drehte.

An der linken Talseite fand sich auf einem Hügel das Barockschloss der Barone von Brauneck, im Tal nur als »Schlössl« bekannt. Gegenüber stand das Sporthotel »Am Sonnenhang«, das die Einheimischen auch »Berghotel« nannten.

In der Kirchgasse, mitten im Herzen von St. Christoph, lag das Doktorhaus der Familie Burger.

Vor gut fünfzig Jahren hatte Pankraz Burger es im schlichten Gebirgsstil erbauen lassen. Hier hatte nicht nur die Praxis des Landarztes von St. Christoph sein sollen, sondern auch das Heim für ihn, seine Frau und seinen kleinen Sohn Martin.

Leider war Pankraz’ geliebte Frau früh verstorben und hatte den Mediziner mit einem Buben von elf Jahren zurückgelassen – für den Arzt ein schwerer Schlag, den er lange nicht hatte verwinden können.

Damals war die patente Hauserin Zenzi Bachhuber ins Doktorhaus gekommen, und sie war auch heute noch die Seele des Hauses. Zenzi hatte nicht nur den Haushalt auf Vordermann gebracht, sondern sich auch des mutterlosen Buben angenommen, der ihr rasch ans Herz gewachsen war. Die spröde Zenzi mit dem strengen Haarknoten hatte ein Herz aus Gold und war inzwischen ein hochgeschätztes Mitglied der Familie geworden.

Im Laufe der Zeit hatte Pankraz sich an sein Dasein als Witwer gewöhnt. Seine ganze Liebe und Zuneigung hatte er seinem Buben geschenkt und heimlich gehofft, in ihm vielleicht später einmal einen Nachfolger für die Praxis zu finden.

Freilich hatte er seinen Sohn nie beeinflusst, nur die Entwicklung seiner Neigungen und Interessen beobachtet. Und er war sehr glücklich gewesen, als es sich erwiesen hatte, dass Martin sich wünschte, einst in die Fußstapfen des Vaters zu treten.

Für den klugen Buben waren Studium und Ausbildung ein Leichtes gewesen. Martin Burger war in noch höherem Maße als sein Vater zu einem Mediziner aus Berufung geworden. Der Wunsch, Menschen zu heilen, und die Faszination für alles Wissenschaftliche beherrschten sein Leben.

In jungen Jahren, als Assistenzarzt im Spital von Schwaz, hatte er seine Jugendliebe Christel geheiratet. Doch nach nur einem Jahr Ehe war sie im Kindbett gestorben – und mit ihr das Kleine.

Für Martin war dieser Schicksalsschlag unerträglich gewesen, Trauer und Schmerz hatten ihn in die Verzweiflung getrieben. Schließlich war ihm bewusst geworden, dass ihm nur ein harter Schnitt helfen konnte. So hatte er sein Heimattal verlassen und eine Stelle als Spitalsarzt in München angenommen.

Stetige Arbeit sowie eine Weiterbildung zum Unfallchirurgen hatten ihm Halt gegeben. Nach und nach hatte er so gelernt, mit dem schweren Verlust zu leben. Doch dieses Leben hatte nur noch aus seiner medizinischen Tätigkeit bestanden, Freizeit war für ihn zum Fremdwort geworden.

Irgendwann hatte Pankraz zaghaft angedeutet, dass er sich in den Ruhestand zurückziehen wolle. Da war Martin plötzlich klar geworden, wie sehr er St. Christoph schon lange vermisste. Er hatte beschlossen, heimzukehren und die Landarztpraxis in der Kirchgasse zu übernehmen.

Bald schon hatte sich dieser Entschluss als richtig erwiesen. Erst bei seiner Heimkehr war dem jungen Arzt wirklich bewusst geworden, wie arg ihn das Heimweh unbewusst stets geplagt hatte.

Er hatte den Anbau des Doktorhauses, in dem sich die Praxis befand, gründlich renovieren und erweitern lassen. Neben dem Warte- und Sprechzimmer gab es seither ein eigenes Labor, einen kleinen, vollständig eingerichteten OP, Röntgen und Sonografie sowie zwei Krankenzimmer. In dieser »Mini-Klinik«, wie man im Dorf scherzhaft sagte, hatte Martin Burger alles zur Hand, um auch Unfallopfer stationär behandeln und ihnen – vor allem bei den Witterungsverhältnissen im Winter – eine Fahrt in die Stadt ersparen zu können.

Fünfzehn Jahre lang hatte der Mediziner, der in St. Christoph anerkennend »Bergdoktor« genannt wurde, nur für seine Patienten gelebt. Das Verhältnis zu seinem Vater und Zenzi Bachhuber war harmonisch gewesen, doch ein wirkliches Privatleben hatte Dr. Burger nicht gehabt.

Das hatte sich erst geändert, als er der jungen Wiener Ärztin Dr. Sabine Rodenwald im Haus ihrer Tante Rika in St. Christoph begegnet war. Für beide war es Liebe auf den ersten Blick gewesen.

Sabine hatte wieder Licht und Glück in Martins Leben gebracht. Der Altersunterschied war für beide bis auf den heutigen Tag unerheblich.

Ihre überaus glückliche Ehe wurde von drei munteren Kindern gekrönt. Da war Tessa, ein Schulmadel mit glänzenden, dunklen Locken und wachen Augen. Tessa war ein rechter Wirbelwind und konnte auch zum Trotzkopf werden, wenn es nicht nach ihrem Willen ging, denn sie hatte eine Menge Temperament.

Das bekam ihr jüngerer Bruder Philipp täglich zu spüren. Der Bub, der sich selbst Filli nannte, ging noch in den Kindergarten und ärgerte sich sehr, wenn Tessa die Ältere und Überlegene herauskehrte. Filli war überaus tierlieb und ein kleiner Philosoph, der den Dingen gerne auf den Grund ging.

Das Nesthäkchen im Hause Burger war die kleine Laura, die eben erst zwei Jahre alt geworden war. Sie war der Sonnenschein von Mama und Papa, heiß geliebt von Zenzi und vergöttert vom Opa.

Zum Haushalt im Doktorhaus gehörte nicht zuletzt noch Dackel Poldi, der Pankraz mit den täglichen Gassirunden in Bewegung hielt. Das war auch gut so, denn der Senior im Haus liebte Zenzis deftige Küche – vor allem ihre berühmten Nachspeisen – sehr. Das sah man seiner »Wohlfühlfigur« auch recht deutlich an.

In seinen Kabinettl neben der guten Stube studierte Pankraz die medizinischen Fachblätter, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Sein Sohn wusste das zu schätzen. Nicht selten fragte er den Vater um Rat, wenn er in einem verzwickten Fall allein nicht weiterkam.

Pankraz hatte aber noch ein Hobby, und das war die Heimatforschung. Seit geraumer Zeit arbeitete er an einer Chronik des Zillertals und hielt im Heimatverein regelmäßig Vorträge zu diesem Thema. Der Senior im Doktorhaus bewies auf diese Weise, dass man auch in den Siebzigern noch rege und vor allem geistig fit sein konnte.

An diesem schönen Maitag hatte Pankraz bereits eine Runde mit Poldi gedreht und dabei die Kinder aus Schule und Kindergarten abgeholt. Martin Burger hatte seine Sprechstunde eben beendet, und Sabine war mit Zenzi in Mayrhofen zum Wocheneinkauf gewesen. Nun fanden sich alle im Esszimmer um den großen Tisch ein. Zenzi servierte den Schweinsbraten mit Serviettenknödeln, den sie bereits am Morgen vorbereitet hatte und der, wie immer hervorragend mundete.

Beim Essen wurde munter geplaudert. Pankraz hatte auf dem Heimweg Pfarrer Roseder getroffen, der ihn auf einige »verlorene Schäflein« angesprochen hatte. Damit meinte er Gemeindemitglieder, die nicht zur Messe kamen.

»Am Andreas Oberlinger ist dem Hochwürden besonders gelegen«, erzählte Pankraz schmunzelnd. »Der Mann wohnt nun schon an die fünf Jahre bei uns im Tal und hat das Gotteshaus noch kein einziges Mal von innen gesehen.«

»Das gehört sich auch net«, wandte Zenzi ein, die den Nachtisch servierte. »Der Mensch braucht einen Glauben.«

»Vielleicht hat der Oberlinger seinen verloren. Er hat doch ein schweres Schicksal«, meinte Pankraz und verdrehte beim Anblick des Grießbreis mit Marillenkompott genießerisch die Augen. »Was meinst du, Martin? Du kennst ihn doch besser.«

Der Angesprochene nickte mit nachdenklicher Miene. »Es hat ihn hart erwischt, das stimmt. Er hat lange gebraucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Die Wildtierstation im alten Forsthaus ist seine ganze Welt. Ich glaub, er will sich auf nix anderes mehr einlassen. Die Viecher sind ihm lieber als die Menschen.«

»So ein Schmarrn«, tadelte Zenzi. »Keiner hat was dagegen. Was er macht, ist gut. Aber die Menschen kommen immer noch vor den Viechern. Und der liebe Gott an allererster Stelle!«

»Vielleicht kommst du nachher mit, wenn ich Hausbesuche mach«, schlug Martin der Hauserin augenzwinkernd vor. »Ich glaub, bei einer so klaren Ansage wird der Oberlinger dir net auskönnen.«

Zenzi schüttelte mit liebevoller Strenge den Kopf.

»Mich mögen deine Patienten gewiss net sehen«, war sie sich sicher. »Was soll ich da auch? Ich könnte ihnen höchstens den Kopf waschen.«

Alle lachten, und so ging es noch ein wenig weiter, bis Martin sich auf den Weg zu seinen Hausbesuchen machen musste. Sabine begleitete ihn noch zur Haustür und verabschiedete sich mit einem zärtlichen Busserl von ihrer besseren Hälfte. Auch nach einer ganzen Reihe von Ehejahren waren die Burgers noch so verliebt ineinander wie am allerersten Tag.

***

Wenig später steuerte Dr. Burger seinen Geländewagen über die schmale Bergstraße zwischen St. Christoph und Hochbrunn. Mit wachen Augen blickte er sich um, denn einen solch strahlenden Frühlingstag, galt es schließlich zu genießen.

Auch wenn der Landarzt in St. Christoph geboren und aufgewachsen war, so war er doch nicht abgestumpft gegen die Schönheit der Bergwelt. Im Gegenteil! Der hochgewachsene, sportliche Mediziner, dem man die fünf Lebensjahrzehnte nicht ansah, nutzte seine knappe Freizeit, wenn irgend möglich, zum Kraxeln.

Freilich liebte Martin Burger auch die gemütlichen Wochenenden daheim mit der Familie. Aber ebenso gern erklomm er die steilsten Felswände und machte dabei manch Jungem noch etwas vor.

Meist begleitete ihn Dominikus Salt, der Leiter der hiesigen Bergwacht und einer der wenigen Menschen im Tal, die mit dem Bergdoktor per Du waren. Die beiden waren Bergkameraden, die schon vielen Gefahren getrotzt hatten und sich auch ohne Worte verstanden.

Dr. Burger ließ seinen Blick schweifen. Über die himmelhohen Gipfel, die grünen Matten und bunt bestickten Almen, über die finsteren Forste und das liebliche Tal in seiner ganzen frühlingshaften Farbenpracht.

Überall grünte und blühte es. Neben Himmelsschlüsseln wuchs das zarte Buschwindröschen, und im Schatten einer Hecke blühten die ersten Wildrosen.

Insekten besuchten fleißig die Blüten. In der würzigen Bergluft war ein Summen und Brummen, das vom Frühling sprach, ebenso wie das klare Lied von Amsel, Bergfink und Zaunkönig.

An einem solchen Tag war es eine wahre Lust zu leben!

Der Landarzt näherte sich nun seinem Ziel. Das alte Forsthaus zwischen St. Christoph und Hochbrunn war lange nicht mehr bewohnt gewesen. Der Vorgänger des jetzigen Försters, Hubert Treich, hatte als Letzter hier gewohnt. Fabian Reckwitz lebte im neuen Forsthaus, das am Waldrand von St. Christoph zu finden war.

Hubert Treich hatte öfter darüber geklagt, dass das alte Forsthaus an einer ungünstigen Stelle gebaut worden war, mitten auf einer Lawinenschneise. Das große Grundstück begann im Tal und zog sich hinauf bis zu einer Alm. Hier war früher ein Wildacker gewesen, der zum Jagdgebiet der Barone von Brauneck gehört hatte.

Nachdem der nahe Anstand öfter von Lawinen zerstört worden war, hatte man diesen nicht mehr für die Jagd genutzt. Und bei einem der letzten verheerenden Lawinenabgänge vor mehr als zehn Jahren war auch das alte Forsthaus beschädigt worden. Die Forstverwaltung hatte die Reparatur als zu kostspielig abgelehnt, zumal bereits ein neues Holzbohlenhaus an anderer Stelle gebaut worden war.

Das alte Forsthaus war zum Verkauf angeboten worden, doch keiner hatte es haben wollen. Zwar war der Preis mehr als fair gewesen, bedachte man allein die Größe des dazugehörigen Landes, aber die Leute aus der Gegend hatten um die stete Lawinengefahr gewusst und daher kein Interesse gezeigt.

Vor gut fünf Jahren war dann Andreas Oberlinger in St. Christoph aufgetaucht. Er stammte aus Schattwald im Tannheimer Tal, einer grenznahen Region Tirols, unweit von Füssen.

Der gelernte Bauer hatte seinen Beruf aufgegeben und suchte nun nach einer neuen Heimat. Bei der ersten Begegnung hatte er Martin Burger erzählt, dass sein Gesundheitszustand die Ursache dafür sei, dass er sein Leben von Grund auf geändert hatte. So ganz stimmte das aber nicht.