Alinas Flucht  in ein neues Leben - Toni Waidacher - E-Book

Alinas Flucht in ein neues Leben E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Sophie Tappert brachte ihre Einkäufe in die Küche, stellte die Tasche aber, ohne sie auszuräumen, auf einem Stuhl ab und begab sich sofort zum Arbeitszimmer des Bergpfarrers, klopfte gegen die Tür und schaute hinein. Pfarrer Trenker drehte sich samt seinem Stuhl herum. Er hatte am Computer gearbeitet. »Entschuldigen S' die Störung, Hochwürden«, sagte Sophie. »Aber die Frau Herrnbacher hat mir was erzählt, das Sie interessieren dürft'.« »Na, dann spannen S' mich net auf die Folter, Frau Tappert«, versetzte Sebastian lächelnd. »Seit einiger Zeit wird doch gemunkelt, dass unser Bürgermeister mit einem Unternehmer aus München wegen einer Sommerrodelbahn verhandelt.« »Das ist inzwischen ein offenes Geheimnis«, bemerkte der Bergpfarrer. »Der Bürgermeister selbst hat vor einiger Zeit damit geprahlt, dass es da eine Kontaktaufnahme gab. Aber wie's scheint, tut sich noch nix Konkretes.« »Das kann sich ändern«, erklärte Sophie, »und zwar sehr schnell. Die Frau Herrnbacher will nämlich erfahren haben, dass der Unternehmer aus München, mit dem der Bruckner Verhandlungen führt, gestern nach St. Johann gekommen ist, um die Sach' perfekt zu machen.« Jetzt zeigte Sebastian Betroffenheit, seine Brauen schoben sich zusammen, und über seiner Nasenwurzel entstanden zwei senkrechte Falten. »Das ist in der Tat sehr interessant, Frau Tappert. Der Bürgermeister hat mir zwar von dem Plan erzählt, aber er hat mir net den Namen des Unternehmers genannt, der ihn in die Tat umsetzen möcht.«

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Der Bergpfarrer – 321 –

Alinas Flucht in ein neues Leben

Doch die Vergangenheit holt sie ein …

Toni Waidacher

Sophie Tappert brachte ihre Einkäufe in die Küche, stellte die Tasche aber, ohne sie auszuräumen, auf einem Stuhl ab und begab sich sofort zum Arbeitszimmer des Bergpfarrers, klopfte gegen die Tür und schaute hinein.

Pfarrer Trenker drehte sich samt seinem Stuhl herum. Er hatte am Computer gearbeitet.

»Entschuldigen S’ die Störung, Hochwürden«, sagte Sophie. »Aber die Frau Herrnbacher hat mir was erzählt, das Sie interessieren dürft’.«

»Na, dann spannen S’ mich net auf die Folter, Frau Tappert«, versetzte Sebastian lächelnd.

»Seit einiger Zeit wird doch gemunkelt, dass unser Bürgermeister mit einem Unternehmer aus München wegen einer Sommerrodelbahn verhandelt.«

»Das ist inzwischen ein offenes Geheimnis«, bemerkte der Bergpfarrer. »Der Bürgermeister selbst hat vor einiger Zeit damit geprahlt, dass es da eine Kontaktaufnahme gab. Aber wie’s scheint, tut sich noch nix Konkretes.«

»Das kann sich ändern«, erklärte Sophie, »und zwar sehr schnell. Die Frau Herrnbacher will nämlich erfahren haben, dass der Unternehmer aus München, mit dem der Bruckner Verhandlungen führt, gestern nach St. Johann gekommen ist, um die Sach’ perfekt zu machen.«

Jetzt zeigte Sebastian Betroffenheit, seine Brauen schoben sich zusammen, und über seiner Nasenwurzel entstanden zwei senkrechte Falten. »Das ist in der Tat sehr interessant, Frau Tappert. Der Bürgermeister hat mir zwar von dem Plan erzählt, aber er hat mir net den Namen des Unternehmers genannt, der ihn in die Tat umsetzen möcht.«

»Den hat mir die Frau Herrnbacher auch net nennen können. Aber der Mann soll im ›Löwen‹ abgestiegen sein und er hat heut’ Früh schon das Rathaus aufgesucht. Vielleicht kann Ihnen die Reisinger Susi seinen Namen nennen.«

»Den herauszufinden dürfte wohl tatsächlich net schwer sein«, sinnierte der Bergpfarrer und nagte an seiner Unterlippe, dann stieß er hervor: »Ich werd’ der Sache auf den Grund gehen. Vielen Dank, Frau Tappert, dass Sie mich informiert haben.« Sebastian schaute auf die Uhr. Es war kurz vor elf. »Vielleicht sollt’ ich mich gleich mal auf die Socken machen und mir unser Gemeindeoberhaupt zur Brust nehmen. Wenn mir einer was Konkretes sagen kann, dann der Markus. Fair Play hat er mir ja schließlich zugesagt.«

Mit dem letzten Wort drückte sich Sebastian von seinem Stuhl in die Höhe, reckte die Schultern und fügte hinzu: »Sieht ganz so aus, als müsste ich wieder mal die Messer wetzen, Frau Tappert. Unser Bürgermeister kann’s einfach net lassen.« Er lächelte fast ein wenig amüsiert. »Kaum hab’ ich ihm die Freilichtbühne ausgetrieben, hat er schon wieder ein neues Groß-Projekt gefunden, auf das er all seinen Ehrgeiz setzt.«

»Er gibt halt die Hoffnung net auf, irgendwann einmal in den Annalen der Gemeinde als erfolgreichster Bürgermeister genannt zu werden, Hochwürden.« Sophie Tappert schüttelte den Kopf. »Wenn S’ jetzt zu ihm gehen, werden S’ dann in einer Stund’ wieder zurück sein, Hochwürden? Es gibt heut’ gebratene Leber mit Zwiebelhaube. Ihr Bruder wird gegen zwölf Uhr kommen. Man soll’ die fertig gebratene Leber nämlich net allzu lange liegen lassen, denn dann wird sie hart wie eine Schuhsohle.«

»Ich denk’, es wird kein allzu langes Gespräch, das ich mit dem Markus führ. Ich hab’ lediglich ein paar Fragen an ihn. Also werd’ ich auch zurück sein, wenn der Max aufkreuzt.«

Wenig später schritt er die Hauptstraße des Ortes hinunter in Richtung Rathaus. Die Sonne schien, der Himmel, der sich über dem Wachnertal spannte, war blau, um die Gipfel der Zweitausender, die das Tal säumten, schwebten weiße Wolken. Auf den Balkonen und Fensterbänken der im alpenländischen Stil erbauten Häuser zu beiden Seiten blühten die Geranien, Petunien und der Weihrauch um die Wette.

Sebastian war geradezu verliebt in sein St. Johann. Wohin er auch schaute: seinen Augen bot sich ein Bild des Friedens und der Beschaulichkeit. Und daran erfreuten sich auch die meisten Bürger, wie auch die Touristen, die hier vor der Hektik der Großstadt eine Auszeit suchten.

Die Einheimischen, denen er begegnete, grüßten ihn respektvoll und freundlich, aber auch der eine oder andere Tourist, der seinen Weg kreuzte, murmelte einen Gruß.

Sebastian erreichte das Rathaus und betrat gleich darauf das Vorzimmer des Bürgermeisters.

Die Sekretärin, die die Tastatur ihres Computers bearbeitete, hielt inne und musterte den Besucher.

Er nickte ihr grüßend zu. »Ich würd’ gern den Bürgermeister sprechen. Oder ist der Besuch aus München noch bei ihm?«

»Sie meinen den Herrn Lebegern, wie?«, fragte die Vorzimmerdame. »Der ist schon wieder gegangen.« Ihre Brauen zuckten in die Höhe. »Hochwürden, Sie kommen wieder einmal, ohne vorher einen Termin vereinbart zu haben. Das wird den Herrn Bruckner gar net gefallen. Und mich pflaumt er hinterher wieder an, weil ich Sie net abgewimmelt hab’.«

»Das meint er sicher net bös’«, versetzte Sebastian. »Und das wissen S’ auch. Er mosert halt herum. Das muss man ihm zugestehen. Hat er doch oft einen schweren Stand.«

»Wenn sie die Händ’ im Spiel haben, Hochwürden, immer.«

Sebastian musste lachen. »Das hab’ ich allerdings net gemeint. Ich mach’ ihm das Leben vielleicht noch ein kleines bissel schwerer, aber er hat auch ohne mich genug zu schultern. Zu beneiden ist er jedenfalls net.«

Die Sekretärin erhob sich, seufzte und sagte: »Dann werd’ ich Sie halt mal anmelden, Hochwürden. Ich seh’ unseren Herrn Bürgermeister jetzt schon die Augen verdrehen.«

»Darauf dürfen S’ nix geben.«

Die Vorzimmerdame ging zu der Verbindungstür zum Büro des Bürgermeisters, öffnete sie und steckte den Kopf in den Türspalt. »Entschuldigen S’, Herr Bruckner, Pfarrer Trenker ist da und möcht’ Sie sprechen.«

»Das darf doch net wahr sein«, hörte Sebastian den Bürgermeister lamentieren. »Kaum dass der Lebegern vorgesprochen hat, steht der schon bei mir auf dem Teppich. Haben S’ ihn denn net abwimmeln können?«

»Du weißt genau, Markus«, rief Sebastian, der hinter die Sekretärin getreten war, »dass das bei mir net klappt. Und darum versucht es deine Vorzimmerdame schon gar nimmer. Ich hab’ nur ein paar Fragen.«

Die Sekretärin, froh, dass sie sich nicht weiter rechtfertigen musste, trat zur Seite und gab dem Bergpfarrer den Weg frei.

Sebastian betrat das Büro. »Das bissel Zeit, das ich brauch’, wirst du dir schon nehmen können, Markus.«

Markus Bruckner lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie wissen ja selber wie das ist, Hochwürden«, sagte er. »Alle Augenblick kommt irgendetwas daher, mit dem man net rechnet. Ich versuche, die tägliche Arbeit zu erledigen, und muss mich stattdessen um all den anderen Kram kümmern, der ungebetener Weise an mich herangetragen wird.«

»Wenn ich mal mehr Zeit hab’, Markus, dann bedauere ich dich«, sagte Sebastian ungerührt. »Darf ich mich setzen?«

»Ich denk’, Sie haben nur wenige Fragen.«

Sebastian zog sich den Stuhl heran, der vor dem Schreibtisch stand, und ließ sich nieder. »Du möchtest doch sonst auch mit mir auf Augenhöhe sein.«

»Na, dann hocken S’ sich halt nieder, Hochwürden. Sind S’ mir net bös, aber meine Zeit ist begrenzt.«

»Ich sitz’ bereits, falls das deiner geschätzten Aufmerksamkeit entgangen sein sollte. Dennoch danke. Du bist wieder mal sehr zuvorkommend.«

»So bin ich halt, Hochwürden.«

»Na schön, Markus, dann will ich dir sagen, weshalb ich zu dir gekommen bin. Bei dir war vorhin der Unternehmer aus München, mit dem du wegen der Sommerrodelbahn verhandelst. Mir scheint, die Angelegenheit nimmt Formen an.«

Bruckner wich dem Blick des Bergpfarrers aus.

*

Markus Bruckner hatte die Unterlippe zwischen die Zähne gezogen und kaute kurz darauf herum, dann antwortete er: »Das Vorhaben des Unternehmers …«

»Er heißt Lebegern«, sagte Sebastian. »Du kannst ihn also bei seinem Namen nennen.«

Bruckner blinzelte. »Sie haben sich ja schon ganz schön kundig gemacht, Hochwürden. Aber das hätt’ ich ja wissen müssen.« Er winkte ab. »Es ist kein Geheimnis. Sein voller Name ist Heribert Lebegern. Ein knallharter Geschäftsmann, der es versteht, seinen Willen durchzusetzen. Sein Antrag, ihm im Ainringer Forst einen passenden Berghang zu verpachten, liegt noch beim Staatsministerium in München. Lebegern hat mir aber versichert, dass er über einen sehr guten Draht dorthin verfügt und meint, dass die Genehmigung nur noch eine reine Formsache sei.«

»Mit einem geeigneten Hang wird’s net getan sein, Markus. Für eine Rodelbahn braucht man eine Talstation, eine Bergstation, und natürlich auch genügend Parkplätze in der Nähe. Denn wenn die Besucher erst kilometerweit marschieren müssen, um zur Rodelbahn zu gelangen, dann dürft’ das dem Geschäft net gerade zuträglich sein. Man wird auch eine Straße bauen müssen, und bald werden auch Eisdielen, Cafes und diverse Lokale rund um die Stationen der Rodelbahn entstehen. Was meinst du, wie viel Natur mit dem Bau einer solchen Anlage und den weiteren Bauobjekten, die sie zwangsläufig nach sich zieht, zerstört werden wird?«

»Natur, Natur!«, explodierte der Bürgermeister. »Der Natur zuliebe, die Sie ständig ins Spiel bringen, hab’ ich schon zig Projekte sausen lassen müssen! Haben S’ denn net mal mit den Menschen ein Einsehen, Hochwürden, die hier in St. Johann oder in der Umgebung ihr tägliches Brot verdienen müssen? Die sind auf den Fremdenverkehr angewiesen. Wenn wir aber keine Attraktionen bieten können, bleiben die Gäste bald aus und alle, die vom Tourismus leben, können mit dem Ofenrohr ins Gebirg’ schauen.«

»Die Menschen hier sind bis jetzt auch ohne Massentourismus ausgekommen, Markus«, konterte der Bergpfarrer. »Wir haben ein vernünftiges Touristenaufkommen, und den Leuten, von denen du sprichst, geht’s recht gut. Sie sind zufrieden mit dem, was sie am Tourismus verdienen.«

»Das meinen Sie, Hochwürden. Sie gehen da wahrscheinlich von Ihrer Warte aus. Sie haben ja – wenn mich net alles täuscht –, irgendwann einmal ein Armutsgelübde abgelegt. Es gibt aber Leut’, die ihre Familien zu ernähren haben. Und die sind darauf angewiesen, dass möglichst viele Gäst’ nach St. Johann kommen. Sie wollen nämlich net nur leben, sie wollen gut leben.«

»Du verwechselst wieder mal etwas, Markus. Ich gehör’ zu keinem Orden, und so hab’ ich auch net das Armutsgelübde ablegen müssen. Ich beziehe ein Gehalt wie du auch, allerdings – net ganz so üppig wie deines.«

Bruckner machte eine wegwischende Handbewegung. »Jedenfalls sind Sie net auf Touristen angewiesen. Haben S’ denn keine Gewissenbisse, wenn S’ an die armen Leut’ denken, die sich auch gern’ ein Stück vom Kuchen abschneiden würden.«

»Solang unser Ort und das Tal den Tourismus verkraften, bin ich der Letzte, der etwas gegen ihn einzuwenden hat«, erklärte Sebastian. »Du aber willst eine Art Massentourismus hierher ziehen, und der wär’ weder für St. Johann noch für das Wachnertal gut. Außerdem müsste viel Natur unwiederbringlich vernichtet werden. Willst du unsere schöne Gegend einem Kollaps ausliefern, Markus? Frieden und Ruhe wären dahin. Aber ich wiederhol’ mich. Das alles hab’ ich dir schon erzählt, als du den Bau der Freilichtbühne geplant hattest.«

»Das stimmt. Ich kann’s und ich will’s aber nimmer hören. Den Powell konnten S’ ja um den Finger wickeln, sodass er auf Ihre Seite gewechselt ist. Der Lebegern aber ist einer, der sich von nix und niemand die Butter vom Brot nehmen lässt. Der hat sich die Sommerrodelbahn in den Kopf gesetzt, und der baut sie auch. Mit oder ohne Ihren Segen, Hochwürden. Apropos Segen!« Bruckner grinste schief. »Sie kommen doch zur Einweihung, um das Projekt zu segnen?« Sein Grinsen verstärkte sich. »Wenn net, dann müsst ich ja glatt annehmen, dass Sie sauer sind, weil S’ dieses Mal den Kürzeren gezogen haben.«

»Lach net, Markus. Und Zynismus ist schon gar net angebracht. Ich seh’s schon: Du stehst wieder einmal voll und ganz hinter dem Projekt, und meine Argumente fegst du vom Tisch.«

Bruckner grinste nur siegesgewiss.

Sebastian stemmte sich am Tisch in die Höhe. »Wenn’s sein muss, ruf’ ich persönlich beim Staatsministerium an, um mit Nachdruck meine Bedenken gegen die Sommerrodelbahn darzulegen. Ich werde darauf bestehen, dass man von dort aus ganz genau prüft, ob die Umwelt hier im Tal durch ein solches Unternehmen net allzu sehr geschädigt wird.«

»Rufen S’ ruhig an, Hochwürden. Lassen S’ sich aber gesagt sein, dass der Herr Lebegern ganz andere Beziehungen ins Ministerium hat. Man sagt dazu auch Kon …“ Bruckner legte die Fingerkuppen an die Stirn. »… Confections. Wahrscheinlich kennen S’ den Begriff, Hochwürden, schließlich haben S’ ja studiert …«

»Es heißt Connections.«

»Was?«

»Schon gut, Markus«, sagte Sebastian und winkte ab. »Ich weiß, was du meinst.«

»Schön. Dieses Mal können S’ sich wahrscheinlich auf den Kopf stellen und mit den Ohren schlackern – an der Sommerrodelbahn führt kein Weg mehr vorbei.«

»Du bist dir wieder einmal sehr sicher, Markus – zu sicher«, gab Sebastian zu bedenken. »Mit der Freilichtbühne war es genauso. Und dann bist du fürchterlich auf den Bauch gefallen. Dass du nix dazulernst? Jeder andere lernt aus seinen Fehlern, nur du net.«

»Halten S’ mich nur net für dümmer, als ich vielleicht ausschau’, Hochwürden.« Bruckner verlor nichts von seiner zur Schau getragenen Siegessicherheit. »Wenn die Arbeiter mit schwerem Gerät aufmarschieren, um in den Wald auf einem Hügel im Ainringer Forst eine breite Schneise zu schlagen, dann werden S’ merken, dass ich ein Gewinner bin. Dann geht alles seinen Gang und Sie stehen dumm daneben.«

»Erinnerst du dich an die Stripteasebar, deren Eröffnung du zustimmen wolltest?«, fragte der Pfarrer. »Du hast sie sogar mit allen möglichen rechtlichen Stellungnahmen befürwortet. Und trotzdem haben wir den Irrsinns-Plan verhindert.«

»Jetzt kommen S’ mir gewiss wieder mit der Drohung, eine Bürgerinitiative ins Leben zu rufen.« Bruckner legte die flache Hand auf seine Brust. »Aber wenn S’ meinen, wieder ein paar selbsternannte Moralapostel oder Naturschützer auf mich loslassen zu müssen, dann muss ich Ihnen sagen, dass Sie sich dieses Mal an die falsche Adresse wenden. Der Ainringer Forst ist Staatswald, und die bayerische Staatsregierung muss entscheiden, ob man an Lebegern verpachtet oder vielleicht sogar verkauft. Die Gemeinde ist dann nur für die Erschließung zuständig. Und das können S’ dann auch mit einer Bürgerinitiative net verhindern.«

»Und wer genehmigt das Projekt? Doch die Gemeinde, oder net?«

»Na ja …« Bruckner schien sich innerlich zu winden.

»Na also! Nachdem du eine Bürgerinitiative erwähnt hast, nehm’ ich an, dass du gern hören würdest, was ich als Nächstes unternehmen werd’, um die Rodelbahn zu verhindern, Markus, gell? Aber an eine Bürgerinitiative hab’ ich in dem Zusammenhang net gedacht. Es gibt andere Mittel und Wege.«

»So, welche denn?«

»Das werd’ ich gerade dir auf die Nase binden, Markus.«

Bruckner schürzte die Lippen. »Dann darf ich das so verstehen, dass der Waffenstillstand zwischen uns wieder vorbei ist, Hochwürden.« Bruckner klatschte in die Hände. »Fein, wie Sie wollen. Ich hab net das Geringste dagegen. Ich werd’ Ihnen sogar den nächsten Zug überlassen. Ich kann mir das leisten.«

»Jetzt werd’ nur net größenwahnsinnig, Markus«, versetzte Sebastian ruhig, und ein angedeutetes Lächeln umspielte seinen Mund. »Du hast dich wieder mal auf ein sehr hohes Ross gesetzt, würd’ ich sagen. Pass nur auf, dass du net herunterfällst. So ein Sturz kann sehr, sehr wehtun.«

»Ich hab’ die Zügel fest in der Hand, Hochwürden. Dennoch vielen Dank dafür, dass Sie sich um mich sorgen.«

»Keine Ursache. Wir hören wieder voneinander, Markus. Schauen wir mal, wer von uns beiden den längeren Atem hat.«

»Den hat der Lebegern, Hochwürden. Ich hab’s doch schon gesagt: Er hat gute Connections – bis zum Staatsminister. Gegen den machen S’ keinen Stich.«