Ich lass mir das Glück nicht nehmen - Toni Waidacher - E-Book

Ich lass mir das Glück nicht nehmen E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer Sebastian Trenker hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen. Sebastian kehrte ins Pfarrhaus zurück. Sophie Tappert trat aus der Küche und fragte: »Wie geht's denn der Aileen Huber, Hochwürden? Hat s' den Schock vom Klettersteig schon einigermaßen überwunden?« »So richtig noch net«, antwortete Sebastian. »Dr. Keller meint, dass man sie noch einmal mit der Situation konfrontieren muss. Das heißt, die Aileen muss lernen, ihre Angst vor dem Berg zu über­winden. Deshalb werd' ich mit ihr die Tour hinauf zur Kandereralm nachholen. Ich muss bloß in meinem Terminkalender nachschauen, wann's bei mir passt. Wenn ich mich aber richtig entsinn', dann stehen in den nächsten Tagen keine wichtigen Termine an.« »Jeder andere wär' sauer auf die Aileen, wenn s' ihn so versetzt hätt', wie sie's mit Ihnen getan hat, Hochwürden.« »Eines der größten Geschenke, die man sich selbst machen kann, ist zu vergeben«, versetzte der Bergpfarrer, hob das Gesicht ein wenig an und schnupperte. »Mein Bruder wird begeistert sein, Frau Tappert, wenn er um zwölf Uhr kommt und riecht, dass sie uns einen Sauerbraten kredenzen werden.« Sophie lächelte. »Was gibt's denn als Beilagen?« »Knödel, Blaukraut und eingemachte Preiselbeeren.« »Mir läuft das Wasser im Mund zusammen«, gestand Sebastian.

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Der Bergpfarrer Extra – 19 –

Ich lass mir das Glück nicht nehmen

Das Schicksal hat uns zusammengeführt ...

Toni Waidacher

Sebastian kehrte ins Pfarrhaus zurück. Sophie Tappert trat aus der Küche und fragte: »Wie geht’s denn der Aileen Huber, Hochwürden? Hat s’ den Schock vom Klettersteig schon einigermaßen überwunden?«

»So richtig noch net«, antwortete Sebastian. »Dr. Keller meint, dass man sie noch einmal mit der Situation konfrontieren muss. Das heißt, die Aileen muss lernen, ihre Angst vor dem Berg zu über­winden. Deshalb werd’ ich mit ihr die Tour hinauf zur Kandereralm nachholen. Ich muss bloß in meinem Terminkalender nachschauen, wann’s bei mir passt. Wenn ich mich aber richtig entsinn’, dann stehen in den nächsten Tagen keine wichtigen Termine an.«

»Jeder andere wär’ sauer auf die Aileen, wenn s’ ihn so versetzt hätt’, wie sie’s mit Ihnen getan hat, Hochwürden.«

»Eines der größten Geschenke, die man sich selbst machen kann, ist zu vergeben«, versetzte der Bergpfarrer, hob das Gesicht ein wenig an und schnupperte. »Mein Bruder wird begeistert sein, Frau Tappert, wenn er um zwölf Uhr kommt und riecht, dass sie uns einen Sauerbraten kredenzen werden.«

Sophie lächelte.

»Was gibt’s denn als Beilagen?«

»Knödel, Blaukraut und eingemachte Preiselbeeren.«

»Mir läuft das Wasser im Mund zusammen«, gestand Sebastian. »Hoffentlich ist’s bald Mittag.«

Sophie lachte amüsiert auf. »Vom Frühstück ist noch eine Semmel übrig, Hochwürden. Ich kann sie Ihnen belegen, wenn Sie’s möchten. Net, dass Sie mir bis Mittag verhungern.«

»Net nötig«, versetzte Sebastian grinsend. »Ich heb’ mir meinen Appetit für Ihren Sauerbraten auf, Frau Tappert.«

Nach diesen Worten begab er sich in sein Arbeitszimmer und stellte nach kurzer Sichtung seiner Termine fest, dass in den kommenden Tagen tatsächlich nichts Wichtiges anstand. Er rief bei Ria Stubler an: »Bestell’ doch bitte der Aileen, Ria, dass ich in den nächsten drei Tagen immer Zeit hab’, mit ihr auf die Kandereralm zu gehen. Sie mag mich zurückrufen und mir mitteilen, wann s’ Lust hat, die Tour zu machen.«

»Ich sag’s ihr, Hochwürden. Sie glauben gar net, wie glücklich das Madel ist, weil S’ ihm verziehen haben. Ich denk’, die Aussprache mit Ihnen hat der Aileen schwer auf der Seele gelastet.«

»Dass sie ein bissel unter ihrem schlechten Gewissen gelitten hat, schadet gar net«, erklärte Sebastian. »So etwas läutert, und ein weiteres Mal wird mich die Aileen ganz sicher net versetzen.«

»Gewiss net, Hochwürden. Als Sie sich vorhin von ihr und der Larissa verabschiedet haben, haben S’ eine Bemerkung gemacht, die der Larissa sehr zu denken gegeben hat. Sie hat mich gefragt, was Sie wohl damit gemeint haben könnten, als Sie äußerten, dass am Ende alles gut werden wird und alle zufrieden aufatmen werden können.«

»Hat das die Larissa auf sich bezogen?«

»Sie meint, Sie haben sie ziemlich bedeutungsvoll angeschaut, während Sie das gesagt haben. Ich hab’ dem Madel verschwiegen, Hochwürden, dass ich Sie angerufen hab’, nachdem mir der Hannes sein Leid geklagt hat. Ob das richtig war, weiß ich net. Meinen S’ wirklich, dass Sie bei der Mathilde was erreichen?«

»Ich kann’s nur hoffen, Ria. Dass du der Larissa gegenüber Stillschweigen bewahrt hast, war völlig richtig. Ich will net, dass Hoffnungen geweckt werden, die sich möglicherweise net erfüllen.«

»Dann hab’ ich ja instinktiv richtig gehandelt«, sagte Ria. »Ah, da kommt die Aileen gerade vorbei. Einen Moment, Hochwürden, ich geb’ sie Ihnen.«

»Vielen Dank, Ria«, sagte Sebastian, und dann erklang auch schon Aileens Stimme:

»Sie möchten mich sprechen, Herr Pfarrer?«

»Ja, und zwar wegen unserer Tour zur Kandereralm. Wie würd’s Ihnen denn übermorgen passen, Aileen? Ich würd’ Sie morgens um sieben Uhr abholen, und dann wandern wir schön gemütlich hinauf zu der Alm.«

»In Ordnung«, sagte Aileen. »Ich freue mich schon auf die Wanderung. Und – dieses Mal werde ich da sein, wenn Sie zur Pension kommen, um mich abzuholen.«

Sebastian lachte. »Das setz’ ich voraus, Aileen. Außer, dass Sie sich vernünftig anziehen müssen, brauchen S’ sich um nix kümmern. Brotzeit und Getränke bring’ ich mit.«

»Die Larissa möchte gerne mit uns gehen«, erklärte Aileen. »Dagegen ist doch gewiss nichts einzuwenden, Herr Pfarrer.«

»Ganz und gar net. Ich freu’ mich!« Nachdem er sich von Aileen verabschiedet hatte, warf Sebastian einen Blick auf die Uhr. Es war halb elf, und er überlegte, ob er es bis zum Mittagessen noch schaffen konnte, Mathilde Aschinger einen Besuch abzustatten, um mit ihr ein ernstes Gespräch zu führen.

›Wenn ich das Fahrrad nehm’, schaff’ ich’s‹, sagte er sich und setzte seinen Entschluss sofort in die Tat um.

*

Auf dem Hof begegnete er zunächst Jonas Aschinger, der soeben den Schuppen verließ.

Sebastian lehnte sein Fahrrad an die Stallwand und wandte sich dem Burschen zu. »Servus, Jonas. Wie geht’s denn allweil so?«

»Ich kann net klagen, Herr Pfarrer«, antwortete der jüngere Bruder von Johannes. »Ich hoff’, im Pfarrhaus ist auch alles wohlauf.«

»Alles bestens. Ich will zu deiner Mutter, Jonas. Ist sie im Haus?«

»Ja, gehen S’ nur hinein, Herr Pfarrer. Das war gestern ja eine Riesenaktion, als Sie und Ihr Bruder die Urlauberin vom Klettersteig geholt haben. Der Leichtsinn mancher Leut’ ist einfach durch nix zu überbieten.«

»Hat dir der Hannes die Geschichte erzählt?«, erkundigte sich Sebastian.

»Ja.« Jonas grinste. »Dass er mit der anderen Urlauberin auf der Wintermaid war, hat bei der Mama regelrecht Schnappatmung ausgelöst. Sie spricht mit ihm nur noch das Nötigste.«

»Deswegen will ich mit der Mathilde reden. Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie deinen Bruder mit der Koller-Kathi verkuppeln will.«

»Aber der Hannes zieht net mit«, versetzte Jonas, nun wieder ernst geworden. »Er sagt, dass er nur eine Frau heiratet, die er liebt und von der er wiedergeliebt wird. Er hat sich in diese Larissa verknallt und sogar gedroht, auf den Hof zu verzichten und St. Johann zu verlassen, wenn ihm die Mama weiterhin mit der Kathi zusetzt.«

»Würd’ die Kathi überhaupt mitmachen?«, fragte Sebastian. »Ich mein’, sie ist doch eine moderne junge Frau, die durchaus in der Lage sein dürft’, sich den Mann selbst zu suchen, den s’ mal heiraten möcht’.«

»Ich weiß net, wie die Kathi zu den Absichten und Wünschen der Mama steht, Herr Pfarrer. Ich seh’ sie öfter mal, sie ist immer freundlich und nett, und auch der Hannes und die Kathi begegnen sich vollkommen unbefangen. Ich glaub’, die Kathi weiß gar net, dass die Mama den Hannes mit ihr verheiraten möcht’.«

»Ob die Kathi einen Freund hat … das weißt du sicherlich auch net.«

Jonas zuckte mit den Schultern. »Mitgekriegt hab’ ich jedenfalls nix.«

»Na schön. Dann will ich mal hineingehen.«

»Bei der Mama werden S’ auf taube Ohren stoßen, Herr Pfarrer«, meinte Jonas. »Wenn’s um die Koller-Kathi geht, hat die Mama nämlich ihre eigenen festen Ansichten. Warum sie so besessen von der Idee ist, dass der Hannes die Kathi heiraten soll, weiß ich net.«

»Wir werden es sehen«, murmelte Sebastian und setzte sich in Bewegung.

Jonas ging zum Stall, blieb aber davor stehen und beobachtete, wie der Pfarrer ins Haus ging.

Sebastian hörte das Klappern von Geschirr und folgte den Geräuschen. Die Küchentür war nur angelehnt. Der Pfarrer klopfte leicht dagegen und stieß sie auf. »Darf man eintreten?«

Mathilde hantierte am Herd und hatte der Tür den Rücken zugewandt. Jetzt drehte sie sich um, erkannte den Besucher und ihre Brauen zuckten in die Höhe. »Herr Pfarrer«, entfuhr es ihr überrascht. »Was führt denn Sie auf den Aschingerhof?« In ihren Augen blitzte es auf. »Ich kann’s mir schon denken. Es ist wegen der Sache gestern auf dem Klettersteig. Schließlich hat ja dabei auch der Hannes eine Rolle gespielt. Der Bursch’ ist allerdings im Wald …«

»Den brauchen wir net, Mathilde. Ich bin hier, weil ich mit dir reden will.«

Jetzt kniff die Bäuerin die Augen leicht zusammen. »Mit mir?« Sie machte einen Schritt auf Sebastian zu. »Was haben S’ denn mit mir zu bereden, Hochwürden?«

Sebastian drückte die Tür zu. »Setzen wir uns an den Tisch. Im Sitzen spricht es sich einfacher.«

Mathilde versuchte in den Zügen des Bergpfarrers zu lesen. »Um was geht’s denn, Hochwürden?«

»Setzen wir uns«, wiederholte Sebastian und ging zum Tisch, zog sich einen Stuhl zurecht und ließ sich nieder.

Mathilde setzte sich ihm gegenüber an den Tisch.

»Es geht um den Hannes«, begann Sebastian. »Der Bursch’ ist todunglücklich, wegen dir, Mathilde.«

»Ah, daher weht der Wind«, blaffte Mathilde. Ihre Miene hatte sich verschlossen. »Mein Sohn hat sich bei Ihnen über mich beschwert, weil ich net damit einverstanden bin, dass er sich mit dieser Stadtfrau herumtreibt. Statt dass er seine Arbeit macht, ist er gestern mit ihr auf der Wintermaid herumgestiegen. Durch seine Schuld ist sogar die Freundin dieser – Stadtfrau, um die der Hannes wie ein verliebter Gockel herumscharwenzelt, in Bergnot geraten. Aber das wissen ja Sie selbst am Besten, Hochwürden. Sie und Ihr Bruder haben diese leichtsinnige Person ja gerettet.«

»Die Stadtfrau, wie du sie nennst, heißt Larissa«, sagte Sebastian. »Hast du eigentlich schon einmal in Erwägung gezogen, Mathilde, dass der Hannes und die Larissa sich lieben könnten?«

»Liebe!«, versetzte Mathilde herablassend, geradezu geringschätzig. »Davon hat der Hannes viel geschwafelt. Aber das ist lächerlich. Die Stadtfrau kehrt Ende der kommenden Woche nach Frankfurt zurück, und dann ist’s auch mit der Liebe vorbei.«

»Und wenn net?«, fragte der Bergpfarrer.

»Dann trifft wohl meine Vermutung zu, dass sich diese Stadtfrau hier in ein gemachtes Nest setzen möcht’. Sicher hat sie Erkundigungen eingezogen und herausgefunden, dass wir auf dem Aschingerhof net gerade arm sind. Außerdem ist der Hannes doch ein recht ansehnliches Mannsbild, mit dem sich jede Frau zeigen kann.«

»Du unterstellst der Larissa also die niedrigsten Beweggründe, Mathilde«, murmelte Sebastian.

»Natürlich. Anders kann’s ja gar net sein. Ich glaub’ net an einen Zufall, als sie dem Hannes bei der Waldarbeit begegnet ist. Da hat sie ihn bezirzt, und der dumme Bub ist ihr auf den Leim gegangen. Die will aber net ihn – die will in einen reichen Hof einheiraten und versorgt sein. Aber da spiel’ ich net mit.«

»Du würdest es gern sehen, wenn er der Kathi den Hof machen würd’, gell?«

»Die Kathi wär’ die richtige Frau für ihn«, stieß Mathilde hervor. »Die kennt sich aus, denn sie kommt aus der Landwirtschaft, sie kann zupacken und sie würd’ was mitbringen in eine Ehe. Stellen S’ sich das vor, Hochwürden, wenn wir die beiden Höfe zusammenlegen könnten! Der Hannes wär’ der reichste Bauer weit und breit.« Mathildes Gesicht verschloss sich. »Aber dieser Dummkopf spricht von Liebe. Er heiratet nur die Frau, die er liebt! Liebe, Liebe, Liebe! Seit wann kann man sich von Gefühlen etwas kaufen? Ich denk’, es reicht, wenn sich zwei gegenseitig achten und einer den anderen so akzeptiert, wie er ist. Alles andere führt zu nix. Eine Gefühlsduselei, wie sie sich der Hannes erträumt, schon gar net.«

»Möchtest du denn net, dass dein Bub glücklich wird, Mathilde?«

»Wenn ihm, durch eine Heirat mit der Kathi, der Kollerhof in den Schoß fällt, wird er glücklich sein«, versetzte die Bäuerin.

»Ich hab’ dich immer für eine vernünftige Frau gehalten, Mathilde. Dass du darauf bestehst, dass dein Ältester unbedingt die Koller-Kathi heiratet, ist unzeitgemäß. Und dafür, dass du sogar drohst, ihm den Hof net zu übergeben, wenn er net von der Larissa lässt, gibt es einen Begriff: Nötigung, um net zu sagen: Erpressung. Denk’ doch mal nach, Mathilde. Hannes ist achtundzwanzig Jahr’ alt und ganz sicher in der Lage, sich selbst nach der Frau umzusehen, die er einmal als Bäuerin auf dem Hof haben will.«

»Ich hab’ ausschließlich das Wohl des Aschingerhofs im Auge, Hochwürden«, sagte Mathilde mit Nachdruck, fast eine Idee zu scharf. »Mein Mann – Gott hab’ ihn selig –, hat immer davon geredet, dass der Hannes mal die Koller-Kathi heiraten sollt’, damit die beiden Höfe eine Einheit werden. In seinem Sinn verfolg’ ich das. Und wenn der Hannes net mitspielt, dann kriegt er auch den Hof net.«

Lange forschte Sebastian nach diesen Worten schweigend in ihrem wie versteinert anmutenden Gesicht.

Mathilde hielt seinem Blick trotzig stand.

»Willst du mir erzählen, du bist so sehr dahinter her, weil dein verstorbener Mann das irgendwann einmal angesprochen hat?«

»Net nur einmal, Hochwürden«, erwiderte Mathilde. »Er hat das schon ins Auge gefasst, als der Hannes und die Kathi noch Teenager waren. Und Eine aus der Stadt, die denkt, dass ihr hier die gebratenen Tauben in den Mund fliegen, kommt mir nie und nimmer ins Haus.«

»Ist das dein letztes Wort, Mathilde?«, fragte der Bergpfarrer zutiefst betroffen.

Die Bäuerin nickte. »Mein allerletztes, Hochwürden. Den Hof stell’ ich über alles. Und da ich die alleinige Besitzerin bin, bestimm’ ich auch, was einmal mit ihm geschieht. Der Hannes hat’s in der Hand. Noch ist’s für mich keine Frage, dass er mal den Hof erhält.«

»Aber nur, wenn er spurt und die Koller-Kathi nimmt«, fügte Sebastian hinzu und schüttelte ungläubig den Kopf. »Sei mir net bös’, Mathilde, aber seit dieser Stund’ weiß ich nimmer, was ich von dir halten soll. Du nimmst sogar in Kauf, dass dein Sohn den Hof verlässt und mit dir bricht, falls er dir net zu Willen sein sollt. Das übersteigt mein Begriffsvermögen.«

»Es ist so, Hochwürden. Der Aschingerhof ist mein Besitz, und auf meinem Besitz bestimm’ ich. Falls Sie der Hannes geschickt hat, um mich umzustimmen, dann können S’ ihm bestellen, dass ich mich net umstimmen lass’.«

Sebastian erhob sich. Er erkannte, dass jedes weitere Wort in den Wind gesprochen wäre. »Mich hat net der Hannes geschickt«, murmelte er. »Es ist mir zu Ohren gekommen, was hier läuft, und ich hab’s net glauben wollen. Aber jetzt hast du’s mir selber vor Augen geführt. Hoffentlich musst du deine Sturheit net irgendwann mal bereuen, Mathilde.«

Die Bäuerin erwiderte nichts, sondern starrte den Pfarrer nur trotzig an, das unumstößliche Versprechen im Blick, keinen Millimeter von ihrer Einstellung abzuweichen.

*

Max Trenker erschien kurz nach zwölf Uhr im Pfarrhaus. Er legte seine Dienstmütze auf die Hutablage, dann zog er seine Jacke aus und hängte sie die Garderobe. »Sauerbraten«, sagte er grinsend. »Mit Knödeln und Blaukraut. Stimmt’s, Frau Tappert?«

»Das zu erraten, ist net schwer«, erklärte Sophie lachend. »Das ganze Haus riecht danach.«

»Der halbe Pfarrplatz«, verbesserte Max und lächelte dabei voller Vorfreude. »Ist der Sebastian schon im Esszimmer?«, fragte er dann.

»Ja. Er war auf dem Aschingerhof und hat mit der Mathilde gesprochen. Jetzt ist er frustriert, weil die Mathilde so stur und uneinsichtig ist.«

»Um was geht’s denn?«, wollte Max wissen.

»Das wird er Ihnen sicher erzählen«, antwortete Sophie.

»Ich kann’s mir schon denken«, mutmaßte Max. »Es ist wegen dem Hannes, der Larissa und der Aileen. Irgendwer hat mir mal erzählt, dass es die Mathilde gern sehen würd’, wenn der Hannes um das Koller-Madel werben tät.«

»Sie ist total besessen von der Idee«, bestätigte Sophie. »Aber lassen S’ sich die Geschichte von Ihrem Bruder erzählen, Max. Das alles macht ihn ziemlich betroffen. Vielleicht können Sie ihn ein bissel aufheitern.«

»Ich werd’ mein Bestes geben, Frau Tappert«, versprach Max und betrat das Esszimmer.

Sebastian hatte nachdenklich auf die Tischplatte gestarrt. Das Gespräch mit Mathilde ging ihm einfach nicht aus dem Kopf.

»Servus, Bruderherz«, grüßte Max. »So nachdenklich?«

»Grüaß di, Max. Ja …«, Sebastian gab einen tiefen Seufzer von sich, »… ich bin nachdenklich. Ich war vorhin auf dem Aschingerhof und will’s immer noch net glauben, was mir dort widerfahren ist.«

»Die Frau Tappert hat’s schon angedeutet«, murmelte Max.