DER BLAUE MANN - Peter Wimmer - E-Book

DER BLAUE MANN E-Book

Peter Wimmer

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Beschreibung

(...) Ich umklammere das Lenkrad fest mit beiden Händen, starre nach vorn. Recht steil geht es hinunter. Die Erde ist aufgeweicht und breite geschwungene Furchen sehe ich. Aber ich habe mir ja etwas vorgenommen und Abenteuer wollte ich auch. So lege ich nun vorsichtig den ersten Gang ein, lasse die Kupplung sanft kommen. Der Wagen rollt an, schlittert in den aufgeweichten Furchen beängstigend schräg nach unten. Das Wasser spritzt auf. Ich gebe Gas, was soll ich sonst noch tun, außer Luft anhalten, für alle Fälle? (...) Der Karawanenführer wirkt im Licht der flackernden Kerzen wie der Hauptdarsteller in der Verfilmung der berühmten orientalischen Erzählung. Er hat eine Kette mit dicken weißen Perlen in der Hand. Er lässt sie durch die schlanken Finger gleitet. (...) DER BLAUE MANN stellt Fragen. Er möchte wissen, woher wir kommen. Deutschland, Germany ... Darunter kann sich der Karawanenführer nichts vorstellen. Aber vier Stunden mit dem großen Flugzeug, ja, das versteht er, das muss sehr weit sein. (...) Eine stockdunkle Nacht verschluckt uns. Kein Stern ist am Himmel zu sehen. Ob ich die Augen aufhalte oder schließe, es ist kein Unterschied. Wir nehmen uns alle bei der Hand. Ich spüre, nun sind wir wirklich mittendrin, in unserem marokkanischen Märchen. Irgendwo drückt man uns auf niedrige Holzschemel. Ich spüre Menschen um uns herum, kann sie aber nicht sehen. Sehr behutsam weicht die Schwärze dieser Nacht. (...) Männer entriegeln die hintere Umrandung der Ladefläche, klappen sie nach unten. Nun sehe ich, die Kamele sind an den Beinen gefesselt. Sie versuchen sich aufzurichten. Das Wollen und nicht Können erregt sie. Panik breitet sich aus. Schaum trieft aus den weit aufgerissenen Mäulern. Zwei Männer mit Messern in der Hand betreten vorsichtig die Ladefläche. Wenn sie Fesseln durchschnitten haben springen sie schnell herunter.

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Seitenzahl: 45

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PETER WIMMER

DER BLAUE MANN

Die Rechte liegen beim Autor und Verlag

Wimmer Visuelle Kommunikation

Am Lichterkopf 25

D-56112 Lahnstein

Telefon 02621/62625

[email protected]

www.wimmer-kommunikation.de

Ich schreibe Erzählungen, Kurzgeschichten, Märchen, Theaterstücke und Besonderheiten die sich nur schwer zuordnen lassen. Eine Zusammenfassung bieten die E-Books „Peter Wimmer, Erzählungen, Kurzgeschichten, Märchen“ und „Peter Wimmer, Theaterstücke für einen bis vier Darsteller.“

Unter dem Reihentitel “Kulturreisen individuell” erstelle ich filmische Reisedokumentationen. Dabei folge ich mit meiner Kamera den Spuren der Menschheitsgeschichte, so wie ich sie in den besuchten Reiseländern antreffe. Ich dokumentiere herausragende Kulturstätten und Landschaften, einfühlsam, sachlich, informativ.

“Schönheit, Anmut und große Architektur im alten Ägypten” das ist der Reihentitel einer 14-teiligen filmischen Dokumentation über das reiche Erbe der pharaonischen Kultur am Nil. Schauplätze sind die großen Pyramiden, Göttertempel, Totentempel, Museen und prächtig ausgestatteten Gräber in Kairo, Giseh, Sakkara, Medum, Tel el Amarna, Abydos, Dendera, Luxor, Edfu, Kom Ombo, Assuan, Philae und Abu Simbel. Die DVD „ÄGYPTEN – Highlights der pharaonischen Kultur“ vermittelt einen Eindruck dessen was die großen Schauplätze und Museen entlang des blauen Nils dem kulturinteressierten Reisenden bieten.

Die DVD „Highlights der Megalithkultur in Westeuropa“ zeigt kulturhistorisch bedeutende Monumente unserer Vorfahren, Kultstätten und Museen in der Bretagne, auf Malta, Gozo und Korsika, in England, Irland, Schottland, auf den Hebriden und auf den Orkneyinseln.

DER BLAUE MANN

Die Straße ist gut, der Wagen auch, ebenso unsere Stimmung. Meine besonders. Für mich ist das was wir jetzt gerade erleben Urlaub, wirklicher Urlaub. Ich liebe die Abwechslung, die Anforderung, ein wenig Abenteuer. Ich brauche Ziele, Visionen. Ich genieße die Vorfreude auf ein wahrscheinlich großes Erlebnis.

Der Tiermarkt in Goulimime, im Süden Marokkos, samstags in der Morgenfrühe, wird im Reiseführer als „der große Tiermarkt des Südens“ beschrieben. Etwas, was es in dieser traditionellen Urtümlichkeit nur noch dort gibt, eben in Goulimime.

Seit etwa einer Stunde folgen wird dem Asphaltband durch die Sahara in Richtung Süden, wenig Bewuchs rechts und links der Straße. Ich spüre den Hauch der unendlichen Weite.

Es ist Freitag, 10. Februar, zu Hause wird jetzt Karneval gefeiert. Phantastisch, den Kontrast in dieser Form zu erleben. Dort bunte Pappnasen, hier nur goldgelber Wüstensand und goldgelbe Sandhügel, soweit das Auge reicht. Vier Flugstunden waren es von Frankfurt nach Agadir.

Wir, das heißt Anita und ich, haben uns auf den Weg gemacht, um zu erleben was der Reiseführer als so sehenswert beschreibt und wovon gestern Abend ein älteres Ehepaar in unserem Hotel schwärmte. Sie haben den größten Tiermarkt des Südens schon vor Jahren besucht und bestätigt, dass es ein eindrucksvolles Erlebnis ist.

Sie gaben uns Tipps. Wir sollten von Freitag auf Samstag in Goulimime übernachten, damit wir ganz früh auf dem Markt sein können. Denn nur am frühen Morgen, am besten noch vor Sonnenaufgang, würden wir den Tiermarkt so erleben wie er früher einmal war. Später kämen die Busse aus Agadir. Dann sähen wir dort mehr Touristen als Tiere.

Wir haben an der Rezeption unseres Hotels in Agadir um eine Zimmerreservierung in einem guten Hotel von Goulimime gebeten. Im Reiseführer steht, dass Goulimime ein Wüstenort am Rand der Zivilisation mitten in der mauretanischen Sahara ist. Deshalb zur Vorsicht „ein gutes Hotel“.

Etwas mehr als zweihundert Kilometer beträgt die Distanz. Etwa drei Stunden Fahrtzeit werden es sein. Der kleine Citroen ist gut gefedert. Ich genieße das Auf und Ab auf der welligen Straße. So stelle ich mir Kamelreiten vor. Sie durchschneidet den ockerfarbigen Wüstensand ohne Kurven. Luftspiegelungen am Horizont vermitteln den Eindruck als würde der Asphaltstrom in einem flimmernden See versinken.

Seltsam unwirklich wirken die kleinen Orte am Rand der Route. Es sind neue Häuser, vom Baustil her nicht typisch für Marokko. Wovon leben die Menschen hier? Wir sehen staubige Läden, Tankstellen, Militärposten. Einige Male müssen wir anhalten.

Offiziere sprechen uns in gutem Englisch an. Sie fragen: „Wo kommen Sie her? Wo fahren Sie hin? Wie lange wollen Sie dort bleiben?“ Ich antworte brav, der Staatsgewalt, die Uniformen und Waffen verdeutlichen, bewusst. Meine Angaben werden sorgsam in ein dickes Buch notiert. Ich verstehe den Grund der Straßensperren nicht. Wichtig ist, dass man uns freundlich eine gute Fahrt wünscht und passieren lässt.

Es ist gleich vier Uhr. Der Tag ist heiß und staubig. Vor uns erscheinen die ersten Palmen und das Ortsschild von Goulimime. So ist das in Marokko. Palmen kündigen eine Siedlung an.

Goulimime ist trister als ich es mir vorgestellt habe. Die Straße endet hier. Es ist die letzte Siedlung in Marokko, an der Grenze zum Niemandsland. Hinter Goulimime beginnt die ehemalige Spanische Westsahara. Um dieses Gebiet, etwas größer als die Bundesrepublik, streiten sich Marokko, Mauretanien und Algerien. Jedes dieser angrenzenden Länder beansprucht einen Teil davon. Aber welchen Teil? Es gibt kaum feste Grenzen in der Sahara. Sie wurden nie gezogen, wozu auch.

Heute streitet man um ungeheure Mengen an Bodenschätzen, insbesondere umPhosphatvorkommen unter dem Wüstensand. Deshalb die gute Straße bis Goulimime, die in die Wüste transferierten Menschen in den neuen Orten die wir gesehen haben. Damit werden Gebietsansprüche unterstrichen und militärische Präsenz ermöglicht.

So ist der öde wüstenfarbige Ort den wir nun, auf der Suche nach dem gebuchten guten Hotel ganz langsam durchfahren, die letzte Bastion derer, die im Süden Marokkos in Steinhäuser wohnen, die Benzin brauchen und Dinge die Nomaden der Sahara nicht einmal kennen.

Die Nebenstraßen sind unbefestigt, die Häuser sehr schlicht, allenfalls zweckdienlich. Wir sehen nirgendwo ein Gebäude welches auch nur annähernd auf ein Hotel schließen lässt, auch keine Hinweisschilder. Ich halte an, frage, zeige den Zettel mit dem Namen des Hotels.

Die meisten die ich frage wirken hilflos, wie ich selbst. Sie können wohl nicht lesen, verstehen nicht was wir suchen. Einige bedeuten mir mit Gesten ja, ja, immer gerade aus, dabei stehen wir doch schon fast am Ende der Ansiedlung.