Der exzellente Butler Parker 40 – Kriminalroman - Günter Dönges - E-Book

Der exzellente Butler Parker 40 – Kriminalroman E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! "Das wäre doch eine hübsche Abwechslung, Mister Parker", fand Lady Agatha, als der Butler sie auf das große Reklameschild am Straßenrand aufmerksam machte. "Ich werde mir das mal aus der Nähe ansehen." "Wie Mylady zu wünschen belieben", erwiderte Josuah Parker und lenkte sein altertümlich wirkendes Gefährt von der breiten Fahrbahn in einen schmalen Weg. Die Lady und der Butler waren zu einem erholsamen Spätsommer-Wochenende an die englische Südküste unterwegs. Doch dem Hinweis auf den Westernpark mit Rodeo-Show konnte und wollte die ältere Dame nicht widerstehen. Turbulente Aktionen und handfeste Vergnügungen gingen ihr nun mal über alles. Und beides versprach die Werbung an der vielbefahrenen Straße. Daß sich nicht alles auf das Geschehen in der Arena beschränken würde, ahnte Mylady in diesem Moment noch nicht. Die Show war bereits in vollem Gang, als Parker wenig später sein schwarzes Vehikel abstellte und seiner Herrin diskret beim Aussteigen half. Die Veranstaltung war gut besucht, wie man aus der Zahl der Wagen auf dem Parkplatz schließen konnte. "Da ohne mich begonnen wurde, werde ich natürlich nur den halben Eintrittspreis entrichten, Mister Parker", entschied die ältere Dame mit dem ausgeprägten Hang zur Sparsamkeit, während man auf die im Blockhausstil errichteten Gebäude zuschritt. Agatha Simpson war eine Erscheinung, die man mit Recht als stattlich und ehrfurchtgebietend bezeichnen konnte. Obwohl sie die Sechzig überschritten hatte, wirkte der Elan, mit dem Mylady sich ihren Aufgaben widmete, manchmal geradezu jugendlich. Ihre große Leidenschaft war die Kriminalistik. Dabei ging die resolute Dame keiner Gefahr aus dem Weg und trat lustvoll in jedes Fettnäpfchen, das sich in Reichweite befand. Daß Josuah Parker auf diskrete Weise die Fäden der Ermittlungen zog und geduldig eine Panne nach der anderen ausbügelte, fand die passionierte Detektivin kaum der Erwähnung wert. Vermutlich merkte sie es nicht mal...

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Der exzellente Butler Parker – 40 –

Parker blendet die Brandstifter

Günter Dönges

»Das wäre doch eine hübsche Abwechslung, Mister Parker«, fand Lady Agatha, als der Butler sie auf das große Reklameschild am Straßenrand aufmerksam machte. »Ich werde mir das mal aus der Nähe ansehen.«

»Wie Mylady zu wünschen belieben«, erwiderte Josuah Parker und lenkte sein altertümlich wirkendes Gefährt von der breiten Fahrbahn in einen schmalen Weg. Die Lady und der Butler waren zu einem erholsamen Spätsommer-Wochenende an die englische Südküste unterwegs. Doch dem Hinweis auf den Westernpark mit Rodeo-Show konnte und wollte die ältere Dame nicht widerstehen. Turbulente Aktionen und handfeste Vergnügungen gingen ihr nun mal über alles. Und beides versprach die Werbung an der vielbefahrenen Straße. Daß sich nicht alles auf das Geschehen in der Arena beschränken würde, ahnte Mylady in diesem Moment noch nicht.

Die Show war bereits in vollem Gang, als Parker wenig später sein schwarzes Vehikel abstellte und seiner Herrin diskret beim Aussteigen half. Die Veranstaltung war gut besucht, wie man aus der Zahl der Wagen auf dem Parkplatz schließen konnte.

»Da ohne mich begonnen wurde, werde ich natürlich nur den halben Eintrittspreis entrichten, Mister Parker«, entschied die ältere Dame mit dem ausgeprägten Hang zur Sparsamkeit, während man auf die im Blockhausstil errichteten Gebäude zuschritt.

Agatha Simpson war eine Erscheinung, die man mit Recht als stattlich und ehrfurchtgebietend bezeichnen konnte. Obwohl sie die Sechzig überschritten hatte, wirkte der Elan, mit dem Mylady sich ihren Aufgaben widmete, manchmal geradezu jugendlich.

Ihre große Leidenschaft war die Kriminalistik. Dabei ging die resolute Dame keiner Gefahr aus dem Weg und trat lustvoll in jedes Fettnäpfchen, das sich in Reichweite befand.

Daß Josuah Parker auf diskrete Weise die Fäden der Ermittlungen zog und geduldig eine Panne nach der anderen ausbügelte, fand die passionierte Detektivin kaum der Erwähnung wert. Vermutlich merkte sie es nicht mal...

Josuah Parker, ein Mann mit glattem, alterslos wirkendem Gesicht und durchschnittlicher Statur, war seiner Herrin treu ergeben.

Der schwarze Covercoat, die Melone und der altväterlich gebundene Regenschirm am angewinkelten Unterarm wiesen ihn als hochherrschaftlichen Butler aus. Seine makellosen Umgangsformen und die in allen Lebenslagen geradezu unerschütterliche Höflichkeit entsprachen dem äußeren Erscheinungsbild.

Der Mann im Kassenhäuschen ließ nicht mit sich reden.

»Unverschämte Geldmacherei!« mokierte sich die vermögende Dame, als Parker den vollen Eintrittspreis zahlte. »Dafür steht mir mindestens ein Platz in der ersten Reihe zu.«

Was ihr – wirklich oder vermeintlich – zustand, nahm sich Mylady auch. Dabei kümmerte es sie keineswegs, daß etliche Zeitgenossen gequält jaulten, als sie sich durch die dichte Menge ihren Weg nach vorn bahnte. Hauptsache, sie hatte endlich die Absperrung erreicht und konnte ungehindert das Geschehen in der Arena genießen.

»Nicht übel, Mister Parker«, bemerkte Agatha Simpson anerkennend, als ein Quartett stilechter Indianer auf braun-weiß gefleckten Mustangs über die staubige Piste jagte und Reiterkünste zeigte, die das Prädikat ›akrobatisch‹ verdienten. »Vielleicht sollte ich das auch mal versuchen.«

»Wie Mylady zu meinen geruhen«, gab der Butler ebenso höflich wie abwesend zur Antwort. Er hatte dem atemberaubenden Wirbel in der Arena nur kurze Aufmerksamkeit geschenkt, denn er fixierte unauffällig zwei Männer, die in einiger Entfernung standen.

Der ältere von ihnen war rund fünfzig und untersetzt. Sein kahler, eckiger Schädel glänzte in der Nachmittagssonne mit den Goldzähnen um die Wette, die sein vorstehendes Gebiß als eindrucksvolle Vermögensanlage erscheinen ließen.

Den Begleiter schätzte Parker auf Anfang Dreißig. Sein sonnengebräuntes Gesicht mit den ausgeprägten Backenknochen und den eisblauen Augen wirkte hart und verschlossen. Des weiteren zeichnete sich der junge Mann durch eine athletische Figur und eine deutliche Ausbuchtung unter der Jacke aus.

»Darf man sich möglicherweise erlauben, Mylady auf die beiden Herren dort drüben aufmerksam zu machen?« wandte sich der Butler an die passionierte Detektivin.

»Die habe ich natürlich auch längst bemerkt, Mister Parker«, behauptete Agatha Simpson umgehend. Dabei ließ sie suchend ihre Blicke schweifen, um herauszufinden, wen Parker wohl gemeint hatte.

»Mister Cunningham dürfte sich kaum zum Vergnügen hier aufhalten, falls man eine Vermutung äußern darf«, fuhr der Butler fort.

»Das ist eine der wenigen Gemeinsamkeiten zwischen einer engagierten Kriminalistin und einem Ganoven, Mister Parker«, dozierte die ältere Dame. »Man ist sozusagen immer im Dienst.«

»Eine Feststellung, der man sich nur anschließen kann, Mylady.«

»Wo habe ich den Namen Runningham schon mal gehört, Mister Parker?«

»Mister Cunningham, den Mylady zweifellos meinen dürften«, korrigierte Parker in seiner höflichen Art, »werden gemeinhin Schutzgelderpressungen großen Stils zugeschrieben. Auch mit dem Handel von Kokain wurde der Genannte bereits in Verbindung gebracht, ohne daß die Polizei dem Herrn etwas nachweisen konnte.«

»Das überrascht mich nicht im geringsten, Mister Parker«, gab die Detektivin ihre bekannte Meinung über die britische Polizei zum besten. »Wie sollen die Leute einem raffinierten Gangster auf die Schliche kommen, wenn sie es nicht mal schaffen, den Verkehr zu regeln?«

In diesem Augenblick sah Cunningham zufällig herüber und gewahrte das skurrile Paar in der Menge.

Seine Gesichtszüge versteinerten sich. Die wegen ihrer unkonventionellen Ermittlungsmethoden berüchtigte Lady und der schwarz gewandete Butler waren ihm nur zu gut bekannt.

Die Erstarrung, in die der unverhoffte Anblick den Gangster versetzte, dauerte jedoch nur Sekundenbruchteile. Dann verpaßte er seinem Bodyguard einen Rippenstoß und wandte sich rasch um. Gleich darauf waren die Männer in der Menge verschwunden.

»Warum tun Sie denn nichts, Mister Parker?« empörte sich Agatha Simpson. »Wollen Sie diese Subjekte einfach entwischen lassen?«

»Mylady haben sich bereits entschieden, Ermittlungen gegen Mister Cunningham einzuleiten?« vergewisserte sich der Butler.

»Wenn die Polizei unfähig ist, dem Lümmel seine Schandtaten nachzuweisen, muß ich mich wohl der Sache annehmen, Mister Parker«, antwortete die leidenschaftliche Kriminalistin.

»Ein Vorhaben, dem man den Beifall keineswegs versagen kann, Mylady«, erwiderte Parker mit einer angedeuteten Verbeugung. »Dennoch ist unter Umständen der Hinweis erlaubt, daß es bislang an einer Handhabe fehlt, um Mister Cunningham festzunehmen.«

»Sie zäumen wieder mal das Pferd vom Schwanz auf, Mister Parker«, kritisierte Agatha Simpson. »Erst muß ich den Burschen haben. Dann findet sich auch eine Handhabe gegen ihn.«

*

Mylady mochte zetern, wie sie wollte – die Gangster waren verschwunden und blieben es auch. Jedenfalls für den Rest des Tages.

Mittlerweile war auch die Show in der Arena mit einem furiosen Finale zu Ende gegangen. Der Chef des Unternehmens bedankte sich per Lautsprecher bei den Zuschauern und lud sie gleich anschließend mit beredten Worten ein, dem ›Westernpark Dodge City‹ am nächsten Tag einen erneuten Besuch abzustatten.

»Es lohnt sich, am morgigen Sonntag wiederzukommen, meine Damen und Herren«, hallte die Stimme über den Platz. »Manche von Ihnen wissen wahrscheinlich schon, daß wir an jedem Sonntag unser ›Rodeo für jedermann‹ veranstalten. Und damit das Mitmachen noch mehr Spaß bereitet, gibt es wieder attraktive Geldprämien zu gewinnen.«

»Was der Mann wohl unter attraktiv versteht?« wandte sich Lady Simpson an den Butler. Die Ankündigung hatte sie sofort hellhörig gemacht. Eine Gelegenheit, ihr Vermögen zu mehren, ließ sie sich nie entgehen.

»Die Höhe der Preise richtet sich nach der Schwierigkeit der Prüfungen«, fuhr der Sprecher fort, während Lady Agatha interessiert die Ohren spitzte. »Wer im Kampf gegen den meisterhaften Bogenschützen »Fighting Eagle‹ vom Stamm der Dakota-Indianer bestehen kann, kassiert die Superprämie von tausend Pfund.«

»Besser als nichts«, kommentierte Agatha Simpson. »Ich werde die Herausforderung annehmen, Mister Parker.«

»Mylady planen, gegen den indianischen Bogenschützen anzutreten?«

»Warum nicht, Mister Parker? Bogenschießen ist eine Kunst, in der ich mich lange genug geübt habe.«

»Eine Tatsache, die meiner bescheidenen Wenigkeit durchaus bekannt ist, Mylady«, versicherte Parker.

Das Bogenschießen gehörte neben dem Golfspiel zu Lady Simpsons bevorzugten Sportarten. Daß sie es zu besonderer Treffsicherheit gebracht hätte, konnte man zwar nicht behaupten, dafür verdankte sie dem Training aber ihre gut entwickelte Armmuskulatur.

»Darf man höflich fragen, ob Mylady an dem Plan festhalten, die Nacht in einem Hotel in Brighton zu verbringen?« erkundigte sich der Butler, während man zum Wagen schritt.

»Nein, nein«, schüttelte Agatha Simpson heftig den Kopf. »Ich werde nach London zurückkehren. Ein bißchen Training mit Pfeil und Bogen könnte vielleicht nicht schaden. Immerhin geht es um tausend Pfund.«

»Und das Picknick, das Mylady auf dem Weg nach Brighton einzulegen wünschten?«

»Dem werde ich mich jetzt unverzüglich widmen, Mister Parker«, entschied die resolute Dame. »Eine kleine Stärkung könnte ich schon brauchen. Frische Luft macht hungrig, sagt man.«

»Was meine Wenigkeit keineswegs bezweifeln möchte, Mylady.«

»Ich stelle mir ein richtig idyllisches Plätzchen vor«, geriet die ältere Dame unvermittelt ins Schwärmen. »Mit einem rauschenden Blätterdach, in dem Vögel zwitschern, mit einem murmelnden Bach...«

Fünf Minuten später hatte der Butler das ideale Gelände gefunden, von dem seine Herrin träumte.

Eine solide Holzbank stand am Rand eines Wiesenstücks. In Baumkronen zwitscherten die Amseln, und nicht mal der klare Bach fehlte. Das etwas abgelegene Seitental bot ein Bild des Friedens.

Lady Agatha genoß die idyllische Umgebung und den trockenen Rotwein, den Parker zu kalter Hirschkalbpastete mit Preiselbeerrahm servierte, in vollen Zügen.

»Manchmal ist es doch recht erholsam, ohne Pflichten zu sein, Mister Parker«, bemerkte die Detektivin, während der Butler diverse Sorten Käse bereitstellte und die zweite Flasche entkorkte.

»Eine Feststellung, der man nur beipflichten kann, Mylady«, antwortete Parker. Er verzichtete darauf, die gerade aufgenommenen Ermittlungen gegen John Cunningham zu erwähnen. Die Gelegenheit, Mylady daran zu erinnern, würde nicht lange auf sich warten lassen.

»Und jetzt werde ich mir noch etwas Bewegung verschaffen, Mister Parker«, kündigte Agatha Simpson an, nachdem sie auch den letzten Rest verspeist und das letzte Glas geleert hatte. »Sie dürfen in der Zeit abräumen und den Wagen startklar machen.«

»Myladys Wünsche sind meiner Wenigkeit immer Befehl«, sagte der Butler mit einer höflichen Verbeugung und schickte sich an, das Geschirr in den Picknickkorb zu packen.

Parker hatte gerade den Korb im Wagen verstaut, als das baritonal gefärbte Organ der älteren Dame an sein Ohr drang.

Agatha Simpson war inzwischen bis in den hinteren Teil der Wiese vorgedrungen, die von einer dichten Hecke begrenzt wurde. Die ältere Dame hatte die Zweige auseinandergebogen und winkte heftig.

»Das ist wirklich zu hübsch«, rief sie entzückt, während der Butler würdevoll auf sie zugeschritten kam. »Das müssen Sie sich ansehen, Mister Parker. Ich verstehe nicht, wie jemand eine derartige Blütenpracht hinter einer solchen Hecke verstecken kann«, meinte Mylady kopfschüttelnd und ließ Parker durch das Loch in der Hecke blicken.

In der Tat erstreckte sich hinter der grünen Mauer ein wogendes Blütenmeer, an dessen Pracht sich das Auge erst gewöhnen mußte. Wie frisch gefallener Schnee leuchteten die weißen Blütenblätter in der spätsommerlichen Sonne. Die dunkelvioletten Flecke am Grund der Kelche bildeten dazu einen reizvollen Kontrast.

Der Butler erkannte die Pflanzen, die ein Unbekannter in großem Stil angebaut hatte, sofort. Aus Freude an Blumen hatte der fleißige Landmann sich bestimmt nicht die Mühe gemacht. Und daß er seinen blühenden Acker durch eine Hecke ab schirmte, war nur allzu verständlich.

*

»Mylady dürften erwägen, unverzüglich gezielte Ermittlungen aufzunehmen, falls man sich nicht gründlich täuscht«, äußerte Parker, nachdem er den Kopf aus der Hecke gezogen hatte.

»Ermittlungen?« wiederholte die passionierte Detektivin mit allen Anzeichen von Irritation. »Sie meinen gegen diesen Erzganoven Punningham, Mister Parker?«

»Mylady dürften die Möglichkeit, daß Mister Cunningham als Eigentümer dieses Feldes in Betracht kommt, zumindest nicht grundsätzlich ausschließen«, erwiderte der Butler.

»Sie sprechen in Rätseln, Mister Parker«, beschwerte sich Lady Agatha.

»Bei den blühenden Pflanzen dürfte es sich nach der unmaßgeblichen Meinung meiner bescheidenen Wenigkeit um Exemplare der Gattung ›Papaver somniferum‹ handeln, die gemeinhin als Schlafmohn bekannt ist, Mylady«, teilte Parker mit.

»Meinetwegen«, erwiderte Agatha Simpson einsilbig. »Was hat das mit Runningham zu tun?«

»Mylady dürfte bekannt sein, daß aus dem Milchsaft der unreifen Samenkapseln das Rauschgift Opium gewonnen wird«, half der Butler seiner Herrin auf die Sprünge.

»Dachten Sie etwa, das wüßte ich nicht, Mister Parker?« gab sie mürrisch zurück und versank in tiefes Nachdenken.

»Sie müssen sich irren, Mister Parker«, meinte Mylady gleich darauf. »In England wird doch kein Opium angebaut. Das Zeug kommt von ganz woanders her.«

»In der Tat liegen die wichtigsten Anbaugebiete im tropischen Klima Südostasiens«, räumte Parker ein.

»Sehen Sie!« triumphierte die Detektivin. »Tropisch kann man unser englisches Klima ja wirklich nicht nennen, Mister Parker.«

»Der Ertrag dürfte sich hierzulande in Grenzen halten und von minderer Qualität sein«, erläuterte der Butler. »Dennoch sollte man nicht grundsätzlich ausschließen, daß der Anbau auf die Gewinnung von Rohopium abzielt.«

»Hirngespinste, nichts als Hirngespinste, Mister Parker«, schob die passionierte Detektivin das Thema beiseite. »Und das werde ich auch beweisen: Wenn ich morgen wieder in der Gegend bin, mache ich den Besitzer des Feldes ausfindig und frage ihn einfach.«

»Meine Wenigkeit dürfte Mylady kaum widersprechen.«

»Das ist schön, Mister Parker«, unterstrich die resolute Dame. »Ich weiß, was ich tue. Im Moment geht aber das Training mit Pfeil und Bogen vor.«

*

»Mich würde ja schon interessieren, ob sich in unseren Breiten aus Mohnkapseln Opium gewinnen läßt«, bekannte Myladys Gesellschafterin, die attraktive Kathy Porter, als man am Abend vor flackerndem Kaminfeuer in der Wohnhalle saß.