Der exzellente Butler Parker 41 – Kriminalroman - Günter Dönges - E-Book

Der exzellente Butler Parker 41 – Kriminalroman E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! "Hoffentlich haben Sie gut aufgepaßt, Mister Parker", sagte Agatha Simpson, während sie munter weiterging. "Die Gratisproben werden mein Budget spürbar entlasten", freute sie sich. "Mylady pflegen immer eine sorgfältige Haushaltsführung und die einschlägigen Angebote des Handels genau zu prüfen", erwiderte Josuah Parker anerkennend. "In Zukunft decke ich meinen Bedarf nur noch bei günstigen Gelegenheiten", kündigte die ältere Dame an. "Irgendwo wird immer ein Laden eröffnet." Der Butler wurde einer weiteren Antwort enthoben. Sie hatten einen flachen Anbau, der wohl diverse Lager- und Kühlräume des Supermarkts barg, passiert, als ein älterer Mann ihnen förmlich über den Weg stolperte. "Ich muß mich doch sehr wundern." Lady Agatha musterte den Gestürzten indigniert und schüttelte heftig den Kopf. "Möglicherweise hat die Schwäche bestimmte Ursachen", vermutete Parker und griff nach der Schulter des Gestrauchelten. Überrascht zog er die Hand zurück, aber Mylady bückte sich schon und berührte den Hals des Unbekannten. "Der Mensch ist ja eiskalt!" wunderte sie sich und sah Parker verdutzt an. "Welche Erklärung habe ich dafür?" "Über eine solche könnte man vielleicht besser etwas später nachdenken, Mylady"

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Der exzellente Butler Parker – 41 –

Parker rückt dem "Eisbär" auf den Pelz

Günter Dönges

»Hoffentlich haben Sie gut aufgepaßt, Mister Parker«, sagte Agatha Simpson, während sie munter weiterging. »Die Gratisproben werden mein Budget spürbar entlasten«, freute sie sich.

»Mylady pflegen immer eine sorgfältige Haushaltsführung und die einschlägigen Angebote des Handels genau zu prüfen«, erwiderte Josuah Parker anerkennend. »In Zukunft decke ich meinen Bedarf nur noch bei günstigen Gelegenheiten«, kündigte die ältere Dame an. »Irgendwo wird immer ein Laden eröffnet.«

Der Butler wurde einer weiteren Antwort enthoben. Sie hatten einen flachen Anbau, der wohl diverse Lager- und Kühlräume des Supermarkts barg, passiert, als ein älterer Mann ihnen förmlich über den Weg stolperte.

»Ich muß mich doch sehr wundern.« Lady Agatha musterte den Gestürzten indigniert und schüttelte heftig den Kopf.

»Möglicherweise hat die Schwäche bestimmte Ursachen«, vermutete Parker und griff nach der Schulter des Gestrauchelten. Überrascht zog er die Hand zurück, aber Mylady bückte sich schon und berührte den Hals des Unbekannten.

»Der Mensch ist ja eiskalt!« wunderte sie sich und sah Parker verdutzt an. »Welche Erklärung habe ich dafür?«

»Über eine solche könnte man vielleicht besser etwas später nachdenken, Mylady«, schlug Parker vor. »Wenn Mylady gestatten, wird man den Gentleman in den Privatwagen meiner bescheidenen Wenigkeit schaffen, um ihm Gelegenheit zum Aufwärmen zu geben. Möglicherweise möchten Mylady auch einige klärende Worte in Shepherd’s Market mit ihm wechseln.«

»Das ist allerdings richtig«, nickte sie und strich sich nachdenklich übers Kinn. »Ich spüre, hier bahnt sich ein neuer Fall an.«

»Dem kann und muß man voll und ganz zustimmen«, bestätigte Parker, während er den Mann mühelos aufhob und zum hochbeinigen Wagen brachte. »Mylady werden das Geheimnis dieses seltsamen Schwächeanfalls umgehend lüften.«

»Es war kein Zufall, daß dieser Mann ausgerechnet mir über den Weg lief, Mister Parker«, war die ältere Dame überzeugt. »In seiner Not hat er instinktiv erkannt, daß ich die einzige bin, die ihm helfen kann.«

»Myladys Wirkung auf die Umwelt ist und bleibt bemerkenswert«, äußerte sich der Butler hierzu ein wenig mysteriös und schloß das ehemalige Londoner Taxi auf, um den unerwarteten Gast vorsichtig im Fond zu betten.

*

»Sir Arthur Trumper?« überlegte Lady Agatha, nachdem sie von Parker über die Identität ihres Gastes aufgeklärt worden war. »Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor.«

Der Butler hatte den unterkühlten Neuankömmling zunächst mit einem Grog versorgt und ihm dann ein heißes Bad eingelassen. Als perfekter Vertreter seiner Zunft hatte sich der Butler dann der Kleidung des Gastes angenommen und sie gereinigt und gebügelt. Bei dieser Gelegenheit war ihm zufällig die Brieftasche des älteren Mannes in die Hände geraten und hatte ihn über dessen Identität informiert.

»Mister Trumper ist der Inhaber jener Supermarkt-Kette, deren neue Filiale Mylady besuchten«, frischte Parker das Gedächtnis seiner Herrin auf.

»Richtig, Mister Parker, Trumper Supermarkets, ich wußte doch, daß ich diesen Namen kenne«, nickte sie bestätigend. »Und warum befand er sich in diesem Zustand, Mister Parker, konnten Sie das auch schon herausfinden?«

»Mister Trumper war bislang noch nicht in der Lage, hierüber Auskunft zu geben«, gab der Butler gemessen zurück. »Man hofft, daß ihm das heiße Bad zu einer Besserung verhilft und er danach in der Lage ist, Myladys Fragen zu beantworten.«

»Draußen war es den ganzen Tag über sehr warm«, rekonstruierte sie und sah den Butler nachdenklich an. »Weshalb war der Mann dann so stark unterkühlt, Mister Parker?«

»Eine überaus interessante Frage, Mylady«, sagte Parker. »Möglicherweise hielt sich Mister Trumper im Kühlhaus seines neueröffneten Supermarktes auf und zog sich dort seine Unterkühlung zu.«

»Ein Unfall, Mister Parker?« Lady Agatha schüttelte abwehrend den Kopf, eine solche Erklärung konnte und wollte sie nicht dulden. Ein Unfall hätte keiner intensiveren Aufklärung bedurft und ihren Einsatz überflüssig gemacht. Aber genau darauf legte sie großen Wert.

Ihre Enttäuschung währte nicht lange. Sir Arthur Trumper erschien in der Halle und deutete vor Agatha Simpson eine Verbeugung an.

»Ich muß mich bei Ihnen bedanken, Mylady. Ihre rasche Hilfe hat mich wahrscheinlich vor ernsthaften gesundheitlichen Problemen bewahrt.«

»Das war doch wohl selbstverständlich, mein lieber Pumper«, lächelte sie liebenswürdig. »Bitte nehmen Sie Platz und erklären Sie mir, was mit Ihnen passierte. Ich hoffe, Sie können mir eine interessante Geschichte erzählen.«

»Trumper, Mylady«, korrigierte der Gast mit flüchtigem Lächeln. »Mein Name ist Trumper, nicht Pumper.«

»Aber das macht doch nichts, dafür können Sie ja nicht«, zeigte sie sich großzügig und nahm die Namenskorrektur nicht weiter übel. »Mister Parker wird Ihnen sofort einen Rum gegen eine eventuelle Erkältung servieren, und ich werde mich solidarisch erklären, schließlich sind Erkältungskrankheiten ansteckend. Jetzt sollten Sie mir endlich erzählen, was mit Ihnen passiert ist, mein Lieber!«

Sir Arthur Trumper nahm lächelnd von Parker den Rum entgegen und wartete höflich, bis die Gastgeberin ihm zugeprostet und ihr eigenes Glas an die Lippen gesetzt hatte.

»Ich kann immer noch nicht so recht glauben, was mir zugestoßen ist, Mylady«, seufzte der Supermarkt-Boß und fuhr sich mit einem blütenweißen Tuch über die Stirn. »Dürfte ich übrigens Ihr Telefon benutzen, ich müßte dringend mit der Polizei sprechen.«

»Das dürfte kaum nötig sein, mein Lieber«, wehrte Lady Agatha ab und schüttelte den Kopf. »Ich werde oft von Scotland Yard hinzugezogen, wenn schwierige Fälle anstehen. Nunja«, sie lächelte süffisant, »unter uns gesagt, der Yard wird ganz allgemein überschätzt.«

»Was Sie nicht sagen!« Sir Arthur setzte sein Glas ab und musterte die Hausherrin. »Dann sind Sie also ein weiblicher Sherlock Holmes, wie?!«

»Durchaus, mein Lieber«, behauptete sie nicht ganz unbescheiden und hob die Hände. »Mister Parker wird Ihnen das gerne bestätigen.«

»In der Tat sind Myladys Erfolge auf dem Gebiet der Verbrecherbekämpfung sensationell und suchen ihresgleichen«, pflichtete Parker seiner Herrin bei.

»Ist ja nicht zu fassen!« Sir Arthur staunte immer mehr und strahlte förmlich. »Wenn das so ist, Mylady, werde ich tatsächlich Sie um Ihre Hilfe in diesem Fall bitten, wobei ich natürlich die dabei entstandenen Kosten tragen würde, versteht sich.«

»Das wird im Prinzip nicht nötig, sein, mein Lieber«, wehrte Lady Agatha ab. »Aber gut, wenn Sie darauf bestehen, können Sie Mister Parker nachher einen Scheck geben.«

»Ich habe leider keine bei mir, Mylady, aber mein Sekretariat wird Ihnen umgehend einen zustellen«, bedauerte Sir Arthur. »Überhaupt hat diese vermaledeite Geschichte viel mit Schecks zu tun.«. Er seufzte tief und nahm einen herzhaften Schluck aus seinem Glas.

»Das sollten Sie mir näher erklären, mein Lieber«, forderte die Hausherrin und beugte sich interessiert vor. »Mister Parker wird Ihnen dann anschließend sagen, was ich davon halte.«

»Stellen Sie sich vor, meine Liebe, man hat mich in mein eigenes Kühlhaus gesperrt und gezwungen, große Barschecks auszustellen«, empörte sich Sir Arthur. »Während ich mir fast den Tod holte, haben die Gangster meine Schecks eingelöst und sind mit dem Geld über alle Berge. Und wenn Ihnen die Einlösung der Schecks verweigert worden wäre, hätte man mich einfach erfrieren lassen. Wie finden Sie das?«

Trumper sah Lady Agatha anklagend an und nahm einen neuen Schluck aus seinem Glas.

»Einfach faszinierend«, erklärte die ältere Dame und beugte sich animiert vor. »Ich meine natürlich, faszinierend abstoßend, mein Lieber! Wirklich nicht zu fassen, worauf die Gangster heutzutage kommen. Und wie entkamen Sie dem Tiefkühlhaus?«

»Man hat nach Einlösung der Schecks die Tür geöffnet und mich herausgelassen«, berichtete Sir Arthur. »Gleich darauf haben Sie mich entdeckt und mit in ihr Haus genommen, Mylady.«

»Zum Glück, mein Lieber, zum Glück!« Agatha Simpson rieb sich die Hände und bezog die Äußerung offenbar auf die erfreuliche Tatsache, daß ihr wieder mal ein neuer Fall zugespielt worden war. Sie lehnte sich im Sessel zurück und schloß nachdenklich die Augen. Mylady sah bereits die Gangster vor sich, wie sie in einem Kühlhaus auf eisigem Boden lagen und um Gnade flehten. Die ältere Dame hatte die erklärte Absicht, den neuen Fall mit aller Energie zu verfolgen und die Ganoven ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Vorher allerdings sollten die Burschen noch ein wenig abgekühlt werden, beschloß sie mit hintergründigem Lächeln.

*

»Das darf doch wohl nicht wahr sein.« Kathy Porter, die mit Mike Rander aus der Anwaltskanzlei in der nahen Curzon Street herübergekommen war, sah Lady Agatha entgeistert an, nachdem die passionierte Detektivin ihre farbige Schilderung beendet hatte.

»Das ist ja wohl nicht zu fassen.« Mike Rander, der verblüffend an einen bekannten James-Bond-Darsteller erinnerte, schüttelte den Kopf. »Nicht zu glauben, was sich Gangster so alles einfallen lassen.«

»Eine in der Tat bemerkenswerte und recht vielversprechende, neue Methode, Sir«, bemerkte Parker gemessen. »Solcherart behandelte Opfer dürften kaum willens und in der Lage sein, die Ausstellung der gewünschten Schecks zu verweigern.«

»Mir könnte sowas natürlich nicht passieren«, ließ sich die Hausherrin vernehmen. »Abgesehen davon, daß mich die Strolche niemals in ein Kühlhaus bekämen, würde ich unter keinen Umständen Schecks ausstellen! So kalt könnte mir gar nicht sein, daß ich mein gutes Geld leichtfertig an Ganoven verschwende.« Sie nickte und war felsenfest überzeugt, auch in einer solchen Situation nicht weich zu werden.

»Ich weiß nicht, Mylady«, wiegelte Kathy Porter ab. »Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß diese Methode auch Hartgesottene weich werden läßt.«

»Mich nicht, Kindchen, mein Wort darauf!« Lady Agatha winkte energisch ab und schüttelte den Kopf. »Alles ist eine Frage der Selbstbeherrschung, weiter nichts.«

»Hoffentlich kommen Sie nicht in die Verlegenheit, Ihre Selbstbeherrschung beweisen zu müssen«, kommentierte Mike Rander. »Ich wünsche Ihnen bestimmt nicht, als Eiszapfen Verwendung zu finden.«

»Dazu wird es nicht kommen, mein lieber Junge«, verkündete die Detektivin selbstbewußt. »Ich werde diesen Gefrier-Gangstern das kalte Handwerk legen, und zwar umgehend.«

Bevor sie weitersprechen konnte, schlug das Telefon an. Parker begab sich gemessenen Schrittes zum Apparat.

Er nahm ab, meldete sich formvollendet und hörte einen Augenblick schweigend zu. Dann tastete seine Rechte unter eine Platte und drückte einen dort verborgen angebrachten Knopf, der eine Tonaufzeichnungsanlage in Gang setzte und gleichzeitig die Stimme des Anrufers über diverse Lautsprecher in den Raum übertrug.

»Könnten Sie möglicherweise noch mal Ihr Anliegen wiederholen, Sir?« bat der Butler, während er sich zu seiner Herrin umwandte und durch eine Verneigung um Verständnis für die Maßnahme bat.

Lady Agatha richtete sich auf und nickte, während sie sich etwas vorbeugte und auf die Lautsprecherstimme konzentrierte.

»Hier spricht der Eisbär«, verkündete eine Männerstimme und lachte amüsiert. »Ich bin doch recht bei einer gewissen Lady Agatha Simpson, oder?«

»In der Tat, Sir.« Parkers Stimme klang höflich und gelassen wie stets, obwohl auch er den Namen des Anrufers als ein wenig ungewöhnlich empfand.

»Und Sie sind dieser komische Butler, der den alten, schrottreifen Schlitten fährt, stimmt’s?« Der Anrufer lachte erneut und fuhr mit eindringlicher Stimme fort: »Hören Sie gut zu, Mann, und merken Sie sich, was ich Ihnen jetzt erkläre. Es ist sehr wichtig, denn wenn nicht alles so läuft, wie ich es wünsche, könnte es ihrer Lady verdammt schlecht gehen, kapiert?«

»Könnten Sie etwas deutlicher werden, Sir?« bat Parker, ohne eine Miene zu verziehen. Als hochherrschaftlichen britischen Butler erschütterte ihn grundsätzlich nichts.

Lady Agatha hatte sich aus ihrem Sessel gestemmt und war neben Parker getreten. Sie hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und machte einen angeregten Eindruck, wie ihre funkelnden Augen und die über die Lippen huschende Zunge zeigten.

»Ich hab sie beide am Vormittag beobachtet, draußen auf dem Parkplatz hinter dem Supermarkt«, fuhr der unbekannte Anrufer fort. »Sie haben einen älteren Mann eingeladen, der etwas unterkühlt war. Sie haben also gesehen, in welchem Zustand sich der arme Teufel befand. Genauso wird es Ihrer Lady gehen, wenn sie nicht meinen Anweisungen folgt. Sie steht nämlich ebenfalls auf der Liste!«

»Die welcher Art ist, Sir?« erkundigte sich Parker gemessen.

»Ganz einfach«, erläuterte der sogenannte Eisbär bereitwillig. »Ich habe die vermögenden Leute hier in London aufgelistet und werde sie der Reihe nach um eine kleine Spende bitten. Eigentlich ist Ihre Lady noch nicht dran, aber da sie nunmal zufällig mitbekommen hat, wie ich arbeite, ziehe ich sie halt vor.«

»Mylady wird dies sicher zu würdigen wissen«, vermutete Parker. »Könnten Sie etwas deutlicher werden, was Ihr Anliegen betrifft?«

»Aber klar doch, Mann. Hören Sie gut zu: Ihr Lady wird mir einen Barscheck über hunderttausend Pfund ausstellen, sie hat’s ja wie ich erfahren habe. Diesen Scheck werde ich durch einen Boten, der nicht weiß, um was es geht, morgen früh abholen lassen. Ein weiterer Bote wird den Scheck einlösen und das Geld an einem von mir festgelegten Ort deponieren. Das ist eigentlich schon alles.«

»Sie haben eine Forderung gegen Mylady, die Ihren Wunsch nach besagtem Scheck rechtfertigt, Sir?« fragte der Butler ungerührt.

»Eher eine Begründung, Mann«, lachte der sogenannte Eisbär, »nämlich die: Kommt Ihre Chefin meiner Forderung nicht nach oder kommt sie auf den Einfall, den Scheck sperren zu lassen, landet sie wie der Supermarkt-Mensch in einem Kühlhaus und wird zu einem Eiszapfen verarbeitet! Klar?«

»Durchaus, Sir. Gestatten Sie aber meiner bescheidenen Wenigkeit eine weitere Frage: Weichen Sie nicht von Ihrem bewährten Prinzip ab, den Scheckaussteller während des Einlösevorgangs solange tiefgekühlt zu verwahren, um Ihrem Anliegen einen gewissen Nachdruck zu verleihen und sich ein bemerkenswertes Maß an Sicherheit zu verschaffen?«

»Sehr richtig, Mann, aber ich denke, in diesem Fall kann ich mir das leisten. Ich meine, die alte Dame wird doch vernünftig sein, nachdem sie den Supermarkt-Heini gesehen hat, oder? Ich kann mir nicht vorstellen, daß ’ne alte Schachtel die Nerven hat, sich da noch zu sträuben.«

Agatha Simpson schnaufte empört auf und riß Parker den Hörer aus der Hand. Der Ausdruck hatte sie herausgefordert und ihr Blut in Wallung gebracht.

»Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie komischer Eisheiliger oder wie immer Sie sich nennen. Ich werde Sie ausfindig machen und Ihnen die Hammelbeine lang ziehen. Anschließend friere ich Sie ein, damit Sie selbst mal merken, wie das ist. Haben Sie mich verstanden, Sie Subjekt?«

Einen Moment war es am anderen Ende der Leitung still, dann meldete sich der ›Eisbär‹ wieder, dessen Stimme deutlich an Forschheit verloren hatte, dafür aber ein wenig gereizt klang.

»Na schön, wie Sie wollen, Lady, aber beschweren Sie sich nicht über die Folgen«, brüllte er und warf den Hörer auf die Gabel.

»Was sage ich dazu«, beschwerte sich die Hausherrin und sah sich indigniert um. »Dieser Lümmel wagt es, einfach aufzulegen, obwohl ich noch gar nicht fertig mit ihm bin.«

»Ein bedauerlicher Verfall der guten Sitten«, bestätigte Parker und legte seinerseits den Hörer auf, den ihm seine Herrin reichte. »Immerhin dürften Mylady jetzt wissen, wie Myladys neuer Gegner sich zu nennen beliebt.«

»Eisbär, lächerlich, Mister Parker!« grollte sie und ließ sich wieder in ihrem Sessel nieder. »Ich werde diesem Subjekt das Fell über die Ohren ziehen. Lassen Sie sich dazu etwas Hübsches einfallen, Mister Parker!«

*

Die vier jungen Männer machten einen unverfänglichen Eindruck und schienen voll in ihr Ballspiel vertieft zu sein. Sie hatten sich die schmale Zufahrtsstraße ausgesucht, die von dem kleinen Vorplatz in Shepherd’s Market in Richtung Innenstadt führte, und jagten schreiend hinter dem Ball her.

»Ach ja, Mister Parker, das ist der Übermut der Jugend«, seufzte Agatha Simpson entsagungsvoll und lehnte sich bequem in ihrem Sitz zurück. Sie saß im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum und war auf dem Weg zu ihrer Stamm-Videothek, wo sie noch einige spannende Streifen für das bevorstehende Wochenende ausleihen wollte. Mylady gedachte in absehbarer Zeit ein aufsehenerregendes Drehbuch zu schreiben und studierte die erforderliche Technik intensiv anhand von Videofilmen.

Parker verzichtete auf eine Antwort und horchte auf seine innere Alarmanlage, die sich unüberhörbar meldete. Als er seinen Privatwagen in die Zufahrtsstraße steuern wollte, passierte es: Der Ball schoß quer über die Straße auf Parkers hochbeiniges Monstrum zu, flog gegen die Windschutzscheibe, prallte zurück und verschwand hinter einem dichten Gebüsch am Straßenrand.

Die vier Kicker starrten einen Augenblick hinter ihrem Ball her, dann setzte sie sich wie auf ein geheimes Kommando hin in Bewegung und kamen näher.

Der vorderste Freizeitsportler hatte das ehemalige Taxi erreicht und legte seine Hand auf den Griff der Fahrertür, um sie aufzureißen. Parker hatte dies jedoch geahnt und die Zentralverriegelung betätigt.

Der Fußballer, der bei näherem Hinsehen nicht mehr so jung wie aus größerer Entfernung wirkte, starrte auf die sich widerspenstig gebende Klinke und schüttelte verärgert den Kopf. Dann nahm er die andere Hand zu Hilfe und rüttelte zweihändig am Türgriff.

Die übrigen drei Männer hatten sich ebenfalls eingefunden und umringten Parkers Gefährt. Sie hatten sich auf die diversen Türen verteilt und rüttelten vereint.