Parker lässt den "Reißwolf" heulen - Günter Dönges - E-Book

Parker lässt den "Reißwolf" heulen E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Darf man sich erlauben, Sir, Ihnen eine hilfreiche Hand anzubieten?« fragte Butler Parker. Er hatte seinen Wagen gestoppt und lüftete grüßend die schwarze Melone, als er ausstieg. Sein Angebot richtete sich an einen etwa fünfundvierzigjährigen Mann, der am Heck seines Wagens stand, der schräg im Straßengraben hing. »Ich bin völlig fertig«, gab der Angesprochene zurück. »Reiner Zufall, daß nicht mehr passiert ist.« »Man muß eben fahren können«, ließ Lady Agatha Simpson sich mit mildem Spott vernehmen. Neugierig wie sie war, schob sie ihre beeindruckende Körperfülle aus Parkers Privatwagen und begutachtete das Fahrzeug im Graben. »Ich bin um ein Haar frontal gerammt worden«, berichtete der Fahrer hastig. Er befand sich eindeutig noch unter Schock. Seine Hände zitterten, als er sich eine Zigarette anzünden wollte. Es gelang ihm erst, als der Butler helfend einsprang mit seinem altertümlich aussehenden Feuerzeug. »Sie fühlen sich körperlich relativ wohl?« erkundigte sich Parker dann. »Ich konnte meinen Wagen gerade noch herumreißen«, erwiderte der Mann, als hätte er die Frage gar nicht gehört. »Er kam da um die Kurve und hielt direkt auf mich zu.«

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Der exzellente Butler Parker – 45 –

Parker lässt den "Reißwolf" heulen

Günter Dönges

»Darf man sich erlauben, Sir, Ihnen eine hilfreiche Hand anzubieten?« fragte Butler Parker. Er hatte seinen Wagen gestoppt und lüftete grüßend die schwarze Melone, als er ausstieg. Sein Angebot richtete sich an einen etwa fünfundvierzigjährigen Mann, der am Heck seines Wagens stand, der schräg im Straßengraben hing.

»Ich bin völlig fertig«, gab der Angesprochene zurück. »Reiner Zufall, daß nicht mehr passiert ist.«

»Man muß eben fahren können«, ließ Lady Agatha Simpson sich mit mildem Spott vernehmen. Neugierig wie sie war, schob sie ihre beeindruckende Körperfülle aus Parkers Privatwagen und begutachtete das Fahrzeug im Graben.

»Ich bin um ein Haar frontal gerammt worden«, berichtete der Fahrer hastig. Er befand sich eindeutig noch unter Schock. Seine Hände zitterten, als er sich eine Zigarette anzünden wollte. Es gelang ihm erst, als der Butler helfend einsprang mit seinem altertümlich aussehenden Feuerzeug.

»Sie fühlen sich körperlich relativ wohl?« erkundigte sich Parker dann.

»Ich konnte meinen Wagen gerade noch herumreißen«, erwiderte der Mann, als hätte er die Frage gar nicht gehört. »Er kam da um die Kurve und hielt direkt auf mich zu.«

»Nun reißen Sie sich mal zusammen, junger Mann«, raunzte die ältere Dame ihn an. »Mister Parker wird Ihnen einen Cognac spendieren. Mir übrigens auch. Solche Zwischenfälle nehmen mich doch immer sehr mit.« Parker, das Urbild eines hochherrschaftlichen englischen Butlers, brauchte nur wenige Augenblicke, bis er den gewünschten Cognac servieren konnte. Der Geschädigte hatte einige Mühe, das hochprozentige Getränk zu sich zu nehmen, Mylady hingegen erledigte dies in Sekundenschnelle.

»Sie können sich an den Wagen, der Sie beinahe rammte, wenigstens noch vage erinnern?« fragte Parker den Mann danach.

»Es war ein kleiner Lastwagen mit einer Plane«, lautete die Antwort, »und das dort fiel dann von der Ladefläche.«

Er deutete auf einen Papierballen von der Größe eines mittleren Kühlschranks, der mit Stahlband umgürtet war. Es handelte sich eindeutig um Altpapier, wie Parker sah.

»Der Ballen landete genau auf meinem Kühler«, fuhr der Mann fort. Der Cognac hatte ihn ein wenig beruhigt. »Ich mußte scharf bremsen und riß das Steuer herum, verstehen Sie?«

»Wurden Sie nun beinahe gerammt, junger Mann, oder wichen Sie dem Ballen aus?« fragte die ältere Dame spitz. »Für welche Version muß ich mich entscheiden.«

»Das passierte fast gleichzeitig«, erwiderte der Fahrer des weggerutschten und zerbeulten Wagens. »Das ging alles so schnell, daß ich eigentlich noch immer nicht genau weiß, wie das alles passiert ist.«

»Sie haben sich natürlich das Kennzeichen des Lastwagens gemerkt, nicht wahr?« fragte die ältere Dame süffisant.

»Nein«, widersprach der Fahrer. »Und zurückkehren wird der Lastwagen ja wohl kaum.«

Josuah Parker ging auf diese Feststellung nicht näher ein. Er begab sich gemessen und würdevoll zu dem Papierballen und untersuchte ihn flüchtig. Mit der Spitze seines altväterlich gebundenen Schirmes stocherte er in dem zusammengepreßten Papier.

Er unterschied verschiedene Farben von Aktenbögen und Briefpapier. Einzelheiten waren allerdings nicht auszumachen. Dann hörte er das Herannahen eines Fahrzeugs, wandte sich um und machte einen mittelgroßen Lastwagen aus, dessen Ladefläche mit einer Plane aus Segeltuch bedeckt war.

Der Transporter hielt in Höhe der verunglückten Limousine. Die beiden Insassen des Fahrerhauses stiegen aus und entpuppten sich als mittelgroße, stämmige Männer, die etwa fünfundzwanzig bis dreißig Jahre zählten.

Sie übersahen den Fahrer der Limousine, Mylady und auch Parker. Kommentar- und grußlos näherten sie sich dem Papierballen und wollten sich mit ihm befassen.

»Kann und darf man davon ausgehen, daß die Herren die Absicht haben, dieses herrenlose Gut an sich zu nehmen?« erkundigte sich der Butler in seiner bekannt höflichen Art.

»Schnauze«, fuhr ihn einer der beiden Männer an. »Zieh’ bloß Leine, bevor wir ungemütlich werden.«

»Sie legen Manieren an diesen Nachmittag, die man nur als ausgesprochen beklagenswert bezeichnen kann«, erwiderte Josuah Parker und leitete eine erste erzieherische Maßnahme ein.

*

Der Bambusgriff des Regenschirmes war mit Blei ausgegossen, eine Maßnahme, die sich in der Vergangenheit immer wieder als außerordentlich hilfreich erwiesen hatte. Klopfte der Butler mit diesem Schirmgriff an, dann erzielte er Eindruck.

Der Mann, der ihn so rüde angefahren hatte, blickte den Butler aus weit geöffneten Augen an, nachdem Parker den Schirmgriff kurz auf die Stirn des Rüpels gelegt hatte. Dann sackte der Mann in sich zusammen und streckte sich vor dem Papierballen aus.

Der Beifahrer machte daraufhin deutlich, daß er versessen darauf war, ein Messer in Parkers Unterleib zu jagen. Er führte vor, daß er durchaus mit einem Messer umzugehen verstand, doch Parker schlug ihm mit dem Schirmstock die Schneidware aus der Hand und trat danach diskret zur Seite, um Mylady nicht weiter zu stören.

Sie war eine majestätische Erscheinung, die das sechzigste Lebensjahr überschritten hatte, doch sie spielte Golf und schoß den Sportbogen. Ihre Muskulatur war gut entwickelt. Außerdem verfügte sie über den sogenannten Pompadour, wie ihn die Damen der Gesellschaft um die Jahrhundertwende zu tragen pflegten.

In diesem Handbeutel befand sich ein Hufeisen von beachtlicher Schwere und Größe. Es hatte mal den Fuß eines mächtigen Brauereipferdes geziert und diente der älteren Dame als Verteidigungswaffe. Sie hatte mit dem perlenverzierten Pompadour bereits ausgeholt und ließ ihn auf den Rücken des Messerstechers krachen.

Der Erfolg war überwältigend.

Der Beifahrer machte einen weiten Satz nach vorn, übernahm die Energie des Schlages, gewann dabei an Höhe und flog dann in einer Parabel über den Papierballen. Die Landung mißglückte zwar ein wenig, wie sich zeigte, und fiel keineswegs elegant aus. Der Mann schrammte mit der Bauchseite über den dürftigen Rasen und bremste seinen Schwung dabei mit dem Riechorgan.

»Eine Unverschämtheit, eine wehrlose Frau angreifen zu wollen«, entrüstete sich Agatha Simpson. »Sobald dieser Lümmel wieder zu sich gekommen ist, werde ich ihn noch zusätzlich ohrfeigen.«

Parker hatte den Fahrer des Lastwagens bereits durchsucht und ein zweites Klappmesser gefunden, das er seiner Herrin präsentierte.

»Was hat das alles zu bedeuten?« fragte der verunglückte Fahrer betroffen und auch ein wenig ängstlich.

»Rowdytum auf der Straße«, erklärte Lady Agatha ihm. »Dem werde ich wenigstens hier einen Riegel vorschieben.«

»Das ist der Lastwagen«, redete der Fahrer schüchtern weiter. »Sehen Sie doch die Ballen auf der Ladefläche.«

»Ich brauche keine Belehrung«, blaffte Lady Simpson. »Notieren Sie sich gefälligst das Kennzeichen. Ich kann schließlich nicht alles allein machen.«

»Man scheint die Kennzeichen absichtlich eingedreckt zu haben, Mylady«, stellte Parker fest. »Dies muß erst vor wenigen Minuten mittels Schlamm aus einer Pfütze geschehen sein.«

»Und welche Schlüsse ziehe ich daraus?« fragte sie.

»Die beiden Fahrer haben sicher die Absicht verfolgt, Mylady, sich einer Anzeige zu entziehen.«

»Was denn sonst, Mister Parker!« Sie lächelte wissend. »Aber daraus wird natürlich nichts, sie werden für den angerichteten Schaden aufkommen müssen. So etwas lasse ich nicht durchgehen.«

Parker hielt eines der beiden Klappmesser in der schwarz behandschuhten Rechten und schnitt tief in den Papierballen ein, was sich als nicht leicht erwies. Mit Geduld und gewisser Kraft gelang es ihm schließlich doch, eine erkleckliche Probe zu entnehmen.

»Was soll denn das, Mister Parker?« fragte Lady Agatha ungeduldig. »Altpapier fällt in meinem Haus schließlich mehr als genug an.«

»Vielleicht nicht von dieser Qualität, Mylady«, entgegnete der Butler und blickte zu dem Lastwagen hinüber. Der Fahrer der vom Kurs abgekommenen Limousine stand vorn am Kühler des Transporters und notierte sich gerade das Kennzeichen.

»Von welcher Qualität reden Sie eigentlich?« Die ältere Dame machte einen leicht gereizten Eindruck.

»Ohne Grund dürften die beiden Fahrer die Kennzeichen nicht unleserlich gemacht haben, Mylady. Zudem legten sie Manieren beim Bergen des Ballens an den Tag, die man nur mißbilligen kann.«

»Sie hegen also einen bestimmten Verdacht?« fragte sie und zeigte plötzlich Interesse.

»In der Tat«, bestätigte der Butler, ohne sich auf Myladys Frage näher einzulassen.

*

Die Dinge waren geregelt.

Parker war allein in den nahen Ort gefahren und hatte sich mit der Polizei in Verbindung gesetzt. Zwei Beamte hatten sich in einem Streifenwagen gesetzt und waren zur Unfallstelle zurückgefahren, wo Lady Simpson und der Fahrer bereits warteten.

Die beiden Polizisten hatten sich beeindruckt gezeigt, als die ältere Dame ihnen die Lastwagenfahrer gezeigt hatte. Sie saßen entnervt und stöhnend neben dem Papierballen und atmeten sichtlich erleichtert auf.

»Ich mußte einen Fluchtversuch und einen Angriff auf mich im Keim ersticken«, erläuterte die ältere Dame den Vertretern des Gesetzes. »Ich konnte mich nur mit Mühe und Not meiner Haut wehren.«

»Das stimmt doch gar nicht«, verwahrte sich der Fahrer scheu. »Als wir uns nur hochsetzten, hat die Alte uns glatt niedergeknüppelt.«

»Da, mit dem verdammten Täschchen«, fügte der Beifahrer anklagend hinzu.« Die muß da Blei drin haben.«

Die beiden Polizisten lächelten milde zu dieser Anschuldigung. Sie konnten es sich einfach nicht vorstellen, daß eine Frau wie Agatha Simpson in der Lage sein sollte, zwei stämmige Männer außer Gefecht zu setzen.

»Eine Lady Simpson lehnt es ab, sich zu solch impertinenten Anschuldigungen zu äußern«, antwortete die Detektivin. »Tun Sie Ihre Pflicht, meine Herren.«

Was die beiden Uniformierten dann auch gründlich besorgten. Sie ließen sich die Papiere zeigen, machten Notizen und bekamen keineswegs mit, daß Josuah Parker sich die Angaben der Lastwagenfahrer ebenfalls merkte. Er erfuhr auf diesem Weg, daß die beiden jungen Männer aus London kamen und auf dem Weg zu einer Firma namens »Papier-Mühle« waren, die sich im nahen Peckenham befand.

»Werden Mylady noch weiter benötigt?« erkundigte er sich dann.

»Als Zeugen kommen die Lady und Sie nicht in Betracht?« wollte einer der beiden Beamten wissen.

»Keineswegs und mitnichten«, erklärte Parker. »Mylady und meine Wenigkeit traten nur helfend in Erscheinung. Wenn Ihnen mit dieser Visitenkarte gedient ist.«?

Er reichte seine Visitenkarte und hatte nichts dagegen, daß die Polizisten auch noch seine Fahrerlizenz überprüften. Nachdem sie sich zusätzliche Notizen gemacht hatten, waren Lady Agatha und Parker entlassen.

»Warum haben Sie nichts von den beiden Messern gesagt?« wollte Lady Agatha wissen, als man zu Parkers Wagen ging. »Schließlich hat man mich ja mit dem Messer attackieren wollen.«

»Mylady haben sicher die Absicht, einen Blick auf die Papier-Mühle in Peckenham zu werfen.«

»Tatsächlich?« Sie wunderte sich.

»Vielleicht ergeben sich daraus neue Aspekte, Mylady.«

»Das glaube ich allerdings auch, Mister Parker.« Sie nickte nachdrücklich. »Man muß jedem Verdacht gründlich nachgehen. Daran sollten Sie immer denken. An welche neuen Aspekte denke ich übrigens?«

»Mylady scheinen es mit einer Firma zu tun zu haben, die interessant sein dürfte.«

»Daran denke ich schon die ganze Zeit«, behauptete sie prompt. »Es ist nicht ausgeschlossen, daß ich einem neuen Fall auf der Spur bin.«

Sie hielt sich unter anderem für eine einmalig begabte Kriminalistin und stürzte sich mit Vehemenz in jedes noch so gefährliche Abenteuer. Immens vermögend, konnte sie sich solch ein Steckenpferd auch leisten. Hinzu kamen ihre engen Verbindungen zum Blut- und Geldadel der Insel.

Dank dieser Verbindungen konnte sie sehr unkonventionell operieren und genoß eindeutig gewisse Privilegien im Umgang mit Behörden. Sie merkte natürlich nicht, daß Parker seine schützende Hand über sie hielt. Mit Wonne trat sie in jedes Fettnäpfchen, sagte stets, was sie dachte, und war gefürchtet wegen ihrer Ruppigkeit.

Parker widersprach ihr nicht, was einen neuen Fall betraf. Wie ein Magnet, der Eisenfeilspäne anzieht, so wirkte die ältere Dame auf Gesetzesübertreter aller Schattierungen. Sie schienen sich förmlich dazu zu drängen, ihren Weg zu kreuzen und sie zu animieren, sich mit ihnen zu beschäftigen.

Parker dachte an die beiden Lastwagenfahrer und ihre mehr als rüde Art, vor allen Dingen auch an die Wagenkennzeichen, die man mit Absicht unkenntlich gemacht hatte. Es fragte sich, was man hier verbergen wollte.

*

Die Papier-Mühle lag in einer Talsenke, die von einem Bach durchzogen wurde. Neben einem zweistöckigen Ziegelbau standen zwei Fabrikhallen, die von einem hohen Schornstein überragt wurden. Auffallend war ein weiträumiger Lagerplatz, auf dem sich die bereits bekannten Papierballen stapelten. Das gesamte Gelände wurde von einem hohen Drahtzaun umgeben.

»Sehr verdächtig«, stellte die ältere Dame erst mal sicherheitshalber fest, als Parker sein hochbeiniges Monstrum angehalten hatte.

»Mylady geruhten, eine Entdeckung zu machen?« erkundigte sich der Butler höflich.

»Ich meine das grundsätzlich«, antwortete sie, »aber ich will ihnen diesmal nicht vorgreifen.«

»Mylady hegen sicher die Absicht, sich über die beiden Lastwagenfahrer beschweren zu wollen«, empfahl Parker ihr. »Auf diese Weise werden Mylady einen ersten Kontakt mit der Firmenleitung herstellen können.«

»Genau das ist meine Absicht«, behauptete sie, »und ich werde sehr deutlich werden. Sagen Sie, sollte ich nicht auch Schmerzensgeld verlangen?«

Mylady war wirklich sehr vermögend, doch auf der anderen Seite von einer Sparsamkeit, die einen Schotten als Verschwender auswies. Agatha Simpson nutzte jede sich bietende Möglichkeit, ihr schmales Haushaltsgeld, wie sie behauptete, aufzubessern.

»Mylady sollten die Frage eines zu zahlenden Schmerzensgeldes anklingen lassen«, beantwortete Parker ihre Frage.

»Anklingen?« Sie blickte ihn entrüstet an. »Ich werde sehr deutlich werden, Mister Parker. Diese Lümmel haben mich ja fast umgebracht.«

Parker setzte seinen Wagen wieder in Gang, ein Gefährt übrigens, das zu ihm paßte. Es handelte sich dabei um ein ehemaliges Londoner Taxi, das mehr als betagt und sehr eckig aussah. Man traute diesem Auto so gut wie nichts zu, doch tatsächlich war es eine Trickkiste auf Rädern, wie Eingeweihte und Betroffene wußten.

Das ehemalige Taxi war nach seinen sehr speziellen Wünschen technisch völlig umgerüstet worden. Ein James Bond hätte ihn um dieses Monstrum, wie es spöttisch genannt wurde, zutiefst beneidet.

»Hier stimmt doch etwas nicht«, prophezeite Agatha Simpson, als Parker durch das geöffnete Fabriktor zum Bürogebäude fuhr.

»Sollte meiner Wenigkeit etwas von Bedeutung entgangen sein, Mylady?« fragte Parker.

»Ein offenes Tor, keine Individuen, die mich stoppen wollen«, entrüstete sie sich fast.

»Mylady werden wahrscheinlich bereits scharf beobachtet«, gab der Butler beruhigend zurück. Er hatte den Eingang zum Bürohaus inzwischen erreicht, hielt und lieh der älteren Dame hilfreich die Hand, als sie ausstieg.

»Gleich wird die erste Attacke erfolgen«, wußte sie im vornhinein, als sie den kleinen Vorraum betrat, der nüchtern und wenig einladend aussah. Sicherheitshalber brachte sie ihren Pompadour bereits in erste Schwingung und hoffte, ihn möglichst bald einsetzen zu können.

Ihre Augen funkelten, als plötzlich ein etwa fünfzigjähriger Mann erschien. Er trug einen grauen Kittel, stutzte, als er die beiden Besucher entdeckte, und steuerte auf sie zu.

»Kann ich was für Sie tun?« wollte er ohne jede innere Begeisterung wissen.

»Das wird sich zeigen«, blaffte Lady Simpson. »Wer sind Sie? Wollen Sie sich nicht vorstellen?«

»Peter Galloway«, lautete die Antwort. »Ich bin hier der Chefbuchhalter.«