Der exzellente Butler Parker 48 – Kriminalroman - Günter Dönges - E-Book

Der exzellente Butler Parker 48 – Kriminalroman E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Agatha Simpson war in ihrem Element. Das in Weißwein und Kräutern langsam geschmorte Kaninchen, eine ligurische Spezialität namens "Coniglio", mundete vorzüglich. Auch dem trockenen Chardonnay "Gaia e Rey" sprach die Lady munter zu, die ihre eigenen Vorstellungen von strenger Diät hatte. Butler Parker hatte seine Herrin nach einem Einkaufsbummel in das italienische "Ristorante Liguria" geführt, das seit einiger Zeit in Feinschmeckerkreisen von sich reden machte. "Ich werde dieses Lokal wohl noch öfter beehren, Mister Parker", teilte Lady Agatha gut gelaunt mit. "Der Service ist wirklich tadellos. Und dann diese gepflegte Atmosphäre, diese himmlische Ruhe…" Weiter kam Mylady nicht, denn in diesem Augenblick war es schlagartig vorbei mit der Ruhe. Mit quietschenden Bremsen stoppte auf der schmalen Straße vor dem Restaurant ein Auto. Sekundenbruchteile später zerbarst die große Fensterscheibe mit vernehmlichem Knall. Durch die Öffnung flog eine Flasche herein, in deren Hals ein brennender Stoffstreifen steckte. "Volle Deckung!" schrie jemand. Da passierte es auch schon. Mit dumpfem Geräusch platzte die benzingefüllte Flasche. Ein Feuerball verwandelte das attraktive Grünpflanzen-Arrangement in der Mitte des Raumes im Handumdrehen in dürres Gestrüpp.

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Der exzellente Butler Parker – 48 –

Parker nudelt den Spagettikönig

Günter Dönges

Agatha Simpson war in ihrem Element. Das in Weißwein und Kräutern langsam geschmorte Kaninchen, eine ligurische Spezialität namens »Coniglio«, mundete vorzüglich. Auch dem trockenen Chardonnay »Gaia e Rey« sprach die Lady munter zu, die ihre eigenen Vorstellungen von strenger Diät hatte.

Butler Parker hatte seine Herrin nach einem Einkaufsbummel in das italienische »Ristorante Liguria« geführt, das seit einiger Zeit in Feinschmeckerkreisen von sich reden machte.

»Ich werde dieses Lokal wohl noch öfter beehren, Mister Parker«, teilte Lady Agatha gut gelaunt mit. »Der Service ist wirklich tadellos. Und dann diese gepflegte Atmosphäre, diese himmlische Ruhe…«

Weiter kam Mylady nicht, denn in diesem Augenblick war es schlagartig vorbei mit der Ruhe.

Mit quietschenden Bremsen stoppte auf der schmalen Straße vor dem Restaurant ein Auto. Sekundenbruchteile später zerbarst die große Fensterscheibe mit vernehmlichem Knall.

Durch die Öffnung flog eine Flasche herein, in deren Hals ein brennender Stoffstreifen steckte.

»Volle Deckung!« schrie jemand. Da passierte es auch schon.

Mit dumpfem Geräusch platzte die benzingefüllte Flasche. Ein Feuerball verwandelte das attraktive Grünpflanzen-Arrangement in der Mitte des Raumes im Handumdrehen in dürres Gestrüpp. Splitter und Scherben flogen nach allen Seiten.

Behend, was man seiner würdevollen Erscheinung nicht zugetraut hätte, verließ Parker den Platz an der Seite seiner Herrin, schritt zielstrebig zur Tür und blickte auf die Straße hinaus.

Die Attentäter hatten sich bereits abgesetzt. Gerade bog eine schwarze Daimler-Limousine auf wimmernden Pneus um die nächste Straßenecke und verschwand.

Zwar gelang es dem Butler noch, das Kennzeichen des Wagens abzulesen, aber er verzichtete darauf, sich die siebenstellige Kombination aus Buchstaben und Ziffern einzuprägen. Daß das Nummernschild gefälscht war, stand für ihn außerhalb jeden Zweifels.

Zwei mit Pulverlöschern bewaffnete Kellner brachten den Brand, den der sogenannte Molotowcocktail verursacht hatte, rasch unter Kontrolle, doch mit der kostbaren Einrichtung war nach dem beherzten Einsatz kein Staat mehr zu machen.

Inhaber Francesco Agostini und weitere Angestellte bemühten sich inzwischen um die Gäste. Einige von ihnen hatten Schnittverletzungen durch umherfliegende Scherben erlitten, die sich jedoch ausnahmslos als glimpflich erwiesen.

Unter tausend Entschuldigungen bestellte Agostini Taxis für die Betreffenden und versprach, für die Arztkosten aufzukommen.

»Mister Apollini!« dröhnte Lady Simpsons baritonal gefärbtes Organ durch den Raum.

»Es tut mir unendlich leid, Mylady«, versicherte Agostini, der umgehend dem Ruf gefolgt war. »Selbstverständlich erstatte ich Ihnen sämtliche Unkosten. Und das Menü müssen Sie natürlich auch nicht bezahlen.«

»Sie wissen offenbar, was sich gehört«, erwiderte die ältere Dame mit versöhnlichem Lächeln. »Deshalb werde ich voraussichtlich von einer Schadenersatzklage absehen, Mister Apollini.«

»Verzeihung, Mylady«, korrigierte der Restaurantbesitzer. »Mein Name ist Agostini, Francesco Agostini.«

»Nichts anderes habe ich gesagt, Mister Langostini«, beharrte die resolute Dame.

»Dann muß ich mich verhört haben, Mylady«, gab Agostini mit höflicher Verbeugung zurück. Er machte einen etwas verwirrten Eindruck.

»Sie haben doch hoffentlich keine Verletzungen erlitten, Mylady?« erkundigte er sich besorgt.

»Verletzungen nicht direkt, Mister Langostini«, erwiderte Agatha Simpson ausweichend. »Aber der Schock...«

»Durchaus verständlich, Mylady«, nickte ihr Gegenüber. »Möchten Sie sich nicht doch in ärztliche Behandlung begeben?« »Auf keinen Fall«, stellte Mylady klar. »Ich weiß schon selbst, was meinem sensiblen Kreislauf guttut.«

»Mylady bevorzugt französischen Cognac als Kreislauftherapeutikum, falls der Hinweis erlaubt ist, Mister Agostini«, teilte Parker diskret mit, als er den ratlosen Blick des Gastronomen bemerkte.

»Aaah!« strahlte Agostini unvermittelt. »Da kann ich Ihnen ein erlesenes Tröpfchen anbieten, Mylady.« Er winkte einem Kellner und raunte ihm etwas ins Ohr.

Der Mann nickte, verschwand und kehrte nach kurzer Zeit mit einer bauchigen Flasche zurück, deren vergilbtes Etikett Lady Agatha sichtlich entzückte.

»Wohl bekomm’s«, wünschte Agostini, nachdem das erste Glas eingeschenkt war. »Natürlich geht das auf Kosten des Hauses.«

»Davon bin ich ohnehin ausgegangen, junger Mann«, setzte Mylady ihn ins Bild. Trotz ihres sprichwörtlichen Reichtums zeigte sich die majestätisch wirkende Dame in allen Lebenslagen ausgesprochen kostenbewußt.

»Setzen Sie sich doch einen Moment zu mir, Mister Langostini«, schlug Agatha Simpson vor, nachdem der Kellner ihr Glas zum zweitenmal gefüllt hatte. »Ich muß mit Ihnen noch ein Wörtchen reden.«

*

»Sie haben also Feinde und Neider«, eröffnete Agatha Simpson das Gespräch unter sechs Augen, sobald der befrackte Kellner sich entfernt hatte, um seinen Kollegen beim Aufräumen zu helfen.

Agostinis Mundwinkel zuckten kaum merklich. Er zögerte mit der Antwort und sah Mylady prüfend an.

Trotz ihrer Jahre stellte Agatha Simpson eine ausgesprochen imposante Erscheinung dar. Ihre wogende Körperfülle wurde von einem zitronengelben Jackenkleid, das aus Vorkriegsbeständen zu stammen schien, mühsam gebändigt.

Modisch ebenso aktuell war die recht eigenwillige Ausgeburt der Putzmacherkunst, die ihr ergrautes Haupt krönte. In dem blumengeschmückten Filzgebilde, dessen eigenwilliges Design an einen mißglückten Napfkuchen denken ließ, steckten zwei sogenannte Hutnadeln vom Format mittlerer Grillspieße.

Ein perlenbestickter Pompadour vervollständigte den Aufzug der exzentrisch wirkenden Dame.

Der lederne Beutel barg ihren sogenannten Glücksbringer, ein veritables Hufeisen, das von einem schweren Brauereigaul stammte. Diesen Glücksbringer setzte die resolute Dame gern im Nahkampf ein. Daß er den Empfängern jemals Glück gebracht hätte, konnte man jedoch nicht behaupten.

»Nein, nicht daß ich wüßte, Mylady«, sagte Agostini schließlich, nachdem die Pause schon peinlich lang geworden war.

»Eine Mitteilung, die man mit einer gewissen Überraschung zur Kenntnis nimmt, Mister Agostini«, merkte Parker mit unbewegter Miene an.

»Sie meinen diesen ... diesen Zwischenfall?« vergewisserte sich der schätzungsweise vierzigjährige Gastronom. »Das muß ein Zufall gewesen sein, eine Verwechslung vielleicht. Anders kann ich es mir nicht erklären.«

Seine Stimme klang gedämpft. Die unsteten Blicke vierrieten nervöse Wachsamkeit.

»Mir können Sie sich getrost anvertrauen, junger Mann«, ließ die ältere Dame unbekümmert ihr weittragendes Organ erschallen. »Ich werde den dreisten Lümmeln schon das Handwerk legen.«

»Sie?« Agostini vergaß, den Mund zu schließen.

»Mylady genießt einen außergewöhnlichen Ruf als Privatdetektivin, Mister Agostini«, informierte der Butler ihn.

»Die Unterwelt fürchtet mich wie die Pest, Mister Langostini«, setzte die passionierte Detektivin ohne falsche Bescheidenheit hinzu. »Der Gangster, der mir gewachsen wäre, muß erst noch geboren werden.«

»Nein, nein«, schüttelte der Restaurantbesitzer heftig den Kopf. »Vielen Dank für das Angebot, aber ich glaube nicht, daß es hier für Sie etwas zu tun gibt, Mylady.«

»Da bin ich allerdings völlig anderer Meinung, junger Mann«, zeigte Lady Agatha sich hartnäckig. »Sie wollen doch nicht etwa die Polizei mit den Ermittlungen beauftragen?«

»Warum sollte ich?« entgegnete Agostini. »Die Versicherung wird für den Schaden aufkommen. Je weniger man mit der Polizei zu tun hat, desto besser.«

»Ein vernünftiger Standpunkt, Mister Langostini«, pflichtete Agatha Simpson ihm bei. »Um so weniger verstehe ich, daß Sie mein Angebot ausschlagen.«

»Ich möchte einfach kein unnötiges Aufsehen erregen, Mylady«, behauptete ihr Gegenüber. »Was ist denn schon passiert?«

In kurzer Zeit hatten Agostinis Leute ganze Arbeit geleistet. Die verdorrten Grünpflanzen waren entfernt, angekohlte Tischdecken durch frische ersetzt. Eben war man damit beschäftigt, die letzten Reste des Löschpulvers vom Teppichboden zu saugen.

»Sehen Sie?« Triumphierend wies der Lokalbesitzer in die Runde. »Morgen früh wird noch die Scheibe ersetzt, und mittags ist alles vergessen.«

Er setzte ein Lächeln auf, das zuversichtlich wirken sollte, aber ein wenig verrutschte.

»Meine bescheidene Wenigkeit hegt gewisse Zweifel, ob dieser Zwischenfall tatsächlich so schnell in Vergessenheit geraten wird, Mister Agostini«, schaltete Parker sich ein. »Könnte es möglicherweise zutreffen, daß man in jüngster Vergangenheit sogenannte Schutzprämien von Ihnen zu erpressen suchte?«

Das ohnehin blasse Gesicht des Gastronomen wurde noch eine Spur blasser.

»Wie ... wie kommen Sie denn darauf, Mister Parker?« tat Agostini verwundert. »So was gibt’s doch nur im Kino.«

»Kann und muß man unterstellen, daß diese Äußerung Ihrer tatsächlichen Überzeugung entspricht, Mister Agostini?« vergewisserte sich der Butler.

»Aber natürlich, Mister Parker«, nickte der Hausherr. »Ich will ja nicht bestreiten, daß so was schon vorgekommen ist. Aber in letzter Zeit habe ich nichts dergleichen gehört.«

»Wie auch immer, Mister Langostini. Sie werden noch froh sein, mich kennengelernt zu haben«, verkündete die Detektivin im Brustton der Überzeugung. »Diese kriminellen Subjekte werden mit Sicherheit wiederkommen.«

»Was man nur mit allem Nachdruck bestätigen kann, Mister Agostini«, ließ der Butler sich vernehmen.

»Tut mir leid, daß ich Ihnen widersprechen muß«, entgegnete der Restaurantbesitzer höflich. »Aber ich glaube nicht daran.«

»Mister Parker wird Ihnen auf jeden Fall meine Visitenkarte hierlassen, junger Mann«, entschied Lady Simpson unbeirrt. Sie hatte inzwischen ihren Kreislauf ausgiebig gepflegt und zeigte Neigung aufzubrechen.

Hastig ließ Agostini das Kärtchen, das Parker ihm reichte, unter der Jacke verschwinden. Anschließend geleitete er die Gäste zur Tür.

»Trotz allem ... beehren Sie mich bitte bald wieder, Mylady«, bat der Gastronom und verabschiedete sich mit einer tiefen Verbeugung.

»Worauf Sie sich verlassen können, junger Mann«, prophezeite die passionierte Detektivin und verließ erhobenen Hauptes das »Ristorante Liguria«.

*

»Daß Sie immer übertreiben müssen, Mister Parker«, grollte Lady Agatha, als sie am nächsten Morgen den Frühstückstisch erblickte, den Parker im Salon gedeckt hatte. »Wenn ich von Diät rede, heißt das doch nicht, daß Sie mich verhungern lassen sollen.«

»Was auch keineswegs in der Absicht meiner Wenigkeit lag, Mylady.«

»Wenn Sie weiterhin so knauserig sind, Mister Parker, bin ich bald ein dürres Gerippe.«

»Eine Vorstellung, die man nur als bestürzend bezeichnen kann, Mylady.«

»So weit werde ich es natürlich nicht kommen lassen«, erwiderte die Hausherrin und sichtete das Angebot, das der Butler bereithielt.

Nach Lachsschnitten mit Dillrahm, die Parker zum Auftakt servierte, warteten noch diverse Wild- und Geflügelspezialitäten nebst einer warmen Broccolipastete sowie eine mit exotischen Früchten garnierte Käseplatte darauf, das Wohlbefinden der älteren Dame zu steigern.

Dazu gab es Croissants und knusprige Toastscheiben, außer Kaffee und Tee auch frisch gepreßte Fruchtsäfte. Ein köstliches Orangenparfait rundete die zur Schau gestellten Köstlichkeiten ab.

Mit routinierten Bewegungen legte Parker seiner Herrin getrüffelte Fasanenbrüstchen vor und trat anschließend in seiner unnachahmlichen Art einen halben Schritt zurück.

Agatha Simpsons ohnehin nicht überschwengliche Stimmung sank schlagartig auf den Nullpunkt, als es wenige Augenblicke später an der Haustür läutete.

»Wer besitzt denn jetzt schon wieder die Dreistigkeit, mich bei Tisch zu stören.« räsonierte die ältere Dame.

»Sofern Mylady keine Einwände erheben, würde man nachsehen, wer Einlaß begehrt«, sagte der Butler, deutete eine Verbeugung an und entfernte sich.

»Man erlaubt sich, einen möglichst angenehmen Morgen zu wünschen, Sir«, hörte Agatha Simpson ihn gleich darauf sagen.

»Danke, dasselbe wünsche ich Ihnen auch, Mister Parker«, erwiderte Chief-Superintendent McWarden und trat in den verglasten Vorflur.

Der fünfundfünfzigjährige Beamte zählte zu den einflußreichsten Leuten bei Scotland Yard. Er war unmittelbar dem Innenminister unterstellt und leitete eine Spezialeinheit, die das organisierte Verbrechen bekämpfte.

Im Hause Simpson ließ McWarden sich meistens dann blicken, wenn seine konventionellen Ermittlungsmethoden in einer Sackgasse steckten. In solchen Fällen wußte er Parkers ausgewogenen Rat sehr zu schätzen.

Dafür nahm der professionelle Ganovenjäger mit mehr oder weniger Fassung die Sticheleien der Hausherrin in Kauf. Mylady machte auch gegenüber dem Mann vom Yard kein Hehl aus ihrer Meinung über die britische Polizei, was den reizbaren McWarden häufig genug auf die sprichwörtliche Palme brachte.

Agatha Simpsons größter Triumph war es jedoch, wenn sie dem als ausgesprochen fähig angesehenen Beamten in einem brisanten Kriminalfall zuvorkam. Dank der diskreten Hilfe ihres Butlers waren der Detektivin aus Leidenschaft solche Triumphe nicht eben selten vergönnt.

»Wie Sie wissen, halte ich strenge Diät, mein lieber McWarden«, teilte die Hausherrin mit Bedauern mit. »Mister Parker ist dazu übergegangen, mir die Kalorien einzeln zuzuteilen. Sonst hätte ich gern noch ein Gedeck auflegen lassen.«

»Ihre Großzügigkeit ist in aller Welt bekannt, Mylady«, antwortete der Besucher. »Aber ich habe schon gefrühstückt. Eine Tasse Tee würde ich jedoch nicht ablehnen.«

»Darf man sich möglicherweise erlauben, dazu ein Glas Cognac oder Sherry zu servieren, Sir?« fragte Parker und übersah geflissentlich den mürrischen Blick, mit dem Lady Agatha ihn bedachte.

»Lieber einen Sherry, Mister Parker«, entschied der Chief-Superintendent. »Der bekommt mir besser – jedenfalls am Vormittag.«

»Sie sollten an Ihre Leber denken, mein Lieber«, warf die sparsame Dame frostig ein. »Ihr Aussehen gefällt mir gar nicht in letzter Zeit.«

»Ich fühle mich gesund und munter wie ein Fisch im Wasser, Mylady«, gab der Beamte unbeeindruckt zurück. »Meine Leber habe ich erst kürzlich durchchecken lassen. Das einzige, was mir fehlt, wären ein paar Wochen Urlaub in südlicher Sonne.«

»Sie wollen doch nicht etwa behaupten, Sie hätten in letzter Zeit zuviel gearbeitet?« ging Mylady zielstrebig daran, den Besucher zu provozieren.

»Allzuviel war wirklich nicht los, Mylady«, räumte der Yard-Beamte ein.

»Das liegt einfach daran, daß ich die Unterwelt fest im Griff habe, mein geschätzter McWarden«, lieferte Agatha Simpson die aus ihrer Sicht naheliegende Erklärung. »Niemand traut sich mehr aufzumucken.«

»Mag sein, Mylady«, erwiderte McWarden, der fest entschlossen war, sich heute nicht provozieren zu lassen. »In letzter Zeit bereitet uns allerdings das Schutzgeld-Unwesen wieder etwas Sorgen.«

»Was Sie nicht sagen!« kommentierte die Hausherrin mit unverhohlenem Interesse. »Ich dachte, die Seuche wäre ein für allemal ausgerottet!«

»Lange Zeit war es ruhig auf diesem Sektor«, bestätigte der Chief-Superintendent. »Seit einigen Wochen registrieren wir jedoch eine auffällige Häufung von Bränden und anderen Schadensfällen in italienischen Restaurants.«

»Seit Wochen?« wiederholte die passionierte Detektivin. »Und da sind Sie übers Registrieren noch nicht hinausgekommen?«

»Sie kennen doch die Schwierigkeiten in solchen Fällen, Mylady«, reagierte der Beamte leicht gereizt. »Die Opfer dieses Terrors sind meistens derart eingeschüchtert, daß sie Erpressungsversuche und Anschläge lieber vertuschen als anzeigen.«

»Das kann ich allerdings nur zu gut verstehen, mein lieber McWarden«, bemerkte die ältere Dame spitz und setzte ein maliziöses Lächeln auf.

»Wie meinen Sie das, Mylady?« argwöhnte der Besucher.