Parker reizt die "Klapperschlange" - Günter Dönges - E-Book

Parker reizt die "Klapperschlange" E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Josuah Parker verbeugte sich vor der älteren Dame. »Mylady mögen verzeihen, aber die Entfernung diverser Speisen scheint dringend geboten«, teilte er mit. »Der Telefonanruf soeben kam von Mister Fisher, der vor dem Verzehr bei ihm eingekaufter Lebensmittel warnte.« »Ich glaube, mein Kreislauf bricht zusammen«, murmelte Agatha Simpson und faßte sich an den üppigen Busen, wo sie ihr Herz vermutete. »Das mitansehen zu müssen, ist zuviel für eine reife Frau. Meine dringend benötigte Diät, Mister Parker, entführen Sie!« Sie seufzte und ließ sich in ihren Sessel sinken. Der Butler hielt bereits eine Kristallkaraffe in der Hand und füllte einen Cognacschwenker. »Man bittet noch mal um Verzeihung, Mylady«, bemerkte er. »Die Sorge um Myladys Wohlergehen veranlaßten meine bescheidene Wenigkeit zu diesem außergewöhnlichen Schritt. Mister Fisher ist nämlich der Ansicht, daß die heute bei ihm erstandenen Lebensmittel möglicherweise vergiftet sind.« »Man will mich vergiften, Mister Parker?« Die passionierte Detektivin war von dieser Vorstellung keinesfalls schockiert. Sie lehnte sich zurück und sah sich bereits in einem neuen, erregenden Kriminalfall verwickelt. »Möglicherweise«, wiegelte Parker ab. »Es dürfte berechtigter Anlaß bestehen, daß ein Teil von Mister Fishers Vorräten einzig zu dem Zweck vergiftet wurde, um ihn erpressen zu können.«

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Der exzellente Butler Parker – 49 –

Parker reizt die "Klapperschlange"

Günter Dönges

Josuah Parker verbeugte sich vor der älteren Dame.

»Mylady mögen verzeihen, aber die Entfernung diverser Speisen scheint dringend geboten«, teilte er mit. »Der Telefonanruf soeben kam von Mister Fisher, der vor dem Verzehr bei ihm eingekaufter Lebensmittel warnte.«

»Ich glaube, mein Kreislauf bricht zusammen«, murmelte Agatha Simpson und faßte sich an den üppigen Busen, wo sie ihr Herz vermutete. »Das mitansehen zu müssen, ist zuviel für eine reife Frau. Meine dringend benötigte Diät, Mister Parker, entführen Sie!« Sie seufzte und ließ sich in ihren Sessel sinken.

Der Butler hielt bereits eine Kristallkaraffe in der Hand und füllte einen Cognacschwenker. »Man bittet noch mal um Verzeihung, Mylady«, bemerkte er. »Die Sorge um Myladys Wohlergehen veranlaßten meine bescheidene Wenigkeit zu diesem außergewöhnlichen Schritt. Mister Fisher ist nämlich der Ansicht, daß die heute bei ihm erstandenen Lebensmittel möglicherweise vergiftet sind.«

»Man will mich vergiften, Mister Parker?« Die passionierte Detektivin war von dieser Vorstellung keinesfalls schockiert. Sie lehnte sich zurück und sah sich bereits in einem neuen, erregenden Kriminalfall verwickelt.

»Möglicherweise«, wiegelte Parker ab. »Es dürfte berechtigter Anlaß bestehen, daß ein Teil von Mister Fishers Vorräten einzig zu dem Zweck vergiftet wurde, um ihn erpressen zu können.«

»Kaufen Sie öfter dort ein?« wollte Lady Agatha wissen.

»Dem ist in der Tat so, Mylady.«

»Na also!« Für die Dame des Hauses war der Sachverhalt wieder mal völlig klar. »Es ist also kein Geheimnis, daß ich von da einen Teil meiner Vorräte beziehe«, überlegte sie. »Das hat sich ein Gangster zunutze gemacht, dem ich auf die Füße getreten bin. Ich bin nicht gerade beliebt in der Unterwelt, Mister Parker, das wissen Sie doch.«

»Eine These, die keinesfalls von der Hand zu weisen ist«, räumte Parker ein. »Man wird Ermittlungen auch in dieser Richtung betreiben müssen.«

»Nur in dieser Richtung, Mister Parker«, korrigierte sie ihn und nickte nachdrücklich. »Gleich morgen früh werde ich diesen Tisher aufsuchen und ihm einige unangenehme Fragen stellen. Wahrscheinlich steckt er mit den Gangstern unter einer Decke.«

»Es handelt sich um einen Mister Fisher«, berichtigte Parker den Namen des Händlers. »Er gilt übrigens als außerordentlich seriös und über alle Zweifel erhaben.«

»Tarnung, Mister Parker, nichts als Tarnung.« Die resolute Dame sah ihren Butler an und hob mahnend den Zeigefinger. »Sie dürfen sich nicht vom äußeren Augenschein täuschen lassen, Mister Parker. Man muß hinter die Fassade sehen.«

Ein ungemein wertvoller Hinweis, Mylady«, bedankte sich der Butler. »Man wird sich bemühen, diesen in Zukunft stets zu berücksichtigen.«

*

»Es tut mir aufrichtig leid, Mister Parker«, beteuerte Samuel Fisher und breitete die Arme in hilfloser Geste aus.

»Wann erfuhren Sie von der Vergiftung Ihrer Waren, Sir?« erkundigte sich der Butler gemessen, die Entschuldigung überhörend.

»Kurz, bevor ich Sie anrief. Ich erhielt selbst einen Anruf, in dem man mir mitteilte, daß ein Teil meiner Ware vergiftet wäre. Man sagte mir, um welche Artikel es sich handelte und daß ich demnächst mitgeteilt bekäme, wieviel ich zur Vermeidung weiterer Vergiftungen zu zahlen hätte und wie die Geldübergabe stattfinden sollte. Dann legte der Anrufer wieder auf, und ich alarmierte alle Stammkunden, um sie zu warnen.«

»Sie haben alle Käufer erreichen können, die möglicherweise vergiftete Ware erstanden haben, Sir?« wollte Parker wissen.

»Mit Sicherheit, Sir. Sehen Sie, das hier ist keine Laufgegend, und mein Warenangebot ist nicht für jedermann bestimmt. Ich habe nur langjährige Stammkundschaft. Sie selbst kommen ja auch schon einige Jahre.«

»Das ist allerdings richtig, Mister Fisher. Man war bisher mit Ihrem Warenangebot außerordentlich zufrieden.«

»Mit Ausnahme von heute natürlich, als Sie mich vergiften wollten«, mischte sich die ältere Dame ein.

»Sie vergiften, Mylady? Aber ich bitte Sie!« Samuel Fisher sah die Detektivin entsetzt an und schüttelte den Kopf.

»Man hat es ausschließlich auf mich abgesehen, mein Bester«, informierte sie ihn. »Das ganze Theater mit der Erpressung undsoweiter ist nichts als Tarnung, um den wahren und einzigen Zweck dieser Aktion zu vertuschen. Man will mich beseitigen, weiter gar nichts!«

»Aber ... aber warum denn das, Mylady?« wunderte sich der Delikatessenhändler. »Warum sollte man eine geschätzte Dame der Gesellschaft umbringen wollen?«

»Haben Sie eine Ahnung!« Lady Agatha lachte leise. »Man fürchtet mich in der Unterwelt, das hätten Sie nicht gedacht, oder?«

»Wirklich?« Der Delikatessenhändler verstand immer weniger und sah Josuah Parker hilfesuchend an.

»Mylady beschäftigt sich in der Freizeit mit der Aufklärung schwieriger Kriminalfälle«, erläuterte Parker gemessen. »Myladys Erfolgsquote ist sensationell, so daß sie in der Tat von der kriminellen Szene gefürchtet wird.«

»Ungelöste Fälle gibt es bei mir nicht.«

»Dann sind Sie ja besser als Scotland Yard, Mylady«, bemerkte Samuel Fisher respektvoll.

Agatha Simpson zierte sich.

»Schon gut, ich weiß, daß ich eine Kriminalistin bin, sogar eine begabte.« Sie blickte auf eine Warenprobe, die auf einem Tisch an der Wand stand.

»Was enthalten die Behälter?« erkundigte sie sich.

»Langusten, Mylady«, informierte der Delikatessenhändler. »Eine Firma, die mit mir ins Geschäft kommen will, hat mir einige zur Probe geschickt. Ich bin allerdings noch nicht dazu gekommen, mich darum zu kümmern. Die Behälter sind kurz vor Ihrem Besuch eingetroffen.«

»Hoffentlich sind die nicht vergiftet«, bemerkte die Detektivin und runzelte nachdenklich die Stirn.

»Auf gar keinen Fall, Mylady. Der Erpresser hat mir alle Waren genannt, die vergiftet wurden, ich habe mir eine Liste angefertigt. Er wollte vermeiden, daß jemand zu Schaden kommt, sagte er, mir aber gleichzeitig demonstrieren, wie leicht es ist, die Ware zu präparieren.«

»Außerordentlich human«, stellte Agatha Simpson fest und konnte ihren Blick nicht von den Schaumstoff-Behältern lösen. »Ich bin übrigens eine Expertin, was Langusten angeht. Mister Parker wird Ihnen das bestätigen.«

»Tatsächlich?« staunte der Delikatessenhändler.

»So ist es, Sir«, stimmte Parker seiner Herrin zu, ohne mit der Wimper zu zucken.

»Das ist ja wunderbar«, freute sich Fisher und verbeugte sich vor der Lady. »Wenn ich Sie vielleicht um einen Gefallen bitten dürfte, Mylady?«

»Nur zu, mein Bester, wenn ich helfen kann, werde ich das gerne tun.« Sie nickte huldvoll und lächelte.

»Wenn ich Ihnen eine Languste zubereiten dürfte?« bat er. »Ihr Urteil würde mich sehr interessieren«.

»Allerdings«, überlegte sie, »gehört dazu auch der richtige Wein. Haben Sie das bedacht?«

»Ich bitte Sie, Mylady, ich bin doch kein Barbar!« Samuel Fisher sah die ältere Dame beleidigt an.

»Kredenzen Sie mir aber nicht einen billigen Tropfen, Mister Tisher«, mahnte sie.

»Fisher ist mein Name, Mylady. Und was den Wein betrifft ... ich habe da einen Rothschild Laffitte, der Ihnen Zusagen dürfte. Sie werden begeistert sein.«

»Hoffentlich stimmt auch der Jahrgang, mein Lieber?«

»1923, Mylady, der beste Jahrgang überhaupt. Ich weiß doch, was man einer Dame anbieten darf.«

»Sie sind ein Mann nach meinem Geschmack«, lobte Agatha Simpson und lächelte versonnen. »Ich hoffe, Sie lassen mich nicht zu lange auf meine Kostprobe warten.«

Josuah Parker betrat den Verkaufsraum und erkannte die Ursache des Lärms. Es handelte sich um zwei etwa dreißigjährige Männer, die keinesfalls so aussahen, als gehörten sie zur Stammkundschaft. Sie trugen ausgewaschene Jeans, ausgefranste T-Shirts mit dem Aufdruck einer amerikanischen Universität und an den Füßen sogenannte Western-Boots mit schiefgelaufenen Absätzen.

Sie standen vor einem Tresen, hinter dem sich eine ältere Angestellte aufhielt und die beiden verängstigt musterte.

Zwischen den Männern und der Frau stand ein Karton auf dem Tresen, der wohl der Gegenstand der hitzigen Erläuterungen zu sein schien.

Parker machte sich durch dezentes Hüsteln bemerkbar und schritt gemessen und würdevoll auf die beiden Hitzköpfe zu, die dem Butler entgeistert entgegenstarrten.

Parker nickte knapp der Angestellten zu. »Meine Wenigkeit sagt vielen Dank. Bemühen Sie sich nicht weiter, Madam.«

Hinter dem Butler schnappte der Delikatessenhändler hörbar nach Luft. Er wollte sich an Parker vorbeidrängeln, um die Dinge in die Hand zu nehmen, aber der Butler hielt ihn zurück.

Die ältere Frau sah verwirrt zu ihrem Brötchengeber hinüber und entfernte sich eilig, als dieser ihr zunickte.

Parker blieb vor den beiden Männern stehen, die ihm grinsend entgegensahen. Sie musterten ihn herausfordernd von oben bis unten und sparten nicht mit anzüglichen Bemerkungen.

»Donnerwetter, hat sich der Opa schick gemacht«, fand einer von ihnen und kicherte laut.

»Der ist bestimmt aus’m Museum«, vermutete sein Partner.

»Daß es so was noch gibt«, überlegte der erste wieder. »Dachte, die Typen wären längst ausgestorben.«

»Man wünscht den Herren einen außerordentlichen schönen und erfolgreichen Tag«, ließ sich Parker vernehmen und lüftete seine schwarze Melone.

»Na, wenn das kein vornehmer Laden ist«, staunte der eine der beiden, ein untersetzter, stiernackiger Mann, dem bereits die Haare auszufallen begannen.

»Sie sind wohl hier der Obermimer, wie?« wollte sein Kollege wissen, der im Gegensatz zu seinem Begleiter über reichlich Haare verfügte, die in fettigen Strähnen auf seine Schultern fielen.

»Meine bescheidene Wenigkeit hat die Ehre, diesem Unternehmen als Geschäftsführer vorstehen zu dürfen«, behauptete Parker ungeniert. »Darf man nach dem Grund Ihrer Erregung fragen, meine Herren«?

»Dürfen Sie, alter Knabe, dürfen Sie!« Der Mann mit den Strähnen langte in die Kiste und holte einen Hummer hervor.

»Den haben wir gestern bei Ihnen gekauft«, erklärte er. »Wir wollten uns mal was Gutes leisten.«

»Ein Entschluß, zu dem man Sie nur beglückwünschen kann«, fand Josuah Parker.

»Das Vieh ist aber nicht in Ordnung«, fuhr der Beschwerdeführer fort und deutete anklagend auf dunkle Flecken an der Unterseite und an den Scheren des Hummers. »Da, sehen Sie selbst ... Sie haben uns verdorbene Ware angedreht!«

»Außerordentlich bedauerlich«, fand Parker und lüftete erneut die Melone. »Möglicherweise ist das Tier sogar vergiftet.«

»Sie geben es also auch noch zu?« staunte der Untersetzte und sah seinen Partner stirnrunzelnd an.

»Die Symptome deuten daraufhin«. Parker blieb ruhig und gelassen. »Darf man fragen, welches Mittel die Herren verwendet haben?«

Die beiden Männer stutzten und wußten nicht, was sie auf diese direkte Frage, mit der sie auf keinen Fall gerechnet hatten, antworten sollten.

Der Mann mit den Strähnen überwand seine Überraschung zuerst.

»Was wolln’se denn damit sagen, he?« erkundigte er sich und schob sich auf den Butler zu.

*

»Was ist hier los?« Aus dem Hintergrund grollte Lady Agathas baritonal gefärbtes Organ und ließ die beiden Beschwerdeführer erschrocken zusammenfahren.

»Wer ist’n das?« erkundigte sich der Untersetzte und musterte die ältere Dame, die langsam näher kam, mit scheuem Respekt.

»Mylady ist eine Freundin des Hauses«, erläuterte Parker. »Sie nimmt an den Belangen der Firma regen Anteil und ist häufige und gerngesehene Besucherin.«

»Wer sind die Lümmel?« wollte die passionierte Detektivin wissen und faßte die beiden Männer ins Auge. Sie benutzte zu diesem Zweck eine Lorgnette, durch die sie die Männer wie zwei besonders seltene Exemplare im Zoo betrachtete.

»Das geht Sie nichts an, gute Frau, wir haben hier ’ne Reklamation, die wir klären müssen«, raunzte der Mann mit den Strähnen.

»Für Reklamationen bin ich zuständig«, freute sich die ältere Dame. »Vertrauen Sie sich mir ruhig an, bei mir sind Sie an der richtigen Stelle.«

»He, was ist hier eigentlich los?« Der Untersetzte hatte seine Scheu vor der walkürenhaften Erscheinung verloren und starrte die ältere Dame mit hochgezogenen Brauen an.

»Was meinen Sie denn, junger Mann?« Lady Agatha steckte ihre Sehhilfe weg und lächelte.

»Wohl alle unter einer Decke, was«, argwöhnte der Mann. »Ihr wollt euch über uns lustig machen?«

»Etwas komisch wirken Sie schon«, gab Lady Agatha zu.

»Zur Sache.« Der Mann mit den fettigen Haaren räusperte sich energisch und griff nach dem Hummer. Er trat auf Parker zu und hielt ihm das Meerestier unter die Nase.

»Das Vieh war verdorben, als Sie es uns verkauft haben, kapiert?« knurrte er. »Und das lassen wir uns nicht bieten.«

»Man wird Ihnen selbstverständlich Ersatz zukommen lassen, Sir«, gab Parker ungerührt zurück. »Meine bescheidene Wenigkeit wird sofort alles Nötige veranlassen.«

»Mit Ersatz ist es nicht getan«, warf der Untersetzte ein. »Wir hatten uns so darauf gefreut, und dann so was!«

»Man wird Ihnen zwei Hummer einpacken, meine Herren«, versprach Parker würdevoll.

»Auch das reicht noch nicht.« Der Mann mit dem Fetthaar schüttelte betrübt den Kopf. »Stellen Sie sich mal vor, so was spricht sich herum.«

»Sie haben bestimmte Vorstellungen, was die Art der Wiedergutmachung angeht?« erkundigte sich Parker höflich.

»Na also, Alterchen, allmählich verstehen wir uns.« Der Untersetzte grinste. »Unser ... äh … Chef, für den wir eigentlich eingekauft haben, hat Sie ja schon angerufen. Wir sind nur noch mal vorbeigekommen, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen.«

»Sie denken möglicherweise an eine monatliche Zahlung?« wollte Parker wissen.

»Stellen Sie sich mal vor, wir hätten was von dem verdorbenen Zeug gegessen und wären daran eingegangen«, gab der Untersetzte zu bedenken. »Wir sind gerade noch mit dem Schrecken davongekommen, aber der Schock, Sie verstehen? Wir werden den Rest unseres Lebens auf Hummer verzichten müssen, wir würden nie wieder so was über die Lippen bringen.« Er seufzte abgrundtief. »Als Feinschmecker wissen Sie natürlich, welch ein herber Verlust an Lebensqualität das ist.«

»Wie könnte man einen Ausgleich dieses Verlustes bewerkstelligen?« erkundigte sich Parker.

»Nun, im Prinzip überhaupt nicht.« Der Mann mit den strähnigen Haaren wiegte nachdenklich den Kopf. »Aber ich denke, tausend Pfund monatlich wären schon eine Linderung.«

»Eine Alternative sehen die Herren nicht?«

»Doch, Opa, weitere Vergiftungen.« Der Untersetzte lachte höhnisch. »Wenn erstmal jemand einen ernsthaften gesundheitlichen Schaden erlitten hat ... zum Glück haben wir noch rechtzeitig bemerkt, daß mit der Ware etwas nicht stimmt, und Sie gewarnt, aber das war ein Glücksfall. Beim nächstenmal geht’s nicht so glimpflich ab, befürchte ich.«

»Diese Lümmel haben auch meinen Einkauf vergiftet«, fiel Lady Agatha ein. Die ältere Dame drängte energisch nach vorn und blieb direkt vor den beiden Männern stehen. Ihr voluminöser Busen berührte den Untersetzten und veranlaßte ihn zu hastigem Rückzug.

Sein Kollege mit dem Fetthaar glaubte, Hilfe leisten zu müssen. Er griff in die Innentasche seines Jacketts und brachte ein tückisch aussehendes Messer zum Vorschein. Er drängte sich vor seinen Kollegen und streckte Agatha Simpson das Messer entgegen, die es ohne jegliches Anzeichen von Furcht musterte.

»Sie bedrohen mich also, Sie Lümmel?« vergewisserte sie sich und lächelte.

»Jetzt werden wir Fraktur reden, sonst kommen wir ja nie zu Rande«, knurrte der Messerheld und schwenkte seine Waffe vor Myladys Gesicht.

»Geht man so mit einer Dame um?« beklagte sie sich und trat ihm kräftig gegen das Schienbein. Der Mann mit dem Fetthaar schrie überrascht auf, ließ das Messer fallen und griff nach dem malträtierten Bein. Dabei mußte er sich zwangsläufig bücken, und die ältere Dame konnte dieser Einladung nicht widerstehen.

Sie verpaßte ihm eine schallende Ohrfeige. »Fetthaar« heulte auf und taumelte zurück. Er ruderte mit den Armen durch die Luft und suchte verzweifelt nach einem Halt.

Diesen fand er in einem Bassin, das seine suchenden Hände ertasteten. Er wollte sich daran festhalten, rutschte ab und ... geriet mit der rechten Hand ins Wasser. Dort hielten sich einige Hummer und Langusten auf, die ihrem vorbestimmten Schicksal entgegensahen. Sie fühlten sich durch den Eindringling gestört und setzten sich umgehend zur Wehr. Ein besonders angriffslustiger Hummer schloß seine Zangen liebevoll um die Hand des fetthaarigen Mannes und kniff sie zusammen.

Der Besitzer der Hand brüllte entsetzt auf und zog sie zurück. Die hastige Bewegung wiederum verunsicherte den angreifenden Hummer und versetzte diesen in eine gewisse Panik. Er preßte die Scheren noch fester zusammen und vermittelte dem solcherart attackierten Mann das unangenehme Gefühl, eine Amputation ohne Betäubung zu erleben.

Er schlenkerte seine Hand wild durch die Luft, stierte aus hervorquellenden Augen auf den Meeresbewohner an seiner Hand und hatte im übrigen bereits mit der Welt abgeschlossen.

Der rundliche Delikatessenhändler schüttelte den Kopf und trat vor, um die Situation zu bereinigen. Mit geübtem Griff nahm er das Tier, löste es von der Hand des Fetthaarigen und setzte es ins Bassin zurück.

»Ich bitte Sie, Mister, wie kann man denn mit der Hand in ein Bassin mit lebenden Hummern langen«, rügte er und warf dem geschockten Mann einen vorwurfsvollen Blick zu.

»Hoffentlich ist dem Tier nichts passiert«, sorgte sich Agatha Simpson. »Immerhin mußte es sich dank dieses Lümmels eine ganze Weile außerhalb des gewohnten Elements aufhalten.«

»Hummer sind sehr zähe Tiere«, beruhigte der Delikatessenhändler sie.