Der exzellente Butler Parker 51 – Kriminalroman - Günter Dönges - E-Book

Der exzellente Butler Parker 51 – Kriminalroman E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Erholsame Stunden lagen hinter Lady Simpson. Auf der Strandterrasse eines mondänen Hotels im südenglischen Seebad Bornemouth hatte sie mit bemerkenswerter Ausdauer kulinarischen Genüssen gefrönt. Jetzt stand ihr der Sinn nach einem Spiel im örtlichen Kasino. Daß Fortuna jedem ihrer Winke ebenso zuvorkommend folgen würde wie Josuah Parker, ihr Butler mit den erlesenen Manieren, stand für Agatha Simpson außer Frage. »Stoppen Sie diese Verkehrsrowdys, die mich so dreist überholt haben, Mister Parker!« »Wie Mylady zu wünschen geruhen«, erwiderte der Butler, der die passionierte Detektivin in seinem hochbeinigen Monstrum zur Spielbank chauffierte. »Unter Umständen ist jedoch der Hinweis gestattet, daß es sich um ein Fahrzeug der Polizei handelt.« »Dann erst recht, Mister Parker!« entschied die resolute Dame und rieb sich in diebischer Vorfreude die Hände. Mit unbeteiligt wirkender Miene ließ der Butler das Zusatztriebwerk aufröhren, um Anschluß an die schwarze Limousine zu finden, die sein altertümlich wirkendes Gefährt in raschem Tempo überholt hatte. »Falls man nicht sehr irrt, dürften die Herren demselben Ziel zustreben wie Mylady«, meldete Parker, als der Polizeiwagen in die Straße einbog, an der das Kasino lag. »Unglaublich, wie die Polizei sich heutzutage benimmt, Mister Parker«, schüttelte Lady Agatha entrüstet den Kopf. »Und dann auch noch im Dienstwagen zum Roulett fahren!« »Fraglos dürften Mylady in Erwägung ziehen, daß es auch dienstliche Gründe sein könnten, die die Herren ins Kasino rufen«, gab der Butler in seiner höflichen Art zu bedenken. »Darauf wollte ich Sie auch gerade aufmerksam machen, Mister Parker«, versicherte Mylady umgehend.

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Der exzellente Butler Parker – 51 –

Parker duscht den "Kasino-Schreck"

Günter Dönges

Erholsame Stunden lagen hinter Lady Simpson. Auf der Strandterrasse eines mondänen Hotels im südenglischen Seebad Bornemouth hatte sie mit bemerkenswerter Ausdauer kulinarischen Genüssen gefrönt. Jetzt stand ihr der Sinn nach einem Spiel im örtlichen Kasino.

Daß Fortuna jedem ihrer Winke ebenso zuvorkommend folgen würde wie Josuah Parker, ihr Butler mit den erlesenen Manieren, stand für Agatha Simpson außer Frage.

»Stoppen Sie diese Verkehrsrowdys, die mich so dreist überholt haben, Mister Parker!«

»Wie Mylady zu wünschen geruhen«, erwiderte der Butler, der die passionierte Detektivin in seinem hochbeinigen Monstrum zur Spielbank chauffierte. »Unter Umständen ist jedoch der Hinweis gestattet, daß es sich um ein Fahrzeug der Polizei handelt.«

»Dann erst recht, Mister Parker!« entschied die resolute Dame und rieb sich in diebischer Vorfreude die Hände.

Mit unbeteiligt wirkender Miene ließ der Butler das Zusatztriebwerk aufröhren, um Anschluß an die schwarze Limousine zu finden, die sein altertümlich wirkendes Gefährt in raschem Tempo überholt hatte.

»Falls man nicht sehr irrt, dürften die Herren demselben Ziel zustreben wie Mylady«, meldete Parker, als der Polizeiwagen in die Straße einbog, an der das Kasino lag.

»Unglaublich, wie die Polizei sich heutzutage benimmt, Mister Parker«, schüttelte Lady Agatha entrüstet den Kopf. »Und dann auch noch im Dienstwagen zum Roulett fahren!«

»Fraglos dürften Mylady in Erwägung ziehen, daß es auch dienstliche Gründe sein könnten, die die Herren ins Kasino rufen«, gab der Butler in seiner höflichen Art zu bedenken.

»Darauf wollte ich Sie auch gerade aufmerksam machen, Mister Parker«, versicherte Mylady umgehend. »Ich ahne schon, daß noch Arbeit auf mich zukommt.«

An der Einfahrt zum Spielkasino hatte Parker das Polizeifahrzeug eingeholt.

»Wo fahren Sie denn hin, Mister Parker?« fragte Agatha Simpson irritiert, als der Butler auf den Besucherparkplatz einbiegen wollte. »Schließlich bin ich doch auch im Dienst.«

»Mylady sind stets im Dienst, falls man in diesem Zusammenhang eine von Myladys Äußerungen zitieren darf«, antwortete Parker und folgte dem Polizeiwagen, der in einen für Autos gesperrten Weg abbog.

Gleich danach stoppten beide Fahrzeuge vor einer Freitreppe am Hintereingang des Gebäudes.

»Mein Instinkt sagt mir, daß hier ein Verbrechen großen Stils begangen wurde, Mister Parker«, verkündete Mylady bedeutungsvoll.

»Nichts liegt meiner Wenigkeit ferner, als Mylady zu widersprechen«, versicherte der Butler, während er seiner Herrin diskret beim Aussteigen half.

Die jungen Beamten, die dem Polizeiwagen entstiegen, stutzten zwar, als sie das skurrile Paar erblickten. Sie hatten es aber ausgesprochen eilig und nahmen die Stufen zur Glastür im Dauerlauf, ohne die Lady und den wie üblich schwarz gewandeten Butler weiter zu beachten.

Agatha Simpson, die die Sechzig überschritten hatte, war eine ausgesprochen majestätische Erscheinung. Daran änderte auch das etwas aus der Mode geratene Abendkleid nichts, das ihre wogende Fülle nur mühsam bändigte.

Das eigenwillige Erzeugnis der Putzmacherkunst, das ihr ergrautes Haupt krönte, bestach durch seine absolute Zeitlosigkeit. Die Hutnadeln des Filzgebildes hatten das Format mittlerer Grillspieße.

Ein perlenbestickter Handbeutel, der sogenannte Pompadour, vervollständigte den Aufzug der älteren Dame. Das Behältnis mit den ledernen Trageriemen barg Lady Agathas sogenannten Glücksbringer. Dabei handelte es sich um ein Hufeisen, das von einem stämmigen Brauereigaul stammte.

Diesen Glücksbringer wußte die resolute Dame ebenso überraschend wie treffsicher einzusetzen. Glück hatte er den Empfängern aber noch nie gebracht. Immerhin hatte Mylady das schmiedeeiserne Souvenir aus humanitären Gründen in eine dünne Lage Schaumstoff gewickelt.

Josuah Parker, ein Mann von durchschnittlicher Statur und schwer bestimmbarem Alter, stand seit Jahren in Diensten der Agatha Simpson. Er war von Kopf bis Fuß und Zoll für Zoll das Ebenbild eines hochherrschaftlichen Butlers aus längst vergangenen Zeiten.

Dezent gestreifte Beinkleider, ein schwarzer Zweireiher mit weißem Eckkragen, darüber ein konservativ geschnittener Covercoat, unterstrichen sein würdevolles Auftreten, das häufig so steif wirkte, als hätte er einen Ladestock verschluckt. Die Melone und ein altväterlich gebundener Regenschirm am angewinkelten Unterarm rundeten das Bild ab.

Als Parker Mylady in das verschwenderisch ausgestattete Foyer eintreten ließ, befanden sich die uniformierten Ordnungshüter schon im Gespräch mit einem fünfzigjährigen Mann, der gleichermaßen Eleganz und Seriosität ausstrahlte.

»Der Betrüger ist aufgefallen, als ihm beim ›Black Jack‹ eine Karte aus dem Ärmel rutschte«, setzte der Elegante die Polizisten ins Bild und putzte nervös mit einem Seidentuch an den Gläsern seiner goldgeränderten Brille. »Zum Glück wurde allzu großes Aufsehen vermieden.«

»Und wo ist der Mann jetzt, Mister Rutherford?« erkundigte sich einer der Beamten. Er hatte einen Streifen mehr auf der Schulterklappe als seine Kollegen.

»Die beiden Croupiers, die an dem Tisch tätig waren, haben ihn in einen separaten Raum geführt«, teilte Marty Rutherford mit. »Die Personalien haben wir auch schon festgehalten. Es handelt sich um einen gewissen Bob Multon.«

»Am besten nehmen wir den Burschen mit und quetschen ihn in aller Ruhe auf der Wache aus, Mister Rutherford«, schlug der Wortführer des Quartetts vor.

»Darum wollte ich Sie sowieso bitten, meine Herren«, erwiderte Rutherford. »Nicht, daß ich etwas gegen Sie persönlich hätte. Aber die Polizei im Haus zu haben, macht immer einen schlechten Eindruck.«

»Verstehe, Mister Rutherford«, nickte sein Gesprächspartner und setzte ein vertrauliches Grinsen auf. »Wo steckt der Kerl denn?«

»Bitte, hier entlang, meine Herren«, bat der Elegante und ging voran.

Agatha Simpson schloß sich an, als hätte die Aufforderung auch ihr gegolten. Josuah Parker wich nicht von ihrer Seite, mochten die Polizisten auch noch so mißtrauisch herübersehen.

Schon nach wenigen Schritten machte Rutherford vor einer Tür Halt. Daß sie verschlossen war, schien ihn zu überraschen.

»Mister Fender! Mister Fulham!« rief er und pochte ungeduldig an die Tür. »Machen Sie auf! Die Beamten sind da!«

Fender und Fulham antworteten nicht. Nur ein schwaches Stöhnen war hinter der Tür zu vernehmen.

*

Am liebsten hätten die Polizisten in einer filmreifen Aktion die Tür eingerannt. Ähnliches schien auch Agatha Simpson zu erwägen. Kasinochef Rutherford zeigte jedoch wenig Sympathie für derartige Vorschläge.

Mit seinem handlichen Universalbesteck hätte Josuah Parker mühelos aushelfen können. Die Anwesenheit der Ordnungshüter bewog ihn jedoch, den vielfach bewährten »Sesam-öffne-dich« in der Tasche zu lassen.

Doch Rutherford schaffte es, innerhalb von drei Minuten einen Hausmeister aufzutreiben, der mit einem riesigen Schlüsselbund anrückte und weitere drei Minuten benötigte, um den richtigen Schlüssel herauszufinden.

Schon bevor die Tür sich öffnete, hatte Parker den betäubenden Geruch von Chloroform wahrgenommen, der durch alle Ritzen drang. Auf der Schwelle begannen auch die anderen argwöhnisch zu schnuppern.

Terence Fender und Lee Fulham, die beiden Croupiers, die Rutherford zur Bewachung des ertappten Betrügers abgestellt hatte, hingen schlaff wie Gliederpuppen in den Ecken eines imposanten Ledersofas. Sie hoben nur mühsam die Augenlider und murmelten Unverständliches, als ihr Chef mit den Uniformierten eintrat.

Die passionierte Detektivin hatte vergeblich versucht, sich vor den Polizisten durch die Tür zu drängeln. Als das Vorhaben mißlang, wollte sie zunächst aufbrausen, besann sich dann aber doch eines anderen und machte auf dem Absatz kehrt.

»Eigentlich hätten die Flegel es verdient, daß ich ihnen Manieren beibringe«, grollte die ältere Dame auf dem Weg zurück ins Foyer.

»Was man keinesfalls bezweifeln möchte, Mylady«, ließ der Butler sich vernehmen. »Allerdings dürfte in einem solchen Fall mit ausgesprochen undankbaren Reaktionen zu rechnen sein, falls der Hinweis erlaubt ist.«

Aus Erfahrung wußte Parker, wie beherzt Agatha Simpson vorzugehen pflegte, wenn sie jemand auf ihre handfeste Art Manieren beibrachte.

»Nicht, daß ich Angst hätte, mich mit Polizisten anzulegen, Mister Parker«, stellte Mylady vorsichtshalber klar. »Aber etwas Spiel und Unterhaltung ist mir einfach wichtiger zur Zeit.«

»Eine Einstellung, die meine Wenigkeit keineswegs zu kritisieren erwägt, Mylady«, merkte der Butler an. »Darf man im übrigen Myladys Äußerung so verstehen, daß Mylady sich entschieden haben, in diesem Fall keine Ermittlungen aufzunehmen?«

»Ich bitte Sie, Mister Parker«, reagierte Agatha pikiert. »Das wäre doch wirklich unter meinem Niveau, als Detektivin einem kleinen Kartenbetrüger nachzulaufen. Das kann meinetwegen die Polizei erledigen.«

»Wie Mylady zu wünschen belieben«, erwiderte Parker und geleitete seine Herrin in den weitläufigen Roulettsaal.

Das Kasino war gut besucht. Alle sechs Tische waren geöffnet. Regelrechtes Gedränge herrschte aber nur an einem.

»Dort scheint es am interessantesten zu sein, Mister Parker«, befand die ältere Dame und steuerte forsch auf die Menschen zu. Daß Spieler und Neugierige in mehreren Reihen den Tisch umlagerten, stellte für die resolute Lady kein ernstzunehmendes Hindernis dar. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Agatha Simpson zum Rand des Spielfeldes vorgedrungen war und sogar einen Sitzplatz gefunden hatte.

Sie setzte unbekümmert ihre Ellbogen ein und schreckte auch vor Tritten gegen störende Schienbeine nicht zurück. Jaultöne und bissige Proteste nahm die selbstbewußte Dame dabei nicht zur Kenntnis.

Der Mann, der der Detektivin gegenübersaß, war nach Parkers Schätzung kaum älter als dreißig. Das gebräunte Gesicht unter den akkurat frisierten schwarzen Haaren wirkte verschlossen und hart. Noch härter aber war der Blick seiner stahlblauen Augen, die unablässig die elfenbeinerne Kugel fixierten, als wäre sie dadurch in das gewünschte Feld zu zwingen.

Das Auffälligste an dem Unbekannten, der einen von der Stange stammenden Smoking trug, war jedoch der eindrucksvolle Berg von Jetons, den er vor sich aufgehäuft hatte.

»Der junge Mann hat fast den ganzen Abend auf die Vierunddreißig gesetzt«, erfuhr Mylady von ihrer Sitznachbarin, einem ältlichen, hageren Fräulein, das unter der Last üppiger Brillanten fast zusammenzubrechen schien.

»Unglaublich, so eine Glückssträhne«, kommentierte die Hagere in andächtigem Flüsterton.

»Da müssen Sie mich erst mal erleben«, warf Lady Agatha sich in die ohnehin füllige Brust. »Wenn man das richtige System hat, ist es ein Kinderspiel, jede Bank in den Ruin zu treiben.«

Mylady wollte mit einem Zehn-Pfund-Jeton den Beweis antreten, doch sie zögerte zu lange.

»Rien ne va plus«, schnarrte der Croupier und ließ sich auch durch Agatha Simpsons ärgerliche Miene nicht beeindrucken. Das Rad rotierte. Wie ein verirrter Pingpongball hüpfte die weiße Kugel über schwarze und rote Felder.

Der Unbekannte mit den schwarzen Haaren und den stahlblauen Augen hatte tausend Pfund gesetzt – wieder auf die 34.

Wie gebannt starrten Dutzende von Menschen auf den Roulettkessel. Die Drehungen des Rades waren deutlich langsamer geworden. Die Kugel holperte nur noch müde über Rippen und Felder.

»Vierunddreißig!« rief jemand gleich darauf.

»Vierunddreißig«, gab der Croupier offiziell bekannt.

Ehrfürchtiges Raunen ging durch die Runde, während der Croupier und sein Assistent in Aktion traten und routiniert die Jetons hin und her schoben.

Als sie ihr Werk beendet hatten, war der Berg an Spielmarken vor Myladys Gegenüber um weitere 35000 Pfund gewachsen.

Teilnahmslos nahm der Spieler seinen Gewinn zur Kenntnis und angelte nach dem schwarzen Aktenkoffer, der zwischen seinen Füßen stand. Mit lässigen Bewegungen schaufelte der Mann den Verdienst des Abends hinein, stand grußlos auf und schritt zur Kasse, wo man ihm die Spielmarken in gebündelte Hundert-Pfund-Noten eintauschte.

*

Als hätte die Glücksgöttin Fortuna sich gleichzeitig zurückgezogen, verteilte sich die Menge innerhalb kurzer Zeit auf die übrigen Tische. Nur Lady Agatha harrte aus.

Beim nächsten Spiel war sie dabei – mit zehn Pfund auf die 34.

»Es kann ja nicht immer klappen«, bemerkte die ältere Dame unbeirrt, als die Kugel in der 18 liegenblieb. »Dafür ist es eben ein Glücksspiel.«

»Eine Feststellung, der man sich nur anschließen kann, Mylady«, bemerkte Parker, der hinter seiner Herrin aufmerksam das Spiel verfolgte.

Auch der zweite Einsatz ging verloren. Aber beim dritten Mal stimmte Myladys Beharrlichkeit die launische Fortuna doch gnädig.

Vor Freude klatschte Agatha Simpson in die Hände, als die weiße Elfenbeinkugel sich für die 34 entschied und aus den zehn Pfund plötzlich 360 geworden waren.

»Ich werde den Gewinn stehenlassen und der Bank Paroli bieten, bis sie zahlungsunfähig ist, Mister Parker«, setzte die mutige Dame den Butler ins Bild.

»Mylady lieben das Risiko«, sagte Parker mit der unbewegten Miene eines professionellen Pokerspielers.

»Natürlich, Mister Parker«, erwiderte die Detektivin gut gelaunt. »Was wäre das Leben ohne Risiko!«

»Eine Feststellung, der meine Wenigkeit durchaus nicht widersprechen möchte, Mylady«, pflichtete der Butler seiner Herrin bei und war schon wieder mit den Augen beim Spiel.

»Wieviel gewinne ich, wenn jetzt wieder die Vierunddreißig kommt, Mister Parker?« wollte sie wissen.

»Im genannten Fall dürften Mylady zusätzlich zu den eingesetzten dreihundertundsechzig Pfund weitere zwölftausendundsechshundert Pfund als Gewinn erhalten«, rechnete der Butler rasch vor.

»Und wenn ich das wieder stehen lasse und gewinne, Mister Parker?«

Die ältere Dame war eindeutig vom Spielfieber befallen. Schwärmerischer Glanz stand in ihren Augen.

»Dann dürfte Myladys Guthaben sich nahezu auf eine halbe Million Pfund belaufen, falls man sich nicht gründlich irrt«, antwortete Parker wie aus der Pistole geschossen, als handelte es sich um eine Aufgabe aus dem kleinen Einmaleins.

Doch soweit kam es nicht.

Als die Kugel beim nächsten Spiel auf dem grünen Feld mit der Null landete und die Groupiers sämtliche Einsätze einstrichen, waren auch Lady Agathas 360 Pfund verloren.

»Unverschämtheit!« räsonierte Mylady enttäuscht. Ihre Laune war schlagartig verflogen.

»Die sind ja nur darauf aus, anderen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen«, behauptete sie wütend und erhob sich.

»Mylady haben Sinn und Zweck von Spielkasinos in einer Weise charakterisiert, die man nur als prägnant und zutreffend bezeichnen kann«, gab Parker seiner Herrin recht.