Der exzellente Butler Parker 57 – Kriminalroman - Günter Dönges - E-Book

Der exzellente Butler Parker 57 – Kriminalroman E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Happy birthday to you...« Agatha Simpson sang mit ihrer vollen, baritonal gefärbten Stimme. »Happy birthday, dear Kathy...«, stimmte der Anwalt Mike Rander ein. Strahlend nahm Myladys Gesellschafterin, die attraktive Kathy Porter, die phonstarke Huldigung entgegen. Nur Parkers Miene zeigte keine Regung. Mit routiniertem Griff entkorkte der Butler eine Champagnerflasche und schenkte der kleinen Runde ein. »Ich habe auch eine Überraschung für dich besorgt, Kindchen«, teilte die Hausherrin mit, nachdem man den ersten Toast auf das Geburtstagskind ausgebracht hatte. »Mylady!« Kathy Porter stieß einen Schrei des Entzückens aus, als sie das Geschenkpapier entfernt hatte. »Mein Lieblingsparfüm! Das muß ja ein Vermögen gekostet haben!« »Für dich ist mir eben nichts zu teuer, Kindchen«, behauptete die majestätische Dame, deren Reichtum ebenso stadtbekannt war wie ihre penible Sparsamkeit. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Lady Agatha hatte den Sprühflacon unverschämt günstig in einem Drogeriemarkt gekauft. Während Parker Reinigungsmittel für den Haushalt erstand, war der sechste Sinn für Sonderangebote, über den die ältere Dame zu verfügen schien, erwacht und hatte ihr den Weg in die Parfümerieabteilung gewiesen. So billig wie in Durhams Drogeriemarkt war die Duftessenz nicht mal im Dutyfree-Shop auf dem Flughafen zu haben. »Jetzt hab ich genug, um dich bis ans Lebensende zu betören, Mike«, meinte die hübsche Kathy schmunzelnd, sprühte eine Probe auf ihren Unterarm und ließ Rander daran schnuppem.

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Der exzellente Butler Parker – 57 –

Parker parfümiert den Panscher

Günter Dönges

»Happy birthday to you...«

Agatha Simpson sang mit ihrer vollen, baritonal gefärbten Stimme.

»Happy birthday, dear Kathy...«, stimmte der Anwalt Mike Rander ein. Strahlend nahm Myladys Gesellschafterin, die attraktive Kathy Porter, die phonstarke Huldigung entgegen.

Nur Parkers Miene zeigte keine Regung. Mit routiniertem Griff entkorkte der Butler eine Champagnerflasche und schenkte der kleinen Runde ein.

»Ich habe auch eine Überraschung für dich besorgt, Kindchen«, teilte die Hausherrin mit, nachdem man den ersten Toast auf das Geburtstagskind ausgebracht hatte.

»Mylady!« Kathy Porter stieß einen Schrei des Entzückens aus, als sie das Geschenkpapier entfernt hatte. »Mein Lieblingsparfüm! Das muß ja ein Vermögen gekostet haben!«

»Für dich ist mir eben nichts zu teuer, Kindchen«, behauptete die majestätische Dame, deren Reichtum ebenso stadtbekannt war wie ihre penible Sparsamkeit.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Lady Agatha hatte den Sprühflacon unverschämt günstig in einem Drogeriemarkt gekauft. Während Parker Reinigungsmittel für den Haushalt erstand, war der sechste Sinn für Sonderangebote, über den die ältere Dame zu verfügen schien, erwacht und hatte ihr den Weg in die Parfümerieabteilung gewiesen. So billig wie in Durhams Drogeriemarkt war die Duftessenz nicht mal im Dutyfree-Shop auf dem Flughafen zu haben.

»Jetzt hab ich genug, um dich bis ans Lebensende zu betören, Mike«, meinte die hübsche Kathy schmunzelnd, sprühte eine Probe auf ihren Unterarm und ließ Rander daran schnuppem.

»Hm ...« Der schätzungsweise vierzigjährige Anwalt, dessen sportliche Erscheinung an einen prominenten James-Bond-Darsteller denken ließ, zögerte mit dem Urteil und sah seine Begleiterin fragend an. »Irgendwie habe ich den Duft von Rochelle No. 19 anders in Erinnerung.«

»Unsinn, Mike«, widersprach Kathy Porter. »Da sieht man mal wieder, daß ihr Männer keine Ahnung habt.«

Kopfschüttelnd wollte die junge Dame sich vergewissern, doch der Duft, den sie mit geschlossenen Augen einzog, ließ auch sie zögern.

»Was ist denn, Kindchen?« fragte Agatha Simpson besorgt. »Habe ich etwa deinen Geschmack nicht getroffen?«

»Doch, doch, Mylady«, versicherte Kathy Porter eilig. »Rochelle No. 19 ist seit Jahren mein Lieblingsduft. Aber...«

»Was aber?« wollte Agatha Simpson wissen.

»Das Etikett, der Originalflacon... alles stimmt«, teilte Myladys Gesellschafterin sichtlich irritiert mit. »Nur der Duft...«

»Unmöglich, Kindchen«, schüttelte die Gastgeberin den Kopf und sprühte sich eine Probe aufs Handgelenk.

»Das ist eindeutig Rochelle No. 19«, befand Lady Simpson nach dem Test. »Wie sollte denn auch was anderes in die Flasche kommen?«

»Eine Frage, die möglicherweise der Klärung bedarf, Mylady«, merkte Parker höflich aus dem Hintergrund an.

»Sie können da nicht mitreden, Mister Parker«, wies die Hausherrin ihn in die Schranken. »Wenn ich sage, daß es Rochelle No. 19 ist, dann ist es auch Rochelle No. 19.«

»Nichts liegt meiner bescheidenen Wenigkeit ferner, als Mylady zu widersprechen«, sagte der Butler, deutete eine Verbeugung an und widmete sich dem Korken der zweiten Flasche.

»Moment mal«, rief Kathy Porter plötzlich und begann in ihrer Handtasche zu kramen. »Ich muß noch ein Fläschchen bei mir haben. Da können wir vergleichen.«

Zwei Minuten später hatte sich das Trio am Tisch davon überzeugt, daß der Duft aus dem Drogeriemarkt zwar an Rochelle No. 19 erinnerte, aber bestenfalls als geschickte Kopie des exklusiven Originals gelten konnte.

»Was halte ich davon, Mister Parker?« fragte die ältere Dame, die nun auch verunsichert wirkte.

»Mylady dürften an Reklamation denken«, äußerte Parker, nachdem auch er beide Düfte verglichen hatte.

»Mindestens, Mister Parker«, nickte die Hausherrin. »Weitergehende Schritte behalte ich mir selbstverständlich vor. Zum Beispiel Schadenersatz ...« Dabei sah sie zu Rander hinüber, der ihr schwer zu bezifferndes Vermögen verwaltete.

»Sofern Mylady keine Einwände erheben, wird man morgen früh die notwendigen Schritte unternehmen«, bot der Butler an.

»Nein, Mister Parker«, entschied die resolute Dame. »Das nehme ich selbst in die Hand. Sie sind in solchen Dingen nicht hartnäckig genug.«

»Wie Mylady zu wünschen geruhen«, erwiderte der Butler mit unbewegter Miene.

»Wenn in dem Flacon wirklich was anderes drin ist als Rochelle No. 19, müßte man sogar von Betrug reden«, warf der Anwalt ein.

»Darauf wollte ich auch gerade hinweisen, mein lieber Junge«, fing die Amateurdetektivin geschickt den Ball auf.

»Da haben Sie ja gleich wieder einen Kriminalfall am Hals, Mylady«, sagte die hübsche Kathy. »Und ich bin an allem schuld.«

»Nicht doch, Kindchen«, erwiderte Agatha Simpson. »Von einem Kriminalfall zu reden, ist übertrieben. Diese Sache erledige ich mit der linken Hand.«

Daß Lady Agatha sich täuschte, obwohl sie ihren kriminalistischen Spürsinn für unfehlbar hielt, kam schon mal vor. Diesmal aber hatte sie sich besonders gründlich getäuscht...

*

Agatha Simpson, die mit dem Blut- und Geldadel der Insel verschwistert und verschwägert war, gehörte zu jenen betuchten Zeitgenossen, die sich jeden erdenklichen Wunsch erfüllen konnten. Ihr ausgeprägter Hang für Sparsamkeit sorgte jedoch dafür, daß sie von dieser Möglichkeit nur äußerst vorsichtig Gebrauch machte.

Mit ihr verglichen, sei selbst der geizigste Schotte noch ein kleiner Verschwender, hieß es. Wenn es allerdings um ihre Liebhaberei, die Kriminalistik, ging, konnte die kostenbewußte Dame alle Bedenken über Bord werfen.

Fraglos sah sie sich als die Detektivin des Jahrhunderts und hielt mit dieser Selbsteinschätzung auch keineswegs hinter dem Berg. Die Erfolge, die Mylady mit ihren unkonventionellen Ermittlungsmethoden erzielte, schienen ihr sogar recht zu geben.

Allerdings war es in Wirklichkeit Butler Parker, der mit der undurchdringlichen Miene eines professionellen Pokerspielers die Fäden knüpfte und nach Kräften die Fettnäpfchen aus dem Weg räumte, in die seine gewichtige Herrin mit Vorliebe trat.

Josuah Parker, der nur selten von ihrer Seite wich, war das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers. Dezent gestreifte Beinkleider, ein konservativ geschnittener Zweireiher, die steife Melone und der schwarze Universal-Regenschirm am angewinkelten Unterarm verliehen ihm ein ausgesprochen würdevolles Aussehen. Makellose Umgangsformen entsprachen dem äußeren Bild.

Erwartungsgemäß erkannte die junge Parfümerieverkäuferin in Durhams Drogeriemarkt das skurrile Paar sofort wieder.

»Bei solchen Preisen muß man einfach zugreifen«, meinte das zierliche Geschöpf mit dem kurzgeschnittenen Blondhaar. »Soll ich Ihnen noch eine Flasche Rochelle No. 19 einpacken, Mylady?«

»Im Gegenteil, Kindchen«, gab Agatha Simpson ungehalten zur Antwort.

»Im Gegenteil?« Die junge Dame zog die Stirn kraus und sah Mylady mit einem fragenden Blick an.

»Mylady hat sich herbemüht, um von ihrem Recht auf Reklamation Gebrauch zu machen«, griff Parker erläuternd ein und lüftete höflich seinen schwarzen Bowler.

»Man hat versucht, mich auf hinterhältige Weise zu betrügen«, wurde die resolute Dame deutlicher. »Aber eine Detektivin läßt sich natürlich nicht hereinlegen.«

»Haben Sie denn einen Grund zur Beanstandung, Mylady?« wollte die Verkäuferin höflich, aber kühl wissen.

»Sonst wäre ich nicht hier, Kindchen«, mußte sie sich belehren lassen.

»Mylady hat Grund zu der Annahme, daß der kürzlich erworbene Flacon keineswegs die als Rochelle No. 19 bekannte Duftessenz enthält«, teilte der Butler mit.

»Was denn?« Die junge Verkäuferin machte einen verwirrten Eindruck. Sie schien unschlüssig, ob sie die Reklamation für bare Münze nehmen oder als Scherz betrachten sollte.

»Eine billige Kopie!« stieß die Amateurdetektivin erregt hervor. »Unverschämt, sich auf diese Weise an einer alleinstehenden Dame zu bereichern, die mit dem Penny rechnen muß.«

»Haben Sie die Flasche denn mitgebracht, Mylady?« versuchte die blonde Verkäuferin die unerfreuliche Diskussion zu beenden, die schon neugierige Kunden angelockt hatte. »Ich tausche Sie Ihnen gerne um.«

»Sie glauben wohl, Sie könnten mir zum zweiten Mal diesen unmöglichen Parfümersatz andrehen, Kindchen«, gab Lady Agatha verärgert zurück.

»Sie können sich ja überzeugen, daß es das echte Rochelle No. 19 ist, Mylady«, bot die junge Dame an.

»Worauf Sie sich verlassen können, Kindchen«, entgegnete Agatha Simpson grimmig und nahm eine Flasche aus dem Regal.

»Dasselbe Zeug«, stellte sie nach kurzem Vergleich mit dem mitgebrachten Flacon fest.

»Die Düfte dürften als identisch gelten, falls man sich ein Urteil erlauben darf, Mylady«, pflichtete Parker seiner Herrin bei.

Auch die Verkäuferin fand keinen Unterschied zwischen der neuen und der reklamierten Flasche. »Sie müssen sich wohl getäuscht haben, Mylady«, meinte sie.

»Ich täusche mich grundsätzlich nie, Kindchen«, erwiderte die ältere Dame in einem Ton, der jeden Widerspruch als gefährlichen Leichtsinn erscheinen ließ. Anschließend unterzog sie die nächste Flasche aus dem Regal ihrem Nasentest – mit demselben Ergebnis.

Doch die Hartnäckigkeit, mit der Lady Agatha zu Werke ging, wurde schließlich wider Erwarten belohnt. Beim siebten Flacon glitt plötzlich ein triumphierendes Lächeln über ihr Gesicht.

»Mister Parker«, verlangte die Detektivin. »Vergleichen Sie mal!«

Gelassen kam der Butler der Aufforderung nach.

»In diesem Fall dürfte es sich tatsächlich um das Original handeln, falls man sich nicht gründlich täuscht«, pflichtete er Agatha Simpson bei.

Auch die junge Verkäuferin stellte den Unterschied fest. »Merkwürdig«, schüttelte sie den Kopf. »Das kann ich mir beim besten Willen nicht erklären.«

»Aber ich, Kindchen«, reagierte die geprellte Kundin grollend.

»Jedenfalls haben Sie jetzt, was Sie wollten, Mylady«, stellte die junge Dame mit allen Anzeichen der Erleichterung fest. Zugleich schob sie der fülligen Lady den Originalflacon hin und wollte die reklamierte Flasche an sich nehmen.

»Finger weg!« fuhr Lady Agatha dazwischen. »Das ist ein wichtiges Beweisstück.« Unbeeindruckt von den Protesten der Verkäuferin ließ sie beide Flaschen in dem Einkaufskorb verschwinden, den Parker trug.

»So können Sie aber nicht gehen, Mylady«, erhob die Blonde Einspruch.

»Ich habe auch gar nicht vor, jetzt schon zu gehen«, erwiderte die passionierte Detektivin. »Holen Sie unverzüglich den Geschäftsführer dieses Schwindelunternehmens. Ich habe dem Lümmel ein paar ausgesprochen unbequeme Fragen zu stellen.«

*

Filialleiter Buddy Freeman, mit dem die junge Verkäuferin nach kurzer Zeit zurückkehrte, schien nicht gerade begeistert von der Aussicht, sich mit der resoluten Dame auseinandersetzen zu müssen.

Der knapp dreißigjährige Mann im weißen Kittel wirkte nervös und unsicher. Die schmächtige Gestalt und das schmale, blasse Gesicht unter den strähnigen, schwarzen Haaren ließen auf eine angegriffene Gesundheit schließen.

»Miß Morton sagte mir, daß Sie wegen einer Reklamation gekommen sind, Mylady«, eröffnete Freeman vorsichtig das Gespräch.

»Reklamation ist untertrieben, junger Mann«, setzte Agatha ihn ins Bild. »Was Sie sich erlaubt haben, wird Ihnen ein paar Jährchen hinter französischen Vorhängen einbringen.«

»Wie bitte?« Der Kittelträger verstand überhaupt nichts.

»Mylady dürfte das zu meinen geruhen, was man im Volksmund »schwedische Gardinen‹ zu nennen pflegt, Mister Freeman«, griff Parker erläuternd ein, doch die grauen Augen seines Gegenübers wurden nur noch größer.

»Ich ... ich verstehe nicht«, stotterte er. »Können Sie sich nicht klarer ausdrücken?«

»Ich erwarte von Ihnen, daß Sie unverzüglich ein umfassendes Geständnis ablegen, Mister Peaman«, raunzte die Detektivin ihn an. »Und wehe, Sie greifen zu Ausflüchten. Dann kann ich sehr ungemütlich werden.«

»Eine Feststellung, die man nur mit dem allergrößten Nachdruck unterstreichen kann, Mister Freeman«, meldete Parker sich warnend zu Wort.

»Soll das ein Scherz sein, Mylady? Wirklich, sehr witzig«, erwiderte der Schmächtige und ließ ein Kichern hören, das nach rostigem Blech klang.

Die schüchterne Heiterkeit, in die der zutiefst irritierte Freeman sich zu retten versuchte, erstarb jedoch augenblicklich, als er in Lady Simpsons finstere Miene blickte.

»Vergeuden Sie nicht meine kostbare Zeit, Mister Peaman«, herrschte die resolute Dame ihn an.

»Pardon, Mylady«, unterbrach der Filialleiter mit verlegenem Grinsen. »Mein Name ist Freeman, nicht Peaman.«

»Nichts anderes habe ich gesagt, Mister Peaman«, beharrte Agatha Simpson. »Also zurück zum Thema: Legen Sie freiwillig ein Geständnis ab oder nicht?«

»Aber was für ein Geständnis denn?« wollte Freeman mit hilfloser Miene wissen.

»Sie reden nur, wenn Sie gefragt werden, junger Mann«, fuhr ihm die ältere Dame über den Mund. »Ich zähle jetzt bis drei. Wenn Sie dann nicht endlich...«

Das war der Punkt, an dem Buddy Freeman der Kragen platzte.

»Verschwinden Sie schleunigst aus dem Laden!« kreischte der schmächtige Filialchef mit zornrotem Gesicht. »Eine Verrückte wie Sie vergrault mir noch die Kundschaft.«

Für Josuah Parker stand fest, daß Freeman damit die Schwelle überschritten hatte, hinter der seine körperliche Unversehrtheit nicht mehr zu garantieren war. Die Frage war nur, ob Mylady gleich ihren perlenbestickten Pompadour einsetzte oder es vorerst bei einer ihrer gefürchteten Maulschellen bewenden ließ.

»Ich habe mich doch nicht verhört, Mister Parker?« vergewissert sich die Detektivin freudestrahlend. »Es klang so, als ob dieser Flegel mich beleidigt hätte.«

»Man sieht sich außerstande, Myladys scharfsinniger Feststellung noch etwas hinzuzufügen«, sagte der Butler und deutete eine Verbeugung an.

Agatha Simpson entschied sich für das behutsamere Vorgehen. Anscheinend fürchtete sie, der Delinquent könnte durch eine allzu intensive Bekanntschaft mit ihrem geliebten Glücksbringer vorzeitig vernehmungsunfähig werden.

Bei diesem sogenannten Glücksbringer handelte es sich um ein veritables Hufeisen, das einem stämmigen Brauereigaul abhanden gekommen war. Aus humanitären Gründen hatte Mylady das massive Souvenir, das sich in ihrem ledernen Handbeutel befand, in eine dünne Lage Schaumstoff gewickelt.

Dennoch entfaltete der Glücksbringer eine beträchtliche Wirksamkeit, wenn die ältere Dame ihn ebenso beherzt wie zielsicher im Nahkampf einsetzte. Glück hatte er den Empfängern allerdings noch nie gebracht.

Bei dem schmächtigen Gegner, dem sich Mylady gegenübersah, reichte eine simple Ohrfeige jedoch völlig.

Freeman produzierte einen sirenenähnlichen Heulton, als Lady Agathas Rechte sich mit der Zärtlichkeit einer Dampframme an seine eingefallene Wange schmiegte. Die stürmische Liebkosung weckte verschüttete Fähigkeiten in dem Mann. Wer hätte gedacht, daß die dürre Gestalt im Drogistenkittel das Zeug zum Solotänzer hatte?

Die Pirouette, die der Filialleiter auf das Parkettimitat seines Ladens legte, ließ jedenfalls kaum Wünsche offen. Selbst die verwöhnte Lady zeigte sich von der Darbietung angetan und klatschte in die Hände.