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Außer sich vor Wut nimmt Adelia den Befehl Heinrichs II. entgegen, seine Tochter nach Sizilien zu begleiten. Die Reise ist lang und gefährlich. Doch mehr als Kriege und Pest beunruhigen Adelia die heimtückischen Morde, die in dem riesigen Tross passieren. Trachtet man der Prinzessin nach dem Leben? Weiß einer von dem geheimnisvollen, magischen Schwert, das die Prinzessin mit sich führt? Und warum versucht jemand, Adelia als die Mordverdächtige aussehen zu lassen? Die gewitzte Pathologin spürt, wie eine unsichtbare Gefahr ihr immer näher kommt, doch sie kann den wahren Mörder nicht enttarnen. Als Adelia aufgrund ihrer Arbeit in Frankreich von einem Bischof als Ketzerin bezeichnet und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wird, sieht sich ihr größter Feind in der Gefolgschaft der Prinzessin endlich am Ziel. Er wird sie leiden und sterben sehen ...
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Seitenzahl: 507
Veröffentlichungsjahr: 2012
Ariana Franklin
Der Fluch der Totenleserin
Roman
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
Knaur e-books
Die 10-jährige Tochter des Königs, Joanna, soll mit dem König von Sizilien verheiratet werden. Heinrich II. will, dass Adelia seine Tochter auf der langen beschwerlichen Reise begeleitet – was dieser ganz und gar nicht passt. Doch sie hat keine Chance gegen Heinrich und fügt sich. Damit setzt der König, ohne es zu wissen, seine fähigste Dienerin einer tödlichen Gefahr aus.
Für meinen Bruder Roger und meine Schwägerin Ann
William I.
Herzog der Normandie
König von England (1066–1087)
heiratet Matilda, die Tochter von Balduin V., Graf von Flandern
Robert II.
Herzog der Normandie (1087–1134)
heiratet Sibylle von Conversano
William II.
König von England (1087–1100)
Henry I.
König von England (1100–1135)
Herzog der Normandie
heiratet Matilda, die Nichte von Edgar Ætheling,
dann Adelheid von Löwen
Adela von der Normandie (stirbt 1137)
heiratet Stephan II., Herzog von Blois
William I. »Clito«
decessit sine prole (ohne Nachkommenschaft)
William, der Ætheling
decessit sine prole
Matilda von England (starb 1167)
heiratet Kaiser Henry V.,
dann Gottfried von Anjou
Robert, Earl von Gloucester (starb 1147)
Theobald (starb 1151)
Graf von Blois und der Champagne
Stephen
König von England (1135–1154)
heiratet Mathilda von Boulogne
(bekommen fünf Kinder, darunter Eustace, Graf von Boulogne)
Henry, Bischof von Winchester (starb 1171)
Henry II. Plantagenet (1154–1189)
König von England
Irland Schottland Nordsee Wales England Sarum Castle London Southampton Der englische Kanal Caen Normandie Paris Anjou Deutsches Königreich Golf von Biskaya Poitiers Aquitanien Auvergne Zentralmassiv Gascogne Toulouse Languedoc Carcassonne Alpen Alpen Saint-Gilles Salses Pyrenäen Königreich Italien Kirchenstaat Vesuv Neapel Salerno Mittelmeer Palermo Königreich Sizilien Afrika
Zwischen den Gemeinden Shepfold und Martlake in Somerset gab es ein Niemandsland und viel böses Blut.
Genau wie die nahen Städte Glastonbury und Wells ständig miteinander im Streit lagen, kehrte auch zwischen diesen beiden Flecken kein Frieden ein. Ohne Unterlass stritten Martlaker und Shepfolder darüber, wessen Schweine sich nun an den Bucheckern des zwischen ihnen liegenden Waldes gütlich tun durften, wer das Recht hatte, seine Gärten mit dem Wasser welches Baches zu bewässern, wessen Ziegen unerlaubt die Grenze überquert und die Wäsche des Nachbardorfes angefressen hatten …
Heute am Lammmas-Samstag, nach einem guten Sommer, der dafür gesorgt hatte, dass sie die Ernte außergewöhnlich früh einbringen konnten, sahen sich die Bewohner der beiden Dörfer über ein Stück Feld hinweg an. Alle waren da, ob sie nun laufen konnten oder nicht. Ein Podium war errichtet worden, um Lady Emma von Wolvercote (ihr Gutssitz befand sich in Shepfold) und ihrem Mann Platz zu bieten. Bei ihnen waren Sir Richard de Mayne (der seinen Sitz in Martlake hatte), die beiden Gemeindepriester und ein arabischer Doktor nebst seine Helferin und einer älteren Frau. Vor ihnen lag ein Ball von der Größe eines schönen Kürbisses. Er war aus mit Lederstücken überzogenen Weideruten gefertigt und mit Sägemehl gefüllt.
Vater Ignatius (Shepfold) unternahm den letzten verzweifelten Versuch zu verhindern, was hier gleich geschehen sollte.
»Mylady, Sir Richard, es ist noch nicht zu spät, diesem üblen Tun Einhalt zu gebieten und die Leute nach Hause zu schicken. Der Sheriff hat ausdrücklich untersagt …«
Sein Protest traf auf taube Ohren. Unverwandt vor sich hinblickend, sagte Sir Richard: »Wenn es Shepfold unbedingt danach verlangt, aufs Neue gedemütigt zu werden, wie kann ich die Leute dann enttäuschen?«
Lady Emma weigerte sich ebenfalls, Vater Ignatius auch nur anzusehen, und schnaubte heftig durch die hübsche Nase. »In diesem Jahr wird Martlake gedemütigt.« Master Rötger, ihr hochgewachsener deutscher Mann, der auf eine Krücke gestützt neben ihr stand, warf ihr einen zustimmenden Blick zu und klopfte ihr ermutigend auf den Rücken.
Vater Ignatius seufzte. Er war ein gebildeter, zivilisierter Mann. Am morgigen Sonntag, dachte er, werden sich diese Menschen in ihren besten Sonntagsstaat kleiden und Garben und Früchte in die Kirche tragen, um Gott für seine unendliche Güte zu danken, ganz wie es sich gehört. Aber am Tag vor Erntedank folgen sie dieser so einzigartigen wie abscheulichen Tradition, fallen zurück ins Heidentum und verwandeln den Vorabend unseres christlichen Festes in eine altrömischen Ausschweifungen gleichende Gewaltorgie. Es ist ein Irrsinn.
Adelia Aguilar stimmte in sein Seufzen mit ein und ging in Gedanken die medizinischen Utensilien durch, die sie dabei hatten: Verbandsstoff, Salben, Nadeln, Fäden und Schienen. Wie schön es doch wäre, wenn sie darauf hoffen könnten, nichts von alldem brauchen zu müssen, aber die Erfahrung wies in ein andere Richtung.
Sie sah zu dem großen arabischen Eunuchen neben sich auf, der hilflos mit den Schultern zuckte. Dieses England vermochte ihn immer wieder neu zu verblüffen.
Sie hatten gemeinsam einen langen Weg hinter sich gebracht. Beide stammten aus Sizilien, dem Schmelztiegel verschiedenster Rassen. Sie, als Baby ausgesetzt und wahrscheinlich griechischer Abstammung, war von einem jüdischen Arzt und seiner Frau gerettet und aufgezogen worden. Er, Mansur, war als ihr Diener in denselben Haushalt gekommen, ein Waisenjunge mit einer wunderschönen Stimme, den die römische Kirche, damit er sie nicht verlor, hatte kastrieren lassen.
Die Umstände … nun, tatsächlich war es der verwünschte Henry II. von England gewesen, der sie aus Sizilien gerissen und in sein Reich verschifft hatte. Und jetzt, einige außerordentliche Jahre später, standen sie hier auf diesem kahlen Stück Land in Somerset, auf dem sich die Bewohner zweier Dörfer gegenseitig in einem sogenannten Spiel zu verkrüppeln gedachten.
»Ich verstehe die Engländer nicht«, sagte Adelia.
Gyltha, die auf der anderen Seite neben ihr stand, sagte: »Die hier in Somerset sind keine richtigen Engländer, Bor.« Gyltha kam aus Cambridgeshire.
»Hmm.«
Zum Teufel noch mal, Adelia war eine ausgebildete Ärztin, eine Spezialistin für das Öffnen und Untersuchen von Toten, eine Medica der Medizinerschule im zu Sizilien gehörenden Salerno, wahrscheinlich der einzigen Einrichtung in der gesamten christlichen Welt, die Frauen als Schüler aufnahm – und das hier, lachte sie, ist aus mir geworden.
Das Schlimmste war, dass sie ihre Kunst hier offiziell gar nicht ausüben durfte. In England? Wo die Kirche eine Frau mit medizinischem Wissen als Hexe betrachtete?
Nach außen hin musste Mansur derjenige sein, der die Verletzten verarztete, während sie nur seinen Anordnungen folgte. Es war ein erbärmlicher Vorwand, aber einer, der sie vor kirchlicher Verfolgung schützte – und einer, über den sich die zwei Dörfer, die beiden vertrauten herzlich das Maul zerissen.
Die Menge wurde langsam unruhig. »Heilige Mutter Maria, fangt endlich an!«, rief jemand. »Sonst verrecken wir in der verdammten Hitze!«
Es wurde tatsächlich ziemlich heiß, so jung der Tag noch war. Die Sonne, die Weizen und Gerste so vortrefflich hatte reifen lassen, schien schräg auf die gelbweißen Stoppeln, zwischen denen Krähen nach den von den Ährensammlern zurückgelassen Körnern suchten, und jenseits des Feldes hellten die Sonnenstrahlen das sich hier und da schon herbstlich färbende Laub der Buchen auf. An den Feldrainen tummelten sich Bienen und Schmetterlinge auf Klee und Kornblumen.
Vater Ignatius gab auf und wandte sich an seinen Priesterkollegen Vater John. »Euch gebührt die Ehre in diesem Jahr, Sir. Wenn man es denn eine Ehre nennen kann.«
Vater John, durch und durch ein Martlaker und deshalb ein Rüpel, nahm den Ball, hob ihn hoch über den Kopf, schrie: »Gott helfe den Richtigen«, und warf das Ding aufs Spielfeld.
»Das war nicht die Mitte!«, protestierte Vater Ignatius. »Ihr bevorzugt Martlake!«
»Das tu ich verdammt noch mal nicht!«
»Tut Ihr doch!«
Niemand schenkte den streitenden Priestern irgendwelche Beachtung. Das Spiel hatte begonnen. Wie riesige aufeinander zutosende Wellen rannten die gegnerischen Mannschaften laut brüllend gegeneinander an. Frauen und Kinder hielten sich außen und feuerten ihre Männer, Väter und Brüder in der Mitte an.
Da plötzlich tauchte ein junger Martlaker mit dem Ball vor den flinken Füßen aus dem Gewühl auf und rannte damit in Richtung der Shepfolder Gemeindegrenze, eine Meute grölender Shepfolder hinter sich. Lady Emma, Sir Richard und Master Rötger verfolgten die Vorgänge etwas gesetzter, während sich Adelia, Gyltha und Mansur mit ihrer medizinischen Ausrüstung in Bewegung setzten, begleitet von Adelias sechsjähriger Tochter und Emmas vierjährigem Sohn Lord Wolvercote.
Sie beobachteten das Gerangel, als der Bursche aus Martlake zu Boden gerissen wurde.
»Und weg ist die Nase«, bemerkte Mansur. »Ist es nicht gegen die Regeln, dem Gegner ins Gesicht zu treten?«
»Holt schon mal die Tupfer heraus!«, sagte Gyltha.
Adelia sah in ihre Arzttasche. »Welche Regeln?« Offiziell gab es tatsächlich ein paar: kein Fluchen, kein Aufheben und Tragen des Balles, keine Fausthiebe, kein Beißen und Kratzen, keine Frauen, Kinder oder Hunde auf dem Spielfeld. Aber Adelia hatte bisher noch nicht erlebt, dass auch nur eine davon befolgt wurde.
Gyltha redete auf Adelias Tochter ein: »Hör zu, meine Süße! Wenn du dich auch diesmal wieder einmischst, versohle ich dir dein kleines, zartes Hinterteil.«
»Sie hat recht, Allie«, sagte Adelia. »Keine Raufereien! Du und Pippy, ihr haltet euch da raus, verstanden?«
»Ja, Mama. Ja, Gyltha.«
Als sie sich um die gebrochene Nase des Martlakers gekümmert hatten, waren Kinder, Ball und Spieler verschwunden. Fernes Brüllen und Heulen deutete darauf hin, dass sich das Spiel in den Wald verlagert hatte. An dessen Rand standen Adelias alte Freunde Will und Alf.
»Geht nach Hause!«, sagte sie. Die beiden stammten aus Glastonbury. »Mischt euch da nicht ein! Ich hab’ nicht genug Verbandszeug.«
»Wir wollen nur zuseh’n«, erklärte ihr Will.
»Ja, genau. Zuschauer sind wir«, sagte Alf.
Sie musterte die zwei voller Zuneigung und Argwohn. In ihren groben Kitteln sahen sie wie einfache, ehrbare Landleute aus, obwohl sie sehr wohl wusste, dass sie das Gesetz immer mal wieder Gesetz sein ließen. Will war der Ältere der beiden und ein mürrischer Kerl, den sie zusammen mit seinem einfacheren, sanfteren Bruder Alf zwei Jahre zuvor unter gefahrvollen Umständen in Glastonbury kennengelernt hatte. Seitdem hatten die beiden sich zu ihren Beschützern erklärt und versorgten sie regelmäßig mit gewilderten Prachtbraten. Seit einiger Zeit allerdings tauchten sie öfter als gewöhnlich auf, aber Adelia hatte im Moment nicht die Muße, sich Gedanken darüber zu machen. Die Schreie aus dem Wald legten nahe, dass es Verletzte gab, um die es sich zu kümmern galt. Will und Alf folgten ihr zwischen die Bäume.
Ein gebrochenes Bein, zwei verdrehte Füße, eine ausgekugelte Schulter und drei blutende Köpfe später ebbten die Verletzungen vorübergehend ab, und Mansur schwang sich einen protestierenden Burschen mit kaputtem Bein über die Schulter, um ihn nach Hause zu seiner Mutter zu tragen. Gyltha wischte Allie den Schmutz aus dem Gesicht. Der Lärm hatte sich in vereinzelte Schreie zerstreut. Die Leute stürmten im Unterholz hin und her.
»Wo in Gottes Namen wollen sie denn jetzt hin?«, fragte Adelia.
»Die haben den Ball verloren«, sagte Will trocken.
»Gut.«
Aber da fiel ihr Blick auf eine Frau aus Martlake, die sich mit geschwollenem Leib und doch äußerst wendig über einen Dachspfad bewegte. »Wohin des Wegs, Mistress Tyler?«
»Zurück nach Hause, wie? Iss zu viel für mich, mit dem Baby und so.«
Tatsache aber war, dass die gute Mistress Tyler am letzten Sonntag in der Kirche noch keinerlei Anzeichen einer Schwangerschaft gezeigt hatte. Zudem führte der Dachspfad in Richtung Shepfold, und Lady Emma war eine gute Freundin Adelias, weshalb diese, trotz aller vorgeblichen Neutralität, Shepfold als Gewinner sehen wollte. »Gebt den Ball raus!«, rief Adelia. »Das ist gegen die Regeln.«
Worauf Mistress Tyler, sich den prallen, wabbelnden Bauch haltend, zu rennen begann.
Adelia rannte hinter ihr her und hörte so das Aufprallen des Pfeiles nicht, der sich in den Baum bohrte, vor dem sie bis vor einer Sekunde noch gestanden hatte.
Will und Alf sahen ihn an und eilten in die Richtung, aus der er gekommen war, aber ohne Erfolg.
Der Schütze hatte nur diesen einen Schuss abgegeben und sich gleich in den Wald zurückgezogen, in dem sich hundert Meuchler verstecken konnten.
Sie gingen zum Baum zurück, und es kostete Will einiges an Kraft, den Pfeil aus dem Stamm zu ziehen. »Sieh dir das an, Alf!«
»Wir müssen’s ihr sagen, Will.«
»Wir müssen irgendwem sagen.« Sie hegten den größten Respekt für Adelia, die sie bereits zweimal aus bösen Situationen gerettet hatte, aber so sehr sie sich auch um ihre Sicherheit sorgten, hatten sie ihr doch noch nichts von der drohenden Gefahr gesagt, in der sie sich befand. Sie wollten ihr keine Angst machen.
Sie liefen zu der Stelle, wo Adelia mit Mistress Tyler rangelte.
Da kam der Ball unter dem Rock der Frau aus Martlake zum Vorschein und wurde gleich von ein paar Spielern entdeckt.
Bevor die beiden Männer aus Glastonbury ihre Heldin erreichen konnten, wurden Adelia und ihre Gegnerin bereits unter einem Haufen Spieler beider Seiten begraben. In dem Versuch, sie zu befreien, verloren Will und Alf die Ruhe und ergriffen mit Fäusten und Stiefeln für Shepfold Partei.
Genau wie Adelia …
Etwa fünf Minuten später fragte sie eine vertraute Stimme hoch von einem herrlichen Pferd: »Seid Ihr das?«
Voller Erde und keuchend befreite sich Adelia aus dem Gerangel und sah zu ihrem Liebhaber auf, dem Vater ihres Kindes. »Ich glaube schon.«
»’n guten Tag, Bischof«, sagte Mistress Tyler und mühte sich, ihre Kleider in Ordnung zu bringen.
»Auch Euch einen guten Tag, Madam. Wer gewinnt?«
»Martlake«, sagte Adelia mit Bitternis in der Stimme. »Aber gegen die Regeln.«
Der Bischof von St. Albans war ein großer, kräftiger Mann in seinem vierten Lebensjahrzehnt und für Adelia das anziehendste Wesen der Welt. Ihr war es egal, dass seine durchaus zahlreichen Kritiker meinten, seine gewohnte humorvolle Ausdrucksweise zieme sich nicht für einen Mann seines kirchlichen Standes. Heute trug er seine Reisekleider, und seine edlen Stiefel und sein ebenso edler Umhang waren staubbedeckt. Er nahm den Hut vom Kopf, sodass man sein lockiges dunkles Haar sah, und deutete auf das runde zerfetzte Ding, das über einer Gruppe kämpfender Spieler tanzte. »Ist das der Ball?«
»Ja.«
»Gott sei’s gedankt! Ich dachte schon, es wäre der Kopf von einem der armen Kerle. Haltet mein Pferd!« Damit stieg Rowley ab, warf Hut und Umhang zur Seite und schritt zur Tat.
An diesem Abend herrschte in Martlake Heulen und Zähneknirschen, während drei Meilen entfernt in Shepfold ein schlaffes Stück Leder hoch auf einer Stange in die große Scheune des Gutes Wolvercote getragen wurde, als wäre es die goldene Kriegsbeute, die Julius Caesar in einem Triumphzug nach Rom brachte.
Draußen drehten sich Schweine und Schafe am Spieß, aus Fässern rann Ale für alle, die Lust hatten, ihren Durst damit zu stillen, und die leicht humpelnde Lady Wolvercote warf höchstpersönlich Pfannkuchen um Pfannkuchen in die Hände ihrer Shepfolder, während ihr Mann, der seine Eichenkrücke höchst wirkungsvoll in die Auseinandersetzung eingebracht hatte, Sahne darauf goss.
Ein ebenfalls zu Lady Emmas Haushalt gehörender walisischer Barde hatte seine Harfe beiseite gelegt und die Fidel hervorgeholt, die er mit solche Energie bearbeitete, dass ihm der Schweiß herunterlief. In langen Reihen tanzten Eltern und Kinder zu seine Weisen um die Siegesfeuer. Etwas entfernt, im Schatten der Bäume, rollten sich junge Körper in festlicher Kopulation.
Im Innern der Scheune warf Adelia einen strengen Blick auf den Bischof von St. Albans, der neben ihrer – und seiner – Tochter auf einem Strohballen saß. Die Ähnlichkeit zwischen Vater und Tochter wurde noch durch das blaue Auge unterstrichen, das er wie sie sich bei ihrem siegreichen Feldzug geholt hatten. »Seht euch nur an. Ich hoffe, ihr schämt euch alle beide.«
»Das tun wir«, sagte Rowley. »Aber wenigstens haben wir Mistress Tyler nicht mit den Füßen traktiert.«
»Hat sie das?« Allie war begeistert. »Hat Mama der blöden Tyler einen Tritt versetzt?«
»Und was für einen.«
»Ich hole mir einen Pfannkuchen«, sagte Adelia, um im Weggehen über die Schulter noch hinzuzufügen: »Aber sie hat zuerst getreten.«
Als sie weg war, kam Will mit einem Krug Ale in der Hand heran, wuschelte Allie durchs Haar und zog die Mütze vor ihrem Vater. »Ich würde gern ’n paar Worte mit Euch wechseln, Bischof, wenn’s erlaubt ist. Draußen, wenn’s …«
Adelia kam zurück und holte Allie, um sie ins Bett zu bringen. Die beiden schoben sich zwischen den Tänzern durch, wünschten nach links und rechts eine gute Nacht und warfen Mansur einen Kuss zu, der für Allies Kindermädchen Gyltha, die Liebe seines Lebens, einen Schwerttanz vollführte.
Vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Adelia das Gefühl, so dachte sie, zufrieden zu sein.
Als der König von England es vor sieben Jahren mit einigen unerklärten Morden im County Cambridge zu tun bekommen hatte, schrieb er seinem Freund, dem König von Sizilien, einen Brief und bat ihn um einen Experten in der Wissenschaft des Todes von der berühmten Medizinerschule in Salerno. Worauf der König von Sizilien ihm Vesuvia Adelia Rachel Ortese Aguilar geschickt hatte.
Weder dem sizilianischen König noch der Schule war der Gedanke gekommen, womöglich eine unpassende Wahl getroffen zu haben: An der Schule gab es Frauen wie Männer, und Adelia war nun mal die Beste ihres Faches.
Ihre Ankunft in England dann, einem Land, in dem weibliche Ärzte eine Unmöglichkeit waren, hatte Fassungslosigkeit hervorgerufen.
Nur durch die List, Mansur als den Doktor auszugeben, dem sie half und für den sie übersetzte, hatte Adelia ihre Aufgabe erfüllen können. Sie hatte die Morde aufgeklärt, und zwar so kundig und gut, dass Henry II. sie nicht nach Sizilien zurückkehren lassen wollte, sondern als seine eigene, spezielle Ermittlerin in England behielt.
Verwünscht sei der Kerl! Natürlich stimmte es, England hatte ihr Glück gebracht, hatte ihr Freunde, einen Liebhaber und ein Kind geschenkt. Aber durch Henrys Aufgaben war sie mehr als einmal in solche Gefahr geraten, dass ihr die Ruhe das alles zu genießen, geraubt worden war.
Die Engstirnigkeit der Kirche hatte sie, Allie, Mansur und Gyltha aus Cambridge vertrieben, aber Emma hatte auf ihrem Besitz Adelia ein Haus gebaut und ihr so ihr erstes wirkliches Heim geschenkt. Die beiden waren Freundinnen, seit Adelia dem König die Gunst abgerungen hatte, sein Mündel Emma heiraten zu lassen, wen sie heiraten wollte.
Aus Gyltha und Mansur war bald schon ein Paar geworden, was alle bis auf Adelia überraschte. In Sizilien war es nicht ungewöhnlich für einen Eunuchen, eine glückliche sexuelle Beziehung mit einer Frau zu unterhalten, oder mit einem anderen Mann. Eine Kastration bedeutete nicht unbedingt Impotenz, was in England, wo Eunuchen eine Seltenheit waren, unbekannt war. So dachten hier in Shepfold die meisten, dass dieser Mansur eine wirklich außergewöhnlich hohe Stimme habe und er und Gyltha, nun, etwas Besonderes seien …
Und während der letzten zwei Jahre hatte Henry II. Adelias Idylle mit keinem neuen Auftrag gestört. Tatsächlich fragte sie sich, ob er sie vielleicht – welche Freude wäre das! – vergessen hatte.
Selbst ihre nervenaufreibende Beziehung mit Rowley, die während einer ihrer Ermittlungen ihren Anfang genommen hatte, noch bevor der König ihn unbedingt zum Bischof machen musste, hatte zu einer etwas exzentrischen Art von Häuslichkeit gefunden, obwohl der Bischof immer wieder lange unterwegs war und seine Diözese bereiste. Sicher, es war eine skandalöse Beziehung, aber in diesem entlegenen Teil Englands schien das niemandem etwas auszumachen. Ganz sicher fühlten sich Vater Ignatius und Vater John, die beide mit den Müttern ihrer Kinder zusammenlebten, nicht in der Position, Adelia bei deren große Feindin, der Kirche, anzuschwärzen. Zudem gab es im Umkreis von etlichen Meilen keinen Arzt, der neidisch hätte sein können, und so lebten sie hier nicht nur unbehelligt, sondern Adelia konnte auch ihren Arztberuf ausüben und den leidenden Patienten in diesem Teil Somersets helfen, die sie dafür liebten.
Ich habe Frieden gefunden, dachte sie.
Zusammen mit Allie schloss sie die Hühner für die Nacht ein und befreite Allies Hund, einen Lurcher, aus dem Raum, in dem er eingesperrt gewesen war, um sich nicht am Fußballspiel zu beteiligen. »Wir haben Martlake geschlagen, wir haben Martlake geschlagen«, sang Allie ihm vor.
»Und morgen sind wir wieder Freunde«, sagte Adelia.
»Der verdammte junge Tuke bestimmt nicht. Der hat mir mein blaues Auge verpasst.«
»Allie!«
»Nun …«
Die Tür zu ihrem Haus war offen, wie sie es eigentlich immer war, aber das Knarren einer Diele drinnen ließ unliebsame Erinnerungen in Adelia aufflammen, und sie fasste ihre Tochter bei der Schulter, um sie vom Hineingehen abzuhalten.
»Ist schon gut, Mama«, sagte Allie. »Es ist Alf, ich kann ihn riechen.«
Und so war es. Sich gegen Eustaces wilde Begrüßung wehrend, sagte der Mann: »Ihr solltet diese verflixte Tür verschlossen halten, Missus. Ich hab’ ’n Fuchs hier reinschleichen sehen.«
Da es dunkel war und Alf ein paar Hundert Meter entfernt bei der Scheune getanzt hatte, fragte sich Adelia, wie gut er wohl sehen konnte. »Ist er noch drin?«
»Hab’ ihn rausgejagt.« Und damit verschwand Alf in der Nacht.
Adelia zündete eine Kerze an, um ihre Tochter nach oben ins Bett zu bringen. »Kannst du einen Fuchs riechen, Allie?«, fragte sie ihre Tochter.
Sie hörte ein Schnüffeln. »Nein.«
»Hmm.« Allies Nase war unfehlbar. Ihr Vater meinte sogar, dass sie seinen Hunden noch das eine oder andere beibringen könne. So saß Adelia auf dem Bett ihrer Tochter, streichelte sie in den Schlaf und fragte sich, warum Alf, der ehrlichste aller Männer, ihr wohl diese Lüge aufgetischt hatte.
In Emmas Garten hielt der Bischof von St. Albans den Pfeil, den Will ihm gegeben hatte, so fest gepackt, dass der Schaft brach. »Wer ist es?«
»Wir können’s nicht recht sagen«, antwortete Will. »Haben den Dreckskerl noch nicht zu Gesicht gekriegt. Aber wir denken, dass Scarry vielleicht zurück ist.«
»Scarry?«
Will scharrte verlegen mit den Füßen im Sand. »Weiß nicht, ob sie Ihnen das je erzählt hat, aber sie und wir, wir waren vor ein, zwei Jahren alle zusammen im Wald, und da haben sie uns angegriffen. ’n Kerl namens Wolf, ’ne üble Ratte war das, und er iss auf sie los, auf sie und Alf. Hätte sie beide erwischt, wissen Sie, aber sie hatte dieses Schwert und … nun, sie hat ihn eher gekriegt.«
»Das hat sie mir erzählt«, sagte Rowley knapp. Himmel, wie oft hatte er ihren zitternden Körper schon in den Armen gehalten, um sie von ihren Alpträumen zu befreien!
»Nun ja, Scarry war dabei, er war Wolfs Lieutenant oder so. Er und Wolf, die war’n …«
»Ein Paar. Das hat sie mir auch erzählt.«
Will schien sich innerlich zu winden. »Ja, also, Scarry hat’s sicher nicht freundlich aufgenomm’n, dass sie ihm seinen Wolf umgebracht hat.«
»Das war vor zwei Jahren, Mann. Wenn er sich rächen wollte, warum hat er dann zwei Jahre gewartet?«
»Musste aus ’m County raus vielleicht. Der König, dem hat’s nicht so gefallen, dass er Gesetzlose in seinem Wald hatte. Hat richtig sauber gemacht und sie allesamt an die Bäume knüpft. Wir hatten gehofft, Scarry wäre dabei gewesen, aber jetzt sind wir nicht mehr so sicher, weil, wenn’s nicht Scarry iss, wer dann? Sie wird von allen hier gemocht, unsere Missus.«
»Er versucht also, sie umzubringen?«
»Das kann ich nicht so genau sagen. Auf jeden Fall will er sie erst mal zu Tode erschrecken, und das iss auch mehr Scarrys Art. Ich und Alf, wir haben aufgepasst und ’ne Jagdgrube auf einem der Wege gefunden, die sie oft geht. War fein säuberlich abgedeckt, aber wir haben sie aufgefüllt. Und dann Godwyn, der, dem der ›Pilgrim‹ gehört und der sie immer nach Lazarus Island fährt, wo sie sich um die Aussätzigen kümmert, nun, letzte Woche, da iss sein Kahn gesunken, als sie halb da waren, und sie mussten durch die Marschen zurück, was gefährlich iss wegen dem Treibsand. Alf und ich, wir sind dann später rausgestakt und haben den Kahn gehoben. Da war ’n hübsches Loch im Boden, als hätte’s einer mit ’m Bohrer reingebohrt und dann mit Wachs getarnt oder so. Und dann war da …«
Aber der Bischof von Albans kehrte ihm bereits den Rücken und stapfte zu Adelias Haus hinüber.
An der Tür traf er mit Alf zusammen. »’s iss alles in Ordnung, Master, ich hab’ alles durchsucht, bevor sie gekommen ist. War keiner drin.«
»Danke, Alf. Ich übernehme jetzt.« Und das würde er, Herrgott, das würde er. Wie oft musste er das Frauenzimmer nochretten, bevor sie Vernunft annahm?
Rowleys Angst, wenn Adelia in Gefahr war, drückte sich stets in Wut auf sie aus. Warum musste sie sein, wie sie war? (Die Tatsache, dass er sie vielleicht gerade deswegen liebte, schob er kurzerhand zur Seite.)
Warum hatte sie ihn nicht heiraten wollen, als sie die Möglichkeit dazu gehabt hätte? Es war ihr Fehler … dieses Gerede über ihre Unabhängigkeit … und dass sie meinte, als Frau eines ehrgeizigen Mannes versagen zu müssen … Alles war ihr verdammter Fehler.
Sie hatte ihren eigenen Kopf, und schon war Henry II. über Rowley hergefallen und hatte ihn gedrängt, Bischof zu werden – der König brauchte wenigstens einen Kirchenmann auf seiner Seite, nachdem Erzbischof Becket ermordet worden war. Und Rowley in seinem Groll und seiner Qual, der hatte zugestimmt. Daran gab er ihr noch immer die Schuld.
Bei ihren Ermittlungen dann waren sie immer wieder zusammengetroffen und hatten festgestellt, dass der eine ohne den anderen nicht sein konnte. Für eine Ehe war es jedoch zu spät: Keusch sollte der Bischof leben, und so führten sie diese verbotene Beziehung, ohne dass er irgendein Recht auf sie oder sein Kind gehabt hätte.
Aber jetzt war endgültig Schluss mit der Schnüffelei und mit den Kranken und Aussätzigen – Aussätzigen, beim Barmherzigen! Sie musste mit alldem aufhören. Und dank der Mission, mit der Henry ihn hergeschickt hatte, würde er das auch durchzusetzen.
Trotz seiner Wut war Rowley besonnen genug zu überlegen, wie er es ihr beibringen sollte. Er blieb an der Tür stehen und dachte nach.
Die beiden Jungs aus Glastonbury hatten recht, Adelia sollte nicht wissen, dass ein Mörder hinter ihr her war. Aber sie hatten aus dem falschen Grund recht. Rowley kannte diese Frau. Ein Mörder würde sie nicht aus dem Loch vertreiben, das sie sich hier auf dem Land gegraben hatte. Sie würde sich weigern, von hier wegzugehen, und große Reden schwingen, dass sie sich ihrer verdammten Pflicht ihren verwünschten Patienten gegenüber nicht entziehen könne.
Ja, das Beste war, sich ganz auf Henrys Wunsch zu verlassen, einen Samthandschuh über seine eiserne Faust zu ziehen und zu versuchen, ihr den Befehl des Königs möglichst schmackhaft zu machen …
Nur war er immer noch voller Wut und kam in den Samthandschuh nicht richtig hinein. Er ging in ihr Schlafzimmer und sagte: »Pack die Koffer! Morgen früh reiten wir nach Sarum.«
Adelia war auf etwas anderes vorbereitet gewesen. Sie lag im Bett und war, abgesehen von etwas Spitze im Haar, nackt, gebadet und parfümiert. Ihr Geliebter konnte sie nur so selten besuchen, dass es im Bett immer noch stürmisch zuging. Ihn an einem Samstag zu sehen, hatte sie freudig überrascht, musste er sich doch an diesem Tag für gewöhnlich auf einen Sonntagsgottesdienst in irgendeiner fernen Kirche vorbereiten.
Sonntags teilte er das Bett prinzipiell nicht mit ihr, was lächerlich war und ganz sicher scheinheilig, aber da sie wusste, wie sehr es ihn belastete, seinen Schäfchen Enthaltsamkeit zu predigen, ohne selbst enthaltsam zu sein, ertrug Adelia es mit Fassung … Und es war ja auch noch nicht Mitternacht.
Und so fragte sie nur verdutzt: »Was?«
»Wir brechen morgen früh nach Sarum auf. Deshalb bin ich hier.«
»Oh, tatsächlich?« Also nicht der Liebe wegen. »Warum? Und überhaupt, ich kann nicht. Ich habe einen Patienten drüben an der Straße, der mich braucht.«
»Wir reiten.«
»Ich nicht, Rowley.« Sie griff nach ihren Kleidern. Er sorgte dafür, dass sie sich ohne dumm vorkam.
»Captain Bolt kommt und wird uns begleiten. Der König will es so.«
»Nicht wieder, oh Gott! Bitte nicht!« Le roi le veult. Das waren für Adelia die verhängnisvollsten Worte. Dagegen gab es kein sich Auflehnen.
Traurig steckte sie den Kopf durch ihr Nachthemd und sah ihn an. »Was will er diesmal?«
»Er schickt uns nach Sizilien.«
Oh, das war etwas anderes. »Nach Sizilien? Rowley, wie wundervoll. Da werde ich meine Eltern wiedersehen, und sie lernen dich und Allie kennen.«
»Almeisan wird nicht mit uns kommen.«
»Aber natürlich wird sie das! Natürlich! Ich werde sie doch nicht hier zurücklassen!«
»Nein. Henry behält sie hier, um sicherzugehen, dass du zurückkommst.«
»Aber bis nach Sizilien. Das kann ein Jahr oder länger dauern. So lange lasse ich sie nicht allein.«
»Sie wird in guten Händen sein. Gyltha kann bei ihr bleiben, dafür habe ich gesorgt, und sie werden bei der Königin in Sarum untergebracht.« Das war sowohl eine suggestio falsi als auch eine suppressio veri von Rowley. Henry Plantagenet hätte absolut nichts dagegen, würde Allie bleiben, wo sie war: in Wolvercote unter Emmas Obhut. Es war Rowley gewesen, der ihn gebeten hatte, das Kind zu Eleonor ziehen zu lassen, und dann hatte er der Königin ihr Einverständnis abgerungen.
So war es zu einer seltenen Übereinkunft zwischen König und Königin gekommen. Seit sich Eleonor von Aquitanien der gescheiterten Rebellion der beiden älteren Plantagenet-Prinzen gegen ihren Vater angeschlossen hatte, war die Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau, um es vorsichtig auszudrücken, leicht angespannt.
Adelia legte den Finger umgehend in die Wunde. »Allie kann nicht bei Eleonor wohnen. Die Königin sitzt im Gefängnis.«
»Es ist ein Gefängnis, in dem jeder gerne sitzen würde. Ihr wird nichts verwehrt.«
»Bis auf die Freiheit.« Etwas Schreckliches ging hier vor, Rowley machte ihr Angst. Adelia hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Sie ging und öffnete das Fenster, um frei atmen zu können.
Als sie sich und ihre Stimme wieder unter Kontrolle hatte, drehte sie sich zu ihm um. »Um was geht es da wirklich, Rowley? Wenn ich fort muss … wenn ich Allie allein lassen muss, kann sie bei Gyltha und Mansur bleiben. Sie fühlt sich hier wohl, ist glücklich, hat ihre Tiere … Du weißt, wie sehr sie ihre Tiere mag.«
»Genau darum geht es.«
»Sie hat einen Instinkt für sie, eine besondere Begabung. Der alte Marley hat sie vor ein paar Tagen gerufen, als seine Hennen krank waren, und sie hat Emmas Dressurpferd vor dem Ersticken gerettet, als Cerdic nicht mehr weiterwusste … Was soll das heißen: Genau darum geht es?«
»Ich meine, ich möchte, dass meine Tochter die weiblichen Künste erlernt, die Eleonor ihr beibringen kann. Ich will, dass sie eine Lady wird und kein Sonderling.«
»Du meinst, sie soll nicht aufwachsen wie ich.«
In seiner Angst, seiner Wut und seiner Liebe musste er anerkennen, dass es darauf hinauslief. Adelia entzog sich ihm, von Beginn an war das so gewesen, aber mit seiner Tochter sollte das anders sein.
»So ist es, das soll sie nicht, wenn du es genau wissen willst. Und sie wird es auch nicht. Ich habe eine Verantwortung für sie.«
»Eine Verantwortung? Du kannst nicht mal öffentlich anerkennen, dass sie deine Tochter ist.«
»Das heißt nicht, dass mir ihre Zukunft egal wäre. Sieh dich an, sieh, was du anhast!« Adelia hatte sich inzwischen wieder ganz angezogen. »Bauernkleider. Allie ist ein schönes Kind, warum sollen wir sie das nicht zeigen lassen. Die Hälfte der Zeit läuft sie barfuß umher.«
Es stimmte, dass Adelia meist Selbstgeschneidertes trug. Sie hatte sich darauf eingelassen, die Geliebte des Bischofs zu sein, aber gleich auch dafür gesorgt, nicht seine Hure zu werden. Alles Geld, das er ihr geben wollte, lehnte sie ab und kleidete sich und ihre Tochter aus ihren schmalen Einkünften als Ärztin. Bis heute war ihr nicht bewusst gewesen, wie sehr ihn das ärgerte.
Es ging hier nicht um Allie, sondern um sie.
Aber sie blieb bei dem Thema, das ihr so wichtig war wie ihm, der Zukunft ihrer Tochter. »Sie soll also was lernen? Was könnte ihr Eleonor denn wohl beibringen? Nähen und Sticken? Das Leierspiel? Nett zu plauschen? Die verdammte höfische Liebe?«
»Sie wird eine Lady. Ich hinterlasse ihr Geld, und sie macht eine gute Partie. Ich sehe mich bereits nach angemessenen Ehemännern um.«
»Du willst eine arrangierte Ehe für sie?«
»Einen angemessenen Mann, habe ich gesagt. Und nur, wenn sie zustimmt.«
Adelia starrte ihn an. Ihre Liebe war wie keine andere, von Beginn an und immer noch. Sie dachte, sie würde ihn kennen und er sie, aber plötzlich schien es so, als verstünden sie sich überhaupt nicht.
Sie versuchte sich ihm zu erklären. »Allie hat eine besondere Gabe«, sagte sie. »Wir können ohne Tiere nicht existieren. Wir brauchen sie zum Pflügen und Reiten, sie ziehen unsere Kutschen und nähren uns. Wenn Allie Heilmittel gegen die Krankheiten finden kann, die sie befallen …«
»Eine Tierärztin? Was für ein Leben ist das denn wohl für eine Frau?«
Der Streit geriet außer Kontrolle. Als Mansur und Gyltha ins Haus kamen, erzitterte es von den Schreien zweier Menschen, die sich aufs Bitterste bekämpften.
»Ich habe das Recht zu sagen, was in meinem Zuhause zu geschehen hat!«
»Das hier ist nicht dein Zuhause, du Scheinheiliger! Die Kirche ist dein Zuhause. Wann bist du je hier?«
»Jetzt bin ich hier, und morgen reiten wir nach Sarum, und Allie kommt mit uns mit. Der König will es so.«
»Du hast ihn dazu gebracht, stimmt’s? Willst du sie in die Sklaverei geben …?«
Gyltha eilte ins Kinderzimmer, für den Fall, dass Allie zuhörte. Eustace hob den zottigen Kopf, als sie hereinkam, aber Allie schlief den Schlaf der Unschuldigen und Unwissenden.
Gyltha setzte sich zu ihr aufs Bett, nur für den Fall, und sah verzweifelt zu Mansur hinüber, der kopfschüttelnd im Türrahmen stand.
»Das vergebe ich dir nie. Niemals«, klang es den Flur entlang.
»Warum? Willst du, dass sie am Ende einen Mann umbringt, so wie du?«
Wäre er ganz bei sich gewesen, hätte Rowley das niemals gesagt. Wolf, der Gesetzlose, hatte Adelia töten wollen, und ihr war nichts geblieben, als ihm zuvorzukommen. Die Tat hing wie ein Mühlstein um ihren Hals. Wieder und wieder hatte Rowley ihr versichert, wie gut es sei, dass sich dieses Ungeheuer nicht mehr unter den Lebenden befinde. Sie hatte Alfs Leben und ihr eigenes gerettet, und ihr war keine Wahl geblieben. Dennoch lastete es schwer auf ihr, dass sie, die doch Leben retten wollte, eines genommen hatte.
Dann plötzlich verstummte der Streit.
Gyltha und Mansur hörten den Bischof die Treppe hinunterpoltern und sich ein Bett auf einer Bank bereiten. Tief betrübt gingen auch sie zu Bett. Sie konnten sowieso nichts tun.
Die letzten Feiernden verließen die Scheune, und Lady Emma und Rötger kehrten ins Herrenhaus zurück. Auch die Bediensteten fanden endlich Ruhe.
Stille senkte sich über Wolvercote.
Auf einem Wasserfass draußen unter Adelias Zimmer hockt eine Gestalt im Schatten und streckt die unter ihrem Umhang verborgenen Arme, sodass sie einen Augenblick lang wie eine übergroße Fledermaus aussieht, die ihre ledernen Schwingen ausbreitet, um sich in die Luft zu erheben. Geräuschlos springt die Gestalt zu Boden, voller Freude über das Gehörte.
Scarrys Gott ist nicht der Gott der Christen, und Er hat ihm gerade die größtmögliche Gnade gewährt. Scarry war sicher, dass Er es tun würde, früher oder später. Jetzt hält Scarry das Elixier der günstigen Gelegenheit in Händen.
Denn Scarrys Hass auf diese Frau mit dem Namen Adelia Aguilar ist grenzenlos. Während seines zweijährigen Exils hat er darum gebetet, dass ihm der Weg gezeigt wird, sie zu zerstören, und nun endlich hat der Gestank seiner Abscheu die Nase Satans erreicht, und Scarry ist dafür belohnt worden.
Einst, in einem nicht zu weit entfernt gelegenen Wald Somersets, hat diese Frau Scarrys Freude getötet, sein Leben, seine Liebe, seinen Gefährten, seinen Wolf. Und jetzt ist Scarry zurückgekehrt, von Wolfs Heulen getrieben, und er wird sie vernichten. Wie dumm er war, wie erfolglos. Mit seinen Pfeilen und Fallgruben, seinen Versuchen, sie in Panik zu versetzen. Sie hat es nicht einmal bemerkt, dafür haben die beiden Trottel gesorgt, die um sie sind.
Das war eines Mannes unwürdig. Scarry war ein Nichts, doch jetzt hat ihm der wahre, der einzige Gott den Weg gezeigt. Das hat Er. Ja, das hat Er. Dominus illuminatio mea.
Wolf hat nie eine Frau getötet, bevor sie sich nicht vor Angst und Schmerz gewunden hat – das war der einzige Zustand, in dem Wolf, wie auch Scarry, sich mit diesen Kreaturen sexuell vereinigen konnte. Timor mortis morte pejor.
Aber nun, Gott, hast Du mir in Deiner unendlichen Weisheit alles gezeigt, was ich hören, sehen und lernen musste, damit Dein und Wolfs Wille zu triumphieren vermögen. Langsam, ganz langsam werde ich diese Frau quälen und zugrunde richten, Stück für Stück werde ich ihr die Glieder abtrennen, a capite ad calcem.
Scarry ist längst außer Sichtweite des Hauses, und er dreht sich in der schimmernden, warmen, ihn einhüllenden Nacht.
Wie merkwürdig, dass sie ihren Liebhaber nicht gefragt hat, warum der König sie nach Sizilien schickt.
Aber er, Scarry, weiß es. Durch einen großen Zufall, nein, keinen Zufall, durch das Tun des gehörnten Gottes, in dessen Händen er ruht, weiß Scarry alles über die Reise, die diese Frau unternehmen wird.
Und er wird bei ihr sein.
Emma stand in Adelias Zimmer und sah zu, wie ihre Freundin wütend Kleider in eine Satteltasche stopfte. »Mein Liebe, in Lumpen wie denen kannst du nicht reisen.«
»Ich will diese Reise ja auch gar nicht«, rief Adelia. »Das vergesse ich ihm nie.« Ein Schleier zerriss an der Schnalle der Tasche.
»Aber dir ist schon klar, wohin du da fährst?«
»Nach Sizilien. Und ohne Allie.«
»Und warum du fährst?«
»Das weiß Gott allein, es ist irgendein Plan Henrys. Ich sage dir, Em, wenn ich Allie mitnehmen könnte, würde ich dort bleiben und nie wieder herkommen. Ein Kind als Geisel zu nehmen … genau das tun sie, der König und dieser verfluchte Bischof. Nie werde ich …«
»Du wirst Joanna Plantagenet zu ihrer Hochzeit begleiten, hat Rowley gesagt.« Als sie Adelias völliges Unverständnis sah, blies Emma die Backen auf. »Henrys Tochter. Die den König von Sizilien heiraten wird. Gott, Delia, davon musst du doch gehört haben! Wir alle müssen Steuern dafür zahlen. Zum Teufel mit ihm!«
Ein König hatte das Recht, sein Volk für die Heirat seiner Tochter mit Steuern zu belegen, auch wenn es ihn nicht unbedingt beliebter machte.
Adelias wenige Besitztümer wurden von Mansur verwaltet, und sie hörte eher auf das, was ihre Patienten ihr über ihre körperlichen Beschwerden zu erzählen hatten, als dass sie ihnen ökonomische Ratschläge gab, und so hatte sie nichts von alledem mitbekommen.
Sie hielt einen Moment lang inne. »Joanna? Aber die ist doch noch ein Baby.«
»Zehn ist sie, glaube ich.«
»Der arme kleine Wurm.« Der Gedanke, dass noch ein kleines Mädchen eine gute Partie machen sollte, brach Adelias Zorn. Sie ließ sich auf ihr Bett sinken und war den Tränen nahe. »Das werde ich ihm nie verzeihen, Em, er nimmt sie mir weg und mich ihr. Er steckt sie in ein Gefängnis. Denn das ist es, und zwar in mehr als nur einer Hinsicht. Meine liebe Kleine, meine liebe Kleine.«
»Rowley hat seine Gründe, da bin ich sicher.« Emma kannte sie, der Bischof hatte sie ihr erst vor ein paar Minuten erklärt.
»Oh ja, wunderbare Gründe. Er will, dass Eleonor sie in ein … ein herausgeputztes Püppchen verwandelt und ihr alle Initiative nimmt.«
Amüsiert setzte sich Emma neben ihre Freundin und strich die Seide ihres Kleides glatt. »Meine Liebe, was immer wir von einer Königin halten mögen, die eine Rebellion gegen ihren König angeheizt hat, mangelnde Initiative können wir ihr sicher nicht vorwerfen. Und dennoch erhält sich Eleonor ihre Weiblichkeit. Sie kann Almeisan sehr viel lehren.«
»Was den wohl?«
»Ihre Fingernägel sauber zu halten, zum Beispiel. Höflichkeit. Gedichte und Musik kann sie ihr nahebringen. Dinge, die nicht unwichtig sind. Niemand bewundert deine Tochter mehr als ich, aber … ich muss sagen, Delia, sie wird allmählich farouche.«
»Farouche?«
»Sie verbringt zu viel Zeit mit ihren Tieren, und beim Fußballspiel hat sie einem der Jungen aus Martlake einen Zahn ausgeschlagen. Es war nur ein Milchzahn, das will ich zugeben, aber …«
»Nachdem er ihr ein blaues Auge verpasst hat«, sagte Adelia, sich und ihre Tochter verteidigend.
»Ja, aber … meine Liebe, du behinderst ihre Entwicklung, siehst du das nicht?« Und damit begann Emma einen Vortrag, den sie ihrer Freundin schon lange hatte halten wollen. Jetzt endlich war der richtige Moment dafür. »Vielleicht will Allie einmal heiraten, wenn sie älter ist. Anständig Schläge austeilen zu können gilt aber in besseren Kreisen nicht unbedingt als Vorzug. Kinder müssen auf ihr Erwachsenenleben vorbereitet werden. In ein, zwei Jahren wird auch Pippy mich verlassen müssen, um als Page bei den de Lucis das Ritterhandwerk zu erlernen. Ich werde ihn vermissen, schrecklich vermissen, aber es ist unumgänglich, soll er einmal seinen Platz in der Gesellschaft einnehmen.«
»Das ist was ganz anderes«, sagte Adelia. Wenn der junge Lord Philip älter wurde, würde er seine Talente erproben und ein Leben führen können, wie er es wollte – ganz im Gegensatz zu seiner Frau.
Emma hatte Glück, weil ihre zweite Ehe – die erste war arrangiert gewesen – von ihr so gewollt war. Doch rein rechtlich kontrollierte Rötger als ihr Mann allen Besitz, den sie mit in die Verbindung gebracht hatte. Er konnte sie ohne einen Penny hinauswerfen, durfte sie schlagen (solange sich dies im »vernünftigen« Rahmen hielt) und ihr die Kinder wegnehmen. Nichts, aber auch gar nichts würde sie dagegen unternehmen können. Dass Rötger nichts von alldem tat, dankte sie allein dem Umstand, dass er ein anständiger Mann war.
Und mochte Emma ihr Leben als Hausherrin und Gastgeberin auch gefallen, für Adelia wäre es nichts gewesen. Genauso wenig, wie es ihrer Tochter genügen würde, da war sie sicher.
»Wir Frauen sind hilflos«, gab sie sich geschlagen.
Emma, die sich alles andere als hilflos vorkam, tätschelte ihr den Rücken. »Es ist doch nur für ein Jahr, dann seht ihr euch wieder. So hat Rowley es arrangiert.« Damit erhob sie sich entschlossen. »Und jetzt ist es an der Zeit, dich angemessen für die Reise auszustatten. Ich werde einige meiner Kleider für dich in einen Reisekoffer packen. Du wirst mit einer englischen Prinzessin reisen, meine Liebe, in der Gesellschaft wichtiger Leute. Da wollen wir doch nicht, dass du schäbig daherkommst, oder?«
So wurde es denn Mittag, bis eine ausnahmsweise einmal elegant gekleidete Adelia zusammen mit ihrer weit weniger eleganten Tochter, die aber zumindest saubere Fingernägel hatte, vom Gut Wolvercote ritt, begleitet von einer Eskorte Plantagenet-Soldaten, Gyltha, Mansur und einem Geliebten, mit dem sie immer noch nicht wieder sprach. Adelia ritt einen Zelter, ein bequemes Reisepferd.
Emma stand mit Rötger am großen Tor, um ihr zum Abschied zuzuwinken, und wurde von plötzlichen Bedenken befallen. »Großer Gott, voll der Gnade, beschütze sie!«
Die beiden Männer aus Glastonbury wohnten der Abreise ebenfalls bei und hörten ihre Bitte.
»Amen«, sagte Will und bekreuzigte sich.
Scarry reitet dieselbe Straße entlang wie Adelia Aguilar, allerdings ist er ihr weit voraus, und im Gegensatz zu ihr will er nicht nach Sarum, sondern nach Southampton, um sich dort der Gesellschaft anzuschließen, zu der auch sie stoßen wird, bevor sie das Schiff Richtung Normandie nimmt.
Er hasst diese Gesellschaft, so wie er seinen Vater gehasst hat, seine Mutter, den Prior seines Seminars und alle, die ihn ihrerseits dafür gehasst haben, kein normaler Sterblicher zu sein. Sie haben ihn gelehrt, seine Andersartigkeit hinter seiner Brillanz zu verstecken, und wieder einmal wird er dienern und dackeln und den Idioten spielen müssen. Wieder einmal wird er die Enge heuchlerischer Frömmigkeit zu spüren bekommen.
Aber noch lächelt er, denn in diesem Augenblick kommt er an der Stelle vorbei, wo er seinen Wolf kennengelernt hat. Diese Straße zwischen Glastonbury und Wells ist seine Straße nach Damaskus. Damals war er in der anderen Richtung unterwegs, auf einer tristen Pilgerreise mit seinem Prior und anderen tristen Seelen, um den Heiligen von Glastonbury zu huldigen. Wie immer verbarg er seinen Hass wie eine schändliche, anschwellende Pustel, während ein Wurm in seinem Hirn nagte und eine Stimme in seinem Kopf andere, ruchlose Wort zu den Hymnen fand, die sie auf ihrem Weg sangen.
Ja, mein Herr Prior, ja, mein Herr Prior, lasst uns vor jedem Heiligtum am Wegesrand niederknien und eine Gottheit preisen, die es zweifellos gibt, die aber nicht so ist, wie Ihr es sagt, sondern ein Gott der Verdammnis ist, dessen liebende Worte Lügen sind.
Sie mussten übernachten, zog sich der Weg doch länger hin als angenommen. Voller Angst vorm dunklen Forst um sie herum beteten sie den 91. Psalm, um die Schrecken der Nacht abzuwenden – als hätte das ständig neue Hervorwürgen von Unwahrheiten, so schön und tröstend sie sein mochten, die Leichtgläubigen schützen könne. Wann hatte ihr Gott jemals die Gnade gezeigt, die Er versprach?
Und zwischen den finsteren Bäumen näherte sich der Schrecken, nicht Schwärze, sondern Licht in Form von herumtollenden, halbnackten Männern, Gesetzlosen mit Fackeln und Schwertern, die lachten, raubten und mordeten.
Die Erinnerung lässt Scarry in ihr Lachen einstimmen. Einige seiner Pilgerfreunde hatten zu entkommen versucht, aber er hatte wie betäubt dagestanden, weniger aus Angst als voller Staunen darüber, wie die Mörder alle Zurückhaltung hinter sich ließen, die den Christenmenschen auferlegt war.
Ihr Anführer – Wolf, mein Liebling, meine Lust – hatte sein Schwert in den Leib des Priors gebohrt, und als er diesem das juwelenbesetzte Kreuz vom Hals riss, grinsend in Scarrys Augen geblickt.
Sie erkannten sich gleich wieder, zwei Seelen, die schon lange, bevor der Große Heuchler ans Kreuz geschlagen worden war, miteinander verbunden gewesen waren. Ein Blitz hatte die Pustel platzen lassen und Scarry von seiner Qual befreit.
Die Aufforderung war ergangen. Scarry kann sich nicht mehr erinnern, ob sie aus Wolfs Mund kam oder von seinem neuen Gott ausgesprochen wurde, der sich im Gewirr von Jauchzern und Schreien, von Schrecken und Lust manifestierte.
»Komm mit mir, und ich werde dich befreien!« Welche Lästerung, welch glorreicher Umsturz. Welche Befreiung.
Und er, Scarry, folgte der Aufforderung. Den Blick dieses wilden, wundervollen Wesens mit seinem haltend, hob er das Knie und ließ seinen Stiefel auf das Gesicht des wimmernden Priors niedergehen, um den alten Narren und seinen Gott für immer zum Schweigen zu bringen.
Anschließend war er mit Wolf davongetanzt, die anderen mit der Beute hinter sich, hatte die Straße gegen den duftenden, weglosen Wald eingetauscht, wo sie sich gegenseitig den Honig aus den Körpern saugen konnten und wo es kein Gesetz bis auf das ihre gab, keine Riten bis auf das Lobpreisen des satanischen, laubgrünen, ziegengestaltigen Gottes, dem sie folgten. Männliche Mänaden waren sie gewesen, ad gloriam, die gehörnten Bestien einer gehörnten Gottheit, die Tier wie Mensch vernichteten, vergewaltigten, raubten, ohne Unterlass, unaufhaltsam, gefürchtet, entfesselt. Ihre Psalmen waren die Schreie der Sterbenden, ihr Altar eine Schlachtbank.
Bis sie kam. Sie und die beiden Trottel auf der Suche nach verlorenen Gefährten, die im modernden Laub einer Lichtung verrotteten, auf der sie vor Tagen gelandet waren, von ihm und Wolf dort hingeworfen.
Er kann sie auf dieser Lichtung stehen sehen, harmlos, wertlos wie alle Frauen, und doch jene göttliche, lustvolle, frohlockende Wut entzündend, die mit ihrem Fleisch gestillt werden musste, genau wie er sie an seiner Mutter stillen wollte.
Mirabile visu. Ein Kitz, im Dickicht gefangen.
»Erst du, dann ich, äh?«, sagte Wolf liebevoll.
»Du und dann ich, Wolf, du und dann ich.« So war es immer gewesen.
Und während Scarry herumtänzelnd zusah, näherte sich Wolf der Opfergabe und erklärt ihr, was mit denen geschehen war, die sie suchten. Welche Befriedigung sie bedeutet hatten, bevor sie gestorben waren. Erzählte ihr vom Taumel ihres Jammerns. Von Lämmern auf der Schlachtbank.
Doch dann plötzlich verband unglaublicherweise ein Stück Eisen sie und Wolf, kein Penis, sondern ein Schwert, das sie verborgen bei sich getragen hatte. Es verband die beiden, das Heft in ihrer Hand, die Klinge in Wolfs Brust.
Scarry reitet dahin, weint und flüstert die Worte, die er hervorgebracht hat, als er den hustenden, gurgelnden geliebten Körper in seinen Armen hielt: »Te amo. Verlass mich nicht, mein Lupus! Te amo. Te amo.« Aber Wolf starb in dieser Nacht, und mit ihm das gehörnte Wesen.
Später schickten sie Soldaten, die den Wald säuberten und Teile von Wolfs Meute an den Bäumen aufhängten.
Scarry aber nicht. Wolf hatte ihn zum Waldläufer gemacht, und so entkam er, um diese Frau zu stellen und zu töten, diese Frau, die ihn aus dem Garten Eden vertrieben hatte. Aber sie war zu gut bewacht gewesen.
Am Ende, einsam und verlassen, ein verlorenes Lamm, war er gezwungen, unter den Schirm des triumphierenden christlichen Gottes zurückzukehren. Er gab vor, dem Angriff der Gesetzlosen auf den Pilgerzug entkommen, durch die Grausamkeit und den Tod des Priors jedoch so verstört gewesen zu sein, dass er vorübergehend zu einem Einsiedler in der Wildnis geworden sei und den Herrn um Gnade für sich und die Seelen der Toten angefleht habe.
Sie glaubten ihm. Sie belohnten ihn sogar für seine Frömmigkeit. Dank seine Verbindungen erhielt er Verantwortun, er hatte sich als reine Seele dargestellt.
Und so ist Scarry heute ein Schatten, der sich seiner Umwelt anzupassen versteht, reiht sich unter die Frommen, ein, und seine Gebete sind reiner als die aller anderen, seine Wutreden gegen Sünde und Sünder lauter als eine Trompete. Er täuscht eine Naivität vor, die bezaubert.
Zwei Jahre hat er diese erzwungene Rolle als unschuldiger, tugendreicher Christ gespielt, hat gelitten und es gehasst. Aber gehörnte Götter sterben nicht, und auch nicht ihre Auserwählten. Während der letzten Tage, zurück in jenem Wald, hat sich Wolf wieder in seinem Kopf eingefunden und ihn an ihre glorreiche Losgelöstheit erinnert und an die Frau, die sie beendet hat. »Vernichte sie!«, hat er gesagt. »Töte sie in meinem Namen! Du kannst es.«
Ich kann es, Geliebter, und ich werde es tun.
Bischof und König hatten verabredet, in Sarum Castle zusammenzutreffen, und als sich Rowleys Gruppe jetzt über eine der geraden römischen Straßen der auf einer Anhöhe gelegenen Festung näherte, sahen sie aus einer anderen Richtung einen Reiter darauf zugaloppieren, gefolgt von weiteren Männern auf Pferden, die hinter ihm herjagten, als wollten sie ihn zu fassen bekommen, bevor er die Sicherheit der Festungsmauern erreichte.
Seine Kleider waren ohne irgendwelche Abzeichen, und der kurze Mantel wehte parallel zum Pferderücken durch die Luft, so schnell war er unterwegs.
»Henry«, sagte Rowley mit Bewunderung in der Stimme und grub die Fersen in die Flanken seines Pferdes, um den König von England zu begrüßen.
Als Adelia und die anderen die beiden Männern erreichten, waren die bereits abgestiegen und tief im Gespräch. Adelia sah keinen Grund, sie zu unterbrechen und blieb auf ihrem Zelter sitzen, der König aber kam herüber, ergriff ihre Zügel und führte sie zur Seite.
Er begrüßte sie nicht, das tat er nur selten, ganz so, als gebe es eine besondere Beziehung zwischen ihnen, die Förmlichkeiten unnötig machte. Mit sexueller Anziehung hatte es wenig zu tun, wenn auch ein Hauch davon in der Luft lag. Es war eher so, als ob ein Gefühl von Ebenbürtigkeit zwischen ihnen bestand. Das war charmant, doch heute rieb sich Adelia daran und beschloss, es für unaufrichtig zu halten. Henry hatte nur wenig Respekt für die, die ihm nützlich waren.
Wie immer, wenn er sie rief, dachte sie: Ich bin Sizilianerin, ich bin nicht seine Untertanin. Ich kann mich weigern zu tun, was er von mir verlangt.
Und wusste dabei doch, dass sie hilflos war. Sie befand sich in England, und er war der englische König und weigerte sich, ihr einen Pass zu geben. So hielt er sie in diesem Land gefangen, das sie seit sieben Jahren zudem mit den Tentakeln von Liebe und Freundschaft an sich fesselte
Er streckte eine schwielige Hand aus und half ihr vom Pferd. »Ich nehme an, der gute Bischof von St. Albans hat ihr nicht gesagt, warum sie hergerufen worden ist.«
»Nein.« Sie würde sich ihm gegenüber verdammt noch mal nicht unterwürfig verhalten, war sie im Moment doch genauso gegen ihn aufgebracht wie gegen Rowley.
»Liebeszwiste?« Henry ließ sie seine bösartigen kleinen Zähne sehen. Ihm gefiel ihre verbotene Beziehung zu seinem Lieblingsbischof.
Adelia antwortete nicht.
Henry führte sie von den anderen weg. »Sie soll Prinzessin Joanna zu ihrer Heirat nach Sizilien begleiten.«
»Was ich mit dem größten Vergnügen tun werde, wenn ich meine Tochter mitnehmen kann«, sagte sie, um von Anfang an ihren Standpunkt klarzumachen. Und fragte dann gleich auch, weil sie ihre Neugier nicht bezwingen konnte: »Warum?«
»Damit sie ein Auge auf die Gesundheit des Kindes hat, warum sonst, Frau? Ich investiere eine Menge in diese Verbindung und will, dass Joanna nicht nur sicher, sondern auch gesund in Palermo ankommt.«
»Aber die Prinzessin hat doch bestimmt einen eigenen medizinischen Ratgeber.«
Henry II. schnaufte. »Den von Eleonor, und ich erinnere mich nur zu gut daran, wie mir der fette Dreckskerl eine Fistel aus dem Hintern geschnitten hat, als wir in Poitiers waren, und die Wunde dann angefangen hat zu stinken. Tagelang konnte ich nicht reiten. Eleonor hat keine Ahnung, wenn es um Ärzte geht, sie ist in ihrem Leben kein einziges Mal krank gewesen.«
»Es muss doch noch bessere geben.«
»Es gibt sie. Oder besser, offiziell, Mansur. Sie beide können ihre gewohntes Spielchen spielen. Winchester leitet die Reisegruppe, ein heiliger Mann und guter Bischof, nur nicht offen genug, um eine Frau als Arzt zu akzeptieren.«
»Aber einen Araber?«
Der König ließ erneut die Zähne blitzen. »Daran hat er zu beißen gehabt, doch ich habe ihm gesagt: ›Wartet, bis Ihr nach Sizilien kommt! Da sitzt Ihr mit Juden, Sarazenen und anderen Ungläubigen an einem Tisch, und es sind alles Regierungsbeamte. Gewöhnt Euch daran!‹, habe ich ihm gesagt.«
Ah, damit hatte sie eine Schwachstelle in seinem Plan entdeckt. »Was Ihr übersehen habt, Henry«, sagte sie, »ist, dass mich die Leute für Mansurs Geliebte halten werden, und der Bischof von Winchester wird keine unmoralischen, losen Frauen an die Prinzessin heranlassen wollen.«
»Doch, doch, das wird er. Ich habe ihn ihrer Tugend versichert …« Henry machte eine Pause. »Soweit es sie gibt. Ich habe ihm erklärt, dass Mansur ein Eunuch mit einer äußerst ehrbaren weiblichen Assistentin ist, die für ihn übersetzt. Unser Bischof weiß zwar nur allzu gut, dass Mansur ein besseres Englisch spricht als er selbst, trotzdem hat der arme alte Kerl mit keiner Wimper gezuckt, schließlich bleibt es Eunuchen versagt, lose Frauen zu befriedigen, und auch ehrbare.«
»Was nicht ganz richtig ist«, sagte Adelia.
Der König beachtete den Einwand nicht weiter. Sie bekam einen Stoß in die Rippen. »Ich gebe ihr und Mansur eine hübsche fette Geldbörse mit, damit es sich lohnt.«
Das war neu. Für gewöhnlich drehte Henry jede Münze zweimal um.
Als sie nicht darauf antwortete, sagte er: »Ich habe an alles gedacht, oder?«
»Was meine Tochter betrifft …«
Offenbar hörte er sie nicht. »Im Übrigen gibt es noch etwas, worauf sie ein Auge haben soll. Sie erinnert sich an ein gewisses Schwert, das sie vor zwei Jahren in einer Höhle auf dem Glastonbury Tor gefunden und mir übergeben hat?«
»Excalibur?«
»Großer Gott, Frau! Will sie wohl leise sprechen!« Der König sah sich um, aber die beiden waren außer Hörweite der anderen.
»Excalibur?«, wiederholte Adelia jetzt leiser.
»Ja, richtig. Das Ding ist ein verdammtes Ärgernis. Ich hätte es niemals ausstellen dürfen. Jetzt will es der neue Abt von Glastonbury zurück, Canterbury stellt Besitzansprüche, und auch die Waliser wollten nicht davon ablassen. Selbst das Heilige Römische Reich behauptet, ein Recht darauf zu haben, der Himmel weiß, warum. Und der Papst will, dass ich auf einen Kreuzzug gehe, als müsste ich mit dem Ding nur genug in der Luft herumwedeln, und die verdammten Ungläubigen gehen auf die Knie und tun Abbitte.«
Adelia fühlte sich entwaffnet. Der König brachte sie jedesmal neu zum Lachen und erwarb sich ihre Bewunderung. Nur dieser Plantagenet vermochte das berühmteste Schwert der Christenheit »ein verdammtes Ärgernis« zu nennen.
Bis jetzt hatte er den päpstlichen Versuchen widerstanden, ihn zusammen mit anderen Herrschern ins Heilige Land zu schicken. Er habe genug damit zu tun, entschuldigte er sich, ein Reich zusammenzuhalten, zu dem nicht nur England gehöre, sondern dass bis hinunter zu den Pyrenäen reiche.
Vor langer Zeit einmal hatte er es ihr gegenüber deutlicher ausgedrückt: »Zieh ins Heilige Land, und irgendein hergelaufener Dreckskerl klaut dir hinter deinem Rücken den Thron.«
Adelias Bekanntschaft mit Excalibur war auch nicht gerade angenehm gewesen. Ohne zu wissen, dass das Skelett, dass sie in dem kleinen Grab tief zwischen den Felsen von Glastonbury Tor gefunden hatte, das von König Artus war – das stellte sich erst später zweifelsfrei heraus – und auch nicht, dass das Schwert daneben ihm gehörte, hatte sie die schmutzige, verkrustete, immer noch scharfe Waffe in der Hand gehalten, als sie angegriffen wurde.
Sie hatte sie erhoben, um sich zu verteidigen, fast hatte es den Anschein gehabt, als spränge das Schwert aus eigener Kraft empor, und Wolf, der sie vergewaltigen und töten wollte, spießte sich darauf auf.
Am Ende hatte sie Artus’ Knochen ihren Frieden gelassen, aber Excalibur übergab sie dem König. Henry, so viele Fehler er haben mochte, brachte ein Stück Aufklärung in sein kleines englisches Reich (das neben Sizilien zu ihrer Heimat geworden war), wie es das sonst kaum irgendwo gab. Der Mord an Thomas Becket, offenbar auf Betreiben des Königs, hatte einen Schatten auf die Herrschaft der Plantagenets geworfen, aber nicht nur Adelia war der Meinung, dass der unnachgiebige Erzbischof das Märtyrertum gleichsam gesucht hatte, indem er sich jeder vernünftigen Reform Henrys entgegenstellte, die dieser zum Wohle seines Volkes einzuführen versuchte. Wenn jemand dieses Symbol der Artuslegende erben sollte, dann Henry II.
Jetzt wollte er es weggeben.
Aber sie sah, dass er in Schwierigkeiten war.
»Das Ding überträgt Macht«, sagte er. »Es ist wie der Heilige Gral. Wer immer es besitzt, kann behaupten, Artus’ Nachkomme zu sein, des Verteidigers der Christenheit gegen die Kräfte der Finsternis, und Tausende werden sich hinter seiner Fahne sammeln.« Er hielt inne, und zum ersten Mal, seit sie sich kannten, sah Adelia ihn verlegen. »Es gibt … Prinzen …«, er holte Luft, »bestimmte Prinzen, die es gern in ihre Hand bekommen würden, was wenig weise wäre.«
Prinzen? Und dann dachte sie: Oh, mein Gott, er meint seine Söhne.
Henry, der Jüngere hatte bereits einen Versuch unternommen, seinen Vater vom Thron zu stürzen, und es hieß, dass Herzog Richard noch machthungriger war als sein Bruder.
Der König gab sich einen Ruck. »Ich gebe es Joanna mit, für meinen zukünftigen Schwiegersohn. Möge es ihm Glück bringen. Er ist ein Verbündeter, gesegnet sei er, und er kämpft gegen denselben Feind wie ich. Er wird Excalibur brauchen.«
»Von welchem Feind redet Ihr?« Sie hatte nicht gehört, dass Sizilien mit jemandem im Krieg lag.
Er zögerte und sagte schließlich: »Es ist ein Kampf des Willens, nicht der Waffen. Sie wird es sehen, wenn sie dort ankommt.«
»Sehr wohl, mein König. Aber warum soll ich mich darum kümmern?«
»Weil sie es mit sich nimmt. Nun, nicht sie persönlich. Ich habe es in ein Kreuz einarbeiten lassen und einem anderen gegeben, der es tragen wird.« Adelia bekam einen weiteren Stoß in die Rippen. »Mir wurde gesagt, dass sie erfreut sein wird über meine Wahl des Kreuzträgers. Er ist eine Überraschung für sie.«
»Danke. Aber noch einmal: Warum ich?«
»Weil sie den entsprechend scharfen Geist hat, Frau. Es wird sowieso schon eine riskante Reise, mit all den Schätzen, die ich William als Mitgift schicke … Bei Gottes Eingeweiden, diese Ehe ruinierte mich.« Henry krümmte sich, er hasste es, Geld auszugeben. »Dennoch, das Eine, was ich mir politisch nicht erlauben kann, ist, dass Excalibur in die falschen Hände gerät.«
»Aber wenn Ihr es versteckt …«
Der König sah von der vertrockneten Ebene zu der unvermittelt aus ihr emporwachsenden Anhöhe mit den Türmen hinauf, in denen seine Frau gefangen saß. »Die Welt verändert sich, Mistress«, sagte er mit düsterer Stimme. »Die Zahl derer, denen ich trauen kann, schmilzt dahin. Spione und mir Böses Wünschende rotten sich gegen mich zusammen, um mich zu stürzen, und einige von ihnen kommen aus meinem eigenen Haus.« Er seufzte, schien aber dennoch seine Energie wiederzufinden. »Ich hoffe, die Einzigen, die wissen werden, was das Kreuz enthält, sind neben ihr St. Albans natürlich, Mansur, Captain Bolt und der Kreuzträger selbst. Nur fünf. Aber darauf können wir uns nicht verlassen.«
»Ich verstehe immer noch nicht, mein König …«
»Aber ich«, sagte er. »Sie hat eine Nase, Mistress. Sie riecht eine Ratte im Abort schneller als sonst jemand, den ich kenne. Sollte es in Joannas Gefolge jemanden, egal wen, mit einem ungehörigen Interesse an dem Kreuz geben, muss er ausgehorcht und Bolt gemeldet werden, damit ihn mein guter Captain an den Eiern aufhängt und herausbringt, für wen er arbeitet.«