Der Fürst - Niccolò Machiavelli - E-Book

Der Fürst E-Book

Niccolò Machiavelli

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Beschreibung

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Niccolò Machiavelli

Der Fürst

Impressum

Klassiker als ebook herausgegeben bei RUTHeBooks, 2016
ISBN: 978-3-95923-093-3
Für Fragen und Anregungen: [email protected]
RUTHeBooks
Am Kirchplatz 7
D 82340 Feldafing
Tel. +49 (0) 8157 9266 280

Inhalt

Widmung

Kapitel 1 - Wie viele Gattungen von Fürstentümern es gibt, und auf welche Arten sie erworben werden

Kapitel 2 - Von den erblichen Fürstentümern

Kapitel 3 - Von den gemischten Fürstentümern

Kapitel 4 - Warum das durch Alexander eroberte Reich des Darius nicht Alexanders Nachfolgern nach seinem Tode abtrünnig ward

Kapitel 5 - Wie Städte und Staaten regiert werden müssen, welche von ihrer Occupation nach ihren eigenen Gesetzen gelebt haben

Kapitel 6 - Von denen neuen Fürstentümern, die man durch eigene Waffen und Tugend erwirbt

Kapitel 7 - Von denen neuen Fürstentümern, die man durch fremde Gewalt und durch Glück erwirbt

Kapitel 8 - Von Solchen, die durch Freveltaten zum Fürstentum gekommen sind

Kapitel 9 - Vom bürgerlichen Fürstentum

Kapitel 10 - Nach welchem Maasstab die Kräfte aller Fürstentümer zu messen sind

Kapitel 11 - Von den kirchlichen Fürstentümern

Kapitel 12 - Wie viele Arten der Miliz es gibt, und von den Mietsoldaten

Kapitel 13 - Von den Hilfssoldaten, den gemischten, und den eignen

Kapitel 14 - Was dem Fürsten in Hinsicht auf Kriegswesen obliegt

Kapitel 15 - Von denen Dingen, die den Menschen, und namentlich den Fürsten, Lob oder Tadel zuziehen

Kapitel 16 - Von der Freigebigkeit und Kargheit

Kapitel 17 - Von der Grausamkeit und Milde, und ob es besser ist, geliebt, oder gefürchtet zu werden

Kapitel 18 - Auf welche Weise die Fürsten Treu' und Glauben halten müssen

Kapitel 19 - Daß man vermeiden muß, geringgeschätzt und gehaßt zu werden

Kapitel 20 - Ob die Festungen und viele andere Dinge, die Fürsten öfters unternehmen, nützlich, oder schädlich sind

Kapitel 21 - Wie sich ein Fürst benehmen muß, um sich Ansehen zu verschaffen

Kapitel 22 - Von den Secretarien der Fürsten

Kapitel 23 - Wie man die Schmeichler fliehen müsse

Kapitel 24 - Warum die Fürsten Italien's ihre Staaten verloren haben

Kapitel 25 - Wie viel in menschlichen Dingen das Glück vermag, und auf welche Weise man ihm begegnen könne

Kapitel 26 - Ermahnung, Italien von den Barbaren zu befreien

Widmung

dem Erlauchten Lorenzo de Piero de Medici

Es pflegten meist Die, so sich bei einem Fürsten um Gunst bewerben, mit solchen Dingen ihm zu nahen, die ihnen selbst am teuersten sind, oder an denen sie sehen, dass er das meiste Wohlgefallen findet. Daher man ihnen denn öfters Pferde, Waffen, Goldstoff, edle Steine und ähnlichen Schmuck überreichen sieht, der ihrer Hoheit würdig sei. Indem nun ich auch irgend ein Zeugniß meiner Ergebenheit Eurer Erlaucht zu widmen mich gedrungen fühle, finde ich unter meinem Besitze nichts, was mir lieber und schätzbarer wäre, als die Erkenntnis der Handlungen wichtiger Menschen, wie ich dieselbe durch eine lange Erfahrung der neuen, und stete Betrachtung der alten Zeit mir erworben habe: welche ich lange mit großem Fleiße bedacht und erwogen, und jetzt zusammen in einen kleinen Band gebracht, Eurer Erlaucht überantworte. Und obschon ich dieses Werk für unwerth einer solcher Person erkenne, vertraue ich doch zur Genüge darauf, es werde Denselben, nach Ihrer Milde, willkommen sein, in dem Verdacht, dass Ihnen von mir kein größeres Geschenk zukommen kann, als die Gelegenheit, alles was ich in so viel Jahren und unter so viel eignen Gefahr und Beschwer erkannt und beherzigt habe, in kürzester Zeit überblicken zu können. Ich habe dieses Werk nicht geschmückt mit einer Fülle weitläufiger Reden, hochtrabender und prächtiger Worte, noch sonst mit einem andern Prunk auswendiger Verzierungen, womit so Manche ihre Sachen zu schreiben und zu schminken pflegen; weil ich gewollt, dass es entweder durch gar nichts sich empfehlen soll, oder die Wahrheit der Sachen allein und die Würde des Vorwurfs es angenehm mache. Auch möge es nicht als Anmaßung gelten, wenn sich ein untergeordneter Mann von niedrigstem Stande dazu aufwirft, der Fürsten Regierungen durchzugehen und ihnen Regeln geben zu wollen. Denn, wie Die, welche die Landschaft zeichnen, sich niedrig in die Ebene stellen, um die Natur der Berge und Höhen gewahr zu werden, hingegen den Standpunkt auf Bergen in der Höhe nehmen, wenn sie die Ebnen betrachten wollen, so muß man auch, um die Natur der Völker wohl zu erkennen, Fürst sein; und ein Gemeiner muß man sein, um die der Fürsten wohl zu erkennen. Nehme Ew. Erlaucht demnach dies kleine Geschenk in dem Sinne an, in welchem ich es Denselben biete. Wenn Sie es fleißig bedenken und lesen, wird Ihnen mein eifrigster Wunsch darin sichtbar, dass Sie die Größe erreichen mögen, die Ihnen sowohl das Glück verheißt, als Ihre übrigen Eigenschaften. Und wenn die Blicke Ew. Erlaucht vom Gipfel Ihrer Hoheit bisweilen nach diesen niedern Orten sich wenden, werden sie finden, wie unverschuldet ich eine große und dauernde Anbilligkeit des Geschicks ertrage.

Kapitel 1

Wie viele Gattungen von Fürstentümern es gibt, und auf welche Arten sie erworben werden

Alle Staaten, alle Gewalten, die über die Menschen Herrschaft geübt oder noch üben, waren und sind entweder Republiken oder Fürstentümer. Die Fürstentümer sind entweder erbliche, in denen ihres Herren Geschlecht seit langen Zeiten Fürsten gewesen, oder sind neue. Die neuen sind entweder durchaus neu, wie Mailand unter Francesco Sforza, oder sie werden als Glieder dem Erbstaat des Fürsten, der sie erwirbt, verbunden; so wie dem Könige von Spanien das Neapolitanische Königreich. Die so erworbenen Herrschaften sind entweder schon daran gewöhnt, unter einem Fürsten zu leben, oder in Freiheit hergekommen; und man erwirbt sie entweder mit fremder, oder mit eigener Waffengewalt, entweder durch Glück, oder durch Tugend.

Kapitel 2

Von den erblichen Fürstentümern

Ich will die Betrachtung der Republiken bei Seite lassen, weil ich davon schon anderswo ausführlicher gehandelt habe. Ich wende mich einzig zum Fürstentum, und will, mit Wiederanknüpfung der obigen Fäden, zu zeigen suchen, wie man gedachte Fürstentümer verwalten und behaupten kann. Also sage ich: dass in den erblichen, an den Stamm ihres Fürsten gewöhnten Staaten weit wenigere Schwierigkeiten sie zu behaupten sind, als in den neuen: weil schon genug ist, dass man nicht seiner Vorgänger Ordnung überschreite, und dann Schritt mit den Umständen halte. Dergestalt wird sich ein solcher Fürst, wenn er nur mäßiges Geschick hat, immer in seinem Staate behaupten, wenn nicht eine außerordentliche und übergewaltige Macht ihn darum bringt; und, wär er auch schon darum gebracht, wird er ihn durch das geringste Unglück des Occupanten wieder erlangen. Wir haben in Italien das Beispiel am Herzog von Ferrara, welcher den Einfällen der Venezianer i. J. 84, und denen Papst Julius X. aus keinem anderen Grunde widerstand, als weil er alter Landesherr war. Denn es hat der natürliche Fürst geringeren Anlaß und weniger nötig, den Untertanen Anstoß zu geben; daher er mehr geliebt sein muß: und wenn er durch ungewöhnliche Laster sich nicht verhaßt macht, so ist es der Vernunft gemäß, dass von Natur ihm die Seinen geneigt sind: und im Alterthum und der Dauer der Herrschaft erlischt das Gedächtnis der Neuerungen, sowie die Gründe zu denselben. Weil immer Eine Veränderung zum Anbau der nächstfolgenden gleichsam von selbst die Bezahlung nachläßt.

Kapitel 3

Von den gemischten Fürstentümern

Aber beim neuen Fürstentum treten die Schwierigkeiten ein. Und erstens, wenn es nicht gänzlich neu ist, sondern nur wie ein Glied, und das Ganze gewissermaßen gemischt zu nennen, entspringt die Wandelbarkeit desselben zuvörderst aus reiner natürlichen Schwierigkeit, die alle neue Regierungen teilen. Wiefern die Menschen, in Meinung sich zu verbessern, gern ihre Herren wechseln mögen, und diese Meinung sie bewegt, gegen den Herrscher die Waffen zu kehren; worin sie sich aber gleichwohl täuschen, weil ihnen darauf die Erfahrung lehrt, dass sie sich nur verschlimmert haben. Was wieder die Folge einer andern gemeinen Natur-Nothwendigkeit ist, nach welcher man niemals umhin kann, Die, über welche man neuer Fürst wird, zu kränken, sowohl durch bewaffnetes Kriegsvolk als durch unzählige andre Unbill, die einer neuen Erwerbung anhängt. So findest du nun als deine Feinde alle Die vor, die du gekränkt hast durch Occupirung jenes Staates, und kannst dir auch Die nicht zu Freunden erhalten, die dich hineinbefördert haben, weil du sie nicht befriedigen kannst in der Art, wie sie sich vorgestellt, und weil du keine starken Arzeneyen gegen dieselben brauchen kannst, indem du ihnen verpflichtet bist: denn immer, sei Einer auch noch so stark durch Truppenzahl und Heeresmacht, muß er zum Einschritt in eine Provinz die Gunst der Provinzialen haben. Aus diesen Gründen occupirte der König von Frankreich Ludwig XII. Mailand schnell, und verlor es auch schnell; und das erste Mal es ihm abzunehmen, waren die eigenen Streitmittel der Lodovico hinreichend; weil jene Völker, die ihm die Thore geöffnet hatten, als sie in ihrer Vorstellung, und um dies künftige Wohlergehen, so sie gehofft, sich betrogen sahen, des neuen Gebieters Überlast nicht zu ertragen im Stande waren. Nun ist es allerdings gegründet, dass, wenn man nachher die empörten Länder von neuem erwirbt, sie schwieriger wieder eingebüßt werden, wiefern der Fürst, die Gelegenheit der Empörung sich zu nutze machend, weit weniger bedenklich ist über die Mittel, sich sicher zu stellen durch Aufspürung der Verdächtigen, Bestrafung derer, die schuldig sind, Verstärkung aller schwachen Punkte. So dass, wenn es das erste Mal, um Mailand Frankreich zu entreißen, nur eines Herzogs Ludwig bedurfte, der auf der Grenze Lärm erhob, es ihm zum zweiten Mal zu entreißen, die ganze Welt ihm zu Leibe gehn mußte, und sein Heere aufgerieben und aus Italien verjagt sein mußten: was sich aus obigen Gründen ergab.

Und dennoch war es ihm abgenommen, das erste wie das andre Mal. Die Gründe des ersten im allgemeinen wurden erwogen; es blieben nun noch die für das andre zu bedenken, sowie die Mittel anzugeben, welcher er hatte, und welche Einer in seiner Lage haben kann, sich besser als der König von Frankreich bei dem Erworbenen zu behaupten. So sag' ich denn also: dass diese erworbenen Staaten, die der Erwerber mit seinem alten Staate vereinigt, entweder mit diesem von Einer Provinz und Einer Sprache sind, oder nicht sind, so ist es gar leicht, sie zu behaupten, besonders im fall sie nicht an freies Leben gewöhnt sind: und um sie sicher zu besitzen ist schon genug, wenn man den Stamm des Fürsten, der sie regierte, vertilgt hat; wenn man ihnen in übrigen die alten Bedingungen aufrecht hält, und keine Sittenverschiedenheit ist, die Menschen ruhig weiter leben, wie man es in Burgund, Bretagne, Gascogne und der Normandie sah, welche so lange bei Frankreich Geblieben. Denn wenn auch die Sprache in etwas abweicht, so sind doch ihre Sitten ähnlich; so dass sie sich leicht einander schicken: und wer sie erwirbt und behaupten will, muß zweierlei vor Augen haben: erstens ihres alten Fürsten Geschlecht zu vertilgen, und zweitens, nichts in ihren Gesetzen und Steuern zu ändern: so wird er in kürzester Zeit Ein Leib mit ihrem alten Staate werden. Hingegen, wenn man Staaten erwirbt in einer Provinz, die an Sprache, Sitten und Ordnungen ungleichartig ist, da finden sich die Schwierigkeiten, und da bedarf es großen Glückes und großen Fleißes, sie zu behaupten. Und eines der besten und wirksamsten Mittel würde es sein, wenn die Person des Erwerbers selbst hinging, und dort wohnte. Dies würde einen solchen Besitz weit sicherer und dauerhafter machen: wie es der Türke in Griechenland hielt, der mit allen Anstalten, die er traf, um dieses Staates gewiß zu bleiben, wenn er nicht selbst dort Wohnung nahm, unmöglich ihn behaupten konnte. Denn wenn man da ist, sieht man die Unordnungen keimen, und kann dawider schleunig helfen; ist man nicht da, so hört man davon, nachdem sie schon erwachsen sind, und weiter keine Hilfe frommt. Zudem, so ist die Provinz gesichert vor der Beraubung deiner Beamten. Die Untertanen schaffen sich Recht, da ihnen die Zuflucht des Fürsten nahe ist, wodurch sie, wenn sie gut sein wollen, mehr Grund ihn zu lieben, und, wollen sie's nicht sein, mehr Ursache ihn zu fürchten ihn zu erhalten. Auch hegt vor einem solchen Staate mehr Scheu, wer ihn von außen etwa zu überfallen gesonnen wär; so dass der Fürst, wenn er drinn wohnt, ihn mit einer äußerster Schwierigkeit einbüßen wird. Das zweite bessere Mittel ist, Kolonien in ein paar Orte zu legen, welche gleichsam als Fußeisen dienen für jenen Staat: denn entweder muß man dieses tun, oder viel Pferd- und Fußvolk drinn halten. Zu den Kolonien braucht der Fürst nichts herzugeben; und ohne Kosten, oder doch wenig, schickt er sie hin und unterhält sie, und kränkt allein die, denen er Felder und Häuser nimmt, um sie den neuen Bewohnern zu geben, welche von jenem Staate nur ein sehr geringer Bestandtheil sind.

Es könnte aber die er kränkt, weil sie versprengt und arm geworden, ihm niemals schaden; und alle die Andern bleiben teils ungekränkt zurück, und ruhen mithin um so leichter, teils furchtsam, einen Fehler zu machen, damit es ihnen nicht so ergehe wie denen, welche man beraubt hat. Schließlich sind diese Kolonien, die ihm nichts kosten, teurer; sie kränken die Landeskinder weniger, und die gekränkten, weil arm und versprengt, können nicht schaden, wie vorgedacht. Denn es ist wohl zu merken: dass man den Menschen entweder liebzukosen, oder sie aufzureiben hat: weil sie siech wegen leichter Kränkung rächen, wegen der schweren aber nicht rächen können: drum muß die Kränkung, die man dem Menschen erweist, von der Art sein, dass sie die Rache nicht fürchten darf. Hält er aber, statt Kolonien, ein stehendes Heer darin, so gibt er ungleich mehr aus, weil auf die Bewachung des Staates alle Revenuen desselben zu verwenden sind, wodurch der Erwerb ihm zu Verlust wird, und er die Kränkung um Vieles vermehrt; denn er schadet nun diesem ganzen Staate, in dem er die Truppen quartierweis herumlegt; dies Ungemach bedrückt einen Jeden, ein Jeder wird sein Feind, und bleiben die Feinde, die ihm schaden können, gepeinigt in ihren Häusern zurück. Auf alle Weise ist also diese Bewachung unnütz, wie die durch Kolonien nützlich. Ferner muß, wer (wie oben gedacht) eine ungleichartige Landschaft einnimmt, sich zum Oberhaupt und Verteidiger der kleineren Nachbarfürsten machen, und dahin streben, die Mächtigeren zu schwächen, und es abzuwenden, dass unter keinerlei Verbindung ein Fremder in die Provinz gerate, der um nichts schwächer als Er selbst ist: und es wird jeder Zeit geschehen, dass ein solcher von den Unzufriedenen des Landes entweder aus großem Ehrgeiz, oder aus Furcht hineingebracht wird. So wie dann ehemals gesehen, dass die Atelier die Römer in Griechenland einforderten; und so in alle Länder, die sie gewannen, wurden sie durch Landeskinder eingebracht. Es ist der Lauf der Dinge der, dass gleich, so wie ein mächtiger Fremder in eine Landschaft nur den Fuß setzt, ihm alle minder Mächtige darin zufallen, hierzu angetrieben durch ein Mißgunst gegen Einen, der über sie bisher geherrscht hat; so dass er, in Absicht auf diese Kleinen, nicht die geringste Mühe hat, sie zu gewinnen, weil sie sämtlich die Macht, die er darin erworben, begierig zu verstärken sind. Blos darauf wird er bedacht sein müssen, dass sie nicht allzu viele Gewalt und Ansehen erlangen; so wird er leicht durch seine Macht und ihre Gunst die Mächtigen darnieder halten, damit er selbst in allen Stücken des Landes oberster Schiedsherr bleibe. Wer diesen Teil nicht wohl versteht, wird das Erworbene bald verlieren, und hat, so lang er es behauptet, Not und Verdruß ohne Ende darin.

Die Römer beachteten wohl diese Punkte in den Provinzen, die sie bezwangen, und sendeten Kolonien hin, hielten die weniger Mächtigen aufrecht, ohne ihre Gewalt zu verstärken, erniedrigten die Mächtigen, und ließen bedeutende Fremde darin zu keinerlei Credit gelangen. Die blose Provinz Griechenland soll mir statt anderer Beispiele dienen. Es wurden von ihm die Ahaier und die Aetolier aufrecht erhalten, das Macedonische Reich erniedrigt, Antiochus daraus vertrieben, und seine Verdienste der Achaier oder Aetolier konnten bewirken, dass sie es ihnen verstattet hätten, zu einem Staate heranzuwachsen: niemals hat Philipp sie beschwatzt, dass sie ihm Freunde geworden wären, ohne ihn zu erniedrigen, noch lockte die Macht des Antiochus ihnen je die Erlaubniß ab, in jener Provinz ein Reich zu besitzen.

Daher die Römer in diesen Fällen nur taten was jeder weise Fürst tun muß, der nicht nur gegenwärtigen Anstoß, sondern auch künftigen zu bedenken und alles Ernstes zu meiden hat: da, wenn man es schon von weitem vorsieht, ihm leicht begegnet werden mag, hingegen wenn man es ankommen läßt, die Arzeney nicht mehr zu recht kommt, nachdem alles Übel unheilbar geworden: und es damit beschaffen ist wie mit der Schwindsucht, die, nach den Ärzten, im Anfang der Krankheit leicht zu curiren und schwer zu erkennen ist, im Verlaufe der Zeit aber, wenn man sie anfangs nicht erkannt hat, leicht zu erkennen und schwierig zu curiren wird. So geht es auch in Regierungsfachen: hat man hier entspringenden Übel von weitem erkannt (was nur dem Klugen gegeben ist) so heilt man sie bald. Läßt man sie aber, aus Richterkenntniß, erst wachsen bis sie ein Jeder erkennt, so ist keine Hilfe mehr dagegen. Weßhalb die Römer, weil sie sie schon von weitem sahen, die Störungen immer beseitigt, und nie, um einem Kriege zu entgehen, sie überhand haben nehmen lassen.

Denn sie wußten, dass man, zum Vorteil des Feindes, den Krieg nicht anfängt, wohl aber aufschiebt; darum wollten sie in Griechenland mit Philipp und Antiochus schlagen, um es nicht in Italien zu müssen, obschon sie für den Augenblick eines wie das andre vermeiden konnten; aber sie wollten es nicht, und nie behagte ihnen was unsre Weisen des Tages stündlich im Munde führen: man solle die Gabe der Zeit genießen: wohl aber die Ihrer Tugend und Klugheit. Denn die Zeit treibt alles vor sich her, und kann Gutes wie Böses, Böses wie Gutes in gleichem Maße mit sich führen. Kommen wir aber auf Frankreich zurück, und untersuchen, ob es einen der obigen Punkte beachtet hat: und ich rede von Ludwig, nicht von Karlen