»Der Garten glänzt vor lauter Licht« - Rainer Maria Rilke - E-Book

»Der Garten glänzt vor lauter Licht« E-Book

Rainer Maria Rilke

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Beschreibung

Der Garten, ob wild und unberührt oder von Menschenhand liebevoll gestaltet, verführte und inspirierte Rainer Maria Rilke zu zahlreichen Gedichten und Texten, in denen er Bilder schuf, die bezaubernder nicht sein könnten. Sei es das kleinste Detail oder das große Ganze, die Stille im Winter oder die flirrende Luft im Sommer, prachtvolle Blüten oder mächtige Bäumen – all die herrlichen Beobachtungen fängt der Dichter mit seiner unverwechselbaren Sprache ein. Der Garten ist für ihn immer: ein Ort voller Wunder und Frieden. Und eine Linde ist mein Lieblingsbaum; und alle Sommer, welche in ihr schweigen, rühren sich wieder in den tausend Zweigen und wachen wieder zwischen Tag und Traum.

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Der Garten, ob wild und unberührt oder von Menschenhand liebevoll gestaltet, verführte und inspirierte Rainer Maria Rilke zu zahlreichen Gedichten und Texten, in denen er Bilder schuf, die bezaubernder nicht sein könnten. Sei es das kleinste Detail oder das große Ganze, die Stille im Winter oder die flirrende Luft im Sommer, prachtvolle Blüten oder mächtige Bäume – all die herrlichen Beobachtungen fängt der Dichter mit seiner unverwechselbaren Sprache ein. Der Garten ist für ihn immer: ein Ort voller Wunder und Frieden.

Rainer Maria Rilke wurde am 4. Dezember 1875 in Prag geboren und starb am 29. Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux in der Schweiz. Sein Werk erscheint seit dem Jahr 1900 im Insel Verlag.

»Der Gartenglänzt vor lauter Licht«

Gartenglück mit

eBook Insel Verlag Berlin 2015

Der vorliegende Text folgt der 01. Auflage der Ausgabe des insel taschenbuchs 4372.

© Insel Verlag Berlin 2015

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

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Satz: Satz-Offizin Hümmer GmbH, Waldbüttelbrunn

Umschlagfoto: Carl Johan Ronn/plainpicture

INHALT

Alles ist überall

Es ist ja Frühling. Und der Garten glänzt

Heiliger Frühling

Natur ist glücklich. Doch in uns begegnen

Siehe die Blumen, diese dem Irdischen treuen

Die Sprache der Blumen

Blaue Hortensie

Schlaf-Mohn

Persisches Heliotrop

Rosa Hortensie

Blumenmuskel, der der Anemone

Blumen, ihr schließlich den ordnenden Händen verwandte

Es leuchteten im Garten die Syringen

Ich will ein Garten sein, an dessen Bronnen

Das sind die Gärten, an die ich glaube

Dein Garten wollt ich sein zuerst

Wo, in welchen immer selig bewässerten Gärten ‌…

Denn Gärten sind, – von Königen gebaut

Der Gartenweg

Garten-Nacht

Singe die Gärten, mein Herz, die du nicht kennst

Der Apfelgarten

Die Frucht

Voller Apfel, Birne und Banane

Verger / Obstgarten

In einem fremden Park

Die Parke

Park im Winter

Die Sonnenuhr

Die Rose

Erste Rosen erwachen

Heute will ich dir zu Liebe Rosen

Die Rosenschale

Das Rosen-Innere

Wilder Rosenbusch

Rose, du thronende ‌…

Rose, oh reiner Widerspruch ‌…

Les Roses / Die Rosen

Feigenbaum, seit wie lange schon ists mir bedeutend

Irre im Garten

Herbst

Ende des Herbstes

Lieder der Mädchen

Im Vorgärtchen

Aber erweckten sie uns, die unendlich Toten ‌…

Irgendwo blüht die Blume des Abschieds ‌…

ALLES IST ÜBERALL

Es muß dies eine von jenen Tagesfrühen gewesen sein, wie es solche im Juli giebt, neue, ausgeruhte Stunden, in denen überall etwas frohes Unüberlegtes geschieht. Aus Millionen kleinen ununterdrückbaren Bewegungen setzt sich ein Mosaik überzeugtesten Daseins zusammen; die Dinge schwingen ineinander hinüber und hinaus in die Luft, und ihre Kühle macht den Schatten klar und die Sonne zu einem leichten, geistigen Schein. Da giebt es im Garten keine Hauptsache; alles ist überall, und man müßte in allem sein, um nichts zu versäumen.

KA 3 (Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge), 596

Es ist ja Frühling. Und der Garten glänzt

vor lauter Licht.

Die Zweige zittern zwar

in tiefer Luft, die Stille selber spricht,

und unser Garten ist wie ein Altar.

Der Abend atmet wie ein Angesicht,

und seine Lieblingswinde liegen dicht

wie deine Hände mir im Haar:

ich bin bekränzt.

Du aber siehst es nicht.

Und da sind alle Feste nichtmehr wahr.

Werke III (Dir zur Feier), 196-197

HEILIGER FRÜHLING

Wenn der Frühling in eine kleine Stadt einzieht, so gibt das ein Fest. Wie die Knospen aus enger Haft, drängen goldköpfige Kinder aus der winterschwülen Stube und wirbeln ins Land hinaus, als trüge sie der flatternde laue Wind, der ihnen Haare und Röckchen zerrt und ihnen die ersten Kirschenblüten in den Schooß wirft. Und wie sie nach langer Krankheit ein altes, langvermißtes Spielzeug bejubeln würden, erkennen sie selig Alles wieder und begrüßen jeden Baum, jeden Busch und lassen sich vom jauchzenden Bache erzählen, was er all die Zeit getrieben. Und was für eine Wonne ist das, durch das erste grüne Gras laufen, das zage und zart die nackten Füßchen kitzelt, dem ersten Weißling nachhüpfen, der in ratlos großen Bogen über den kargen Holunderbüschen sich verliert ins endlose, blasse Blau hinein. – Überall regt sich Leben. Unterm Dach, auf den rotleuchtenden Telegraphendrähten und sogar hoch auf dem Kirchturm, hart neben der brummigen, alten Glocke, ist Schwalben-Stelldichein. Die Kinder schauen mit großen Augen, wie die Wandervögel die alten lieben Nester finden, und der Vater zieht den Rosenstöcken den Strohmantel und die Mutter den ungeduldigen Kleinen die warmen Flanellhöschen aus.

Auch die Alten kommen mit scheuem Schritt über die Schwelle, reiben sich die faltigen Hände und blinzeln ins flutende Licht hinaus, und nennen sich »Alterchen« und wollens nicht zeigen, daß sie glücklich und gerührt sind. Aber ihre Augen gehen über, und sie danken beide im Herzen: Noch einen Frühling.

Werke IV (Heiliger Frühling), 487-488

Natur ist glücklich.  Doch in uns begegnen

sich zuviel Kräfte, die sich wirr bestreiten:

wer hat ein Frühjahr innen zu bereiten?

Wer weiß zu scheinen?  Wer vermag zu regnen?

Wem geht ein Wind durchs Herz, unwidersprechlich?

Wer faßt in sich der Vogelflüge Raum?

Wer ist zugleich so biegsam und gebrechlich

wie jeder Zweig an einem jeden Baum?

Wer stürzt wie Wasser über seine Neigung

ins unbekannte Glück so rein, so reg?

Und wer nimmt still und ohne Stolz die Steigung

und hält sich oben wie ein Wiesenweg?

KA 2, 160

Siehe die Blumen, diese dem Irdischen treuen,

denen wir Schicksal vom Rande des Schicksals leihn, –

aber wer weiß es! Wenn sie ihr Welken bereuen,

ist es an uns, ihre Reue zu sein.

Alles will schweben. Da gehn wir umher wie Beschwerer,

legen auf alles uns selbst, von Gewichte entzückt;

o was sind wir den Dingen für zehrende Lehrer,

weil ihnen ewige Kindheit glückt.

Nähme sie einer ins innige Schlafen und schliefe

tief mit den Dingen –: o wie käme er leicht,

anders zum anderen Tag, aus der gemeinsamen Tiefe.

Oder er bliebe vielleicht; und sie blühten und priesen

ihn, den Bekehrten, der nun den Ihrigen gleicht,

allen den stillen Geschwistern im Winde der Wiesen.

SaO (Zweiter Teil, XIV Sonett), 48

DIE SPRACHE DER BLUMEN

Und glaubst du gleich den Worten nicht,die ich dir hoffend schrieb –die Sprache, die die Blume spricht,verstehst du doch, mein Lieb.

Wenn dein Fuß dort fürder schreitet,

wo die Fluren üppig stehn –

glaub mir, jede Blume deutet

viel dir – kannst du sie verstehn.

Wenn ein Hauch von zarten Winden

leise lispelt durch die Flur –

horche, was sie dir verkünden

all die Kinder der Natur: –

Amaryllis

Mögen mich auch alle hassen,

leis wend ich mein Haupt zu dir.

Sieh, ich fühl mich so verlassen,

komm, Geliebte, komm zu mir.

Nemorilla

Leuchten droben dort die Sterne,

öffne ich mein Blütenkleid.

Ja, mein Freund, ich komme gerne,

nur bestimme du die Zeit.

Stachelbeere (Ribes grossularia)

Schaffe dir, vernimm die Lehre, –

strebend deinen eignen Herd.

Diesem Wirken ziemet Ehre,

Häuslichkeit giebt hohen Wert.

Eiche (Quercus)

Freund, bei jedem deiner Werke,

daß dein Arm dir nie erschlafft,

traue auf die eigne Stärke,

traue auf die eigne Kraft.

Hollunder (Syringa vulgaris)

Unheil droht dir unabwendig:

Rose glänzt zwar, doch sie sticht.

Ich nur bleibe stets beständig,

glaube mir, verkenn mich nicht.

Rittersporn (Delphinium)

Sagt dir nicht ein tief Verlangen,

siehst du mich im weiten Feld

stolz vor allen andern prangen:

Mutigen gehört die Welt!?

Immergrün

Hat auch mancher Blitz getroffen, –

alle Blitze töten nicht.

Immer giebt ein neues Hoffen

neue frohe Zuversicht.

Camelie (Camellia)

Nie sprachst du ein Wort von Milde,

das so wohl dem Ohre schallt.

Scheinst gleich einem Marmorbilde

stolz und schön, doch rauh und – kalt.

Weißdorn (Crataegus)

Wag es nimmer mich zu brechen,

bald schon hättest du's bereut –

denn, mein Freund, ich müßte stechen,

tät es mir auch noch so leid.

Frauenschuh (Cypripedium)

Überlege, überlege

jeden Umstand vor der Tat

und erwäge, Freund, erwäge

sogleich jeden guten Rat.

Aster (aster chinensis)

Scheint die Sonne kalt und trüber –

in die Zukunft wend den Blick.

Sieh! der Winter geht vorüber

und der Frühling kehrt zurück!

Schneeball

Gestern hast du mir versprochen

Lieb und Treu zu jeder Frist.

Heute schon dein Wort gebrochen; –

wie veränderlich du bist!

Levkoie

Tief hat mich dein Spott getroffen,

den ich bitter gar empfand –

dennoch biet ich frei und offen

zur Versöhnung dir die Hand.

Primel

Nimmer will ich höher streben,

denn ich lieb mein schlichtes Kleid.

Glaub, das höchste Glück im Leben

liegt in der Zufriedenheit.

Heckenrose

Täusche, Falscher, nicht mein Hoffen,

wie das Herz, mit dem du spielst!

O! so sag mir frei und offen

was du denkst und was du fühlst.

Epheu

Aufwärts streb ich zu der Höhe,

auf – zu deinem Fenster sacht ‌….

Lang schon such ich deine Nähe,

die mich, ach! so glücklich macht.

Brennende Liebe

Nur drei Worte sind vonnöten,

bergen Seligkeit in sich –

sieh mich zittern, mich erröten

und vernimm: Ich liebe dich! –

Pantoffelblume

Herrschsucht macht die Liebe schwinden,

und mit ihr enteilt das Glück,

nie wirst du sie wiederfinden,

ganz kehrt nie sie mehr zurück.

Veilchen

Schlicht nur bist du stets gewesen,

unbedeutend oft und klein,

dennoch nimmt dein liebes Wesen

jeden, jeden für dich ein.

Pelargonium

Trag ich doch an meinem Schmerze

wirklich schon genug und schwer;

laß mir Ruhe; – deine Scherze,

sie verwunden mich noch mehr.

Hyazinthe

Tief im Herzen zieht ein Weben

ach, so hold, so selig ein:

Dir gehört mein ganzes Leben,

dir gehört mein ganzes Sein.

Narzisse

Hast du herzlos auch getrieben

loses Spiel; mich oft betrübt, –

dennoch muß ich stets dich lieben –

wie ich immer – dich geliebt.

Winde

Nur der Schmeichler will dich schonen.

Wahrer Freund dir wahr stets spricht,

willst du's dankend ihm entlohnen,

dein Vertraun entzieh ihm nicht.

Georgine

Lohn wird dir zu allen Zeiten

ohne Müh und Arbeit nie.

Liebe mußt du auch erstreiten;

denn nur dann verdienst du sie.

Myrte

Was ich kaum zu denken wagte,

meiner Träume holdes Bild,

– eh der junge Morgen tagte,

hat mein Glück sich schon erfüllt!

Christusauge

Nicht die Schönheit, nicht die Jugend

frommen wohl am meisten dir.

Nur Bescheidenheit und Tugend

sind des Weibes höchste Zier.

Klee

Wenig ists – was ich verkünde,

daß ich Herzen innig band.

Jenes Band, mit dem ich binde,

Freundschaft wirds allhier genannt.

Stiefmütterchen

Schließe stets dein Ohr und meide

die da schwatzen bös und schlecht.

Sei auf deiner Hut und scheide

streng den Irrtum von dem Recht.

Bandgras

Wie am Rosenblatt, dem süßen

saugt der Schmetterling – so lind,

so muß ich und müßt ichs büßen –

küssen dich, – du schönes Kind.

Apfelblüte

Wenn auch Wogen wild sich stauen,

vorwärts wende deinen Blick.

Dorten in der nebelgrauen

fernen Zukunft liegt dein Glück.

Vergißmeinnicht

Löschen dieses Lebens Gluten,

ich bleib dennoch frisch und jung;

denn ich wahre allen Guten

süßes Glück: Erinnerung!

Passionsblume

Ziehn auch Wolken schwer und trübe,

nie verliere, Freund, den Mut,

traue, glaube, hoffe, liebe ‌….

alles wird einst wieder gut. –

Und die Blümlein alle sagen

dir so viel, vernimmst es du!

Lispeln in des Unglücks Tagen

süße Tröstung leis dir zu.

Glücklich jeder, dem sie's künden,

geht er hin durchs weite Feld –

er allein wird stets empfinden

wahre Lust an dieser Welt.

Er traut auf die eigne Stärke,

auf die eigne Kraft wohl gern;

denn er sieht in jedem Werke

die allmächtge Hand des Herrn!

Werke III (Leben und Lieder), 36-44

BLAUE HORTENSIE

So wie das letzte Grün in Farbentiegeln

sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,