Der Geist - Richard Laymon - E-Book

Der Geist E-Book

Richard Laymon

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Beschreibung

Blutet für mich!

Eine Gruppe von Studenten probiert auf einer Party ein altes Ouija-Brett aus. Tatsächlich können sie Kontakt mit einem Geist aus dem Jenseits aufnehmen, der ihnen verrät, dass auf dem Calamity Peak, einer unzugänglichen Bergregion in Kalifornien, ein Schatz versteckt sein soll. Ein Riesenspaß – so denken die jungen Leute. Doch die Reise, die sie beginnen, führt alle in ein unaussprechliches Grauen.

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Seitenzahl: 611

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Zum Buch

Die attraktive Dozentin Corie Dalton lädt eine Gruppe von Studenten zum Semesterabschlussfest zu sich nach Hause ein. Als den ausgelassenen Gästen Cories altes Ouija-Brett in die Hände fällt, beschließen sie, eine Séance abzuhalten. Tatsächlich gelingt es ihnen, Kontakt mit einem Geist namens Butler aufzunehmen. Butler verrät ihnen, dass auf dem Calamity Peak, einer unzugänglichen kalifornischen Bergregion, ein Schatz versteckt sein soll. Die unheimliche Botschaft aus dem Jenseits beunruhigt die Studenten – dennoch beschließt die Gruppe, sich auf die Suche zu machen. Die Reise wird von unheimlichen Vorzeichen gesäumt, die sich schon bald bewahrheiten sollen. In einer verlassenen Mine treffen die jungen Leute auf einen geisteskranken Mörder – doch das ist erst der Auftakt zu einem beispiellosen Horrortrip …

Mit einem ausführlichen Verzeichnis aller im Wilhelm Heyne Verlag erschienenen Werke von Richard Laymon.

Zum Autor

Richard Laymon wurde 1947 in Chicago geboren und studierte in Kalifornien englische Literatur. Er arbeitete als Lehrer, Bibliothekar und Zeitschriftenredakteur, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete und zu einem der bestverkauften Spannungsautoren aller Zeiten wurde. 2001 gestorben, gilt Laymon heute in den USA und Großbritannien als Horror-Kultautor, der von Schriftstellerkollegen wie Stephen King und Dean Koontz hoch geschätzt wird.

Besuchen Sie auch die offizielle Website über Richard Laymon unter www.rlk.stevegerlach.com

RICHARD LAYMON

DER GEIST

Roman

Aus dem Amerikanischenvon Marcel Häußler

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

Die Originalausgabe

DARKNESS, TELL US

erschien bei Leisure Books, New York.

Das komplette Hardcore-Programm, den monatlichen Newslettersowie unser halbjährlich erscheinendes CORE-Magazinmit Themen rund um das Hardcore-Universum finden Sie unterwww.heyne-hardcore.de

Weitere News unter www.facebook.com/heyne.hardcore

Vollständige deutsche Erstausgabe 09/2014

Copyright © 1991 by Richard Laymon

Copyright © 2014 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Published in arrangement with Lennart Sane Agency AB

Redaktion: Sven-Eric Wehmeyer

Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich

Satz: Schaber Datentechnik, Wels

ISBN: 978-3-641-12482-3

www.heyne-hardcore.de

Für unsere großartigen Freunde

Chris & Dick Boyanski,

unerschrockene Forscher auf dem Gebiet

der Mixologie und des Übernatürlichen.

Für Kara und Kyle.

Und natürlich für Timmy,

wo immer du bist,

was immer du bist.

Aber seltsam!

Oft, uns in eignes Elend zu verlocken,

Erzählen Wahrheit uns des Dunkels Schergen,

Verlocken erst durch schuldlos Spielwerk, um

Vernichtend uns im Letzten zu betrügen.

MACBETH, 1. Akt, Szene 3

1

»Das halte ich für keine besonders gute Idee«, sagte Dr. Dalton.

»Ach, kommen Sie schon. Das wird bestimmt aufregend.« Lana stand auf Zehenspitzen und zog die flache Kiste des Ouija-Bretts aus dem Regal. Die darauf gestapelten Spiele wackelten. Monopoly und Karriere gerieten hoch über ihrem Kopf ins Rutschen.

»Pass auf!«, warnte Keith sie.

Sie riss eine Hand hoch und hielt die Kartons fest. Doch ein lederner Würfelbecher, der unbemerkt auf dem Monopoly-Spiel gelegen hatte, glitt die schiefe Ebene hinunter. Er prallte gegen ihre Stirn. Sie zuckte zusammen, murmelte »Scheiße!« und zerrte das Ouija ganz heraus. Die übrigen Spiele fielen auf das Regal und ließen es erzittern.

Howard grinste. Es geschah Lana ganz recht, weil sie sich über den Wunsch der Dozentin hinweggesetzt hatte. Einige andere Studenten lachten.

Weder grinste Dr. Dalton, noch lachte sie, aber Howard bemerkte ein amüsiertes Funkeln in ihren Augen. »Ich habe dir doch gesagt, dass es keine gute Idee ist.«

»Ich wusste ja nicht, dass Sie hier Fallen aufgestellt haben«, sagte Lana.

»Manchmal habe ich sogar Glück, und ein Tollpatsch tappt hinein.«

»Sehr witzig«, sagte Lana. Mit dem Ouija-Brett unter dem Arm bückte sie sich, hob den Würfelbecher auf und stellte ihn zurück ins Regal. Sie wandte sich um und sah der Dozentin in die Augen. »Sie haben doch nicht wirklich etwas dagegen, wenn wir das Ding ausprobieren, oder? Ich habe noch nie ein Ouija-Brett im Einsatz gesehen.«

»Sei froh.«

»Uuuhhh. Wie unheimlich«, sagte Keith.

Lana warf ihm einen kurzen Blick zu, als könnte sie auf seine Einmischung verzichten. Lächelnd zuckte sie die Achseln und sagte zu Dr. Dalton: »Es ist nur ein Spiel, Corie.«

»Das ist russisches Roulette auch.«

»Huuuhhh«, gab Keith von sich.

Was für ein Arschloch, dachte Howard. Doch er behielt seine Meinung für sich. Er war kein Idiot. Keith, der wie ein Sportfanatiker aussah und sich auch so benahm, obwohl er im Hauptfach Englisch studierte, könnte ihn vermutlich mit einem einzigen Schlag erledigen.

Aus einem Sessel in der Ecke des Wohnzimmers sagte Doris: »Der Vergleich scheint etwas übertrieben, wenn ihr mich fragt.«

»Dich fragt aber niemand«, erwiderte Keith. Lana begutachtete auf Zehenspitzen die aufgestapelten Spiele. »Haben Sie einen Revolver hier oben, Corie?«

»Natürlich nicht.«

»Warum dann ein Ouija-Brett, wenn es so gefährlich ist?«

»Es ist eine Art Andenken. Ich hätte es wohl besser wegwerfen sollen.«

»Wo liegt das Problem?«, fragte Keith.

»Man sollte sich davor hüten, mit dem Unbekannten herumzuspielen«, sagte Doris mit unheilsschwangerer Stimme. Sie sah Keith mit aufgerissenen Augen an, obwohl er nicht einmal in ihre Richtung blickte. Dann schwang sie ihre dicken Beine von der Fußstütze, sprang auf und stolzierte zu den anderen.

Da kommt sie, dachte Howard. Unser dicker Puck. Unser lebhafter, pedantischer Gnom.

Doris hob mahnend einen Finger. »In den dunklen Ecken des Universums lauern Kräfte, die …«

»… drauf scheißen«, schlug Keith vor.

»Schluss jetzt«, ermahnte ihn Dr. Dalton. »Wir sind hier, um uns zu amüsieren«, sagte sie zu Lana. »Wenn du so versessen darauf bist, mit dem Ding herumzuspielen, von mir aus. Aber zieh mich nicht mit rein. Einverstanden?«

»Klar! Toll! Okay, wer macht mit?«

»Mit dir mache ich alles, wann immer du willst«, sagte Keith.

Wahrscheinlich treibt er es wirklich mit ihr, dachte Howard.

Lana ignorierte die Bemerkung und fragte Dr. Dalton: »Wie viele können mitspielen?«

»Höchstens vier, glaube ich. Sonst wird es zu eng am Brett.«

»Okay. Wir brauchen noch zwei Freiwillige.«

»Lasst mich mitmachen«, sagte Doris.

Keith sah aus, als würde er lieber ein Stück benutztes Klopapier mitmachen lassen, aber er widersprach nicht.

»Das macht drei«, sagte Lana. »Noch einer. Hat jemand Lust?«

Howard sah sich um. Dr. Dalton schüttelte den Kopf. Glen saß in einer Ecke und stopfte sich Chips in den Mund. Angela hockte mit im Schoß gefalteten Händen auf dem anderen Ende des Sofas und starrte ins Leere.

Ich sollte wahrscheinlich zu ihr gehen und mich neben sie setzen, dachte er. Er hatte an diesem Abend kaum mit ihr geredet. Sie könnte denken, dass er sie links liegen ließe.

Aber sie war so seltsam. Als würde sie von einem anderen Stern kommen und sich nach Hause sehnen.

Keith schlug Howard auf die Schulter. Fester als nötig. »Mach mit, Howie. Du kannst dein Knie unterm Tisch an Doris’ reiben.«

Er sah zu Lana. »Bist du einverstanden?«

»Klar. Warum nicht?«

Er zuckte die Achseln und kam sich ein wenig albern vor, weil er Lana um Erlaubnis gefragt hatte.

»Also, Corie, wie wird es gespielt?«

Ehe sie antworten konnte, sagte Doris: »Ich habe es schon mal gemacht.«

»Mit wem? Einem Blinden?«, fragte Keith.

»Wirklich witzig, Mr. Harris. Schön, dass du dich mit so erschreckend dummen Sticheleien vergnügen kannst.«

»Oink«, sagte er.

Lana schwang den Arm durch die Luft. Ihr Handrücken traf Keiths linken Brustmuskel, der sich deutlich unter dem engen T-Shirt abzeichnete, mit einem Geräusch, als klopfte jemand mit einem Holzhammer Steaks. »Hör auf«, sagte sie.

Dr. Dalton zog die Brauen hoch. Ihre Lippen waren fest zusammengepresst und die Mundwinkel nach unten gezogen. Howard kannte diesen Gesichtsausdruck. Sie freute sich, dass Lana Keith einen Klaps verpasst hatte, versuchte jedoch, ein Grinsen zu unterdrücken.

»Ich habe einen Kartentisch in der Küche«, sagte sie. »Warum holen wir ihn nicht rüber, damit wir Übrigen euch im Auge behalten können?«

Sie gingen in die kleine aufgeräumte Küche. Dr. Dalton zog die Stühle unter dem Tisch vor. Sie klappte einen davon zusammen. Als sie ihn Howard reichte, sah sie ihn mit diesem besonderen Blick an. Einem Blick, den sie niemals einem anderen schenkte. Er begegnete ihm mit seiner eigenen Variante davon. Kein Zwinkern, doch er schien die Bedeutung eines Zwinkerns zu enthalten: Sie teilten eine ironische Belustigung über die Dummheiten der anderen. Was tun zwei Leute wie wir mitten unter ihnen?

Er spürte, wie er errötete. Vermutlich errötete er jedes Mal, wenn sie ihn so ansah.

Sie reichte auch Doris und Lana Stühle, dann ging sie in die Hocke und zog an einem Metallhebel, um die Arretierung der einklappbaren Tischbeine zu lösen.

Howard sah, wie sich die weißen Shorts über den weichen Kurven ihres Hinterns spannten. Die Bluse lag eng an ihrem Rücken. Durch den Stoff konnte er ihre rosige Haut und die Träger des BHs erkennen.

Seine Kehle schnürte sich zu. Sein Herz schlug schneller, und er spürte einen Druck zwischen den Beinen.

Howard wandte sich ab und trug den Stuhl ins Wohnzimmer.

Er hatte dieses Sommersemesterseminar nur aus einem einzigen Grund belegt: um in Dr. Daltons Nähe zu sein. Während seiner drei Jahre an der Belmore University hatte er sich schon für viele ihrer Seminare eingeschrieben, doch es waren nie genug. Seit sie am ersten Morgen seines Englischstudiums an das Pult getreten war, war er von ihr bezaubert. Sie war so schön, so klug und witzig, so warmherzig.

Sie mochte ihn sehr, das wusste er.

Doch er wusste, dass sie ihn nicht als potenziellen Liebhaber betrachtete. Und das würde sich auch nie ändern. Erstens war er neun Jahre zu spät zur Welt gekommen. Kein riesiger Altersunterschied, aber dennoch ein Hindernis. Zweitens war er nur ein oder zwei Schritte davon entfernt, ein Nerd zu sein. Drittens war Dr. Dalton eine Einzelgängerin, die sich für keinen Mann zu interessieren schien, und schon gar nicht für einen kümmerlichen Einundzwanzigjährigen.

Sei einfach froh, dass sie dich mag, sagte er sich.

Aber als er den Stuhl im Wohnzimmer abstellte, überkam ihn ein starkes Verlustgefühl. Dr. Daltons Party an diesem Abend bedeutete das Ende des Sommersemesters. Morgen würde Howard seine Sachen packen, um am Tag darauf nach Hause zu fliegen. Er würde sie vor Beginn des Wintersemesters in fast zwei Monaten nicht mehr sehen.

Als die anderen mit den Stühlen und dem Tisch hereinkamen, bereute er, dass er sich bereit erklärt hatte, mitzuspielen. Dr. Dalton hatte nicht vor, mit dem Ouija-Brett herumzualbern. Wenn er sich geweigert hätte, könnte er die Zeit mit ihr verbringen.

Keith hielt die Tischplatte, während Dr. Dalton die Beine einrasten ließ. Er stellte den Tisch auf die Beine, und sie dirigierte ihn in die Mitte des Zimmers.

Keith setzte sich gegenüber Lana, Howard gegenüber Doris.

Als Lana die Kiste aufklappte, kam Glen mit einem Haufen Chips in der Hand herüber. Der Boden wackelte, bis er hinter Doris stehen blieb. Er blickte auf das Ouija-Brett und stopfte sich Chips in den Mund.

»Willst du für mich einspringen?«, fragte Howard.

»Im Leben nicht.«

»Sehr sensibel«, sagte Dr. Dalton.

Denkt sie, ich wäre nicht sensibel?, fragte sich Howard. Nein, sie versteht es. Sie hat gemerkt, dass ich mich habe drängen lassen.

Vielleicht könnte er Angela dazu bringen, seinen Platz einzunehmen.

Er blickte zum Sofa. Angela sah ihn mit großen, traurigen Augen an.

»Angela?«, rief er. »Würdest du gern spielen?«

»Nein danke.«

»Hör auf zu versuchen, dich rauszuwinden, Howie.«

»Ich finde, ihr seid verrückt«, sagte Glen. Ein feuchter Chipskrümel flog aus seinem Mund, segelte über Doris’ Kopf hinweg und landete auf dem Ouija-Brett. Genau auf dem J des JA in der oberen linken Ecke. Niemand außer Howard schien es zu bemerken. »Hat jemand von euch Der Exorzist gelesen?«

»Spinn nicht rum«, sagte Keith.

»Dieses kleine dumme Mädchen in dem Buch war besessen … weil es mit seinem Ouija-Brett herumgespielt hatte.«

Doris sagte mit ihrer bedrohlichen Stimme: »Da kommt nichts Gutes bei raus.« Dann kicherte sie.

Lana blickte von der Rückseite der Kiste auf. »Hier steht, wir sollen unsere Finger leicht auf den Zeiger legen und einfach Fragen stellen.« Sie stellte die Kiste auf den Boden, setzte den herzförmigen Plastikzeiger auf die Mitte des Bretts und legte zwei Finger der rechten Hand darauf.

»Atmosphäre!«, sagte Keith. »Wir sollten das im Dunklen machen, meint ihr nicht?«

»Wie sollen wir dann die Botschaften lesen?«, fragte Lana.

»Mit einer Taschenlampe. Haben Sie eine Taschenlampe, Prof?«

»Ich hole eine«, sagte sie. »Ihr braucht bestimmt auch einen Stift und Papier.«

Lana sah zu ihr auf. »Wird dieses Ding wirklich mit uns sprechen?«

»Es würde mich nicht überraschen«, sagte Dr. Dalton und ging davon.

»Ich kümmere mich um das Licht«, sagte Glen.

Als er sich entfernte, griff Angela nach oben und schaltete die Stehlampe an ihrem Ende des Sofas aus. Sie blieb eine Weile in der Dunkelheit sitzen und sah zu Howard und den anderen. Dann stand sie auf und kam herüber. Mit ihrer leisen, zögerlichen Stimme sagte sie: »Wenn niemand etwas dagegen hat, schreibe ich die Botschaften auf.«

»Braves Mädchen«, sagte Keith.

Howard vermutete, dass sie nur nicht allein im Dunkeln sitzen wollte.

»Schön, dass ihr alle so zuversichtlich seid«, sagte Lana. »Mein Gott, es wäre cool, wenn das Ding wirklich irgendwas übermittelt.«

»Die Geister der Toten sind immer auf Kontakt zu den Lebenden aus«, sagte Doris, dieses Mal mit ihrer normalen Stimme.

Meinte sie das ernst? »Die Geister der Toten?«, fragte Howard.

»Wer sonst?«

»Wir? Ich meine, ich habe mich ein bisschen über solche Sachen informiert. Nach dem, was ich gelesen habe, scheint es Konsens zu sein, dass die Bewegungen des Zeigers durch das Unterbewusstsein der Teilnehmer gesteuert werden.«

»Was auch interessant sein könnte«, sagte Lana.

»Eine schöne Theorie«, sagte Doris. »Schön im elisabethanischen Sinne – also einfach, naiv und unwissend.«

Keith nickte grinsend. »Genau. Die schlauen Leute wissen, dass es die Toten sind, die mit einem reden.«

»Du kannst dich ruhig über mich lustig machen, aber …« Sie wandte den Kopf, als Dr. Dalton ins Zimmer kam. »Hey, Professor, kommen die Ouija-Botschaften aus dem Unterbewusstsein desjenigen, der den Zeiger führt? Oder von körperlosen Wesen?«

»Ich bin kein Experte auf dem Gebiet.«

»Aber Sie haben das Brett benutzt, oder?«

»Ich habe es benutzt. Deshalb will ich nichts mit dem Ganzen zu tun haben. Wer will die Taschenlampe?«

»Ich«, sagte Angela. »Ich schreibe auf.«

Dr. Dalton gab ihr die Taschenlampe, einen Kugelschreiber und einen Block.

»Okay?«, fragte Lana. »Versuchen wir es.«

Als alle am Tisch die Arme ausstreckten und ihre Finger auf den Zeiger legten, sagte Dr. Dalton: »Denkt dran, was ich euch gesagt habe. Erwähnt nicht meinen Namen, während ihr mit dem Ding herumspielt.«

»Meinen auch nicht«, sagte Glen und nahm wieder seine Position hinter Doris ein. »Man kann nicht vorsichtig genug sein, wenn man sich mit Geistern einlässt. Auch wenn ich nicht daran glaube.«

»Wir erwähnen niemanden, okay? Fangen wir an.«

»Nur einer von uns sollte die Fragen stellen«, flüsterte Doris.

»Das übernehme ich«, sagte Lana. »Okay. Los geht’s.« Mit ihrer klaren, festen Stimme fuhr sie fort: »Oh, großer Geist des Ouija-Bretts, wir, deine ergebenen Diener, bitten dich, zu uns zu sprechen. Hallo? Hallo? Ist da jemand? Huhu! An alle Geister, an alle Geister …«

»Sei nicht so albern«, murmelte Doris.

»Geister des Totenreichs, wir flehen euch an, mit uns zu kommunizieren. Bewohner des Jenseits. Ghule, Gespenster, langbeinige Untiere …«

»Verdammt, Lana.«

»Sprich zu uns. Oh, großes Unterbewusstsein, oh, großes Es, setz diesen geheimnisvollen Zeiger in Bewegung. Komm schon, wir verlieren die Geduld.«

Der Zeiger unter ihren Fingern begann plötzlich zu gleiten.

»Na also«, flüsterte Keith.

»Pssst.«

Er beschrieb Kreise und ruckte hin und her.

»Macht das jemand von euch?«, fragte Lana.

Er verharrte bei Howard auf der oberen Buchstabenreihe. Angelas Hüfte streifte Howards Oberarm. Sie beugte sich vor und schaltete die Taschenlampe an. »I«, flüsterte sie und folgte mit dem Lichtstrahl dem Zeiger, bis er erneut anhielt. »C.« Wieder rutschte er einige Buchstaben weiter. »H.«

Der Zeiger rührte sich nicht mehr.

»Ich«, sagte sie.

»Oh Mann«, stöhnte Keith.

»Das ergibt Sinn«, sagte Lana. »Gott, ich habe gefragt, wer …«

Das Plastikherz schoss in eine Ecke des Bretts. Es blieb auf NEIN liegen.

»Nicht Gott«, sagte Doris.

»Das Ding hat Sinn für Humor«, sagte Keith. Er klang nervös.

»Du hast den Zeiger rübergeschoben«, sagte Lana.

»Nein. Ich schwöre.«

»Howard?«

»Ich nicht. Ehrlich.«

»Doris?«

Der Zeiger bewegte sich. Doch nicht auf dieselbe Art wie zuvor. Dieses Mal glitt er nicht leicht über die Oberfläche des Bretts. Er fühlte sich schwerfällig an, als würde er heruntergedrückt, geschoben. »So fühlt es sich an«, sagte Doris, »wenn einer von uns es steuert.«

Lana zog ihre Hand zurück. Sie legte sie auf ihre Brust, fingerte am obersten Knopf ihrer Bluse und starrte auf das Brett.

»Hast du ein Problem?«, fragte Doris. Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus.

»Halt den Mund«, sagte Lana.

»Jetzt ist uns nicht mehr nach Albernheiten zumute, was?«

»Wir sollten ihm eine Frage stellen«, sagte Keith.

Lana klopfte mit dem Fingernagel auf den Knopf. »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«

»Das Ouija-Brett hat genau das getan, wozu es da ist«, belehrte Doris sie.

»Komm schon, Lana.«

»Okay, okay.« Sie legte die Finger auf den Zeiger. »Wer bist du?«, fragte sie.

Der Zeiger bewegte sich langsam über das Alphabet und verharrte lang genug bei den einzelnen Buchstaben, damit Angela sie mithilfe der Taschenlampe vorlesen und auf dem Block notieren konnte. »F-R-E-U-N-D.«

»Freund«, sagte Lana. »Das freut mich. Wo bist du?«

»N-A-H.«

»Frag, ob es ein Geist ist«, flüsterte Keith.

»Bist du ein Geist?«

Der Zeiger raste zu der Mondsichel in Howards Ecke des Bretts.

»Nein«, sagte Angela.

»Kein Geist. Das ist beruhigend. Was bist du?«

»D-I-E-N-E-R.«

»Wessen Diener?«

»D-E-I-N.«

Lana stieß ein kurzes Lachen aus. »Super. Was wirst du für mich tun, Diener?«

»G-E-B-E-N.«

»Du wirst mir etwas geben? Was?«

»D-U.«

»Ich? Ich soll etwas geben?«

»K-U-E-S-S-K-H.«

»Hey«, platzte Keith heraus, »das bin ich. Es will, dass du mich küsst.«

»Schwachsinn.«

»Ich bin der einzige K. H. hier. Keith Harris.«

»Soll ich Keith küssen?«

Der Zeiger glitt zu der Sonne in der oberen Ecke und blieb auf dem JA stehen.

»Langsam gefällt es mir«, sagte Keith.

»Für wen hält der Kerl sich, für Amor?«

»Tu es einfach«, sagte Doris.

Keith nahm die Hand von dem Zeiger, stand auf und beugte sich über den Tisch. Er schürzte die Lippen.

Lana sah ihn stirnrunzelnd an.

Howard fragte sich, warum sie zögerte. Er wusste mit Sicherheit, dass sie mit Keith zusammen war. Wahrscheinlich hatten sie schon mehr getan, als sich zu küssen.

»Das ist verrückt«, sagte sie.

»Du musst es nicht tun«, meinte Dr. Dalton. »Ich an deiner Stelle würde nichts von dem tun, was es verlangt.«

»Komm schon, Süße.«

Seufzend stand Lana auf, lehnte sich nach vorn und küsste Keith auf den Mund. Dann sank sie zurück auf ihren Stuhl. Ein wenig verschnupft sagte sie: »Okay, Ouija, ich habe es getan. Was jetzt?«

Sobald sie und Keith ihre Finger zurück auf den Zeiger gelegt hatten, setzte er sich schnell in Bewegung.

»I-C-H-B-I-N-D-R-A-N.«

2

»Er ist dran?«, flüsterte Keith.

»Auf keinen Fall«, keuchte Lana. Der grelle Schein der Taschenlampe beleuchtete ihr Gesicht. Howard lief ein Schauder über den Rücken, als er sah, wie sich ihre Lippen zusammenpressten – als würden sie von einem unsichtbaren Mund niedergedrückt.

Sie tut das selbst, begriff er. Weil sie Angst hat, dass es sie küsst.

Plötzlich verzog sie das Gesicht und wandte sich von dem hellen Lichtstrahl ab. »Hör auf damit!«

»Entschuldigung.« Angela senkte die Taschenlampe.

»Alles in Ordnung?«, fragte Keith.

»Außer dass ich geblendet wurde …«

»Spürst du irgendwas?«

»Natürlich nicht. Mach dich nicht lächerlich.«

»Ich dachte einen Moment lang …« Keith verstummte, als der Zeiger zur Seite schoss. Erschrocken von der plötzlichen Bewegung, hielt Howard die Luft an.

Angela beugte sich über das Brett. Sie leuchtete auf den Zeiger. »I-C-H«, sagte sie. Der Zeiger glitt weiter, hielt an, bewegte sich wieder.

»G-E-B-E.«

»Siehst du?«, sagte Keith. »Er will dich doch nicht küssen. Er ist an der Reihe, etwas zu geben, das hat er gemeint.«

Lana atmete tief aus. Sie schien ein wenig nach vorn zu sacken. Nach einem Augenblick sagte sie: »Okay, Ouija. Was wirst du uns geben?«

»K-O-H-L-E.«

»Kohle? Was meinst du? Geld?«

Der Zeiger glitt zum lächelnden Gesicht der Sonne und hielt auf dem JA.

»Du wirst uns Geld geben?«

Das Plastikherz unter ihren Fingerspitzen blieb reglos liegen.

»Heißt das wieder Ja?«, fragte Lana.

»Sieht so aus«, sagte Doris.

»Das Spiel gefällt mir richtig gut«, sagte Keith. »Wir teilen den Gewinn, oder?«

Lana gab keine Antwort. Sie starrte auf das Brett und fragte: »Wo ist das Geld?«

Der Zeiger rutschte über das Alphabet, verharrte kurz, während Angela die Buchstaben las, und bewegte sich dann weiter.

»K-I-S-S-E-N.«

»Kissen? Unter einem Kissen?«

»S-O-F-A.«

»Ich sehe nach«, sagte Glen. Er lief zum Sofa, schaltete die Lampe am anderen Ende an, warf die drei Kissen zur Seite und begann zu suchen.

»Alles, was du findest, gehört mir«, rief Dr. Dalton ihm zu.

»Dieser Typ ist wirklich ein Genie«, sagte Keith. »Er verrät uns das große Geheimnis, dass Geld zwischen die Polster gerutscht ist.«

»Solche Erscheinungen stehen auf Spielchen«, erklärte Doris.

»Na also.« Glen hielt einen Penny hoch.

»Welch unvorstellbarer Reichtum«, sagte Keith.

»Vielleicht gibt es noch mehr.« Glen sank auf die Knie und schob eine Hand tief in den Schlitz hinter der Sitzfläche. »Bäh. Wartet. Hmmm. Hat jemand einen Kamm verloren?« Er zog ihn heraus und suchte weiter. »Noch ein paar Münzen«, verkündete er. Er fischte sie heraus und zählte sie. »Sechsundvierzig Cent bis jetzt.«

»Heute ist mein Glückstag«, sagte Dr. Dalton.

Glen schob den Arm erneut in den Spalt. Er fuhr mit der Hand hin und her. »Da ist … irgendwas … Ich hab’s.« Er zog den Arm heraus und öffnete die Hand. »Hoppla.«

Nur ein Stück Folie, dachte Howard. Wie die Verpackung von Alka-Seltzer-Tabletten, bloß rot.

»Uh, tut mir leid, Professor.«

»Wirf es einfach weg«, sagte sie. Sie klang beschämt und verletzt.

Keith und Lana lachten.

»Ich weiß nicht mal, wie es da hingekommen ist.«

»Ja, klar«, sagte Keith. »Logisch.«

»Kein Grund, sich zu schämen, Corie.«

Eine Kondomverpackung, begriff Howard mit einem Mal. Dr. Dalton hatte es mit jemandem auf dem Sofa getrieben. Er sah vor sich, wie sie sich dort nackt und keuchend wand, während ein fremder Mann in sie hineinstieß. Wie konnte sie zulassen, dass …?

Was hast du denn gedacht? Dass sie Jungfrau ist? Sie ist dreißig Jahre alt. Sie hat wahrscheinlich schon mit vielen Männern geschlafen.

Nein! Sie hat gesagt, sie wisse nicht, wie es dort hingelangt sei. Sie würde nicht lügen.

»Hör auf, da drin rumzuwühlen, Glen«, sagte sie.

»Nur noch einen …« Er zog den Arm aus dem Spalt und inspizierte seinen neuesten Fund. »Was zum Teufel?«

Es sah aus wie ein Stück Papier.

»Ein weiterer Hinweis auf Professor Daltons stürmisches Privatleben?«, fragte Doris.

»Jetzt reicht’s aber«, murmelte Dr. Dalton.

Keith lachte in sich hinein.

Glen faltete mit beiden Händen das zusammengeknüllte Stück Papier auseinander. Es war grün.

»Ein ganzer Dollar?«, fragte Keith.

Glen strich den Schein glatt und hielt ihn vor die Lampe. »Wahnsinn! Ein Hundert-Dollar-Schein!«

»Du willst uns verarschen.«

Er eilte zum Tisch und legte den Schein zwischen Doris und Keith auf das Ouija-Brett. Angela leuchtete mit der Taschenlampe darauf.

»Das sind wirklich hundert Dollar.« Keith grinste Dr. Dalton an. »Wahrscheinlich wissen Sie auch nicht, wie der dort hingekommen ist.«

Sie kam näher zum Tisch. »Ich habe sogar noch nie einen Hundert-Dollar-Schein besessen.«

Lana sah zu ihr auf. »Wie ist er dann da hingekommen?«

»Das Sofa ist nicht neu«, sagte Dr. Dalton. »Ich habe es vor ein paar Jahren gebraucht gekauft. Einiges von dem Zeug war vielleicht schon drin, als ich es bekommen habe.«

»Wer’s glaubt«, sagte Keith.

»Es ist belanglos, wie das Geld ins Sofa gekommen ist«, sagte Doris. »Tatsache ist, dass er uns hingeführt hat. Er wusste, dass es dort war und …«

»Man muss kein geistiger Überflieger sein, um sich zu überlegen, dass jemand auf einem Sofa Geld verloren haben könnte.«

»Aber ein Hundert-Dollar-Schein«, sagte Lana. »Das muss irgendein Trick sein. Ich meine, es ist seltsam genug, dass diese Ouija-Sache funktioniert, aber …« Sie sah Glen an. »Die hundert Dollar sind von dir, oder? Du wolltest uns alle reinlegen, uns einen Schreck einjagen …«

»Ich habe ihn dort gefunden.«

»Schwörst du bei Gott?«

»Ich schwöre es.«

»Angela, du hast dort gesessen.«

Sie trat schnell einen Schritt nach hinten, als wollte sie vor der Anschuldigung zurückweichen. Howard drehte sich um und sah zu ihr auf. Sie schüttelte den Kopf. Ihr Mund öffnete sich, doch es kam kein Wort heraus.

Ich sollte etwas sagen, dachte er. Sie ist zu schüchtern, um sich zu verteidigen.

»Ich glaube nicht, dass …«, begann er.

Dr. Dalton unterbrach ihn. »Angela war nicht mal in der Nähe des Sofas, seit ihr mit dem Blödsinn angefangen habt. Wenn sie keine Hellseherin ist, kann sie nicht gewusst haben, dass das Ouija vorschlagen würde, im Sofa nach verlorenen Schätzen zu suchen. Apropos.« Sie trat neben Lana, streckte die Hand aus und nahm den Schein. »Vielen Dank«, sagte sie. »Ist schließlich mein Haus.«

»Bekommen wir nicht mal einen Anteil?«

»Ihr konntet euch auf meine Kosten amüsieren, Keith. Das sollte Belohnung genug sein.«

»Willst du sie den Schein behalten lassen, Glen?«, fragte Lana.

»Sie hat recht, es ist ihr Haus.«

»Gehört dir der Schein wirklich nicht?«

»Ich hab’s dir doch schon gesagt. Hey, ich wünschte, es wäre meiner.«

Als Dr. Dalton vom Tisch zurücktrat, legte Keith die Finger auf den Zeiger. »Los, mal sehen, was es uns noch zu sagen hat.«

»Vielleicht wäre das ein guter Zeitpunkt aufzuhören«, schlug Dr. Dalton vor.

»Was ist mit uns anderen? Sie haben Ihren Schnitt schon gemacht. Wir haben bis jetzt noch gar nichts bekommen.«

»Ich glaube, ich würde mich bereit erklären, mit euch zu teilen. Was soll’s? Es war schließlich nicht mein Schein.«

»Das klingt schon wesentlich besser.«

»Das wäre nicht gerecht«, sagte Howard.

»Mir macht es nichts aus. Wenn alle damit glücklich sind …«

Doris streckte den Arm aus und legte die Finger auf den Zeiger. »Kommt schon, Leute. Wir sind mit einem wohlwollenden Geist in Kontakt. Wir sollten herausfinden, was er uns sonst noch zu sagen hat.«

»Ich wäre mir nicht so sicher, dass er wohlwollend ist«, sagte Dr. Dalton.

»Ich finde ihn äußerst wohlwollend«, sagte Keith. »Einfach so hundert Dollar auszuspucken.«

Er legte seine Finger auf das Plastikherz. Lana zögerte einen Augenblick, dann folgte sie seinem Beispiel.

»Mach mit, Howie.«

»Wenn Dr. Dalton meint, wir sollten aufhören …«

»Schon in Ordnung«, erklärte sie. »Vielleicht ist das doch kein so guter Moment, um aufzuhören.«

»Sind Sie sicher?«

»Ich bin sicher, dass ihr, wenn ihr jetzt aufhören würdet, alle mit dem Gedanken nach Hause gehen würdet, das Ouija-Brett wäre ein fantastisches Orakel. Macht ruhig noch ein wenig weiter. Ihr überlegt es euch bestimmt bald anders.«

Howard legte die Finger auf den Zeiger.

»Okay«, sagte Lana. »Ouija, wir haben das Geld im Sofa gefunden. Gibt es noch mehr?«

»V-E-R-M-Ö-G-E-N.«

»Was? Ein Vermögen? Wo?«

Der Zeiger glitt über das Brett. Jedes Mal, wenn er verharrte, las Angela den Buchstaben vor. »W-E-G.«

»Ein Weg, wie wir es bekommen können?«, fragte Lana.

»Oder einfach nur ›weg‹«, sagte Doris.

»Im Sinne von ›nicht hier‹? Weit weg?«

Der Zeiger unter ihren Fingern rutschte auf die lächelnde Sonne.

»Ja«, sagte Angela.

»Wo? Wo ist das Vermögen?«

»W-I-S-S-E-N-I-S-T-M-8.«

»Was?«

Angela schrieb die Botschaft auf. Sie blickte stirnrunzelnd auf den Block.

»Das verstehe ich nicht«, sagte Keith.

»Wissen ist Macht«, erklärte Angela.

»Was soll das? Ist der Typ ein verzogenes Blag?«

»Spiele«, sagte Doris. »Er spielt Spiele mit uns.«

Lana sah düster auf das Brett. »Was willst du?«

»B-E-I-E-U-C-H-S-E-I-N.«

»Er will bei uns sein«, sagte Angela.

»Na toll«, murmelte Keith.

»Sag Nein«, sagte Dr. Dalton.

Lana ignorierte den Rat und fragte: »Wo bist du?«

»W-E-G.«

»Bist du tot?«

Der Zeiger malte Spiralen auf das Brett.

»Ich glaube nicht, dass er antworten wird«, flüsterte Doris.

Das Plastikherz kreiste weiter ziellos.

»Okay«, sagte Lana. »Vergiss die Frage. Wer bist du?«

»B-U-T-L-E-R.«

»Dein Name ist Butler?«

»JA.«

»Freut mich, dich kennenzulernen, Butler.«

»E-B-E-N.«

»Eben? Was soll das bedeuten?«, sagte Keith, während sich der Zeiger weiterbewegte.

»F-A-L-L-S.«

»Ebenfalls«, las Angela von ihrem Block ab.

»Ah. Butler ist ein höflicher Mensch.«

»Das kann man so oder so sehen«, sagte Doris.

»Ist Butler dein Vorname oder dein Nachname?«, fragte Lana.

»I-C-H-B-I-N-B-U-T-L-E-R.«

»Vielleicht ist er von Beruf Butler«, vermutete Keith. »Er hat uns schon gesagt, dass er ein Diener ist.«

»Aber er hat gesagt, es sei sein Name. Also. Butler, kommen wir zurück auf das Vermögen, von dem du gesprochen hast.«

»W-A-R-U-M.«

»Du bist doch derjenige, der damit angefangen hat, Butler. Du willst uns doch bestimmt mehr erzählen. Was willst du uns sagen?«

»M-I-N-E.«

»Mine. Ist das Vermögen in einer Mine?«

»JA.«

»Wo befindet sich die Mine?«

»W-I-S-S-E-N-I-S-T-M-8.«

Lana seufzte. »Ich lasse mich nicht gern auf den Arm nehmen, Butler. Ich habe deine Spielchen satt. Vielleicht sollten wir dich einfach in Ruhe lassen, damit du mit dem fortfahren kannst, wobei wir dich unterbrochen haben, was immer das auch war. Willst du das?«

Der Zeiger schoss in eine Ecke des Bretts und blieb neben der Mondsichel liegen.

»Nein? Gut, Butler, entweder verrätst du uns, wo wir das Vermögen finden, oder ich sage adios.«

Der Zeiger verharrte reglos auf dem NEIN.

»Ich glaube, es ist keine gute Idee, ihm zu drohen«, sagte Doris.

»Scheiß auf ihn«, murmelte Lana. Sie zog die Hand zurück. »Packen wir das Brett weg.«

Howard nahm die Hand von dem Zeiger. Keith und Doris ebenfalls.

Lana verschränkte die Arme vor der Brust. Sie zog einen Mundwinkel hoch. »Siehst du, was passiert, Butler, wenn du so unkooperativ bist? Das Ganze ist keine Einbahnstraße, mein Freund.«

Der Zeiger begann sich zu bewegen.

»Oh mein Gott«, ächzte sie.

Angela zuckte zusammen, und ihre Hüfte stieß gegen Howards Arm.

Er schnappte keuchend nach Luft, während er zusah, wie das Herz langsam über das Brett glitt, gefolgt vom Strahl der Taschenlampe. Als es liegen blieb, flüsterte Angela: »D.«

»Das kann nicht wahr sein«, sagte Keith.

»Pssst.«

»U.«

Howard sah auf, als Dr. Dalton einen Schritt näher kam und sich über den Tisch beugte.

»G-I-B-S-T.«

»Du gibst«, sagte Angela.

»Wer?«, fragte Lana.

»A-L.«

»Al?«, fragte Keith. »Wer ist Al?«

»Vielleicht ist er noch nicht fertig, und es soll ›alle‹ bedeuten«, sagte Lana.

»Oder die Initialen von jemandem?«, schlug Doris vor.

»Angela Logan«, flüsterte Angela. »Ich. Er meint mich.«

»Butler, soll Angela etwas geben?«

Der Zeiger rutschte über das Brett und blieb auf JA liegen.

»Was soll sie geben?«

»B-L-U.«

»Blau?«, fragte Keith. Doch der Zeiger bewegte sich weiter.

»S-E-A-N.«

»Wer ist Sean?«

»Halt die Klappe, Keith.«

»H-C.«

Der Zeiger hielt an, und Angela schrieb die letzten Buchstaben auf.

»Was soll das bedeuten?«, fragte Lana sie.

»Ich weiß nicht genau.«

»H. C. könnte ich sein«, sagte Howard. »Howard Clark.«

»Es ergibt trotzdem keinen Sinn.«

»Ich weiß nicht«, sagte Angela mit zitternder Stimme. »Das ist sowieso bescheuert. Er wird uns nicht verraten, wo sein Schatz ist.«

»Vielleicht doch«, sagte Lana. »Wenn wir tun, was er verlangt. Lass Howard mal sehen, was du aufgeschrieben hast.«

Howard wandte sich zu ihr. Angela blickte auf ihn herab. Ihr Mund öffnete sich ein wenig, dann klappte er wieder zu. Sie reichte ihm den Block und leuchtete mit der Lampe darauf.

Howard begriff sofort, was die Botschaft bedeuten sollte. Sein Herz schlug schneller, und er hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. »Also …«

»Spuck es aus, Howie.«

»Es bedeutet: Bluse an H. C.«

»Alles klar! Runter damit, Süße!«

»Keith!«, schnauzte Lana.

»Wir sollten das Ding jetzt wegpacken«, sagte Dr. Dalton. »Ich wusste, dass es mit irgendeinem Scheiß anfangen würde.«

Als sie nach dem Zeiger griff, packte Lana ihre Hand. »Warten Sie, Corie. Einen Moment noch! Wir reden hier von einem Vermögen.«

»Blödsinn. Es gibt kein Vermögen. Dieser Butler – wer zum Teufel er auch sein mag – pfuscht nur in euren Köpfen rum. Er benutzt euch für sein eigenes billiges Vergnügen.«

»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Geben wir ihm eine Chance. Spielen wir es zu Ende, okay? Er hat nur verlangt, dass Angela Howard ihre Bluse gibt. Das ist doch keine große Sache.«

»Für Angela bestimmt schon.«

»Sie ist kein Kind, Corie. Warum lassen wir sie nicht selbst entscheiden? Okay?« Lana ließ Dr. Daltons Hand los.

Die Dozentin blickte das Brett einen Augenblick lang an, dann schob sie die Hände in die Taschen ihrer Shorts. »Es spielt nur mit euch«, sagte sie. »Wenn ihr glaubt, dass das Ding euch reich macht, habt ihr den Verstand verloren.«

Lana hob den Blick zu Angela. »Du trägst doch einen BH, oder?«

Angela nickte.

»Okay, wo liegt das Problem? Er verlangt schließlich nicht, dass du dich nackt ausziehst. Wenn du zum Strand gehst, hast du wahrscheinlich weniger an.«

»Aber er ist … ein Geist oder so was in der Art.«

»Ein reicher Geist«, sagte Keith. »Komm schon, Angie. Du bekommst einen Teil des Schatzes. Wir teilen ihn gerecht auf.«

»Warum ich?«

»Vielleicht weiß er, dass bei dir die Wahrscheinlichkeit am größten ist, dass du dich weigerst«, spekulierte Doris. »Er verlangt es von dir, weil er glaubt, du würdest es nicht tun, und dann muss er uns die Information nicht geben.«

»Es kommt auf dich an«, sagte Keith.

»Tu es nicht, Angela«, ermahnte Dr. Dalton sie. »Lass dich nicht überreden, obwohl du es besser weißt.«

»Aber sie werden mir alle Vorwürfe …«

»Stimmt.«

»Keith!«, fuhr Dr. Dalton ihn an. »Halt deine verdammte Klappe.«

»Vielleicht hilft das.« Lana knöpfte ihre eigene Bluse auf und zog sie aus. »Siehst du? Keine große Sache.« Sie warf die Bluse auf den Boden und setzte sich aufrecht hin. Das Weiß ihres trägerlosen BHs leuchtete im Halbdunkel.

Man sieht nicht mehr, als wenn sie einen Bikini anhätte, sagte Howard sich. Doch der Anblick der nackten Oberseiten ihrer Brüste verschlug ihm den Atem. Er starrte auf die sanften Hügel und das Tal dazwischen und spürte, wie seine Erektion gegen die Hose drückte.

»Du auch, Doris«, sagte Lana.

»Hey, Butler interessiert sich nicht für …«

»Tu es einfach.«

Doris seufzte, kreuzte die Arme vor der Wölbung ihres Bauchs, griff nach dem Saum ihres Sweatshirts und zog es hoch. Darunter kamen ihre von einem riesigen BH umhüllten Brüste zum Vorschein. Sie faltete das Sweatshirt und legte es sich auf den Schoß.

»Sie haben es gemacht«, sagte Keith. »Dann kannst du es auch.«

»Na gut«, murmelte Angela.

»Um Gottes willen.«

»Es ist in Ordnung, Professor.«

»Nichts an dieser ganzen Sache ist in Ordnung.«

Angela schaltete die Taschenlampe aus. Sie stellte sie neben Howards Arm auf den Kartentisch. Als er zur Seite blickte, sah er, wie sie die Bluse aus ihrem Rock zog.

Er blickte zu Lana, um Angela die Peinlichkeit zu ersparen, sich vor seinen Augen ausziehen zu müssen. Es wäre auch ziemlich offensichtlich, wenn er sie ansehen würde. Sie stand unmittelbar neben ihm. Er müsste sich auf seinem Stuhl umdrehen und …

Außerdem war Lana viel hübscher als Angela. Er bemerkte, dass er ihre Brüste anstarrte. Der BH verdeckte gerade eben die Nippel. Ein kleiner Ruck, und der Verschluss würde sich öffnen.

»Glotz nicht so, Howie.«

Bei Keiths Worten fühlte er sich plötzlich schmutzig. Eine Entschuldigung murmelnd, wandte er den Kopf ab.

Und blickte zu Angela.

Sie hatte mit dem untersten Knopf begonnen. Unterhalb der Brust stand die Bluse bereits offen. Während Howard zusah, öffnete sie den Knopf zwischen ihren Brüsten. Dann den letzten am Hals. Angela schlug die Bluse auf. Sie blickte ins Leere, nicht zu Howard, sodass er beobachten konnte, wie sie die Bluse über ihre Schultern und Arme gleiten ließ.

Sie war dünn, und ihre Brüste waren klein. Doch Howard spürte ein heißes Pochen in der Leistengegend. Obwohl die einzige Lampe sich hinter Angela befand, genügte das Licht, damit er durch ihren BH sehen konnte. Die Körbchen waren aus einem dünnen transparenten Stoff, der sich über ihre kegelförmigen Brüste spannte. Die dunklen Nippel waren aufgerichtet. Sie wirkten riesig. Wie Fingerspitzen, die sich durch den zarten BH zu bohren versuchten.

Angela drehte sich zu Howard. Das Licht der Lampe fiel auf ihre linke Brust. So dicht über seinem Gesicht.

Howard war noch nie einer halb nackten Brust so nahe gewesen.

Unterhalb des Nippels hatte sie eine winzige Sommersprosse.

Wenn er sich nur ein wenig erheben würde, könnte er den Stoff des BHs an seiner Wange spüren, so weich und sanft wie eine Sommerbrise. Kaum vorhanden. Die warme seidige Haut darunter. Er könnte das Gesicht daran pressen und die nachgiebige Weichheit spüren. Der Nippel würde gegen sein Augenlid drücken.

»Hier«, flüsterte sie.

Ihre Stimme erschrak ihn.

Er senkte den Blick. Angela reichte ihm die Bluse. Er legte den Notizblock und den Stift auf den Tisch, nahm die Bluse entgegen, faltete sie langsam und wunderte sich über die seltsame Magie, die den Stoff sich anfühlen ließ, als wäre er elektrisch geladen. Er schien warme Schwingungen durch seine Fingerspitzen bis hinauf in die Arme zu senden.

Es ist nur Angelas Bluse, dachte er.

Aber sie war auf ihrer Haut. Sie hatte ihre Brüste durch den BH liebkost. Sie war tief in ihrem Rock an ihrem Höschen gewesen.

Er ließ den Stoff fallen und spürte, wie er auf seinen Schoß schwebte. Dort fühlte er sich schwer an und drückte auf seine Erektion.

Hör auf damit, sagte er sich. Angela ist nicht so scharf. Ich mag sie nicht einmal.

Jedenfalls nicht besonders.

»Los, Howie.«

»Was?«

Er sah, dass Keith, Lana und Doris ihre Finger schon wieder auf den Zeiger gelegt hatten. Er streckte den Arm aus. Als seine Fingerspitzen das warme Plastik berührten, blickte er zur Seite zu Angela.

Sie war ein paar Schritte vom Tisch zurückgetreten und stand steif da. Sie schien zu zittern. Sie hatte die Arme verschränkt und bedeckte die Brüste mit den Händen. Als sie seinen Blick bemerkte, zog sie einen Mundwinkel hoch, als versuchte sie zu lächeln.

»Okay, Butler«, sagte Lana. »Wir haben unseren Teil des Handels eingehalten. Jetzt bist du an der Reihe.«

Der Zeiger setzte sich in Bewegung und blieb auf dem JA liegen.

»Fantastisch«, flüsterte Keith.

»Sag uns, wo das Vermögen ist.«

Das Herz glitt mit ihren Fingern zur oberen Buchstabenreihe. Keith beugte sich über das dunkle Brett. Er schüttelte den Kopf. »Ich brauche die Taschenlampe.«

Howard nahm sie mit der linken Hand. Er schaltete sie an und richtete den Strahl auf den Zeiger.

»I-C-H«, las Keith.

Howard verfolgte den Zeiger mit der Taschenlampe, während Keith die Buchstaben vorlas.

»T-R-E-F-F-E-E-U-C-H.«

»Er will uns treffen«, sagte Doris.

»Wo?«, fragte Lana.

Die Türklingel läutete. Howards Herz setzte einen Schlag aus. Lana riss die Hand von dem Zeiger.

»Verdammt«, keuchte Glen.

Es klingelte erneut.

»Beruhigt euch«, sagte Dr. Dalton. »Ich sehe nach, wer es ist.«

»Ich habe so ein Gefühl«, sagte Keith, »dass es nicht die Zeugen Jehovas sind.«

3

»Ich komme mit Ihnen«, sagte Glen, als es noch einmal klingelte.

»Danke. Das weiß ich zu schätzen.« Oh, und wie sehr ich es zu schätzen weiß, dachte Corie.

»Wer auch immer es ist, wir kaufen nichts«, sagte Keith, während sie um den Tisch herumging.

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