Der Geisterjäger 22 – Gruselroman - Andrew Hathaway - E-Book

Der Geisterjäger 22 – Gruselroman E-Book

Andrew Hathaway

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Beschreibung

Sie sind die Besten, und sie wissen genau, was sie tun und vor allem, mit welchen Horrorgestalten sie es zu tun haben: Geisterjäger nehmen im Kampf gegen das Böse die größten Gefahren und Herausforderungen auf sich. Der dramatische Streit zwischen Gut und Böse wird in diesen Gruselromanen von exzellenten Autoren mit Spannung zur Entscheidung geführt. Andrew Morganate lebte mit der Gefahr. Er war eine Zielscheibe der Hölle, und er wußte das. Jede Minute, die er in seinem Haus am Moor verbrachte, war ein Geschenk. Irgendwann würden sie kommen und ihn holen. Das alles wußte er. Dennoch traf es ihn wie ein Blitz, als es soweit war. Als er den Moordämon entdeckte, dachte er sofort an Rick Masters. Doch Rick Masters war weit. Niemand konnte Andrew Morganate helfen. Er war mit dem Dämon allein!

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Der Geisterjäger –22–

Im Dämonenschloss

Roman von Andrew Hathaway

Andrew Morganate lebte mit der Gefahr. Er war eine Zielscheibe der Hölle, und er wußte das.

Jede Minute, die er in seinem Haus am Moor verbrachte, war ein Geschenk. Irgendwann würden sie kommen und ihn holen.

Das alles wußte er.

Dennoch traf es ihn wie ein Blitz, als es soweit war.

Als er den Moordämon entdeckte, dachte er sofort an Rick Masters. Doch Rick Masters war weit.

Niemand konnte Andrew Morganate helfen. Er war mit dem Dämon allein!

*

Die Sonne ging soeben unter, als Andrew Morganate den Moordämonen zum erstenmal sah. Zuerst glaubte der erfahrene Wissenschaftler an eine optische Täuschung, an ein Tier, das sich ins Moor verirrt hatte und nun verzweifelt nach einem Fluchtweg suchte. Doch ein zweiter Blick bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen.

Es war ein Moordämon, und er kam auf das Haus zu.

Sonnenuntergang! Die Geisterstunde war nicht mehr weit entfernt, da das Haus des Wissenschaftlers im schottischen Hochmoor stand. Es war Hochsommer, und so weit nördlich ging die Sonne erst um elf Uhr nachts unter.

Eine Stunde blieb Andrew Morganate daher, bis der Dämon seine größte Kraft erreichte. Es war ungewöhnlich, daß sich dieses Wesen aus einer anderen Welt schon bei Sonnenlicht zeigte. Dafür mußte es einen bestimmten Grund geben.

Andrew Morganante verlor keine Zeit damit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, und das war ein Fehler. Der Moordämon griff das Haus an, daran konnte es keinen Zweifel geben. Weshalb sonst hätte er sich in gerade Linie dem einzigen Gebäude im weitem Umkreis nähern sollen?

Die Leute der Gegend hielten ihn für verrückt, weil er sein Haus ausgerechnet hier am Rand des großen Moores gebaut hatte. Für einen Anhänger der Weißen Magie und Wissenschaftler, der die Schwarze Magie erforschen wollte, war es jedoch der richtige Platz.

Seit Jahrzehnten beschäftigte sich Andrew Morganate mit Geistern und Dämonen, Schwarzmagiern und ihren Beschwörungen. Deshalb verlor er jetzt auch nicht die Nerven. Er blieb auf der Veranda seines Hauses stehen, beschattete seine Augen und versuchte, den Moordämon genauer zu erkennen.

Bisher hatte sich keines dieser Wesen so deutlich an der Oberfläche gezeigt. In manchen Sturmnächten waren sie schon hervorgekommen, vor allem bei Neumond, doch trotz starker Ferngläser hatte Andrew Morganate nur schemenhafte Umrisse erkannt.

Diesmal war das anders. Der Moordämon tauchte alle paar Sekunden aus dem Morast auf, schnellte sich an die Oberfläche und versank gleich darauf wieder.

Er wirkte wie ein Wettschwimmer, der die größte Strecke unter Wasser zurücklegte und nur gelegentlich auftauchte, um Luft zu holen.

Ein Dämon brauchte keine Atemluft. Morganate wußte das. Mit seinen zweiundsechzig Jahren hatte der Wissenschaftler fast alles über Dämonen herausgefunden. Sie waren in keiner Weise mit Menschen zu vergleichen, also auch nicht wie solche zu bekämpfen.

Allmählich wurde Morganate unruhig.

Der Dämon war doch schneller, als er ursprünglich angenommen hatte. Es würde keine Stunde mehr dauern, bis das Scheusal das Haus am Moor erreichte.

Weshalb hatte es der Dämon so eilig, und weshalb zeigte er sich seinem Feind?

Die Beantwortung dieser Fragen schien noch Zeit zu haben. Jetzt konzentrierte sich Morganate auf den Dämon. Er griff nach dem bereitliegenden Fotoapparat mit dem starken Teleobjektiv. Die Kamera war immer geladen, falls sich etwas Ungewöhnliches im Moor ereignen sollte. Endlich hatte Morganate den Durchbruch erzielt.

Er hob den Apparat ans Auge und schoß eine Bildserie.

Ganz deutlich sah er die unförmige Gestalt des Moordämons, den tonnenartigen Körper, die Lappen ähnelnden Arme und an die an einen Frosch erinnernden Beine.

Zwischendurch blitzte es drüben bei der schauerlichen Gestalt auf. Morganate konzentrierte sich darauf und schrak zusammen.

Anstelle der Hände besaß der Dämon Flossen mit Schwimmhäuten und fingerartigen Fortsätzen. An ihrem Ende blitzte es.

Krallen!

Das Ungeheuer besaß Krallen von der Länge einer menschlichen Hand!

Kalter Angstschweiß trat dem Wissenschaftler auf die Stirn. Er wußte, daß er sich auf keinen direkten Kampf mit dem Dämon einlassen durfte, sonst war er rettungslos verloren. Er mußte den weißmagischen Schutz seines Hauses verstärken und zu Waffen greifen, die mit einem weißmagischen Bann belegt waren.

Sie waren seine einzige Chance, diese Nacht des Grauens zu überleben.

Die Sonne sank jetzt rasch hinter den Horizont. Das im hohen Norden übliche Dämmerlicht verschmolz alles zu einem einheitlichen Grau, aus dem der Moordämon wie ein überdimensionaler schwarzer Frosch auftauchte.

Innerhalb weniger Minuten legte der Dämon die halbe Strecke zu Morganates Haus zurück. Es wurde höchste Zeit, an Verteidigung zu denken.

Andrew Morganate drehte sich um und wollte ins Haus gehen, prallte jedoch mit einem heiseren Aufschrei zurück.

Auf der Terrasse stand ein zweiter Moordämon, der genau wie der erste aussah. Schwarzer Schlamm floß an seinem Körper hinunter und bildete eine Pfütze auf der Terrasse.

Andrew Morganate schloß mit seinem Leben ab. Er starrte dorthin, wo man den Kopf vermuten konnte, entdeckte jedoch weder Augen noch ein Maul. Auch fehlten die Krallen an den Flossen.

Der Wissenschaftler schrie auf, als sich der Dämon mit einem Satz auf ihn zuschnellte. Die Pranke des Ungeheuers zuckte durch die Luft und traf den Fotoapparat.

In weitem Bogen flog die Kamera über die Brüstung der Terrasse und versank im Moor. Die unersetzlichen Aufnahmen waren verloren! Niemand würde einen Beweis für das Auftreten dieser Sendboten der Hölle finden.

Der Dömon aus dem Moor war heran. Zu spät begriff Andrew Morganate, daß dieses Ungeheuer ihn nur abgelenkt hatte. Auf diese Weise war es dem zweiten Dämon gelungen, unbemerkt auf die Terrasse zu gelangen.

Nun war er den Bestien hilflos ausgeliefert. Sie trieben ihn in das Haus und erteilten ihm einen Befehl auf telepathischem Weg.

Obwohl Morganate sich mit seiner ganzen Willenskraft dagegen sträubte, hatte er keine Wahl.

Er mußte einen Brief schreiben, konnte nicht die kleinste Warnung in den Text einbauen, unterschrieb den Brief, steckte ihn in einen Umschlag und klebte sogar die Marken darauf.

Erst nachdem er auch die Adresse auf den Umschlag geschrieben hatte, töteten ihn die beiden Dämonen.

Seine Leiche versenkten sie im Moor...

*

»Das Frühstück ist gleich fertig!« rief Rick Masters in das Wohnzimmer seines Wohnbüros in der Londoner City hinein. »Wohin gehst du denn?«

Seine Freundin Hazel Kent erschien in der Küchentür. »Erstens, Darling, hast du vergessen, daß du einen Hund hast, der auch einmal auf die Straße muß«, sagte sie, eine Hand lässig in die Hüfte gesetzt. »Und zweitens sehe ich bei der Gelegenheit gleich nach der Post.«

»Aber beeile dich, sonst verbrennt der Speck, und die Eier werden zu hart«, bat Rick. »Schnell, lauf!«

»Hättest du diese Pflichten schon erledigt, müßte ich sie nicht tun«, erwiderte Hazel lachend.

Rick Masters, Junggeselle und von Beruf Geisterdetektiv, hantierte geschickt mit Töpfen und Pfannen, so daß nichts mit dem Frühstück passierte. Es wäre auch zu schade gewesen, denn er wollte für Hazel und sich ein besonders festliches Frühstück nach gut englischer Art servieren. Es hatte viel Mühe gekostet und sollte nicht im Mülleimer landen.

Das tat es auch nicht, weil Hazel sich sehr beeilte. Dracula, Ricks Miniatur-Hund, kam kläffend in die Wohnung zurück und sprang an seinem Herrn hoch. Er beruhigte sich erst, nachdem Rick ihn gestreichelt hatte.

»Wo bleibt denn das Frühstück?« rief Hazel. »Ich warte!«

Die Post lag auf dem Eßtisch, doch vorerst konnte Rick Masters nicht nachsehen. Er war vollauf mit dem Servieren beschäftigt.

»Etwas Wichtiges?« fragte er.

»Ich lese deine Post doch nicht, Darling«, erwiderte Hazel. »Es scheinen aber keine Rechnungen dabeizusein.«

»Das ist ja schon etwas«, meinte er grinsend, küßte sie und setzte sich zu ihr an den Tisch. »So müßte es öfters sein! Wir verbringen einen schönen Abend, gehen in ein Restaurant, hinterher in eine Bar, dann hierher. Ungestört von Telefon und Besuchern! Und morgens ein herrliches Frühstück!«

»Darf ich dich daran erinnern«, fragte Hazel spitz, »daß es meistens an dir liegt, daß wir so selten eine solche Nacht erleben? Oder täusche ich mich?«

Rick Masters lächelte schuldbewußt.

»Okay, du hast recht, Darling«, erwiderte er. »Sicher, es stimmt schon. Immer, wenn es schön wird, werde ich zu einem Einsatz gerufen!«

»Nicht immer«, sagte sie leise und sah ihn aus ihren grauen Augen an. Trat sie als Chefin der Kent-Werke auf, blickten diese grauen Augen sehr kühl. Jetzt hingegen glitzerten kleine Lichter in ihnen und brachte sie zum Strahlen. »Nein, nicht immer«, wiederholte sie.

»Das ist wahr«, erwiderte Rick, beugte sich über den Tisch und küßte sie. Beim Zurücklehnen fiel sein Blick auf den obersten Brief.

Der Umschlag lag verkehrt herum, so daß der auf die Rückseite geschriebene Absender deutlich zu lesen war.

»Andrew Morganate!« rief Rick Masters überrascht.

»Bitte?« fragte Hazel irritiert. Sie hatte im Moment keine Ahnung, was Rick meinte.

»Andrew Morganate! Der Brief ist von dem berühmten Andrew Morganate!« rief Rick und riß den Umschlag hastig auf. »Ich wollte mich schon lange einmal mit Morganate in Verbindung setzen, aber irgendwie hat es nie geklappt. Entweder war ich zu beschäftigt, oder er war nicht zu Hause oder gar außer Landes.«

»Rick«, mahnte Hazel, »die Nierchen auf dem Herd brennen an.«

Er hörte nichts und überflog die Zeilen.

Seufzend stand Hazel auf. »Dann kümmere ich mich eben darum«, sagte sie und klopfte ihm auf die Schulter.

»Mr. Masters, Sie lassen Ihre Rühreier mit Speck kalt werden!« rief sie.

»Wie?« Rick sah geistesabwesend auf. »Ja, ach so, danke«, murmelte er und trank seinen Tee.

Hazel seufzte noch einmal und rettete in der Küche die Nierchen vor dem Verkohlen.

Als sie das Wohnzimmer wieder betrat, warf sie ihrem Freund einen forschenden Blick zu und nickte.

»Dieses Funkeln in deinen Augen kenne ich, Rick«, sagte sie und setzte sich. »Du willst weg!«

»Ja«, bestätigte er. »Aber nicht gleich. Wir frühstücken in aller Ruhe zu Ende. Es ist ausreichend Zeit.«

»Wie schön«, bemerkte Hazel mit leichtem Spott. Sie hatte stets sehr viel Geduld, wenn Rick von seinem Beruf gefangen genommen wurde und für sie keine Zeit fand. Dieses Frühstück wollte sie jedoch ungestört zu Ende bringen. »Iß endlich!«

Rick zuckte leicht zusammen, als sie mit der flachen Hand auf die Tischplatte schlug, und grinste.

»Du hast ganz recht, ich bin mit meinen Gedanken schon weit weg«, sagte er und aß weiter. »Es ist aber wirklich erstaunlich. Andrew Morganate, der große Einsiedler, Fachmann für Geister, Dämonen und Schwarze Magie! Er lebt am Rand des schottischen Hochmoores und gilt als schwierig. Praktisch niemand hat Zutritt zu seinem Haus. Er hat keine Freunde, hält keine Vorträge, bemüht sich nicht um Kontakte zu anderen Fachleuten.«

»Na und?« meinte Hazel gleichgültig.

»Was ist daran so ungewöhnlich? Es gibt viele Leute, die nichts mit anderen Menschen zu tun haben wollen.«

»Schon richtig«, räumte der Geisterdetektiv ein. »Doch in diesem Brief lädt mich Andrew Morganate zu einem Kongreß auf Peckford Castle ein. Dort versammeln sich sehr wichtige Leute, die gegen das Böse arbeiten.«

»Das ist ja phantastisch!« rief Hazel begeistert. »Du wolltest doch ohnedies mit Morganate zusammentreffen.«

»Ja, schon«, murmelte Rick und stocherte in den Rühreiern herum, als müsse er darin etwas suchen. »Wie paßt es zusammen, daß ein Einsiedler und Einzelgänger plötzlich einen Kongreß leitet?«

»Darf ich?« Hazel streckte die Hand aus, griff nach dem Brief, als Rick nickte. »Du holst die Nierchen«, bestimmte sie. Wenn Rick sich in Gedanken so mit einem Problem beschäftigte, mußte sie alles in die Hand nehmen, sonst geschah nichts.

Der Geisterdetektiv erhob sich gehorsam, ging in die Küche und kam mit leeren Händen zurück.

Hazel blickte von dem Brief auf. »Die Nierchen!« mahnte sie.

Rick machte kehrt, brachte endlich das Gewünschte, teilte die Nierchen aus und setzte sich an den Tisch.

»Er schreibt, daß er eine wichtige Entdeckung gemacht hat«, erklärte Hazel und legte den Brief beiseite. »Das ist bestimmt die Erklärung dafür, daß er an die Öffentlichkeit tritt.«

»Wahrscheinlich«, murmelte Rick mit vollem Mund.

»Das Essen schmeckt übrigens ausgezeichnet«, lobte Hazel und seufzte, weil er das Kompliment gar nicht hörte. »Ich glaube«, fuhr sie fort, »daß ich dich begleiten muß, wenn ich in der nächsten Zeit etwas von dir haben will.«

Rick Masters schreckte aus seinen Gedanken hoch. »Was hast du gesagt, Darling?«

»Daß ich dich begleiten werde«, wiederholte Hazel mit Engelsgeduld. »Falls ich dich nicht störe.«

»Ja, ja, ist gut«, murmelte der Geisterdetektiv und bewies, daß er schon wieder nicht richtig zugehört hatte.

Hazel ging mit einem nochmaligen Seufzer darüber hinweg. Sie liebte Rick Masters nun einmal, und sie mußte ihn so nehmen, wie er war.

Sie hatte keine andere Wahl.

*

»Manchmal benehmen Sie sich einfach unmöglich!« schrie der kleine, schmächtige, weißhaarige Mann wütend. Seine schwarzen Augen blitzten. »Wie können Sie mir nur dieses Blatt Papier unter die Nase halten, Prof. Crailer?«

Der schwerfällige, um einen Kopf größere Mann zuckte zusammen. »Ich bitte um Entschuldigung, Mr. Morganate«, sagte er verlegen. »Ich hatte für einen Moment vergessen, daß...«

»Sie sollen nichts vergessen, Crailer!« schrie der Weißhaarige, beruhigte sich aber rasch. »Nun gut, was steht auf dem Papier, Professor?«

Prof. Crailer brauchte nicht auf das Telegrammformular zu blicken. Er kannte den Text auswendig.

»Ankomme siebenter Juli auf Peckford Castle, Rick Masters«, sagte er halblaut. »Er hätte wenigstens schreiben können, daß er sich freut, Sie zu sehen, Mr. Morganate.«

Der Weißhaarige hob die Schultern.

»Wozu? Telegramme kosten Geld, und daß er sich freut, ist ohnedies klar.«

»Übertreiben Sie nicht?« fragte der schwerfällige, dunkelhaarige Professor zweifelnd.

»Sie scheinen zu vergessen, welchen Klang der Name Andrew Morganate in der Welt der Weißmagier hat«, rief der Weißhaarige wütend. »Manchmal frage ich mich, ob ich mir die richtigen Mitarbeiter ausgesucht habe. Ich bezweifle es.«

Prof. Crailer zuckte wie unter einem Peitschenschlag zusammen. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, da er genau wußte, welche Drohung hinter diesen Worten stand.

Es ging um sein Leben, wenn er versagte!

»Ärger, Mr. Morganate?« erkundigte sich eine jungenhaft hell klingende Männerstimme. Der Sprecher war jedoch keineswegs mehr so jung, ungefähr vierzig, ein Mann mit glattem Gesicht und kühlen grauen Augen. Er trug die Haare sehr kurz geschnitten.

»Ja, ich habe Ärger mit diesem Dummkopf von Professor«, grollte der Weißhaarige. »Rick Masters kommt am siebten Juli auf das Schloß. Wann ist das?«

»Nun, Larry, sagen Sie es doch!« forderte Prof. Crailer den Mann mit der Bürstenfrisur auf.

»Ich dachte«, erwiderte dieser mit seiner hellen Jungenstimme. »Sie wollten Antworten, um Ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.« Er grinste über das wütende Gesicht des Professors und wandte sich an den Weißhaarigen. »Der siebte Juli ist morgen, Mr. Morganate. Bis dahin ist alles für Mr. Masters Empfang bereit. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«

»Ich mache mir aber welche, denn diesmal muß es klappen.« Der Weißhaarige blickte in die Runde. »Ist das auch allen klar?«

Die Versammlung fand im Rittersaal des Schlosses statt. Zwei Dutzend Männer und Frauen saßen oder standen an der langen Tafel.

Sie alle nickten wie auf ein geheimes Kommando. Dem Weißhaarigen durfte man einfach nicht widersprechen. Er war die Autorität auf Peckford Castle.

»Vergeßt vor allem meinen Namen nicht!« mahnte der Wortführer. »Ich bin Andrew Morganate! Andrew Morganate! Wer mich nur einmal nicht mit meinem Namen anredet, stirbt auf der Stelle! Ist das auch allen klar?«

Wieder nickten die Versammelten, auch Larry Harper, der Mann mit dem glatten Gesicht und den kühlen grauen Augen, und Prof. Crailer.

Und es gab kein Gesicht, in dem nicht ein ängstlicher Ausdruck erschien.

Der Weißhaarige erhob sich und streckte die Arme weit von sich.

»So laßt uns um Beistand für unser großes Werk bitten!« rief er feierlich. »Konzentriert euch und lenkt alle eure Gedanken auf das große Ziel! Prof. Crailer, ich brauche dieses Papier als Bezugspunkt! Wie nennen Sie es?«

»Es ist ein Telegramm, Mr. Morganate«, erklärte Prof. Crailer eilfertig. Er legte das Formular auf den Tisch. »Ich mache Sie aber darauf aufmerksam, daß Rick Masters dieses Blatt nie berührt hat.«

»Das macht nichts«, entgegnete Andrew Morganate mit einem zufriedenen Lachen. »Es ist seine Botschaft an mich, das genügt! Und jetzt sprecht mir nach!«

Von seinen Lippen lösten sich fremdartige unverständliche Worte, und die Versammelten bemühten sich, jedes Wort der Dämonensprache möglichst getreu nachzuformen.

Ihrer aller Leben hing davon ab.

*

»Halte an!« bat Hazel Kent.

Rick sah sie kurz von der Seite her an. »Warum denn?« erkundigte er sich. »In ungefähr zehn Minuten sind wir am Ziel!«

»Ich halte es keine zwei Minuten mehr in diesem Wagen aus!« rief Hazel Kent. »Halte an der nächsten Ausweiche an!«

Rick Masters merkte, daß es seiner Freundin absolut ernst war. Er betätigte den Blinker, obwohl sein Morgan der einzige Wagen auf weiter Flur war, und bremste.

Vor ungefähr zwei Stunden hatten sie die Hauptstraße verlassen. Der Morgan, ein offener Sportwagen im Oldtimer-Look, rollte auf einer einspurigen Nebenstraße durch das schottische Hochland. In kurzen Abständen gab es Ausweichstellen, falls einmal zwei Autos einander begegnen sollten. In einer solchen Ausweichstelle hielt Rick jetzt.

»Endlich«, seufzte Hazel und stieg steifbeinig aus dem flachen Sportwagen. »Du magst ja dieses Auto lieben, Darling, aber ich finde es für lange Strecken reichlich unbequem!«