Der gläserne Dichter - Erasmus Schöfer - E-Book

Der gläserne Dichter E-Book

Erasmus Schöfer

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Beschreibung

Zahlreich sind in den vergangenen Jahrhunderten die Zeugnisse über die Entbehrungen, die manchmal sogar lebensgefährdenden Anstrengungen der Autoren bei der Herstellung ihrer Kunstwerke. Der gläserne Dichter ist ein Buch, das anschaulich macht: Kunst geht aufs Ganze. Der Dichter, dessen Existenzweise Erasmus Schöfer hier erkundet, wird einer Analyse unterworfen, die wie eine Computertomografie den Autor seziert - bis in die feinsten und geheimsten Antriebe und Bedingungen seines Lebens. Es ist eine unbarmherzig radikale Expedition in das Dasein dieses namenlosen Künstlers. Das Motiv der Forschungsreise ist, die psychischen, die materiellen und sozialen Widerstände aufzudecken, die dem Gelingen eines Kunstwerks in aller Regel entgegenstehen, deren Spuren aber meist aus ihnen getilgt sind, wenn es denn gelungen ist. Künstlerbiografien, selbst oder fremd verfasste, haben es bisher kaum gewagt, die Schaffensbedingungen künstlerischer Arbeit aus solch schonungsloser Nähe auszuleuchten. Zu Schöfers bitter-ironischem Porträt gehört die Schilderung sowohl des alltäglich-banalen Arbeitskampfes des Dichters am Schreibtisch mit seinen eigenen Schwächen, mit seinem Text und seiner Sprache, als auch seines Kampfes mit den Menschen und Kräften, die in der gesuchten Öffentlichkeit, dem Literaturmarkt, der Gesellschaft, eine Anerkennung und Wirkung seines Werks behindern. Dabei geht es Schöfer nicht um eine Zeichnung der erfolgverwöhnten Großschriftsteller - obwohl auch deren Existenz (gut verheimlicht) ähnliche Merkmale aufweisen dürfte -, sondern eher um Dichter, deren Werk erst spät oder nach ihrem Tod gerühmt, in seinem Wert und seiner Wahrheit erkannt wird. Der hier geschilderte Dichter ist kein versponnener Romantiker. Er ist ein Realist, scharfsichtig und selten barmherzig gegenüber sich selbst und der Welt, in die er geboren worden ist.

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Erasmus Schöfer

Der gläserne Dichter

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Der gläserne Dichter

Eine Besichtigung

Bibliografische Information der Deutschen BibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über>http://dnb.ddb.de< abrufbar.

ISBN 978-3-937717-38-8

eISBN 978-3-943941-32-6

© Dittrich Verlag GmbH, Berlin 2010Lektorat: Marita GleissUmschlaggestaltung: Guido Klütsch unterVerwendung eines Fotos vonMatthias Ropel photocase.com©madochab

www.dittrich-verlag.de

Er war ein Morgenmensch. Einer, der Sonnenaufgänge liebt, das staubfreie frischgeputzte Licht eines jungen Morgens, der einem ein Lied aus der Kehle lockt und das noch unangefochtne Versprechen enthält auf einen schöpferischen Tag – einer Sanduhr gleich –, gefüllt mit den ungezählten Körnern seiner Möglichkeiten.

Als habe die noch rotglühende Sonne, der unbenutzte, unbeschmutzte Tag ihm Kraft verliehen, spürte er eine zur Tat drängende Energie, setzte sich an den Schreibtisch mit Neugier und Lust, in der festen Absicht, an diesem Tag sein Epochenstück mächtig voranzutreiben.

So befand er sich um acht Uhr in seinem Büro, seinem Arbeitszimmer, umgeben von einigen tausend Büchern, kalt geduscht, mit einem Becher Milch im Magen, Milch mit Honig und einem leicht verdaulichen stärkenden Zusatz, Weizenkeime, Blütenpollen, untergerührt, sehr wohlschmeckend.

Seit er vor Jahren festgestellt hatte, dass ein mit Verdauung belasteter Magen dem Hirn das Körperblut entzieht und Schläfrigkeit bewirkt, hat er das Frühstücken an Arbeitstagen seiner Frau überlassen. Olga braucht eine solide Grundlage für den Tag. Sechs Stunden Schulunterricht. Sein Magen ist daran gewöhnt, sich bis in den Nachmittag, ohne störende Hungergefühle an die übergeordnete Steuerzentrale zu melden, mit Getränken zufriedenzugeben.

Aus der Thermoskanne füllte er seinen Becher nach, Tee, mit Honig und Zitrone verfeinert. Da er den Tee, nur in kleinen Schlucken trank, von Zeit zu Zeit am Becher nippend, musste er ihn auch nach dem Ausschütten aus der Kanne warmhalten. Das geschah auf einem tönernen Stövchen, das allerdings nicht wartungsfrei war, weil der Kerzendocht oft eine zu große Flamme erzeugte, die den Boden des Bechers berußte, so dass der Docht mit der Nagelschere gekappt werden musste, oder aber, nach dem Wiederanzünden, so weit runterbrannte, dass der Dochtstummel mit seiner winzigen Flamme den Tee nicht mehr ausreichend erwärmte. Manchmal verlosch die Flamme vollständig, ertrank in einem Tropfen des verflüssigten Wachses, weshalb er das Kerzentöpfchen aus dem Stövchen ziehen, den flüssigen Brennstoff abgießen, den Dochtstummel mit der Nagelscherenspitze ausgraben musste, ehe er ihn wieder anzünden konnte. Das ausgeschüttete und ausgepuhlte Wachs bewahrte er irgendwo zwischen den Stiften Papieren Büchern und Schachteln auf der Schreibtischplatte auf, um es später in den Topf nachzufüllen, wenn der Docht wieder genügend Brennspielraum gewonnen hatte.

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