Der GURU - Sandra Seiler - E-Book

Der GURU E-Book

Sandra Seiler

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Beschreibung

Eine Pflegemutter erlebt die groteske Aussichtslosigkeit schwer verwahrlosten und benachteiligten Kindern in unserer Gesellschaft überhaupt helfen zu können. Aus Ohnmacht und Verzweiflung entschliesst sie sich für eine längere Indienreise. Eigentlich will sie nur Abstand gewinnen, nie hatte sie vorgehabt sich auf dieses fremde Land überhaupt je wirklich einzulassen. Durch die Verkettung verschiedener Umstände gerät sie aber immer tiefer in das farbige und geheimnisvolle Indien hinein. Nie hätte sie erwartet, dass sie da die ganze Zeit über erwartet wurde. Eine grosse Indiengeschichte, die auf wahren Gegebenheiten beruht.

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Seitenzahl: 44

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Der Guru

Impressum:

© 2014 Sandra Seiler Zürich

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN Paperback: 978-3-8495-8649-2

ISBN Hardcover: 978-3-8495-8650-8

ISBN e-Book: 978-3-8651-5

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Exposé

Eine Pflegemutter erlebt die groteske Aussichtslosigkeit schwer verwahrlosten und benachteiligten Kindern in unserer Gesellschaft überhaupt helfen zu können. Aus Ohnmacht und Verzweiflung entschliesst sie sich für eine längere Indienreise. Eigentlich will sie nur Abstand gewinnen, nie hatte sie vorgehabt sich auf dieses fremde Land überhaupt je wirklich einzulassen.

Durch die Verkettung verschiedener Umstände gerät sie aber immer tiefer in das farbige und geheimnisvolle Indien hinein. Nie hätte sie erwartet, dass sie dort die ganze Zeit erwartet worden ist. Eine grosse Indiengeschichte, die auf wahren Gegebenheiten beruht.

Die misshandelten Kinder unserer Gesellschaft

Alles begann mit dem traurigsten Tag meines Lebens. Meine beiden kleinen Pflegekinder Andreas und Maria wurden umplatziert. Es war ein amtlicher Brief, grau wie das Wetter, der uns über den Entscheid der Kinderschutzbehörde orientierte. Der Entschluss war endgültig.

Das Baby Maria ist jetzt gerade 18 Monate alt. Kurz nach der Geburt wurde sie, von ihrer verzweifelten Mutter bei mir in Obhut gegeben. Sie war das traurige Resultat einer Vergewaltigung. Maria kannte seitdem nur mich, durch das Schicksal wurden wir zusammengewürfelt. Die Kleine hatte bei mir auch noch ein süsser Pflegebruder gefunden. Andreas ist fünf Jahre alt und wartet auf seine Ausschaffung.

Seine Mutter ist eine ausländische Prostituierte. Sein Vater ist Schweizer, ein Kunde von ihr. In ihrer Kultur müssen die Väter für die Kinder aufkommen. Sie hat sich von Anfang an nie für Andreas interessiert. Völlig verwahrlost und misshandelt hatte er in seinem Leben noch nie einen Wald oder gar einen See gesehen. Er hielt sich immer nur in dieser kleinen Wohnung auf, in der er mit seiner Mutter hauste. Als die Mutter in Ausschaffungshaft kam gab sie das Kind freiwillig den Behörden ab.

Hinter meinem Haus befindet sich ein grosser Hügel. „Sind das die Schweizer Berge?“ fragte mich Andreas. „Nein, aber es ist an der Zeit, dass Du diese einmal noch siehst und kennenlernst,“ antwortete ich.

So fuhren wir allesamt dahin . Es sollte unser letztes Zusammensein gewesen sein.

Die Fachstellen gehen heute vom Ansatz aus, dass alle Eltern ihre Kinder lieben. Auch in diesen beiden Fällen, wo die Umstände äusserst prekär und die Kinder weder gewollt noch willkommen waren. Ja auch Gewalt im Alltag wird dabei solchen Kindern zugemutet.

Das Pflegekinderwesen hat eine lange, unrühmliche Vergangenheit hinter sich. Dieses Kapitel wird zurzeit geschlossen, indem der Staat sich offiziell bei den unzähligen Verdingkindern entschuldigt. Heutzutage will sich deshalb keine Behörde mehr die Finger an Pflegekindern verbrennen. Man lässt sie also einfach, wo sie sind und schickt ab und zu eine desillusionierte, amtliche Familienbegleitung vorbei.

Ein weiteres Resultat dieser neuen Politik der Familienbegleitung auch in den schwerst, traumatisierten Milieuverhältnissen, sind die zunehmend verwaisen Kinder, die sich dann grösseren Jugendlichen auf der Gasse anschliessen und da sogar manchmal noch etwas Geborgenheit finden. Trotz unzähliger Gefährdungsmeldungen aus der Bevölkerung, sowie auch seitens der Lehrerschaft, geschieht heute kaum mehr etwas. Den Hinweisen wird natürlich von Amtes wegen nachgegangen und sämtliche Schreiben werden alsdann beantwortet und archiviert. Ich erinnere mich an ein anderes Pflegekind das neugeborene Baby Martin, welches von seiner labilen Mutter regelmässig Energydrink als Schoppen erhielt. Auch dieser Fall wurde nach einem kurzen, behördlich verordneten Time out wieder zurück „nach Hause“ geschickt. Engagierte Pflegefamillien, die früher solchen Kindern ein liebevolles, stabiles Zuhause boten, werden heutzutage nur noch als Zwischenstation im Leben dieser Kinder eingesetzt, die nun immer wieder in die gewalttätigen, verwahrlosten Familienverhältnisse zurückkehren müssen.

Diese Gedanken gehen mir beim Kofferpacken meiner beiden Kinder durch den Kopf.

Das Baby Maria ist durch die verordneten Pflichtbesuche bei seinem Vater inzwischen so traumatisiert, dass es autoaggressiv geworden ist. Immer wieder schlägt es mit dem Kopf voll in die Wände hinein.

Am Tag des Abschiedes stecke ich ihr ein Stück Schokolade in den Kindermund. Ich versuchte mir bildlich vorzustellen, wie GOTT seine ganze Liebe des Kosmos, in dieses Stück Schokolade hineinfliessen lässt, um dieses, mein Kind zu beschützen. Eigentlich keine Babynahrung, aber es ist auch kein Baby mehr, das mich jetzt ansieht.

„Du musst jetzt ganz stark sein!“ sage ich zu ihr.

Auch Andreas erhält von mir ein solches Stück Schokolade. Mein dabei zerbrechendes Herz wünschte sich alle nur erdenkliche Liebe da hinein. Es ist das einzige, was ich für ihn noch tun konnte.

Völlig traumatisiert klammert er sich an Baby Maria und mich. Er war nun mehrere Jahre bei mir und ging im Ort bereits in den Kindergarten. Sein markerschütterndes Weinen wird für immer in meinen Ohren nachklingen.

Obwohl Andreas Mutter ihn gar nicht mitnehmen möchte, gehen die Behörden von der Theorie aus, dass alle Eltern ihre Kinder lieben. Fachhochschulen in der Europäischen Union arbeiten mit Hochdruck daran all diese Thesen wissenschaftlich zu untermauern.

Gebrochenen Herzens und völlig verzweifelt kehre ich in mein leeres Haus zurück. Die Kinder sind jetzt beide weg. Aber keiner setzt sich für die Rechte von Andreas und Maria ein. Zugegeben die persönliche Situation ihrer Eltern ist verworren. Aber was ist mit den Kindern selbst. Haben sie keine eigenen Rechte?

Die Statistik der schweren Kindsmisshandlungen in der Schweiz beliefen sich dieses Jahr auf über 900 Fälle. Und dies sei nur die Spitze des Eisberges lese ich im Internet.

Dass die meisten dieser betroffenen Kinder nach einer gewissen Uebergangszeit wieder nach Hause müssen, wissen die wenigsten. Es ist die traurige Wahrheit, dass sich einfach niemand mehr getraut sich für diese Kinder wirklich zu engagieren.

Auch wenn die Behörden mal aktiv einschreiten hagelt es von allen Seiten Kritik. Einige meiner Pflegekinder hatten beispielsweise gut situierte Grosseltern, die allesamt jünger waren als ich…

In der Not war aber keiner für diese da.

„Dann gehe ich halt einfach nach Indien!“ sage ich laut und deutlich zu den leeren Räumen meines Hauses.