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Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. »Um diesen Grafen von Bühl machen sie neuerdings ziemlich viel Aufhebens«, stellte Angelina von Craff fest und legte die Zeitung beiseite. »Schade, daß sie kein Bild von ihm veröffentlicht haben, er scheint ein sehr interessanter Mann zu sein. Er soll nicht nur gut aussehen, sondern auch ein aufregendes Leben geführt haben. Ständig war er in unerforschten Gebieten unterwegs und…« Ihre Freundin Teresa von Mauersberg unterbrach sie erstaunt: »Von wem redest du eigentlich?« »Von Victor von Brühl«, erklärte Angelina und sprach dabei jede Silbe des Namens mit Betonung aus. »Sag bloß, du hast den Namen noch nie gehört!« »Der Name Bühl ist mir natürlich geläufig, das war ja eine hochangesehene Familie«, erwiderte Teresa zögernd. »Aber von denen lebt doch niemand mehr in Deutschland, dachte ich.« »Bisher. Aber jetzt ist Graf Victor zurück in der alten Heimat, und wer immer ihn kennenlernt, ist begeistert von ihm. Sag bloß, das hast du nicht mitbekommen? Nur fotografieren läßt er sich nicht gern, habe ich irgendwo gelesen. Er klagt sofort, wenn jemand seine Privatsphäre verletzt, und er scheint Erfolg damit zu haben.« »Wir werden ihm schon irgendwann begegnen«, meinte Teresa gleichmütig. Sie war weit davon entfernt, Angelinas Interesse zu teilen – was vor allem daran lag, daß sie im Begriff stand, sich in Angelinas Bruder Bernhard zu verlieben.
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Seitenzahl: 114
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»Um diesen Grafen von Bühl machen sie neuerdings ziemlich viel Aufhebens«, stellte Angelina von Craff fest und legte die Zeitung beiseite. »Schade, daß sie kein Bild von ihm veröffentlicht haben, er scheint ein sehr interessanter Mann zu sein. Er soll nicht nur gut aussehen, sondern auch ein aufregendes Leben geführt haben. Ständig war er in unerforschten Gebieten unterwegs und…«
Ihre Freundin Teresa von Mauersberg unterbrach sie erstaunt: »Von wem redest du eigentlich?«
»Von Victor von Brühl«, erklärte Angelina und sprach dabei jede Silbe des Namens mit Betonung aus. »Sag bloß, du hast den Namen noch nie gehört!«
»Der Name Bühl ist mir natürlich geläufig, das war ja eine hochangesehene Familie«, erwiderte Teresa zögernd. »Aber von denen lebt doch niemand mehr in Deutschland, dachte ich.«
»Bisher. Aber jetzt ist Graf Victor zurück in der alten Heimat, und wer immer ihn kennenlernt, ist begeistert von ihm. Sag bloß, das hast du nicht mitbekommen? Nur fotografieren läßt er sich nicht gern, habe ich irgendwo gelesen. Er klagt sofort, wenn jemand seine Privatsphäre verletzt, und er scheint Erfolg damit zu haben.«
»Wir werden ihm schon irgendwann begegnen«, meinte Teresa gleichmütig. Sie war weit davon entfernt, Angelinas Interesse zu teilen – was vor allem daran lag, daß sie im Begriff stand, sich in Angelinas Bruder Bernhard zu verlieben. Dieser war ein Jahr lang auf Weltreise gewesen, gemeinsam mit einem Freund. Nach seiner Rückkehr hatte sie Bernd, mit dem sie seit Jahren eine herzliche Abneigung verband, mit einemmal ungeheuer attraktiv gefunden. Angelina wußte noch nichts davon, Teresa hatte sich fest vorgenommen, dieses Geheimnis erst einmal für sich zu behalten. Es verwirrte sie selbst noch viel zu sehr, als daß sie schon darüber hätte sprechen können.
»Das möchte ich unbedingt!« erwiderte Angelina, und Teresa hatte Mühe, sich daran zu erinnern, worüber sie zuvor gesprochen hatten. So ging es ihr neuerdings immer, wenn sie sich in Gedanken mit Bernd beschäftigte. Wenn sie so weitermachte, würde es nicht lange dauern, bis Angelina mißtrauisch wurde.
»Ist was?«, fragte ihre Freundin auch bereits. »Du bist so seltsam geistesabwesend seit einiger Zeit, Teresa. Man könnte fast meinen, du hättest dich verliebt.« Das sagte sie ganz beiläufig, offenbar hatte sie noch keinen entsprechenden Verdacht, aber Teresa fühlte sich dennoch ertappt.
Mit nervösem Lachen erklärte sie: »Quatsch! In wen sollte ich mich denn verliebt haben?«
»Keine Ahnung«, lächelte Angelina.
In diesem Augenblick erschien Bernhard von Craff an der Tür des Salons, wo er freilich stehenblieb, als er sah, daß seine Schwester nicht allein war. Angelina und er sahen einander verblüffend ähnlich: Beide waren schlank und relativ groß, hatten dichte blonde Haare und grüne Augen. »Oh, du hast Besuch, Angie!« sagte er gedehnt. Wann immer er Teresa begegnete, fühlte er sich unbehaglich, ohne genau zu wissen, woher dieses Unbehagen rührte. Früher hatte er sie nicht leiden können – sie nahm ihm die Aufmerksamkeit seiner geliebten Schwester weg, er war wohl eifersüchtig gewesen. Außerdem hatte er sich in ihrer Gegenwart immer besonders linkisch und ungeschickt gefühlt, was er im Umgang mit Frauen ohnehin war, und auch das hatte sie ihm nicht sympathischer gemacht.
Aber im Jahr seiner Reise hatte er sich verändert, das wußte er. Sein Freund Carl von Sahm und er hatten so viele Abenteuer bestanden, schöne und weniger schöne, daß aus ihm ein selbstbewußter junger Mann geworden war. Warum also verunsicherte ihn Teresa nach wie vor?
»Hallo, Bernd«, sagte Angelina. »Komm doch näher, wir beide beißen nicht. Oder, Teresa?«
»Wer weiß?« fragte Teresa, um ihr Herzklopfen zu verbergen. Er konnte sie noch immer nicht leiden, das war ihm ja deutlich vom Gesicht abzulesen. Sah er denn nicht, daß sie nicht mehr die alberne Göre von damals, sondern eine schöne junge Frau geworden war? Andere Männer schwärmten von ihren schönen roten Haaren, ihren tiefblauen Augen, ihrer porzellanweißen Haut – sah er das alles nicht?
Er kam tatsächlich näher, nickte ihr knapp zu, murmelte etwas, das so ähnlich klang wie: »Hallo, Teresa« und wandte sich dann gleich wieder Angelina zu. In der Hand hielt er eine Einladungskarte, die er ihr reichte. »Hier, unsere Eltern wünschen, daß wir an ihrer Stelle dieser Einladung folgen – ich habe vorhin mit Papa telefoniert, es schien ihm wichtig zu sein. Mama und er wollen noch mindestens vier Wochen wegbleiben, sagte er. Große Lust habe ich allerdings nicht, muß ich sagen, ich bin ja kein guter Tänzer.«
»Was für eine Einladung?« fragte Angelina.
»Ein Ball auf Burg Rendern«, erwiderte er.
»Wir sind auch eingeladen«, warf Teresa ein. »Ich gehe mit meinen Eltern hin. Ach, Angie, das ist doch toll, wir werden viel Spaß miteinander haben!« Mit Absicht hatte sie sich ausschließlich an ihre Freundin gewandt.
Angelina nickte. »Wenigstens ein Lichtblick«, stellte sie fest. »Ansonsten ist der jährliche Ball auf Burg Rendern immer eine ziemlich öde Angelegenheit.« Sie lächelte ihrem Bruder zu. »Na ja, wenn du dieses Jahr auch dabei bist, wird es schon zum Aushalten sein, Bernd.«
»Ich kann mich gar nicht daran erinnern, daß das so furchtbar war«, meinte er nachdenklich.
»Du bist ja auch schon seit Jahren nicht mehr dort gewesen. Zweimal hast du ihn wegen deiner Weltreise verpaßt – und im Jahr davor warst du auch gerade unterwegs, glaube ich.«
»Es wird doch schon wegen Graf Victor diesesmal ganz anders sein«, meinte Bernd.
Angelinas schöne Augen weiteten sich. »Graf Victor von Bühl?« rief sie.
»Ja, er ist eingeladen und hat, wie man hört, die Einladung auch bereits angenommen. Und da er der neue Liebling der Gesellschaft ist – und offenbar auch der Liebling der Frauen – fiebern alle dem Ball entgegen.«
»Seltsam, wir haben gerade erst über ihn gesprochen, Bernd.« Angelina wies auf die Zeitung. »Ich hatte einen kurzen Artikel über ihn gelesen, wieder mal ohne Bild. Mittlerweile bin ich richtig neugierig, wie er aussieht.«
»Du wirst es bald wissen. Ich wollte eigentlich fragen, ob wir ausreiten wollen, aber da du Besuch hast…« Er beendete den Satz nicht. Sein Blick streifte Teresa, die sich jedoch abgewandt hatte. Sie blickte mit gleichmütigem Gesichtsausdruck aus dem Fenster und zeigte ihm so, daß sie an ihm nach wie vor nicht interessiert war. Er fühlte Zorn in sich aufsteigen. Er konnte sie auch nicht leiden!
»Ein anderesmal, Bernd, ja?« fragte Angelina.
Er nickte. »Mal sehen, vielleicht reite ich allein.« Nach diesen Worten ging er.
»Ich hatte eigentlich gehofft, daß ihr euch jetzt ein bißchen besser versteht«, sagte Angelina seufzend zu Teresa, die noch immer aus dem Fenster sah. »Ihr müßt ja nicht gleich Freunde werden, aber es ist nicht schön für mich, daß die Atmosphäre sofort eisig wird, wenn ihr aufeinander trefft.«
»Tut mir leid.« Endlich drehte Teresa sich um. »Aber sobald er mich nur sieht, verzieht er ja schon das Gesicht. Da habe ich dann auch keine Lust mehr, freundlich zu ihm zu sein, Angie.«
»Versuch es trotzdem, mir zuliebe, ja? Ihr seid meine besten Freunde, es macht mir Kummer, wenn ihr euch nicht versteht.«
Wenn du wüßtest, dachte Teresa, wie groß mein Kummer darüber ist! Laut sagte sie: »Gut, dir zuliebe, aber nur, wenn er sich auch ein bißchen anstrengt.«
Angelina beschloß im stillen, ein ernstes Wort mit ihrem Bruder zu reden. Er war doch sonst ganz verwandelt von seiner Weltreise zurückgekehrt – nur in bezug auf ihre Freundin schien immer noch alles beim alten zu sein.
Es wurde höchste Zeit, daß sich das änderte.
*
»Der Ball auf Burg Rendern!« stöhnte Baronin Sofia von Kant. »Der hat mir gerade noch gefehlt. Ich kann mir nichts Langweiligeres vorstellen, Fritz!«
Baron Friedrich von Kant, ihr Mann, lachte. »Du übertreibst, Sofia, wirklich. Es war nie so schlimm, wie du es jetzt machst. Gut, die Musik ist nicht die beste…«
»Ha!« rief Sofia, doch er ließ sich nicht unterbrechen. Unbeirrt fuhr er fort: »Der Ballsaal ist auch schon etwas angestaubt, und die Dekoration, nun ja… Aber das ist doch alles nicht so wichtig! Wir haben jedes Jahr dort liebe alte Bekannte getroffen und uns eigentlich immer recht gut unterhalten, das kannst du nicht leugnen.«
»Mag ja sein«, murmelte sie jetzt und legte die Einladung unwillig beiseite. »Aber Vorfreude gehört auch zu einem Ball, und davon kann in diesem Fall nicht die Rede sein. Ich habe keine Lust, hinzugehen – und die hatte ich bisher noch nie.«
»Dann kann ich dir aber vielleicht ein paar Informationen geben, die das ändern.«
»Ich bin gespannt.«
»Angelina und Bernd von Craff werden kommen.«
»Ach!« rief die Baronin, wider Willen tatsächlich interessiert. »Ist Bernd von seiner Weltreise zurück?«
»Ja, seit kurzem. Ihre Eltern sind noch unterwegs, deshalb wird die junge Generation auf Burg Rendern vertreten sein. Du mußt zugeben, daß das eine gute Nachricht ist.«
»Erfreulich«, gab Sofia zu. »Erstens sind die beiden reizend, und zweitens hat Bernd bestimmt Interessantes zu erzählen.«
Sie gab einen tiefen Seufzer von sich.
»Also gut, ich bin bereit, mich wenigstens auf diese Begegnung zu freuen. Aber der ganze Rest…«
»Halt! Das war ja noch nicht alles. Du wirst auch jemanden kennenlernen, auf den du neugierig bist.«
»Ich bin auf niemanden neugierig«, behauptete die Baronin.
»Da habe ich vor kurzem aber noch etwas ganz anderes gehört, Sofia.«
Sie dachte nach, schüttelte jedoch schließlich den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, worauf du hinaus willst.«
»Der Mann, der zur zeit in aller Munde ist, wird auch anwesend sein, meine Liebe.«
»Graf Victor von Bühl?« rief sie. »Das neue Lieblingskind der adeligen Gesellschaft? Das glaubst du doch selbst nicht, Fritz! Warum sollte er sich auf eine so langweilige Veranstaltung begeben? Wir haben ja gewisse Verpflichtungen den Renderns gegenüber, aber er…«
»Vielleicht treibt ihn einfach die Neugier«, vermutete der Baron. »Jedenfalls hörte ich aus gut unterrichteter Quelle, daß er seine Teilnahme an dem Ball bereits zugesagt hat. Was sagst du nun?«
Sie ging zu ihm und küßte ihn. »Wenn du so weitermachst, werde ich mich noch freuen auf diesen Ball, Fritz.«
»Mehr habe ich leider nicht zu bieten«, bedauerte er, »aber immerhin begleite ich dich – und wir beide werden einfach das Beste aus diesem Abend machen, einverstanden?«
»Einverstanden«, sagte sie.
*
»Die Gästeliste für den Ball, Herr Graf«, sagte Jeremy Scott und reichte Victor von Bühl einige Blätter.
»Danke, Jeremy.« Als sich der Butler diskret zurückziehen wollte, setzte er hinzu: »Bitte, bleiben Sie noch einen Moment. Sie können mir sicherlich ein paar Fragen beantworten – schließlich kennen Sie sich in der deutschen Adelsgesellschaft besser aus als ich.«
Sie wechselten einen kurzen Blick des Einverständnisses. Jeremy war Brite, trotz seiner Jugend einer jener Butler alter Schule, wie sie vor allem das englische Königreich hervorbringt. Aber er lebte schon seit langem in Deutschland und hatte sich in dieser Zeit intime Kenntnisse über die deutschen Adelshäuser erworben. Für Victor hatte es sich als Glücksfall erwiesen, daß Jeremys Dienstherr gerade gestorben war, als er selbst begonnen hatte, sich in Deutschland nach einem Butler umzusehen. Und Jeremy war tatsächlich bereit gewesen, in Victors Dienste zu treten, obwohl der junge Graf noch nicht einmal ein passendes Domizil hatte. Danach suchten sie noch immer. Für den Übergang hatte Victor eine großzügige Wohnung angemietet.
Eigentlich wollte er versuchen, das Schloß seiner Familie zurückzukaufen, aber das war eine Angelegenheit, die sich über Jahre hinziehen konnte. Victor hatte Deutschland bereits als Teenager verlassen müssen, nachdem sein unglücklicher Vater das gesamte Vermögen der hoch angesehenen Familie von Bühl am Spieltisch verloren hatte. Sie waren daraufhin im Ausland mehr oder weniger untergetaucht. Heute lebten Victors Eltern nicht mehr, Geschwister hatte er nicht, und die weitere Verwandtschaft hatte sich über die ganze Welt verteilt, nur nicht in Deutschland.
Er selbst hatte in den vergangenen Jahren hart daran gearbeitet, wieder ein vermögender Mann zu werden. Mit Klugheit, Fleiß und Ehrgeiz war es ihm auch gelungen, vor allem, weil er immer das eine große Ziel vor Augen gehabt hatte: das Familienschloß zurückzukaufen. Er würde es schaffen, daran zweifelte er keinen Augenblick.
»Ich kenne schon einige Personen von dieser Liste, Jeremy«, sagte er jetzt. »Bei anderen brauche ich Ihre Hilfe.« Er tippte auf zwei Namen. »Die von Kants zum Beispiel, Baronin Sofia und Baron Friedrich – leben sie nicht auf Schloß Sternberg?«
»So ist es, Herr Graf«, erwiderte der Butler. »Sie wissen, welche Tragödie die Schloßbewohner getroffen hat?«
Victor hob den Blick und sah ihn fragend an. »Nein«, gestand er, »ich habe keine Ahnung.«
»Das müssen Sie aber unbedingt wissen, Herr Graf! Das Fürstenpaar Elisabeth und Leopold von Sternberg ist bei einem furchtbaren Unglück vor einigen Monaten ums Leben gekommen.«
Victor ließ die Liste sinken. »Davon habe ich nichts gehört«, sagte er betroffen. »Ich bin als Kind einige Male auf Sternberg gewesen, daran erinnere ich mich gut. Aber…« Er brach ab.
»Das Fürstenpaar hat einen Sohn hinterlassen, Prinz Christian von Sternberg«, fuhr Jeremy fort. »Er wird übrigens ›der kleine Fürst‹ genannt.«
»Ach«, murmelte Victor.
»Und sein Vater war ›der große Fürst‹?«
»So ist es, Herr Graf. Christian ist jetzt fünfzehn, am Tag seiner Volljährigkeit wird er der nächste Fürst von Sternberg.«
»Aber die von Kants… was haben die damit zu tun?«
»Baronin Sofia ist die Tante des jungen Prinzen, die Fürstin war ihre Schwester. Sofia und Friedrich von Kant haben selbst zwei Kinder, Anna und Konrad. Prinz Christian lebt jetzt bei ihnen, praktisch als ihr drittes Kind.«
Victor legte die Liste beiseite und stand auf. »Was für ein Schicksal!« sagte er.
»Das ganze Land war erschüttert, Herr Graf.«
»Seltsam, daß ich nichts davon gehört habe.«
»Am anderen Ende der Welt sind solche Nachrichten vielleicht nicht so wichtig, Herr Graf.«
»Gibt es noch weitere solcher Geschichten, die ich unbedingt kennen muß, um nicht aus Versehen unangemessene Bemerkungen zu machen?«
»Die eine oder andere noch«, erwiderte Jeremy gemessen. »Wenn Sie gestatten, nehme ich die Liste noch einmal an mich und mache mir ein paar Notizen, damit ich Sie auf alles vorbereiten kann.«
»Jeremy, was täte ich ohne Sie? Bitte, nehmen Sie die Liste und lassen Sie mich allein, ich muß nachdenken.«