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Eine dunkle Mafia-Romanze: Wenn die Schattenseiten der Stadt auf einmal zu den schönsten Orten werden. Als wäre ihr mieses Date nicht schon schlimm genug gewesen, wird die vom Pech verfolgte Mariella unerwartet Zeugin eines Mordes und zieht zu allem Übel auch noch die Aufmerksamkeit des dafür verantwortlichen Mafiaclans auf sich. Mariella bangt um ihr Leben, doch es kommt noch schlimmer: Ausgerechnet der Mafiaboss hat ein Auge auf Mariella geworfen und beschlossen, die schöne Italienerin am Leben zu lassen. Aber alles hat seinen Preis und auch Mariella begreift schnell, dass mit einem Mafioso nicht zu spaßen ist. Es beginnt eine Jagd, die beide nicht mehr vergessen werden. Abenteuerlich. Gefährlich. Sexy.
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Seitenzahl: 396
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PROLOG
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
KAPITEL 11
KAPITEL 12
KAPITEL 13
KAPITEL 14
KAPITEL 15
KAPITEL 16
KAPITEL 17
KAPITEL 18
KAPITEL 19
KAPITEL 20
KAPITEL 21
Nachwort
PENG!!!
Ein tosender Laut lässt mich zusammenzucken. Mein Herz wummert ebenso schnell wie das Pochen in meinen Ohren. Für einen Moment bin ich wie gelähmt, dann drängt mich eine Erkenntnis voran: Ich muss hier weg. Schnell, bevor sie mich noch entdecken!
Innerhalb einer Sekunde ändert sich mein Leben von Grund auf. Einmal zur falschen Zeit am falschen Ort und schon wird mein normales Durchschnittsleben über Nacht zu einem Abenteuer, das ich nie vergessen werde.
Er weiß, was ich gesehen habe. Etwas, das nicht für meine Augen bestimmt ist: Seine dunkle Seite!
So beginnt eine Jagd, die unter die Haut geht.
Es ist so schön, wenn man eingekuschelt im warmen Bett liegt und ausschlafen kann. Aber noch schöner ist es, wenn man seine eigene Wohnung hat und keine Eltern oder Geschwister diese Idylle stören.
Da höre ich einen verräterischen Laut und weiß, dass ich mich zu früh gefreut hatte. Ich versinke noch tiefer in den Laken, denn ich weiß, was jetzt kommt.
»Aufstehen, Schwesterherz!«, höre ich sie durch mein Zimmer schreien.
»Mensch, Stefania! Ich habe dir den Schlüssel nur für Notfälle gegeben«, murmle ich, während ich weiterhin mit geschlossenen Augen im Bett liege.
»Mariella, es ist ein Notfall.« Ihr Ton klingt scharf.
Stefania geht zum Fenster und öffnet die Vorhänge. Das Sonnenlicht scheint mit voller Kraft in mein Zimmer hinein und ich ziehe die Decke über meinen Kopf. Ich höre ihre Schritte, die sich mir nähern, und spüre, wie sie sich auf mein Bett setzt. Mit einem Ruck zieht sie mir die Decke vom Kopf.
»Warum quälst du mich schon so früh am Morgen?«
»Schau mal!«, sagt sie voller Erwartung.
Meine Augen sind noch geschlossen, aber ich spüre, dass sie mit etwas vor meinem Gesicht herumfuchtelt.
»Du wirst nie glauben, was letzte Nacht passiert ist.«
»Letzte Nacht? Für mich ist die Nacht noch nicht zu Ende, falls du das noch nicht bemerkt hast.«
Aber so, wie ich sie kenne, lässt sie mich ohnehin nicht weiterschlafen. Stefania wird mich nicht in Ruhe lassen. Also öffne ich langsam meine Augen und sehe … nichts. Sie ist so nah an meinem Gesicht, dass ich nichts erkennen kann. Noch dazu bin ich verschlafen und sehe alles verschwommen.
Was glänzt da so? Ich reibe mir die Augen, blinzle ein paar Mal und ziehe ihre Hand von meinem Gesicht, bis ich klarer sehe.
»Ein Ring«, gebe ich etwas verblüfft von mir.
»Jaaa! Ein Verlobungsring! Fabio hat mich gestern gefragt, ob ich seine Frau werden will. Ist das nicht toll?«
Abrupt richte ich mich auf und schaue ihren Ring an. »Der ist nicht aus meiner Kollektion.«
»Nein, ist er nicht. Fabio wollte, dass es eine Überraschung bleibt.«
»Wenn das so ist, Glückwunsch Schwesterherz.« Ich umarme sie und freue mich wirklich für sie.
Wenigstens hat eine von uns Glück in der Liebe.
»Komm, steh auf und mach dich fertig. Ich will dieses schöne Ereignis mit dir feiern. Ich warte im Wohnzimmer auf dich.«
Stefania steht auf und verlässt das Zimmer. Bevor ich aufstehe, schnappe ich mir mein Handy und tippe eine kurze Nachricht an meine beste Freundin.
Mariella: Hey, Süße! Du hast gewonnen. Ich gehe auf das Blind Date mit deinem Arbeitskollegen.Carla: Na endlich! Dann sage ich ihm Bescheid. Keine Ahnung, was deine Meinung geändert hat, aber ich finde es so toll. Er ist wirklich ein ganz Lieber.
Was meine Meinung geändert hat? Die Verlobung meiner Schwester.
Ich wünsche mir nichts sehnlicher als einen Mann an meiner Seite. Aber der Pechvogel, der ich bin, ziehe ich immer das falsche Los bei der Männerwahl. Einer schräger als der andere. Und mit Carlas Arbeitskollegen wollte ich mich nicht treffen, weil ich Blind Dates hasse. Wer geht schon gerne auf eine Verabredung mit einem Unbekannten?
Aber vielleicht liegt mein fatales Datingleben an meinem schlechten Männergeschmack, immerhin habe ich die letzten Männer selbst ausgesucht. Da könnte so ein Blind Date genau das Richtige für mich sein, um einen guten Partner zu finden.
Und jetzt, wo meine Schwester verlobt ist, werde ich unter noch größerem Druck stehen. Meine Familie ist bei diesem Thema aufdringlich, vor allem meine Mutter. Also werde ich mich mit Carlas Kollegen treffen.
So sitze ich ein paar Stunden später mit meinem Blind Date im Restaurant. Ich war ziemlich überrascht, nachdem Carla mir mitteilte, dass das Date gleich heute Abend stattfinden würde.
Francesco, so heißt mein Date, schaut nicht einmal schlecht aus. Er hat ein hübsches Gesicht, einen fitten Körper und ist gepflegt. Würde er nur nicht so viel reden.
Oder besser gesagt, das Problem ist, was er redet.
»Und was spielst du so für Computerspiele?«, fragt er mich voller Begeisterung.
»Ich … ähm, spiele überhaupt keine.«
Ist das sein Ernst? Er fragt mich, was für Spiele ich spiele, aber weiß nicht einmal, was ich vom Beruf bin. Das hat ihn bis jetzt überhaupt nicht interessiert. Ich werde jetzt einfach mal die Frechheit besitzen, das Thema zu wechseln und über mich zu reden. Er hat genug über sich und seine blöden Spiele gesprochen. Ich habe nicht einmal verstanden, was er mir da erklärt hat.
»Ich bin übrigens Schmuckdesignerin und habe einen eigenen Laden hier in Neapel. Außerdem haben meine Schwester und ich den Nachnamen unserer Mutter. Da meine Eltern damals nicht verheiratet waren, konnten wir das italienische Namensrecht umgehen und den Namen der Mutter bekommen. Sie hat sich das so sehr gewünscht.«
Er sagt nichts und schaut mich an, als würde gerade ein Alien vor ihm sitzen, dessen Sprache er nicht versteht.
»Was hat das mit den Computerspielen zu tun?«
Will der mich verarschen?
»Francesco, weißt du was? Lassen wir es einfach. Das hat einfach keinen Sinn und wir passen nicht zueinander. Beenden wir das gleich, bevor wir beide uns quälen und unsere Zeit verschwenden.«
»Da hast du recht. Du bist eigentlich überhaupt nicht mein Typ«, sagt er nonchalant und setzt fort: »Die Art, wie du redest, gefällt mir nicht und ein paar Kilos mehr könntest du auch vertragen, damit dein Vorbau etwas größer wird.«
Meine Augen weiten sich, als ich das höre.
»Schon bei deiner Frage, was Fortnite ist, habe ich gesehen, dass wir nicht zusammenpassen.«
»Wie bitte? Die Art, wie ich rede, gefällt dir nicht?«, erwidere ich aufgebracht »Wie willst du meine Art des Redens überhaupt beurteilen können, wenn ich kaum zu Wort kam?«
Immerhin hat Francesco wie ein Wasserfall gesprochen und mich kaum einen Satz beenden lassen.
»Und über meinen Vorbau kann man sich nicht beschweren«, kontere ich ihm selbstbewusst.
Er zuckt nur mit der Schulter. Kopfschüttelnd stehe ich auf und will das Restaurant verlassen.
»Gehst du?«
»Natürlich. Es gibt keinen Grund, dieses Date fortzuführen und hierzubleiben. Also schönen Abend noch. Ich bin dann mal weg.«
Mit den Worten mache ich mich auf den Weg, da dringt seine Stimme erneut an mein Ohr.
»Warte!«
Etwas genervt drehe ich mich zu ihm. »Was?«
»Können wir wenigstens Sex haben?«
Das kann jetzt nicht wahr sein. Ich weiß nicht, ob mein Schock oder meine Wut in dem Moment größer ist.
»Sag mal, bist du jetzt komplett irre?! Was stimmt mit dir nicht?«
»Ich weiß jetzt nicht, warum du so ein Drama daraus machst. Ich habe dich höflich gefragt.«
»Man fragt höflich nach einem Feuerzeug oder nach dem Weg, aber doch nicht nach Sex, vor allem nicht, nachdem man die Person beleidigt hat, indem man ihre Art zu reden und ihren Vorbau kritisiert hat.«
»Hast du deine Tage? Oder warum sonst bist du so eine Zicke? Kein Wunder, dass du noch Single bist.«
Ich bin schockiert und brauche einen Moment, um das zu begreifen. Daraufhin sammle ich mich wieder und stütze mich mit meinen Händen am Tisch ab. Ich beuge mich nach vor, während er noch auf seinem Stuhl sitzt.
»Francesco, du bist ein Riesenarsch und ich will dich nie wieder sehen.« Dann folge ich kurz seinem Blick und spreche weiter. »Meine Augen sind hier oben und außerdem sind sie dir sowieso zu klein.«
Jetzt schaut er mir wieder in die Augen und lehnt sich lässig zurück.
»Na ja, so klein sind sie doch nicht, wie ich zuerst gedacht habe.«
Ich will keine Sekunde länger meine Zeit mit diesem Arsch verschwenden, also nehme ich meine Tasche und gehe einfach, ohne überhaupt noch etwas zu sagen. Es würde sowieso nichts bringen, weiter mit ihm zu diskutieren.
O Carla, das wirst du mir büßen!
Es kommt mir zugute, dass ich mit dem Taxi hergefahren bin. So kann ich jetzt einen Spaziergang bis nach Hause machen, um mich etwas zu beruhigen.
Es ist nicht nur Francesco, der mich gerade ärgert. Es sind generell die Männer und die Dates, die ich in letzter Zeit hatte. Jedes Mal gehe ich verärgert nach Hause. Ich glaube, ich gebe es auf, ich brauche keinen Mann. Meine Mutter wird den Schock ihres Lebens haben, wenn sie davon erfährt, aber was solls. Mein innerer Frieden ist wichtiger, als was andere von mir denken.
Frustriert setze ich mich auf eine Bank und lehne mich zurück. Wie ich so in meinen Gedanken bin, schließe ich meine Augen und überlege, wie es jetzt weitergehen soll. Aber eins weiß ich auf jeden Fall jetzt schon: Keine Dates mehr!
Plötzlich spüre ich ein Kitzeln an meinem Bein, also öffne ich meine Augen. Ich schaue runter und sehe einen Hund an mir schnüffeln.
»Na hallo, du Süßer«, sage ich mit einem Lächeln im Gesicht.
Zuerst lasse ich ihn ein bisschen meine Hand beschnuppern, ehe ich ihn anfange zu streicheln. Er genießt die Streicheleinheiten und schließt leicht die Augen.
»Wieso bist du allein hier draußen? Wo ist dein Besitzer?« Ich sehe, dass er ein Halsband hat, aber keine Marke trägt. »Na ja, mein Kleiner. Dann gehen wir einfach mal spazieren und vielleicht finden wir deinen Besitzer.«
Ich stehe auf und gehe los. Ohne zu warten, läuft er mir nach und folgt mir.
»Ich sehe schon, wir verstehen uns.« Mit einem Lächeln setze ich fort. »Endlich mal ein Mann, mit dem ich mich von Anfang an gut verstehe.«
Wir spazieren gelassen weiter und ich halte Ausschau, ob jemand einen Hund sucht, als er plötzlich vor einem Imbissstand stehen bleibt.
»Hast du Hunger?«
Er starrt das Essen an und rührt sich nicht vom Fleck.
»Du hast recht. Ich könnte auch was vertragen.«
Bei dem Date mit Francesco ist mir das Essen vergangen und ich habe es stehengelassen. Also kaufe ich, für den Vierbeiner neben mir, ein Grillhähnchen. Natürlich ungewürzt. Und ich nehme mir ein Stück Pizza.
Danach gehen wir weiter.
»Weißt du, du bist ein besseres Date als ein Mann.«
Ich schaue zu ihm runter. Er geht direkt neben meinen Beinen und passt sich meinem Tempo an.
»Vor allem redest du nicht ununterbrochen und ich komme auch mal zu Wort.« Besser gesagt er redet gar nicht und ich kann meinen Frust rauslassen.
Es ist ein schöner Spaziergang mit meinem neuen unbekannten Freund. Ich erzähle ihm alles über meine Dates und die Probleme, mit denen ich dabei konfrontiert war. Während unseres Gesprächs … oder besser gesagt meines Monologes, merke ich, dass wir vom Weg abgekommen sind. Den Tumult der Stadt nimmt man hier nur vage wahr. Die Stille überwiegt. Um uns herum sind nur Häuser und parkende Autos, sonst ist keine Menschenseele zu sehen. Die nächtliche Beleuchtung ist schlecht, da die Straßenlaternen weit auseinander stehen. Wir erreichen eine Abzweigung, von der kleinere Gassen abgehen. Von wo sind wir gekommen?
Im nächsten Moment zwickt mich der Hund plötzlich ins Bein. Ich will protestieren und ihn abschütteln, da merke ich, dass er mir etwas mitteilen will. Er zieht mich wieder zurück Richtung Hauptstraße.
Ich verstehe sofort die Signale seiner Körpersprache. Seine tiefsitzenden Ohren, sein eingeklemmter Schwanz und die flehenden Augen, zeigen mir an, wie angespannt er ist.
Langsam steigt Angst in mir auf. Gänsehaut breitet sich auf meiner Haut aus und ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit. Ein Gefühl, das mich drängt, von hier zu verschwinden. Als würde es mich vor etwas oder jemandem warnen wollen. Ich muss hier weg!
Bevor ich reagieren kann, höre ich schnelle Schritte hinter mir. Ich drehe mich um und da erscheint plötzlich ein Mann aus der Seitengasse. Unsere Blicke treffen sich. Ich sehe Angst in seinem Gesicht. Eine unbeschreibliche Angst, wie ich sie noch nie bei jemandem gesehen habe. Instinktiv möchte ich weglaufen, aber mein Körper ist wie erstarrt.
PENG!!! Ein Kopfschuss und der Mann fällt um. Er landet mit dem Bauch am Boden und sein Kopf liegt seitlich. Wie gelähmt, starre ich in das leblose Gesicht des Mannes. Seine Augen sind offen und noch immer auf mich gerichtet. Das Blut rinnt über den Asphalt. Ein paar Spritzer hat das Auto daneben abbekommen. Ein Schauer läuft mir über den Rücken.
Neben mir winselt der Hund und zieht abermals an meinem Bein. Da nehme ich bereits Schritte wahr, die aus der Seitengasse erklingen. Ich muss hier weg. Schnell, bevor sie mich entdecken!
Weglaufen ist keine Option. Dafür ist es zu spät. Schnell verstecke ich mich hinter einem parkenden Auto. Der Hund tut es mir gleich, drückt sich eng an mich und ich spüre sein Zittern.
»Luigi, macht alles sauber, sodass keine Spuren bleiben«, höre ich einen Mann.
Ich weiß nicht, wer diese Leute sind, aber ich weiß, dass mit ihnen nicht zu scherzen ist. Sie sind gefährlich. Sie sind Mörder. Und sie sind nur wenige Meter von mir entfernt.
Ein Laut des Entsetzens kriecht meine Kehle hoch. Schnell reiße ich die Hand hoch und lege sie über den Mund. Erst da fällt mir auf, dass mein Gesicht feucht von Tränen ist. Es ist schwer, weinend leise zu bleiben, dennoch schaffe ich es. Wenn ich ruhig bleibe und mich nicht bewege, werden sie nicht mitbekommen, dass ich Zeugin ihrer Gräueltat geworden bin. Ich muss nur durchhalten, bis sie weg sind.
Aber ich bin nicht allein. Der Hund spürt die Gefahr und fängt an zu winseln. Nein! Bitte nicht!
Ich versuche, ihn zu beruhigen, und umarme ihn. Dabei streichle ich ihn sanft. Es hilft und er wird ruhiger, dennoch höre ich Schritte, die sich uns nähern.
Einer von ihnen muss das Winseln gehört haben. Jetzt gibt es kein Zurück. Wir müssen hier sofort weg. Augenblicklich springe ich auf und laufe los.
»Mario, komm! Sie darf nicht entkommen!«, ruft der Mann.
Der Laut der Schritte, die mir auf dem Asphalt folgen, lässt mich schneller und schneller laufen. Mein Herz pocht in meiner Brust und ich ächze nach Luft, aber ans Stehenbleiben ist jetzt nicht zu denken. Wenn ich Glück habe und ihnen entkomme, werden sie nicht einmal wissen, wer sie beobachtet hat. Mein Gesicht haben sie sicher nicht erkannt, aber ich ihre Gesichter auch nicht.
Ich laufe durch die dunklen Gassen und versuche, die zwei Männer loszuwerden, indem ich ständig die Richtung wechsle und einmal links und einmal rechts abbiege. Wo mein kleiner Freund ist, weiß ich nicht mehr. Ihn habe ich bei meiner Flucht leider verloren, denn das ging alles so schnell, dass ich nicht die Zeit hatte, mich um ihn zu kümmern. Und obwohl ich schon außer Atem bin und eigentlich nicht mehr laufen kann, bleibe ich nicht stehen. Ich zwinge meinen Körper, weiterzulaufen. Ich zwinge ihn, nicht aufzugeben und stark zu sein. Ich wollte doch noch die Hochzeit meiner Schwester erleben.
Also laufe ich weiter und weiter, bis ich endlich aus diesen Gassen komme. Ich befinde mich wieder auf den vollen Straßen Neapels. Es ist eine Erleichterung, wieder Menschen und Autos zu sehen, aber noch bin ich nicht in Sicherheit. Ich mische mich unter die Menschenmenge und endlich muss ich nicht mehr rennen. Ich gehe zwar schnellen Schrittes weiter, aber so, dass sich meine Atmung halbwegs wieder normalisieren kann.
Immer wieder drehe ich mich um, um nach meinen Verfolgern Ausschau zu halten. Falls sie noch hinter mir her sind, denn ich sehe sie nicht mehr. Das ist jetzt die Frage, bin ich sie wirklich los? Ich hoffe, sie tauchen nicht irgendwo wieder auf. Diese Ungewissheit macht einen verrückt. Wo sind sie? Was haben sie vor? Beobachten sie mich gerade? Ständig schaue ich mich um und sehe nicht einmal, wo ich hingehe.
Plötzlich stoße ich mit einem Mann zusammen. Ich erschrecke mich so sehr, da ich mir sicher bin, dass das einer von meinen Verfolgern ist. Diese Angst, die ich gerade spüre, bringt mich dazu, am ganzen Körper zu zittern.
»Pass doch auf!«, stänkert er mich an.
Ich begreife, dass es einfach nur ein Passant ist und ein Seufzer der Erleichterung entfährt mir.
»E-Entschuldigung!«
Er ignoriert meine Entschuldigung und verschwindet.
Ich brauche noch eine Weile, bis ich mich von diesem Schock erhole. Ich streiche mein langes Haar aus dem Gesicht, welches an meiner schwitzigen Stirn klebt. Von der schönen dunkelbraunen Mähne ist kaum noch was zu sehen, so durcheinander ist meine Frisur. Als ich meine zitternden Hände sehe, bekomme ich Angst, dass meine Verfolger das sehen könnten und ich mich damit verrate. Also nehme ich meine Hände runter und verstecke sie in meinen Jackentaschen.
Ich muss weiter, ansonsten finden sie mich.
Mag sein, dass man es mir von außen nicht anmerkt, aber innerlich schreie ich und bin am Verzweifeln. Ich flehe das Schicksal an, mich zu verschonen. Doch dann entdecke ich ein Polizeiauto. Vorsichtig bewege ich mich auf das Auto zu und klopfe an die Fensterscheibe.
Ich erzähle den zwei Polizisten die Kurzfassung von dem, was mir passiert ist und sie fahren mich zur nächsten Polizeistation. Endlich ein bisschen Sicherheit.
Dort angekommen übergeben sie mich einer Polizistin. Ihr schwarzes Haar hat sie zu einem Zopf gebunden und auf dem Namensschild steht ihr Name: Fiorella Damico. Als sie mich sieht, zeigt mir ihr Blick in was für einem Zustand ich mich gerade befinde. Sie schaut mich ernst, aber zugleich auch besorgt an.
Die anderen Polizisten erklären ihr kurz die Situation, ehe sie sich verabschieden und mich bei ihr lassen. Jetzt bekomme ich ihre volle Aufmerksamkeit. »Gut, dass Sie zu uns gekommen sind. Kommen Sie mit mir mit und setzen Sie sich.«
Sie spricht mit einer beruhigenden Stimme und ist sehr fürsorglich mir gegenüber. Sanft legt sie ihre Hand auf meinen Rücken und führt mich den Flur entlang. Auf dem Weg begegnen wir anderen Polizisten und Leuten. Jeder von ihnen hat seine Geschichte, warum er hier ist. Ob ihre Situation auch so gravierend ist, wie meine?
Wir kommen in ein Besprechungszimmer und ich setze mich auf einen Stuhl.
»Sagen Sie mir bitte zuerst, wo Sie den Mord gesehen haben, damit wir in der Zwischenzeit eine Streife hinschicken, während Sie uns die restlichen Details erzählen«, will die Polizistin von mir wissen.
»Die genaue Adresse kenne ich nicht.«
»Können Sie mir wenigsten den Weg beschreiben?«
Ich nicke und erkläre ihr den Weg zum Tatort.
»Danke, ich sage das nur schnell meinen Kollegen und bin gleich wieder bei Ihnen.«
Sie lässt mich kurz allein und obwohl ich in einer Polizeistation bin, bekomme ich Angst, sobald niemand bei mir ist. Zum Glück muss ich nicht lange warten und sie kommt mit einem Kollegen sowie einem Glas Wasser in der Hand zurück. »Hier. Trinken Sie ein bisschen.«
»Danke.« Ich nehme das Glas und schütte es fast aus, so sehr zittern meine Hände.
»Schön langsam. Sie haben das Richtige getan und sind gleich zu uns gekommen. Ihnen wird nichts passieren«, versucht sie, mich zu beruhigen.
Ich trinke ein paar Schlucke und umklammere das Glas mit meinen zittrigen Fingern. Ihr Kollege wartet kurz, bis ich mich beruhige, ehe er spricht. Er wird nur ein bisschen älter als ich sein. Seine Augenringe zeigen mir, dass er schon müde ist, aber trotzdem zeigt er Verständnis für mich und bleibt höflich.
Meine Atmung stabilisiert sich und er fängt an. »Ich brauche zuerst Ihren Namen, bevor wir anfangen.«
»Mariella … Mariella Varricchio.«
»Ok, Frau Varricchio. Bitte schildern Sie uns ausführlich, was genau Sie gesehen haben. Erzählen Sie mir jedes einzelne Detail, an welches Sie sich erinnern können.«
Ich fange an zu berichten und strenge mich an, nichts zu vergessen und alles genau zu erklären. Sie hören mir geduldig zu und nehmen das Gespräch auf. Nur leider kann ich ihnen nicht beschreiben, wie die Männer ausgeschaut haben, da es dunkel war. Das einzige Gesicht, welches ich gesehen habe, war das des Toten. »Es tut mir leid, dass ich nicht mehr weiß.«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Dafür können Sie doch nichts und es hilft uns schon viel, dass Sie überhaupt zu uns gekommen sind«, sagt der Polizist zu mir und setzt dann fort: »Ich würde Sie bitten, noch ein bisschen hierzubleiben. Für das Protokoll muss ich ihren Ausweis kopieren und danach können Sie gehen.«
Ich gebe ihm meinen Personalausweis und sie lassen mich wieder allein, aber dieses Mal fühle ich mich etwas besser. Nach ein paar Minuten warten, frage ich mich langsam, wo sie bleiben. So lange kann das doch nicht dauern. Vielleicht ist ihnen noch etwas Wichtiges dazwischengekommen und jetzt dauert es ein bisschen, rede ich mir selbst Mut zu.
Eine halbe Stunde später ist immer noch niemand gekommen und noch immer sitze ich allein da. Haben sie vielleicht die Täter gefasst? Oder noch schlimmer … verdächtigen sie vielleicht mich?
Langsam bekomme ich ein ungutes Gefühl und Panik steigt in mir hoch. Sollte ich vielleicht fliehen, solange ich kann? Nein, damit mache ich mich erst recht verdächtig.
Irgendwann werde ich von meinen Qualen erlöst und sie kommen zu mir. Der Polizist gibt mir meinen Ausweis und plötzlich wirken sie nicht mehr so nett und einfühlsam. Sie sind eher kühl und distanziert. Ich nehme den Ausweis entgegen.
»Danke«
»Sie können jetzt gehen«, sagt der Polizist und kann mir dabei kaum in die Augen schauen.
Was ist mit ihm plötzlich los?
»Wird man mir Bescheid geben, wenn es in dem Fall Neuigkeiten gibt?«
Er räuspert sich, bevor er mir antwortet. »Der Fall ist abgeschlossen.«
»Abgeschlossen?«
»Es gibt keine Leiche. Deshalb hat sich das hiermit erledigt.«
»Sie haben die Leiche entsorgt.«
Fest entschlossen antwortet er mir. »Ich rate Ihnen, sich nicht mehr mit diesem Fall zu beschäftigen, Frau Varricchio. Ebenfalls rate ich Ihnen davon ab, zu einer anderen Polizeistation zu gehen. Tun Sie sich selbst den Gefallen, gehen Sie jetzt nach Hause und vergessen Sie das Geschehene.«
»Ich verstehe das alles nicht. Sie haben doch selbst gesagt, dass es eine gute Entscheidung war, hierherzukommen. Was hat sich plötzlich geändert?«
Jetzt spricht die Polizistin mit mir: »Frau Varricchio, gehen Sie jetzt. Es gab keinen Mord.«
Es gab keinen Mord? Ihr Verhalten verwirrt mich. Zuerst waren sie so fürsorglich und wollten alles wissen und plötzlich ist alles egal, was ich gesehen habe und nichts von dem soll passiert sein.
»Aber wenn es keinen Mord gab, warum sollte ich aussagen und warum wollten Sie meine Daten haben?«
»Das gehört zum Protokoll.«
»Aber ich … ich habe es doch gesehen. Da waren mehrere Männer und einer von ihnen …«
»Frau Varricchio, zwingen Sie uns nicht, Sie mit Gewalt hier wegzubringen«, unterbricht mich der Polizist.
Ungläubig schaue ich die zwei an. Jetzt wollen sie mich sogar rauswerfen? Was ist nur in diesen 40 Minuten passiert, in denen sie weg waren?
Ich sehe, dass es keinen Sinn hat, weiter mit ihnen zu diskutieren, also verabschiede ich mich und gehe.
Ein komisches Gefühl umgibt mich beim Verlassen der Polizeistation. Ich dachte, ich hätte Schutz, aber jetzt bin ich wieder allein und meinen Namen haben sie auch. Was, wenn meine Daten in die falschen Hände kommen?
Verwirrt gehe ich nach Hause und verstehe das alles nicht. Warum waren die Polizisten plötzlich so komisch und glaubten mir nicht? Es kann doch nicht nur daran liegen, dass sie keine Leiche gefunden haben. Man weiß doch, dass der Mörder versuchen wird, die Leiche zu entsorgen. Natürlich gab es keine.
Während ich die Straßen entlang gehe, muss ich mich ständig umsehen. Ich fühle mich beobachtet und verfolgt. Ob die Männer mich jetzt heimlich beobachten?
Aber die Polizei würde mich doch nicht einfach so allein nach Hause gehen lassen, wenn ich in Gefahr wäre, oder? Oder werde ich jetzt einfach nur paranoid?
Ich komme nach Hause und lege mich erschöpft ins Bett. Die ganze Nacht quälen mich Alpträume. Ständig sehe ich den Mord vor meinen Augen und ständig werde ich von irgendwelchen unheimlichen Männern verfolgt. Die ganze Nacht wälze ich mich hin und her. Wie lange wird mich das jetzt verfolgen? Werden diese Qualen irgendwann ein Ende haben?
Am Morgen wache ich komplett verschwitzt auf. Obwohl ich geschlafen habe, bin ich immer noch müde und erschöpft. Schleppend gehe ich ins Bad und mache mich fertig. Danach verlasse ich meine Wohnung und gehe zu Fuß zum Mechaniker, da meine Vespa mit dem Service fertig ist und ich sie abholen kann. Es ist eine Vespa GTS 300 und ich liebe mein Baby. Der Lack ist elfenbeinweiß und sehr gepflegt, da ich ihn regelmäßig polieren lasse und immer wieder Wachs auftrage.
Ich setze meinen Helm auf, auf dem dezent die italienische Flagge drauf ist, und fahre los. Ja, ich bin eine stolze Italienerin und das sieht man mir an. Das schöne Gefühl, mit meiner Vespa, durch die Stadt zu fahren, lenkt mich ein bisschen von meinen Sorgen ab. Für einen kurzen Moment genieße ich diesen schönen und sonnigen Tag. Aber als ich ankomme und meine Vespa parke, kommt wieder diese Angst in mir hoch. Etwas frustriert betrete ich meinen Laden. Der Schmuck glänzt von allen Seiten. Die Beleuchtung ist perfekt abgestimmt und präsentiert die teureren Stücke in einem besonderen Licht. Ich verkaufe nicht nur Schmuck, den ich selbst designt habe, sondern auch den von den üblichen bekannten Designern. So habe ich mehr Kundschaft und kann ihnen auch meine Kollektionen bekannt machen. Mein Ziel ist es, den Bekanntheitsgrad meiner Marke zu steigern.
Die nächsten Stunden verbringe ich hier im Laden. Mal bin ich in der Schmuckwerkstatt hinten und mal bin ich vorne beim Verkauf und kümmere mich um die Kundschaft. Während ich gerade mit einer Kundin rede, fühle ich mich beobachtet. Wieder kommt so ein ungutes Gefühl in mir hoch und ich muss an die letzte Nacht denken.
»Wissen Sie, was ich meine?«, fragt mich die Kundin und ich habe keine Ahnung, wovon sie gesprochen hat.
Normalerweise bin ich immer voll bei der Sache, aber das Erlebnis lässt mich nicht in Ruhe. Müde reibe ich mir die Augen und unterdrücke ein Gähnen.
»Ähm … tut mir leid. Was haben Sie gesagt?«, frage ich meine Kundin und schäme mich für meine unseriöse Art.
»Haben Sie mir nicht zugehört?«
Wieder fühle ich mich beobachtet und es macht mir Angst. Ich werde nervös. »Es tut mir leid. Meine Kollegin kümmert sich gleich um Sie. Ich … muss kurz weg.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, gehe ich zu meiner Mitarbeiterin und sage ihr, dass sie sich um die Kundin kümmern soll.
»Ist alles ok, Mariella? Du bist plötzlich so blass.«
»Alles gut. Schaue nur, was die Kundin will, bitte.«
Ich gehe weiter und tu so, als würde ich etwas Wichtiges machen. Wieder spüre ich Blicke auf mir und ich schaue raus auf die Straße. Auf der anderen Straßenseite sehe ich Passanten auf dem Gehweg. Die einen gehen nach links die anderen nach rechts, nur ein Mann steht auf einer Stelle und starrt mich an. Seine Muskeln sind mit Tattoos übersät und sein Blick ist angsteinflößend.
O mein Gott! Ich werde panisch und schaue weg. Ich werde tatsächlich beobachtet.
Dann schaue ich vorsichtig wieder hin und plötzlich ist dieser Mann weg.
War da wirklich jemand oder war es nur Einbildung? Hat er überhaupt mich angeschaut? Vielleicht war es nur Zufall.
Ich sehe eine andere Mitarbeiterin bei der Auslage stehen und stelle mich zu ihr. »Hast du auch den Mann auf der anderen Straßenseite gesehen?«
»Welcher Mann?«
»Der mit den vielen Tattoos. Er hat in unsere Richtung geschaut.«
»Mariella, ich bin die ganze Zeit hier bei der Auslage. Da war kein Mann. Den hätte ich bemerkt.«
Langsam glaube ich, dass sich das nur in meinem Kopf abspielt, weil ich verängstigt bin.
Zwei Tage später gehe ich von der Arbeit nach Hause. Heute war ich etwas länger im Laden und es ist schon dunkel, als ich bei meiner Wohnung ankomme. Ich parke meine Vespa, nehme meine Tasche und gehe Richtung Wohnhaus. Währenddessen hole ich meine Wohnungsschlüssel aus der Tasche, als ich plötzlich Schritte hinter mir höre.
Noch immer verfolgt mich das Ereignis von dieser einen Nacht. Ich denke oft darüber nach und werde ständig von der Angst verfolgt, dass diese Männer plötzlich wieder auftauchen und mich holen. Sofort bekomme ich eine Gänsehaut und drehe mich um. Wer ist das?
Ich sehe einen Mann, der mich anschaut und auf mich zukommt. Wieder sehe diese Tattoos an ihm. Panik steigt in mir hoch und ich beeile mich, zur Tür zu kommen. Sobald ich mein Tempo beschleunige, geht der Mann hinter mir auch schneller. Vor der Tür versuche ich, den richtigen Schlüssel in die Hand zu bekommen, aber meine Hände zittern so sehr, dass das eine richtige Herausforderung für mich ist. Tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf, mein Herz rast. Ich bekomme kaum Luft.
Der Mann kommt mir immer näher und er steuert auf mich zu. Ich werde noch panischer und zittriger. Komm schon, Mariella. Reiß dich zusammen.
Im letzten Moment schaffe ich es, den richtigen Schlüssel in die Hand zu nehmen und aufzusperren. Schnell gehe ich hinein und mache die Tür hinter mir zu. Genau in dem Moment kommt der Fremde an und rüttelt an der Tür. Ich stehe im dunklen Treppenhaus, starre die Tür an, die sich durch ihn bewegt, und gehe langsam zurück. Als ich plötzlich mit meinem Rücken an etwas stoße. Oder vielmehr jemanden. Vor Schreck schreie ich auf.
»Ahhhhh!«
Schlagartig fängt die andere Person auch an zu schreien. Ich erkenne diese helle Frauenstimme und suche den Lichtschalter, den ich dann auch ziemlich schnell finde. Endlich stehen wir nicht mehr im Dunklen.
»Ricca?« Es ist nur meine Nachbarin. Sie ist ungefähr in meinem Alter. Um die 26 Jahre, so wie ich. Aber Riccas Verhalten ist manchmal ein bisschen schräg. Sie geht oft nachts spazieren, weil sie Schlafstörungen hat, und generell wirkt sie manchmal etwas durcheinander. Aber im Großen und Ganzen ist sie ein lieber Mensch.
»Gott sei Dank! Mariella, du bist es.«
»Was machst du hier in der Dunkelheit?«
»Dasselbe könnte ich dich fragen.«
»Ich bin gerade reingekommen und kam noch nicht dazu, das Licht anzuschalten. Aber warum gehst du im Dunklen spazieren?«
»Das Licht ging aus und ich konnte den Lichtschalter nicht so schnell finden.«
Dass das genau in dem Moment passieren muss, wenn ich von einem fremden Mann verfolgt werde. Ich schaue zur Tür und merke erst jetzt, dass niemand mehr daran rüttelt.
»Was ist los mit dir? Du schaust so verwirrt aus«, holt sie mich aus meinen Gedanken.
»Hast du das auch gehört?«
»Was meinst du?«
»Die Tür. Jemand hat an der Tür gerüttelt.«
»Jemand soll an der Tür gerüttelt haben? Das bildest du dir nur ein. Ich hätte es sonst auch gehört.«
Spielt sich das alles nur in meinem Kopf ab? Es sehe immer nur ich diesen tätowierten Mann, sonst keiner. Mittlerweile zweifle ich daran, ob es einen Mord gab, immerhin meint auch die Polizei, dass es keinen gab. Je mehr Tage vergehen, desto eher glaube ich, dass das gar nicht passiert ist. Was ist Einbildung und was Realität?
Am nächsten Tag bin ich wieder in der Arbeit. Ich kann mich kaum konzentrieren und habe das Gefühl, dass ich verrückt werde. Mittlerweile frage ich mich ernsthaft, was ich wirklich gesehen habe und was nicht. Ich spiele sogar mit dem Gedanken, zu einem Therapeuten zu gehen. Das kann so nicht weitergehen. Ich muss etwas dagegen tun.
Bis jetzt hatte ich nicht den Mut, jemandem davon zu erzählen. Wenn es wirklich passiert ist, dann habe ich Angst, jemand anderen mit hineinzuziehen. Aber auch wenn es nicht wirklich passiert ist, will ich nicht, dass man mich für verrückt erklärt. Und so muss ich mit meinen Ängsten und Sorgen allein zurechtkommen.
Ich schrecke zusammen, als ein Kunde den Laden betritt. Das Geräusch der Tür erinnert mich an den gestrigen Vorfall. Deshalb sehe ich im ersten Moment den tätowierten Mann in ihm, aber er ist es nicht. Obwohl mir klar wird, dass es nur ein Kunde ist, ist der Schock zu groß für mich.
Ich habe das Gefühl, nicht atmen zu können. Mir wird warm und ich fange an zu zittern. Plötzlich halte ich es hier drinnen nicht mehr aus. Ich. Muss. Hier. Raus.
Nach Luft ringend stürme ich aus dem Laden. Meine Hand lege ich auf meine Brust und versuche, tief einzuatmen.
Passanten gehen an mir vorbei, bis einer von ihnen stehenbleibt. »Signora, geht es Ihnen gut?«
Verblüfft schaue ich auf. Ein älterer Herr mit auffallend roten Äderchen an beiden Wangen und einem grau‐weißen Stoppelbart steht vor mir. Durch die vielen Falten in seinem Gesicht sieht man, dass er vom Leben gezeichnet ist. Seine Augen wirken müde, aber freundlich. Ihn so zu sehen ermutigt mich und gibt mir Kraft. Ich muss stark bleiben.
»Danke, Signore. Es geht wieder.«
»Sicher?«
»Ja, sicher.«
Ein letztes Mal lächelt er mich aufmunternd an, ehe er weitergeht.
Wer auch immer dieser Mann war, seine Art hat meine Panikattacke gebändigt. Ich atme tief durch und beruhige mich, dennoch kreisen meine Gedanken.
Was passiert hier nur? Was stimmt nicht mit mir?
Das kann nicht wirklich passiert sein. Wenn es einen Mord gab, müssen das gefährliche Männer gewesen sein. Die hätten mich schon längst getötet. Warum sollten sie damit warten? Das ergibt doch alles keinen Sinn. Anscheinend ist das alles wirklich nie passiert. Die Polizisten haben es doch auch gesagt. Das spielt sich alles in meinem Kopf ab und ich werde verrückt.
Die Polizei glaubt mir nicht, niemand hat den tätowierten Mann gegenüber meinem Laden gesehen und Ricca hat das Rütteln an der Tür nicht gehört. Wenn es offiziell keinen Mord gab, muss ich mich auch nicht für die Wahrheit einsetzen. Ich rede mir ein, dass sich alles nur in meinem Kopf abspielt, denn so ist es einfacher für mich.
Nachdem ich mir selbst eingestanden habe, dass das nicht die Realität ist, sondern nur Einbildung, geht es mir besser. Ich fühle eine Erleichterung und der Druck ist weg. Es ist vorbei, denn es war nie was. Das war alles nur in meinem Kopf und ich sollte mir schleunigst einen Therapeuten suchen, bevor ich noch in der Klapse ende.
Ich setze mich auf eine Bank, schließe meine Augen und erhole mich von diesem seelischen Stress. Jetzt wird wieder alles gut.
Ok, ich bin verrückt, das ist jetzt keine tolle Diagnose, aber wenigstens werde ich nicht von irgendwelchen Kriminellen verfolgt. Ich bin trotzdem erleichtert und genieße die Sonnenstrahlen, die meine Haut kitzeln. Ein Lächeln ziert mein Gesicht und ich fühle mich gut.
Nur dauert dieser schöne Moment nicht lange. Ich spüre Bewegungen an meinem Bein. Ich öffne meine Augen und sehe einen Hund, der mich anspringt. Aber es ist nicht irgendein Hund, es ist der Hund von dieser einen Nacht. Es ist offensichtlich, dass er mich erkennt, denn er freut sich riesig, mich zu sehen. Er springt mich an und hüpft im Kreis herum. Voller Freude schleckt er mich überall ab, wo er nur hinkommt.
Ich lehne mich zu ihm runter und schaue auf sein Halsband. Das ist genau dasselbe Halsband. Das ist er.
Aber wie kann das möglich sein? Wenn er echt ist, dann war der Mord auch echt. Oder war nur der Hund echt, aber alles andere nicht?
»Es tut mir so leid. Er entkommt mir immer wieder.« Die Stimme reißt mich aus meinen Gedanken, ich blicke auf und sehe eine Frau in meinem Alter. Eine leichte Brise weht ihr blondes Haar über ihr Gesicht. Sie steckt sich die Strähne hinters Ohr und lächelt mich an. Ich stehe auf und trete einige Schritte auf sie zu. »Nichts passiert. Er ist ganz niedlich.«
»Letztens ist er wieder weggelaufen. Es war Nacht und ich habe ihn stundenlang gesucht. Er war ganz dreckig, als ich ihn gefunden habe.«
Wer weiß, wo er hingelaufen ist, als ich losgerannt bin. Aber wäre er davongelaufen, wenn uns keiner verfolgt hätte? Und warum hat er gewinselt, wenn es keinen Mord gab? Oder gab es den doch?
Die Frau leint den Mischling an, verabschiedet sich und geht. Ich stehe da und wünschte mir, dieser Hund könnte reden. Ich hätte so viele Fragen an ihn.
Völlig durcheinander gehe ich wieder zurück, aber ich kann heute nicht mehr arbeiten. Also werde ich nach Hause fahren. Vor meiner Vespa bleibe ich schlagartig stehen. Etwas hängt am Lenkrad meiner Vespa. Leicht schaukelt es hin und her. Ich will es mir anschauen, aber ich weiß nicht, was mich erwartet. Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Vorsichtig nähere ich mich der Vespa und nehme das Kuvert. Er ist smaragdgrün und hochwertig verarbeitet, die gute Qualität spürt man schon allein beim Halten. Mit zittrigen Händen öffne ich ihn und lese die Nachricht.
Du kannst uns nicht entkommen!
Wir wissen, wer du bist!
Wir wissen, wer du bist! hallt durch meinen Kopf. »Aber wer seid ihr?«, wundere ich mich.
Ich stehe da, mit dem Stück Papier in der Hand und starre es an. Also bin ich nicht verrückt. Ich habe tatsächlich einen Mord gesehen und ich wurde wirklich verfolgt. Die Nachricht in meinen Händen ist keine Einbildung. Es ist Realität. Es passiert wirklich.
Jetzt kommen die Ängste und die Panik zurück, die mich vorhin noch verlassen haben. Ich fange wieder an zu zittern, meine Hände schwitzen und mein Herz rast. Wieder fühle ich mich beobachtet und dieses Mal bin ich mir sicher, dass es so ist. Automatisch schaue ich mich um, aber sehen tu ich niemanden, der mich anschaut. Wer weiß, wo sie sich versteckt haben.
Das Stück Papier gebe ich in das Kuvert zurück und stecke es in meine Tasche. Ich setze den Helm auf, steige auf die Vespa und fahre nach Hause.
Meine Gedanken sind ein reines Durcheinander. Was wollen sie von mir? Warum haben sie mich nicht schon getötet? Warum zeigen sie sich nicht? Was zur Hölle passiert hier?
Ich komme an und immer wieder versuche ich, jemand Verdächtiges zu entdecken. Nur weiß ich nicht, ob ich mehr Angst hätte, wenn ich niemanden sehen würde oder mehr Angst hätte, wenn ich jemanden entdecken würde. Ich beeile mich, in meine Wohnung zu kommen, und drinnen sperre ich mehrmals zu. Aber es hilft mir trotzdem nicht, mich sicher zu fühlen.
Um mich abzulenken, schalte ich den Fernseher an. Die Hintergrundgeräusche sollen mir weismachen, dass ich keine anderen, verdächtigen Geräusche höre. Es beruhigt mich ein wenig. Ich setze mich auf die Couch und hole das Kuvert aus meiner Tasche. Ich öffne es und nehme die Nachricht wieder in meine Hände. Es ist so, als müsste ich das machen, um mich daran zu erinnern, dass die Nachricht echt ist.
Wir wissen, wer du bist. Warum schreiben sie mir diese Nachricht? Sie könnten mich doch gleich holen. Oder gefällt es ihnen, mir Angst einzujagen?
Allmählich wende ich meinen Blick von dem Papier ab und starre den Fernseher an. Erst begreife ich den Inhalt der Nachrichten nicht. Ich muss den Ton lauter schalten, um nachzuvollziehen, was sich gerade vor meinem Auge abspielt.
»Der vermisste Politiker Lorenzo Esposito wurde tot am Hafen entdeckt. Sein lebloser Körper wurde erhängt aufgefunden, dennoch ist es kein Selbstmord, da er laut den Ermittlern durch einen Kopfschuss getötet worden ist.«
Als das Bild des Politikers eingeblendet wird, stehe ich auf und stelle mich vor den Fernseher. Ich schaue mir sein Bild aufmerksam an. Es dauert einen Moment, bis ich ihn erkenne. Als mir klar wird, wer dieser Lorenzo Esposito ist, lasse ich die Fernbedienung fallen. O mein Gott! Das ist der Mann, den ich in der Mordnacht gesehen habe. Ich bin Zeugin seines Mordes.
Was mache ich jetzt? Soll ich zur Polizei gehen? Aber da war ich doch schon und sie glaubten mir nicht. Ob sie mir jetzt glauben würden? Aber wie soll ich zur Polizei gehen, wenn man mich beobachtet? Diese Männer würden ja sofort wissen, was ich da mache und wenn die Polizei mir wieder nicht glaubt, habe ich mich unnötig in Gefahr gebracht.
Verzweifelt gehe ich im Wohnzimmer auf und ab. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß nicht, was sie mit mir vorhaben. Und ich weiß nicht, wie lange sie mich noch leben lassen werden. Die Polizei glaubt mir nicht. Meiner Familie und meinen Freunden kann ich nichts sagen, da ich sie da nicht mit hineinziehen will. Ich bin allein … ganz allein mit meinem Problem.
Stunden vergehen, in denen meine Gedanken sich im Kreis drehen. Ich gehe im Wohnzimmer auf und ab. Wie komme ich aus dieser Situation raus? Die Polizei ist keine Option. Meiner Familie und Freunden kann ich auch nichts sagen. Und wenn ich die Stadt verlasse? Würden sich mich wieder finden? Verzweifelt such ich nach einer Lösung. Die Frage ist nur, ob es dafür überhaupt eine Lösung gibt.
Draußen ist es schon dunkel, als es plötzlich an der Tür klingelt. Wer kann das jetzt so spät sein? Ich habe ein ungutes Gefühl und werde sicher nicht die Tür öffnen, bis ich nicht sicher bin, wer es ist. So gehe ich vorsichtig zur Tür und noch bevor ich sie erreiche, wirft jemand ein smaragdgrünes Kuvert durch die Postklappe der Tür. Und wieder ist es das gleiche Kuvert, das auf meiner Vespa war. Ein paar Sekunden rühre ich mich nicht vom Fleck und starre es nur an, ehe ich es langsam vom Boden aufhebe und öffne.
Komm vaus! Jetzt!
Als ob ich da jetzt rausgehen würde. Ich weiß, dass sie mich beobachten und dass sie wissen, was ich gesehen habe. Das sind gefährliche Leute, ich bin doch nicht dumm, dass ich jetzt meine Wohnung verlasse. Das können sie vergessen, ich gehe da nicht raus.
Also laufe ich zurück ins Wohnzimmer und setze mich auf die Couch.
Die Zeit vergeht und es wird immer später, aber ich sitze immer noch im Wohnzimmer und überlege, wie es jetzt weitergehen soll. Eigentlich wäre ich schon längst im Bett, aber nach allem, was heute passiert ist, traue ich mich nicht, in mein Schlafzimmer zu gehen. Die Angst hält mich lange wach. Irgendwann siegt die Müdigkeit. Meine Augen fallen zu und ich gleite in einen tiefen Schlaf.
Es ist gemütlich und erholend, obwohl ich dagegen eigentlich angekämpft habe. Nur hat man es irgendwann nicht mehr unter Kontrolle und der Körper macht das, was er braucht. Ich liege eingekuschelt auf der Couch und werde unerwartet und unschön geweckt. Eine Hand liegt plötzlich über meinem Mund. Verängstigt reiße ich meine Augen auf und starre in das Gesicht eines fremden Mannes.
Eine Strähne seines braunen Haares steht ihm im Gesicht. Da fällt mir eine Narbe auf seiner Wange auf. Seine Augen schauen mich finster an. »Wir haben dir die Chance gegeben, es auf die feine Art zu machen, aber du wolltest deine Wohnung nicht verlassen.«
Dann sehe ich, dass er nicht allein ist und, dass noch ein Mann in meinem Wohnzimmer steht. Das ist er! Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Meine Gliedmaßen habe ich nicht mehr unter Kontrolle. Mir wird leicht schwindelig, als ich den muskelbepackten und tätowierten Mann wieder sehe. Ich habe mir eingeredet, dass er eine Einbildung ist, und jetzt ist er hier. Der Mann, der vor meinem Laden stand und der an der Tür gerüttelt hat. Aber jetzt ist er nicht allein. Sie sind zu zweit und sind einfach so in meine Wohnung gekommen.
Ich schaue wieder zu dem Mann neben mir.
»Ich werde meine Hand jetzt von deinem Mund entfernen und du versprichst mir, dass du nicht losschreien wirst, hast du mich verstanden?«
Ich nicke. Kaum hat er seine Hand gelöst, schreie ich los: »Hiiiilff–«
Mein Schrei wird durch seine Hand abgedämpft, die ruckartig meinen Mund zuhält.
»Böses Mädchen.«
Der andere Mann kommt zu uns. Er zieht eine Waffe aus seinem Hosenbund und spricht: »Du willst es einfach nicht anders. Du zwingst uns ständig dazu, es auf die ungemütliche Art zu machen.«
»Wenn ich jetzt meine Hand entferne, dann wirst du brav sein, ansonsten endet es böse für dich.«
Tut es das nicht sowieso? Ob in meiner Wohnung oder woanders, sie werden mich töten. Wieder entfernt er seine Hand, aber dieses Mal bin ich ruhig.
»Du kannst ja doch brav sein«, sagt er provokant. Dann zieht er mich hoch und hält mich am Oberarm fest. »Also Süße, jetzt wirst du schön brav reden. Was hattest du mit Lorenzo Esposito zu tun?«
Der andere Kerl lässt die Waffe wieder runter.
»Ich kenne den Mann nicht.«
Sein Griff um meinen Oberarm wird fester. »Langsam habe ich keine Nerven mehr für diesen Scheiß.«
»W-Welchen Scheiß?«
»Es ist unmöglich, dass wir bis jetzt die Verbindung zwischen dir und Lorenzo nicht herausfinden konnten. Also rede!«
Wie sich die Tränen in meinen Augen sammeln, wird meine Sicht immer verschwommener. Ich unterdrücke die aufkommenden Tränen, aber man hört es an meiner zittrigen Stimme. »I-Ich schwöre, ich habe mit ihm nichts zu tun.«
»LÜGE!«
Vor Schreck zucke ich zusammen.
Seine Stimme wird wieder leiser, dennoch ist sein Kiefer angespannt. »Warum warst du in der Nacht dort? Woher wusstest du, dass Lorenzo dort sein würde?«
Ich sehe das als eine Fangfrage, denn bis jetzt hat keiner den Mord erwähnt. Also spiele ich die Unwissende. »Welche Nacht?«
Seine Mundwinkel gehen nach oben, aber es ist ein böses Grinsen. »Süße, du warst bei der Polizei. Wir wissen, dass du dort warst. Also tu nicht so als wärst du unschuldig.«
Schließlich meldet sich der tätowierte Mann. »Dante, bringen wir es einfach hinter uns.«
»Du weißt, was der Boss gesagt hat. Wir brauchen zuerst die Infos.« Er nimmt mich wieder in den Fokus. »Also ich frage dich wieder. Was hattest du mit Lorenzo zu tun? Und du solltest mir lieber antworten, ich werde nicht ewig nur reden.«
»Ich weiß wirklich nicht, worum es hier geht.«
Plötzlich richtet sein Kollege die Waffe wieder auf mich. Dieses Mal zielt er auf meinen Kopf. »Jetzt reicht es!«
Er entsichert die Pistole und ist bereit zu schießen.
Instinktiv melde ich mich zu Wort. »Warte!«
»Worauf soll ich noch warten?«
Das weiß ich selbst nicht. Ich wollte einfach nicht, dass er schießt. Ich muss mir schnell etwas einfallen lassen. »Eurem Boss wird es nicht gefallen, wenn ihr mich tötet.« Scheiße! Habe ich das jetzt wirklich gesagt?
»Das würden wir wissen. Immerhin hat er uns genau das befohlen.«
»Ihr wisst nicht alles.« Eine Lüge nach der anderen. Ich hoffe, das holt mich aus diesem Schlamassel.
Die zwei schauen sich kurz an. Daraufhin lässt er die Hand mit Waffe wieder runter. »Gehen wir!«
»Wohin?«, will ich von ihm wissen.
»Zu unserem Boss.«
Fuck.
Wir verlassen die Wohnung und mein Herz rast, wie verrückt. Ich muss mir einen Plan überlegen. Vielleicht einem von beiden die Waffe entnehmen. Damit wäre ich nicht so wehrlos. Die zwei Männer sind links und rechts von mir und ich schaue, ob der tätowierte Kerl seine Waffe wieder im Hosenbund hat. Verdammt! Da ist sie nicht. Darauf habe ich nicht geachtet, wo er sie weggesteckt hat.
Wir gehen durchs Treppenhaus, während ich nach ihren Waffen suche. Doch dann nehme ich Schritte von unten wahr. Schritte, die sich uns nähern. Eine Etage weiter kommt uns Ricca entgegen.
Als sie uns sieht, bleibt sie stehen und schaut mich fragend an. »Mariella? Was machst du um die Uhrzeit hier draußen?«
Bevor ich ihr eine Antwort geben kann, meldet sich Dante. »Sie muss in ihr Geschäft. Es geht um einen wichtigen Kunden.«
»Mitten in der Nacht?«, fragt sie ihn verblüfft.