Der Löwe ist los - Max Kruse - E-Book

Der Löwe ist los E-Book

Max Kruse

0,0
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der Klassiker von Max Kruse zum Vor- und Selberlesen.

„Der Lölölölöwe ist los!“ Die Nachricht macht in der kleinen Stadt Irgendwo schnell die Runde. Wöchentlich kommt Tierarzt Doc in den Zoo und untersucht den Löwen. Diesmal jedoch vergisst er, den Löwenkäfig wieder zu verriegeln. Dies ist der Beginn von spannenden und vergnüglichen Abenteuern von Kim, Pips und ihren Freunden mit dem Löwen – in der kleinen Stadt Irgendwo, auf der Leuchtturminsel bei Onkel Guckaus, bei den Papageienfressern und in Sultanien.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Buchinfo

„Wisst ihr schon, wisst ihr schon? Der Lölölölöwe ist los!“, verkündet Frau Wisstihrschon aufgeregt. Dies ist der Beginn von spannenden und vergnüglichen Abenteuern, die Kim, Pips und ihre Freunde mit dem Löwen erleben - in der kleinen Stadt Irgendwo, auf der Leuchtturminsel bei Onkel Guckaus und in Sultanien.

Max Kruses Löwe-Bücher sind längst zu Kinderbuchklassikern geworden. Die Augsburger Puppenkiste hat mit den liebenswerten Verfilmungen dieser Geschichten Millionen von Kindern und Erwachsenen begeistert.

Autorenvita

© privat

Max Kruse wurde 1921 in Bad Kösen an der Saale geboren. Seine Mutter war die berühmte Puppenschöpferin Käthe Kruse. Da Max Kruse schon immer Schriftsteller werden wollte, übergab er die Firma seiner Mutter, die er wieder aufgebaut hatte, an seine Schwester und zog nach München, wo er als Werbetexter arbeitete, daneben aber auch schon erste Kinderbücher verfasste. Am bekanntesten und beliebtesten sind seine Werke rund um „das Urmel“. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, ihre Gesamtauflage liegt bei über drei Millionen Exemplaren. Max Kruse ist Mitglied des P.E.N. und Träger des Bundesverdienstkreuzes.

http://www.max-kruse-urmel.de

Mit Bildern von Horst Lemke

Thienemann

»Erzähl mir die Geschichte von dem Löwen, der aus dem Zoo ausbrach und alle Menschen erschreckte!«

»Du meinst den Löwen aus dem Tiergarten der kleinen Stadt Irgendwo? Der ausbrach, um wieder in seine Heimat nach Afrika in den Urwald zu kommen, als Dok …«

»Wer ist Dok?«

»Der Tierarzt, der täglich nachsah, ob der Löwe und all die anderen Tiere noch gesund waren.«

»Ach so!«

»… als Dok vergaß, den Riegel seines Käfigs zuzumachen. – Den Löwen, der so viele Abenteuer erlebte?«

»Ja, den meine ich!«

»Na warte, dann hör zu …«

I. Teil:

Der Löwe ist los

Man steht auf

Pips hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, weil sie sich so auf den Ausflug freute. Schon früh weckte sie ihren Bruder Kim.

»Kim!«, sagte Pips.

»Mm«, brummte Kim.

»Wach doch auf! Können wir jetzt endlich spazieren gehen?«

»Wenn die Sonne scheint«, brummte Kim.

»Woran erkennt man das?«, fragte Pips.

»Daran, dass die Vögel singen.«

»Die Vögel singen«, sagte Pips und sprang aus dem Bett.

Kim stand auch auf. Er versuchte, ob man sich ungewaschen anziehen könnte.

Als er merkte, dass die Kleider nicht an ihm festklebten, trällerte er ein kleines Morgenlied.

»Du musst dich waschen!«, sagte Pips.

»Wieso muss ich?«

»Man muss eben!«

Also steckte Kim seine Nasenspitze in die Waschschüssel und gurgelte auch noch die erste Zeile von »Hänschen klein«. Pips hatte inzwischen den Frühstückstisch gedeckt.

»Ob man vor dem Ausflug wohl ein Brot mit Marmelade oder eins mit Honig isst«, wollte sie wissen.

»Eins mit Marmelade und eins mit Honig«, sagte er. »Zwei Brote sind bestimmt besser vor einem Ausflug.« An der Tür scharrte es. »Das ist Wu«, sagte Pips. »Er weiß, dass es Frühstück gibt. Guten Morgen, Wu« – sie öffnete ihm die Tür –, »hast du gut geschlafen?«

»Wu«, machte Wu, »so gut man vor einem Ausflug schlafen kann.«

»Eilt euch, es wird Zeit«, sagte Pips. »Und wo ist Kater Schipp?«

»Wo soll er schon sein?«, brummte Wu. »Bestimmt vorausgelaufen. Er kann es ja immer nicht erwarten. Wahrscheinlich sitzt er auf dem Geländer von Herrn Dreipfennigs Brücke.«

Pips setzte gerade ihren schönen großen Hut auf, als Frau Wisstihrschon, die Nachbarin, zitternd wie ein Schachtelhalm ins Zimmer trat.

»Wisst ihr schon, wisst ihr schon«, rief sie ihnen zu. »Der Lölölölöwe ist los!«

»Was ist los?«, fragte Kim.

»Der Lölölölöwe«, stotterte Frau Wisstihrschon. »Er hat sich in der Nacht losgerissen aus dem Zoo und hat alle Wärter aufgefressen und die Straßenbahn umgeschmissen und alle Würste gestohlen und alle Leute verjagt und ist jetzt unterwegs irgendwohin.«

»Der Wer?«, fragte Pips.

»Der Lölölölöwe«, sagte Frau Wisstihrschon, »ein richtiger, großer afrikanischer Busch-Riesen-Antilopen-Menschenfresser-Löwe. Und ein Löwenfänger aus Afrika ist auch schon unterwegs, um den Löwen wieder einzufangen. Heute Morgen haben sie es im Radio gesagt.«

»Haben sie auch gesagt, ob Löwen nur Riesen, Antilopen und Menschen fressen oder auch Hunde?«, fragte Wu.

»Natürlich auch Hunde«, sagte Frau Wisstihrschon.

»Das dachte ich mir«, knurrte Wu. Er sah zum Fenster hinaus und sagte besorgt: »Ich glaube, es gibt Regen!«

»Natürlich können wir nun nicht spazieren gehen«, sagte Kim.

»Ich möchte bloß wissen«, sagte Pips, »was diesem Löwen einfällt, mir meinen Ausflug zu verderben.«

»Nicht zu ändern«, sagte Kim. »Frau Wisstihrschon, darf ich dich zu einem Honigbrot einladen?«

»Ich habe zwar schon gefrühstückt«, sagte Frau Wisstihrschon, »aber ich glaube, ein kleines Honigbrot hätte noch Platz.«

»Was meinst du«, fing Pips wieder an, »wenn ich zehnmal im Garten herumginge, ob das so gut ist wie ein Spaziergang?«

»Es wäre besser, du bliebest im Zimmer«, sagte Kim.

»Sicher wird es Regen geben«, meinte Wu.

»Ich komme schon gleich zurück«, sagte Pips und ging in den Garten, wo sie versuchte, ob zehnmal herumgehen genauso gut wie ein Spaziergang ist.

Jemand lügt und Pips ist leichtsinnig

»Hallo!«, rief jemand am Zaun.

Ich glaube, Löwen sagen nicht erst Hallo, wenn sie einen fressen wollen, dachte Pips und sagte auch »Hallo«.

»Ich heiße Tralala«, sagte der Jemand am Zaun, der ein hübscher Junge war.

»Das ist ulkig«, sagte Pips. »Ist das dein Wagen?«

»Das ist mein italienischer Name«, sagte Tralala. »Tralala ist italienisch, das andere ist mein Wagen. Möchtest du darin fahren? Ich zieh dich.«

»Ich möchte schon«, sagte Pips, »aber was sagt der Löwe dazu?«

»Vor dem Löwen brauchst du keine Angst zu haben, die haben wir in Italien als Haustiere. Ich weiß, was man zu ihnen sagen muss, damit sie Pfötchen geben.«

»Was denn?«, fragte Pips.

»Das darf ich nicht verraten«, sagte Tralala. »Steig ein!«

Pips stieg ein und Tralala zog sie.

Es ist angenehm, zehnmal im Garten herumzugehen und den Sonnenschirm zu drehen und ein Liedchen zu singen und zu versuchen, ob das genauso gut wie Spazierengehen sei, angenehmer ist es, einen richtigen Ausflug zu machen, so über Tal und Hügel, aber am angenehmsten ist es, einen Ausflug gefahren zu werden. Das fand auch Pips und lehnte sich weit in die Kissen zurück und drehte ihren Sonnenschirm.

Tralala zog sie und dachte: Schade, dass nicht alle Leute sehen, was für ein nettes kleines Mädchen ich ziehe.

Und dann dachte er noch, was für eine unangenehme Sache es sei, gesagt zu haben, man wüsste das Wort, auf das die Löwen Pfötchen geben, und es doch nicht zu wissen. Und dann guckte er in den Himmel, ob es nicht vielleicht Regen oder etwas geben würde, was kleine Mädchen auf Ausflügen nicht mögen, und dass sie deshalb in einem freundlichen Gasthof einkehren könnten, bis der Löwe gefangen sei.

Ungefähr etwas ganz Ähnliches dachte auch Marke, der Postbote, als er so allein die Landstraße entlangging. Er dachte nämlich, ob man wirklich, wenn Löwen herumgehen, auch Post austragen müsse.

Er hatte einen Brief an Kim und Pips in der Tasche.

Schon von Weitem sah er Tralala mit dem Wagen herankommen und dachte: Jetzt hat man den Löwen gefangen und fährt ihn in einem Wagen zum Zoo zurück.

Und als der Wagen näher kam, dachte er: Aber hoffentlich hat das Gitter keine Löcher, und als der Wagen noch näher kam, sagte er: »Guten Tag, Pips.«

»Guten Tag, Marke«, sagte Pips. »Dies ist Tralala.«

»Guten Tag«, sagte Marke.

»Hast du zufällig einen Brief für mich?«, fragte Tralala. »Ich erwarte einen Brief, dass ich ganz dringend nach Italien zurückmuss!«

»Leider nicht«, sagte Marke.

»Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Pips zu Marke.

»Tralala weiß das Wort, auf das die Löwen Pfötchen geben.«

»Bist du sicher?«, fragte Marke hoffnungsvoll.

»Natürlich«, rief Tralala. »Du brauchst keine Angst zu haben.«

»Ach«, sagte Marke. »Dann würde es dir sicher Spaß machen, wenn du für mich die Post austrügest, ich könnte Pips solange in dem Bauernhof hinter der Mauer herumfahren.«

»Ich glaube nicht, dass mir Postaustragen Spaß machen würde«, sagte Tralala.

»Herumfahren oder herumgehen ist lange nicht so schön wie richtig ausgefahren zu werden«, meinte Pips. »Ich habe es heute Morgen schon in meinem Garten probiert.«

»Könnt ihr denn nicht zufällig euren Ausflug gerade dahin machen, wohin ich Briefe auszutragen habe?«, fragte Marke.

»Nein«, sagte Pips. »Wir fahren geradeaus. – Los, Tralala!«

Tralala zog und fuhr Pips geradeaus. Auch Marke ging weiter geradeaus, aber geradeaus andersherum, und so entfernten sie sich immer weiter voneinander.

Plötzlich blieb Marke stehen, schlug sich gegen die Stirn und sagte: »Donnerwetter, nun habe ich doch vor lauter Löwengesprächen vergessen, Pips den Brief zu geben. Na, macht nichts, es ist sowieso besser, Kim bekommt ihn!«

Einer, der der Sache auf den Grund gehen will

Auf dem Feldstein saß der Rabe Ra und dachte nach. Ich hatte schon den ganzen Morgen so ein komisches Gefühl. Kein Wunder, wenn hier herum ein Löwe spazieren geht. Ich weiß zwar nicht, ob Löwen fliegen können, und wenn ich an den Kater Schipp denke, dann glaube ich, dass sie das nicht können. Aber all meine guten Freunde laufen auf der Erde herum und können auch nicht fliegen und der Löwe kann sie fangen. Kim sagt zwar, sie könnten fliegen, aber wenn es darauf ankommt, dann haben sie bestimmt gerade den Mensch-flieg-mal-Apparat nicht in der Tasche.

Ra plusterte sich. Ich muss Wu fragen, was Pfötchengeben bedeutet. Wenn Pfötchengeben bedeutet: »Löwe, jetzt hab ich dich«, dann ist es gut. Wenn es aber nur »Guten Tag« bedeutet, dann ist es nicht gut. Es kommt darauf an, ob der Löwe schon gefrühstückt hat.

Er plusterte sich und flog zu Wu. Wie er aber so dahinflog, fiel ihm ein, dass er eben noch einmal bei Herrn Krume und Frau Blume vorbeihuschen könnte. Herr Krume und Frau Blume hatten eine Gärtnerei und da gab es gewöhnlich hübsche Dinge, die sich für ein zweites Rabenfrühstück vortrefflich eigneten. Er setzte sich auf den Zaun und schaute in den Garten.

»Guten Morgen, Ra«, sagte Herr Krume.

»Guten Morgen«, erwiderte Ra. »Ich sehe gerade zufällig in euren Garten, weil es zweite Frühstückszeit ist. Es würde euch doch sicher nichts ausmachen, wenn ich mir so ein paar Kleinigkeiten suchte.«

»Nicht im Geringsten«, sagte Frau Blume. »Suche dir nur, was du brauchst, dort wo Lämmchen angebunden ist.«

Frau Blume fuhr gerade die Schubkarre zum Komposthaufen und Herr Krume grub ein Beet um, als Ra sich plusterte und schrie: »Weiß einer das Wort, auf das Löwen Pfötchen geben?«

»Nein«, sagte Herr Krume.

»Warum?«, fragte Frau Blume.

»Der Löwe sitzt im Busch!«, schrie Ra. »Ihr müsst wegfliegen!«

Frau Blume ließ gleich ihre Schubkarre fallen und rannte, so schnell sie konnte.

Herr Krume lief hinter ihr her. Lämmchen zog an seinem Strick, aber es konnte nicht fort.

Es ist nicht nett, davonzulaufen und Lämmchen angebunden stehen zu lassen, dachte Ra. Ich muss ihm helfen. Er steckte seinen Kopf in die Gießkanne, damit es recht dumpf brummte, und rief, so laut er konnte: »Löwe, kannst du fliegen?«

»Nein«, sagte Löwe; er lag hinter dem Zaun und guckte in den Garten.

»Bist du ganz sicher?«, fragte Ra.

»Ja«, sagte Löwe.

Da zog Ra seinen Kopf wieder raus und flog dicht zu Löwe auf einen Baumstamm.

»Ich mache eine kleine Rast«, sagte Löwe, »und werde gleich wieder davontrotten.«

»Wenn du mir erklären könntest, wohin ungefähr du trotten wolltest«, sagte Ra, »dann könnte ich den Leuten vorher Bescheid sagen, damit sie dir was zu fressen vor die Tür stellen. Was frisst du am liebsten?«

»Raben«, knurrte Löwe.

Da bekam Ra einen solchen Schreck, dass er wie der Wind auf und davon flog.

Löwe sah ihm nach. Es muss lustig sein, so fliegen zu können, dachte er. Aber es wird das Beste sein, wenn ich hier weggehe, denn gesehen werden kommt gleich vor gefangen werden. Er drehte sich um und trottete davon.

Kim macht sich Sorgen

Frau Wisstihrschon hatte schrecklich viele Geschichten zu erzählen, aber Kim hörte nicht richtig zu. Er ging ans Fenster und sagte einmal »ach« und einmal »so«. Er guckte und guckte und Frau Wisstihrschon meinte: »Der Löwe machte also …«, und Kim sagte: »Ich sehe aber gar nichts.«

»Gott sei Dank siehst du den Löwen nicht«, sagte Frau Wisstihrschon. »Vom Löwen gesehen und gefressen werden ist nämlich dasselbe.«

»Ich meine, ich sehe Pips gar nicht«, sagte Kim.

»Regnet es nicht vielleicht?«, fragte Wu.

»Ich konnte es mir gleich denken, dass dir meine Geschichten gleichgültig sind«, sagte Frau Wisstihrschon beleidigt.

»Doch, doch, rede ruhig weiter«, antwortete Kim am Fenster.

»Es regnet gar nicht, Wu«, wandte er sich zu Wu. »Du musst noch einmal mit mir hinausgehen und sehen, wo Pips steckt.«

»Hoffentlich war das Gartentor zu«, sagte Frau Wisstihrschon.

»Das Gartentor ist offen«, rief Kim vom Fenster aus. »Komm, Wu!«

»Ich fürchte«, sagte Wu, »offenes Gartentor bedeutet Löwe. Natürlich müssen wir Pips helfen, aber mir wäre es von Anfang an lieber gewesen, wenn es geregnet hätte, dann wäre Pips zu Hause geblieben.«