Der Mann aus Eisen - Walther Kabel - E-Book

Der Mann aus Eisen E-Book

Walther Kabel

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Beschreibung

Wir hatten Fräulein Elisabeth Walker (der Leser besinnt sich noch, daß sie von Erpressern entführt war) persönlich zu ihren Angehörigen nach Breslau zurückgebracht und verlebten im Hause ihres Vaters ein paar angenehme Ruhetage.
Aus dieser mir sehr wohltuenden himmlischen Muße scheuchte uns eine Depesche auf, die uns von Berlin hierher nachgeschickt worden war.
Sie lautete:
»Bitte sofort kommen. Honorar Nebensache. Handelt sich um einen Fall von seltener Eigenart. — Dr. Martin Geßling, Langfuhr-Danzig Mirchauer Weg 10.«
Am anderen Vormittag elf Uhr standen wir vor einem großen alten Gebäude, das mitten in einem ausgedehnten verwilderten Garten lag.
Dies war Mirchauer Weg 10.
Wir läuteten an der Gartenpforte, läuteten nochmals …

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Der Detektiv

Kriminalerzählungen

von

Walther Kabel.

 

Der Mann aus Eisen

 

Band 162

 

© 2023 Librorium Editions

ISBN : 9782383837305

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt

Der Mann aus Eisen.

Zwei vor der Tür.

In Wahrheit ein Rätsel.

Nachtlager im Schranke.

Ellinor.

Der unheimliche Einfluß.

Das Kap der Guten Hoffnung.

Die Kalkpfeife.

Der Schoner Maria.

Der Silberkästchen.

Das blaue Wunder.

Wir als Piraten.

 

Der Mann aus Eisen.

1. Kapitel.

Zwei vor der Tür.

Wir hatten Fräulein Elisabeth Walker (der Leser besinnt sich noch, daß sie von Erpressern entführt war) persönlich zu ihren Angehörigen nach Breslau zurückgebracht und verlebten im Hause ihres Vaters ein paar angenehme Ruhetage.

Aus dieser mir sehr wohltuenden himmlischen Muße scheuchte uns eine Depesche auf, die uns von Berlin hierher nachgeschickt worden war.

Sie lautete:

»Bitte sofort kommen. Honorar Nebensache. Handelt sich um einen Fall von seltener Eigenart. — Dr. Martin Geßling, Langfuhr-Danzig Mirchauer Weg 10.«

Am anderen Vormittag elf Uhr standen wir vor einem großen alten Gebäude, das mitten in einem ausgedehnten verwilderten Garten lag.

Dies war Mirchauer Weg 10.

Wir läuteten an der Gartenpforte, läuteten nochmals …

Niemand kam und öffnete …

Dann erklang hinter uns eine etwas heisere Stimme:

»Sie wünschen, meine Herren?«

Wir drehten uns um …

Ein alter buckliger Herr mit blauer Brille zog jetzt seinen zerknitterten Filz …

»Doktor Martin Geßling …«

Harald desgleichen:

»Harald Harst … Hier mein Freund Max Schraut …«

»Gott sei Dank!!« entfuhr es dem buckligen Männchen. »Es ist auch die höchste Zeit, daß Sie kommen … Die Sache wächst mir über den Kopf …«

Und er streckte uns freudig erregt die Hände hin …

»Bitte — ich schließe sofort auf … Wo haben Sie denn Ihre Koffer? Sie wohnen doch natürlich bei mir. Ich habe ja übergenug Platz … Ich bewohne mein Haus ganz allein …«

Harald schüttelte den Kopf …

»Und das Wohnungsamt, Herr Doktor?«

Geßling öffnete die Gartenpforte und erwiderte dabei:

»Aber — aber!! Haben die Herren denn noch nie etwas von dem Geßlingschen Privatmuseum gehört?! — Meine Sammlung westpreußischer Altertümer ist doch einigermaßen be…kannt …«

Er hatte offenbar »berühmt« sagen wollen …

Wir betraten den Garten …

Es war Tauwetter, und vielleicht lag es daran, daß das große Haus und der Garten so düster und unheimlich wirkten. Der Himmel war dicht mit Wolken bedeckt, und hin und wieder stäubte ein dünner Regen herab, der hier längst allen Schnee in üble Wasserlachen aufgelöst hatte.

Als wir die Diele dieses alten Hauses sahen, bekamen wir bereits einen Vorgeschmack von all den antiken Schätzen, die der Privatgelehrte hier im Laufe eines arbeitsfreudigen Lebens aufgestapelt hatte.

Hier in der Vorhalle lernten wir nun auch des Doktors seltsames Faktotum kennen, Herrn Emanuel Mollant, einen Menschen, der die Bezeichnung Hopfenstange mit Recht verdiente.

Emanuel maß mindestens zwei Meter. Dabei hielt er sich trotz seiner Jahre — er konnte kaum jünger als sein Herr sein — kerzengerade und war offenbar nicht nur der Vertraute seines Herrn, sondern auch »Mädchen für alles«.

Harald erlaubte sich die Frage, weshalb Emanuel auf unser Läuten hin nicht geöffnet habe.

»Nun, Herr Harst,« erklärte Geßling mit einem geheimnisvollen Lächeln, »das hängt mit den Dingen zusammen, die ich Ihnen sofort erzählen werde. Bevor Sie hier nicht eingetroffen waren, sollte niemand mein Haus betreten. Man kann ja nie wissen, was … — Doch — davon nachher … — Emanuel, nimm den Herren die Mäntel und Hüte ab. Dann wirst du die Koffer der Herren holen. Vorher heize noch die beiden Zimmer, die ich für Herrn Harst und seinen Freund bestimmt habe.«

Emanuel klappte wie ein Taschenmesser zusammen — eine Verbeugung, die außerordentlich komisch wirkte. Und dabei sagte er mit seiner knarrenden Stimme: »Sehr wohl, Herr Doktor … Die Zimmer sind im übrigen schon geheizt, sonst würden sie an einem Tage kaum warm zu bekommen sein.«

Das ganze »Milieu« hier hatte ohne Zweifel etwas Familiär-Behagliches an sich. Und ebenso behaglich war auch des kleinen buckligen Doktors Studierzimmer, in dem wir nun Platz nahmen.

Kaum hatten wir uns in die weichen, tiefen Sessel niedergelassen, als Emanuel auch schon lautlos mit einem Teebrett erschien und außer eine Flasche Rotwein allerhand gute Dinge als Frühstück auf dem Tische vor uns aufbaute.

Da waren Sardinen, Hummern, Röstschnittchen mit Kaviar, wunderbarer Schinken, drei Sorten Käse …

»Langen Sie zu, meine Herren,« bat Geßling …

Und wandte sich an Emanuel:

»Bitte Fräulein Gilsky hierher … Ich möchte sie meinen Gästen vorstellen …«

Der Lange verschwand.

Und der Bucklige erklärte — wieder mit einem halb geheimnisvollen Lächeln:

»Alle guten Dinge sind drei … Wir wohnen hier zu dreien … Fräulein Gilsky ist meine Nichte, das heißt, so eine Nichte dritten Grades. Sie ist Waise. Vor drei Monaten nahm ich sie bei mir auf. Sie ist der Sonnenschein meines Hauses und meines Alters geworden …«

Sein Lächeln wurde strahlend.

Ich war sehr gespannt auf die junge Dame. Meine Erwartungen wurden jedoch noch übertroffen.

Ellinor Gilsky war eine pikante Schönheit, dazu Dame von Welt und von jener abgeklärten Heiterkeit, die ebenso viel Geist wie Takt in sich vereinigt.

Ihre Bewegungen waren schön und abgerundet. Ihre Hände hätten jeden Bildhauer entzückt. Sie blieb nur ein paar Minuten im Zimmer, ohne Platz zu nehmen, aber schon diese wenigen Minuten genügten, mich geradezu zu begeistern. Man freut sich ja stets, wenn man einem jungen Mädchen begegnet, das im Gegensatz zu den meisten Damen von heute durch ein vornehm-ruhiges Benehmen und durch ein bescheidenes Herauskehren einer glänzenden Unterhaltungsgabe angenehm auffällt.

Kaum hatte sie sich wieder zurückgezogen, als Geßling uns fragte, ob er nun mit seinem Bericht beginnen dürfe …

»Sie werden ja fraglos neugierig sein, Herr Harst, weshalb ich eine Berühmtheit wie Sie hierher gebeten habe … Und Sie dürften auch nicht im entferntesten ahnen, was mich seit einer Woche so halb aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht hat …«