Der Meteor 4 - Joshua Tree - E-Book

Der Meteor 4 E-Book

Joshua Tree

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Beschreibung

Das große Finale der Meteor-Reihe Die Lage auf der Erde spitzt sich zu: Wurde die Verseuchung in Sibirien auf brutale Art und Weise eingedämmt, hat sie sich in Los Angeles unkontrolliert ausgebreitet. Jenna will um jeden Preis verhindern, dass die Spore noch schlimmeren Schaden anrichtet und zieht die Schlinge um die Initiative immer enger - oder ist sie doch nur ein weiterer Spielball in den Fängen der zwielichtigen Organisation? Derweil beginnt Lees Anflug auf Cassandra und je näher sie dem Himmelskörper kommen, desto schneller überschlagen sich die Ereignisse. Schon bald muss er sich entscheiden, welche seiner Rollen überlebt, und welche nicht: Die des Amerikaners, des Astronauten, oder des Menschen.

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Der Meteor 4

Joshua Tree

Inhaltsverzeichnis

4

Prolog5

Kapitel 1: Jenna13

Kapitel 2: Lee25

Kapitel 3: Jenna43

Kapitel 4: Lee53

Kapitel 5: Jenna75

Kapitel 6: Lee89

Kapitel 7: Jenna107

Kapitel 8: Lee123

Kapitel 9: Jenna143

Kapitel 10: Lee155

Kapitel 11: Jenna175

Kapitel 12: Lee187

Kapitel 13: Jenna213

Kapitel 14: Lee227

Kapitel 15: Jenna253

Kapitel 16: Lee267

Kapitel 17: Jenna281

Epilog: Lee289

Epilog: Jenna293

Tunguska, 11. Januar 1937301

Brief von Feyn an Jenna305

Nachwort309

Glossar311

Personenverzeichnis315

 

 

Prolog

Branson lauschte dem Donnern der Handfeuerwaffen, die ein schallendes Orchester aus hunderten von Mordinstrumenten veranstalteten und ihm die Haare zu Berge stehen ließen. Nicht aus Angst, sondern aus widerstreitenden Gefühlen, die das Gehörte in ihm auslösten. Einerseits war er traurig über die Sturheit und Blindheit derjenigen, die sich gegen die Wahrheit stellten, und andererseits freute er sich über ihre Erlösung. So oder so würden sie einem wichtigen Ziel dienen – und war das nicht ein Segen? Tot oder lebendig, jeder diente dem Erreichen des Paradieses auf Erden. Da durfte kein Wille mehr sein, der sich der besseren Zukunft entgegenstellte. Niemand, der es einmal sah, konnte es vergessen, und niemand, der erst einmal tot war, konnte sich davor drücken, seinen bescheidenen Beitrag zu leisten.

»Der Widerstand ist minimal«, sagte Zeek, der mit dem Gewehr über der Schulter neben ihm auf der Terrasse stand und beobachtete, wie einige andere mit einem Mann im weißen Kittel zu ihnen in die Nacht heraustraten.

»Und ist alles so, wie unser Bruder es gesagt hat?«

»Sieht so aus. Wir haben nicht viele Experten in unseren Reihen, aber die, die wir haben, scheinen es bislang zu bestätigen.«

»Die ganze Zeit haben sie es vor der Bevölkerung geheim gehalten. Warum wohl?«, fragte Branson und schüttelte enttäuscht den Kopf.

»Sie wollen den besten Zeitpunkt abwarten, um zuzuschlagen und unsere Zukunft zu zerstören«, war sich der Hüne sicher und machte ein düsteres Gesicht. Sie hatten denjenigen, der sie hierhergeführt hatte, während ihres Exodus‘ aus Los Angeles getroffen, und er war einer der Ersten gewesen, die die Wahrheit erkannt hatten und nicht an der schieren Größe der Visionen verzweifelt waren. Nun standen sie hier, räucherten den letzten Widerstand in dem großen unterirdischen Komplex an der Pazifikküste aus und hatten doch nur einen weiteren Beweis dafür gefunden, dass der Deep State Böses plante und mit ihrer aller Zukunft spielte.

»Dann spielen sie sich als Retter auf und verdienen eine Menge Geld«, fuhr Zeek mit finsterer Miene fort. »Dabei zerstören sie bloß die herrliche Zukunft, die auf uns alle warten könnte – wenn wir doch bloß die Wahrheit sehen könnten.«

»Es wird ein Einsehen geben, keine Sorge. Wenn wir erst einmal genügend unserer Mitmenschen mit dem Schleier in Berührung gebracht haben, können sie gar nicht anders, als zu verstehen, worum es geht.«

»Sollen wir alles hier anzünden?«

»Nein, noch nicht. Zuerst müssen wir herausfinden, ob das funktioniert, was sie hier ausbrüten oder lagern. Falls ja, haben wir ein viel größeres Problem und brauchen auch die anderen Standorte. Falls nein, haben wir einen großen Schritt in eine bessere Zeit gemacht, mein Freund.«

Zeek freute sich und seine Zähne blitzten weiß auf, als er breit lächelte. »Das ist ein großer Erfolg.Warum guckst du dann so betrübt?«

Branson wandte sich dem nächtlichen Pazifik zu und seufzte. »Ich musste jemanden zurücklassen, der mir sehr am Herzen lag und jemand anders, der sie für mich finden sollte. Ah …«, er winkte ab. »Das ist bloß mein altes Leben, weißt du? Manche Dinge kann ich nicht vergessen, obwohl mir klar ist, dass sie vor der Wichtigkeit unserer Mission verblassen.«

Mittlerweile hatten seine Leute den Mann im weißen Kittel bis zu ihnen gezerrt und schubsten ihn auf die Knie. Sein Gesicht war blutig, aber seine Augen klar und sein Blick störrisch.

»Hallo, Doktor …« Branson sah auf das verschmierte Namensschild, »Farrington.«

»Sie wissen nicht, was Sie da tun!«, knurrte der Kniende.

»Oh, ich denke doch. Aber wir möchten auch ganz genau wissen, was Sie hier tun, und das werden Sie uns verraten.«

»Lieber sterbe ich!«

»Das denken Sie vielleicht, aber das wird sich bald ändern.« Branson lächelte und nickte seinen Leuten zu. »Bringt ihn zu denjenigen, die bereits kurz davor sind, aufzubrechen, und dann zeigt ihm die Wahrheit. Wenn er überlebt, will ich mich mit ihm unterhalten.«

Er machte einen Wink und wandte sich dann wieder dem Meer zu.

Die Welt wird schon bald eine andere sein, dachte er. Ist das nicht eine gute Nachricht?

Tunguska, 2. Juli 1908

Der Meteor zog einen langen Feuerschweif hinter sich her, der einen ausgefransten roten Strich in den Nachthimmel zeichnete. Die Sterne verblassten dahinter zu einem entfernten Funkeln, das sich kaum noch gegen die Tiefe der Schwärze abgrenzte.

Juri Golgorow saß auf dem Dach seiner Jagd-Datsche nahe Vorogovo und konnte den Strom des mächtigen Jenissei gluckern hören, während er mit seinem Teleskop das Himmelsschauspiel beobachtete. Es war noch sehr kalt für Anfang Juli – selbst für sibirische Verhältnisse – und so konnte er seinen Atem als Dampf vor seiner Linse sehen, so als würde sich der Schimmer der Milchstraße auf ihn herabsenken.

Weiter und weiter, scheinbar langsam, aber in Wahrheit unvorstellbar schnell, raste der Meteor über das weite, unbewohnte Land, in dem es mehr Bären gab als Mitglieder der Ewenken-Ureinwohner, die dieses Land besiedelten.

»Schau, Oleg«, wies er seinen jungen Assistenten an, der sich neben ihm die Finger rieb und immer wieder warme Atemluft hineinblies. Ungeduldig winkte er ihn an das Teleskop, und Oleg, gerade neunzehn Jahre alt und im zweiten Semester an der Universität Omsk, kam seiner Bitte rasch nach.

»Das sieht wie ein Engel aus.«

»Ja, aber wir sind Wissenschaftler. Solchen Bildern geben wir uns nicht hin. Als Astronom wirst du die Dinge in einen klaren Zusammenhang stellen müssen. Alles andere ist etwas für Zeitschriften und Bücher.«

»Aber der Zar liebt Bücher.«

»Ja, das tut er wohl.« Juri zwang sich, nicht die Augen zu verdrehen, selbst wenn der Junge es nicht sehen konnte. Und er würde dich auch ins Gefängnis stecken, wenn ihm deine Forschung nicht passt. »Sieh dir den langen Schweif an, was folgerst du daraus?«

»Der Meteor besteht aus sehr losem Material, das sich durch die Reibung mit der Luft auflöst und in Flammen aufgeht. Deshalb zieht es ein langes Feuer über den Himmel.«

»Das ist richtig«, bestätigte Juri und scheuchte Oleg wieder fort, damit er selbst weiter beobachten konnte, was geschah. Im selben Moment gab es einen lauten Knall, der ihm die Knie schlackern ließ. »Woah!« Juri hatte gar nicht bemerkt, dass er so sehr zusammengezuckt war, dass er sich in der Hocke wiederfand.

Sein Assistent hatte sich beide Hände an die Ohren gedrückt und machte ein gequältes Gesicht.

»Was ist passiert?«, schrie er.

»Zerbrochen!«, antwortete Juri und beobachtete den Meteor weiter. Was er sah, konnte er erst nach mehrmaligem Blinzeln begreifen: Der Rumpf des schätzungsweise fünfzig Meter durchmessenden Objekts – die genaue Größe vermochte er unmöglich zu benennen – hatte sich verändert. Zuerst dachte er, dass er unter den enormen Kräften, die darauf einwirkten, explodiert war, doch im Teleskop sah er deutlich, dass etwas anderes geschah. Der Einschlag stand unmittelbar bevor, als sich über die gesamte Oberfläche des Meteors Stücke lösten und davon abfielen. Sie waren gleichförmig und gleich groß und offenbarten darunter einen viel kleineren, pechschwarzen Konus, den er nur aufgrund von Verwirbelungen in der kalten Luft vom Nachthimmel unterscheiden konnte.

Als er einschlug – von ihm ungesehen hinter den Bäumen und mehrere hundert Kilometer weit entfernt, war alles vorbei. Lediglich der Feuerschweif verblasste nur langsam.

»Ist es vorbei?«, wollte Oleg wissen und klang, als hoffe er, dass die gesamte nächtliche Beobachtung zu Ende sei und er endlich wieder schlafen gehen könne.

»Nein«, erwiderte Juri nachdenklich und löste sich zögernd von seinem Teleskop, das er extra in der kaiserlichen Wissenschaftsakademie in Woronesch hatte herstellen lassen, sehr zum Unmut seiner Frau, die das Ersparte wohl lieber in ein neues Dach ihres Wohnhauses in Omsk investiert hätte. »Zumindest unsere Arbeit nicht.«

»Was meinen Sie, Professor?«

»Wir müssen uns das ansehen. Ein Himmelsobjekt von solch einer Größe wird Spuren hinterlassen.« Noch während er das sagte, rollte der Donner des Impakts über sie hinweg. Es klang wie ein heftiges Gewitter in unmittelbarer Nähe. Kurz darauf bebte der Boden unter ihren Füßen.

»Ein Erdbeben!«, quiekte Oleg und eilte panisch vom Dach, doch Juri blieb stehen und starrte weiter nach Norden, wo er die fremdartige Struktur gesehen hatte.

Es war echt, ermahnte er sich, als Zweifel in ihm aufkamen. Es könnte sich auch um ein Verwirrspiel seiner Augen handeln, eine Fehlwahrnehmung im Geiste durch die schlechten Lichtverhältnisse, eine Trübung auf der Linse. Ich weiß, was ich gesehen habe.

Das Beben hörte auf, und er ging vorsichtig zum Rand des Holzdachs. Oleg stand zwischen dem kleinen Toilettenhäuschen und der Sägebank, sah schuldbewusst zu ihm auf.

»Pack deine Sachen, wir müssen uns das ansehen«, rief er ihm von oben entgegen.

»Ich verstehe nicht, Pochetnyy. Was meinen Sie?«

»Den Einschlagsort. Wir müssen ihn untersuchen!«

»Jetzt? Aber das sind hunderte von Kilometern, oder nicht?«, wandte der Student ein.

»Ja. Darum müssen wir zuerst nach Krasnojarsk. Wir brauchen die richtige Ausrüstung und Helfer. Ich kenne den Dekan der astronomischen Fakultät dort persönlich. Er wird uns sicherlich einige Träger und Studenten überlassen, die uns helfen.« Juri klatschte in die Hände und nickte. »Wir könnten weit und breit die einzigen Gebildeten gewesen sein, die dieses Ereignis miterlebt haben. Das dürfen wir nicht an uns vorüberziehen lassen.«

»Aber Pochetnyy, bis nach Krasnojarsk dauert die Reise mit dem Flussschiff mindestens acht Tage.«

»Darum sollten wir uns bald auf den Weg machen.« Er begann, sein teures Teleskop in dem Fellfutteral zu verstauen und sah vor seinem inneren Auge immer wieder das kegelförmige schwarze Objekt durch die Nacht stürzen, nachdem sich die vermeintliche Steinhülle abgelöst hatte und wie Hagel niedergegangen war. Er hielt das Bild fest, um es nicht zu verlieren, und so geschah es, dass er es nie wieder verlor.

Kapitel 1: Jenna

»Ich liebe diese Dinger. Was auch immer das ist«, brummte Xenia schmatzend.

»Piroschki.« Jenna hob eines der frittierten Brötchen hoch, von denen noch sechs weitere in einem kleinen Körbchen lagen, das genau wie der Rest des dunklen Cafés aussah, als hätte es ein betrunkener Tischler zusammengeklebt. Außer ihrem waren noch zwei andere der insgesamt zehn Tische besetzt, die von Lampen mit milchigem Glas in warmes gelbes Licht getaucht wurden.

»Ah. Ich fühle mich jetzt schon elend vom vielen Fett, aber dieser Geschmack ist jedes Leid wert.« Die Studentin verdrehte schwärmerisch die Augen. »So viele Füllungen. Kapusta, Measa, und wie hieß das andere?«

»Kartoschka.«

»Ja, Kartoschka. Himmlisch.«

»Eigentlich ist das bloß Kartoffelbrei.«

»Nein, es ist eine Offenbarung.«

»Du hast lange nichts gegessen, das ist alles.« Jenna winkte ab.

»Bist du schlecht drauf, weil du sie zurückgelassen hast?«

»Ich kann nicht ausschließen, dass sie die ganze Zeit über für die Initiative gearbeitet haben, das ist alles. Es war eine rationale Entscheidung, und ich bereue sie nicht, falls du das meinst.«

Xenia stopfte sich den Rest ihres Brötchens in den Mund und leckte sich frisches Fett vom Daumen. Dann sah sie auf und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, ehe sie aufblickte.

»Du könntest recht haben. Der Anruf auf Antons Handy kann kein Zufall gewesen sein. Aber er könnte auch damit recht gehabt haben, dass sich jemand in sein Telefon eingewählt haben könnte.«

»Deswegen habe ich sie auch nicht getötet. Es gibt Restzweifel, aber wir konnten es uns nicht leisten, sie zu ignorieren. Nicht jetzt und nicht unter diesen Umständen.«

»Für einen Moment habe ich bei dieser Hütte gedacht, dass du sie umbringen wirst.«

»Ich bin keine gedungene Mörderin, auch wenn du das vielleicht denkst.«

»Aber du hast die Lizenz zum Töten.«

»So etwas gibt es nicht. Es gibt lediglich Behörden, die wegsehen, weil du die nötige Drecksarbeit erledigst, an der sich niemand mit Rang und Namen die Finger schmutzig machen will«, schnaubte Jenna. »Es ist wie im Krieg. Alte Männer reden, junge Männer sterben. Mit den Sicherheitsbehörden ist es ähnlich, nur müsste das Motto richtigerweise heißen: Wichtige Männer äußern Wünsche, gut ausgebildete lassen sie in Erfüllung gehen. Das endet selten gut.«

»Warum machst du dann diesen Job?«

»Weil ich gut darin bin.«

»Das ist alles?«

»Nein.« Jenna war froh, dass ihre Begleiterin nicht weiter nachbohrte, und ihren Unwillen bemerkte, darüber zu sprechen.

»Eine Sache macht mich nachdenklich«, wechselte Xenia kurz darauf das Thema und schlürfte an ihrem Kaffee.

»So?«

»Wenn Natalja, Anton und Kolja zur Initiative gehören, dann wundert mich, dass sie in diesem Labor mit den gruseligen Tanks so schockiert waren und ihr Leben riskiert haben, um mehr herauszufinden.«

»Das ist schwer zu sagen. Entweder sie haben eben nicht mit den Verschwörern zusammengearbeitet, oder aber sie gehörten zu einer anderen Informationseinheit.«

»Was ist eine Informationseinheit?«

»In Geheimorganisationen – Geheimdienste eingeschlossen – weiß nicht jede Hand, was die andere tut, um die Geheimhaltungsstruktur aufrecht zu erhalten. Du kannst es dir vorstellen wie auf einem Schiff. Es gibt verschiedene Sicherheitsschotts, die eindringendes Wasser aufhalten, damit es nicht sinkt. Person A weiß, was sie weiß. Person B, was sie weiß und so weiter. Und nur eine Instanz darüber weiß alles, was die Personen A bis D wissen und so weiter und so fort. So werden Informationen vor einer unkontrollierten Verbreitung geschützt und man kann rasch und präzise eingreifen, wenn es ein Leck gibt.«

Sie schwiegen eine Weile und aßen den Rest ihrer Piroschki auf. Jenna musste zugeben, dass es sich wirklich gut anfühlte, etwas Warmes und so Energiedichtes in den Magen zu bekommen. Selbst der Kaffee, der diesen Namen eigentlich nicht verdient hatte, wärmte ihre Glieder und sorgte für einen klaren Kopf. Der Weg hierher war anstrengend gewesen, aber nicht so, wie erwartet. Am Ende des Waldweges, der von der Hütte zu einem Parkplatz geführt hatte, hatten sie tatsächlich einen Rucksack gefunden, wie Feyn es am Telefon versprochen hatte. Über zwei Stunden lang hatten sie im Gebüsch auf der Lauer gelegen, nachdem sie Anton, Natalja und Kolja gefesselt dort zurückgelassen hatten, wo sie aus dem Schacht gestiegen waren. Unter dem Dach waren sie vorerst geschützt und würden sich ohnehin irgendwann befreien, aber sie würden ihren Vorsprung nicht zunichtemachen, und darauf kam es an.

Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand, den sie sehen konnte, den Rucksack beobachtete, durchsuchte sie alles und fand zu ihrer eigenen Überraschung keinerlei Sprengstoff oder Wanzen. Dafür aber einige tausend Rubel, Zivilkleidung, ein Taschenmesser, Reizgas, das offenbar gegen Bären helfen sollte, Wasser und Trockenkekse. Nachdem sie die Hauptstraße erreicht hatten, die vermutlich nach Irkutsk führte, war es nicht schwierig gewesen, per Anhalter weiterzufahren. Zwei nicht unansehnliche Frauen hatten es offenbar nicht besonders schwer, eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Zuerst nahm sie ein Angler mit, der von einem Ausflug am südlichen Baikalsee zurückkehrte und stundenlang über die Regierung und die Amerikaner schimpfte, die am Untergang Ulan-Udes schuld sein müssten. Danach nahm sie eine junge Studentin bis kurz hinter Tulun mit, das ebenfalls an der Schnellstraße Wladiwostok-Moskau lag. Sie waren fünf Kilometer vor der nächsten Raststätte ausgestiegen, wo Feyn sie offenbar treffen wollte. Jedenfalls hatte in ihrem Rucksack ein Zettel mit der entsprechenden Adresse und einer Uhrzeit gelegen.

»Warst du verliebt in diesen Kerl?«, fragte Xenia irgendwann in die Stille hinein und sah sie über die dampfende Tasse in ihren Händen neugierig an.

»Wie bitte?«

»In diesen Feyn, den du umbringen willst.«

»Wie kommst du auf so eine absurde Idee?« Jenna schüttelte den Kopf.

»Na, weil du meintest, du seist keine gedungene Mörderin. Aber ihn willst du töten. Also macht er dir entweder Angst, oder er hat dir etwas angetan. Beides lässt mich immer wieder bei bestimmten Gefühlen landen.«

»Nein«, antwortete sie bestimmt. »Er ist ein Krimineller, der eine Sicherheitsbehörde unterwandert hat, und er hat meinen Kollegen umgebracht. Ich muss ihn ausschalten.«

»Verstehe.« Xenia klang nicht überzeugt, aber es war ihr egal. »Und was machen wir jetzt?«

»Jetzt gehen wir durch den Wald zu der Raststätte. Du versteckst dich und behältst die Umgebung im Auge. Ich werde warten, bis er sich zeigt, und dann schalte ich ihn aus.«

»So einfach?«

»Einfach wird nichts daran sein.«

»Aber warum sollte er sich zeigen?«

»Er wird erwarten, dass ich mich zuerst davon überzeuge, dass er da ist und mich nicht in einen Hinterhalt lockt. Ein Profi weiß, wie so etwas abläuft, und auch wenn er mich vermutlich für manipulierbar hält, wird er mir zumindest so viel zutrauen«, erklärte Jenna und stürzte den Rest ihres Kaffees herunter.

»Ist es nicht besser, wenn wir ihn einfach ignorieren?«

»Vielleicht, aber wir brauchen ohnehin ein Telefon und Unterstützung. Wir müssen herausfinden, wohin wir überhaupt gehen sollten. Tunguska ist eine ganze Flussregion und liegt ziemlich abgeschieden im Siedlungsgebiet eines Naturvolks, den Ewenken.«

»Also gibt es keine Straßen dahin?«

»Doch, aber das ganze Gebiet ist ein größtenteils unbewohnter Nationalpark, der unter besonderem Schutz steht. Von Krasnojarsk aus ist es extrem weit, und wir werden nicht einfach so da hinspazieren können und finden, wonach wir suchen.«

»Was sollen wir stattdessen tun?«

»Verstärkung anfordern.«

»Aber du hast selbst gesagt, dass die Sicherheitsbehörden unterwandert wurden. Solange du nicht weißt, wie weit, ist es doch ein ziemliches Risiko, das wir eingehen, oder?«, fragte Xenia vorsichtig.

»Ja, ist es. Aber eine Organisation, die ganze Städte verseucht, Geheimdienste unterwandert und über einhundert Jahre unentdeckt bleibt, wird sich gut genug verstecken und schützen, dass wir nicht einfach so dahin marschieren und in den Wald rufen können«, entgegnete Jenna. »Wir müssen sie aufscheuchen und dann ...« Sie formte ihre Hände, als würde sie ein Gewehr halten und auf etwas in der Luft schießen.

»Verstehe.«

»Machen wir uns auf den Weg.« Sie ging zum Tresen und bezahlte bei der missmutig dreinschauenden Hausherrin ihr Frühstück, bevor sie sich die Kapuze ihrer gewachsten Jacke über den Kopf zog und das heruntergekommene Straßencafé verließ. Bei der ›Straße‹, an die es sich anhängte wie eine Pestbeule, handelte es sich um eine breite Piste aus festgewalztem Dreck, die zu den weniger frequentierten Dörfern nördlich des Sibirienhighways führte. Auf dem Fußmarsch von knapp vier Kilometern von der Hauptstraße hatten sie mehrere Waldwege gesehen, die weiter Richtung Westen führten, und zu denen machten sie sich im leichten Nieselregen auf, den der Herbst ihnen bescherte. Autos kamen dabei keine mehr an ihnen vorbei, worüber sie dankbar genug war. Zwar glaubte sie nicht, dass Feyn, oder die Initiative, die gesamte Region überwachten, dafür war das abzudeckende Areal viel zu groß und zu bewaldet, trotzdem wollte sie möglichst wenig Aufsehen erregen und Fußgänger im Nirgendwo taten das so gut wie immer. Also bogen sie bei der ersten Gelegenheit rechts ab auf einen matschigen Waldweg, der offenbar seit langer Zeit keine Autoreifen mehr gesehen hatte. Große Teile waren immer wieder überwuchert von strohigen Gräsern und knotigen Schlingpflanzen, die sich über den Dreck wanden und von Pilzen zerfressen waren.

»Wenn man hier so langgeht«, bemerkte Xenia nach einer Weile, »glaubt man gar nicht, dass 800 Kilometer entfernt dieser ganze Horror stattfindet.«

»Stattgefunden hat«, korrigierte Jenna sie beiläufig. »Ulan-Ude ist zerstört, du hast es selbst in den Gesprächen mit unseren Mitfahrgelegenheiten gehört, falls dir deine eigenen Erinnerungen nicht genügen.«

»Gespräche? Wir haben so getan, als wären wir gehörlos!«

»Trotzdem haben sie gesprochen, es irgendwann sogar auf Englisch versucht. Und worüber haben sie geredet? Ulan-Ude und wie das Militär es abgefackelt hat nach einem gefährlichen Krankheitsausbruch. Wie so oft erzählen normale Leute umso mehr, je länger das eigene Schweigen währt.«

»Tust du eigentlich immer alles aus analytischen Erwägungen heraus?«

»Ja. Das ist mein Job. Darin bin ich gut.«

»Hast du mich auch deshalb gerettet?«

»Ursprünglich, ja.«

Xenia schwieg und Jenna warf ihr einen Seitenblick zu. Sie schien enttäuscht.

»Ursprünglich. Warum?«

»Weil ich damit einen Zugang zu deinem Captain kriegen wollte. Ich wusste, dass er mir zur Flucht verholfen hat, damit ich dich rette«, erklärte sie geduldig über das Prasseln hinweg, das der mittlerweile einsetzende Regen auf ihrer Kapuze erzeugte.

Xenia begann zu schniefen.

»Tut mir leid, ich wollte keine alten Wunden aufreißen.«

»Die sind nicht alt«, murmelte die Studentin und rieb sich über die Nase, ehe sie langgezogen ausatmete. »Ich vermisse sie so. Branson und Joe und Marv und Johnny. Sie waren meine Familie.«

»Noch ist nicht sicher, ob sie tot sind.«

»Du hast selbst gehört, was die Frau im Auto gesagt hat. Los Angeles, eine Flammenhölle.«

»Vermutlich hast du recht, die Chancen sind extrem gering, dass sie noch leben.« Als sie Xenias düsteren Blick bemerkte, zog sie eine Braue hoch. »Was?«

»Deine kalte Ehrlichkeit kann ganz schön wehtun, weißt du das?«

»Das habe ich mir sagen lassen. Aber zum einen habe ich noch nie verstanden, was Homo sapiens so sehr daran schätzt, sich selbst und andere zu belügen, selbst wenn ihre Augen ihnen eine andere Geschichte erzählen. Zum anderen ist Ehrlichkeit effizient.«

»Aber eine Freundschaft zum Beispiel ist nicht effizient.«

»Leider nicht. Sie ist meist verlogen. Jeder zeigt nur das Bild von sich, das er von sich selbst gerne hätte. Sieh, was du sehen sollst, nicht, was ich sehe. Würden die Leute sich nicht so sehr selbst verachten, hätten sie nicht so große Schwierigkeiten damit, offen zu sagen, was sie denken und nicht anderer Menschen Zeit zu verschwenden. Was ist Freundschaft, wenn ich nur sage, was der oder die andere hören will, um sich gemeinsam im warmen Komfort zu wähnen?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, da bin ich froh, dass ich keine Freunde brauche.«

»Ich bin deine Freundin«, stellte Xenia entschlossen fest.

Jenna war für einen Augenblick perplex, schüttelte die Überraschung jedoch schnell von sich.

»Äh, verstehe.«

»Was? Habe ich es geschafft, dich zu verunsichern?«

»Nein.«

»Aber du magst mich, stimmt’s?«

»Ja.«

»Warum?«

»Weil du ehrlich bist. Ehrlich mit dir und deinem Leid, mit dir und deinen Ängsten. Ich sehe, was du tust und dass es authentisch ist. Aber ich sehe auch, dass du stark bist und weißt, was zu tun ist, wenn es darauf ankommt. Das ist nützlich.«

»Nützlich? Das bin ich für dich?« Xenia schnaubte.

»Ja. Das können 99 Prozent derjenigen, die ich in meinem Leben treffe, nicht von sich behaupten.«

»Branson hat immer gesagt: Sieh zu, dass du ein ehrlicher Mensch wirst, denn damit sorgst du dafür, dass es einen Schurken weniger auf der Welt gibt. Ich glaube, das war ein Zitat von Thomas Carlyle.«

»Und? War er das?«

»Was?«

»Ehrlich.«

»Ich denke schon. Auf seine ganz eigene Art.« Die Studentin machte eine Pause, und Jenna konnte an ihrer leicht bebenden Stimme hören, wie sie sich mäßigen musste, um nicht loszuheulen. »Er war sehr emotional. Er ist sehr emotional. Und beschützerisch. Aber er kann nicht so gut über Gefühle reden, glaube ich. Jeder von uns wusste aber immer, was er gerade auf dem Herzen hat. Ein unglaublich schlechter Lügner.«

»Ich kannte ihn nicht, und er ist mir ziemlich auf die Nerven gegangen.«

Xenia gluckste traurig. »Oh ja, da ist er ein Naturtalent. Aber ein liebenswürdiges.«

»Er schien sich sehr gut um euch gekümmert zu haben. Das respektiere ich. Und er hat mir zur Flucht verholfen, das respektiere ich auch.«

»Er hat auch dafür gesorgt, dass Darya dich nicht einfach umbringen lässt.«

»Noch ein Grund mehr.« Jenna zuckte mit den Achseln.

»Am meisten imponieren mir aber seine Überzeugungen. Er hat immer daran geglaubt, dass die Triton One, seine Alte Lady, sein Schicksal ist. Er hat sie nie aufgegeben, weil er daran geglaubt hat, dass sie was Besonderes ist. Und versuch mal, einem Branson McDee seinen festen Glauben an etwas auszutreiben! Ha! Er hat alles aufgegeben, was er aufgeben konnte, selbst seine Ursprungsfamilie, um sich uns zu widmen, und für uns hat er sich aufgeopfert, immer. Er wollte das Richtige tun für sich und uns, und niemand konnte ihn davon abbringen. Stur wie ein Steinbock!«

»Er hat sich viele Sorgen um euch gemacht«, sagte Jenna, da sie anhand von Xenias Körpersprache und Sprachrhythmus bemerkte, dass sie an einem momentanen emotionalen Scheideweg stand und sich mit ein wenig nostalgischer Plauderei das Ganze vermutlich zum Besseren kippen ließ.

»Ja, er hatte immer Angst. Angst, dass das Geld nicht reicht, Angst, dass er falsche Entscheidungen trifft und Angst, dass andere ihm übel mitspielen. Was sie ja schließlich auch getan haben.«

Jenna legte ihr im Gehen eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht und bemerkte erst danach, dass sie es ohne zu überlegen getan hatte.

Der Weg durch den Wald führte sie an einigen verrotteten Holzstapeln vorbei, die nach Moder und Regen rochen, und durch trostloses Unterholz, das die graue Farbe des wolkenverhangenen Himmels angenommen hatte. Immer wieder glaubte sie, weiße Flecken zwischen den Bäumen zu sehen, auf den Sträuchern, in den Gräsern. Doch beim zweiten Blick existierten sie gar nicht, oder es handelte sich doch einfach nur um Spinnennetze, die das spärliche Tageslicht auf merkwürdige Art reflektierten, weil sie voller kleiner Tropfen waren. Die gespenstische Geisterstadt Ulan-Ude hatte ihre Spuren in ihrem Gedächtnis hinterlassen und keine besonders angenehmen. Sie hatte lange darüber nachgedacht, was genau es war, das ihr immer wieder kalte Schauer über den Rücken jagte, und war zu dem Schluss gekommen, dass es das Unbekannte war, dem sie dort in den Schlund gestarrt hatte. In ihrer gesamten Laufbahn bei der Agency hatte sie es mit Dingen zu tun gehabt, die sie verstand: Menschen und dem Bösen, das in ihren Köpfen lebte und Pläne schmiedete. Ulan-Ude aber hatte sie in eine völlig neue Welt gestoßen, in der keine der Regeln mehr galten, die sie durch ihre Karriere als Feldagentin gerettet hatten. Menschen waren nicht länger Menschen, sondern Infizierte, die ihre Körper nicht mehr unter Kontrolle hatten. Die leeren Gesichter, in die sie geblickt hatte, suchten sie immer noch heim, wenn sie die Augen schloss. Dabei hatte sie bisher nie unter Albträumen gelitten. Aber sie hatte so viele Fragen, auf die sie keine Antworten wusste: Gab es die Persönlichkeiten der Infizierten noch? Oder waren sie seelenlose Zombies unter der Kontrolle dieser Sporen? Und was dachten Sporen? Dachten sie überhaupt über Dinge nach? Oder bestanden sie bloß aus Instinkten – war Instinkt das richtige Wort? Pilze waren doch eher so etwas wie Pflanzen, oder nicht? Wie konnte so ein simples Lebewesen überhaupt etwas so Komplexes wie einen Menschen steuern? All das war so weit entfernt von ihrer Expertise und ihrer Erfahrung, dass sie sich zunehmend unsicher fühlte – eine ebenso ungewohnte wie unangenehme Situation, die sie am liebsten schnell hinter sich gebracht hätte. Zwar fühlte sie sich erleichtert, wieder in einer ihr bekannten Umgebung zu sein und nach Regeln zu spielen, die sie tief verinnerlicht hatte, doch die Welt hatte sich verändert. Vermutlich für immer, und diese Erkenntnis sickerte wie brennendes Öl in ihre Gedanken und ihre Knochen.

Die Raststätte erreichten sie etwa eine Stunde später, als sich gerade die Dunkelheit des nahenden Abends auf die vom Regen halb ertränkte Landschaft herabsenkte. Sie bestand aus einer überraschend modernen Tankstelle mit grellen blauen Lichtern und großem Parkplatz und einem Gebäude, das eine Mischung aus Restaurant und Hotel war, das im Kontrast zur brandneuen Tankanlage mindestens fünfzig Jahre auf dem Buckel zu haben schien. Das zweistöckige Bauwerk war in dunkle Holzlatten eingekleidet, die größtenteils schwarz von der Feuchtigkeit waren und aussahen wie ein von Schädlingen zerfressener Termitenbau. Schräg dahinter standen einige Lkw aufgereiht und davor mehrere ältere Pkw, soweit sie es vom Waldrand aus sehen konnte.

»Was machen wir jetzt?«, flüsterte Xenia.

»Jetzt warten wir ab«, antwortete Jenna in normalem Tonfall, ohne in ihrer Beobachtung des Areals innezuhalten. Sie ging in die Hocke und schob den Ast eines dichten Busches beiseite, der ihr die Sicht nahm.

»Einfach so?«

»Einfach so. Derjenige, der etwas von dir will, wird immer als Erster ungeduldig. Goldene Regel.«

»Aber das weiß dieser Feyn doch auch, oder nicht?«

»Ja, das bedeutet, dass er sicher sein kann, dass ich nicht den ersten Schritt machen werde, und er will ja etwas von mir.« Jenna musste gestehen, dass sie den Gedanken, den übergelaufenen britischen Agenten zu eliminieren mit einiger Vorfreude in sich bewegte, was ihr einen kurzen Schreck einjagte. Das war eine Richtung, in die sie keinesfalls gehen durfte.

»Was ist?«, wollte Xenia wissen. Sie klang alarmiert.

»Nichts. Ich bin bloß … konzentriert.«

»Ich habe gesehen, dass du …«

»Pst!«, fuhr Jenna sie an und duckte sich etwas tiefer hinter den Busch. »Da ist er!«

Kapitel 2: Lee

»Dima, hörst du uns?«, fragte Lee über den Breitbandfunk und senkte das kleine Stiftmikrofon, um seine Stirn zu senken und durchzuatmen. »Ihr kommt zu schnell runter, hörst du?«

»Nichts«, sagte Markus, der neben ihm saß und die Kommunikationsdaten überwachte.

Auf den Sensoren war zu sehen, wie sich die Sojus ihrer russischen Kollegen drehte und offenbar einen massiven Bremsschub einleitete, da sie deutlich langsamer wurde. Aber anders als erwartet, schoss sie nicht in die entgegengesetzte Richtung davon – aus der sie gekommen war –, sondern flog weiter auf den Asteroiden zu, der wie ein unregelmäßig geformter Matschklumpen im Nichts zwischen Mond und Erde hing.

Zu schnell, zu schnell, zu schnell!, dachte Lee bestürzt.

»Sie werden langsamer«, meinte Sarah, die mit einem Feldstecher am Fenster hing und vermutlich nicht mehr sah als eine helle Fackel in der Ferne, die sich auf den Asteroiden herabsenkte. Bei den Distanzen, die hier draußen selbst als nah galten, war mit dem bloßen Auge nichts zu erkennen und mit Fernglas nicht mehr als schemenhafte Eindrücke. Es diente eher dem Versuch, etwas gegen die sensorische Entfremdung tun zu können, dass man nichts wirklich sehen konnte, sondern lediglich aufbereitete Sensordaten und -zahlen, die in etwa so ansprechend und realistisch waren, wie eines der ersten Videospiele auf dem Atari.

Er war froh, dass sie zu dritt waren und dadurch die gegenseitigen Überprüfungen beim Fliegen durch ihn und Markus gedeckt waren. Sarah hatte es sehr persönlich genommen, dass die ISS zerstört worden war. Zuerst hatte sie sich mehrfach entschuldigt. Ihre Berechnungen waren falsch gewesen, vielleicht nur um eine Nachkommastelle irgendwo, doch dieses bisschen hatte ausgereicht, dass das Fragment eins der Solarsegel getroffen hatte. Ein so mächtiger Impuls war genug gewesen, um die Spirale der Zerstörung in Gang zu setzen, die sie beinahe umgebracht hätte. Doch ihre Trauer darüber, dass sie ihre geliebte Station verloren hatte, war nicht von langer Dauer gewesen, und die Argumente, dass sie alle überlebt hatten, und nichts wichtiger war als das, konnten sie beruhigen. Allerdings war da noch die Tatsache, dass sie ihn und Markus in Gefahr gebracht hatte, weil sie seinem Befehl, sofort zu evakuieren, zu spät nachgekommen war. Wären sie zwei Minuten früher von Bord gegangen, hätten sie sich nicht in dem Kabel verheddert, das ihre Dragon-Kapsel wie ein Lasso eingefangen und sie durch den Mahlstrom der Zerstörung gezogen hatte. Es hatte gutes Zureden gebraucht, bis sie tief hatte durchatmen können. Vermutlich war es hilfreich für sie gewesen, ihnen zu beteuern, dass sie nie wieder zögern würde, und dass er ihr von seinem Notabstieg nach dem Satelliteneinsatz erzählt hatte und davon, wie er mehrere Protokollschritte ignoriert oder vergessen hatte. Zwar entsprach das nur bedingt der Wahrheit, da es sich um die Dinge gehandelt hatte, die im Notfall als vernachlässigbar galten, aber das musste er ja nicht erwähnen.

»Sie ist weg!«, rief die Astronautin plötzlich. »Die Abgasfackel! Sie ist aus!«

»Verdammt!« Lee sah es auch. Die Geschwindigkeit der Sojus war mit zehn Kilometern pro Sekunde sehr gering, aber sie nahm bereits langsam wieder zu.

»Ich verstehe das nicht.« Markus machte ein paar Eingaben und tippte dann mit dem Finger auf den berechneten Annäherungsvektor der Russen. »Die werden wieder schneller, ohne zu beschleunigen. Wie kann das sein?«

Lee rückte näher zu ihm heran und starrte die Daten an.

»Könnten die Manövrierdüsen sein.«

»Nein.« Der Deutsche schüttelte den Kopf. »Die bremsen doch nicht wie verrückt, nur um dann wieder mit ihren Kaltgasvorräten zu beschleunigen.«

»Mission Control, seht ihr das auch?«

»Ja. Wir analysieren gerade die Daten, können uns aber spontan auch keinen Reim darauf machen«, antwortete Lena.

»Es sieht fast so aus, als würde Cassandra sie nach unten ziehen«, ließ er sich zu einem Kommentar hinreißen, den er am liebsten wieder zurückgenommen hätte. Sie standen noch immer unter Beobachtung von mittlerweile neunhundert Millionen Zuschauern im Livestream, die es nicht gebrauchen konnten, noch mehr Angst zu bekommen. Anmerkungen, die nichts mit wissenschaftlicher Genauigkeit, sondern Gefühlen zu tun hatten, waren hier nicht hilfreich.

»Wir hängen uns hier ins Zeug«, versicherte Lena ihm.

»Danke, Mission Control. Ich schlage vor, dass wir vorerst in einen hohen Orbit gehen und noch nicht landen, ehe wir wissen, was da vor sich geht.«

»Gute Idee, Commander.«

Lee nickte sich selbst zu und begann mit den entsprechenden Eingaben für die Pilotsoftware. Manchmal wünschte er sich, er würde ein Auto, oder sogar einen Kampfjet steuern, der zwar komplex zu fliegen war, aber dafür nicht abstrakt. Dazu brauchte er keine langen Berechnungen und Computereingaben, sondern Flightstick und Schubhebel. Er konnte sehen, wo er hinflog und was seine Steuerimpulse für Folgen hatten, sodass sich ein intuitives Fluggefühl entwickelte, das einen guten Piloten ausmachte. Hier in der Raumkapsel aber war er auf die Systeme angewiesen und darauf, dass sie seine Befehle korrekt umsetzten. Sollte er sich verrechnet haben, würde es bald ein Problem geben, und das ließ sich nur in den seltensten Fällen voraussehen.

Also konzentrierte er sich und suchte sich einen Punkt zwanzig Kilometer über dem Krater, in dem sie landen wollten, damit die KI sie dort hinmanövrierte und gab ihr die Priorität, Treibstoff zu sparen. Als er alle Eingaben fertiggestellt hatte, bat er Markus, sie zu überprüfen, und glitt unter den Armaturen hindurch in den Freiraum der Kapsel, um Sarahs Verband zu kontrollieren.

»Keine Widerrede«, sagte er gleich, als sich ihre Miene verfinsterte, und nahm ihr den Feldstecher ab, um ihn in einem der Haltenetze über den Fenstern zu verstauen.

»Ich bin Ärztin. Ich weiß, dass alles in Ordnung ist.«

»Wunderbar, dann hast du ja sicher nichts dagegen, wenn ich einen Blick drauf werfe.«

Sie brummte etwas Unverständliches und ließ es über sich ergehen, als er ihr dabei half, die Jacke ihres Anzugs auszuziehen. Methodisch und ruhig löste er die Manschette von ihrem Oberarm und überprüfte den Sitz des Druckverbands. Die Füße hatte er dabei unter einer der verplombten Frachtkisten eingehakt, damit er nicht wegschwebte. Danach nickte er zufrieden.

»Sieht aus, als würdest du noch etwas länger überleben.«

»Wie beruhigend«, entgegnete sie lakonisch und schmunzelte, während sie sich wieder ankleidete. »Wie steht es eigentlich um die Außenkamera?«

»Fährt gerade hoch. Aber wie es aussieht, müssen wir uns vorerst auf die NASA- und ESA-Teleskope im Orbit verlassen.«

»Deine Berechnungen sehen gut aus«, verkündete Markus derweil. Aus Lees Perspektive sah es aus, als würden die Kontrollarmaturen seinen Oberkörper abschneiden und nur seine Beine übriglassen, die über den Rand der Sitze baumelten.

»Alles klar, dann gib sie frei.«

»In Ordnung.«

Lee schnappte sich nach einem Nicken von Sarah den Feldstecher und manövrierte sich in den freien Bereich vor das Fenster, den sie gerade räumte. Durch die gepanzerte Mehrfachscheibe sah er Cassandra, wenn er den Kopf so drehte, dass er schräg nach oben sehen konnte. Der kosmische Gesteinsbrocken war dunkel und klobig, obwohl er aktuell von der Sonne angestrahlt wurde. Normalerweise hätte er hell leuchten sollen wegen des losen Regoliths und Eises auf seiner Oberfläche, aber er war im Gegenteil ganz matt. Der prominente Krater befand sich in der Mitte wie die Pupille eines Auges und war annähernd kreisrund. Dass es sich tatsächlich um einen Krater handelte, konnte natürlich nicht sein, da ein Einschlag solchen Ausmaßes dafür gesorgt hätte, dass Cassandra auseinanderbricht. Asteroiden waren überaus fragile Gebilde, ohne festen Kern, zusammengehalten nur von ihrer eigenen Masse, die trotz ihrer Winzigkeit immer noch mehr war als das Nichts ringsherum. Ihre Dichte war so gering, dass größere Kollisionen schnell zum Ende führen konnten. Allerdings hieß das nicht, dass Krater nicht beobachtet wurden – im Gegenteil: die meisten Asteroiden besaßen eine Menge davon, wie Menschen Aknenarben auf der Haut. Aber sie waren meist sehr flach und wurden von verhältnismäßig kleinen und ebenfalls wenig dichten Objekten geschlagen. Sie absorbieren die aufgenommene Energie so, während kompakte, monolithische Körper durch die entstandenen Schockwellen auseinanderbrechen würden. Schutthaufen wurden sie in der Astronomie auch gerne genannt.

Von ihrer Position aus, etwa einhundert Kilometer entfernt, wirkte Cassandra für das bloße Auge geradezu klein, trotz der klobigen Form und ohne seine Mächtigkeit zu verlieren. Die Tatsache erinnerte ihn daran, wie er als Kind mit seinem Dad das erste Mal in die Rocky Mountains gefahren war und wie sie am Horizont aufgetaucht waren als eine massive Wand. Mehr ein Versprechen in der Ferne, als ein gewaltiger Anblick. Wenn man bedachte, dass dieser Asteroid vor ihnen im Durchmesser etwa dreimal so groß war wie der Mount Everest hoch, rückte dieser Vergleich das Ganze in ein neues Licht. Letzteren hatte er nämlich schon bestiegen und wusste nur zu gut, wie gewaltig er war.

»Hey, Lee. Wir haben hier eine Anfrage von Mission Control«, sagte Sarah hinter den Armaturen. »Wir haben zwei Stunden, bis Truth seinen Orbit erreicht hat, und wir haben über Achtzigmillionen Zuschauerfragen, die sich in Vandenberg auftürmen. Hättest du Lust, ein paar davon zu beantworten?«

Nein, dachte er und sagte: »Klar.«

Während sie das Stiftmikrofon bereitmachte und das Kabel langzog, sah er ein letztes Mal zu Cassandras matter Silhouette und suchte nach der Sojus, einem einzigen metallischen Glänzen vielleicht, doch er konnte keines entdecken, auch nicht mit dem Feldstecher. Für seine Augen gab es dort nichts als unendliche Schwärze und einen etwas weniger dunklen Fleck mit einem schwarzen Loch in der Mitte, dessen Ränder leuchteten.

Sie sind nicht hier oben, aber sie haben es genauso verdient, wie jeder andere auch, an dieser Mission teilzunehmen, schalt er sich selbst für seine Unlust, den Fernsehkommentator zu spielen. Er hatte die Öffentlichkeit schon immer gescheut und gerade die Privatsphäre auf der ISS genossen, auch wenn vielen das womöglich paradox erscheinen mochte, schließlich hatten sie sich dort stets unter Beobachtung befunden – allerdings nur durch Fachpersonal am Boden. Trotzdem nahm er lächelnd das Mikro entgegen und wedelte das Kabel weg, das in der Schwerelosigkeit Sinuskurven beschrieb.

»Hallo, liebe Mitmenschen«, begrüßte er das unsichtbare Millionenpublikum und nahm mit der linken Hand die Kamera, um sie von sich wegzuhalten und in die Linse zu blicken. »Sarah und Markus müssen sich um die Überwachung des Autopiloten kümmern, aber ich habe einen Moment Zeit, um ein paar eurer Fragen zu beantworten.«

Auf dem Tablet, das unter einer Schutzhülle auf seinem Oberschenkel klebte, spielte Mission Control ihm nacheinander Fragen ein.

»Okay, Sabrina aus Traunstein in Deutschland fragt, ob wir nicht riesiges Glück hatten, dass Cassandra uns nicht getroffen hat.« Lee sah auf und lächelte. »Das ist eine sehr gute Eingangsfrage, die uns zeigt, dass es durchaus ein paar positive Dinge gibt, an die wir in dieser Zeit denken sollten. Was zu Hause geschieht, ist beängstigend, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir tatsächlich wahnsinniges Glück hatten! Cassandra 22007 misst 24 Kilometer im Durchmesser, das ist dreimal so viel wie der Mount Everest hoch ist. Zum Vergleich: Chicxulub, der damals die Dinosaurier und beinahe sämtliches Leben auf der Erde ausgelöscht hat, war nur rund 15 Kilometer groß. Der Krater, den er hinterlassen hat, durchmisst ganze 180 Kilometer. Ihr könntet also aufgrund der Erdkrümmung von einer Seite nicht auf die andere sehen. Dieser Asteroid hier hat uns verschont, und dafür sollten wir ausgesprochen dankbar sein.«

»Die nächste Frage kommt von Mike Walfort aus Phoenix, Arizona: Wovor fürchtest du dich am meisten? Puh, mit so einer Frage habe ich gar nicht gerechnet. Wir Astronauten fürchten uns ja angeblich vor nichts, aber ich kann sagen, dass das nicht stimmt. Wir werden nicht nach unserer Fähigkeit ausgewählt, keine Angst zu haben, sondern danach, dass wir auch unter Stress – also gerade wenn wir Angst spüren – konzentriert und fokussiert arbeiten können. Sie löst in Menschen eine von zwei Reaktionen aus: Flucht oder Kampf, und wir gehören zu letzterer Sorte. Dabei haben wir früh gelernt, und lernen immer weiter, strukturiert und nach bestimmten Regeln vorzugehen und Probleme zu beheben. Das ist der einzige Unterschied. Wir sind keine besseren und stärkeren Menschen, sondern einfach für diese Art von Job gut geeignet, während wir vieles von dem, was ihr da draußen macht, nicht leisten könnten.«

»Du hast aber die Frage nicht beantwortet«, rief Sarah und er nickte lächelnd.

»Ganz recht, also wovor fürchte ich mich am meisten?« Lee dachte einen Moment nach und sah sich selbst allein auf einem Segelboot vor der Küste Maines treiben und in die Wellen starren, die ihm seinen Vater genommen hatten – zumindest in seiner Erinnerung. »Ich … ich habe Angst vor Wasser.«

Nach einem Seufzen setzte er wieder ein Lächeln auf und zwinkerte in die Kamera. »Ich war Pilot, und jetzt fliege ich dorthin, wo es weit und breit nicht einen Tropfen flüssigen Wassers gibt. Klingt nach einem guten Deal für mich!«

»Also gut, nächste Frage. Sie stammt von Jakob aus Hannover, Deutschland – meine Güte, scheint, als seien unsere deutschen Freunde heute besonders neugierig! Jakob fragt: Lee, glaubst du, dass Cassandra eine KI ist, die von Außerirdischen geschickt wurde? Puh.« Lee atmete tief durch und rieb sich das Kinn. »Ich habe keine Anhaltspunkte, zu glauben, dass es sich um eine KI handelt. Eine KI ist ja ein Algorithmus, und das da draußen ist ein großer Steinbrocken. Vielleicht meintest du auch, ob es sich um ein robotisches Raumschiff von Außerirdischen handelt. Dazu müsste ich ehrlich antworten: Ich weiß es nicht. Was ich weiß, ist, dass Cassandra sich anders verhält, als vergleichbare Himmelskörper es normalerweise tun.« Lee dachte an das Fragment, das die ISS zerstört hatte. »Wir können also nicht ausschließen, dass es sich um ein künstliches Objekt handelt. Aber, und das ist ein wichtiger Punkt: Häufig finden wir im Nachhinein logische Erklärungen für auf den ersten und sogar zweiten Blick unlogische Dinge. Sobald wir unseren Wissenshorizont erweitern, wird das Mystische zum Wissenschaftlichen. Das scheint der Lauf der Dinge zu sein, und wir drei hier oben hoffen, unseren Beitrag leisten zu können. Gut, ich denke, wir können noch eine Frage beantworten. Was haben wir denn hier?«

Lee scrollte durch die Liste auf seinem Oberschenkeltablet. »Ah. Siti Nurbaya Bakar aus Medan, Indonesien, fragt: Gibt es einen festen Plan für die Erkundung von Cassandra? Da wir wenig über den Asteroiden wissen, kann es sein, dass ihr nichts tun könnt, als herumlaufen, oder?« Lee gestattete sich ein freundliches Lachen in die Kamera. »Nun, ich hoffe sehr, dass wir mehr tun können, als nur herumzulaufen. Erst einmal müssen wir die Oberfläche erkunden und dort den Punkt finden, von dem aus die Fragmente auf unseren Planeten gefallen sind. Das scheint uns ein guter Anhaltspunkt zu sein, also gehen wir dort zuerst nachsehen. Aber wir haben zum Beispiel auch Ausrüstung für Bodenproben dabei. Ein einfacher teurer Spaziergang wird das also nicht, so viel steht fest. Aber richtig ist auch, dass unser Plan recht vage ist und eher Prioritäten als feste Abläufe festlegt, damit wir auf alles reagieren können, was sich uns zeigt. Es ist ein bisschen so, als wüssten wir, dass es in einem Raum des Hauses ein Wasserleck gibt, aber kein Licht. Wir müssen also erst hingehen und die Taschenlampe einschalten, bevor wir den Schaden begutachten und eine Lösung finden können. Ich hoffe, das macht ein bisschen Sinn. Wichtig ist, dass …«

»Lee!«, rief Sarah und unterbrach ihn mitten im Satz. »Wir haben hier ein Problem!«

Er ließ Kamera und Mikrofon los und kletterte sofort zu den anderen auf seinen Sitz. Mit einem Blick auf seinen Bildschirm sah er das Problem.

»Helme auf!«, befahl er, ohne zu zögern, doch seine Kollegen hatten offenbar bereits das Gleiche gedacht und reichten ihm seinen, den er aufsetzte und am Halsring verschloss. Rasch überprüften sie sich gegenseitig, dass alles so saß, wie es sollte, dann ging er die Daten im Detail durch.

»Wir verbrauchen weniger als erwartet, obwohl der Schub konstant war und sich exakt im Rahmen dessen bewegen, was wir berechnet haben. Sind wir sicher, dass es sich nicht um einen Messfehler der Instrumente handelt?« Lee wusste, wie unwahrscheinlich bis gar unmöglich das war, hielt sich jedoch an das Ausschlussverfahren.

»Ja. Wir können das von hier bestätigen, und die NASA hat uns dieselben Telemetriedaten gesendet«, antwortete Mission Control in Person von Lena in sein rechtes Ohr. »Ihr beschleunigt, aber wir sehen keinerlei erhöhten Ausstoß oder Verbrauch. Im Gegenteil: Er sinkt. So wie es aussieht, erreicht ihr die Zielgeschwindigkeit früher, bei geringerem Bedarf an Reaktionsmasse.«

»Das System zeigt keinerlei Fehler«, meinte auch Markus, mit gewohnter Ruhe.

---ENDE DER LESEPROBE---