Glück im Doppelpack - Rosa Lindberg - E-Book

Glück im Doppelpack E-Book

Rosa Lindberg

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Beschreibung

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. Moritz kickte Laub in die Luft. Er hatte so schlechte Laune wie schon lange nicht mehr. Papas Schuld! Jawoll. Seit einiger Zeit konnte man ihm überhaupt nichts mehr recht machen. Sogar Pauline sagte das. Und das hieß etwas, denn normalerweise nahm Pauline Papa in Schutz. »Er hat doch so viel um die Ohren!« war eine ihrer schon geflügelten Entschuldigungen für ihn. »Pfhpfhphf!« stieß Moritz verächtlich die Luft aus. Als ob er nicht auch viel um die Ohren hätte! Gut, gut, Papa ging jeden Tag ins Büro. Na und? Ging er, Moritz – und natürlich auch Pauline – nicht jeden Tag in die Schule? Sie gingen! War auch nicht immer Honigschlecken! Und die Arbeiten im und am und ums Haus herum waren doch aufgeteilt. Gerecht, hatte Papa gesagt, worüber man auch streiten konnte! Lohnte sich jedoch nicht, denn der arme Moritz, der er war, bekam weder von Papa noch von Pauline Beistand, wenn er seinen Arbeitsanteil als zu groß reklamierte. Und Frau Liebe, die wirklich so hieß, obwohl sie es nur selten war, behauptete sogar: »Ein so großer und kräftiger Junge wie du, der könnte ruhig noch ein bißchen mehr tun!« Frau Liebe hatte gut reden! Sie kam nur zweimal die Woche ein paar Stunden, putzte ein bißchen rum und ging dann wieder nach Hause. Wo sie vermutlich gemütlich vorm Fernseher saß! Der Fernseher. Genau der war heute der Streitpunkt gewesen. Papa hatte ihn davor erwischt, obwohl er seine Hausaufgaben noch nicht gemacht hatte. Als ob das ein Beinbruch wäre! Sich gleich aufzuregen, als ob Gott

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Seitenzahl: 113

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Mami – 1917 –Glück im Doppelpack

Mit den Kindern kam die Liebe

Rosa Lindberg

Moritz kickte Laub in die Luft. Er hatte so schlechte Laune wie schon lange nicht mehr. Papas Schuld! Jawoll. Seit einiger Zeit konnte man ihm überhaupt nichts mehr recht machen. Sogar Pauline sagte das. Und das hieß etwas, denn normalerweise nahm Pauline Papa in Schutz.

»Er hat doch so viel um die Ohren!« war eine ihrer schon geflügelten Entschuldigungen für ihn.

»Pfhpfhphf!« stieß Moritz verächtlich die Luft aus. Als ob er nicht auch viel um die Ohren hätte! Gut, gut, Papa ging jeden Tag ins Büro. Na und? Ging er, Moritz – und natürlich auch Pauline – nicht jeden Tag in die Schule? Sie gingen! War auch nicht immer Honigschlecken! Und die Arbeiten im und am und ums Haus herum waren doch aufgeteilt. Gerecht, hatte Papa gesagt, worüber man auch streiten konnte! Lohnte sich jedoch nicht, denn der arme Moritz, der er war, bekam weder von Papa noch von Pauline Beistand, wenn er seinen Arbeitsanteil als zu groß reklamierte. Und Frau Liebe, die wirklich so hieß, obwohl sie es nur selten war, behauptete sogar:

»Ein so großer und kräftiger Junge wie du, der könnte ruhig noch ein bißchen mehr tun!«

Frau Liebe hatte gut reden! Sie kam nur zweimal die Woche ein paar Stunden, putzte ein bißchen rum und ging dann wieder nach Hause. Wo sie vermutlich gemütlich vorm Fernseher saß!

Der Fernseher. Genau der war heute der Streitpunkt gewesen. Papa hatte ihn davor erwischt, obwohl er seine Hausaufgaben noch nicht gemacht hatte. Als ob das ein Beinbruch wäre! Sich gleich aufzuregen, als ob Gott weiß was passiert wäre!

»Mooo-ritz!«

Papas Stimme! Nein, stehen blieb Moritz nicht. Aber angelegentlich seine Schritte zu verlangsamen, dabei vergab man sich nichts.

Dann fiel ihm ein, wie müde Papa ausgesehen hatte, und eine heiße Welle von Liebe überlief ihn. Er blieb nicht nur stehen, er drehte sich sogar um und rannte los, so schnell er konnte – und er konnte blitzschnell, wenn er wollte –, hin zu Papa und mitten hinein in dessen ausgebreiteten Arme. Haach! War das schön! Immer und immer wieder, obwohl er ja eigentlich schon ein bißchen groß war für so Sachen.

»Mensch, Moritz!« flüsterte Papa in sein Haar hinein. »Ich wollte gar nicht so hochgehen! Entschuldige, mein Junge!«

Moritz’ Kopf lag an Papas Brust. Er konnte das Herz darin schlagen hören.

»Macht doch nix. Ich – ich wollte ja auch eigentlich überhaupt nicht weglaufen.«

Er fühlte Papas streichelnde Hand in seinem Haar.

»War wohl wieder Ärger im Büro, was?«

»Um ehrlich zu sein, hielt sich das eigentlich in Grenzen. Weiß der Himmel, warum man manchmal so aus der Haut fährt. – Wollen wir nach Hause gehen, Mo? Pauline hat Bratkartoffeln und Rote Bete versprochen.«

Hannes Ruland ließ seine Hand während des Gehens auf Moritz’ Schulter. Dessen Arm lag um seine Mitte. Einträchtig marschierten sie nach Hause.

Wir sind, überlegte Hannes müde, einander so sehr zugetan, daß jeder Streit weh tut. Den Kindern. Und mir. Ich muß mich mehr zusammennehmen.

»Oder…«, hatte seine Kollegin Lydia heute seine diesbezügliche Klage kommentiert, »endlich wieder heiraten!«

Ja, oder das. Vielleicht. Seine bisherigen, zugegeben: ziemlich lahmen Bemühungen waren allerdings wenig ermutigend gewesen. Sobald er von seinen Zwillingen gesprochen hatte, kühlte die Begeisterung der Damen ab. Überhaupt kam es ihm so vor, als wären die wenigsten von ihnen an Ehe und Familie interessiert. Jedenfalls die, denen er begegnet war.

Lydia, die Neunmalkluge, hatte dazu gesagt:

»Weißt du, Hannes, die Zeiten haben sich geändert. Wir sind nicht mehr sehr versessen darauf, geheiratet zu werden, um dann unser Leben putzend, kochend und sorgend zu verbringen.«

Schade eigentlich. Für ihn und Lilli seinerzeit gab es nichts Erstrebenswerteres und Schöneres, als eine eigene Familie zu haben. In Liebe zueinander zu gehören, durch dick und dünn gemeinsam zu gehen, die Kinder zu leiten und hineinzuführen in ihr Leben.

Ein ins Schleudern geratener Lkw hatte Lilli auf ihrem Fahrrad in der Nähe des Kindergartens unter sich begraben. Und damit alle ihre gemeinsamen Träume. Geblieben war ein Schmerz, der höllisch war und nur sehr langsam abklang. Seine Mutter war eine Weile bei ihnen geblieben, doch sie war herzkrank und den Kindern und dem Haushalt nicht mehr gewachsen. Lillis Eltern lebten nicht mehr.

»Papa?« Moritz sah zu ihm hoch.

»Ja, mein Junge?«

»Pauline ist in Ordnung, was?«

Hannes lächelte.

»Und ob sie das ist! Genau wie du.«

»Aber sie ist lieber als ich!«

»Ist sie das? Lieb, das ist so etwas, das ist jeder eben auf seine Art.«

»Vielleicht ist das so, weil sie ein Mädchen ist. Kann das wohl sein?«

»Möglich, ja. Wie kommst du jetzt darauf?«

»Weil die Meister…«

»Frau Meister!« korrigierte Hannes automatisch, wobei ihm einfiel, daß diese Frau Meister ihn seit Tagen sprechen wollte. Sie war die neue Lehrerin der Kinder und hatte vermutlich an seinen beiden einiges auszusetzen. Er würde sie heute abend – was sein muß, muß sein – anrufen und einen Termin mit ihr vereinbaren. Sie hatte ihm sogar ihre Privatnummer genannt. Mußte ja ganz schön wichtig sein.

»Also gut: die Frau Meister sagt, daß Mädchen einfach geduldiger wären. Deshalb.«

Dann, Hannes grinste förmlich in sich hinein, hatte seine Pauline sich aber anscheinend sehr zurückgehalten in der letzten Zeit! Pauline und Geduld…!

Doch eigentlich – wenn er es recht überlegte, war es bisweilen wirklich so. Moritz gegenüber beispielsweise war sie von manchmal engelhafter Geduld. Das waren die Momente, in denen sie ihn an Lilli erinnerte, obwohl Lillis Aussehen sich mehr auf Moritz übertragen hatte, während Pauline nach ihm kam. Aber die Geduld bis zur Grenze der Güte, die hatte sie mit Sicherheit von Lilli, die im Einsatz für ihre Lieben zur Löwin werden konnte. Ach, Lilli, Lilli! Warum mußtest du uns genommen werden? Du fehlst uns so sehr. Immer noch und immer wieder.

»Vielleicht sind sie das wirklich. Im Grunde, meine ich, und mit Einschränkungen. Aber sind sie deshalb lieber?«

Moritz dachte nach und kam zu dem Schluß:

»Ich glaube schon.«

Hannes lachte und drückte Moritz’ schmale Knabenschulter.

»Aber wir beide wissen doch, daß sie auch ganz schön nickelig sein können, wenn’s drauf ankommt. Oder?«

Wieder mußte Moritz überlegen.

»Ja. Sicher. Aber das muß wohl so sein.«

Dies, erkannte Hannes, könnte eines jener Endlos-Gespräche werden – Moritz neigte dazu! –, nach dem ihm heute so ganz und gar nicht der Sinn stand.

Bevor er ablenkende Worte fand, sagte Moritz:

»Bratkartoffeln und Rote Bete? Hat sie das gesagt?«

»Hat sie.«

»Wo hat sie denn die Rote Bete her?«

Diese Woche war nämlich er für den Einkauf und Pauline für das Kochen zuständig.

Und Rote Bete hatte er nicht gekauft, das wußte er genau. Laut Pauline machte die Herstellung des köstlichen Rote-Bete-Salates mit dieser schlierenden Sahne und dem scharfen Meerrettich viel zuviel Arbeit.

»Ich glaube, Frau Schneidereit hat sie ihr geschenkt.«

Hannes beugte sich hinab zu Moritz’ Ohr und flüsterte:

»Bereits gekocht und gepellt!«

Aha, Moritz hatte schon kurz vor dem Glauben an Wunder gestanden. Jetzt bewegte er sich wieder zurück auf das Terrain der Realitäten. Was seiner Freude auf den Rote-Bete-Salat nicht die Bohne minderte.

Dafür würde er gleich morgen der Nachbarin Schneidereit, die noch gerne viel mehr und viel öfter etwas für sie tun würde, wenn sie nicht schon so alt wäre und außerdem am Stock ging, ihren Schrubber für die Terrasse und die gepflasterten Wege einstielen! Trotz Alter und Stock wurden bei Frau Schneidereit die Steine regelmäßig geschrubbt!

»Ist eigentlich…«, fragte Hannes kurz vor dem Haus mit diplomatischer Beiläufigkeit, »in der Schule bei euch soweit alles in Ordnung?«

Moritz sah nicht auf.

»Geht so…«, meinte er und war froh, daß sie zu Hause angekommen waren.

Der Rote-Bete-Salat jedenfalls war köstlich. Und über die paar Hausaufgaben, die er fast mit Links hinschluderte, verlor Papa auch kein Wort mehr.

*

Die Stimme, stellte Hannes fest, bevor er sich nach dem Telefongespräch mit Frau Meister einen kräftigen Roten leistete, war jedenfalls sehr angenehm!

»Ein zwar allgemeines«, so hatte sie formuliert, »aber meiner Ansicht nach unbedingt erforderliches Gespräch.«

Dies praktischerweise jetzt und am Telefon zu führen, hatte sie rundweg abgelehnt, weil sie es für wichtig hielt, daß die Menschen, die jeder auf seine Weise für zwei Kinder verantwortlich waren, einander kennen sollten. Da dies grundsätzlich auch Hannes’ überzeugte Meinung war, konnte er dem nichts entgegensetzen. Sie waren für morgen verabredet. Nein, nicht in der Schule, sondern im Café gleich nebenan.

Hannes Ruland war auf so ziemlich alles vorbereitet. Er kannte seine zwei geliebten Nervensägen schließlich.

Während er seinen wohlverdienten Roten nachdenklich genoß, fragte Opa Bruno im Erlenhof seine Enkelin:

»Hattest du vorhin den Namen Ruland genannt?«

Und seine Enkelin Lena sagte ziemlich abweisend:

»Ja, hatte ich.«

Opa Bruno seufzte. Schade, daß Lena es für richtig und wichtig hielt, über schulische Interna nicht zu sprechen! Wirklich schade. Schließlich kannte er hier, im Gegensatz zu ihr, eine Menge Leute. Aber nein. Sie tat, als wäre sie vereidigt, Schweigepflicht zu üben!

Lena lächelte. Opa Bruno war genau das, was er stets sternenweit von sich wies: neugierig. Er nannte das zwar »interessiert«, was aber auf das gleiche herauskam. Seit sie hier draußen vor der Stadt wohnten, wo Opa Bruno einen alten Resthof erstanden hatte, um endlich seinen Leidenschaften zu frönen, verstärkte sich sein »Interesse«. Vielleicht ging er doch zu wenig unter Menschen, was er allerdings abstritt. Die Tiere und die Pflanzen, das war nun seine freiwillig gewählte Welt. Als Bauernsohn hatte er nach dem Willen seines Vaters Jura studiert und praktiziert, war aber nie richtig glücklich geworden damit. Doch sie waren drei Brüder, von denen der Älteste den Hof, der Zweitälteste ein paar Äcker und er, der Jüngste, das Studium erbte. Den Hof und die Äcker gab es inzwischen nicht mehr. Sie waren Bauland geworden und hatten seine Brüder zu reichen Männern gemacht. Bruno klagte nicht darüber. Seine Juristerei hatte ihm auch einiges eingebracht, und sein Lebensabend war mehr als gesichert. Würde er zu Klagen neigen, so wären es die, daß seine von ihm vergötterte Frau und seine nicht weniger geliebte Tochter, die Mutter Lenas, so früh hatten Abschied nehmen müssen von dieser Erde. Die Maschine, mit der sein Schwiegersohn Ludger Meister den beiden Frauen hatte die Welt von oben zeigen wollen, war abgestürzt. Maschinenschaden, wie man später feststellte, bei dem der erfahrenste Pilot nichts hätte retten können. Und Ludger war erfahren gewesen.

Er und die damals halbwüchsige Lena hatten versucht, sich gegenseitig zu trösten in ihrem Schmerz, indem sie einander Tapferkeit vorspielten. Daß sie zusammenblieben, hatte sich einfach ergeben. Sie liebten einander, sie brauchten einander. Daran änderte auch das Auftauchen Bernd Carstens nichts, der behauptete, Lena zu lieben. Opa Bruno hatte da so seine Zweifel. Der junge Mann war ihm ein bißchen zu smart, so gar nicht das, was Lena brauchte. Aber er hatte sie zum Lachen gebracht! Und das würde Bruno ihm nicht vergessen. Gott sei Dank war er als Anlageberater einer internationalen Gruppe oft unterwegs in aller Welt. Zur Zeit irgendwo in Südamerika.

»Warum?« hörte er Lena fragen und brauchte einen Augenblick, um aus seinen abgeschweiften Gedanken aufzutauchen. »Kennst du ihn?«

»Ich kenne eine ganze Reihe Rulands.«

»Einer von denen…«, Lena grinste ihm zu, sie war so verteufelt hübsch, wenn sie den Lausebengel spielte, und man konnte ihr einfach nichts übelnehmen, »wird es dann wohl sein, nicht wahr?«

Bruno wedelte ohrfeigenandrohend mit der rechten Hand, die nicht ein einziges Mal im Leben einen Menschen geschlagen hatte und schickte ihr mit den linken Fingerspitzen eine Kußhand.

»Eins zu null für dich diesmal. – Hoffentlich…«, er ging langsam zur Tür, es wurde Zeit, die Tiere zu füttern, »ist es nicht der, mit dem ich mal als Anwalt zu tun hatte!«

Aha-aha-ah! Sie biß an!

»Was war denn mit dem?«

Seine lachenden Augen straften sein tiefes Bedauern ausdrückende Mimik Lügen, während er sagte:

»Tut mir leid. Anwaltsgeheimnis!«

Er ging hinaus, steckte den Kopf noch einmal durch die Tür:

»Unentschieden jetzt!«

Er hatte Lenas Lachen noch im Ohr, als er mit Sarras, dem alten Bernhardiner, zu den Ställen ging. Es wärmte sein Herz, und er war dem Leben, Gott oder der Zeit dankbar dafür, daß den Menschen das Vergessen beschieden war, ohne dessen Hilfe man manches nicht verwinden würde. Nicht das Vergessen der geliebten Menschen, die man verloren hatte, nein, nicht das! Man vergißt nie, was man einmal im Leben geliebt hat. Nie. Aber man feiert auf eine verhaltene Weise irgendwann seine Rückkehr in den Alltag, der ja das eigene Leben ist.

Bruno blickte über die hügelige Weite des Landes. In den sanften Senken standen hauchfeine Nebelstreifen. Die Nächte waren für diese Jahreszeit außergewöhnlich kühl, und die Regenperioden oft anhaltend lang und heftig. Nie wurde so viel über das Wetter geschimpft wie in diesem Jahr!

Neben ihm hustete Sarras seinen asthmatischen Altershusten. Bruno beugte sich zu ihm und klopfte seinen Hals.

»Ja, mein Guter. Das Alter, das Alter! Gleich geben wir dir wieder den Supersirup, der wird dir guttun. Na? Siehst du, es ist ja schon so gut wie vorbei.«

Sarras schnaubte noch ein bißchen, hörte sich sehr pferdeähnlich an und drehte dann seinen mächtigen Kopf. Bruno folgte dem Blick. Lena. Sein Herz wurde weit. Sie wußte, was ihm dieser tägliche Abendrundgang bedeutete und daß er ihm noch viel mehr bedeutete, wenn sie dabei war. Dabei sprachen sie dann gar nicht, gingen nur in Schweigen nebeneinander her. Aber in welch einem Schweigen!