Der neue Landdoktor 80 – Arztroman - Tessa Hofreiter - E-Book

Der neue Landdoktor 80 – Arztroman E-Book

Tessa Hofreiter

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Beschreibung

"Der neue Landdoktor" zeichnet sich gegenüber dem Vorgänger durch ein völlig neues Konzept aus. Es wird noch größerer Wert auf Romantik, Spannung und sich weiterdichtende, zum Leben erwachende Romanfiguren, Charaktere und Typen gelegt. Eines darf verraten werden: Betörend schöne Frauen machen dem attraktiven Landdoktor schon bald den Hof. Und eine wirkliche Romanze beginnt... Tessa Hofreiter ist in vielen Romangenres mit großem Erfolg aktiv. Einen ihrer zahlreichen Höhepunkte bildete fraglos die Serie um "Das Chateau", die sich um ein französisches Weingut dreht. Immer populärer ist in jüngster Zeit "Der neue Landdoktor" geworden, der den Nerv einer wachsenden Lesergemeinde trifft. Der Stil dieser Schriftstellerin ist unverwechselbar. Offensichtlich bin ich zu spät, dachte Jana. Dieser Stau auf der Autobahn hatte ihren Plan durcheinandergebracht. Das Gittertor zum Hof der Näherei Perllinger in Mainingberg war bereits verschlossen. Es war ein großes Gelände mit einem zweistöckigen Hauptgebäude an der Stirnseite, das von zwei langgestreckten Bungalows flankiert wurde. Auf dem bewaldeten Hügel hinter dem Gelände stand eine mit viel Holz verkleidete prächtige Villa im alpenländischen Stil, die durch eine Steintreppe mit dem Firmengelände verbunden war. "Schon gut, ich lasse mir etwas einfallen", flüsterte Jana und streichelte sanft über ihren Bauch. Ihr Baby, das in zwei Wochen zur Welt kommen sollte, veranstaltete gerade wieder seine täglichen Boxübungen. Die Bewegungen des Kindes nahm sie als Aufforderung, ihren Plan weiterzuverfolgen. Aber vielleicht sollte sie doch zuerst versuchen, Paul anzurufen. Sie setzte sich wieder in ihr Auto, diesen bequemen silberfarbenen Wagen mit dem höheren Einstieg, den ihre Eltern ihr gekauft hatten, damit sie es in ihrem Zustand bequemer hatte. Während sie das Telefon aus der Halterung am Armaturenbrett nahm, schaute sie auf die aufgeschlagene Modezeitschrift, die auf dem Beifahrersitz lag. Das Foto auf der linken Seite zeigte das Gelände der Näherei Perllinger. Auf der Treppe vor dem Hauptgebäude stand ein junger Mann in einem eleganten dunklen Anzug und hielt einen Strauß roter Rosen im Arm. Der Artikel auf der gegenüberliegenden Seite trug die Überschrift: Paul Perllinger übernimmt die Firmenleitung des Familienunternehmens. Ohne diesen Artikel wüsste sie immer noch nicht, wer der junge Mann war, dem sie vor einem Dreivierteljahr am Strand von Las Galletas im Süden von Teneriffa begegnet war. Sie hatte sich für ein paar Wochen in dem kleinen Fischerdorf einquartiert, um sich für die neue Sommerkollektion des Modehauses inspirieren zu lassen, für das sie als Modedesignerin arbeitete. Paul hatte ihr eines Morgens über die Schulter geschaut, als sie in einem der Fischerboote saß, die dort vor Anker lagen, und ein Ballkleid zeichnete. Er hatte ihre Arbeit zuerst gelobt und sie dann auf eine Naht hingewiesen, die das Gesamtbild störte. Er kennt sich mit Mode aus, hatte sie gedacht und sich auf ein Gespräch mit dem gutaussehenden jungen Mann eingelassen.

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Der neue Landdoktor – 80–

Warum hast du gelogen?

Vertrauen kann ich dir nicht mehr

Tessa Hofreiter

Offensichtlich bin ich zu spät, dachte Jana. Dieser Stau auf der Autobahn hatte ihren Plan durcheinandergebracht. Das Gittertor zum Hof der Näherei Perllinger in Mainingberg war bereits verschlossen. Es war ein großes Gelände mit einem zweistöckigen Hauptgebäude an der Stirnseite, das von zwei langgestreckten Bungalows flankiert wurde. Auf dem bewaldeten Hügel hinter dem Gelände stand eine mit viel Holz verkleidete prächtige Villa im alpenländischen Stil, die durch eine Steintreppe mit dem Firmengelände verbunden war.

»Schon gut, ich lasse mir etwas einfallen«, flüsterte Jana und streichelte sanft über ihren Bauch. Ihr Baby, das in zwei Wochen zur Welt kommen sollte, veranstaltete gerade wieder seine täglichen Boxübungen. Die Bewegungen des Kindes nahm sie als Aufforderung, ihren Plan weiterzuverfolgen. Aber vielleicht sollte sie doch zuerst versuchen, Paul anzurufen.

Sie setzte sich wieder in ihr Auto, diesen bequemen silberfarbenen Wagen mit dem höheren Einstieg, den ihre Eltern ihr gekauft hatten, damit sie es in ihrem Zustand bequemer hatte. Während sie das Telefon aus der Halterung am Armaturenbrett nahm, schaute sie auf die aufgeschlagene Modezeitschrift, die auf dem Beifahrersitz lag.

Das Foto auf der linken Seite zeigte das Gelände der Näherei Perllinger. Auf der Treppe vor dem Hauptgebäude stand ein junger Mann in einem eleganten dunklen Anzug und hielt einen Strauß roter Rosen im Arm. Der Artikel auf der gegenüberliegenden Seite trug die Überschrift: Paul Perllinger übernimmt die Firmenleitung des Familienunternehmens.

Ohne diesen Artikel wüsste sie immer noch nicht, wer der junge Mann war, dem sie vor einem Dreivierteljahr am Strand von Las Galletas im Süden von Teneriffa begegnet war. Sie hatte sich für ein paar Wochen in dem kleinen Fischerdorf einquartiert, um sich für die neue Sommerkollektion des Modehauses inspirieren zu lassen, für das sie als Modedesignerin arbeitete. Paul hatte ihr eines Morgens über die Schulter geschaut, als sie in einem der Fischerboote saß, die dort vor Anker lagen, und ein Ballkleid zeichnete. Er hatte ihre Arbeit zuerst gelobt und sie dann auf eine Naht hingewiesen, die das Gesamtbild störte.

Er kennt sich mit Mode aus, hatte sie gedacht und sich auf ein Gespräch mit dem gutaussehenden jungen Mann eingelassen. Zuerst ging es um Mode, danach um das Leben an sich, den Planeten und das Universum, Abenteuer und Zufall. Sie hatte damals das Gefühl, dass sie noch ewig mit ihm hätte reden können, so als wäre sie endlich dem Menschen begegnet, der sie besser als jeder andere verstand.

Nach einem langen Spaziergang und einem gemütlichen Abendessen in einem kleinen Restaurant hatten sie die Nacht in einer versteckten Bucht am Strand verbracht und über das Glück gesprochen, das jeder festhalten sollte, sobald es sich zeigte. Sie hatte geglaubt, dass er damit auch ihre Begegnung meinte. Aber offensichtlich war das nicht so.

Als sie am nächsten Morgen wach wurde, war er fort. Er hatte keine Nachricht hinterlassen, weder eine Telefonnummer noch eine Adresse. Er war einfach wieder aus ihrem Leben verschwunden, und sie wusste nur, dass er Paul hieß. Der Fischer, der damals nicht weit von ihr entfernt seinem Boot einen neuen Farbanstrich gab und ihr von Paul ausrichtete, dass er gleich zurückkommen würde, hatte sie mit einem bedauernden Achselzucken angesehen, als sie irgendwann enttäuscht den Strand verließ.

Wochen später, als ihr klar wurde, dass sie ein Kind von Paul erwartete, hatte sie tagelang versucht, sich daran zu erinnern, ob er vielleicht irgendetwas erwähnt hatte, was ihr helfen könnte, ihn zu finden. Eine Stadt, ein Name, eine Firma, irgendetwas. Aber so oft sie auch darüber nachdachte, es fiel ihr nichts dazu ein. Schließlich hatte sie sich damit abgefunden, dass ihr Kind seinen Vater niemals kennenlernen würde, bis sie auf diesen Artikel in der Modezeitschrift stieß, die glücklicherweise zur Standardlektüre für die Modewelt gehörte und die auch sie abonniert hatte.

Paul Perllinger, inzwischen alleiniger Inhaber der Näherei Perllinger in Mainingberg, war der Vater ihres Kindes. Sie hatte nicht vor, in sein Leben zu platzen, um ihn darum zu bitten, sich um das Kind zu kümmern, das konnte sie auch allein. Ihre Eltern, beide Lehrer im Ruhestand, würden sie in jeder Hinsicht unterstützen.

Aber nun, da sie wusste, wo sie Paul finden konnte, wollte sie ihm die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, ob und auf welche Weise, er sich um sein Kind kümmern wollte. Nein, ich werde ihn nicht anrufen, dachte sie und steckte das Telefon in ihre Handtasche. Sie hätte ihn auch von zu Hause aus anrufen können, aber sie hatte es auch dort nicht fertiggebracht.

Vermutlich hätte sie ihm erst erklären müssen, wer sie war. So schnell, wie er damals verschwand, war es durchaus möglich, dass sie nicht die einzige Frau auf der Insel war, mit der er eine Nacht am Strand verbracht hatte.

Sie hoffte, dass er sich an sie erinnerte, wenn sie vor ihm stand, dann würde es ihr bestimmt leichter fallen, ihm zu sagen, dass er bald Vater wurde. Trotzdem verließ sie gerade der Mut. Sie hatte geplant, ihn im Büro aufzusuchen. Er hätte sich mit einer anstehenden Besprechung oder einem dringenden Kundenbesuch von ihr verabschieden können, um einem Gespräch aus dem Weg zu gehen, das er vielleicht nicht führen wollte. Zu Hause in seiner privaten Umgebung würde ihm diese Begegnung vermutlich um einiges unangenehmer sein.

Aber jetzt war sie wegen des Staus seit fünf Stunden unterwegs, zwei Stunden länger, als sie für die Strecke von Konstanz nach Mainingberg eingeplant hatte. Sie würde nicht einfach wieder gehen. Nach ihrem Besuch bei Paul musste sie sich dann ein Zimmer für die Nacht besorgen. Es war schon kurz vor sieben, und sie hatte keine Lust, den ganzen Weg zurück nach Hause im Dunklen zurückzulegen.

Ich tue es nicht für mich, sondern für dieses kleine Wesen, das ein Anrecht darauf hat, seinen Vater kennenzulernen, dachte sie, als das Baby sich wieder bewegte. Kurz entschlossen stieg sie aus ihrem Auto, schloss die Tür ab und ging um das Firmengelände herum zu der Steintreppe, die zur Villa hinaufführte.

Die unterste Stufe grenzte an die hintere Tür des Bürogebäudes auf dem Firmengelände, die oberste endete vor der aus Kirschholz gefertigten Eingangstür der Villa. Da nirgendwo jemand zu sehen war, nachdem sie die Treppe hinaufgegangen war, drückte sie schließlich auf den Knopf der aus vergoldetem Messing gefertigten Klingel.

»Guten Abend, was kann ich für Sie tun?« Die junge Frau, die ihr die Tür öffnete, war groß und sehr schlank. Sie hatte langes rotes Haar, dunkle Augen, und ihr arrogantes Lächeln verriet, dass sie sich dieser unförmigen kleineren Frau, die vor ihr stand, überlegen fühlte. »Schwere Zeit«, stellte sie schmunzelnd fest, während sie zuerst das weite schwarzweiß gepunktete Kleid musterte, das Jana trug, und danach die halbhohen weißen Turnschuhe, die Jana nur locker bis zur Höhe ihrer Knöchel geschnürt hatte, weil ihre Füße zur Zeit schnell anschwollen.

»Ja, ein bisschen beschwerlich ist es im Moment schon«, sagte Jana, als die Frau sie direkt anschaute. »Ich möchte gern mit Paul Perllinger sprechen. Ist er da?«, fragte sie.

»Nein, er ist nicht da. Was wollen Sie von ihm?«

»Das möchte ich ihm gern selbst sagen. Wann kommt er denn zurück?«

»In ein paar Tagen. Geht es um das da?«, fragte sie und deutete auf Janas Bauch.

»Ich denke, das geht Sie nichts an.« Sie hatte keine Ahnung, wer diese Frau war, und sie würde ihr mit Sicherheit nichts über den Grund ihres Besuches erzählen.

»Doch, es geht mich etwas an, wenn eine Frau mit Babybauch vor meiner Tür steht. Paul und ich sind verlobt. Wir werden bald heiraten. Was auch immer Sie sich ausgedacht haben, es wird nicht funktionieren.«

»Was habe ich mir denn ausgedacht?« Jana war auf die Antwort dieser Frau gespannt.

»Vermutlich sind Sie auf der Suche nach einem finanziell abgesicherten Vater für Ihr Kind, da der wirkliche Vater einer dieser Loser ist, die nichts auf die Reihe bekommen. So war es bei den anderen auch, die vor Ihnen hier waren. Paul ist in der Modebranche bekannt, er kommt viel herum, einige haben versucht, das auszunutzen. Aber das muss ich Ihnen ja nicht erklären. Es hat übrigens nie geklappt, es waren immer nur Lügen, die die Damen über ihn verbreitet haben. Paul ist eine treue Seele, er würde mir so etwas niemals antun.«

»Wie lange sind Sie denn schon mit ihm zusammen?«

»Auch wenn es Sie nichts angeht, wir sind seit einem halben Jahr zusammen. Und bitte, verzeihen Sie mir meine Offenheit, aber sollte er sich mit Ihnen näher eingelassen haben, dann war er sicher nicht ganz nüchtern. Sie sind überhaupt nicht sein Typ.«

»Vielleicht kennen Sie ihn nicht so gut, wie Sie glauben.«

»Was erlauben Sie sich«, schnaubte sie.

»Ich habe Ihnen nur einen Denkanstoß gegeben.« Jana war klar, dass sie im Moment keinen Schönheitswettbewerb gewinnen würde. Ihr dunkelblondes Haar hatte seinen Glanz verloren, ihre grünbraunen Augen sahen müde aus und ihrem Gesicht konnte man die Anstrengungen der letzten Wochen der Schwangerschaft ansehen. Aber das war ein vorübergehender Zustand und kein Grund, sich von dieser eingebildeten Frau runterputzen zu lassen.

»Verzeihung, Herzchen, sind Sie hier, um Pauls und Biancas Leben zu zerstören?«, fragte die Frau in dem roten Kleid, die neben Bianca in der Tür auftauchte. Sie legte den Arm um ihre Freundin und sah Jana mit funkelnden Augen an.

»Ich gehe dann wieder«, sagte Jana und machte auf dem Absatz kehrt. Nein, sie war nicht gekommen, um Pauls Leben zu zerstören, aber sie hatte sich dazu hinreißen lassen, Unfrieden zu stiften. Ihre Bemerkung, dass Bianca ihren Verlobten wohl doch nicht so gut kannte, wie sie glaubte, hätte sie sich ersparen sollen.

Diese Idee, Paul von dem Baby zu erzählen, war eine ganz dumme Idee. Sie hätte sich doch denken können, dass er nicht allein lebt. Und wenn das stimmte, was Bianca gesagt hatte, dass schon andere vor ihr da waren, um Paul zum Vater ihrer Kinder zu erklären, dann wollte sie sich nicht als letzte in dieser Reihe anstellen.

»Dann musst du eben ohne deinen Vater zurechtkommen, mein Kleines. Später, wenn du erwachsen bist, kannst du dir dann überlegen, ob du ihn treffen willst«, sagte sie, als sie wieder in ihrem Auto saß und über ihren Bauch streichelte. Ich werde keine Minute länger in dieser Gegend bleiben, dachte sie und beschloss, doch nach Hause zu fahren. Eine nächtliche Fahrt hatte schließlich auch Vorteile, es war weitaus weniger Verkehr zu erwarten.

*

»Das hat mir noch gefehlt, Ariana, dass diese Frau hier auftaucht«, stöhnte Bianca. Sie saß auf dem weißen Sofa in dem hell und modern eingerichteten Wohnzimmer mit den bodentiefen Fenstern zum Garten und trank erst einmal einen großen Schluck von dem Champagner, den ihre Freundin Ariana ihr reichte.

»Du bist ganz sicher, dass sie es ist?«

»Absolut sicher. Er hat dieses Foto, das er am Strand von Las Galletas von ihr aufgenommen hat, nie auf seinem Handy gelöscht. Erst letzte Woche habe ich das überprüft, als er im Bad war und sein Handy auf dem Nachttisch lag.«

»Warum tut er das? Er kennt sie doch kaum.«

»Mag sein, aber damals, bevor wir zusammen waren, ich nur das Modell war, das er von Empfängen und Modeschauen kannte, da hat er mir einmal dieses Foto gezeigt und mir gesagt, dass er alles tun würde, um diese Frau wiederzufinden.«

»Ich weiß, daraufhin hast du ihn getröstet, weil er gar so unglücklich war«, entgegnete Ariana schmunzelnd.

»Ja, allerdings, er war wirklich sehr unglücklich. Er wusste doch weder ihren Nachnamen noch wo sie auf der Insel gewohnt hat oder wo sie zu Hause ist. Er hatte keine Möglichkeit, sie zu finden. Sie wäre auf immer die geheimnisvolle Unbekannte geblieben, die er irgendwann vergessen hätte, stattdessen taucht sie jetzt hier auf.«

»Du musst dafür sorgen, dass er nichts von diesem Besuch erfährt, sonst wird vielleicht nichts aus der Hochzeit, weil die alte Liebe wieder aufflammt. Dazu kommt dieses Kind, wenn es wirklich von ihm sein sollte.«

»Hör auf, so weit will ich gar nicht denken. Er wird von diesem Besuch nichts erfahren, und sie wird sich hoffentlich so schnell nicht mehr hier blicken lassen.«

»Deine Idee, ihr zu erzählen, hier seien schon andere auf der Suche nach einem Vater für ihr Kind gewesen, war ziemlich gut. Sie wird sich als eine von vielen fühlen, das wird sie nicht gerade motivieren, noch einmal zurückzukommen.«

»Das war die Absicht hinter dieser Geschichte. In zwei Wochen, also nach der Hochzeit, ist es mir egal, ob sie noch einmal ihr Glück bei ihm versucht. Ich bin dann seine Frau, und er wird sich nicht gleich wieder von mir trennen, nur weil dieses Häschen ihm schöne Augen macht.«

»Mit dir kann sie ohnehin nicht mithalten. Was auch immer er in dieser Frau gesehen hat, dem direkten Vergleich mit dir kann sie nicht standhalten.«

»Dann hätte ich sie vielleicht doch einladen sollen, hier zu bleiben, bis Paul zurückkommt. Dann hätte er uns miteinander vergleichen können. Obwohl, dieses Baby ist ihr Trumpf. Die Waage könnte in ihre Richtung ausschlagen.«

»Ohne Zweifel, sie ist ja auch, zumindest im Moment, um einiges schwerer, als du«, antwortete Ariana grinsend.

»Allerdings, und unser Paul steht nun einmal eher auf knabenhaft schlanke Frauen, davon ist sie aber gerade so etwas von entfernt.«

»Aber so etwas von weit«, stimmte Ariana ihr zu, dann lachten sie beide laut auf und gönnten sich ein weiteres Glas Champagner.

»Ich werde mir Paul nicht streitig machen lassen. Er ist meine Versicherung, dass ich auch nach meiner Karriere als Modell noch gut leben kann.«

»Ich weiß, Schätzchen«, sagte Ariana und setzte sich neben ihre Freundin. »Wenn du ganz sicher sein willst, dann solltest du ihm möglichst bald ein Kind schenken.«

»Wie bitte? Damit ich dann auch aussehe wie ein aufgegangener Hefekloß?«

»Manchmal muss man eben Opfer bringen, wenn man etwas haben will.«

»Ja, vielleicht«, seufzte Bianca und auf diese schreckliche Vorstellung hin leerte sie ihr Champagnerglas gleich in einem Zug.

*

Um zur Autobahn zu gelangen, musste Jana Bergmoosbach, das Nachbardorf von Mainingberg, durchqueren. In der Mitte des Dorfes am Marktplatz hielt sie erst einmal an, um durchzuatmen. Die Begegnung mit Bianca hatte sie mehr in Aufregung versetzt, als sie wahrhaben wollte.

Sie bereute zutiefst, dass sie diesen Weg auf sich genommen hatte und dieses Aufeinandertreffen hatte ertragen müssen. Gedankenspiele allein konnten die Wirklichkeit nicht widergeben, das hatte sie gerade schmerzlich erfahren.

Sie hatte zwar damit gerechnet, dass Paul auf irgendeine Weise liiert war und dass sie auf diese Frau treffen könnte, aber sie hatte nicht erwartet, dass diese Frau ihre Schwangerschaft sofort mit Paul in Verbindung bringen würde. Da sie aber laut Bianca nicht die einzige war, die Paul wegen ihrer Schwangerschaft aufsuchte, musste sie sich über Biancas Reaktion nicht wundern.

Ein schönes Dorf, dachte sie und ließ ihren Blick über den Marktplatz schweifen. Die historischen Straßenlaternen ließen das alte Kopfsteinpflaster glänzen und warfen geheimnisvolle Schatten auf die Fassaden der Häuser, die mit Lüftlmalereien geschmückt waren.

Sie zuckte zusammen, als die Uhr auf dem Turm des Rathauses acht Uhr schlug und sich der vergoldete Wetterhahn auf der Turmspitze bewegte, so als würde er ihr zunicken. Die Touristen in Wanderkleidung, die über den Platz spazierten, schauten nur kurz hoch und setzten ihre Gespräche dann fort.