Der Notarzt 322 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 322 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Ein Vater zum Verlieben - Doch für Matthias zählte nur noch seine Tochter


Notarzt Peter Kersten ist genervt. Fachlich ist sein Assistenzarzt Matthias Jürgens zwar überragend gut, aber in seiner Freizeit bändelt er mit einer Krankenschwester nach der anderen an. Auf sämtlichen Stationen der Frankfurter Sauerbruch-Klinik gibt es seinetwegen schon unzählige gebrochene Herzen. Jemanden, der die weiblichen Mitarbeiter so in Aufruhr versetzt, können sie hier auf Dauer nicht gebrauchen.

Doch von einem auf den anderen Tag ist alles anders. Eine seiner vielen Ex-Affären stellt Matthias‘ Leben völlig auf den Kopf, als sie ihm mit knappen Worten eine Tragetasche mit einem Säugling vorbeibringt. Die Kleine ist seine Tochter, von deren Existenz er bislang nichts gewusst hat. Ab heute soll er sich um sie kümmern, denn die junge Mutter hat für ihr eigenes Leben ganz andere Pläne. Zunächst ist Matthias geschockt, und er überlegt, wie er das Baby schnellstmöglich loswerden kann. Doch als seine Tochter ihn aus großen, unschuldigen blauen Augen ansieht, ist es um den attraktiven Assistenzarzt geschehen ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein Vater zum Verlieben

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Christin Lola/shutterstock

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6573-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Ein Vater zum Verlieben

Doch für Matthias zählte nur noch seine Tochter

Von Karin Graf

Notarzt Peter Kersten ist genervt. Fachlich ist sein Assistenzarzt Matthias Jürgens zwar überragend gut, aber in seiner Freizeit bändelt er mit einer Krankenschwester nach der anderen an. Auf sämtlichen Stationen der Frankfurter Sauerbruch-Klinik gibt es seinetwegen schon unzählige gebrochene Herzen. Jemanden, der die weiblichen Mitarbeiter so in Aufruhr versetzt, können sie hier auf Dauer nicht gebrauchen.

Doch von einem auf den anderen Tag ist alles anders. Eine seiner vielen Ex-Affären stellt Matthias’ Leben völlig auf den Kopf, als sie ihm mit knappen Worten eine Tragetasche mit einem Säugling vorbeibringt. Die Kleine ist seine Tochter, von deren Existenz er bislang nichts gewusst hat. Ab heute soll er sich um sie kümmern, denn die junge Mutter hat für ihr eigenes Leben ganz andere Pläne. Zunächst ist Matthias geschockt, und er überlegt, wie er das Baby schnellstmöglich loswerden kann. Doch als seine Tochter ihn aus großen, unschuldigen blauen Augen ansieht, ist es um den attraktiven Assistenzarzt geschehen …

Prof. Lutz Weidner, der medizinische Leiter der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, war nun wirklich nicht auf den Kopf gefallen. Er konnte eins und eins zusammenzählen.

Vor wenigen Minuten hatte Dr. Matthias Jürgens – der attraktive junge Kollege aus der Notaufnahme – der Kardiologie einen kurzen Besuch abgestattet. Jetzt saß Schwester Miriam in der kleinen Kaffeeküche und weinte sich die Augen aus dem Kopf.

Der Chefarzt hatte die bildhübsche Zwanzigjährige erst vor einem Monat direkt von der Schwesternschule weg für seine Herzstation gewonnen. Er hielt große Stücke auf ihre Tüchtigkeit, mochte sie gern und konnte kaum mit ansehen, wie schrecklich sie offensichtlich litt.

„So, das Maß ist jetzt endgültig voll!“, donnerte er erbost. „Nein, es läuft bereits über!“

Er ließ den Fahrstuhl links liegen und nahm die Treppe, um seinen heiß aufwallenden Zorn auf dem Weg nach unten in die Notaufnahme ein bisschen abzukühlen. Hätte er den Kollegen Jürgens jetzt sofort in die Finger bekommen, dann hätte er ihm vermutlich auf der Stelle den Kopf abgerissen.

Seit fast einem Jahr trieb der achtundzwanzigjährige Mediziner, der sich in der Sauerbruch-Klinik zum Unfallchirurgen und Notarzt ausbilden ließ, hier nun schon sein Unwesen.

Der Chefarzt hatte dem attraktiven jungen Mann mit seinem modischen, affigen Bärtchen und dem Waschbrettbauch, der sich deutlich unter den stets viel zu engen T-Shirts abzeichnete, eigentlich schon beim Bewerbungsgespräch angesehen, dass er ein Frauenheld und Tunichtgut war. Dennoch hatte er keine Sekunde lang gezögert, ihn anzustellen.

Matthias Jürgens war nämlich ein fabelhafter Mediziner. Oder würde zumindest einmal ein solcher sein, wenn er erst einmal fertig ausgebildet war.

Seine Sucht, hinter jedem Rock herzulaufen und es sich auf seine Fahne zu heften, dass er jede Frau herumkriegen konnte, hatte Lutz Weidner seinem noch recht jugendlichen Alter zugeschrieben. Er hatte gehofft, dieser Mangel an Ernsthaftigkeit würde sich mit zunehmender Reife bald legen.

Doch nichts hatte sich gelegt. Im Gegenteil. Der übersteigerte Jagdtrieb des jungen Kollegen schien immer schlimmer zu werden. Mittlerweile gab es in der gesamten Klinik wohl kaum noch ein weibliches Wesen unter vierzig, das nicht bereits von Dr. Jürgens beglückt worden war.

Es verging kaum ein Tag, an dem nicht mindestens eine junge Pflegerin oder Ärztin mit rot geränderten, verquollenen Augen in einer dunklen Ecke lehnte und vor Liebeskummer zu vergehen drohte, weil dieser sexbesessene Hallodri ihr nach höchstens dreimaliger „Benutzung“den Laufpass gegeben hatte.

„Wo ist er?“ Mit dieser Frage und mit grimmigen Blicken stürmte der wie ein Schießgewehr geladene Professor in den Bereitschaftsraum der Notaufnahme.

„Morgen, Professor!“ Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme, zuckte unwillkürlich zusammen. So außer sich hatte er den Klinikchef schon lange nicht mehr erlebt. „Wo ist wer?“

„Dieser üble Westentaschencasanova! Dieser offensichtlich vierundzwanzig Stunden am Tag und dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr paarungsbereite Flegel! Dieser ständig läufige Windhun …“

Prof. Weidner brach erschrocken ab, als er merkte, dass er die Contenance völlig zu verlieren drohte und Sachen sagte, die ihm vielleicht hinterher leidtun würden. Er versuchte sich einigermaßen zu beruhigen, indem er ein paarmal tief durchatmete.

„Ich meine den Kollegen Jürgens!“

„Matthias? Der ist im Behandlungsraum. Er kümmert sich um einen Kreislaufkollaps. Wieso?“

„Wieso? Weil ich ihn noch heute entlassen werde“, donnerte der Chefarzt. „Und zwar fristlos!“

„Nein, bitte nicht!“ Peter, der hinter seinem Schreibtisch gesessen und ein Behandlungsprotokoll kontrolliert hatte, sprang erschrocken auf. „Das können Sie mir nicht antun, Professor! Matthias ist einer der besten Assistenzärzte, die ich jemals hatte! Und Sie wissen genauso gut wie ich, wie schwer es heutzutage ist, wirklich gute Leute zu bekommen.“

„Und?“ Lutz Weidner zuckte mit den Schultern. „Falls Sie damit an meine Vernunft appellieren wollen, dann sage ich Ihnen, dass auch Schwester Miriam eine der besten Nachwuchspflegerinnen war, die ich jemals hatte!“

„Und … das ist sie jetzt … nicht mehr?“, hakte der Notarzt vorsichtig nach und wappnete sich gegen einen neuerlichen Wutausbruch des sonst so friedlichen Mediziners.

„Nein! Im Moment ist sie nur noch ein heulendes Häufchen Elend mit zerrütteten Nerven, tropfender Nase und roten Augen!“, brüllte Lutz Weidner völlig außer sich. „Ich glaube kaum, dass ich sie heute noch für anspruchsvollere Tätigkeiten als das Ausleeren von Bettpfannen verwenden kann!“

„Das tut mir sehr …“ Peter wollte sein Bedauern aussprechen, doch der Professor war so in Fahrt, dass er ihn gar nicht zu hören schien.

„Ich habe genug davon, dass dieser Möchtegern-Platzhirsch sich von oben bis unten durch meine gesamte Klinik arbeitet, eine Frau nach der anderen benutzt und dann wegwirft! Kaum stellt man eine neue, junge Ärztin oder Pflegerin an, ist er auch schon da, um sie zu konsumieren! Sind wir hier ein Selbstbedienungsladen für … für … für …? Herrgott noch mal!“

Dr. Kersten sprang einen Schritt nach vorne und fing die Pinnwand mit den Dienstplänen auf, die vom Haken fiel, weil der Chefarzt mit der Faust dagegen gedroschen hatte.

„Ja, ich weiß, das ist ziemlich übel“, musste er zugeben. „Aber da gehören doch immer noch zwei dazu, nicht? Oder hat er Schwester Miriam etwa vergewaltigt?“

„Das wohl nicht!“, knurrte Prof. Weidner mit gefletschten Zähnen. „Aber er arbeitet mit … unlauteren Lockmitteln!“

„Und welche wären das?“ Obwohl auch Peter die Umtriebigkeit seines jungen Kollegen ziemlich auf die Nerven ging und er ihm schon so manches Mal die Leviten gelesen hatte, musste er sich jetzt ein Grinsen verkneifen. Der Chefarzt war so sehr in Rage, wie er ihn lange nicht mehr erlebt hatte.

„Sein idiotischer Hahnenkamm, zum Beispiel!“, brauste der Klinikchef auf und zeichnete mit hektischen Bewegungen zahlreiche Stacheln über seinem Kopf in die Luft. „Ich möchte gar nicht wissen, wie lange er morgens vor dem Spiegel steht, um jedes Einzelne seiner Haare mit Gel einzuschmieren, sein bescheuertes Bärtchen in Form zu bringen und sich wie ein Pfau herauszuputzen. Soll er doch Unterhosenmodel werden, wenn er so viel Wert auf sein Äußeres legt!“

Jetzt konnte Peter nicht mehr länger an sich halten. Er brach in schallendes Gelächter aus, als Lutz Weidner mit übertrieben wiegenden Hüften an ihm vorüberparadierte und mit einer gezierten Bewegung am Gummibund einer imaginären Unterhose zupfte.

„Tut mir leid, Professor“, entschuldigte er sich für seinen ungebührlichen Heiterkeitsausbruch. „Sie haben ja leider recht. Matthias übertreibt es wirklich ein bisschen. Aber es wäre unfair, ihm die alleinige Schuld zu geben. Die Damen stehen ja praktisch vor meiner Abteilung Schlange, um wenigstens ein Lächeln von ihm zu erhaschen.“

„Zugegeben!“, knurrte der Professor. „Die sind auch nicht viel vernünftiger. Aber trotzdem! Ich kann einen solchen Störfaktor an meiner Klinik nicht gebrauchen!“

„Ich werde noch einmal mit ihm reden. Okay?“

„Ich bitte darum!“ Lutz Weidner war keineswegs besänftigt. „Nur dreimal um die Ecke, in der Mühlhausengasse, hat ein neues Bordell eröffnet“, grummelte er. „Vielleicht kann er sein Hobby ja dorthin verlegen. Die Damen, die dort zugange sind, rechnen nicht mit einer längerfristigen Beziehung. Denen kann er wenigstens nicht das Herz brechen.“

„Das könnte mit der Zeit aber ein bisschen teuer für ihn werden“, witzelte der Notarzt. Er bereute seinen Scherz jedoch umgehend, als er sah, dass er damit nur noch mehr Öl ins Feuer gegossen hatte und Prof. Lutz Weidners Gesicht die Farbe einer überreifen Tomate annahm.

„Und das kümmert mich, weil …?“, brüllte der Mediziner. „Meine Klinik ist kein kostenloser Vergnügungspark für Tunichtgute mit zu hohem Testosteronspiegel und geschwollenem Kamm!“ Er hob Daumen und Zeigefinger hoch. „Zwei!“

„Ähm … zwei was?“

„Zwei Wochen! Wenn ich bis dahin keine Besserung erkennen kann, wenn ich in dieser Zeit auch nur eine einzige weinende Kollegin sehe, dann kenne ich keine Gnade mehr. Dann fliegt er endgültig raus!“

Damit machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand genauso schnell und stürmisch wieder, wie er aufgetaucht war.

***

Im noblen Frankfurter Bezirk Westend, in herrlich grüner Lage zwischen Palmengarten und Botanischem Garten, drohte ebenfalls gerade ein Fass überzulaufen.

Marie-Luise Vogelsang, die sich mit einer Freundin zu einer vormittäglichen Tour durch die Modeboutiquen der Innenstadt verabredet hatte, stand bereits seit fast einer Stunde vor dem Spiegel. Mit unzähligen Cremes, Farben und Stiften zog sie gegen das längst drohende Verblühen ihrer Schönheit in die Schlacht.

Ihre kleine Tochter stand in der offenen Tür und beobachtete sie aufmerksam. Und als Marie-Luise sich abschließend noch ihre überlangen Kunstwimpern auf die Oberlider klebte, schauderte das kleine Mädchen.

„Igittigittigitt! Das sieht ja total eklig aus! Als ob dir zwei dicke, fette Spinnen aus den Augen kriechen würden. Damit siehst du noch hässlicher aus, als du eh schon bist.“

Charlotte, das Babysitter – mit dem herabwürdigenden Das unterstrich Frau Vogelsang gerne die niedrige Rangordnung, die sie Charly zugeteilt hatte –, fuhr herum, als sie ein lautes Klatschen hörte. Sie ließ den Rucksack fallen, in dem sie gerade Ersatzkleidung, Sandspielsachen und ein paar kleine Snacks verstaut hatte, und rannte ins Bad.

Der rote Handabdruck auf Kyras Wange brachte ihr Blut zum Kochen, in ihren Ohren begann es zu rauschen, sie sah rot, und als das kleine Mädchen jetzt auch noch zu weinen begann, verlor sie die Kontrolle über sich selbst.

„Sagen Sie mal, ticken Sie eigentlich noch richtig, Sie neurotische, vertrocknete, alte Schreckschraube?“

Kaum war Charlotte diese Frage, die ihr einfach so herausgerutscht war, über die Lippen gekommen, hätte sie sie am liebsten sofort wieder zurückgenommen. Doch das ging jetzt natürlich nicht mehr.

Sie brauchte nicht besonders viel Phantasie, um zu ahnen, was jetzt gleich kommen würde. Es war ja nicht das erste Mal, dass ihr der Kragen platzte, sie etwas Unüberlegtes sagte und deswegen ihren Job verlor.

Schuld daran waren ihr überschäumendes Temperament und ihre große Liebe zu Kindern.

Ersteres sorgte dafür, dass sie in einer Sekunde von null auf hundert war, wenn ihr etwas gewaltig gegen den Strich ging. Sie konnte regelrecht explodieren. Wie ein überhitzter Druckkochtopf.

Zweiteres – ihre übergroße Kinderliebe – war sehr häufig der Anlass dafür, dass sie in Fahrt geriet, rotsah und ihr Verstand aussetzte.

Und da kräuselte sich auch schon die lange, spitze, viel zu dick gepuderte Nase von Frau Vogelsang, ihre blutroten Lippen wurden dünn wie ein Strich, und ihre von langen Spinnenbeinen umgebenen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.

„Was erlauben Sie sich, Sie kleines Nichts? Verlassen Sie auf der Stelle mein Haus, Sie dreiste Person!“

Okay, das war es dann wohl wieder einmal gewesen. Diesmal tat es allerdings besonders weh, denn Frau Vogelsang hatte sie überdurchschnittlich gut bezahlt. Zwölf Euro die Stunde. Abends und nachts fünfzehn.

Und da Frau Vogelsang und ihre vielen Freundinnen beinahe täglich wie ein Heuschreckenschwarm über die Frankfurter Damenboutiquen und Schuhläden herfielen und sie an den Wochenenden auch gerne mal mit ihrem ebenso blasierten Ehemann ausging, war Charly fast täglich im Einsatz gewesen.

Gemocht hatte Charlotte die hochnäsige Gattin eines Bankers von Anfang an nicht. Doch bis jetzt war ihr das ziemlich egal gewesen. Die kleine Kyra war ein süßer Goldschatz, und mit deren neurotischer Mutter hatte sie ohnehin kaum jemals etwas zu tun gehabt.

Um das erst fünf Jahre alte Mädchen tat es ihr schrecklich leid. Sie hatte die Kleine wirklich sehr liebgewonnen. Und um das Geld natürlich auch. Sie war im Durchschnitt auf etwa tausendfünfhundert Euro pro Monat gekommen und hatte sich damit ihr Studium und auch ihre winzige Einzimmerwohnung in der Nähe vom Frankfurter Hauptbahnhof problemlos finanzieren können.

Tja, dumm gelaufen! Und da es jetzt ohnehin schon egal war, schoss Charly noch gleich eine Drohung hinterdrein.

„Ich werde Sie im Auge behalten, Frau Vogelsang. Und sollte mir zu Ohren kommen, dass Sie Kyra auch nur noch ein einziges Mal schlagen, dann können Sie mit einer Anzeige rechnen.“

Dann verließ sie rasch die feudale Villa im teuersten Viertel Frankfurts, bevor die überkandidelte Schnepfe ihre heruntergeklappte Kinnlade wieder unter Kontrolle bekommen und mit ihrem hysterischen Geschrei loslegen konnte.

Während der Fahrt mit dem Bus vom herrschaftlichen Westend ins etwas preisgünstigere Bahnhofsviertel, stellte Charly einige Kopfrechnungen an.

Sie hatte sich zum Glück von dem reichen Geldsegen der letzten acht Monate nicht dazu hinreißen lassen, sich mit Markenklamotten, angesagten Handys oder Modeschmuck einzudecken. Sie hatte jeden Cent, den sie nicht unbedingt zum Überleben benötigt hatte, zurückgelegt, und ihr Konto wies ein Guthaben von fast dreitausend Euro auf.

Davon konnte sie so ungefähr zwei, wenn sie sehr sparsam war vielleicht sogar drei Monate leben.

Besser wäre es allerdings, sie würde möglichst bald einen neuen Job finden.

Was für ein glücklicher Zufall! Als der Mann, neben dem sie gesessen hatte, ausstieg, ließ er die Tageszeitung, in der er geblättert hatte, achtlos auf dem Sitz liegen.

Charlotte nahm sie und schlug den Anzeigenteil auf.

Attraktive junge Damen für Escort Service gesucht. Igitt!

Lieber würde sie unter der Brücke wohnen und sich aus Mülleimern ernähren, als irgendwelchen fetten Bankern den Aufenthalt in Frankfurt zu versüßen.