Der Perfekte Schleier (Ein spannender Psychothriller mit Jessie Hunt—Band Siebzehn) - Blake Pierce - E-Book

Der Perfekte Schleier (Ein spannender Psychothriller mit Jessie Hunt—Band Siebzehn) E-Book

Blake Pierce

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Beschreibung

"Ein Meisterwerk der Thriller und Mystery-Romane. Blake Pierce hat hervorragende Arbeit geleistet, indem er Charaktere entwickelt hat, die so gut beschrieben sind, dass wir uns in ihren Köpfen fühlen, ihren Ängsten folgen und ihren Erfolg herbeiwünschen. Dieses Buch garantiert Ihnen aufgrund der vielen Wendungen Spannung bis zur letzten Seite." --Bücher und Filmkritiken, Roberto Mattos (Verschwunden) DER PERFEKTE SCHLEIER ist Buch Nr. 17 einer neuen Psychothriller-Reihe des Bestsellerautors Blake Pierce, deren erster Teil Die Perfekte Frau, mit über 5.000 Fünf-Sterne-Bewertungen und 900 Fünf-Sterne-Rezensionen nunmehr zum Nr. 1 Bestseller geworden ist. In Los Angeles werden Frauen ermordet aufgefunden, die alle mit einem mächtigen Kult in Verbindung stehen. Als Jessie ein Geheimnis nach dem anderen über die inneren Zusammenhänge aufdeckt, merkt sie bald, dass sie es mit Mächten zu tun hat, die stärker sind, als sie sich vorstellen kann. Mit ihrer scheinbar stillgelegten Ermittlung der Vorfälle und einem Killer, der sein Unwesen treibt und offenbar zügig vorgeht, stellt sich die Frage: Wird Jessie in der Lage sein, das nächste Opfer zu retten, bevor es zu spät ist? Ein tempogeladener Psychothriller mit unvergesslichen Charakteren und herzzerreißender Spannung. Die JESSIE HUNT-Serie ist eine fesselnde neue Serie, die Sie bis spät in die Nacht blättern lässt Die Bücher #18 (DER PERFEKTE FEHLTRITT) und #19 (DAS PERFEKTE GERÜCHT) sind jetzt ebenfalls erhältlich.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

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d e r  p e r f e k t e  s c h l e i e r

(ein spannender psychothriller mit jessie hunt – band siebzehn)

b l a k e   p i e r c e

Blake Pierce

Blake Pierce ist Autor der erfolgreichen Mystery-Reihe RILEY PAGE, die aus siebzehn Büchern besteht. Blake Pierce ist ebenfalls Verfasser der MACKENZIE WHITE Mystery-Reihe, die vierzehn Bände umfasst; der AVERY BLACK Mystery-Reihe mit sechs Büchern; der fünfbändigen KERI LOCKE Mystery-Reihe; den sechs Büchern der MAKING OF RILEY PAIGE Mystery-Reihe; der KATE WISE Mystery-Reihe, die aus sieben Büchern besteht; der CHLOE FINE Psycho-Thriller-Reihe, die sechs Bände umfasst; der fünfzehnteiligen JESSE HUNT Psycho-Thriller-Reihe (Fortsetzung folgt); der Psycho-Thriller Reihe DAS AU-PAIR, die aus drei Bänden besteht; der ZOE PRIME Mystery-Reihe, die sechs Teile umfasst; der ADELE SHARP Mystery-Reihe mit zehn Bänden (Fortsetzung folgt); der LONDON ROSES EUROPAREISE Cosy-Krimi-Reihe, die bisher aus sechs Büchern besteht (Fortsetzung folgt); den drei Büchern des neuen LAURA FROST FBI Thrillers (Fortsetzung folgt); der neuen ELLA DARK FBI Thrillern mit bisher sechs Büchern (Fortsetzung folgt); der EIN JAHR IN EUROPA Cosy-Krimi-Reihe aus bisher drei Bänden (Fortsetzung folgt); der dreiteiligen AVA GOLD Mystery-Reihe (Fortsetzung folgt); sowie der RACHEL GIFT Mystery-Reihe, die aktuell aus drei Büchern besteht (Fortsetzung folgt).

Als treuer Leser und lebenslanger Fan des Genres rund um Mystery und Thriller, hört Blake gern von Ihnen, also besuchen Sie die Seite www.blakepierceauthor.com, um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben.

Copyright © 2021 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Vorbehaltlich der Bestimmungen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen und Sie es nicht gekauft haben, oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann senden Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dies ist eine erfundene Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Ergebnis der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, ob lebendig oder tot, ist völlig zufällig.

BÜCHER VON BLAKE PIERCE

EIN RACHEL GIFT FBI-SUSPENSE-THRILLER

IHR LETZTER WUNSCH (Band #1)

IHRE LETZTE HOFFNUNG (Band #2)

DIE FÄLLE DER AVA GOLD

BEUTESTADT (Band #1)

ANGSTSTADT (Band #2)

EIN LAURA FROST FBI-THRILLER

VOR LANGEM VERSCHWUNDEN (Band #1)

VOR LANGEM ENTDECKT (Band #2)

BEREITS IN DER FALLE (Band #3)

EIN ELLA-DARK-THRILLER

IM SCHATTEN (Band #1)

WEGGENOMMEN (Band #2)

AUF DER JAGD (Band #3)

EIN JAHR IN EUROPA

EIN MORD IN PARIS (Band #1)

TOD IN FLORENZ (Band #2)

RACHE IN WIEN (Band #3)

EIN TODESFALL IN SPANIEN (Band #4)

LONDON ROSES EUROPAREISE

MORD (UND BAKLAVA) (Band #1)

TOD (UND APFELSTRUDEL) (Band #2)

VERBRECHEN (UND BIER) (Band #3)

EIN UNGLÜCKSFALL (UND GOUDA) (Band #4)

EIN UNHEIL(UND EIN PLUNDERSTÜCK) (Band #5)

CHAOS (UND EIN HERING) (Band #6)

ADELE SHARP MYSTERY-SERIE

NICHTS ALS STERBEN (Band #1)

NICHTS ALS RENNEN (Band #2)

NICHTS ALS VERSTECKEN (Band #3)

NICHTS ALS TÖTEN(Band #4)

NICHTS ALS MORD (Band #5)

NICHTS ALS NEID (Band #6)

NICHTS ALS FEHLER (Band #7)

NICHTS ALS VERSCHWINDEN (Band #8)

NICHTS ALS JAGEN (Band #9)

NICHTS ALS ANGST (Band #10)

NICHTS ALS PLÜNDERN (Band #11)

DAS AU-PAIR

SO GUT WIE VORÜBER (Band #1)

SO GUT WIE VERLOREN (Band #2)

SO GUT WIE TOT (Band #3)

ZOE PRIME KRIMIREIHE

GESICHT DES TODES (Band #1)

GESICHT DES MORDES (Band #2)

GESICHT DER ANGST (Band #3)

GESICHT DES WAHNSINNS (Band #4)

GESICHT DES ZORNS (Band #5)

GESICHT DER FINSTERNIS (Band #6)

JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE

DIE PERFEKTE FRAU (Band #1)

DER PERFEKTE BLOCK (Band #2)

DAS PERFEKTE HAUS (Band #3)

DAS PERFEKTE LÄCHELN (Band #4)

DIE PERFEKTE LÜGE (Band #5)

DER PERFEKTE LOOK (Band #6)

DIE PERFEKTE AFFÄRE (Band #7)

DAS PERFEKTE ALIBI (Band #8)

DIE PERFEKTE NACHBARIN (Band #9)

DIE PERFEKTE VERKLEIDUNG (Band #10)

DAS PERFEKTE GEHEIMNIS (Band #11)

DIE PERFEKTE FASSADE (Band #12)

DER PERFEKTE EINDRUCK (Band #13)

DIE PERFEKTE TÄUSCHUNG (Band #14)

DIE PERFEKTE GELIEBTE (Band #15)

DAS PERFEKTE IMAGE (Band #16)

DER PERFEKTE SCHLEIER (Band #17)

CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE

NEBENAN (Band #1)

DIE LÜGE EINES NACHBARN (Band #2)

SACKGASSE (Band #3)

STUMMER NACHBAR (Band #4)

HEIMKEHR (Band #5)

GETÖNTE FENSTER (Band #6)

KATE WISE MYSTERY-SERIE

WENN SIE WÜSSTE (Band #1)

WENN SIE SÄHE (Band #2)

WENN SIE RENNEN WÜRDE (Band #3)

WENN SIE SICH VERSTECKEN WÜRDE (Band #4)

WENN SIE FLIEHEN WÜRDE (Band #5)

WENN SIE FÜRCHTETE (Band #6)

WENN SIE HÖRTE (Band #7)

DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE

BEOBACHTET (Band #1)

WARTET (Band #2)

LOCKT (Band #3)

NIMMT (Band #4)

LAUERT (Band #5)

TÖTET (Band #6)

RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE

VERSCHWUNDEN (Band #1)

GEFESSELT (Band #2)

ERSEHNT (Band #3)

GEKÖDERT (Band #4)

GEJAGT (Band #5)

VERZEHRT (Band #6)

VERLASSEN (Band #7)

ERKALTET (Band #8)

VERFOLGT (Band #9)

VERLOREN (Band #10)

BEGRABEN (Band #11)

ÜBERFAHREN (Band #12)

GEFANGEN (Band #13)

RUHEND (Band #14)

GEMIEDEN (Band #15)

VERMISST (Band #16)

AUSERWÄHLT (Band #17)

EINE RILEY PAIGE KURZGESCHICHTE

EINST GELÖST

MACKENZIE WHITE MYSTERY-SERIE

BEVOR ER TÖTET (Band #1)

BEVOR ER SIEHT (Band #2)

BEVOR ER BEGEHRT (Band #3)

BEVOR ER NIMMT (Band #4)

BEVOR ER BRAUCHT (Band #5)

EHE ER FÜHLT (Band #6)

EHE ER SÜNDIGT (Band #7)

BEVOR ER JAGT (Band #8)

VORHER PLÜNDERT ER (Band #9)

VORHER SEHNT ER SICH (Band #10)

VORHER VERFÄLLT ER (Band #11)

VORHER NEIDET ER (Band #12)

VORHER STELLT ER IHNEN NACH (Band #13)

VORHER SCHADET ER (Band #14)

AVERY BLACK MYSTERY-SERIE

MORDMOTIV (Band #1)

FLUCHTMOTIV (Band #2)

TATMOTIV (Band #3)

MACHTMOTIV (Band #4)

RETTUNGSDRANG (Band #5)

SCHRECKEN (Band #6)

KERI LOCKE MYSTERY-SERIE

EINE SPUR VON TOD (Band #1)

 

 

INHALT

 

 

PROLOG

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

KAPITEL DREISSIG

KAPITEL EINUNDDREISSIGS

KAPITEL ZWEIUNDDREISSIGS

KAPITEL DREIUNDDREISSIG

KAPITEL VIERUNDDREISSIG

KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG

KAPITEL SECHSUNDDREISSIG

KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG

KAPITEL ACHTUNDDREISSIG

EPILOG

 

PROLOG

Beatrice klopfte, um sicherzugehen. Und dann klopfte sie noch einmal.

Sie war schon zu oft ins Fettnäpfchen getreten. Mehr als sie zählen konnte, hatte sie trotz der fehlenden „Bitte nicht stören“-Schilder an der Außenseite von Hotelzimmertüren diese geöffnet, um zu entdecken, dass die Bewohner des Zimmers…beschäftigt waren. Das führte oft zu Geschrei und manchmal auch zu Beschwerden. Also hatte Beatrice sich ein System überlegt.

Sie klopfte laut und rief: „Housekeeping!“ Wenn sie nach zehn Sekunden keine Antwort erhielt, klopfte sie ein zweites Mal. Nach weiteren zehn Sekunden klopfte sie ein letztes Mal, wobei sie noch einmal ankündigte, wer sie war. Dann öffnete sie mit ihrer Schlüsselkarte die Tür einen Spalt und machte sich ein letztes Mal bemerkbar, bevor sie den Raum tatsächlich betrat.

Das ist das Verfahren, das sie anwandte, bevor sie um 8:02 Uhr morgens die Suite 1002 des Buckingham Sunset Hotels in West Hollywood betrat. Und es schien gut zu funktionieren. Sie stieß die Tür auf und ging hinein, um sich einen Überblick über den Raum zu verschaffen und zu entscheiden, was zu tun war.

Die Suite 1002 war eine von sechs Suiten im zehnten Stock, die man normalerweise doppelt so lange putzen musste wie für ein normales Zimmer. Sie ging an dem kleinen Eingang vorbei in das Wohnzimmer der Suite und hoffte, dass die Unordnung nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde.

Sie spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Zuerst konnte sie es nicht einordnen. Aber nach ein paar Sekunden erkannte sie, was es war. Die große Tischlampe am Fenster mit Blick auf den Sunset Strip war verschwunden. Sie ging zur angrenzenden Couch hinüber, um zu sehen, ob sie hinter die Couch gefallen war. Da sah sie sie.

Die Frau lag mit dem Gesicht nach oben auf dem Teppich. Ihre Augen waren geschlossen und sie schien ohnmächtig zu sein. Sie war schön, hatte langes schwarzes Haar und dunkle Haut. Beatrice dachte, dass sie mexikanischer Herkunft oder aus dem Nahen Osten sein könnte. Sie trug ein enges, schwarzes Minikleid, das aussah wie etwas, das man bei einer Partynacht auf dem Sunset Strip tragen könnte. Die Lampe lag auf dem Teppich neben dem Kopf der Frau, und für eine Sekunde dachte Beatrice, dass sie sie vielleicht im betrunkenen Zustand umgestoßen hatte, als sie zusammenbrach. Doch dann bemerkte sie das Blut. Es sammelte sich unter dem Hinterkopf der Frau und leuchtete im Morgenlicht.

Beatrice erstarrte einen Moment lang, unsicher, was sie tun sollte. Sie konnte ihr eigenes Blut laut in den Ohren pumpen hören und ihre keuchenden Atemzüge verrieten ihr, dass ihr Asthma einsetzte. Seltsamerweise hatte sie nicht das Bedürfnis zu schreien. Sollte sie versuchen, der Frau zu helfen? Sollte sie die Polizei rufen?

KAPITEL EINS

Es war schon ein verrückter Morgen.

Jessie war früh aufgestanden, um eine Runde joggen zu gehen. Das gehörte zu ihrem neuen Fitnessprogramm, jetzt, wo sie sich nicht mehr vor einem Serienmörder versteckte. Als sie nach Hause kam, hatte ihr Verlobter, Ryan Hernandez, bereits sein Workout absolviert, geduscht und sich angezogen. Ihre Halbschwester Hannah Dorsey war immer noch im Pyjama, aber wenigstens war sie auf und schritt durch die Küche.

„Vergiss nicht, dass wir in zwanzig Minuten losmüssen“, sagte Jessie, als sie sich auf den Weg ins Schlafzimmer machte, um sich fertigzumachen.

„Das ist ein Scherz, oder?“, fragte Hannah ungläubig.

„Wieso?“

„Das habe ich dir gestern Abend schon gesagt“, sagte ihre Schwester verärgert. „Heute haben die Lehrer eine interne Fortbildung. Die Schule fällt heute aus. Was glaubst du, warum ich hier so herumlaufe?“

„Ach ja. Tut mir leid. Ich habe es vollkommen vergessen“, gab sie zu. „Bei allem, was diese Woche so los ist, bin ich völlig durcheinander. Sag mal, wenn du schon frei hast, könntest du mir vielleicht eines deiner berühmten Pesto-Ei-Frühstückssandwichs zum Mitnehmen machen? Sonst schaffe ich es nie pünktlich zur Arbeit.“

„Was habe ich davon?“, fragte Hannah, nur halb im Scherz.

„Nun, hier ist mein Angebot: Kat kommt vorbei, um mir ein altes Lehrbuch über Verhaltenskriminologie zurückzubringen, das ich ihr geliehen habe, und wenn du mir mein Sandwich machst, muss sie vielleicht nicht bleiben und den Tag über auf dich aufpassen. Wie wäre das?“

Hannah rollte so stark mit den Augen, dass sie ihr fast aus dem Kopf fielen.

„Erstens: Ihr zwei Frauen mittleren Alters und eure Lehrbücher seid schockierend lahm.“

„Du weißt, dass ich dreißig bin“, sagte Jessie, aber Hannah war noch nicht fertig.

„Und zweitens müssen wir uns wirklich darüber unterhalten, wie Gegenleistungen funktionieren. Ich werde dir ein Sandwich machen, aber ich erwarte, dass es ein gewisses Wohlwollen hervorruft, das sich später in unerwarteter Weise auszahlen wird.“

„Danke“, sagte Jessie und beschloss, es dabei zu belassen und unter die Dusche zu gehen.

Alles in allem war es ein anständiges Gespräch, von denen es in letzter Zeit erstaunlich viele gegeben hatte. Natürlich war das alles relativ. Heutzutage galt alles als „anständig“, außer natürlich einen unbewaffneten, in Handschellen gefesselten Mann zu erschießen und zu töten.

Zugegeben, der Mann, den Hannah erschossen hatte, nannte sich Nachtjäger und war ein berüchtigter Serienmörder, der ihre ganze Familie verfolgt hatte. Aber das änderte nichts an der beunruhigenden Tatsache, dass er, als Hannah ihn getötet hatte, keine Bedrohung mehr darstellte.

Deshalb hatte sie in den zweieinhalb Wochen seit dem Vorfall regelmäßig Dr. Janice Lemmon aufgesucht, obwohl sie der Psychiaterin gegenüber noch nicht zugegeben hatte, was in jener Nacht geschehen war. Trotz dieses ziemlich großen Versäumnisses schien Hannah in der Therapie Fortschritte zu machen. Und auch in den meisten anderen Bereichen machte sie sich gut.

Als Jessie unter der Dusche stand, erinnerte sie sich daran, dass sie sich nicht bewusst verausgabt hatte, das heißt, dass sie sich nicht aus Spaß an der Freude in Gefahr gebracht hatte. Sie war gut in der Schule, so gut, dass Jessie sich fragte, ob sie Hannahs Plan, im Herbst auf die Kochschule zu gehen, noch einmal überdenken sollte. Wenn sie so weitermachte, würde sie trotz all der Traumata, die sie erlitten hatte, und der verpassten Schulzeit ihren Abschluss mit Auszeichnung schaffen und könnte wahrscheinlich an den meisten öffentlichen Hochschulen des Staates aufgenommen werden.

Außerdem hatte Hannah immer noch vor, diesen Sommer in die Bergstadt Wildpines zu fahren. Dort hatten sie, Jessie und Ryan sich für ein paar Nächte vor dem Nachtjäger versteckt. Dort hatte sie erfahren, dass eine örtliche Privatschule, das Wildpines Arts Conservatory, ein Programm für kulinarische Künste anbietet. Praktischerweise nahm auch ein süßer Junge namens Chris, den sie in der Stadt kennengelernt hatte, am Sommerprogramm des Konservatoriums teil.

Jessie stieg aus der Dusche und zog sich schnell ihre übliche Arbeitskleidung an: Eine bequeme, aber professionelle Bluse und eine Hose, die gut aussah, in der sie jedoch auch sprinten konnte. Sie schnürte ihre braunen Turnschuhe zu, die auch als Halbschuhe durchgehen konnten, und nahm eine leichte Jacke, um sich gegen die frühe Februarsonne zu schützen.

Sie begutachtete sich noch einmal im Badezimmerspiegel und gab sich zufrieden. Das morgendliche Training hatte sich ausgezahlt. Sie sah gesund und erfrischt aus. Ihr schulterlanges braunes Haar hatte seine frühere Schlaffheit verloren, und ihre grünen Augen waren hell und klar, ohne die typische erschöpfte Trübung. Durch ihre aufrechte Haltung wirkte sie sogar größer als ihre 1,70 m.

Als Jessie aus dem Schlafzimmer kam, standen ein Pesto-Eiersandwich und eine Tasse Kaffee zum Mitnehmen auf dem Frühstückstisch. Ryan saß in seinem Stuhl und trank einen Kaffee. Hannah knabberte ihr Sandwich an der Theke neben dem Waschbecken.

Jessies beste Freundin, Katherine „Kat“ Gentry, saß auf einem anderen Stuhl am Tisch und frühstückte eine Banane. Ihre Arbeitskleidung – sie war Privatdetektivin – war sogar noch legerer als die von Jessie. Sie trug Jeans, ein Freizeithemd und eine braune Lederjacke. Ihr dunkelblondes Haar trug sie zu einem lockeren Pferdeschwanz.

„Danke für das Sandwich, Hannah“, sagte Jessie.

„Verdiene es dir“, murmelte ihre Schwester dramatisch vor sich hin.

„Kat sagt, sie hat Neuigkeiten“, sagte Ryan und lenkte damit Jessies Aufmerksamkeit ab.

„Ach ja?“

„Ich habe dein Buch ins Wohnzimmer gelegt“, sagte Kat. „Danke, dass ich es mir ausleihen durfte, obwohl es ziemlich trockener Stoff war.“

„Das sind deine Neuigkeiten?“, fragte Jessie. „Dass Lehrbücher der Verhaltenskriminologie langweilig sind? Was hast du noch für mich? Dass die Sonne heiß ist?“

„Ich komme schon noch dazu, Miss Hunt“, sagte sie und tat so, als sei sie verletzt. „Bevor ich meine Neuigkeiten mitteile, wie läuft es an der Lehrfront? Betet die Studentenschaft der UCLA dich immer noch an?“

„Ich hatte mein erstes Seminar seit der Sache mit dem Nachtjäger“, sagte Jessie, die ihre Aufregung nicht verbergen konnte. „Es war das am besten besuchte Seminar bisher, obwohl ich den leisen Verdacht habe, dass das an ebendieser Nachtjäger-Sache lag. Ich dachte, ich hätte einige Schüler gesehen, die mich auf sichtbare Narben untersucht haben.“

„Dumme Kinder“, kicherte Kat. „Wissen sie nicht, dass die wirklich krassen Narben im Inneren sind? Was ist mit dem anderen großen Ereignis? Wie läuft es an der Hochzeitsfront? Habt ihr schon ein Datum gewählt? Habt ihr einen Veranstaltungsort? Habt ihr einen Pfarrer ausgesucht? Wo findet der Empfang statt? Und vor allem: Wer sind deine Brautjungfern?“

„Mein Blutdruck ist gerade ziemlich gestiegen, als ich dir zugehört habe“, sagte Jessie.

„Wir gehen es langsam an“, fügte Ryan hinzu. „Im Moment befinden wir uns in der Phase, in der wir unseren Kollegen davon erzählen. Das war schon anstrengend genug.“

„Ja“, sagte Jessie. „Callum Reid hat mir schon gesagt, dass er mich zum Altar führen will. Er sagt, jetzt, wo er nicht mehr bei der Polizei ist, braucht er etwas, worauf er sich freuen kann.“

Jessie erwähnte nicht den anderen Grund, den der kürzlich in den Ruhestand getretene Detektiv wahrscheinlich anführte: Alle ihre anderen Vaterfiguren waren ermordet worden.

„Wir dachten uns, dass wir noch eine Weile in der Freude über die Verlobung schwelgen, bevor wir uns dem Stress aussetzen“, sagte Ryan und unterbrach ihre Gedanken. „Vergiss nicht, dass ich dieses Hochzeitsrodeo schon einmal mitgemacht habe und der Planungsteil war definitiv nicht mein Favorit.“

„Siehst du“, sagte Jessie. „Deshalb ist er der Richtige für mich. Wir sind uns in dieser Sache einig. Jetzt genießen wir. Stress können wir uns auch noch später.“

Sie erinnerte sich an den Heiratsantrag: Oben in der verschneiten Bergstadt Wildpines, kurz nachdem sie den Nachtjäger gestoppt hatte, kniete Ryan an einem wunderschönen, sonnigen Morgen im Schnee, eine kleine schwarze Ringschachtel in der Hand. Er war wirklich der richtige Mann für sie.

„Ich bin froh zu hören, dass keine wichtigen Entscheidungen anstehen“, sagte Kat und holte sie in die Gegenwart zurück. „Denn ich wäre bei keiner davon in der Lage zu helfen.“

„Warum nicht?“, fragte Hannah, die zum ersten Mal Interesse an dem Gespräch bekundete.

„Das ist die Neuigkeit, die ich erzählen wollte. Ich werde für eine Weile nicht in der Stadt sein.“

„Warum?“, fragte Hannah.

„Für wie lange?“, fügte Jessie hinzu.

„Wow“, sagte Kat verblüfft. „Es ist schön, begehrt zu sein, aber beruhigt euch. Ich fahre nur hoch zum Lake Arrowhead.“

„Um deinen Freund zu sehen?“, neckte Hannah.

Mitch Connor, die Fernbeziehung von Kat, war Hilfssheriff in der Bergstadt Lake Arrowhead, etwa zwei Stunden nordöstlich von Los Angeles. Sie hatten sich kennengelernt, als sie Jessie letztes Jahr bei einem Fall assistierte und die Stadt besuchte, um einer Spur zu folgen. Er half ihr, sie verstanden sich gut und sahen sich nun schon seit Monaten alle paar Wochen.

„Das ist ein Teil davon“, sagte Kat gleichmütig, ohne den Köder zu schlucken. „Aber ich habe auch einen Fall. Mitch sagte, ein Bekannter von ihm, der ein Skigebiet in Big Bear betreibt, glaubt, dass seine Frau ihn betrügt und will, dass sie von jemandem beschattet wird, der gut ist, aber nicht von hier. Mitch sagte, ich wäre die perfekte Kandidatin.“

„Du hast also im Grunde einen Weg gefunden, um einen kostenlosen Skiurlaub zu bekommen“, bemerkte Ryan.

„Ich fahre nicht Ski“, sagte Kat kokett. „Also müssen Mitch und ich wohl andere Wege finden, um uns zu beschäftigen, wenn ich nicht auf geheimer Mission bin.“

„Oh mein Gott“, sagte Hannah und presste sich die Hände auf die Ohren, während sie eilig den Raum verließ. „Dir ist doch klar, dass ich eigentlich noch ein Kind bin, oder? Warum werde ich dem hier ausgesetzt? Ich bleibe in meinem Zimmer, bis ihr alle geht oder bis zu meinem Therapietermin, je nachdem, was zuerst passiert.“

Mit hochrotem Kopf rannte sie durch den Raum. Als Jessie ihr nachsah, wünschte sie, sie könnte sich die Behauptung glauben, dass sie technisch gesehen ein Kind sei. Es mochte stimmen, aber ihre Halbschwester, die kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag stand, hatte die Kindheit schon lange hinter sich gelassen.

Abgesehen von all den Traumata, die sie in letzter Zeit erlitten hatte, würde sie körperlich niemand für ein Kind halten. Sie war kaum einen Zentimeter kleiner als Jessie. Sie hatten die gleichen grünen Augen. Und mit ihrer langen, schlanken Gestalt, ihrem mittellangen blonden Haar und ihrer Haltung sah sie manchmal eher wie dreißig als wie zwanzig aus. Aus bestimmten Blickwinkeln könnte man sie für zweieiige Zwillinge halten, obwohl Jessie das nie laut sagen würde. Die drei Erwachsenen warteten, bis Hannah die Tür zu ihrem Zimmer zuschlug, um fortzufahren.

„Ich sollte dich immer in meiner Nähe haben“, sagte Jessie. „So könnte ich dich immer einsetzen, wenn ihr Sarkasmus zu viel wird.“

„Ich freue mich immer, dir helfen zu können“, sagte Kat und ging zur Haustür. „Aber erst, nachdem ich die Sünde im Schnee besiegt habe. So nenne ich diesen Fall.“

„Ich freue mich sehr für dich“, sagte Jessie. „Ich hoffe, es ist alles, wovon du geträumt hast und noch mehr. Sag mir Bescheid, wenn du wieder in die Stadt kommst, dann können wir über deine Whirlpool-Abenteuer reden.“

„Jetzt zwingst du mich, aus dem Zimmer zu rennen“, drohte Ryan, obwohl er lächelte.

Sie ignorierten ihn.

„Hey“, erinnerte sich Kat. „Gibt es Neuigkeiten von unserer labilen, inhaftierten Freundin, die nicht genannt werden soll? Hat sie wieder versucht, mit dir in Kontakt zu treten? Hast du zugestimmt, den Brief für sie zu schreiben?“

Jessie schüttelte den Kopf, weil sie nicht an die Andy-Robinson-Situation denken wollte. Immerhin handelte es sich um eine Frau, die sie während einer Untersuchung dazu gebracht hatte, ihr zu vertrauen - sich sogar mit ihr anzufreunden - und dann versucht hatte, sie zu vergiften, als Jessie herausfand, dass sie die ganze Zeit die Mörderin war.

„Ich habe es aufgeschoben“, sagte sie. „Ich weiß, dass sie im Fall des Nachtjägers hilfreich war und dass sie sagt, dass sie gute Informationen zu anderen Fällen liefern kann, aber der Gedanke, einen Brief zu schreiben, um jemanden, der versucht hat, mich zu töten, in ein schöneres Gefängnis zu verlegen, stört mich einfach.“

„Ich kann es dir nicht verdenken“, sagte Kat. „Diese Frau bringt Unglück, egal, wie viel Hilfe sie anbietet. Sei vorsichtig, okay?“

Jessie umarmte ihre Freundin.

„Das werde ich“, versprach sie. „Viel Spaß da oben in den Bergen mit deinem Lustknaben. Und pass auf dich auf.“

„Danke, gleichfalls“, antwortete Kat. „Mit einem jugendlichen Hormonmonster, einem Verlobten, Studenten, die unterrichtet werden wollen, endlos vielen Killern, die gefangen werden müssen, und einer inhaftierten, besessenen Soziopathin, die versucht, sich ihren Weg zurück in dein Leben zu bahnen, hast du alle Hände voll zu tun. Und jetzt kann ich dir nicht mehr den Rücken freihalten, also sei auf der Hut.“

„Immer“, sagte Jessie.

Wie aufs Stichwort, gerade als sie die Tür hinter Kat geschlossen und verriegelt hatte, klingelte Ryans Telefon.

„Wer ist das?“, fragte sie misstrauisch.

„Es ist Captain Decker“, sagte er und sah auf seine SMS. „Er will uns auf dem Revier sehen. Er sagt, er muss mit uns beiden sprechen.“

„Was ist passiert?“

„Das hat er nicht gesagt“, sagte Ryan ihr. „Nur, dass es nicht

KAPITEL ZWEI

Obwohl ihr Chef sagte, dass es bei dem Treffen nicht um einen Fall ging, gingen sie schnell los.

Weniger als zwanzig Minuten nach Erhalt des Anrufs passierten sie auf dem Weg zum Büro von Captain Roy Decker die Halle des Reviers von Los Angeles. Es war erstaunlich ruhig, wenn man bedenkt, dass es bereits nach 8 Uhr morgens war.

Der Rest des Teams der Mordkommission des LAPD befand sich bereits in seinem Bereich. Alle sahen auf, aber niemand sagte etwas. Detective Karen Bray schenkte ihnen ein kleines Lächeln. Detective Jim Nettles nickte halb. Die neueste Detektivin, Susannah Valentine, warf Jessie einen harten, nicht gerade freundlichen Blick zu. Sie tat so, als würde sie es nicht bemerken, weil sie Valentine nicht die Genugtuung geben wollte.

Aufgrund einer Reihe von Erfolgen in letzter Zeit, darunter das Aufhalten des Nachtjägers und die Aufklärung des Mordes an einem beliebten Social-Media-Star - beides Ereignisse, zu denen Jessie maßgeblich beigetragen hatte - war die Sonderabteilung des Morddezernats von der Abschussliste der Abteilung zu einer Abteilung geworden, die von der Presse gelobt und mit finanziellen und personellen Ressourcen ausgestattet wurde. Valentine, die Jessie durch und durch arrogant fand, war die erste Neueinstellung seither gewesen.

Innerhalb des nächsten Monats sollte ein weiterer Detektiv eingestellt werden, aber bis jetzt hatte Decker noch nicht den perfekten Kandidaten gefunden. Das war verständlich. Die Sonderabteilung des Morddezernats, kurz HSS, war eine der Eliteeinheiten des LAPD, die sich mit hochkarätigen Fällen befasste, von denen viele von den Medien stark beachtet wurden und bei denen es oft um mehrere Opfer und Serienmörder ging. Sie verdiente einen Spitzenermittler, und es gab Dutzende von Bewerbern für die verbleibende Stelle.

Sie erreichten Deckers Tür, die leicht angelehnt war, und Ryan hob die Hand, um zu klopfen, als Jessie ihn aufhielt und ihn am Arm festhielt.

„Was?“, fragte er erschrocken.

„Ich wollte dich nur mal richtig ansehen“, sagte sie und lächelte. „Wir waren vorhin so schnell unterwegs, dass ich nicht wie sonst am Morgen die Gelegenheit hatte, zu sehen, was für eine Leckerbissen du bist.“

Detective Ryan Hernandez errötete. Jessie fand es toll, dass sie immer noch diese Reaktion bei einem Mann hervorrufen konnte, der anderen Frauen den Kopf verdrehte, wenn er vorbeiging. Mit seinem kurzen, tiefschwarzen Haar, seinen freundlichen, braunen Augen und seiner breitschultrigen, 1,80 m großen Statur war er kaum zu übersehen.

Er war immer noch nicht ganz wieder so muskulös wie vor der Messerstecherei und dem mehrwöchigen Koma, aber er war nahe dran. Sein Reha-Trainingsprogramm war sogar noch anstrengender als Jessies Workout, aber es zahlte sich aus. In weiteren sechs Wochen würde er bei gleicher Intensität wieder voll belastbar sein, und zwar volle drei Monate früher, als selbst die optimistischsten Ärzte es für möglich hielten.

„Bist du fertig?“, fragte er verlegen. „Kann ich jetzt klopfen?“

„Bist du sicher, dass ich dich nicht dazu bringen kann, ein bisschen mit dem Hintern zu wackeln, bevor wir reingehen?“

Er tat so, als würde er einen finsteren Blick aufsetzen, als er an Deckers Tür klopfte.

„Kommen Sie herein“, rief der Captain.

Sie traten in das Büro, das mit einem alten Schreibtisch, einem alten Rollstuhl dahinter, zwei alten Metallstühlen gegenüber und einem extrem alten Sofa an der Rückwand ausgestattet war. Das Sofa sah aus, als wäre es auf einem Flohmarkt in den 1970er Jahren gekauft und seitdem nicht gereinigt worden. Jessie nahm auf einem der Metallstühle Platz. Ryan nahm den anderen.

Decker stand da und studierte eine Akte, die er etwa fünf Zentimeter vor sein Gesicht hielt. Er sah immer noch so wettergegerbt und abgenutzt aus wie immer, viel mehr als ein einundsechzigjähriger Mann sein sollte. Er saß gebeugt und sein Brustkorb sackte in sich zusammen. Sein Gesicht war immer noch voller Falten, und seine wenigen grauen Haarbüschel schossen wild hervor. Seine Augen waren so durchdringend wie immer. Aber etwas an ihm war anders als sonst. Und dann wurde ihr blitzartig klar, was es war: Captain Roy Decker sah fast glücklich aus. Das war so selten, dass es eigentlich ein Grund zur Sorge war.

„Alles in Ordnung, Captain?“, fragte Ryan, als Decker nach einer halben Minute immer noch nicht gesprochen oder aufgeschaut hatte.

„Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher“, sagte er, legte die Akte schließlich auf den Schreibtisch und setzte sich. „Ich habe die Abteilungsrichtlinien über romantische Beziehungen zwischen Kollegen überprüft.“

Jessie spürte, wie sich die Spannung in ihrer Brust steigerte, nicht so sehr aus Nervosität, sondern vielmehr aus Verärgerung.

„Was steht da drin über Glückwünsche zur Verlobung, Captain?“, fragte sie. „Weil mir aufgefallen ist, dass Sie das noch nicht getan haben.“

Deckers faltige Gesichtszüge wurden kurz weicher.

„Sie haben Recht. Das tut mir leid. Ich gehe direkt von der Nachricht zum Beurteilen der Konsequenzen über. Ich gratuliere Ihnen. Ich freue mich sehr für Sie.“

„Danke“, sagte sie.

„Danke, Captain“, schloss sich Ryan an.

„Und nun zurück zu den Konsequenzen“, sagte Decker, und die Falten kehrten zurück.

„Was ist das Problem, Sir?“, fragte Ryan. „Jessie ist nicht offiziell meine Kollegin. Sie ist nicht einmal ein Detective oder eine LAPD-Angestellte. Sie ist eine Profilerin, die die Abteilung von Fall zu Fall berät. Sie hat in letzter Zeit mehr Fälle mit den Detectives Bray und Reid bearbeitet als mit mir.“

„Komm schon, Hernandez“, spottete Decker. „Wir wissen doch alle, dass das daran lag, dass Sie nach der ganzen Messerstecherei und dem Koma-Situation die letzten sieben Monate nicht im Dienst waren. Wenn Sie verfügbar gewesen wären, hätten Sie beide zusammengearbeitet.“

„Na und?“, protestierte Jessie. „Wie Ryan schon sagte, ich bin kein Detective. Ich bin ein Berater. Die Richtlinien sind nicht anwendbar.“

„Da bin ich mir nicht so sicher“, kontert Decker. „Genauso wichtig ist die öffentliche Wahrnehmung. Es gibt jetzt viel mehr Augen auf uns, neidische Leute, die darauf warten, dass wir scheitern. Sie werden jede Ausrede nutzen, um uns in den Medien schlecht aussehen zu lassen und dafür zu sorgen, dass unsere Mittel in ihre Abteilungen umgeleitet werden.“

„Das wird nicht funktionieren“, sagte Ryan. „Die Presse liebt Jessie.“

„Im Moment schon“, stimmte Decker zu. „Aber es ist noch gar nicht so lange her, dass ihr Ex-Mann versucht hat, ihr etwas anzuhängen, damit es so aussieht, als wäre sie rassistisch, polizeifeindlich und drogenabhängig zugleich. Erinnern Sie sich nicht an die Menschenmassen, die vor diesem Revier protestierten? Zum Teufel, nachdem sie Sergeant Hank Costabile - diesen korrupten Bastard - ausgeschaltet hat, gibt es immer noch einige Polizisten in der Valley Division, denen sie besser nicht in einer dunklen Gasse begegnen sollte.“

„Worauf wollen Sie hinaus, Captain?“, fragte Jessie.

„Ich will damit sagen, dass wir sicherstellen müssen, dass es sich nicht um einen potenziellen Interessenkonflikt handelt, und diese Entscheidung kann ich nicht allein treffen. Und wir müssen darüber nachdenken, was dies für die anderen Mitglieder der Einheit bedeutet.“

„Was?“, fragte sie ungläubig. „Glauben Sie, dass Susannah Valentine ein Auge auf Jim Nettles geworfen hat? Der Typ ist ein Jahrzehnt älter als sie, verheiratet, hat drei Kinder und kann seine Hemden nicht richtig zuknöpfen.“

„Es gibt nicht nur Detectives in dieser Einheit, Hunt“, erinnerte Decker sie.

„Reden Sie von Jamil Winslow?“, lachte Ryan und meinte damit ihren brillanten Forscher. „Der Junge ist vierundzwanzig und könnte von einer starken Windböe umgeworfen werden. Ich bin mir nicht sicher, ob er überhaupt schon mal ein Date hatte. Wenn sie ihn anbaggern würde, würde er wahrscheinlich auf der Stelle ohnmächtig werden.“

„Darum geht es nicht“, sagte Decker, der sichtlich ungeduldig wurde. „Ich will keine Beschwerden oder schlechte Presse. Und das bedeutet, dass ich die Freigabe des Personalausschusses brauche, bevor ich bereit bin, Sie beide mit weiteren Fällen zu betrauen. So muss es im Moment sein.“

Jessie war kurz davor, Einspruch zu erheben. Vielleicht war sie sich nicht im Klaren darüber gewesen, dass es sich um einen Beratungsauftrag handelte und dass sie nur zu Bedingungen bereit war, die sie akzeptabel fand. Doch bevor sie etwas sagen konnte, berührte Ryan ihre Hand. Sie schaute zu ihm hinüber und sah, wie er ihr einen Blick zuwarf, der ihr bedeutete, vorsichtig zu sein. Sie schloss ihren Mund und nickte. Schließlich war dies nicht nur ein Job für ihn. Er war ein Vollzeitangestellter des LAPD, und er konnte nur bis zu einem gewissen Punkt Druck machen.

„War das alles, Captain?“, fragte er und begann aufzustehen.

„Eigentlich würde ich gerne kurz mit Hunt unter vier Augen sprechen.“

Jessie und Ryan tauschten einen ängstlichen Blick aus, bevor sie antwortete.

„Sicher.“

„Bitte schließen Sie die Tür, wenn Sie gehen, Hernandez“, sagte Decker.

Sobald sie allein waren, richtete Decker seine Adleraugen auf Jessie.

„Ich möchte, dass Sie sich überlegen, ob Sie nicht ganztags zur HSS zurückkehren wollen“, sagte er unverblümt.

„Was?“, fragte sie verblüfft, dass er eine solche Bitte äußern würde, nachdem er ihnen gerade etwas ganz anderes erzählt hatte.

„Ich will ehrlich zu Ihnen sein“, sagte er. „Ich weiß, dass Garland Moses Ihr Mentor war. Er war auch ein guter Freund von mir. Seine Ermordung hat eine große Lücke in unser beider Leben gerissen. Aber er hat auch eine professionelle Lücke in der Abteilung hinterlassen. Er war der beste Profiler, den das LAPD in den letzten zwei Jahrzehnten hatte. Sie sind die Einzige, die auch nur annähernd so gut ist wie er. Aber Sie tauchen nur auf, wenn ich Sie anrufe, weil ich Ihre Hilfe bei einem wichtigen Fall benötige.“

„Garland war auch ein Berater“, bemerkte Jessie.

„Technisch gesehen, ja“, räumte Decker ein. „Aber er ist jeden Tag hier aufgetaucht. Er hatte ein Büro. Wir hatten eine besondere Vereinbarung mit ihm, aber er war verfügbar. Und da er nicht mehr da ist, bleibt uns oft nur noch das, was ich großzügig als Plan B bezeichnen möchte. Das ist nicht tragbar.“

„Es tut mir leid, das zu hören, Captain“, sagte Jessie aufrichtig. „Aber es macht mir Spaß, die zukünftigen Generationen zu unterrichten. Ich hatte gestern mein erstes Seminar seit Wochen, und als ich in diesem Hörsaal saß, wurde mir klar, wie sehr ich es vermisst hatte. Diese Kinder hingen an jedem Wort von mir.“

„Sie klingen eher wie Groupies als Studenten“, sagte er.

„Einige von ihnen sind es wahrscheinlich, was mir nicht gefällt“, gab sie zu. „Aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass ich etwas bewirke.“

„Sie machen auch hier einen echten Unterschied, Hunt, jedes Mal, wenn Sie einen Mord aufklären, jedes Mal, wenn Sie einer Familie einen gewissen Abschluss ermöglichen.“

„Das ist mir auch wichtig, Captain, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich bereit bin, mich dieser Arbeit jeden Tag auszusetzen, besonders mit einem Kind im Haus.“

Sie erinnerte sich an das ständige Gefühl des Grauens, das sich einstellte, wenn man jeden Tag mit dem Schlimmsten zu tun hatte, was die Menschheit zu bieten hatte. Sie erinnerte sich daran, wie sehr dies auf ihr lastete und einen Schatten auf ihr Privatleben warf. Vor allem aber konnte sie nicht vergessen, wie ihre tägliche Arbeit oft die Menschen, die sie liebte, in Gefahr brachte. Mehr als einmal war Hannah zur Zielscheibe geworden, weil ihre Schwester ihren Lebensunterhalt damit verdiente.

„Ein Kind - macht Hannah nicht in ein paar Monaten ihren Abschluss?“, fragte Decker, wohl wissend, dass sie es tat.

„Ja“, räumte sie ein. „Aber ich muss trotzdem für sie da sein. Außerdem bin ich mir nicht sicher, wie interessiert ich wäre, wenn ich nicht mit Ryan arbeiten könnte. Wir sind ein gutes Team. Das wissen Sie doch.“

„Denken Sie einfach darüber nach“, sagte er, als sein Telefon klingelte. „In der Zwischenzeit lasse ich Sie gehen, damit Sie über die Dekoration der Hochzeitsfeier und so weiter diskutieren können.“

„Danke, Captain“, sagte sie und rollte mit den Augen, als sie aufstand.

„Schießen Sie los“, sagte er zu der Person in der Leitung.

Als sie zur Tür ging, konnte sie die Dringlichkeit in seiner Stimme hören, als er Fragen stellte. Sie war nicht überrascht, als er ihr, bevor sie hinausging, noch etwas zurief.

„Warten Sie einen Moment, Hunt, ich glaube, ich habe einen Fall für Sie.“