Der Ring des Nibelungen - Richard Wagner - E-Book

Der Ring des Nibelungen E-Book

Richard Wagner

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Beschreibung

Dieses eBook: "Der Ring des Nibelungen" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Der Ring des Nibelungen ist ein aus vier Teilen bestehender Opernzyklus von Richard Wagner, zu dem er den Text schrieb, die Musik komponierte und detaillierte szenische Anweisungen vorgab. An diesem Hauptwerk (auch "Opus magnum" genannt) hat Wagner mit Unterbrechungen von 1848 bis 1874 gearbeitet. Die Intention Wagners war eine kritische Auseinandersetzung mit der menschlichen Gesellschaft, für die er - in Anlehnung an griechische Tragödien-Vorbilder - die germanische Götterwelt als Vorlage benutzte. Der germanische Held und "freie Mensch" Siegfried sollte wie Prometheus gegen die etablierten Götter kämpfen und durch einen gemeinsamen Erlösungstod mit Brünnhilde eine bessere (natürlichere) Ordnung einleiten. Ring und Gold (sie symbolisieren hier Macht und Kapital), Verträge und Betrug, Auflehnung und Scheitern eines Helden - all das sind zyklisch wiederkehrende Archetypen und zeitlose mythische Themen, die Wagner in seinem Musikdrama verwendet. So verknüpft er Heldensage und Göttermythos zu einem Drama ungeheuren Ausmaßes, in dem auf der Bühne nicht nur durch Inzest ein Held gezeugt wird, sieben Morde geschehen und ein Freitod zelebriert wird, sondern die Welt in einem Flammenmeer und einer Flut untergeht ... um Platz zu machen für eine neue Ordnung (ein immer wiederkehrender Zyklus des Lebens).

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Seitenzahl: 193

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Richard Wagner

Der Ring des Nibelungen

Opernzyklus: Das Rheingold + Die Walküre + Siegfried + Götterdämmerung

e-artnow, 2014
ISBN 978-80-268-2077-2

Inhaltsverzeichnis

Das Rheingold
Personen:
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Die Walküre
Personen:
Erster Aufzug
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Zweiter Aufzug
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Dritter Aufzug
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Siegfried
Personen:
Erster Aufzug
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Zweiter Aufzug
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Dritter Aufzug
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Götterdämmerung
Personen:
Erster Aufzug
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Zweiter Aufzug
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Dritter Aufzug
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene

Das Rheingold

Inhaltsverzeichnis

Personen:

Inhaltsverzeichnis

Wotan

Donner

Froh

Loge

Alberich

Mime

Fasolt

Fafner

Fricka

Freia

Erda

Die Rheintöchter: Woglinde, Wellgunde, Flosshilde

Erste Szene

Inhaltsverzeichnis

Auf dem Grund des Rheines

Woglinde, Wellgunde, Flosshilde, Alberich

Woglinde Weia! Waga! Woge, du Welle! walle zur Wiege! Wagalaweia! Wallala weiala weia!

Wellgunde Woglinde, wachst du allein?

Woglinde Mit Wellgunde wär’ ich zu zwei.

Wellgunde Lass sehn, wie du wachst.

Woglinde Sicher vor dir.

Flosshilde Heiaha weia! Wildes Geschwister!

Wellgunde Flosshilde, schwimm! Woglinde flieht: hilf mir die Fliessende fangen!

Flosshilde Des Goldes Schlaf hütet ihr schlecht; besser bewacht des Schlummernden Bett, sonst büsst ihr beide das Spiel!

Alberich He he! Ihr Nicker! Wie seid ihr niedlich, neidliches Volk! Aus Nibelheims Nacht naht’ ich mich gern, neigtet ihr euch zu mir.

Woglinde Hei! wer ist dort?

Flosshilde Es dämmert und ruft.

Wellgunde Lugt, wer uns belauscht!

Woglinde, Wellgunde Pfui! der Garstige!

Flosshilde Hütet das Gold! Vater warnte vor solchem Feind.

Alberich Ihr, da oben!

Die drei Rheintöchter Was willst du dort unten?

Alberich Stör’ ich eu’r Spiel, wenn staunend ich still hier steh’? Tauchtet ihr nieder, mit euch tollte und neckte der Niblung sich gern!

Woglinde Mit uns will er spielen?

Wellgunde Ist ihm das Spott?

Alberich Wie scheint im Schimmer ihr hell und schön! Wie gern umschlänge der Schlanken eine mein Arm, schlüpfte hold sie herab!

Flosshilde Nun lach’ ich der Furcht: der Feind ist verliebt.

Wellgunde Der lüsterne Kauz!

Woglinde Lasst ihn uns kennen!

Alberich Die neigt sich herab.

Woglinde Nun nahe dich mir!

Alberich Garstig glatter glitschriger Glimmer! Wie gleit’ ich aus! Mit Händen und Füssen nicht fasse noch halt’ ich das schlecke Geschlüpfer! Feuchtes Nass füllt mir die Nase: verfluchtes Niesen!

Woglinde Prustend naht meines Freiers Pracht!

Alberich Mein Friedel sei, du fräuliches Kind!

Woglinde Willst du mich frein, so freie mich hier!

Alberich O weh; du entweichst? Komm doch wieder! Schwer ward mir, was so leicht du erschwingst.

Woglinde Steig nur zu Grund: da greifst du mich sicher!

Alberich Wohl besser da unten!

Woglinde Nun aber nach oben!

Wellgunde, Flosshilde Hahahahaha!

Alberich Wie fang’ ich im Sprung den spröden Fisch? Warte, du Falsche!

Wellgunde Heia! Du Holder! Hörst du mich nicht?

Alberich Rufst du nach mir?

Wellgunde Ich rate dir wohl: zu mir wende dich, Woglinde meide!

Alberich Viel schöner bis du als jene Scheue, die minder gleissend und gar zu glatt. Nur tiefer tauche, willst du mir taugen!

Wellgunde Bin nun ich dir nah’?

Alberich Noch nicht genug! Die schlanken Arme schlinge um mich, dass ich den Nacken dir neckend betaste, mit schmeichelnder Brunst an die schwellende Brust mich dir schmiege.

Wellgunde Bist du verliebt und lüstern nach Minne, lass sehn, du Schöner, wie bist du zu schaun? Pfui, du haariger, höckriger Geck! Schwarzes, schwieriges Schwefelgezwerg! Such’ dir ein Friedel, dem du gefällst!

Alberich Gefall’ ich dir nicht, dich fass’ ich doch fest!

Wellgunde Nur fest, sonst fliess’ ich dir fort!

Woglinde, Flosshilde Hahahahaha!

Alberich Falsches Kind! Kalter, grätiger Fisch! Schein’ ich nicht schön dir, niedlich und neckisch, glatt und glau – hei! so buhle mit Aalen, ist dir eklig mein Balg!

Flosshilde Was zankst du, Alp? Schon so verzagt? Du freitest um zwei! Frügst du die dritte, süssen Trost schüfe die Traute dir!

Alberich Holder Sang singt zu mir her. Wie gut, dass ihr eine nicht seid! Von vielen gefall’ ich wohl einer: bei einer kieste mich keine! Soll ich dir glauben, so gleite herab!

Flosshilde Wie törig seid ihr, dumme Schwestern, dünkt euch dieser nicht schön?

Alberich Für dumm und hässlich darf ich sie halten, seit ich dich Holdeste seh’.

Flosshilde O singe fort so süss und fein: wie hehr verführt es mein Ohr!

Alberich Mir zagt, zuckt und zehrt sich das Herz, ladet mit so zierliches Lob.

Flosshilde Wie deine Anmut mein Aug’ erfreut, deines Lächelns Milde den Mut mir labt! Seligster Mann!

Alberich Süsseste Maid!

Flosshilde Wärst du mir hold!

Alberich Hielt’ ich dich immer!

Flosshilde Deinen stechenden Blick, deinen struppigen Bart, o säh’ ich ihn, fasst’ ich ihn stets! Deines stachligen Haares strammes Gelock, umflöss’ es Flosshilde ewig! Deine Krötengestalt, deiner Stimme Gekrächz, o dürft’ ich staunend und stumm sie nur hören und sehn!

Woglinde, Wellgunde Hahahahahaha!

Alberich Lacht ihr Bösen mich aus?

Flosshilde Wie billig am Ende vom Lied.

Woglinde, Wellgunde Hahahahahaha!

Alberich Wehe! ach wehe! O Schmerz! O Schmerz! Die dritte, so traut, betrog sie mich auch? Ihr schmählich schlaues lüderlich schlechtes Gelichter! Nährt ihr nur Trug, ihr treuloses Nickergezücht?

Die drei Rheintöchter Wallala! Lalaleia! Leialalei! Heia! Heia! Haha! Schäme dich, Albe! Schilt nicht dort unten! Höre, was wir dich heissen! Warum, du Banger, bandest du nicht das Mädchen, das du minnst? Treu sind wir und ohne Trug dem Freier, der uns fängt. Greife nur zu und grause dich nicht! In der Flut entfliehn wir nicht leicht. Wallala! Lalaleia! Leialala! Heia! Heia! Hahei!

Alberich Wie in den Gliedern brünstige Glut mir brennt und glüht! Wut und Minne wild und mächtig wühlt mir den Mut auf! Wie ihr auch lacht und lügt, lüstern lechz’ ich nach euch, und eine muss mir erliegen! Fing’ eine diese Faust!…

(Durch die Flut ist von oben her ein immer lichterer Schein gedrungen, der sich an einer hohen Stelle des mittelsten Riffes allmählich zu einem blendend hell strahlenden Goldglanze entzündet, ein zauberisch goldenes Licht bricht von hier durch das Wasser.)Woglinde Lugt, Schwestern! Die Weckerin lacht in den Grund.

Wellgunde Durch den grünen Schwall den wonnigen Schläfer sie grüsst.

Flosshilde Jetzt küsst sie sein Auge, dass er es öffne.

Wellgunde Schaut, es lächelt in lichtem Schein.

Woglinde Durch die Fluten hin fliesst sein strahlender Stern.

Die drei Rheintöchter Heiajaheia! Heiajaheia! Wallalallalala leiajahei! Rheingold! Rheingold! Leuchtende Lust, wie lachst du so hell und hehr! Glühender Glanz entgleisset dir weihlich im Wag! Heiajahei, Heiajaheia! Wache, Freund, wache froh! Wonnige Spiele spenden wir dir: flimmert der Fluss, flammet die Flut, umfliessen wir tauchend, tanzend und singend, im seligen Bade dein Bett. Rheingold! Rheingold! Heiajaheia! Wallalaleia heiajahei!

Alberich Was ist’s, ihr Glatten, das dort so glänzt und gleisst?

Die drei Rheintöchter Wo bist du Rauher denn daheim, dass vom Rheingold nicht du gehört?

Wellgunde Nicht weiss der Alp von des Goldes Auge, das wechselnd wacht und schläft?

Woglinde Von der Wassertiefe wonnigem Stern, der hehr die Wogen durchhellt?

Die drei Rheintöchter Sieh, wie selig im Glanze wir gleiten! Willst du Banger in ihm dich baden, so schwimm und schwelge mit uns! Wallalalala leialalei! Wallalalala leiajahei!

Alberich Eurem Taucherspiele nur taugte das Gold? Mir gält’ es dann wenig!

Woglinde Des Goldes Schmuck schmähte er nicht, wüsste er all seine Wunder!

Wellgunde Der Welt Erbe gewänne zu eigen, wer aus dem Rheingold schüfe den Ring, der masslose Macht ihm verlieh’.

Flosshilde Der Vater sagt’ es, und uns befahl er, klug zu hüten den klaren Hort, dass kein Falscher der Flut ihn entführe: drum schweigt, ihr schwatzendes Heer!

Wellgunde Du klügste Schwester, verklagst du uns wohl? Weisst du denn nicht, wem nur allein das Gold zu schmieden vergönnt?

Woglinde Nur wer der Minne Macht entsagt, nur wer der Liebe Lust verjagt, nur der erzielt sich den Zauber, zum Reif zu zwingen das Gold.

Wellgunde Wohl sicher sind wir und sorgenfrei: denn was nur lebt, will lieben; meiden will keiner die Minne.

Woglinde Am wenigsten er, der lüsterne Alp: vor Liebesgier möcht’ er vergehn!

Flosshilde Nicht fürcht’ ich den, wie ich ihn erfand: seiner Minne Brunst brannte fast mich.

Wellgunde Ein Schwefelbrand in der Wogen Schwall: vor Zorn der Liebe zischt er laut.

Die drei Rheintöchter Wallala! Wallaleialala! Lieblichster Albe, lachst du nicht auch? In des Goldes Schein wie leuchtest du schön! O komm, Lieblicher, lache mit uns! Heiajaheia! Heiajaheia! Wallalalala leiajahei!

Alberich Der Welt Erbe gewänn’ ich zu eigen durch dich? Erzwäng’ ich nicht Liebe, doch listig erzwäng’ ich mir Lust? Spottet nur zu! Der Niblung naht eurem Spiel!

Die drei Rheintöchter Heia! Heia! Heiajahei! Rettet euch! Es raset der Alp! In den Wassern sprüht’s, wohin er springt: die Minne macht ihn verrückt!

Alberich Bangt euch noch nicht? So buhlt nun im Finstern, feuchtes Gezücht! Das Licht lösch’ ich euch aus; entreisse dem Riff das Gold, schmiede den rächenden Ring; denn hör’ es die Flut: so verfluch’ ich die Liebe!

Flosshilde Haltet den Räuber!

Wellgunde Rettet das Gold!

Woglinde, Wellgunde Hilfe! Hilfe!

Die drei Rheintöchter Weh! Weh!

Zweite Szene

Inhaltsverzeichnis

Freie Gegend auf Bergeshöhen

Wotan, Fricka, Freia, Fasolt, Fafner, Donner, Froh, Loge

Fricka Wotan! Gemahl! erwache!

Wotan(fortträumend) Der Wonne seligen Saal bewachen mir Tür und Tor: Mannes Ehre, ewige Macht ragen zu endlosem Ruhm!

Fricka Auf, aus der Träume wonnigem Trug! Erwache, Mann, und erwäge!

Wotan Vollendet das ewige Werk: auf Berges Gipfel die Götterburg, prächtig prahlt der prangende Bau! Wie im Traum ich ihn trug, wie mein Wille ihn wies, stark und schön steht er zur Schau; hehrer, herrlicher Bau!

Fricka Nur Wonne schafft dir, was mich erschreckt? Dich freut die Burg, mir bangt es um Freia. Achtloser, lass dich erinnern des ausbedungenen Lohns! Die Burg ist fertig, verfallen das Pfand: vergassest du, was du vergabst?

Wotan Wohl dünkt mich’s, was sie bedangen, die dort die Burg mir gebaut; durch Vertrag zähmt’ ich ihr trotzig Gezücht, dass sie die hehre Halle mir schüfen; die steht nun – Dank den Starken: um den Sold sorge dich nicht.

Fricka O lachend frevelnder Leichtsinn! Liebelosester Frohmut! Wusst’ ich um euren Vertrag, dem Truge hätt’ ich gewehrt; doch mutig entferntet ihr Männer die Frauen, um taub und ruhig vor uns allein mit den Riesen zu tagen So ohne Scham verschenktet ihr Frechen Freia, mein holdes Geschwister, froh des Schächergewerbs. Was ist euch Harten doch heilig und wert, giert ihr Männer nach Macht!

Wotan Gleiche Gier war Fricka wohl fremd, als selbst um den Bau sie mich bat?

Fricka Um des Gatten Treue besorgt muss traurig ich wohl sinnen, wie an mich er zu fesseln, zieht’s in die Ferne ihn fort: herrliche Wohnung, wonniger Hausrat sollten dich binden zu säumender Rast. Doch du bei dem Wohnbau sannst auf Wehr und Wall allein: Herrschaft und Macht soll er dir mehren; nur rastlosern Sturm zu erregen, erstand dir die ragende Burg.

Wotan Wolltest du Frau in der Feste mich fangen, mir Gotte musst du schon gönnen, dass, in der Burg gefangen, ich mir von aussen gewinne die Welt. Wandel und Wechsel liebt, wer lebt: das Spiel drum kann ich nicht sparen.

Fricka Liebeloser, leidigster Mann! Um der Macht und Herrschaft müssigen Tand verspielst du in lästerndem Spott Liebe und Weibes Wert?

Wotan Um dich zum Weib zu gewinnen, mein eines Auge setzt’ ich werbend daran: wie törig tadelst du jetzt! Ehr’ ich die Frauen doch mehr, als dich freut! Und Freia, die gute, geb’ ich nicht auf: nie sann dies ernstlich mein Sinn.

Fricka So schirme sie jetzt; in schutzloser Angst läuft sie nach Hilfe dort her!

Freia Hilf mir, Schwester! Schütze mich, Schwäher! Vom Felsen drüben drohte mir Fasolt, mich Holde käm’ er zu holen.

Wotan Lass ihn drohn! Sahst du nicht Loge?

Fricka Dass am liebsten du immer dem Listigen traust! Viel Schlimmes schuf er uns schon, doch stets bestrickt er dich wieder.

Wotan Wo freier Mut frommt, allein frag’ ich nach keinem; doch des Feindes Neid zum Nutz sich fügen, lehrt nur Schlauheit und List, wie Loge verschlagen sie übt. Der zum Vertrage mir riet, versprach mir Freia zu lösen: auf ihn verlass’ ich mich nun.

Fricka Und er lässt dich allein! Dort schreiten rasch die Riesen heran: wo harrt dein schlauer Gehilf’?

Freia Wo harren meine Brüder, dass Hilfe sie brächten, da mein Schwäher die Schwache verschenkt? Zu Hilfe, Donner! Hieher, hieher! Rette Freia, mein Froh!

Fricka Die im bösen Bund dich verrieten, sie alle bergen sich nun.

Fasolt Sanft schloss Schlaf dein Aug’: wir beide bauten Schlummers bar die Burg. Mächt’ger Müh’ müde nie, stauten starke Stein’ wir auf; steiler Turm, Tür und Tor deckt und schliesst im schlanken Schloss den Saal. Dort steht’s, was wir stemmten; schimmernd hell bescheint’s der Tag: zieh nun ein, uns zahl’ den Lohn!

Wotan Nennt, Leute, den Lohn: was dünkt euch zu bedingen?

Fasolt Bedungen ist’s, was tauglich uns dünkt: gemahnt es dich so matt? Freia die holde, Holda die freie, vertragen ist’s, sie tragen wir heim.

Wotan Seid ihr bei Trost mit eurem Vertrag? Denkt auf andren Dank: Freia ist mir nicht feil.

Fasolt Was sagst du? Ha, sinnst du Verrat? Verrat am Vertrag? Die dein Speer birgt, sind sie dir Spiel, des beratenen Bundes Runen?

Fafner Getreuster Bruder! Merkst du Tropf nun Betrug?

Fasolt Lichtsohn du, leicht gefügter, hör’ und hüte dich: Verträgen halte Treu’! Was du bist, bist du nur durch Verträge: bedungen ist, wohl bedacht deine Macht. Bist weiser du, als witzig wir sind, bandest uns Freie zum Frieden du: all deinem Wissen fluch’ ich, fliehe weit deinen Frieden, weisst du nicht offen, ehrlich und frei Verträgen zu wahren die Treu’! Ein dummer Riese rät dir das: du Weiser, wiss’ es von ihm!

Wotan Wie schlau für Ernst du achtest, was wir zum Scherz nur beschlossen! Die liebliche Göttin, licht und leicht, was taugt euch Tölpeln ihr Reiz?

Fasolt Höhnst du uns? Ha, wie unrecht! Die ihr durch Schönheit herrscht, schimmernd hehres Geschlecht, wie törig strebt ihr nach Türmen von Stein, setzt um Burg und Saal Weibes Wonne zum Pfand! Wir Plumpen plagen uns schwitzend mit schwieliger Hand, ein Weib zu gewinnen, das wonnig und mild bei uns Armen wohne: und verkehrt nennst du den Kauf?

Fafner Schweig’ dein faules Schwatzen, Gewinn werben wir nicht: Freias Haft hilft wenig; doch viel gilt’s, den Göttern sie zu entreissen. Goldne Apfel wachsen in ihrem Garten; sie allein weiss die Äpfel zu pflegen! Der Frucht Genuss frommt ihren Sippen zu ewig nie alternder Jugend; siech und bleich doch sinkt ihre Blüte, alt und schwach schwinden sie hin, müssen Freia sie missen. Ihrer Mitte drum sei sie entführt!

Wotan Loge säumt zu lang!

Fasolt Schlicht gib nun Bescheid!

Wotan Fordert andern Sold!

Fasolt Kein andrer: Freia allein!

Fafner Du da, folge uns!

Freia Helft, helft vor den Harten!

Froh Zu mir, Freia! Meide sie, Frecher! Froh schützt die Schöne.

Donner Fasolt und Fafner, fühltet ihr schon meines Hammers harten Schlag?

Fafner Was soll das Drohn?

Fasolt Was dringst du her? Kampf kiesten wir nicht, verlangen nur unsern Lohn.

Donner Schon oft zahlt’ ich Riesen den Zoll; kommt her! des Lohnes Last wäg’ ich mit gutem Gewicht!

Wotan Halt, du Wilder! Nichts durch Gewalt! Verträge schützt meines Speeres Schaft: spar’ deines Hammers Heft!

Freia Wehe! Wehe! Wotan verlässt mich!

Fricka Begreif ich dich noch, grausamer Mann?

Wotan(sieht Loge kommen) Endlich Loge! Eiltest du so, den du geschlossen, den schlimmen Handel zu schlichten?

Loge Wie? Welchen Handel hätt’ ich geschlossen? Wohl was mit den Riesen dort im Rate du dangst? In Tiefen und Höhen treibt mich mein Hang; Haus und Herd behagt mir nicht: Donner und Froh, die denken an Dach und Fach! Wollen sie frein, ein Haus muss sie erfreun. Ein stolzer Saal, ein starkes Schloss, danach stand Wotans Wunsch. Haus und Hof, Saal und Schloss, die selige Burg, sie steht nun fest gebaut; das Prachtgemäuer prüft’ ich selbst; ob alles fest, forscht’ ich genau: Fasolt und Fafner fand ich bewährt; kein Stein wankt im Gestemm. Nicht müssig war ich, wie mancher hier: der lügt, wer lässig mich schilt!

Wotan Arglistig weichst du mir aus: mich zu betrügen höre in Treuen dich wohl! Von allen Göttern dein einziger Freund, nahm ich dich auf in der übel trauenden Tross. Nun red’ und rate klug! Da einst die Bauer der Burg zum Dank Freia bedangen, du weisst, nicht anders willigt’ ich ein, als weil auf Pflicht du gelobtest, zu lösen das hehre Pfand.

Loge Mit höchster Sorge drauf zu sinnen, wie es zu lösen, das – hab ich gelobt. Doch dass ich fände, was nie sich fügt, was nie gelingt, wie liess’ sich das wohl geloben?

Fricka(zu Wotan) Sieh, welch trugvollem Schelm du getraut!

Froh Loge heisst du, doch nenn’ ich dich Lüge!

Donner Verfluchte Lohe, dich lösch’ ich aus!

Loge Ihre Schmach zu decken schmähen mich Dumme.

Wotan In Frieden lasst mir den Freund! Nicht kennt ihr Loges Kunst: reicher wiegt seines Rates Wert, zahlt er zögernd ihn aus.

Fafner Nichts gezögert! Rasch gezahlt!

Fasolt Lang währt’s mit dem Lohn.

Wotan Jetzt hör’, Störrischer! Halte Stich! Wo schweiftest du hin und her?

Loge Immer ist Undank Loges Lohn! Für dich nur besorgt sah ich mich um, durchstöbert’ im Sturm alle Winkel der Welt, Ersatz für Freia zu suchen, wie er den Riesen wohl recht. Umsonst sucht’ ich und sehe nun wohl, in der Welten Ring nichts ist so reich, als Ersatz zu muten dem Mann für Weibes Wonne und Wert. So weit Leben und Weben, in Wasser, Erd’ und Luft, viel frug ich, forschte bei allen, wo Kraft nur sich rührt und Keime sich regen: was wohl dem Manne mächt’ger dünk’ als Weibes Wonne und Wert? Doch so weit Leben und Weben, verlacht nur ward meine fragende List: in Wasser, Erd’ und Luft lassen will nichts von Lieb’ und Weib. Nur einen sah ich, der sagte der Liebe ab: um rotes Gold entriet er des Weibes Gunst. Des Rheines klare Kinder klagten mir ihre Not: der Nibelung, Nacht-Alberich, buhlte vergebens um der Badenden Gunst: das Rheingold da raubte sich rächend der Dieb: das dünkt ihm nun das teuerste Gut, hehrer als Weibes Huld. Um den gleissenden Tand, der Tiefe entwandt, erklang mir der Töchter Klage: an dich, Wotan, wenden sie sich, dass zu Recht du zögest den Räuber, das Gold dem Wasser wieder gebest, und ewig es bliebe ihr Eigen. Dir’s zu melden gelobt’ ich den Mädchen: nun löste Loge sein Wort.

Wotan Törig bist du, wenn nicht gar tückisch! Mich selbst siehst du in Not: Wie hülf ich andern zum Heil?

Fasolt Nicht gönn’ ich das Gold dem Alben, viel Not schon schuf uns der Niblung, doch schlau entschlüpfte unserm Zwange immer der Zwerg.

Fafner Neue Neidtat sinnt uns der Niblung, gibt das Gold ihm Macht. Du da, Loge! Sag’ ohne Lug: was Grosses gilt denn das Gold, dass dem Niblung es genügt?

Loge Ein Tand ist’s in des Wassers Tiefe, lachenden Kindern zur Lust: doch ward es zum runden Reife geschmiedet, hilft es zur höchsten Macht, gewinnt dem Manne die Welt.

Wotan Von des Rheines Gold hört’ ich raunen: Beute-Runen berge sein roter Glanz, Macht und Schätze schüf’ ohne Mass ein Reif.

Fricka Taugte wohl des goldnen Tandes gleissend Geschmeid auch Frauen zu schönem Schmuck?

Loge Des Gatten Treu’ ertrotzte die Frau, trüge sie hold den hellen Schmuck, den schimmernd Zwerge schmieden, rührig im Zwange des Reifs.

Fricka Gewänne mein Gatte sich wohl das Gold?

Wotan Des Reifes zu walten, rätlich will es mich dünken. Doch wie, Loge, lernt’ ich die Kunst? Wie schüf’ ich mir das Geschmeid!

Loge Ein Runenzauber zwingt das Gold zum Reif. Keiner kennt ihn; doch einer übt ihn leicht, der sel’ger Lieb’ entsagt. Das sparst du wohl; zu spät auch kämst du: Alberich zauderte nicht; zaglos gewann er des Zaubers Macht: geraten ist ihm der Ring.

Donner Zwang uns allen schüfe der Zwerg, würd’ ihm der Reif nicht entrissen.

Wotan Den Ring muss ich haben!

Froh Leicht erringt ohne Liebesfluch er sich jetzt.

Loge Spottleicht, ohne Kunst wie im Kinderspiel!

Wotan So rate, wie?

Loge Durch Raub! Was ein Dieb stahl, das stiehlst du dem Dieb: ward leichter ein Eigen erlangt? Doch mit arger Wehr wahrt sich Alberich; klug und fein muss du verfahren, ziehst den Räuber du zu Recht, um des Rheines Töchtern den roten Tand, das Gold, wiederzugeben; denn darum flehen sie dich.

Wotan Des Rheines Töchter? Was taugt mir der Rat?

Fricka Von dem Wassergezücht mag ich nichts wissen: schon manchen Mann – mir zum Leid – verlockten sie buhlend im Bad.

Fafner Glaub’ mir, mehr als Freia frommt das gleissende Gold: auch ew’ge Jugend erjagt, wer durch Goldes Zauber sie zwingt. Hör’, Wotan, der Harrenden Wort! Freia bleib’ euch in Frieden; leichtren Lohn fand ich zur Lösung: uns rauhen Riesen genügt des Niblungen rotes Gold.

Wotan Seid ihr bei Sinn? Was nicht ich besitze, soll ich euch Schamlosen schenken?

Fafner Schwer baute dort sich die Burg: leicht wird dir’s mit list’ger Gewalt, was im Neidspiel nie uns gelang, den Niblungen fest zu fahn.

Wotan Für euch müht’ ich mich um den Alben? Für Euch fing ich den Feind? Unverschämt und überbegehrlich macht euch Dumme mein Dank!

Fasolt Hieher, Maid! In unsre Macht! Als Pfand folgst du uns jetzt, bis wir Lösung empfahn.

Freia Wehe! Wehe! Wehe!

Fafner Fort von hier sei sie entführt! Bis Abend, achtet’s wohl, pflegen wir sie als Pfand: wir kehren wieder; doch kommen wir, und bereit liegt nicht als Lösung das Rheingold licht und rot -

Fasolt Zu End’ ist die Frist dann, Freia verfallen: für immer folge sie uns!

Freia Schwester! Brüder! Rettet! Helft!

(Sie wird von den hastig enteilenden Riesen fortgetragen)

Froh Auf, ihnen nach!

Donner Breche denn alles!

Freia Rettet! Helft!

Loge Über Stock und Stein zu Tal stapfen sie hin; durch des Rheines Wasserfurt waten die Riesen: fröhlich nicht hängt Freia den Rauhen über dem Rücken! Heia! hei! Wie taumeln die Tölpel dahin! Durch das Tal talpen sie schon: wohl an Riesenheims Mark erst halten sie Rast! Was sinnt nun Wotan so wild? Den sel’gen Göttern wie geht’s? Trügt mich ein Nebel? Neckt mich ein Traum? Wie bang und bleich verblüht ihr so bald! Euch erlischt der Wangen Licht; der Blick eures Auges verblitzt! Frisch, mein Froh, noch ist’s ja früh! Deiner Hand, Donner, entsinkt ja der Hammer! Was ist’s mit Fricka? Freut sie sich wenig ob Wotans grämlichem Grau, das schier zum Greisen ihn schafft?

Fricka Wehe! Wehe! Was ist geschehn?

Donner Mir sinkt die Hand.

Froh Mit stockt das Herz.

Loge Jetzt fand ich’s: hört, was euch fehlt! Von Freias Frucht genosset ihr heute noch nicht: die goldnen Äpfel in ihrem Garten, sie machten euch tüchtig und jung, asst ihr sie jeden Tag. Des Gartens Pflegerin ist nun verpfändet; an den Ästen darbt und dorrt das Obst: bald fällt faul es herab. Mich kümmert’s minder; an mir ja kargte Freia von je knausernd die köstliche Frucht: denn halb so echt nur bin ich wie, Selige, ihr! Doch ihr setztet alles auf das jüngende Obst: das wussten die Riesen wohl; auf euer Leben legten sie’s an: nun sorgt, wie ihr das wahrt! Ohne die Äpfel alt und grau, greis und grämlich, welkend zum Spott aller Welt, erstirbt der Götter Stamm.

Fricka Woran, Gemahl, unsel’ger Mann! Sieh, wie dein Leichtsinn lachend uns allen Schimpf und Schmach erschuf!

Wotan