Der Schlafende Tod - Maya Shepherd - E-Book
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Der Schlafende Tod E-Book

Maya Shepherd

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Beschreibung

Am Ende des Gangs befand sich ein Raum, dessen Fensterfront in den Westen ausgerichtet war und einen weiten Blick auf den Wald bot, der sich rund um das Schloss in alle Richtungen erstreckte. Goldenes Sonnenlicht fiel durch die Scheiben direkt auf den Glassarg, der davor aufgebaut war. In dem Sarg schlief ein Mädchen. Schwarzes, glattes Haar lag ihr über die schmalen Schultern und reichte bis zu ihren Brüsten. Es glänzte seidig, als wäre es gerade erst gebürstet worden. Lange, dunkle Wimpern rahmten ihre geschlossenen Augen ein. Sie trug ein blütenreines, weißes Kleid aus zarter Spitze. Wie sie dort lag, wirkte sie vollkommen friedlich, so als könne sie keiner Menschenseele etwas zuleide tun. Es herrschte eine andächtige Stille, die von Rumpelstilzchen zerbrochen wurde. „Töte sie, Wilhelm!“, forderte er mit kalter Härte. „Bohre ihr einen Pflock ins Herz. Nur so können wir sicher sein, dass sie wirklich tot ist.“ Folge 1: Die Apfelprinzessin Folge 2: Asche, Schnee und Blut Folge 3: Der Schlafende Tod Folge 4: Der Gesang der Sirenen

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhaltsverzeichnis

Was zuvor geschah

Der Fluch des Schlafenden Todes

Der Prinz

Königswinter

Fremde Welten

Spieglein an der Wand

Fahrender Tod

Schlussworte der Autorin

Danksagung

Maya Shepherd

Die Grimm Chroniken 3

„Der Schlafende Tod“

Copyright © 2018 Maya Shepherd

Marion Schäfer, c/o SP-Day.de Impressum-Service, Dr. Lutz Kreutzer, Hauptstraße 8, 83395 Freilassing

[email protected]

Coverdesign: Jaqueline Kropmanns

Lektorat: Sternensand Verlag /Martina König

Korrektorat: Jennifer Papendick

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder teilweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Facebook: www.facebook.de/MayaShepherdAutor

E-Mail: [email protected]

Für Lena.

Bedingungslos.

Was zuvor geschah

1590–1593

Der Apfelhändler Dorian muss in seine Heimat Transsylvanien zurückkehren, um dort seinen Geschäften nachzugehen. Das bedeutet ein Abschied von Mary für eine unbestimmte Zeit. Er bittet sie, ihre letzte Nacht außerhalb der Kommende mit ihm zu verbringen und ihn im Wald zu treffen. Mary willigt ein und erscheint um Mitternacht an ihrem vereinbarten Treffpunkt. Dort erwartet sie jedoch nicht Dorian, sondern ein fremder Mann, der sie bewusstlos schlägt und entführt.

Sie erwacht in dem Verlies eines ihr unbekannten Schlosses und muss erfahren, dass Dorian ihr die ganze Zeit etwas vorgemacht hat. Er ist der Sohn des Fürsten der Finsternis, Dracula. Dieser glaubt, dass auch Mary ein Vampir sei, und will sie durch ein Ritual erwecken. Wenn es misslingt, bedeutet dies jedoch ihren Tod.

Mary gelingt es, Dorian umzustimmen und ihn dazu zu bringen, sie zu retten. Dadurch macht sich Dorian zum Feind seines Vaters und er muss vor ihm fliehen. Bevor er geht, nimmt er Mary jedoch die Erinnerung an ihn.

Drei Jahre später kehrt Dorian zu Mary zurück. Sobald sie ihn erblickt, kann sie sich wieder an alles erinnern, was gewesen ist. Ihre Liebe für ihn ist ungebrochen und so zögert sie nicht, mit ihm zu gehen, als er sie bittet, gemeinsam zu fliehen.

Zuvor will er sich jedoch die Zukunft von einer zum Tode verurteilten Hexe vorhersagen lassen – Maria Harms. Sie suchen sie am Morgen vor der Vollstreckung ihres Urteils in einem Gefängnis auf. Maria berichtet ihnen von einer Erdenmutter, die in der Lage ist, Welten zu erschaffen. Sie warnt sie jedoch auch davor, dass ein grausames Schicksal sie erwarten wird, an dem Mary die alleinige Schuld trägt. Ihre letzten Worte lauten: ›Das Böse ist Ansichtssache.‹

2012

Will, Maggy und Joe werden am Morgen von Rumpelstein im Lebkuchenhaus geweckt. Er fordert sie auf, ihn zum Schloss Drachenburg zu begleiten und dort Schneewittchen umzubringen, die ein Vampir sei. Will soll der Einzige sein, der sie in ihrem Traum finden und töten kann.

Als sie das Schloss erreichen, hören sie Schreie aus dem Inneren und finden einen Mann, der von etwas angegriffen wurde und verblutet. Kaum dass dieser gestorben ist, machen sie Bekanntschaft mit Schneewittchen. Diese stürzt sich auf Joe, der jedoch von Will gerettet wird. Der Anblick des Jungen lässt das Vampirmädchen innehalten, sodass ihnen die Flucht gelingt.

Verängstigt wollen sie nur noch den Bahnhof finden und nach Berlin zurückkehren. Doch der Wald ist wie ein Labyrinth, das sie immer wieder zurück zum Schloss führt. Als es bereits dunkel wird, suchen sie aus Verzweiflung erneut Zuflucht in dem Lebkuchenhaus.

In dieser Nacht träumt Will von Schneewittchen. Er trifft sie auf dem Friedhof des versunkenen Mondes, wo sie den Tod ihres Vaters Dorian beweint, der von ihrer Mutter Mary getötet wurde. In Wills Traum ist Schneewittchen nicht das blutrünstige Monster aus dem Schloss, sondern nur ein einsames Mädchen. Sie erklärt ihm, dass sie keine Kontrolle über ihren Körper hat, da sie in einem Traum gefangen ist, aus dem nur er sie erwecken kann. Um das zu schaffen, muss er sich daran erinnern, wer er selbst ist.

Der Fluch des Schlafenden Todes

Königswinter, im Lebkuchenhaus, Oktober 2012

Leises Vogelgezwitscher war durch die geschlossenen Fensterläden des Lebkuchenhauses zu vernehmen. Will öffnete blinzelnd die Augen. Licht drang durch die Ritzen der Schokoladentafeln, welche die Wände bedeckten, und hüllte das Innere des Häuschens in ein trübes Dämmerlicht.

Die Nacht war vorüber und mit ihr auch der Traum, der sich so real angefühlt hatte. Er war Schneewittchen begegnet, die so anders war als ihre blutrünstige Version vom Vortag im Schloss Drachenburg. In seinem Traum war sie ein verzweifeltes Mädchen gewesen, das nach dem Tod seines Vaters allein auf der Welt war. Sie hatte ihn gebeten, ihr zu helfen – er sollte sie aus dem tiefen Schlaf wecken, der sie gefangen hielt.

›Du musst dich daran erinnern, wer du bist. Nur dann wirst du wissen, wie du mich wecken kannst‹, hatte sie als Letztes gesagt.

Aber wer war Will? Er wusste es selbst nicht.

Unbewusst griff er nach dem Medaillon, das an einer silbernen Kette von seinem Hals baumelte. Es war alles, was ihm von der Mutter, die er nie kennengelernt hatte, geblieben war.

Sein ganzes Leben lang hatte er geglaubt, dass er der Sohn eines Wahnsinnigen sei. Ein bemitleidenswertes Objekt, dessen Scheitern bereits feststand. Er hatte seine einzige Chance darin gesehen, eines Tages Berlin den Rücken zu kehren und irgendwo neu anzufangen. Jedoch hatte er sich nicht gerade Mühe in der Schule gegeben, um gute Noten und später einen guten Abschluss zu bekommen. Er hatte akzeptiert, dass er ein Versager war, ohne auch nur zu versuchen, etwas daran zu ändern.

Die Aussicht, dass er in Wahrheit mehr als das war, erschien ihm verlockend. Zu verlockend, um wahr zu sein?

Es war der Traum eines jeden Waisenkindes, dass es dort draußen irgendwo eine Familie gab, die nach einem suchte, und alles nur eine Verkettung unglücklicher Zufälle war. Doch für die meisten zerplatzte dieser Traum wie eine Seifenblase, wenn sie erwachsen wurden und erkannten, dass die Welt kein märchenhafter Ort war, an dem Wunder möglich waren. Sie sahen sich stattdessen der harten und ungeschönten Realität gegenüber, in der sich jeder selbst der Nächste war.

Will hatte sich für einen pessimistischen Realisten gehalten. Wenn man nichts von der Welt erwartete, konnte man auch nicht von ihr enttäuscht werden. Doch dieser seltsame Traum hatte irgendetwas in ihm verändert. Es war ein Gefühl, das er nicht benennen konnte. Als wäre in seinem Inneren eine Glocke geläutet worden, deren Klang immer noch nachhallte.

Er dachte an Schneewittchens himmelblaue Augen – sie hatte ihn angesehen, als würde sie ihn wirklich kennen. Vielleicht sogar besser als er sich selbst.

»Woran denkst du?«, riss Maggys Stimme ihn plötzlich aus seinen Gedanken. Sie hatte sich aufgesetzt und streckte sich müde, wobei ihr Nacken ein leises Knacken von sich gab und sie leidend das Gesicht verzog. »Noch eine Nacht auf dem Boden stehe ich nicht durch«, jammerte sie und schielte missmutig zu ihrem Bruder Joe, der mit geschlossenen Augen auf dem einzigen Bett im Raum lag.

Will war sich jedoch ziemlich sicher, dass er nicht mehr schlief – sein Schnarchen fehlte.

»Was machen wir jetzt?«, wollte er wissen, ohne auf Maggys Frage einzugehen. Er wollte ihr nicht – und erst recht nicht Joe – von dem Traum erzählen. Es war zu seltsam und zu verwirrend, um darüber reden zu können.

»Frühstück«, trällerte Maggy.

Doch noch ehe sie sich erheben konnte, kam von Joe ein trockenes »Haha!«. Er setzte sich mit zerzaustem Haar in dem Bett auf und funkelte schlecht gelaunt in Richtung seiner jüngeren Schwester. »Pappe steht nicht auf meinem Speiseplan.«

»Es sind Lebkuchen und Schokolade«, beharrte Maggy. »Probiere es doch einfach noch mal.« Sie sprach von den Tafeln, aus denen das Haus gebaut war.

»Was sollte das ändern? Ich habe es schon zwei Mal probiert und beide Male hat es nach Pappe geschmeckt. Auf ein drittes Mal kann ich gut verzichten«, maulte Joe.

Maggy stieß ein frustriertes Seufzen aus. »Vielleicht hat es für dich nur nach Pappe geschmeckt, weil du nicht daran geglaubt hast, dass es Lebkuchen ist. Aber nachdem du gestern fast von einem Vampir gebissen worden wärst, sollte es dir leichter fallen, auch an Häuser aus Süßigkeiten zu glauben.«

Joe verdrehte nur genervt die Augen und ließ sich zurück in das Kissen plumpsen. Will hatte auch seine Zweifel, dass es daran gelegen haben könnte, denn er selbst glaubte eigentlich noch weniger an Vampire, Lebkuchenhäuser und Märchen als irgendjemand sonst.

Eigentlich. Die Ereignisse der letzten Tage machten es ihm immer schwerer, nicht daran zu glauben.

»Wir könnten noch einmal versuchen, einen Weg aus dem Wald zu finden«, schlug er vor. Immerhin war es jetzt Tag und vielleicht hatten sie gestern etwas übersehen, das in der Dämmerung nicht zu erkennen gewesen war.

Keiner der beiden gab einen Ton von sich. Nicht einmal Joe erschien die Aussicht, erneut durch den Wald zu irren, verlockend.

»Oder wir gehen noch einmal zum Schloss«, meinte Maggy, woraufhin sie von Will und Joe gleichermaßen entsetzte Blicke erntete. Bevor jedoch einer der beiden sie fragen konnte, ob sie noch ganz dicht sei, setzte sie schnell hinterher: »Dort gibt es immerhin ein Bistro mit einer vollen Speisekammer.«

Joes Magen stimmte ihrem Vorschlag mit einem lauten Knurren zu, was Maggy triumphierend grinsen ließ.

»Irgendetwas müssen wir schließlich machen«, sagte sie schulterzuckend.

Will war nicht wohl bei dem Gedanken, zum Schloss zurückzukehren und somit in die Nähe des Vampirmädchens zu gelangen. Sie hatten erst gestern einem Mann beim Sterben zugesehen, der von ihm getötet worden war. Auch wenn Will die Erinnerung daran bei dem friedlichen Zwitschern der Vögel immer mehr wie ein böser Traum erschien.

Außerdem hatte Maggy recht: Es gab keinen Weg aus dem Wald. Sie landeten immer wieder auf der Lichtung, die zum Schloss führte. Wenn sie hier schon gefangen waren, konnten sie sich wenigstens mit etwas Essbarem stärken.

Als sie das Lebkuchenhaus verließen, empfing sie sogleich ein strahlend blauer Himmel. Sanftes Sonnenlicht drang durch die beinahe blätterlosen Äste der Bäume. Das Laub knisterte unter ihren Füßen, als sie losgingen. Es war nicht ganz so kalt wie die Tage zuvor, dennoch fröstelte Will, als er in den kahlen Baumkronen die großen Rabenvögel entdeckte. Sie starrten auf ihn hinab, folgten jedem seiner Schritte und stießen ein drohendes Krächzen aus, wenn er sie zu lange betrachtete.

Irgendetwas stimmte mit diesem Wald nicht.

Will überraschte dieser Gedanke selbst. Er begann, das Übernatürliche zu akzeptieren, anstatt es länger anzuzweifeln.

War das der Beginn des Wahnsinns oder steckte er bereits mittendrin? Hatte all das, was er in den letzten Tagen erlebt hatte, vielleicht nur in seinem Kopf stattgefunden?

Während sie am Tag zuvor am frühen Morgen aufgebrochen und erst am späten Nachmittag an das Schlosstor gelangt waren, kamen sie nun dort an, bevor die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht hatte. Sie waren nicht spürbar schneller gelaufen. Es war eigentlich unmöglich und trotzdem war es so. Nichts, was in diesem Wald oder Königswinter geschah, ließ sich erklären.

Joe ging, ohne zu zögern, an dem verlassenen Ticketschalter vorbei, geradewegs zur Tür der Vorratskammer des Bistros. Er schnappte sich so viele eingeschweißte Waffelpackungen, wie er tragen konnte, und lud sie auf einem der Tische im Speisesaal ab. Dieser war komplett verglast, sodass man von dort direkt zum Schloss Drachenburg hinaufblicken konnte.

Die goldenen Verzierungen des Gemäuers glänzten im strahlenden Sonnenlicht, während sich das Gebäude geradezu majestätisch von dem blauen Himmel abhob. Es war ein beeindruckender Anblick, der jedoch bei den dreien ein bedrückendes Gefühl hinterließ, wenn sie an den toten Körper des Mannes dachten, der sich noch immer auf den Stufen zum ersten Stock befinden musste.

Joe wandte den Blick ab und riss die erste Verpackung auf. Sogleich strömte ihm der süße Duft der Waffeln in die Nase. Er schloss die Augen, als er den ersten Bissen nahm.

---ENDE DER LESEPROBE---