Der Spielgarten - Irmela Erckenbrecht - E-Book

Der Spielgarten E-Book

Irmela Erckenbrecht

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  • Herausgeber: pala
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Nichts für Stubenhocker: Das Buch lädt dazu ein, den Familiengarten in einen Ort voller Abenteuer und Spielfreude zu verwandeln. Schritt für Schritt entstehen dank detaillierter Bauanleitungen, Gartenpläne und kreativer Ideen naturnahe Erlebnisräume. Alle Gestaltungsvorschläge setzen auf natürliche Materialien und stellen das spontane Spiel in den Vordergrund. Anders als vorgefertigte Spielgeräte fördern die selbst gebauten »Spielplätze« mit Wackelsteg, Wasserspielplatz oder Kletterparcour den kindlichen Forschungsdrang, die freie Bewegung und die Fantasie. Mit jedem Tier und jeder Pflanze, die in den Garten Einzug halten, wächst das Naturverständnis, es entwickeln sich Empathie und emotionale Bindungsfähigkeit. Naschplatz oder Gummibärchenspirale lassen die Kinder mit allen Sinnen genießen, im Spielgebüsch oder Baumhaus sind sie ungestört und abgeschirmt von der Erwachsenenwelt. So wird der Garten zum Lieblingsort für die ganze Familie – mit gesunden und glücklichen Kindern.

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Seitenzahl: 198

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Irmela Erckenbrecht und Rainer Lutter

Der Spielgarten

Naturnahe Erlebnisräume für Kinder im Garten

Bewegen • Verstecken • Entdecken

Illustrationen von Margret Schneevoigt

Alle in diesem Buch enthaltenen Ratschläge sind sorgfältig ausgewählt und überprüft worden. Dennoch muss jegliche Haftung seitens der Autorin und des Autors oder des Verlags für Sach- und Personenschäden ausgeschlossen werden.

Inhalt

Hereinspaziert …

»Kinder, geht raus, spielen!«

Ein Garten für Groß und Klein

Wie teilen wir uns den Gartenplatz?

Kinder spielen anders – und finden andere Dinge schön

Die vier Grundbedürfnisse: ausruhen, kreativ sein, Naturerleben, spielen

Mit viel Spaß gemeinsam bauen

Nichts für Perfektionisten

Sicherheit beachten – und locker bleiben!

Der Wackelsteg

Das wird gebraucht

Und so wird’s gemacht

Der Wasserspielplatz

Und so wird’s gemacht

Das wird gebraucht

Wasserspielplatz Plus – einige zusätzliche Spielelemente

Der Tierbeobachtungsteich

Die Teichbewohner und ihre Bedürfnisse

Das wird gebraucht

Kleine Kinder schützen

Und so wird’s gemacht

Tierbeobachtung Plus – für eine größere Artenvielfalt im Garten

Wartung und Pflege des Gartenteichs

Der Sandspielbereich

Das wird gebraucht

Und so wird’s gemacht

Die Buddelstelle

Achtung Baustelle! Erlaubt ist, was Kindern gefällt

Die Gummibärchenspirale

Passende Steine

Das wird gebraucht

Und so wird’s gemacht

Der Naschgarten

Die Macht der Aromastoffe

Grüne Gaumenpädagogik

Und so wird’s gemacht

Das wird gebraucht

Der Picknickplatz

Das Element Feuer

Planerische Überlegungen

Das wird gebraucht

Und so wird’s gemacht

Anleitung zum Bau eines einfachen holzbeheizten Backofens

Das wird gebraucht

Das Backen

Das Strauchhaus

Und so wird’s gemacht

Das wird gebraucht

Strauchhaus für Eilige – das Weidentipi

Strauchhaus mit Wohlfühlfaktor – die Laube

Kinder bauen andere Häuser

Das Baumhaus

Das wird gebraucht

So wird’s gemacht

Baumhaus- ohne Baum

Im Baumhaus leben

Das Balancierparadies

Balancieren auf dem Baumstamm-Mikado

Das wird gebraucht

Und so wird’s gemacht

Balancieren auf Gurten

Balancieren auf Seilen – der Niedrigseilgarten

Gleichgewicht schulen mit Spaß – die Schaukel

Planungsbeispiele für schöne Spielgärten

Reihenhausgarten (400 m2)

Mittelgroßer Stadtgarten (600 m2)

Großer, ländlicher Spielgarten (1200 m2)

Die Autorin

Der Autor

Anhang

Bezugsquellen

Hereinspaziert …

… in einen Garten voller Abenteuer und Spielideen, mit schönen Plätzen zum Toben und Verstecken, Naschen, Spielen und Klettern!

Wir zeigen Ihnen, wie Sie auch in Ihrem Garten naturnahe Spielbereiche für Ihre Kinder schaffen und ihnen selbst auf begrenztem Raum unvergessliche Erlebnisse mit und in der Natur ermöglichen können. Ihr Garten wird so zu einem Lieblingsort für die gesamte Familie – ein Ort, an dem sich Groß und Klein wohlfühlen und den verschiedensten Bedürfnissen nachgehen können.

Alle Gestaltungsvorschläge setzen auf natürliche Materialien und stellen das ganzheitliche, freie und spontane Spiel in naturnaher Umgebung in den Vordergrund. Anders als vorgefertigte Spielgeräte aus dem Bau- oder Gartenmarkt, die feste Bewegungsabläufe und Spielinhalte vorgeben, fördern unsere selbst gebauten »Spielplätze« den kindlichen Forschungsdrang, die freie Bewegung und die unbegrenzte Fantasie. Durch ganzheitliche Umwelterfahrungen im Umgang mit Tieren, Pflanzen und natürlichen Materialien wächst das Naturverständnis. Beim Riechen, Fühlen, Schmecken, Hantieren und Experimentieren entfalten sich alle Sinne. Auch die Geschmacksnerven werden wachgekitzelt. Die Beteiligung an Gartenaktivitäten weckt das Interesse an Obst und Gemüse, die Ernährungsgewohnheiten verändern sich positiv. Und in einer Umgebung, in der sie selbst aktiv werden, selbstständig planen und fantasievoll handeln können, entwickeln Kinder Selbstvertrauen und soziale Kompetenz. Aber auch das Bedürfnis nach Rückzug soll nicht zu kurz kommen. Kinder können lernen, Ruhe und Kraft aus der Natur zu schöpfen. Schöne Verstecke und ungestörte Spielbereiche, die sich der direkten Beobachtung der Erwachsenen entziehen, sind für Kinder ebenso wichtig wie offene Gartenbereiche, die sich alle Familienmitglieder nach Lust und Laune teilen.

Die große Bandbreite unseres Angebots:

• Ein Wackelsteg aus schwingenden Eichenbohlen lädt zum fröhlichen Springen und Schwingen ein.

• Ein Wasserspielplatz mit Kies und Findlingen macht Lust auf Dämme, Wasserlöcher, Brücken, Flüsse und jede Menge Matschereien.

• Am Tierbeobachtungsteich kommen Kinder krabbelnden, summenden, fliegenden und schwimmenden Gartenbewohnern nahe.

• Im Sandspielbereich können sie kreativ bauen, buddeln und ihre Spielwelt immer wieder umgestalten.

• Eine Gummibärchenspirale, ein Naschplatz und ein Picknickplatz bieten die vielfältigsten Geruchs- und Geschmackserlebnisse.

• Eingestreute Bastelideen wecken die Kreativität und schmücken Garten und Spielbereiche.

• In Spielgebüsch, Weidentipi oder Baumhaus dürfen Kinder für sich sein, sich in Rollenspiele vertiefen, sich verstecken oder einfach einmal ungestört ausruhen.

• Ganz viel Spaß und Bewegung schließlich versprechen Kletterparcours und Balancierparadies.

Aus all diesen Ideen für naturnahe Spiel- und Erlebnisbereiche können Sie sich aussuchen, was zu Ihnen, Ihren Kindern und natürlich auch in Ihren Garten passt.

Ein wenig handwerkliches Geschick brauchen Sie schon, um die Ideen umzusetzen, aber mit ein wenig Geduld und Beharrlichkeit ist alles auch für Laien gut nachbaubar. Platz-, Material- und Werkzeugbedarf sind jeweils angegeben und alle Arbeitsschritte werden ausführlich erklärt. Auch verschiedene Baudetails und der Sicherheitsaspekt kommen nicht zu kurz.

Auf diese Weise führen wir Sie von der Idee bis zum fertigen Spielgarten, auf den Sie und Ihre Kinder sich jetzt schon freuen können.

Kommen Sie mit in diesen schönen Garten – ein Familien- und Kinderparadies!

Herzlich,

»Kinder, geht raus, spielen!«

So klingt es uns noch heute in den Ohren, wenn wir an unsere Kindheit denken. Unvorstellbar, dass unsere Eltern uns bei halbwegs passablem Wetter zu Hause in der Bude hätten hocken lassen. Es war selbstverständlich, dass wir Kinder stundenlang durch die Gegend stromerten, über die Wiesen tobten, uns im Wald Buden bauten, in Gummistiefeln durch die Bäche wateten, von Bäumen und Sträuchern (und manchmal auch heimlich im Garten der Nachbarn) Früchte und Beeren naschten und abends herrlich müde, hungrig und mit aufgeschürften Knien nach Hause zurückkehrten.

Ein wunderschöner Widerhall dieser kindlichen Freiheit inmitten einer alle Abenteuer dieser Welt bietenden Natur findet sich in den Büchern über die »Kinder aus Bullerbü« der schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren. Sie beschreibt eine Welt, in der die Kinder ihre natürliche Umwelt nach Herzenslust erkunden, gestalten und mit spielerischem Leben füllen.

Achten Sie bei der erneuten Lektüre dieser genialen Bücher – z. B. beim abendlichen Vorlesen mit Ihren Kindern – einmal bewusst auf die Rolle der Eltern. Sie agieren vollkommen ruhig, lassen die Kinder gewähren und halten sich ganz im Hintergrund, bieten einen zuverlässigen Rahmen aus Freiheit, Liebe und Geborgenheit, in dem die Kinder sich frei und unbeschwert entfalten können. Entsprechend souverän und voller Neugier und Lebensfreude bewegen sich die Kinder in der sie umgebenden Natur.

Heute dagegen hören wir, Kinder könnten nicht mehr auf einem Bein hüpfen oder auf Baumstämmen balancieren. Sie wüssten nicht, wie eine richtige Erdbeere oder eine frisch aus dem Boden gezogene Möhre schmecke. Sie hätten noch nie Erbsen ausgepalt und noch keine Kaulquappe gefangen. Kühe würden sie sich lila vorstellen und sie könnten eine Eiche nicht von einer Birke unterscheiden. Stattdessen würden sie täglich viel zu lange vor dem Fernseher oder dem Computer hocken. Sie seien in straffe Freizeitprogramme eingebunden, ihre Lernerfahrungen fänden in von Erwachsenen vorstrukturierten und vor allem zweckgebundenen Zusammenhängen statt (Nachhilfe, Musikschule, Ballettstunden usw.). Und selbstverständlich würden sie dabei mit dem Auto von einem Termin zum anderen gefahren.

Tatsächlich sind Naturwissen und Naturerfahrung nicht mehr selbstverständlich für heutige Kinder. Einen Großteil ihrer Zeit verbringen sie in geschlossenen und betreuten Räumen. Die Aufrüstung der materiellen Welt verstellt die Sicht auf die Natur und macht die Kindheit bewegungs- und erlebnisarm. Computerspiele und das Fernsehen müssen für Ersatzerlebnisse herhalten. Dabei besitzen Kinder eine angeborene Neugierde, um sich ihre Umwelt anzueignen. Werden ihnen in ihrer realen Umgebung hierfür keine Spielräume gegeben, bleibt ihnen manchmal gar nichts anderes übrig, als in virtuellen Welten Abenteuer zu erleben – mit den bekannten Folgen.

Denn die Abgeschnittenheit von der Natur und der zweckfreien Erprobung der eigenen Kräfte und Fantasien führt allzu oft zu Zappeligkeit und mangelnder Aufmerksamkeit. Immer häufiger schlagen Fachleute Alarm, sprechen von »Erfahrungstaubheit« und einem »Naturmangel« der Kinder. Stellvertretend für viele warnt der Biologie und Naturphilosoph Andreas Weber: »Ohne die Nähe zu Pflanzen und Tieren verkümmert ihre emotionale Bindungsfähigkeit, schwinden Empathie, Fantasie, Kreativität und Lebensfreude.« Und der Schweizer Kinderarzt Remo Largo ist berühmt für seinen Ausspruch: »Im Wald ist kein Kind hyperaktiv!« Kinder haben ein weit größeres Bedürfnis, sich zu bewegen, als Erwachsene. Im Tierreich ist das genauso. Nur wenn Kinder ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben dürfen, können sich Motorik, Körper und Geist frei entwickeln.

Wie es zu diesem grundlegenden Wandel von Kindheitserfahrungen kam, können wir hier nicht erschöpfend klären. Aber wir können der Entwicklung etwas entgegensetzen. Wenn wir früh genug damit anfangen, haben wir in unseren Kindern ganz natürliche Verbündete: Kinder lieben die Natur – und sie brauchen sie! Wir müssen sie nur bewusst dazu ermutigen, durch Feld, Wald und Wiese zu stromern, und ihnen dazu die nötige Freiheit und reichlich Gelegenheit geben. Wir können ihnen Freude an der Bewegung und der Natur vermitteln, können ihnen die Freiheit geben, draußen in der Natur wieder ein Stück weit zu »verwildern«. Selbst im eigenen Garten können wir damit anfangen, können ordentliche, für Kinder aber leider völlig langweilige Flächen umwidmen und unseren Kindern naturnahe Spielräume schenken, in denen sie sich nach Herzenslust ausprobieren und austoben können. So kann zumindest ein Teil des Gartens zum spannenden Abenteuerspielplatz werden. Kinder können direkte Erfahrungen mit der Natur sammeln und ganz nebenbei ihre Sinne, ihre Koordina tion und ihre Muskeln stärken.

Dieses Buch möchte Ihnen dafür die nötige Hilfestellung geben. Selbst im kleinen Reihenhausgarten ist Platz für unsere erprobten Bauprojekte aus natürlichen Materialien, die von Kindern aller Erfahrung nach gern bespielt und mit Begeisterung in Besitz genommen werden. Ob Land- oder Stadtgarten, Innenhof oder Grünfläche – spielerische Elemente lassen sich überall einbauen. Wählen Sie aus, was zu Ihrem Garten und Ihren Kindern am besten passt. Die genauen Anleitungen und Beschreibungen vereinfachen das Nachbauen.

Es ist also alles bestens vorbereitet. Sie brauchen nur noch zu überlegen, wo in Ihrem Garten Sie welche Spielidee umsetzen wollen, um jederzeit sagen zu können: »Kinder, geht raus, spielen!«

Ein Garten für Groß und Klein

Welche Wünsche verbinden die Familienmitglieder mit dem eigenen Garten? Was erwarten sie von ihm? Erwachsene suchen erfahrungsgemäß vor allem Ruhe und Entspannung. Möglicherweise wollen sie schöne Blumen pflanzen oder auch das eine oder andere Gemüse ziehen. Sie sehnen sich nach hübschen Sitzecken und nach außen abgeschirmten Gartenbereichen, in denen sie in Ruhe lesen, dösen, Kaffee trinken und mit anderen Erwachsenen reden können.

Kinder dagegen haben vor allem einen schier unerschöpflichen Bewegungsdrang. Sie wollen rennen und klettern, schaukeln und balancieren, buddeln und mit Wasser plempern. Sie haben einen Riesenspaß an Begegnungen, selbst mit kleinsten Tieren. Sie basteln gern spontan mit allem, was sie im Garten finden können, rühren bunte Suppen aus Blütenblättern, funktionieren Schilfstängel zu Speeren um oder bauen Sprungmatten aus dicken Blätterhaufen. Sie begeistern sich für Pflanzen, die schnell wachsen und ansehnliche Erträge bringen. Und sie naschen für ihr Leben gern ganz unkompliziert direkt von Bäumen, Sträuchern oder Beeten. Natürlich suchen aber auch sie Ruhe und Abgeschiedenheit. Sie lieben lauschige Rückzugsgebiete, in denen sie ungestört ihren Rollenspielen nachgehen können. Manchmal wollen sie sich einfach nur zurückziehen und sich für eine Weile aus der zuweilen auch für sie doch recht anstrengenden Welt ausklinken.

Die Wünsche und Erwartungen der verschiedenen Gartennutzerinnen und -nutzer können also durchaus recht unterschiedlich sein. Bei der Planung naturnaher Spielangebote im eigenen Garten ist dies unbedingt zu berücksichtigen. Legt jemand Wert auf eine ausgetüftelte Gartengestaltung mit akkurat angelegten und gepflegten Beeten, tut er sich möglicherweise schwer damit, Kindern zu erlauben, nach Herzenslust in seinem Garten herumzubuddeln und zu matschen. Und wer nach der Arbeit auf der Gartenbank in Ruhe Zeitung lesen und entspannen will, findet es nicht so schön, wenn ihm Fußbälle oder Indianerpfeile um die Ohren fliegen.

Wie immer im Familienleben sind Kompromisse gefragt. Hilfreich ist es, schon bei der allerersten Planung Kinder- und Erwachsenenbereiche gegeneinander abzugrenzen, ohne freilich das Miteinander zu kurz kommen zu lassen. Von Anfang an sollte möglichst klar sein, wer sich wo ausleben darf, ohne die jeweils anderen grob zu stören. Ebenso wichtig sind aber natürlich auch die untereinander ausgehandelten und abgesprochenen Grenzen. Wo ist der Spielbereich der Kinder zu Ende? Welche Blüten dürfen gepflückt, welche Pflanzenteile abgebrochen werden? Müssen Tobepausen eingehalten werden (z. B. wenn die Eltern von der Arbeit nach Hause kommen oder die Nachbarin ihren Mittagsschlaf hält)? An welche Grundregeln sollten sich auch Kinder, die zu Besuch sind, halten? Und welche Abmachungen müssen die Eltern befolgen (z. B. nicht das Kinderbeet »aufräumen«, weil sie es »unordentlich« finden)?

Wie teilen wir uns den Gartenplatz?

In der Abbildung auf der nächsten Seite sehen Sie ein gelungenes Beispiel für ein harmonisches Miteinander von Groß und Klein in einem gemütlichen, abwechslungsreichen Garten.

Schon auf den ersten Blick fällt die schwungvolle, an der Spiralform orientierte Gestaltung ins Auge. Den »Nabel« des Gartens bildet denn auch die gleich an der Terrasse gelegene, um einige Küchenkräuter ergänzte Gummibärchenspirale. Von ihr aus führen mehrere Wege wie geschwungene Speichen eines Rades in die verschiedenen Gartenbereiche.

Auf dem Sandspielplatz können kleinere Kinder von der Terrasse aus gut beaufsichtigt werden. Auch der parallel zu einem der Wege verlaufende Bachlauf ist von der Terrasse aus leicht einzusehen. Hier können die Kinder Wasser stauen und Bötchen fahren lassen. Der angrenzende Wasserspielplatz bietet reichlich Gelegenheit zum kreativen Spiel mit Wasser und Kieselsteinen. Auf der Wildblumenwiese gibt es viele schöne, von Schmetterlingen und Hummeln gern besuchte Blüten zu entdecken. Einen verschwiegenen Rückzugsort bietet den Kindern das Strauchhaus in der Gartenecke.

Zwischen Wildblumenwiese und Rasen steht eine bequeme Feierabendbank, von der aus man den Blick auf den Garten und zurück zum Haus genießen kann. Auf dem quer über den Rasen führenden Wackelsteg können sich die Kinder austoben. Ein Gang durch die Beerensträucher-Allee verheißt leckere, unkomplizierte Gaumengenüsse. Auch von den Säulenobstbäumen können Kinder wie Erwachsene sich schöne, reife Früchte pflücken.

Die Beete im Naschgarten tragen zur Frischkostversorgung in der Küche bei und vermitteln den Kindern erste Erfahrungen beim Anbau ihrer liebsten Gemüsearten. Die Erwachsenen finden ihr Gärtnerglück im Rosenbeet und im Steingarten. Von einer grünen Schnitthecke aus Feldahorn oder Hainbuche, reichblühenden Heckenrosen, Sträuchern und Spalierobst wird der Garten sehr hübsch eingerahmt.

Natürlich sind viele andere Aufteilungen und Gestaltungsmöglichkeiten denkbar. Auch die Frage, ob Sie tatsächlich gleich mehrere Spielangebote schaffen oder sich nur ein oder zwei Projekte herausgreifen, ist ganz Ihnen überlassen. Entscheidend sind natürlich auch das Platzangebot und die konkreten Gegebenheiten in Ihrem Garten. Überlegen und planen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern, bis Sie eine Lösung gefunden haben, mit der alle Seiten zufrieden sind.

Im abwechslungsreichen Familiengarten fühlen sich Kinder und Erwachsene wohl.

Kinder spielen anders – und finden andere Dinge schön

Erwachsene spielen zielgerichtet und nach festen Regeln. Kinder dagegen sind beim Spielen völlig offen. Sie probieren Dinge aus, entscheiden sich je nach Bedürfnis plötzlich um und lenken ihr Spiel spontan in eine neue Richtung. Um dem entgegenzukommen, sollten auch die Spielräume, die wir ihnen im Garten anbieten, in vielerlei Hinsicht offen sein. Sie sollten nicht zu viel Struktur vorgeben, sondern nur eine Grundlage bilden, auf der sich möglichst viele Spieloptionen entfalten können.

Denken wir zum Beispiel an den naturnahen Wasserspielplatz und vergleichen wir ihn mit den zusammensteckbaren Plastik-Wasserstraßen mit vorgefertigten Schleusen und Brücken, die man im Spielzeugladen kaufen kann. Mit Wasser zu spielen macht immer Spaß. Aber das Interesse wird rasch nachlassen, wenn alles Vorgegebene nachgespielt und die von vornherein beschränkten Möglichkeiten erschöpft sind.

Der naturnahe Wasserspielplatz dagegen verspricht unbegrenzten Spielspaß. Hier gibt es immer wieder etwas zu verändern. Die Kinder können Mulden buddeln, kleine Wasserstellen anlegen, Inseln schaffen, Dämme errichten, Brücken anlegen, Flöße und Bötchen fahren lassen, Kies baggern, mit Eimern und Gießkannen planschen, nach allen Richtungen mit Wasser spritzen und, und, und … Der Unterschied zu einer gekauften Wasserstraße ist ungefähr so groß wie der zwischen einem natürlichen Bachlauf mit all seinen spannenden Strudeln, ruhigen Wasserbecken und Uferpflanzen und einem wie mit dem Lineal auf der Landkarte gezogenen, künstlich ausgebaggerten Schifffahrtskanal.

Auch hier müssen sich ordnungsliebende Erwachsene einmal mehr tolerant zeigen. Ein naturnaher Spielraum ist ständig im Wandel begriffen, wird unzählige Male umgebaut und umgestaltet und natürlich bis zum nächsten Spieltermin »unordentlich« zurückgelassen. Wappnen Sie sich von vornherein mit einer großen Portion Gelassenheit. Was Sie vielleicht als Chaos aus Kiesel, Sand und Wasser empfinden, ist für Ihre Kinder das schönste Spielparadies.

Ähnlich ist es mit dem vom Vater schön ordentlich mit Wasserwaage und einem Bausatz aus dem Heimwerkermarkt gebauten, quadratisch praktischen Baumhaus, das unserer Erfahrung nach oft nur mit lauem Interesse bespielt wird. Je schräger und ausgefallener, unsymmetrischer und origineller, desto besser kommt das Baumhaus bei den Kindern an und beflügelt ihre Fantasie. Denken Sie an Peter Lustigs Bauwagen mit seiner herrlichen Treppe aus alten Kneipenstühlen, der Gitarrenklingel und der Terrassen-Badewanne. Für ganze Generationen von Kindern war er der Traumort schlechthin, für die geniale Sendung »Löwenzahn« Ausgangspunkt unzähliger Erlebnisse und Abenteuer. Sicher mit ein Grund für den durchschlagenden Erfolg: Hier hat sich ein erwachsener Mann die Liebe zum Schrägen und zur kindlichen Ästhetik bewahrt. All dies sollten Sie bedenken, wenn Sie für Ihre Kinder bauen oder – noch wichtiger! – sie in das Bauen einbeziehen. Gehen Sie auf die Ideen und Vorschläge der Kinder ein, auch wenn Sie Ihnen »schräg« und nicht ordentlich genug erscheinen. Ihr gemeinsames Gartenprojekt braucht nicht perfekt zu werden. Das Allerwichtigste ist, dass es von Ihren Kindern und deren Freundinnen und Freunden als Spielraum angenommen wird. Dies sollte Ihr wichtigstes Erfolgskriterium sein!

Die vier Grundbedürfnisse: ausruhen, kreativ sein, Natur erleben, spielen

Kinder haben vor allem vier Wünsche an einen Garten:

• Sie wollen ungestört sein, sich von ihrem anstrengenden Alltag erholen und zur Ruhe finden.

• Sie wollen etwas Kreatives tun, bauen, forschen, sich ausprobieren.

• Sie wollen die Natur in all ihren Facetten erleben.

• Und sie wollen (und sollen!) vor allem eines: spielen, spielen, spielen!

Je nach Tagesform und Stimmung stehen einzelne oder mehrere dieser Bedürfnisse im Vordergrund. Besonders attraktiv wird Ihr Garten jedoch für Ihre Kinder, wenn Sie für jedes dieser Bedürfnisse ein schönes Angebot in petto haben. Einigermaßen passables Wetter vorausgesetzt, werden Sie die Vorfreude heraushören können, wenn es heißt: »Ich geh ein bisschen raus in den Garten …!«

In dem Wissen um die vier Grundbedürfnisse haben wir die Bauprojekte in diesem Buch zusammengestellt. Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten bieten das Baum- oder Strauchhaus, das Spielgebüsch und das Indianertipi. Die Kreativität fördern der Wasserspielplatz, die Buddelstelle, der Sandspielbereich und verschiedene Bastel- und Gestaltungsideen. Naturerlebnisse ermöglichen die Gummibärchenspirale, der Tierbeobachtungsteich, der Nasch- und der Picknickplatz. Die Bewegung schließlich kommt auf dem Wackelsteg und dem Kletterparcours zu ihrem Recht.

Bedürfnisse des Kindes

Angebote im Garten

Ruhe

Strauchhaus, Weidentipi, Hängematte, Picknickplatz, Baumhaus

Kreativität

Wasserspielplatz, Buddelstelle, Baumhaus, Sandspielbereich, Bastel- und Gestaltungsideen

Naturerlebnis

Gummibärchenspirale, Tierbeobachtungsteich, Naschgarten

Bewegung

Wackelsteg, Baumstamm-Mikado, Niedrigseilgarten, Schaukel

Beziehen Sie diese Übersicht auch in Ihre Planungsüberlegungen ein. Wo liegen die Hauptbedürfnisse Ihrer Kinder? Durch welches Angebot werden Sie ihren Bedürfnissen in verschiedenen Lebenssituationen am besten gerecht?

Mit viel Spaß gemeinsam bauen

Wenn Sie Ihre Kinder von Anfang an in Planung und Umsetzung der naturnahen Spielräume einbeziehen, hat das viele Vorteile: Die Kinder können ihre Ideen einbringen, bei der Planung ihre Kreativität entfalten und beim Bauen viel lernen und die vielfältigsten Erfahrungen sammeln. Über die aktive Teilhabe identifizieren sie sich viel stärker mit dem Entstandenen, Stolz und Spiellust entwickeln sich fast von selbst.

Gehen Sie die Zusammenarbeit aber locker an und bleiben Sie flexibel. Der gemeinsame Bau der neuen Spielräume darf für die Kinder nicht zur Strafexpedition werden, sonst regen sich Abwehr und Widerwillen. Überlegen und entscheiden Sie gemeinsam, was gebaut wird. Sorgen Sie für ein möglichst gleichberechtigtes Bauen und verhandeln Sie auf Augenhöhe. Fragen Sie die Kinder, wo sie helfen können und wollen. Und betonen Sie, dass die Kinder mithelfen »dürfen«. (Schon die Formulierung »Du darfst mithelfen«, statt »Du musst mithelfen«, sorgt für einen großen Unterschied.)

Wählen Sie für die Kinder überschaubare Teilaufgaben aus, von denen diese sich nicht überfordert fühlen, und lassen Sie sie in Frieden ziehen, wenn sie das vorher Vereinbarte erledigt haben und nun lieber etwas anderes machen wollen. Formulierungen wie »Für wen mach ich das hier eigentlich alles? Du könntest gefälligst mit anpacken!«, sollten Sie sich verkneifen. Die Mitarbeit soll den Kindern

Spaß machen, und den sollten Sie ihnen nicht verderben.

Dazu gehört natürlich auch, die Anliegen und Ideen der Kinder ernst zu nehmen und mit zu berücksichtigen. Können Sie Kinderwünschen nicht entsprechen, erklären Sie ruhig, was geht und was nicht, und tragen Sie auch Ihre Bedürfnisse vor. Schließlich geht es darum, den Garten so zu gestalten, dass sich alle Familienmitglieder darin wohlfühlen.

Auch die Zukunft können Sie beim Planen ruhig schon im Auge behalten. Was wird aus den verschiedenen Spielgartenelementen, wenn sie nicht mehr von Kindern bespielt werden? Bei vielen Projekten gibt es schöne Ideen für die langfristige Nutzung. Aus einem Wasserspielplatz zum Beispiel kann ein schöner Gartenteich, aus einem Sandspielbereich ein Trockenbeet werden. Am meisten aber können sich unserer Erfahrung nach die Erwachsenen darauf freuen, eines Tages das Baumhaus ihrer Kinder mit vielen dicken Sitzkissen erobern zu dürfen. Einen gemütlicheren Leseplatz kann man sich kaum vorstellen!

Nichts für Perfektionisten

Eines sollten Sie sich für die Bau- und Gestaltungsphase noch fest vornehmen: Versuchen Sie, nicht perfektionistisch zu sein. Wie schon eingangs erwähnt: Kinder lieben ihre Umgebung umso mehr, wenn sie nicht »auf Kante« getrimmt, rechtwinklig eingemessen und mit der Wasserwaage kontrolliert ist. Je schräger, fantasievoller und origineller, desto schöner für sie. Und in einem Umfeld, das nicht perfekt ist, brauchen sie auch keine Angst zu haben, etwas »unordentlich« zu machen. Fantasie und Spielfreude haben hier freien Lauf.

Zum nichtperfektionistischen Vorgehen gehört auch, vorhandene Materialien zu nutzen, wann immer dies möglich ist. Es müssen nicht immer neue Einheitselemente aus dem Baumarkt sein. Überlegen Sie, was Sie noch übrig oder vorrätig haben und was Sie eventuell von anderen bekommen oder eintauschen können. Auch auf diesem Gebiet haben Kinder oft sehr gute und kreative Ideen.

Apropos: Nutzen Sie das gemeinsame Bauen im Garten, um Talente zu entdecken und zu fördern. Sie werden erstaunt sein, wie geschickt Ihr Kind ist, wie gut es Lösungen finden und zupacken kann. Zeigen und erklären Sie, was Sie tun, im Zusammenhang und ohne sich aufzudrängen oder belehrende Vorträge zu halten. Loben Sie Ihr Kind und ermuntern Sie es, auf das Geschaffene stolz zu sein.

Man nehme …

… kommt ganz darauf an! Denken Sie immer daran: Die Bauanleitungen in diesem Buch mögen auf den ersten Blick so exakt klingen wie Kochrezepte, sind es aber nicht. Beim Bauen mit natürlichen – und deshalb variablen – Materialien lässt sich nicht alles genau beschreiben und voraussehen. Mengen-, Maß- und Gewichtsangaben sind deshalb immer nur Anhaltspunkte und müssen den jeweiligen Gegebenheiten (z. B. Bodenbeschaffenheit, Geländeprofil, regional verfügbare Materialien) angepasst werden. Auch die Frage, welches Werkzeug eingesetzt werden soll, kann im Einzelfall oft unterschiedlich beantwortet werden. Scharfe Holzkanten z. B. lassen sich mit einer Flex oder einfach auch mit Schleifpapier abrunden. Holzstämme können beispielsweise mit einer Handsäge bearbeitet werden, Profis mit entsprechenden Vorkenntnissen können dazu eine Motorsäge benutzen. Wieder einmal zeigt sich: Mehrere Wege führen zum Ziel. Und wenn Sie sich beim Bauen einmal nicht ganz sicher sind, wie ein bestimmtes Detail umgesetzt werden kann, scheuen Sie sich nicht, andere kompetente Handwerker um Rat zu fragen.

Sicherheit beachten – und locker bleiben!

Bevor es an die Praxis geht, noch ein sehr wichtiges Thema. Natürlich sollen alle Spielräume für Kinder so sicher wie möglich sein. Risiken kann man vermeiden, indem man für einen nachgiebigen Untergrund sorgt, alles stand- und kippsicher macht und genügend Freiräume zum Toben freihält. Vor allem sollte man darauf achten, dass die Kinder beim Spielen nirgends hängen bleiben oder sich einklemmen können. Scharfe oder spitze Teile, an denen sie sich verletzen könnten, sollte es tunlichst nicht geben. Und mögliche Risiken müssen erkennbar sein – scheinbar fest liegende Baumstämme, die wegrollen können, wären zum Beispiel schlecht.

Gleichzeitig müssen Eltern lernen loszulassen. Dass Kinder sich heutzutage so wenig frei und spontan in der Natur bewegen, hat auch mit der zunehmenden Ängstlichkeit der Eltern zu tun, die nicht wollen, dass ihre Kinder »irgendwo draußen« spielen, die alles kontrollieren und sie beim Klettern immer festhalten wollen.

Natürlich sollen Kinder keinen Gefahren ausgesetzt und weder überfordert noch unter