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Weihnachten steht vor der Tür! Aber auf Sofias Campingplatz geht es alles andere als besinnlich zu. Im Gegenteil versetzt eine Adventsrallye ganz Hirschlingen in Aufruhr. Der Hauptgewinn: Ein Porsche! Die besten Erfolgschancen scheint Sofias Campinggast Max Meindl zu haben. Doch kurz vor der Zielgeraden bricht er plötzlich zusammen und stirbt. War es ein Unfall? Oder ein Mord? Und was haben die Pralinen damit zu tun, die plötzlich überall auf dem Campingplatz und im Dorf auftauchen? Die Spürnasen der Hirschgrundis jucken ganz gewaltig: Denn um doch noch ein ruhiges Weihnachtsfest zu genießen, müssen sie sich wieder mal selbst auf die Suche nach dem Mörder machen.
»Der Tod backt heute Weihnachtsplätzchen« ist der siebenundzwanzigste Teil der erfolgreichen Bayern-Krimi-Reihe »Sofia und die Hirschgrund-Morde« von Susanne Hanika. Krimi trifft auf Humor, Nordlicht auf bayerische Dickschädel, Hobbyermittlerin auf feschen Kommissar - dazu jede Menge Leichen, Mörder und Ganoven. Und all dies vor herrlich bayerischer Kulisse!
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
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Seitenzahl: 246
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Weihnachten steht vor der Tür! Aber auf Sofias Campingplatz geht es alles andere als besinnlich zu. Im Gegenteil versetzt eine Adventsrallye ganz Hirschlingen in Aufruhr. Der Hauptgewinn: Ein Porsche! Die besten Erfolgschancen scheint Sofias Campinggast Max Meindl zu haben. Doch kurz vor der Zielgeraden bricht er plötzlich zusammen und stirbt. War es ein Unfall? Oder ein Mord? Und was haben die Pralinen damit zu tun, die plötzlich überall auf dem Campingplatz und im Dorf auftauchen? Die Spürnasen der Hirschgrundis jucken ganz gewaltig: Denn um doch noch ein ruhiges Weihnachtsfest zu genießen, müssen sie sich wieder mal selbst auf die Suche nach dem Mörder machen.
Blaues Wasser, klare Luft, in der Ferne bei schönem Wetter die Alpen – das ist der Hirschgrund, ein idyllischer See mitten in Bayern. Nebenan der gleichnamige Campingplatz. Doch die Idylle trügt – denn es wird mörderisch.
Kaum ist die neue Besitzerin Sofia auf dem Platz angekommen, stolpert sie über den ersten Toten. Sofia ist entsetzt! Und dann neugierig. Bald schon entdeckt sie ihr Talent fürs Ermitteln und fängt an, in der bayerischen Idylle so einiges umzukrempeln …
SUSANNE HANIKA
Der Tod backt heute Weihnachtsplätzchen
Ein Bayernkrimi
Die Wohnwagen meiner Dauercamper hatten seit ein paar Tagen schöne dicke Schneehauben auf den Dächern, die drei großen Birken ließen unter der Schneelast die Äste hängen, und selbst das Geschirrspülhäuschen sah romantisch winterlich aus! Etwas eilig, aber trotzdem zufrieden mit meiner momentanen Campingplatzsituation, war ich zu einer kurzen Hunderunde aufgebrochen – schließlich hatte ich heute noch einiges vor! Statt hinüber zum Wald zu gehen, stiefelte ich durch den Schnee nur bis zum Strand meines Campingplatzes, direkt neben Evelyns Café »Fräulein Schmitts«. Tief durchatmend blickte ich eine Weile ans andere Ufer, während meine Hunde Lola, Clärchen und Milo schnuppernd ihren Lieblingspinkelbaum aufsuchten. Auch der Wald wirkte sehr romantisch weihnachtlich – die schneebedeckten Bäume waren wie die Kulisse eines stimmungsvollen Weihnachtsfilms. Mein Atem gefror in der Luft, und meine Finger wurden in den etwas dünnen Handschuhen schon steif, obwohl ich noch nicht lange draußen war. In meiner Jackentasche fing mein Handy an, »Senorita« zu spielen.
Jonas!
»Na«, sagte ich. »Wie geht’s?«
»Ich habe heute schon ein Kind gewickelt«, berichtete er stolz.
»Und, hat’s geklappt?«, wollte ich wissen.
»Ja. Erst hat er mich angepinkelt, aber dann habe ich es ganz gut hinbekommen. Glaube ich wenigstens.«
»Ich bin stolz auf dich«, lobte ich ihn, während mein Blick über den zugefrorenen Hirschgrunder See bis zu Milo glitt, der etwas ratlos auf den Schnee starrte.
»Schade, dass du nicht hier bist«, sagte er schließlich, und ich bekam ein bisschen ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht mit zu seinem Bruder und dessen Familie gefahren war. Ehrlicherweise hatte ich mich ein bisschen gedrückt, und ich fand es eigentlich auch blöd, dass ich seine Familie immer noch nicht kennengelernt hatte. Immer kam etwas dazwischen, was mir in dem Moment wichtiger erschien.
»Wenn die Sache mit der Adventsrallye durch ist, könnte ich ja noch nachkommen«, schlug ich vor. »Dann ist am Campingplatz nichts mehr los.«
»Echt?«, fragte Jonas erstaunt, der wohl zurecht davon ausgegangen war, dass ich mich hauptsächlich vor Verwandtenbesuchen drücken wollte.
Ich kam mir unglaublich toll vor, weil ich »echt« antwortete. Und das, obwohl ich von den letzten Tagen so erschöpft war, dass ich am liebsten nur noch auf der Couch hätte liegen und sämtliche verfügbaren Weihnachtsfilme suchten wollen, die es zu streamen gab.
»Ich such dir einen Zug raus«, sagte Jonas fröhlich. »Und hol dich vom Bahnhof ab!«
»Super«, stimmte ich ebenfalls fröhlich zu, obwohl ich gerade Wahnfantasien von mir, Sofas und Plätzchen hatte. »Ich ruf dich heute Abend noch mal an, wenn die Rallye vorbei ist!«
»Und konzentrier dich drauf …«, setzte Jonas an. Er ließ den Satz unvollendet.
»Worauf?«, wollte ich wissen, obwohl ich es natürlich wusste.
»Du weißt schon«, sagte er streng. »Keine Mordermittlungen.«
Ich lachte, aber weil ich fröstelte, klang das Lachen etwas gekünstelt. Ich versprach es trotzdem und wischte das Gespräch weg. Fast 9 Uhr! Es wurde wirklich Zeit, dass ich loskam!
Obwohl die Hunde mit dem ausgiebigen Beschnuppern der einzelnen Pinkelstellen noch nicht fertig waren, stapfte ich vom See zurück hinauf zu meinem Campingplatz. Die Wege waren hübsch und frei, mein Mädchen für alles, der Sepp, hatte sich schon in aller Früh gewissenhaft ans Räumen gemacht. Vielleicht war er auch so früh dran gewesen, weil er – wie die meisten Leute von hier – sehr neugierig auf die Ereignisse des heutigen Tages war! Ich warf einen kurzen Blick auf das Plakat, das jemand an die Tür des Geschirrspülhäuschens gehängt hatte:
Die große Adventsrallye, die Schrift knallrot und geschwungen. Das Bild selbst war eine Zusammenstellung mehrerer Gebäude aus dem Ort und dem Landkreis, unter anderem dem Wirtshaus vom Alex. Direkt vor die Kirche unseres Ortes war etwas stümperhaft ein Porsche Cayenne hineingephotoshopt worden. Es gab einen QR-Code, der einen auf die Seite der Gemeinde führte und über die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels informierte. Jemand hatte einen Zeitungsartikel daneben gepinnt, dort wurde man darüber informiert, dass die »Adventsrallye« Teil eines Förderprogramms für Kommunen zur Stärkung des Einzelhandels war und der Stärkung des »Erlebnisfaktors Innenstadt« diente – was eindrucksvoller klang, als die drei beteiligten Ortschaften waren. Teilnehmende konnten sich an zwei Wochenenden ab neun Uhr in der Früh im Rathaus die Rätselfragen abholen. Die abschließende Bewertung fand durch eine Jury statt, die mit dem Bürgermeister, ausgewählten Ladenbesitzern sowie Alex und mir besetzt war. Die Gewinne waren recht großzügig: Hauptsächlich Einkaufsgutscheine, aber eben auch dieser teure Porsche! Ein wenig hatte ich Bedenken wegen der großen »Ehre«, die mir zuteilwurde, die Bekanntgabe der Gewinner würde nämlich hier bei mir am Campingplatz stattfinden!
Aus dem Geschirrspülhäuschen kam die Vroni heraus, eine meiner liebsten Camperinnen. Sie trug einen dicken roten Anorak, einen grauen Schal und eine rote Bommelmütze, und ihre Wangen hatten ungefähr die gleiche Farbe wie die Mütze. Unten herum trug sie noch ihren Schlafanzug und wirkte ziemlich aufgeregt.
»Hast du Elias gesehen?«, fragte sie mich außer Atem, als wäre sie schon eine Weile sehr schnell herumgelaufen.
»Nein«, gab ich zu. »Heute noch nicht. Aber warte, war er nicht mit den Langlaufskiern …«
Elias war zwar noch schulpflichtig, war aber schon vorgestern angereist, weil seine Schule wegen einer Grippe-Epidemie bereits zwei Tage vor den Ferien geschlossen hatte und Homeschooling angesagt war. Von seinem Homeschooling hatte ich gar nichts mitbekommen, zumindest hatte ich ihn die letzten beiden Tage ständig allein mit Langlaufskiern herumfahren sehen, mit einer Miene, als wäre er auf einer Mission. Vielleicht war das auch nur eine Hausaufgabe gewesen.
»Ach Elias«, schimpfte die Vroni.
»Er ermittelt«, grinste ich.
»Ja. Eben. Da sind wir mal froh, dass endlich nichts passiert, und schon macht er sich auf und verfolgt Leute.«
»Wen denn?«, fragte ich neugierig.
»Keine Ahnung. Er war gestern gerade mal eine halbe Stunde da, da ist er schon im Dunkeln einem Mann hinterhergefahren, der für den Bürgermeister Weihnachtsgeschenke verteilt«, sagte sie. »Danach saß er auf dem Friedhof und hat verdächtige Gespräche belauscht. Ich bitte dich! Wer sollte denn am Friedhof verdächtige Gespräche führen …«, empörte sie sich.
»Und ich kann wieder sehen, wie ich ihn finde und von weiterem Unsinn abhalte!«
Ich nickte. Elias war schwer von Unsinn machen abzuhalten, besonders, wenn es um Mordermittlungen ging. Upsi. Jetzt hatte ich auch an Mordermittlungen gedacht, obwohl es keine gab! Neben uns heulte ein Motor auf, und dann fegte mein Rasentraktor, umfunktioniert zum Schneeräumer, an uns vorbei und stäubte uns ordentlich mit Schnee ein. Sepp sah auch aus, als hätte er eine Mission.
»Elias ist den ganzen Tag unterwegs, ohne mir zu verraten, was genau er tut. Ich finde das höchst verdächtig!«, regte sich die Vroni auf und fegte mit der Hand den Schnee vom Anorak.
»Wenn ich ihn sehe, sage ich ihm Bescheid«, versprach ich.
Ich stapfte weiter, und vor der kleinen Bretterbude, die mitten auf dem Campingplatz aufgebaut war, holten mich meine Hunde ein. Bis auf meinen alten Milo, der noch ein paar Minuten länger herumschlurfte. In der Bude würde die Weihnachtskrippe untergebracht werden und als Kulisse für das »Weihnachtliche Singen« und später die Prämierung des Adventsrallye-Gewinners dienen. Lola versteckte sich hinter mir, sie hatte sich definitiv nicht an unsere neuen Gäste hinter dem kleinen Zaun gewöhnt: Vorgestern waren für die Weihnachtskrippe Ochs und Esel bereits angeliefert worden – von Peter Hirmer, einem Mann mit einem kleinen Bauernhof im Ort. Allerdings in Form von vier Schwarzhalsziegen, die neugierig ihre Nasen über den Zaun steckten.
»Na, was macht denn ihr hier?«, wollte ich wissen und versuchte, die neugierigste von ihnen zu streicheln. Aber weil ich nichts zu Fressen dabei hatte, wichen sie alle vor mir zurück.
Die Ziegen sahen prächtig aus. Aber anscheinend war der mit den riesigen Hörnern ein Bock, denn er stank ganz bestialisch.
Es war schon einiges los am Campingplatz, denn keiner wollte die »große Jagd« verpassen, wie alle das heutige Finale der Adventsrallye nannten. Ich war schon kurz vor der Rezeption, als ich Richard Himmelreich sah. Er kam gerade aus seinem alten T4 VW-Bus und rannte mit verkniffener Miene Richtung Klohäusl. Wie schon gestern trug er einen blauen, warmen Parka mit Pelzbesatz. Dabei wirkte er überhaupt nicht glücklich, obwohl er gestern behauptet hatte, dass Campingurlaub das Beste überhaupt sei. Je extremer, desto besser, mit den Temperaturen wie jetzt, schön unter Null, einfach ein Träumchen. Er war vielleicht Mitte 40 und durchtrainiert und hatte anfangs auch gewirkt, als wäre er in der Lage, einen strammen Winter-Campingurlaub zu verkraften. Doch gerade sah es aus, als würde ihn das komplett an seine Grenzen bringen.
In Winterstiefeln und Bademantel kam mir der Hetzenegger entgegen, mit zwei Kulturbeuteln unter dem Arm. Ihm machte das kalte Wetter überhaupt nichts aus! Seine Frau kam ihm auch mit etwas Abstand nachgeschlappt, sie sah nicht aus, als hätte sie Elias gefunden.
»Der Himmelreich scheint’s eilig zu haben, aufs Klo zu kommen«, grinste der Hetzenegger.
»Der Arme hat seit gestern Abend Dünnpfiff«, sagte die Vroni mit tadelndem Unterton.
»Gerade hast du noch gesagt, was er für ein Glück hat«, beschwerte sich ihr Mann.
»Naja, Glück«, murmelte die Vroni.
»Sie hat Verstopfung und versucht gerade alles Mögliche, dass alles wieder so richtig in Gang kommt«, erklärte mir der Hetzenegger bereitwillig. »Vielleicht hat der Himmelreich ja die fermentierten Zwetschgen ausprobiert, die du dir gestern gekauft hast!«, rief er über die Schulter seiner Frau zu.
»Kannst du mal aufhören?«, rief die Vroni zurück, »das will die Sofia alles gar nicht hören.«
Wie wahr!
Der Hetzenegger grinste nur und verlangsamte seine Schritte, damit seine Frau zu ihm aufschließen konnte.
»Was denn?«, fragte er, während sie ihm einen kleinen Patscher auf den Arm gab. »Vielleicht hat die Sofia ja ein paar Tipps auf Lager!«
Ich war geistig hauptsächlich damit beschäftigt, mir zu überlegen, wie ich unerkannt zum Stöcklbräu kam, um niemandem zu verraten, wo die Lösung des großen Rätsels wartete! Immerhin einen der Teilnehmer hatte ich nicht an der Backe: Herr Himmelreich saß auf dem Klo, und wer wusste schon, wann er wieder einsatzfähig sein würde.
Gerade hatte ich den Gedanken verworfen, mein Auto vom Schnee zu befreien, und plante, einfach zu Fuß zu Alex zu stapfen. Da bemerkte ich, dass Max Meindl gerade mit einem Zettel in der Hand von seinem in die Jahre gekommenen Wohnmobil Richtung Rezeption stapfte. Auch er war einer der Teilnehmer.
»Können Sie mir vielleicht verraten …«, fragte er, als er bei mir ankam. Heute sah er unglaublich bleich und übermüdet aus, als hätte er die gesamte Nacht nicht geschlafen. Seine Haut war richtig fahl von all dem Stress, den er zu haben schien! Hinter mir tauchte überraschend Evelyn auf und erwiderte in harschem Tonfall: »Nein. Wir dürfen uns dazu nicht äußern.«
Der Meindl warf ihr einen bösen Blick zu. In seiner Hand hielt er den Zettel mit den Fragen, die man lösen musste. Hektisch schaute ich auf meine Uhr. Was, schon zwölf nach neun! Und was, erst zwölf nach neun, und der Meindl hatte sich schon einen Fragezettel vorne im Rathaus geholt und war schon wieder zurück am Campingplatz?
»Wir wissen auch gar nichts«, bestätigte ich freundlich.
Das stimmte natürlich nicht. Die große Adventsrallye hatte heute ihr Finale, und natürlich wusste ich, was die Lösung war, schließlich saß ich in der Jury und würde mit überwachen, wer das Rätsel als erstes gelöst bekam. Zusammen mit Alex vom Stöcklbräu, wo die Rallye ihr Ende finden würde.
»Wir haben jetzt auch gar keine Zeit, wir müssen zum Bäcker fahren«, mischte sich Evelyn wieder ein, obwohl wir nie gemeinsam zum Bäcker fuhren.
Max Meindl sah uns mit grimmiger Miene an, als wären wir an irgendetwas schuld. Der Typ war bei unseren Campern überhaupt nicht beliebt, er war ein Mann um die 50 Jahre und hatte immer ein fieses Grinsen im Gesicht. Manchmal auch nur eine gerunzelte Stirn, aber meist dieses Lächeln, was eher so aussah, als wäre er ein aggressiver Schimpanse. So hatte es jedenfalls unser ältester Camper formuliert, der Gröning. Der war einmal Biologielehrer gewesen und hatte total Ahnung von Drohgebärden bei Schimpansen. Auch die Haarfarbe war ein bisschen schimpansenähnlich, deswegen hatte ich immer dieses Bild im Kopf, sobald ich ihn sah.
Max Meindl hatte zwar zusammen mit Richard Himmelreich die größten Chancen, das Spiel zu gewinnen, denn die beiden lagen punktemäßig gleichauf. Aber wir drückten alle dem netten Richard die Daumen. Den sah ich gerade schon wieder Richtung Klohäusl rennen, das Gesicht verzerrt, als hätte er große Schmerzen. Offensichtlich hatte er versucht, das Klo zu verlassen, war aber nicht weit gekommen.
»Jetzt steig schon ein, ich brauche deine Hilfe beim Tragen des Gebäcks«, sagte Evelyn zu mir.
Ich vermutete, dass sie mich nur vor dem Meindl retten wollte.
»Außerdem müssen wir noch den Weihnachtsbaum abholen«, ergänzte sie und klopfte auf den Dachgepäckträger meines Autos.
Nächste Lüge. Den hatten wir längst geholt, schließlich war bereits der 21. Dezember!
Evelyn hatte sich heute extra schick gemacht, so richtig mit einer großen Pelzhaube und einem enggeschnürten Mantel mit Pelzbesatz. Mit dem Freiräumen von Autos hatte sie es nicht so, sie setzte sich einfach hinein und schaltete die Scheibenwischer ein, während ich schnell mit der Hand über die Windschutzscheibe fuhr. Da es wunderbarer Pulverschnee war, ging das relativ einfach.
»Jetzt warte doch mal, ich muss erst die Hunde in die Rezeption lassen«, bat ich, und Evelyn ließ schon mal den Motor an, bevor Max noch etwas fragen konnte.
Als ich hinter mir die Rezeptionstür geschlossen hatte, hörte ich noch, wie unser Campingplatz-Papagei Katmandu einen Pistolenschuss originalgetreu imitierte. Inzwischen störte das weder mich noch die anderen. Ich rannte schnell zum Auto und konnte gerade noch auf den Beifahrersitz springen, da brauste Evelyn schon los. Die Beifahrertür hatte ich noch gar nicht richtig geschlossen.
»Sage mal!«, beschwerte ich mich, während ich die Tür zuknallte.
»Ich will nicht, dass uns der verfolgt«, behauptete Evelyn und bog schlitternd und mit durchdrehenden Reifen auf die Landstraße vor in den Ort ab.
»Ich lass dich bei der Bäckerei raus, dann kannst du über den Seeweg zum Stöckl gehen«, schlug sie vor. »Das sieht kein Mensch.«
Ich sah im Rückspiegel noch, dass Max Meindl auf die Straße gerannt kam, um zu sehen, wohin wir fuhren, aber das nützte ihm auch nichts. Denn erst einmal fuhren wir ja tatsächlich zum Meierbeck. Weshalb, war mir nicht klar, weil die Semmelchen hatten in der Früh schon die Schmidkunzens geholt.
»Ich sag’s dir, der gewinnt«, sagte Evelyn ärgerlich, bevor ich sie fragen konnte. »Der hat doch allen Ernstes dem Richard etwas ins Getränk getan.«
»Glaubst du?«
»Der kommt überhaupt nicht mehr runter vom Klo«, merkte Evelyn an. »Der hat so Dünnpfiff, dass er wahrscheinlich erst losgehen kann, wenn alle anderen die Rätsel schon gelöst haben. Und ja, ich trau ihm das zu, schließlich hat er auch den Peter Hirmer ausgeschaltet.«
»Ausgeschaltet klingt ein bisschen hart«, wandte ich ein. »Vielleicht hat er ihn nur versehentlich angestoßen.«
»Er hat Hirmer einen solchen Rempler gegeben, dass der gestürzt ist und mit Rettungswagen ins Krankenhaus musste«, erinnerte mich Evelyn.
Peter Hirmer war der Bauer, der uns seine Ziegen »geliehen« hatte.
»Er hat jetzt alle Konkurrenten, die ihm gefährlich hätten werden können, ausgeschaltet. So sieht’s aus!«, fasste Evelyn zusammen.
Dann griff sie in eine Dose im Getränkehalter und schob sich etwas in den Mund. »Apropos Dünnpfiff«, sagte sie.
»Was meinst du?«
»Ich probiere es mit Dörrzwetschgen.«
»Du hast auch Verstopfung?«, fragte ich erstaunt.
»Nein, das nicht, aber hast du mein Bäuchlein gesehen?«, fragte sie, an ihrer Zwetschge kauend.
Da sie fest in einen Mantel eingewickelt war, konnte ich das natürlich nichts sehen.
»Das ist bestimmt der überfüllte Darm. Deswegen mache ich jetzt was, um meine Peristaltik in Bewegung zu bekommen.«
Ich kniff die Augen zusammen, ihre Peristaltik interessierte mich definitiv nicht.
»Weißt du was, du bist wunderschön«, sagte ich. »Ein Bäuchlein ist doch absolut normal! Schau dir meins an …«
Wegen der dicken Winterjacke konnte man da natürlich auch nichts sehen.
Vor Hildegards Haus sahen wir Elias, der gerade bei der 91-jährigen ehemaligen Grundschullehrerin den Schnee schippte. Hildegard stand daneben und hielt ein Blatt Papier in der Hand. Ihre Stirn war gerunzelt. Das Blatt Papier sah verdächtig nach den Rätselfragen aus, die man lösen musste, um den Gewinn zu finden.
»Macht Hildegard etwa auch mit?«, fragte ich erstaunt. »Das habe ich gar nicht mitbekommen.«
»Ich denke mal, dass Elias sie überzeugt hat«, sagte Evelyn. »Der wollte unbedingt mitmachen, konnte aber seine Großeltern nicht dafür gewinnen.«
Das waren die Vroni und der Hetzenegger.
»Er darf eh nicht mitmachen, weil er noch keine 18 Jahre alt ist«, ergänzte ich.
»Überhaupt, was will er mit dem Hauptgewinn?«, fragte ich weiter. »Ein Porsche Cayenne. Da müsste er noch ewig warten, bis er den fahren darf.«
Evelyn zuckte mit den Schultern.
»Und Hildegard wird bestimmt auch keinen Porsche mehr gewinnen wollen«, rätselte ich. »Aber wahrscheinlich will sie einen Einkaufsgutschein. Ich glaube, es gibt auch einen oder zwei vom Bäcker.«
»Hildegard ist einfach eine liebe Seele«, seufzte Evelyn. »Ich hätte überhaupt keine Lust, mit Elias meinen Tag zu verbringen.«
»Auch wir beide dürfen nicht mitmachen«, erinnerte ich Evelyn an den Hauptgrund, weshalb sie nicht teilnahm. So ein Porsche Cayenne würde nämlich total zu ihrem momentanen Outfit passen.
Im nächsten Moment kreischte ich los, denn Evelyn machte auf der schneeglatten Straße eine Vollbremsung und stellte mein Auto schräg.
Mein Herz schlug mir bis in die Ohren, als ich die Augen wieder aufmachte und sah, dass direkt vor uns eine ältere Frau in einem etwas abgetragenen, dicken braunen Wintermantel über die Straße ging, ungeachtet dessen, dass die Straße glatt war und Evelyn ziemlich Speed draufgehabt hatte.
»Hey!«, schrie Evelyn empört aus dem Fenster. »Bei Schneefall muss man sehr aufpassen!«
Die Frau winkte uns nur zu und ging unbeirrt weiter. Ihre rote Strickmütze saß bis weit über die Ohren, vielleicht hörte sie uns auch nicht.
»Gertraude Meier«, sagte Evelyn, als sie das Fenster wieder hochgekurbelt hatte, ganz als wüsste ich nicht, um wen es sich handelte. »Diese Frau ist eine Belästigung sondergleichen!«
Evelyn sah der vielleicht 70-jährigen Frau zu, wie sie mit einem Lächeln auf Hildegard zuging.
»Die Gertraude ist echt nett«, wandte ich ein, obwohl ich sie auch wirklich anstrengend fand. »Sie besucht halt gerne ältere Menschen und bewahrt sie vor der Einsamkeit.«
Evelyn schnaubte genervt. »Ihre Stimme ist furchtbar.«
Ja, Gertraude säuselte immer süßlich und hatte stets ein liebliches Lächeln im Gesicht, aber das war kein Grund, die arme Frau als Belästigung einzustufen.
»Fahr noch nicht los, ich muss kurz mit dem Elias sprechen«, sagte ich.
Ich kurbelte das Fenster runter und rief zu Elias rüber: »Deine Oma sucht nach dir. Sag ihr doch mal Bescheid, was du so treibst.«
»Ich helfe Hildegard«, erwiderte er augenrollend. »Das habe ich ihr aber gestern schon gesagt.«
»Dann sag es ihr noch mal«, schlug ich vor.
Evelyn gab wieder Gas. Im Seitenspiegel konnte ich sehen, wie Gertraude zielsicher auf Hildegard zustrebte und Hildegard sich einen Besen schnappte und so energisch kehrte, dass Gertraude von oben bis unten mit Schnee vollgestaubt war.
»Ich befürchte, Hildegard mag Gertraude auch nicht besonders«, stellte ich fest.
»Wenn du ein bisschen älter wärst, würdest du auch auf Distanz gehen«, erklärte mir Evelyn und gab wieder Gas. »Man fühlt sich sofort um vierzig Jahre älter, wenn man mit der Frau Kontakt hat.«
Bei dem hohen Alter von Hildegard war das dann tatsächlich etwas belastend.
»Hat sie mit dir auch Kontakt aufgenommen?«, wollte ich wissen. Ich grinste, weil ich wusste, dass Gertraude immer über ältere Leute als »die lieben Alten« sprach, und ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie mordlüstern Evelyn reagieren würde, wenn man sie so anredete.
»Mit mir?«, fauchte Evelyn empört, was dafür sprach, dass Gertraude es tatsächlich gewagt hatte. »Wie kommst du denn darauf?«
»Weil Gertraude halt Gertraude ist. Über mich hat sie auch schon gesagt, was für eine liebe Alte ich mal abgeben werde«, log ich einfach mal so.
Evelyn schnaubte nur, wahrscheinlich hatte sie die Lüge durchschaut.
»Besonders den Gröning nervt sie in letzter Zeit ständig«, erzählte ich ihr. »Der nimmt schon Reißaus, wenn er sie von weitem sieht. Glücklicherweise ist er gut zu Fuß und hat außerdem keine Hemmungen, einfach weiterzugehen, wenn sie ihn anspricht.«
»Weil er sie nicht hört«, lachte Evelyn und machte im nächsten Moment schon wieder eine Vollbremsung.
»So ein Idiot!«, maulte Evelyn.
»Himmel, meine Pumpe!«, ächzte ich und spürte den Herzschlag bis in die kleine Zehe rasen.
Vor uns war ein dicker, schwarzer SUV vom Parkplatz des Restaurants Stöckl gefahren und hatte uns die Vorfahrt genommen.
»Filzläuse!«, schrie Evelyn hinter dem Steuer, dann stellte sie grimmig fest: »Der Brandes!« Der SUV wurde von dem Bürgermeisterkandidaten beschleunigt und raste um Kurve.
»Warum Filzläuse?«, wollte ich wissen, während ich zur Beruhigung einmal tief einatmete.
»Wenn mich einer voll ärgert, dann wünsche ich ihm die Filzläuse ins Schamhaar. Dann geht’s mir sofort viel besser.«
Ich musste laut lachen.
»Siehst du«, stellte sie fest. »Dir geht’s auch besser.«
»Ich frage mich nur, was der Brandes um diese Uhrzeit bei der Brauerei wollte«, sagte ich, noch immer außer Atem. »Macht der auch mit bei der Adventsrallye? Oder wollte er einfach mal in Ruhe mit Alex einen trinken?«
Letzteres war ein Witz, weil der Brandes Alex nicht leiden konnte. Letzterer hatte nämlich eine erfolgreiche Brauerei und ein fantastisches Restaurant, im Gegensatz zum Brandes, der eine ziemliche Spelunke besaß.
»Das kann ich dir schon sagen«, antwortete Evelyn. »Wahrscheinlich muss er noch alle seine Weihnachts-Wahlgeschenke verteilen, damit er nicht auf ihnen sitzen bleibt.«
»Oder er hat sich bei Alex aufgeregt«, fiel mir im nächsten Moment ein.
Brandes wollte eigentlich Bürgermeister in unserem Ort werden, hatte es aber bei der letzten Wahl erneut nicht geschafft. Da war es naheliegend, mit dem Wahlkampf viel früher zu beginnen als jeder andere Kandidat!
»Der ist irre beleidigt, weil sein Wirtshaus im Nachbarort nicht bei der Adventsrallye berücksichtigt wurde«, wusste ich zu berichten.
»Sein Wirtshaus ist die letzte Kaschemme«, sagte Evelyn, während sie weiterfuhr. »Da darf man noch drinnen rauchen, und es gibt eigentlich nur Bratwürstln mit Sauerkraut. Und man trifft auf Männer, die absolut stillos sind und einem auf die Brüste starren.«
»Ja«, sagte ich einfach mal so, obwohl ich in Brandes Wirtshaus noch nie gewesen war.
»Ich kann’s ja auch verstehen«, sagte Evelyn.
»Dass der Bürgermeister die Rallye dort nicht enden lassen will?«, fragte ich nach.
»Nein, dass mir alle auf die Brüste starren. Solche Brüste hat ja auch nicht jede.«
Ich grinste.
Vor uns tauchten ein paar Leute auf, die mit Zetteln in der Hand Richtung Ort gingen und eifrig miteinander diskutierten. Dann verschwanden sie in einer Seitenstraße.
»Wenn der blöde Max gewinnt, überlege ich mir, wie ich es hinbekomme, dass er disqualifiziert wird«, sagte Evelyn. »Der hat gestern eine unmögliche Bemerkung über mein tolles Outfit gemacht.«
Evelyn machte schon wieder eine Vollbremsung, diesmal ohne offensichtlichen Grund, und wieder stellte sich mein Auto etwas schräg. Ich konnte ein lautes Quietschen nicht unterdrücken, während Evelyn mir energisch zuflüsterte: »Und jetzt raus hier! Gerade ist niemand weit und breit zu sehen, du kannst schnell unbeobachtet zum Stöcklbräu zurückjoggen!«
Das machte ich auch.
Direkt neben dem Eingang zum Wirtshaus hing ein Adventsrallye-Plakat. Irgendjemand hatte mit schwarzem Edding den Porsche eingerahmt. Als ich durch die Tür trat und meine Mütze vom Kopf zog, lief ich fast in Alex hinein.
»Ich habe mir schon überlegt, wo wir uns verstecken können, um genau zu sehen, wer der Erste bei der Speisekarte ist«, sagte Alex nach einer kurzen Umarmung.
»Du meinst, dass die alle gleichzeitig ankommen?«, wollte ich wissen.
»Keine Ahnung. Aber es darf ja auch hinterher keinen Streit geben, wer der Sieger ist.«
»Es wird keinen Streit geben«, erklärte ich. »Die mit dem höchsten Punktestand sind Max und Richard und Peter Hirmer. Richard sitzt auf dem Klo. Und Hirmer ist im Krankenhaus.«
Alex lachte. »Schau mal, hier im Eingang haben wir einen optimalen Blick und können gleichzeitig in der Wärme sitzen, Kaffee trinken und Plätzchen essen.«
»Das sind gute Nachrichten«, sagte ich und rieb mir die Hände. Die waren nämlich schon von dem kurzen Ausflug ganz kalt geworden.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ersten so schnell kommen werden«, sagte Alex. »Wahrscheinlich können wir hier jetzt stundenlang ratschen.«
Das waren großartige Aussichten! Ein paar ungestörte Stunden mit Alex – dafür hatte ich schon lange keine Zeit mehr gehabt!
»Oder dieser Max hat mir einen Peilsender untergeschoben und kann sich die gesammelten Aufgaben sparen«, sagte ich.
»Das wäre fies«, meinte Alex.
»Der ist auch fies«, erzählte ich. »Angeblich hat er dem armen Richard Abführmittel gegeben, und jetzt kommt der nicht mehr runter vom Topf.«
»Andererseits muss jeder nachweisen können, dass auch die anderen Tagesaufgaben erledigt sind!«
Alex reichte mir das Blatt Papier mit den Aufgaben für heute. Zuerst musste man erraten, dass die erste Station beim Meierbeck war. Dort musste man herausfinden, ob es »religiöse Ware« gab, und die gab es natürlich, weil eine von Meierbecks Kreationen Mariensemmel hieß. Was der Zusammenhang mit Maria war, wusste ich nicht. Manchmal gab’s auch einen Nikolaus-Strietzel oder eine Heilige-Domenikus-Brezel. Je nachdem, wie die Meierbeck gerade drauf war. Die Lösung heute war jedoch Mariensemmel.
Danach wurde man zum Metzger geleitet, wo man eine Wurst mit adventlichem Geschmack finden sollte, das waren die Zimt-Debrecziner. Das eigentliche Rätsel hier war, was der Zimt in der Wurst verloren hatte, und ich hatte die auch noch nicht ausprobiert. Schließlich gelangte man zum Kriegerdenkmal, wo man den Geburtstag des dritten Brunners von oben benötigte. Das hatte mit Weihnachten nichts zu tun, aber immerhin waren dann die Leute etwas beschäftigt.
»Die Hildegard macht jetzt auch mit«, erzählte ich Alex, während er mir eine Tasse Kaffee reichte.
»Ja, die ist voll scharf auf den Porsche«, nickte er ernsthaft, und ich prustete los.
»Apropos Hildegard, hast du gesehen, dass sie jetzt bei Instagram zu finden ist?«, fragte mich Alex.
Wer hatte das wohl noch nicht gesehen!
»Sie hat jetzt Instagram, weil sie meint, man müsste mit der Zeit gehen, um die Leute zu erreichen«, erklärte ich ihm.
»Ich folge ihrem Kanal Rettet_das_Hirschgrunder_Moor«, sagte er und holte sein Handy raus, um nachzusehen, ob es schon wieder was zu liken oder zu kommentieren gab.
»Ich glaube, ihr folgt wirklich jeder im Ort, der Instagram hat. Manche haben sich extra dafür überhaupt erst ein Instagram-Profil angelegt«, grinste ich. »Ich folge ihr übrigens auch.«
»Das ist einfach unglaublich, was sie technisch draufhat«, sagte Alex und sah sich ihren neuesten Beitrag an.
Hildegard hatte einen Müllhaufen fotografiert, der sich schön von dem frischen Schnee abhob, und daneben war ein Gif platziert, als würde ein kleines Rumpelstilzchen herumhüpfen und sich die Haare ausreißen.
»Ich glaube, das Technische macht alles der Elias«, erzählte ich. »Aber sieht echt cool aus. Was ist das?«
Ich tippte auf Alex Handy und zog das Bild größer.
»Ich kann mir schon vorstellen, von wem der Müll ist. Der parkt da manchmal und wirft dann einfach alles raus, was er in seinem Auto rumliegen hat«, erzählte mir Alex.
Diesmal waren es mehrere zusammengeknüllte Papiertaschentücher, zwei zusammengepresste Bierdosen, ein paar flachgedrückte Zigarettenschachteln und Medikamentenverpackungen und irgendetwas Rotes, was ich nicht identifizieren konnte.
»Ich glaube, die Hildegard wird sich mit dem Kanal nicht nur Freunde machen«, meinte Alex.
»Wieso? Alle kommentieren doch total begeistert«, stellte ich fest. Direkt unter dem Post hatte eine Person namens »Kohlliesl« zum Beispiel gerade geschrieben, dass es eine Unverschämtheit sei, wie sich der Peter Hirmer benahm. Und jemand namens »Pfingstrose67« hatte gemeint: »Es könnte auch sein Sohn gewesen sein, wir wollen hier niemanden verleumden.« Das hielt ich auch für wahrscheinlicher, schließlich war Peter Hirmer Senior im Moment im Krankenhaus.
»Ich finde, er soll seinen Müll wieder abholen!«, schrieb Kohlliesl.
