Der Tod bekommt heut Influencer - Susanne Hanika - E-Book

Der Tod bekommt heut Influencer E-Book

Susanne Hanika

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Beschreibung

Ein Stalker hat es auf die überaus beliebte Influencerin Aisha abgesehen. Also versteckt sie sich für eine Weile bei den Campern am Hirschgrundsee. Ganz minimalistisch im Gruber-Häusl. Mit von der Partie ist ihr Bodyguard. Ein ziemlich heißer Kerl, wie Evelyn nicht umhin kann zu bemerken. Ihrem wachsamen Auge entgeht auch nicht, dass die beiden mehr als nur beruflichen Umgang miteinander pflegen ... Doch dann liegt der fesche Bodyguard plötzlich tot neben dem Klohäusl! Hat der Stalker Aisha aufgespürt? Aber dann schwebt sie ja in tödlicher Gefahr! Dass dieser Internet-Berühmtheit etwas passiert, müssen Evelyn und Sofia in jedem Fall verhindern. Auch wenn sie sich dabei selbst in Gefahr bringen!

"Der Tod bekommt heut Influencer " ist der vierzehnte Teil der erfolgreichen Bayern-Krimi-Reihe "Sofia und die Hirschgrund-Morde" von Susanne Hanika. Krimi trifft auf Humor, Nordlicht auf bayerische Dickschädel, Wieder-Single-Frau auf Jugendliebe und feschen Kommissar - dazu jede Menge Leichen, Mörder und Ganoven. Und all dies vor herrlich bayerischer Kulisse!

eBooks von beThrilled - mörderisch gute Unterhaltung!


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Seitenzahl: 257

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Inhalt

CoverSofia und die Hirschgrund-Morde – Die SerieÜber diese FolgeÜber die AutorinTitelImpressumKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Leseprobe

Sofia und die Hirschgrund-Morde –Die Serie

Blaues Wasser, klare Luft, in der Ferne bei schönem Wetter die Alpen – das ist der Hirschgrund, ein idyllischer See mitten in Bayern. Nebenan der gleichnamige Campingplatz. Doch die Idylle trügt – denn diese Saison wird mörderisch.

Kaum ist die neue Besitzerin Sofia auf dem Platz angekommen, stolpert sie über den ersten Toten. Sofia ist entsetzt! Und dann neugierig. Bald schon entdeckt sie ihr Talent fürs Ermitteln und fängt an, in der bayerischen Idylle so einiges umzukrempeln …

Über diese Folge

Ein Stalker hat es auf die überaus beliebte Influencerin Aisha abgesehen. Also versteckt sie sich für eine Weile bei den Campern am Hirschgrundsee. Ganz minimalistisch im Gruber-Häusl. Mit von der Partie ist ihr Bodyguard. Ein ziemlich heißer Kerl, wie Evelyn nicht umhin kann zu bemerken. Ihrem wachsamen Auge entgeht auch nicht, dass die beiden mehr als nur beruflichen Umgang miteinander pflegen … Doch dann liegt der fesche Bodyguard plötzlich tot neben dem Klohäusl! Hat der Stalker Aisha aufgespürt? Aber dann schwebt sie ja in tödlicher Gefahr! Dass dieser Internet-Berühmtheit etwas passiert, müssen Evelyn und Sofie in jedem Fall verhindern. Auch wenn sie sich dabei selbst in Gefahr bringen!

Über die Autorin

Susanne Hanika, geboren 1969 in Regensburg, lebt noch heute mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in ihrer Heimatstadt. Nach dem Studium der Biologie und Chemie promovierte sie in Verhaltensphysiologie und arbeitete als Wissenschaftlerin im Zoologischen Institut der Universität Regensburg. Die Autorin ist selbst begeisterte Camperin und hat bereits zahlreiche Regiokrimis veröffentlicht.

S U S A N N E H A N I K A

Der Tod bekommt heutInfluencer

Ein Bayernkrimi

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Dieses Werk wurde vermittelt durch die agentur literatur Gudrun Hebel.

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Meike Frese

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: U1berlin/Dunja Berndorff unter Verwendung von Motiven © © muha04/depositphotos; VikaSuh/Shutterstock; ppart/Shutterstock; prapann/Shutterstock; Thomas Bethge/Shutterstock; Africa Studio/Shutterstock; kudanya/Shutterstock

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-1559-1

Dieses eBook enthält eine Leseprobe des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes »Tote brauchen kein Shampoo – Mord in Obertanndorf« von Eva Link.

be-ebooks.de

lesejury.de

Kapitel 1

Der Himmel spannte sich als nachtschwarze Kuppel über den Hirschgrunder See. Um mich herum plätscherte leise das Wasser, als ich auf das Ufer zuschwamm. Kurz bevor ich ankam und meine Füße den sandigen Boden berühren konnten, drehte ich mich auf den Rücken und ließ mich gemütlich vom Wasser schaukeln. Um die letzten Sommertage auszunutzen, hatte ich mir in der letzten Woche angewöhnt, spätabends noch eine Runde zu schwimmen und die friedliche Stille am einsamen Strand zu genießen. Die Luft war dann schon abgekühlt, aber das Wasser hatte dieselbe angenehme Temperatur wie tagsüber und schmiegte sich seidenweich um die Haut.

Die Sterne glitzerten über mir wie auf einem schwarzen Samtstoff. Nirgendwo war es so wundervoll idyllisch wie auf meinem Campingplatz! Als ich fast ans Ufer gespült wurde, drehte ich mich um, stand auf und watete aus dem Wasser. Genüsslich hüllte ich mich in den alten Bademantel meiner Nonna, den ich auf dem kleinen Bänkchen liegen gelassen hatte, und zog mir die Flipflops an. Mein Glück konnte unmöglich größer sein, dachte ich zufrieden. Ich war die Besitzerin eines gemütlichen Campingplatzes, Freundin eines attraktiven Kriminalkommissars, umgeben von lauter netten Campern auf einem friedlichen Campingplatz!

Genau in dem Moment hörte ich, wie sich zwei Personen zu streiten begannen. So viel zum Thema friedlicher Campingplatz.

Die Schmidkunzens gingen gerade nebeneinander über die Treppe zum See hinunter, sie eine ehemalige Lehrerin, er Apotheker.

»Ich glaube, wir sollten lieber im Wohnwagen bleiben. Nicht, dass uns der Stalker auflauert«, sagte die Schmidkunz energisch.

»Hier ist kein Stalker«, antwortete der Schmidkunz mit unglaublich genervter Stimme.

»Hallo«, grüßte ich, und der Gruß vom Schmidkunz ging in den spitzen Schrei seiner Frau über. Das konnte an dem Morgenmantel meiner Nonna liegen, der war nämlich schweinchenrosa, mit riesigen Blumen und sowohl zu kurz als auch zu breit. Aber vermutlich hatte die Schmidkunz mich für den besagten Stalker gehalten, der unseren armen Campern auflauerte.

»Himmel!«, stieß der Schmidkunz hervor. »Du wirst doch wohl nicht wirklich glauben, dass die gerade jemanden hinter dem Haus gesehen hat!«

Mit »die« meinte er sicher Evelyns Besuch, Aisha Sommer, eine Influencerin, die Evelyn blöderweise zu uns eingeladen hatte, damit sie sich bei uns vor einem Typen verstecken konnte, der sie angeblich 24/7 verfolgte.

»Aisha?«, fragte ich beunruhigt. »Sie hat jemanden hinter dem Gruberhäusl gesehen?«

Dort wohnte sie nämlich gerade.

»Ja, und sie sucht dich ganz dringend, wegen Jonas«, verriet sie mir.

»So ein Unsinn«, schimpfte der Schmidkunz weiter. »Ihr Bodyguard sucht gerade alles ab, da braucht sie doch keinen Jonas! Das glaubt ihr doch selbst nicht, dass bei uns ein Stalker herumläuft und so ein Mädl beobachtet.«

»Ich hab’s doch selbst bei Instagram gesehen, was der Stalker postet!«, korrigierte die Schmidkunz die unbedachte Äußerung ihres Gatten. »Meinst du, sie hätte sonst einen Bodyguard dabei? Der Stalker hat sie in Berlin auf Schritt und Tritt verfolgt. Sie ist schließlich eine weltberühmte Influencerin.«

»Nennt man das so, wenn jemand den ganzen Tag den banalsten Mist in sein Handy labert?«, fragte der Schmidkunz, offensichtlich ziemlich angenervt von Aisha und ihren Problemen. »Und jetzt komm.«

»Wir wollten noch zum Stöckl und einen Brotzeitteller essen«, erklärte mir die Schmidkunz.

Damit drehten sie sich von mir weg und gingen den Seeweg entlang vor in den Ort.

»Das ist doch kein Beruf. Influencer«, hörte ich den Schmidkunz noch sagen.

»Sie hat halt kein Problem damit, andere Leute an ihrem Leben teilhaben zu lassen«, erklärte ihm die Schmidkunz.

»Das sind Leute, die andere über Social Media ständig zutexten und ihnen Produkte aufschwatzen«, korrigierte der Schmidkunz seine Frau.

Ich konnte mir ja auch nicht vorstellen, Krethi und Plethi an meinem Leben teilhaben zu lassen, nur um Werbeverträge für Kosmetika und Modeartikel abzusahnen. Aber Aisha hatte keine Schwierigkeiten damit, ihre Privatsphäre zu opfern und am laufenden Band in die Handykamera zu labern. Genau wie Evelyn. Seufzend drehte ich mich um und ging die Treppe hinauf zum Campingplatz.

Genau dieser Aisha Sommer lief ich keine zehn Sekunden später über den Weg. Zusammen mit Evelyn stand sie vor der Rezeption, heillos aufgeregt und nervös. Gefühlt alle zwei Sekunden strich sie sich durch ihre langen, seidig-blonden Haare, die über ihre bronzene Haut fielen. Ich verspürte das starke Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen. Auch wenn sie über Instagram mit all den Filtern manchmal ziemlich künstlich wirkte – in natura war sie eine nette, herzliche Person. Und da ich schon unglaublich viele Stories von ihr auf Instagram gesehen hatte, hatte ich auch den Eindruck, sie bestens zu kennen. Sie liebte Hunde, veganes Essen und stimmungsvolle Sonnenuntergänge. Und den Rest des Tages beschäftigte sie sich mit Kosmetika und Mode.

»Ich bin mir nicht sicher«, erklärte sie Evelyn eben. »Es war wie ein Schatten hinter dem Haus. Mehr so aus dem Augenwinkel.«

»Doch wohl nicht der Stalker?«, fragte ich besorgt.

»Nein«, sagte Evelyn. »Wie soll der herausbekommen haben, wo sie ist?«

Stimmt, da hatte Evelyn recht.

Ich öffnete die Tür zur Rezeption, weil Clärchen fiepte und dringend herausgelassen wollte.

»Das ist nur die Nervosität«, sagte Evelyn energisch, als meine Maremmanohündin herausgewirbelt kam und sich vor Aishas Füße warf. »Maik sieht gerade hinter dem Gruberhäusl nach, ob sich dort jemand herumtreibt.«

»Wann kommt Jonas nach Hause?«, fragte Aisha, während sie in die Hocke ging und Clärchen fest umarmte, als könnte mein Hund sie vor allem Bösen beschützen. »Ich dachte, der ist immer da.«

»Das dauert noch. Soll ich die Polizei anrufen?«, fragte ich, denn Jonas hatte für heute mit Kollegen ausgemacht, noch ein Bier trinken zu gehen.

»Nein, nein. Wahrscheinlich bin ich nur zu nervös«, entschuldigte sie sich.

Wir fuhren alle herum, als wir Schritte hörten.

Maik, Aishas Bodyguard, kam gerade mit großen Schritten auf uns zu. Sein Muskelshirt saß eng, er war dunkel gebräunt, und am linken Handgelenk trug er eine Rolex. Seine dunklen Haare waren an der Seite und im Nacken kurz geschnitten, die Deckhaare länger und gestuft, und es sah aus, als wäre er sich heute schon zu oft mit den Händen hindurchgefahren.

»Nichts«, sagte er beruhigend. »Du musst dich getäuscht haben.«

»Okay«, sagte sie und verzog ihre Lippen zu einem süßen Schmollmund. »Das ist gut.«

»Das ist es«, sagte Maik und verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust.

»Willst du vielleicht mit uns zum Stöcklbräu gehen? Wir wollen noch etwas trinken und ein bisschen herunterkommen«, schlug Aisha an Evelyn gerichtet vor. »Das wäre wirklich toll.«

»Ach, geht nur alleine«, sagte Evelyn.

»In deiner Gegenwart fühle ich mich so sicher«, drängte Aisha sie.

»Danke«, sagte Evelyn. »Aber du hast ja deinen Bodyguard! Ich hab mit Sofia ausgemacht, dass wir ein bisschen auf dem Balkon chillen und die letzten Events im Campingjahr besprechen.«

Das hatten wir zwar nicht, und wir besprachen nie am Abend irgendwelche Events, aber ich widersprach nicht.

»Schade. Wollt ihr nicht beide mitkommen?«, bat uns Aisha.

Ich schlang meine Arme um den Bademantel, weil ich langsam zu frieren begann, und schüttelte den Kopf. Ich wollte eigentlich nur noch duschen und danach ins Bett. Notfalls noch mit Evelyn ein halbes Stündchen auf dem Balkon sitzen und ratschen.

Für einen Moment sahen wir dem ungleichen Paar hinterher, wie sie zurück zum Gruberhäusl gingen. Er groß und breitschultrig. Sie klein, mit einer megaschmalen Taille und Haaren bis fast zu ihrem sehr runden Po.

»Was hat sie eigentlich damit gemeint, dass Jonas immer da ist?«, fragte ich, ohne mit einer Antwort zu rechnen.

»Na ja, dass die Polizei immer vor Ort ist.«

Ich sah Evelyn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

»Ich dachte, es beruhigt sie, wenn sie weiß, dass auch ein Polizist hier auf dem Campingplatz ist«, erklärte Evelyn schulterzuckend.

»Du hast sie aber nicht damit geködert, dass sie deswegen zu uns kommt?«, fragte ich misstrauisch. Jonas würde sich darüber furchtbar aufregen!

»Vielleicht hab ich angedeutet, dass abends auch Polizei vor Ort ist«, überlegte Evelyn in einem Tonfall, als wäre sie sich nicht mehr sicher.

Ich stöhnte.

»Lass uns was trinken!«, schlug sie vor.

Nachdem ich geduscht hatte, machten wir die Lichter im Haus aus und setzen uns im Stockdunklen in unsere Liegestühle auf dem Balkon, zwischen uns ein kleines Tischchen, auf dem wir eine Flasche Wein und zwei Gläser parkten. Man kam sich vor wie in einer Sternwarte: nur das Universum, Abermillionen von Sternen, die erholsame Stille des Hirschgrunder Sees – hin und wieder unterbrochen von dem Ruf eines Käuzchens – und Evelyn und ich. Während ich nur Augen für die Sterne hatte, konnte ich aus den Augenwinkeln Evelyns blau beleuchtetes Gesicht sehen, als sie auf ihrem Handy herumwischte. Es kam mir vor, als wären wir alleine auf der Welt. Denn mein Campingplatz lag still und ruhig auf der anderen Seite des Hauses. Ruhe vor dem Sturm, hatte Evelyn gerade vorhin gesagt, denn am Wochenende würden wir bis auf den letzten Platz ausgebucht sein und keine ruhige Minute mehr haben. Deswegen genoss ich es, mich gemütlich zurückzulehnen und einfach nur vor mich hinzustarren.

Von hier aus sah man nicht besonders viel: die Wiese, auf der normalerweise die Zelte standen, die momentan aber nicht belegt war, die alte Scheune und auch nur als Umriss unsere Jurte, der Magnet für alle, die einen Urlaub besonderer Art machen wollten. Aber auch die war momentan nicht belegt. Ganz nah am Waldrand, weit weg von Jurte und Scheune, stand das riesige Wohnmobil von Evelyn. Wir hatten es vor einer Weile dort geparkt, um den Stellplatz auf dem Campingplatz zur Verfügung zu haben. Seit zwei Tagen, seit Aisha hier war, schlief Evelyn tatsächlich wieder dort.

»Wie bist du nur auf die Idee gekommen, Aisha zu uns einzuladen?«, fragte ich. Bis jetzt hatte mich das wenig interessiert, weil ich gedacht hatte, das mit dem Stalker ginge uns nichts an.

»Man hat auf Instagram nur Erfolg, wenn man sich mit anderen erfolgreichen Instagramern zusammentut«, verriet sie mir ihr Geschäftsmodell. »Und da war es logisch, dass ich ihr meine Hilfe anbiete.«

»Sie wäre also von selbst gar nicht auf die Idee gekommen unterzutauchen?«, bohrte ich nach.

»Du hast Angst, dass der Stalker bei uns auftaucht«, erwiderte Evelyn, ohne auf meine Frage einzugehen. »Du musst keine Angst haben. Aisha ist hysterisch. Der Stalker wird sie niemals finden.«

»Morgen kommt eine Gruppe mit Zelten«, lenkte mich Evelyn von dem Thema ab. »Dann habe ich keine Lust mehr, auf der Zeltwiese oben zu stehen.«

Sie hatte sowieso wenig Lust, in ihrem Wohnmobil zu schlafen. Ich hatte das Gefühl, dass sie ständig darauf wartete, dass ich ihr anbot, im Haus bei Jonas und mir zu schlafen. Aber ich wusste, dass es Jonas furchtbar aufregen würde, wieder zu dritt hier zu wohnen, und so hütete ich mich vor übereilten Angeboten. Aber ich würde mit Jonas darüber reden, nahm ich mir vor.

»Vielleicht fahre ich heute noch mein Wohnmobil auf den Campingplatz rüber«, murmelte sie.

»Hast du da überhaupt noch Sprit im Tank?«, fragte ich.

»Keine Ahnung«, erwiderte Evelyn. »Aber ich fahre ja nur ein paar Meter, so viel Treibstoff wird schon noch drin sein.«

Eine Weile sah ich zu dem Wohnmobil hinüber und hörte dabei, wie der Wein, den uns Evelyn nachschenkte, gluckernd in die Gläser strömte. Drüben im Wald rief wieder monoton das Käuzchen.

Evelyn hatte seit Jahren nicht mehr in ihrem Wohnmobil geschlafen. Aisha musste ihr wirklich viel bedeuten, dass Evelyn für sie freiwillig das Gruberhäusl wieder freigab. Darüber, dass wir in ihrem Wohnmobil einst eine Leiche gefunden hatten, sprach sie nicht. Aber ich merkte ihr an, dass sie keine rechte Lust hatte, schlafen zu gehen. Ich seufzte und schaute weiter zu dem Wohnmobil hinüber. Es sah aus, als hätte sie eine kleine, flackernde Lampe entzündet, um sich später nicht zu fürchten, wenn sie in der Dunkelheit über den leeren Zeltplatz ging. Auf die Idee, Evelyn könnte sich fürchten, war ich noch nie gekommen, und ich beschloss, sie später zum Wohnmobil zu begleiten, natürlich mit meinen beiden Hunden. Dann würde sich gar niemand fürchten müssen.

»Und dem Sepp müssen wir unbedingt sagen, dass er die Wiese mähen soll«, murmelte Evelyn.

Ich sagte nichts dazu, sondern nahm das Glas Wein in die Hand, das seltsamerweise nie leer wurde. Sepp war mein Mädchen für alles. Er hatte keinen besonders hohen IQ, und dank seiner Schädelform wirkte er ein wenig dämonisch. Und wenn ich nicht gewusst hätte, dass er ganz harmlos war, hätte er mir regelmäßig Albträume beschert. Ich versuchte ihn immer nur dann arbeiten zu lassen, wenn die kleinen Kinder ihren Mittagsschlaf machten, damit sie sich nicht erschreckten.

Evelyn stand auf und ging in meine Wohnung. Ich hörte sie in der Küche kruschen, als wäre sie hier zu Hause. Anscheinend war sie auf der Suche nach Chips oder Erdnüssen. Aber die hatten wir schon gemeinsam vernichtet.

Als sie zurückkam, hatte sie eine neue Flasche Wein in der Hand und eine kleine Packung Erdnüsse, die sie tatsächlich gefunden hatte. Außerdem hatte sie sich ihren krachpinkfarbenen Hoodie über das weiße Muskelshirt gezogen, mit der Glitzer-Aufschrift »Love«, dazu trug sie ein sehr kurzes und ebenso krachpinkfarbenes Höschen aus Lycra, das vielleicht als Joggingshorts durchging.

In den letzten Tagen hatte sie ihren Kleiderschrank entrümpelt und vieles in Müllsäcke für den Altkleidercontainer gestopft. Bei der Aktion hatte sie anscheinend ein paar alte Funde gemacht.

»Ich würde meinen Fans so gerne verraten, dass Aisha hier auf dem Campingplatz ist«, gestand mir Evelyn. »Kann Jonas nicht herausfinden, wer dieser bescheuerte Stalker ist? Dann bräuchten wir diese ganzen Sicherheitsregeln nicht einhalten und könnten in aller Öffentlichkeit darüber sprechen, dass sie bei uns Unterschlupf gefunden hat.«

Einen Teufel würde ich tun und Jonas um so etwas bitten. Er hatte sich schon ziemlich darüber aufgeregt, dass Evelyn Aisha überhaupt angeboten hatte, bei uns zu wohnen, solange die Identität des Stalkers nicht bekannt war.

»Dann könnten wir nämlich eine Weile so tun, als wäre der Stalker noch hinter ihr her«, überlegte Evelyn begeistert.

»Du darfst deine Fans nicht belügen«, wandte ich ein.

»Das stimmt«, antwortete Evelyn friedlich, aber ich hatte das Gefühl, jetzt auf den wahren Grund für die Einladung Aishas gestoßen zu sein. Mehr Follower für Evelyn!

»Und wer weiß, was für seltsame Leute wir hierherlocken würden!«, warnte ich sie.

»Hm«, machte Evelyn nur.

»Verrate Jonas bloß nicht, dass du Aisha eingeredet hast, dass immer Polizei vor Ort ist«, bat ich sie eindringlich.

Jonas würde ausflippen, wenn er das wüsste! Es war nämlich weder seine Aufgabe, irgendwem persönlichen Schutz zu gewährleisten, noch war er tagsüber hier, um dies tun zu können.

Statt mir zu antworten, schenkte sich Evelyn glucksend Wein nach und trank erst einmal einen großen Schluck. Wein senkte ihr zufolge nämlich den Blutdruck. Auch sei er sehr gesund wegen seiner Inhaltsstoffe und gerade in unserer jetzigen Situation ein tägliches Muss.

Da sie sich jetzt mit Instagram beschäftigte und nicht mit mir, nahm auch ich mein Handy in die Hand.

Aus Evelyns Handy tönte gerade eine mir inzwischen wohlbekannte Stimme: »Hallo, guten Morgen, meine Lieben«, gurrte Aisha gerade aus Evelyns Handy. »Ich hoffe, euch geht es gut. Es ist wunderschönes Wetter, und ich hatte einen perfekten Start in den Tag! Seit ich hier bin, habe ich das Gefühl, es ist alles nur ein böser Traum gewesen! Gleich hab ich ein Online-Meeting, wir besprechen noch ein paar Sachen für die neue Kollektion. Es ist mir leider immer noch nicht möglich, dass ich mich mit den Leuten treffe und mir alles in echt ansehe. Denn ich möchte nicht riskieren, dass der Stalker doch noch herausfindet, wo ich mich gerade aufhalte.«

Heute hatte Aisha beispielsweise Bilder gepostet, auf denen es aussah, als wäre sie in einem Wohnmobil untergekommen. Sie hatte sich einen Liegestuhl vor Evelyns Wohnmobil getragen, ein Tischchen mit Kaffeetasse davor, und dann nonstop über die psychische Belastung von Stalking gesprochen.

Nebenbei sah sie aber auch noch wunderschön aus, auf jedem einzelnen Bild. Das tat sie zwar auch in Natura, aber hier auf Instagram sah sie noch langbeiniger, vollbusiger und perfekter aus.

»Erotomanie«, sagte sie eben. »Das ist eine wahnhaft ausgeprägte Liebe zu einer nicht erreichbaren Person. Wird auch als Clérambault-Syndrom bezeichnet.« Im Bild erschien jetzt ein Link, der auf den entsprechenden Wikipedia-Artikel verwies.

»So viele haben mir geschrieben, ich soll ihn auf gar keinen Fall ermuntern. Aber natürlich tue ich das nicht!«

Sie seufzte schwer, in ihren Augen lag sehr viel Verletzlichkeit, und ich fragte mich, wie sie das so hinbekam, dass selbst ich mir ständig ihre Stories und ihr Leid ansah und Mitleid hatte.

»Aber er ist trotzdem davon überzeugt, dass ich ihn ermuntere. Er meint, dass ich ihm in geheimen Signalen mitteile, dass ich ihn liebe. Ich weiß nicht, was ich tun soll, damit er damit aufhört!«

Eine Weile sah sie nur in die Kamera, sie schien nach Worten zu suchen, die ihr aber nicht einfielen.

»’tschuldigung, ich kann jetzt gerade einfach nicht mehr«, sagte sie schließlich, und die Story brach ab.

Auch wenn sie mir natürlich sehr leidtat, fragte ich mich irgendwie, ob sie gerade das Richtige tat. Ob sich dieser Stalker von ihren Stories nicht noch mehr ermutigt fühlte, weil sie dieses Thema nie einschlafen ließ. In meinen Augen wäre es besser gewesen, Instagram für eine Weile ruhen zu lassen und nicht mehr in der Öffentlichkeit in Erscheinung zu treten. Oder stattdessen über ihre Projekte zu sprechen.

Im nächsten Moment wurde bereits der nächste Story-Schnipsel hochgeladen, und ich hörte das, was sie vermutlich vor einer Minute in die Kamera gelabert hatte.

»Ich habe das Glück, dass ich mich mit meinen Bodyguards gut verstehe«, erzählte sie eben. »Sonst wäre die Situation noch wesentlich belastender!«

Immerhin war Aisha so klug und postete nicht auch noch ein Bild von ihrem Bodyguard. Vielleicht hatte er ihr das auch in weiser Voraussicht verboten.

»Das mit dem Bodyguard würde mich ja so was von aufregen«, stellte ich fest, als Evelyn das Handy weglegte. »Ständig jemanden an der Backe zu haben! Nie alleine sein!«

»Aber doch nicht, wenn er so gut aussieht wie dieser Maik«, wandte Evelyn ein. »Ich hab mir auch schon überlegt, ob ich mir einen zulege.«

Ich war mir sicher, dass sie den Kerl auch bei sich im Bett schlafen lassen und nicht nur den Schutz genießen würde.

»Weshalb das denn?«, wollte ich wissen. »Wir werden doch nicht bedroht?«

»Das weiß man ja erst, wenn es so weit ist«, wandte sie ein. »Und du hast leicht reden, schließlich hast du ja deinen Jonas!«

Als wäre mein Freund, seines Zeichens Kriminalkommissar, gleich auch mein persönlicher Bodyguard. Aber ein schöner Gedanke!

»Ach was. So berühmt sind wir Hirschgrundis nun auch nicht, dass man da etwas erkennen würde«, winkte Evelyn ab.

Wir hörten Motorgeräusch näher kommen, und im nächsten Moment bog der dunkle BMW von Jonas in die Zufahrt ein. Ich seufzte wohlig, weil mein »persönlicher Bodyguard«, der jede Nacht nur für mich zuständig war, endlich wieder vor Ort war. Nicht ausgeschlossen, dass ich ihn in meinem Bett übernachten lassen würde.

»Wie sollte der Stalker das auch herausbringen?«, war Evelyn in Gedanken wieder beim Stalker. »Der denkt jetzt, sie wohnt in einem superschicken Wohnmobil, das einsam im Wald steht. Dabei tut sie das gar nicht.«

Evelyn grinste über diesen tollen Trick von Aisha.

Kapitel 2

Im nächsten Moment zerriss ein riesiger Knall die Nacht, als wäre ein Jumbojet auf unserer Zeltwiese abgestürzt. Direkt vor uns stieg ein gewaltiger Feuerball in den schwarzen Himmel, und dort, wo vorher ein Wohnmobil gestanden hatte, flogen Trümmerteile durch die Luft. Selbst hier auf dem Balkon spürte ich die Druckwelle, die mir Staub, Dreck und den Geruch von verschmortem Plastik und Elektronik ins Gesicht wehte. Im Nachhinein wusste ich nicht, was ich in der ersten Schrecksekunde getan hatte, aber als ich wieder denken konnte, kauerten Evelyn und ich hinter dem alten, hölzernen Balkongitter. Bei der Aktion hatten wir unsere Weingläser vom Tischchen gefegt, und ich spürte die Scherben unter meinen Knien knirschen. Meine Ohren fühlten sich an, als wäre etwas massiv nicht in Ordnung.

»Himmel«, formten Evelyns Lippen, aber vielleicht nahm ich das auch nur an, weil das normalerweise das war, was sie sagte. »Was war das?«

Ich starrte auf ihren Mund, der sich weiter öffnete und schloss, aber ich hatte so ein wattiges Gefühl auf den Ohren, dass ich sie fast nicht hörte.

»Dein Wohnmobil«, schrie ich. Selbst meine eigene Stimme hörte ich nur ganz tief und dumpf. Mit hämmerndem Herzen linste ich zwischen den Streben des Balkons hindurch. Im Wohnmobil flackerten noch immer die Flammen, und das Dach hatte sich aufgerollt wie bei einer Konservenbüchse.

»Jonas!«, brüllte ich vom Balkon hinunter, in der plötzlichen Angst, es könnte ihm etwas passiert sein.

»Ja!«, hörte ich ihn von unten antworten. »Ruf die Feuerwehr.«

»Okay«, brüllte ich.

»Wo ist Evelyn?«

»Hier!«, riefen Evelyn und ich gemeinsam.

Wir versuchten aufzustehen, mussten jedoch wie hypnotisiert hinüber zu dem brennenden Wrack starren. Nach einer Weile gab es einen erneuten dumpfen Schlag, und weitere Blechteile flogen herum. Ich hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden, und wählte deswegen hastig die 112.

Die Feuerwehr vom Ort war nach sechseinhalb Minuten da, der Notarzt und die Rettungssanitäter nach zwölf Minuten. Und dann kamen in schneller Abfolge die diversen freiwilligen Feuerwehren der umliegenden Ortschaften. Unser Dorfpolizist, der Brunner, nicht gerade bekannt für seinen Arbeitseifer, war auch nach einer halben Stunde noch nicht vor Ort. Alle Campinggäste standen auf dem Vorplatz zur Rezeption, dort, wo man parken konnte, wenn man sich anmelden wollte, und beobachteten das Löschen des Wohnmobils aus sicherer Entfernung. Die gesamte Wiese war derart vollgeparkt mit Feuerwehrautos und Krankenwagen, als hätte es einen Anschlag auf eine Großveranstaltung gegeben.

Eine Weile blieb Jonas neben mir stehen und hielt mich im Arm. Als wollte er mich vor weiterem Schaden bewahren. Irgendwann ließ er mich dann doch los und ging zu einem Typen von der Feuerwehr. Dafür, dass nur ein Wohnmobil brannte, war ganz schön viel Feuerwehr da! Etwas besorgt überlegte ich, ob die brennenden Trümmer bis zu unserer Jurte fliegen konnten oder bis zur Scheune, und war plötzlich froh, dass so viel Unterstützung da war.

Immer noch fühlte ich mich zittrig, aber so in der Tür des Rettungswagens sitzend, mit einer silbernen Folie um die Schulter gelegt und umgeben von meinen Campern und zwei Rettungssanitätern, dennoch gut aufgehoben. Gemeinsam beobachteten wir das Spektakel.

»In einem Wohnmobil kann auch sehr viel brennen«, erklärte der Schmidkunz direkt neben mir.

»Unsere Gasprüfung ist aber schon ganz frisch?«, fragte seine Frau neben ihm.

Sie hatte die Hand vor dem Mund und schien fassungslos zu sein, was alles passieren konnte, wenn ein Wohnmobil in die Luft flog.

Evelyn stand neben uns und filmte eifrig die Feuerwehr. Anscheinend war sie nicht halb so traumatisiert wie ich es war. Ich fühlte mich komplett am Ende und hätte nicht einmal das Handy in die richtige Richtung halten können.

Besonders gruselig war, dass sich nun alle darüber unterhielten, von welchen Wohnmobil- und Wohnwagenbränden sie schon gelesen hatten. Das waren unvorstellbar viele. Eigentlich kannte jeder außer mir jemanden, bei dem es zu einer Verpuffung der Gasheizung gekommen war oder der mit einer Zigarette im Mund eingeschlafen war. Im schlimmsten Fall brannten oder explodierten dann die benachbarten Wohnwägen gleich mit und vernichteten im Umkreis von zig Metern alles, was herumstand.

»War da nicht mal der Fall, dass ein gesamter Campingplatz explodiert ist?«, fragte jemand hinter mir.

»Deswegen haben die wahrscheinlich auch alle Feuerwehren der Nachbargemeinden informiert«, sagte der Schmidkunz. »Auf ’nem Campingplatz ist das ja ganz schnell ein Großbrand!«

»Hunderte von ausgebrannten Wohnwägen«, sagte Evelyn in ihre Kamera. »Wenn ich mir das vorstelle, wir Hirschgrundis, alle innerhalb von Sekunden ausgelöscht!«

»Und nur weil ein Wohnwagenbesitzer versäumt hatte, seine Gasprüfung zu machen«, stöhnte die Schmidkunz auf.

Evelyn senkte ihre Kamera und hörte zu filmen auf. »Und deswegen sind alle Nachbar-Wohnwägen explodiert?«, fragte sie neugierig. »Wegen eines einzigen Wohnwagens?«

»Aber bei uns kommt ganz regelmäßig die Gasprüfung für die Dauercamper«, beruhigte ich die Schmidkunz, die wirkte, als würde sie das Campen sofort und für immer einstellen wollen.

Ob meine anderen Gäste Gasprüfungen machten, kontrollierte ich natürlich nicht. Aber es war doch selbstverständlich, dass man das als routinierter Camper tat!

Evelyn seufzte.

»Mein gesamtes Hab und Gut verbrennt da gerade! Aus dem Wohnmobil wird man nichts mehr retten können«, laberte Evelyn gerade in die Kamera und klang nicht einmal besonders besorgt.

»Ich hoffe, du hast aufgelistet, was alles im Wohnmobil war«, sagte die Schmidkunz, während wir zusahen, wie die Flammen aus dem Dach des Wohnmobils schlugen. Dann gab es eine kleine Verpuffung, und die Dachluke flog in die Luft. Ein Aufstöhnen ging durch die Menge, und wir wichen gemeinschaftlich erschrocken zurück.

Keiner sagte mehr etwas. Ich war mir ziemlich sicher, dass Evelyn keine Listen darüber führte, was sie alles besaß.

»Irgendetwas riecht hier ganz extrem nach Alkohol«, merkte der Schmidkunz an und warf mir einen ziemlich schrägen Blick zu.

»Ja. Das bin ich«, verriet ich ihm. »Hab versehentlich eine Flasche Rotwein umgeschüttet, als das Wohnmobil explodiert ist.«

»Na, Hauptsache, alle sind wohlauf«, erklärte die Schmidkunz sanft.

Dann explodierte wahrscheinlich eine Gasflasche, und die Flammen schossen erneut in die Höhe.

Nun hatten Evelyn und ich definitiv keine Lust mehr aufs Zusehen, und ich überlegte, ob wir den Campingplatz evakuieren mussten.

Evelyn und ich behaupteten vor den Rettungssanitätern, dass es uns prächtig ging, und verabschiedeten uns von den Schmidkunzens. Die Sicherheitsüberlegungen überließ ich der Feuerwehr. Jetzt war es auch keine Frage mehr, ob Evelyn bei mir im Haus schlafen würde. Ihr Wohnmobil gab es einfach nicht mehr. Genauso wenig ihre Schlafanzüge, ihre hippen Klamotten und ihr Sortiment an Kosmetika. Inzwischen sah Evelyn kreidebleich aus, vermutlich, weil ihr klar geworden war, dass da noch viel mehr hätte schiefgehen können.

»Ich hol dir Bettwäsche«, sagte ich, während sie sich auf ihr Bett fallen ließ.

Trotzdem nahm sie erneut ihr Handy raus.

»Du machst doch jetzt wohl keine Insta-Story«, sagte ich irritiert.

»Meine Fans wollen natürlich wissen, ob ich noch lebe«, behauptete sie und hob das Handy vors Gesicht. »Ich habe nichts mehr«, erklärte Evelyn in schockiertem Tonfall. »Mein gesamter Hausstand ist in die Luft geflogen! Aber, Leute, ich bin am Leben, und das ist das Wichtigste!«

Während sie in die Kamera sprach und etwas von einem Anschlag auf sich erzählte, holte ich mit zittrigen Knien einen Bettüberzug für das Gästebett. Für einen Moment hatte ich den Eindruck, mich in den Wäschepuff erbrechen zu müssen, und blieb tief durchatmend stehen. Zwar konnte ich inzwischen wieder hören, aber ich hatte einen fiesen Dauerton im Ohr, so ein kreischendes Pfeifen.

Laut den Rettungssanitätern ging das bestimmt irgendwann wieder weg.

Nichts passiert, schärfte ich mir ein. Nichts kaputt, was nicht ersetzbar wäre!

»Und ich Idiot habe heute noch alle Müllsäcke mit den alten Klamotten in den Altkleidercontainer gefahren!«, jammerte Evelyn ins Handy. »Wenn ich mir das überlege!«

Ich griff nach einem Spannbetttuch und legte es auf den Rest der Bettwäsche. Mit dem Bettzeug im Arm kam ich ins Gästezimmer. Evelyn hatte zu filmen aufgehört und sich rückwärts aufs Bett geworfen.

»Stell dir vor, ich wäre schon ins Bett gegangen gewesen«, sagte sie, und man hörte ihrer Stimme keine Emotionen an.

»Denk nicht dran«, sagte ich mit leichtem Grusel, weil ich da auch schon dran gedacht hatte.

»Stell dir vor, ich hätte das Wohnmobil vorhin schon auf meinen alten Stellplatz auf dem Campingplatz gefahren«, machte sie trotzdem weiter.

Ich warf ihr den Bettkissenbezug über den Kopf. »Jetzt hör schon auf!«, sagte ich, weil ich mir das ebenfalls gedacht hatte.

»Dann wäre der gesamte Campingplatz in die Luft geflogen«, sagte sie dumpf unter dem Kissenbezug hervor, ohne auf mich Rücksicht zu nehmen. »Dann wären wir jetzt alle zusammen tot.«

Ich setzte mich zu ihr aufs Bett. Statt das Bett zu beziehen, hörte ich mir mein komisches Hörgeräusch an und hoffte, dass das bald vergehen würde, weil ich sonst dem Wahnsinn anheimfallen würde.

»Meinst du, jemand hat einen Anschlag auf mich geplant?«, fragte sie undeutlich.

»Wer sollte auf dich einen Anschlag planen?«, fragte ich zurück und hörte den Rumplern meines Herzens zu.

»Der Stalker, der sich darüber ärgert, dass ich Aisha bei uns verstecke«, begann Evelyn ihre Aufzählung, wer alles etwas gegen sie haben könnte. »Einer der vielen Mörder, die wir in den letzten Jahren hochgehen haben lassen.«

Ich seufzte.

»Der Steglmaier, weil er sich darüber ärgert, dass wir mehr Gäste haben als er.«

Ich schüttelte nur den Kopf. Der Steglmaier war doch kein Mörder. Und die vielen Mörder waren doch nicht sauer auf Evelyn. Eher auf Jonas und mich.

»Hast du jetzt die Gasprüfung machen lassen oder nicht?«, fragte ich, weil ich das wahrscheinlicher fand.